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1. EINFÜHRUNG

1.3. Abgrenzung

Eine geschichtliche Übersicht gründet auf Quellen. Eine theologiegeschichtli-che Arbeit braucht theologistheologiegeschichtli-che Quellen.5Leider verfügen wir über keine unga-rischen Quellenpublikationen und Vorarbeiten, die eine theologiegeschichtli-che Bearbeitung ermöglichten.

Dafür gibt es eine Reihe von empirischen sozial- und humanwissenschaftli-chen Arbeiten, die sich auf ihre spezifishumanwissenschaftli-chen Quellenpublikationen stützen. Da wir nun nicht in der Lage sind, nach theologiegeschichtlichen Quellen suchen zu können, müssen wir uns auf das beschränken, was vorgefunden wird.

Dage-4 So im Projekt eines Vereins für Mehrkinderfamilien, vgl. MONSPART, ÉÉ.: Egyesületalapítás, in: NŐK LAPJA, den 26. April 1987. S. 24. Jg. 39. Nr. 17.

5 Vgl. NOONAN, J. T.: Empfängnisverhütung, 1969; BERGUES, H. (Hrsg.): La prévention des naissances dans la famille…,1960.

gen wäre zu überlegen, daß diese Auswahl zu falschen Schlüssen führen könn-te. Dafür spricht dennoch die Annahme, daß die empirischen Sozial- und Humanwissenschaften auch theologisch relevant werden können, falls ein Theologe sie als Quellen benutzt und dabei methodisch gesichert vorgeht.

Heute ist die moraltheologische Forschung mehr als je dazu verpflichtet, die empirischen Humanwissenschaften heranzuziehen.6 Es wird also berechtigt sein, sich auf den humanwissenschaftlichen Ertrag zu beschränken. Es muß aber in Betracht gezogen werden, daß eben die Wissenschaften, die uns behilf-lich sind, sehr viel Hypothetisches, Unasugegorenes beinhalten, und sich dabei mit dem vormoralischen Vorfeld beschäftigen. Es empfiehlt sich also, sich vor voreiligen Schlüssen zu hüten. Es geht hier anhand dieser komplexen Thema-tik nicht um etwas Endgüültiges, um ein letztes Wort, sondern vielmehr nur darum, alte wie neue Einsichten und Mißverständnisse zu überprüfen, die frü-here Literatur und die zeitgenössische humanwissenschaftliche Forschung moraltheologisch auszuwerten, bzw. ihre moraltheologische Relevanz auszuar-beiten. Es werden daraus einige Impulse erhofft, die gegebenenfalls auf die humanwissenschaftliche Forschung zurückwirken und die theologiegeschicht-liche Forschung anregen könnten.

Es wird hier also nicht die Demographiegeschichte des Landes geschrieben, aber es muß vieles von der historischen Demographie herangezogen werden, da die Geburtenbeschränkung in Ungarn eine schwerwiegende demographi-sche Bedeutung hat.

Es kann nicht einmal die Aufgabe übernommen werden, eine Geschichte des kontrazeptiven Verhaltens bzw. der Geburtenbeschränkung in Ungarn zu schreiben,7einerseits liegen zu wenig Vorarbeiten vor, andererseits ist es nicht die Aufgabe des Moraltheologen.

Es wäre weiterhin verfehlt, eine Auswertung der Literatur über die Geburten-beschränkung in Ungarn von dieser Arbeit zu erwarten.8Diese Arbeit kann aber ohne Vorstudien dieser Art wiederum nicht geschrieben werden.

6 HERTZ, A.: Moral, 1972.

7 Eine Geschichte des kontrazeptiven Verhaltens bzw. der Geburtenbeschränkung in Ungarn läßt noch auf sich warten, vgl. u.a. KOVÁTS, Z.: A magyarországi népességi reprodukció kérdése és a XVIII–XIX. sz-i családi rekonstrukciós vizsgálatok néhány eredménye,1966. S. 142.

8 Ein Versuch von Andorka für Süd-Transdanubien: ANDORKA, R.: A dél-dunántúli egykekuta-tások története, 1969.

Unsere Aufgabe ist es, den Ertrag der früheren Literatur und der zeitgenössi-schen sozialwissenschaftlichen Forschung zu berücksichtigen, und das bedeu-tet, es muß eine Wahl getroffen werden. Diese Auswahl mag einigen Sozial-und Humanwissenschaftlern willkürlich erscheinen, es kann hier aber nicht ihre Arbeit übernommen werden, um gesicherte Ergebnisse zu erzielen; es muß in Kauf genommen werden, was vorgefunden wird, ohne dabei die Moraltheo-logie aus den Augen zu verlieren. Ein diesbezüglich neuer Aspekt meldet sich hier, die Betrachtungsweise des Theologen wird geltend gemacht.

