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Die Vermittler und Träger

Zuerst ist die Frage zu beantworten, wie sich die Geburtenbeschränkung aus-breitete, was für gesellschaftliche Vorgänge dabei galten, wer die Träger waren.

Am wichtigsten wäre es, die Frage zu beantworten, warum die Geburtenbe-schränkung parallel in drei Zentren angefangen hat, warum diese Zentren eben in den erwähnten Regionen und nicht anderswo entstanden sind. Damit be-schäftigt sich das Kapitel über die Ursachen der Geburtenbeschränkung. Der Einfluß von anderen Völkerschaften wurde bereits erwähnt, neuerlich scheint er zweifelhaft zu sein.

So erwähnen D. Buday und S. Milhoffer, wie schon zitiert,105eine mögliche Rolle der französischen Soldaten, die in Westungarn ansässig geworden sind:

Familiennamen wie Franczia Kovács, Franczia Szabó bezeugen es; J. Hídvégi erwägt die mögliche Rolle einer größeren französischen Niederlassung am Ende des 18. Jahrhunderts im Banat; da jedoch beide Regionen vom Ormánság entfernt liegen, “scheint es wahrscheinlich zu sein, daß die Urväter der Bewoh-ner des Ormánság es nicht nötig hatten, einen Rat bei den Franzosen zu holen,

104 Bei den Volksschriftsellern, besonders bei KOVÁCS, I.: Néma forradalom,(1937).

105 Siehe Anm. Nr. 40.

das Einkindsystem ist an Ort und Stelle aus eigener Idee erwachsen”.106Das bestätigen die Forschungsergebnisse von R. Andorka für den süd-transdanubi-schen Bereich.107

In dieser Region war eine andere Völkerschaft seßhaft, die Serben, die im 17.–18. Jahrhundert entlang der Donau Händlerkolonien gegründet haben, aber ihre Bevölkerung ist bis zum 19. Jahrhundert praktisch ausgestorben.108 Bei den südslawischen Völkerschaften – Schokatzen und Bunjewatzen im heutigen Ungarn, Kroaten in Slawonien – hat man neulich eine früh begonnene Gebur-tenbeschränkung dokumentiert.109

Es gibt noch Vermutungen, daß man diese Praxis von dem ortsansässigen Kleinadel erlernt haben konnte, in einigen Regionen nämlich hätten die Klein-adligen, um einer Verarmung entgegenzuwirken – bei der üblichen Realteilung des Grundbesitzes – mit einer Geburtenbeschränkung sehr früh angefangen. Im Komitat Gömör in der Nordregion ist jedoch das Gegenteil der Fall: die klei-nadeligen Familien – trotz Verarmung – haben viele Kinder gehabt, die Bau-ernfamilien jedoch weinite.110

Da es meistens um sehr frühe Perioden geht, die statistisch nicht erfaßt wer-den können, sollte man diesbezügliche Forschungen in Archiven durchführen, wobei gewisse Einflüße nicht völlig auszuschließen sind.

Sehr wichtig erscheint der Umstand, daß auf dem Lande, nachdem eine Pra-xis der Geburtenbeschränkung in den drei Zentren üüberhand nahm, der all-mählichen Ausbreitung nichts wirksam entgegenstehen konnte, der Gedanke selbst sehr freundlich aufgenommen wurde.

Leute mit Wissen und Fertigkeiten, Träger der Geburtenkontrolle, waren herzlich willkommen. Hebammen, Wahrsagerinnen und “Curpfuscherinnen”111

106 HÍÍDVÉGI, J.: Hulló magyarság,1938 (?), S. 57.

107 “Da wir schon unter den vor 1790 geschlossenen Ehen einige antreffen, wo eine Geburten-kontrolle anzunehmen ist, scheint jede ‘Erlern’-Hypothese falsch zu sein”, ANDORKA, R.:

Az ormánsági születéskorlátozás története,1975. SS. 54–55. – “Es scheint, daß in Ormán-ság und Sárköz um etwas früher und in größerem Ausmaß die Geburtenkontrolle angewandt wurde, als bei der französischen Bauernschaft, die als Musterbeispiel der frühen Geburten-kontrolle angenommen wird”, ANDORKA, R.: Az “egykés” családok…,1978. S. 70.

108 ILLYÉS, GY.: Pusztulás, 1933. Zitiert nach der Ausgabe: Itt élned kell,1976. I. SS. 26–27.

Vgl. VARGA, J.: A magyar faj védelme…,1901. SS. 65–74.

109 BLAZ, M.: Cicovski bozjak. Bunjevacka i sokacka vila,1874. hat die Meinung, daß die Un-garn die Geburtenkontrolle von den Serben erlernt haben. Vgl. ANDRÁSFALVY, B.: Die Stellung der Frau in verschiedenen ethnischen Gruppen in Baranja,1982. S. 156. – Zu Sla-wonien: DEKANOVIC-HELLEBRANT, M.: Die Frau in Slawonien im Lichte einiger histo-rischer und literahisto-rischer Quellen des 18. Jahrhunderts,1982. und: KOZIC, M.: Das Ehele-ben der slawonischen Grenzerin im Lichte der zeitgenössischen Berichte, 1982.

110 BÓNIS, GY.: Egyke és jogszokás a Garamvölgyén,1941. S. 304. – ERDEI, F.: A magyar paraszttársadalom, zitiert nach: 1980. S. 70.

oder Zigeunerinnen112 lebten davon, zogen fort und siedelten sich in einem Nachbardorf an. Viele Gemeinden, die diese Praxis eigentlich nicht kannten, hätten sie durch diese Frauen kennengelernt.

An der Jahrhundertwende erschienen Händler, die Mittel zur Empfängnis-verhütung anboten, und dadurch wurden “Präservativmittel in der kleinsten Dorfgemeinde bekannt”.113

In welcher Richtung sich die Geburtenbeschränkung ausbreitete, zeigt die Häufigkeit der Kontakte unter der Bevölkerung. Die gleiche Sprache und Kon-fession, das gleiche Vermögensniveau und die gleiche Mentalität förderten den Kontakt. Anderssprachige Dörfer konnten auf dem Wege liegen, doch nicht angesteckt werden, wohl aber etwas enfernter liegende gleichsprachige Sied-lungen. Kam es jedoch innerhalb einer zweisprachigen Siedlung zu einem Aus-tausch, dann wurde die andere Völkerschaft angesteckt. Die geographische Lage, wie die Isoliertheit einiger Gemeinden, können einen Austausch des Wis-sens um die Geburtenkontrolle verhindern, aber häufige Treffen in Märkten ihn begünstigen.114Eine Gliederung innerhalb der eigenen Gemeinde nach Vermö-gen – reiche Familien haben weniger, arme mehr Kinder, oder aber umgekehrt – ist einerseits durch die wirtschaftliche Lage, andererseits durch die häufige-ren Kontakte innerhalb der gleichen Volksschicht zu erklähäufige-ren.

Daß es hier um einen allmählichen, langsamen Prozeß geht, selbst im eige-nen Dorf, ist an der Tabelle Andorkas über Vajszló und Besence ersichtlich: an der Verteilung verheirateter Frauen je nach geborenen Kindern. In den vor 1790 geschlossenen Ehen gibt es zwei verschiedene Gruppen, d. h. die Vertei-lung hat zwei Modi: der erste Modus liegt bei vier Geburten, der zweite bei sie-ben-acht. Die erste Gruppe hat die Zahl der Geburten wohl beschränkt, die andere höchstwahrscheinlich nicht, oder aber in kleinerem Ausmaß, am Ende der Ehe, im höheren Alter. Nach 1791 verschwindet der zweite Modus, es bleibt nur der erste, und dieser liegt auch an der geringeren Anzahl der Gebur-ten. In den zwischen 1851–1895 geschlossenen Ehen sind nur noch die

Zwei-111 TEMESVÁRY, R.: Volksbräuche und Aberglauben…,1900. S. 12. – sonst häufig erwähnt in der Literatur, vgl. Anm. 145–156.

112 In Somogy: GÖNCZI, F.: Az “egyke” a somogyi nép szokásaiban és lelkivilágában,1924.

und: VARGA, J.: A magyar faj védelme…,1901. SS. 105–106, indem VARGA einen Pastor zitiert, der Fälle in den Gemeinden Görgeteg und Szentkirály erwähnt. Am Balatonufer bei JANKÓ, J.: Ethnographie der Bevölkerung der Umgebung des Balatonsees,1906. S. 457.

113 TEMESVÁRY, R.: Volksbräuche und Aberglauben…,1900. S. 15. – “Jüdische Hausirer”

erwähnt JANKÓ, J.: Ethnographie…,1906. S. 457.

114 VARGA, J.: A magyar faj védelme…,1901. S. 106.

Kinder-Familien am häufigsten. Immer bleiben aber Familien mit hoher Kin-derzahl, die die Geburten nicht beschränkt haben.115

Innerhalb der Dorfgemeinde bleibt der Anfang immer geheim, manchmal wird er durch die Ankunft einer neuen Hebamme mit deren negativen Folgen auf lange Sicht angezeigt. Falls der Pastor wachsam ist, kann er am Anfang mit Autorität auftreten und die Hebamme ausweisen, so den Mißbrauch rechtzeitig – für einige Jahre – verhindern. Sonst ist der Prozeß unaufhaltsam, denn “man kann nicht mehr helfen, wenn die Gläubigen seit 6–10 Jahren davon angesteckt sind”.116 In einer entwickelteren Phase wie im Ormánság der zwanziger-dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts ist der Pastor ohnmächtig, so im Falle von L. Fülep und G. Kiss. Der Einfluß der Hebammen auf Großmütter, Schwieger-mütter, ist in den ethnographischen und soziographischen Bearbeitungen doku-mentiert.117

Die Vermittler und Träger der Geburtenbeschränkung gehören also logi-scherweise einer Agrargesellschaft an. Gegen die Jahrhundertwende kann man ein Miteinanderleben des Dorfes im traditionellen Sinn und der Stadt mit mark-wirtschaftlicher Mentalität beobachten, später wiederum Praktiken, die inner-halb der agrarischen Gesellschaft gewachsen sind.