Es ist merkwüürdig, daß diesbezüügliche frühere Forschungen ein gegensei-tiges, interdisziplinäres Interesse aufgewiesen haben.

So war der römisch-katholische Theologe E. András in den sozioökonomi-schen Vorbedingungen bei seiner Dissertation über die “Völkische Bewegung”

interessiert.9

Der Soziologe D. Némedi betont, daß die Frage des Einkindsystems für Linksradikale eine Brücke zu Fragen der Moral und der nationalen Existenz bildete und für Konservative einen Ausweg zur materiell-gesellschaftlichen Wirklichkeit. Er nennt es Moralsoziologie in seinem Buch über die frühe Peri-ode der “Völkischen Soziographie”.10

Beide Arbeiten analysieren eine solche Bewegung von Schrifstellern, die einen sozialen Dienst, eine ethische Rolle übernommen hat, die in der Gesell-schaft der 20–30er Jahre Ungarns spezifisch verwurzelt und mit der Geburten-beschränkung engstens verbunden war. Sie übernahmen eine Rolle der Prophe-ten des AlProphe-ten Testaments, indem sie klar die sozialen Mißstände gebrandmarkt haben, und dadurch wurden sie zum Zeichen der Wahrheit und der Solidarität.11 Weiterhin sei bemerkt, daß der historische Demograph und Soziologe, der zeitgenössische Forscher R. Andorka zum Ergebnis gekommen ist, daß die Geburtenbeschränkung ohne eine genügende Kenntnis von herrschenden Wert-vorstellungen und Normen innerhalb einer gegebenen Gesellschaft nicht genü-gend erklärt werden kann. Eine weitere Kenntnis von herrschenden Auffassun-gen, Sitten und Gewohnheiten, also von kognitiven Faktoren, ist neben den

9 ANDRÁS, E.: Entstehung und Entwicklung der sogenannten Völkischen Bewegung in Ungarn (1920–1956),1974.

10 NÉMEDI, D.: A népi szociográfia 1930–1938,1985. SS. 152–153.

11 Siehe SS. 35–36. dieser Arbeit. Zur Soziographie, die zur “Schicksalwissenschaft” geworden ist, vgl. N. PÁL, J.: Szociológiai tanulmány a szociográfiáról,1985.

sozioökonomischen und demographischen Eigenschaften zur Deutung der Geburtenbeschränkung in Ungarn unentbehrlich.12

Die herrschenden Wertvorstellungen und Mentalitäten sind zuletzt nicht ohne ein gesichertes Verständnis der sozioökonomischen, strukturellen Vorbe-dingungen möglich, wie es die Forschungsergebnisse des zeitgenöössischen Ethnologen, B. Andrásfalvy, betonen.13

Daraus geht hervor, daß dieser Versuch, eine komplexe makro- wie mikroso-ziale Erscheinung moraltheologisch auszuwerten, berechtigt ist und gerechtfer-tigt werden kann. Eine Schwierigkeit ergibt sich dabei, daß u. E. sich die moraltheologische Forschung bisher nicht genügend mit den Ergebnissen der historischen Demographie hat beschäftigen können, da sie eine zu junge Wis-senschaft ist, seit etwa zwanzig Jahren zu entwickelteren Methoden gekommen und in die Sozialgeschichtsforschung integriert worden ist. Demographisch interessierte moraltheologische Arbeiten beschränken sich auf die horizontale, synchronische Dimension, indem sie nur die zeitgenössische Problematik einer Übervölkerung behandeln und die vertikale, diachronische Dimension ver-nachlässigen, durch deren Ergebnisse neue Informationen für die zeitgenössi-sche Problematik erschlossen werden.14 Mangels einer soliden Methodik, Ergebnisse der historisch-demographischen Forschungen in die Moraltheolo-gie zu integrieren, sind wir gezwungen, auf diesem Gebiet auf eigenes Risiko Neuland zu betreten.

12 ANDORKA, R.: A termékenység társadalmi tényezői a fejlett társadalmakban,1983. S. 105.

– Vgl. SS. 106. ff. dieser Arbeit.

13 ANDRÁSFALVY, B.: Ellentétes értékrendek összeütközése és a polgárosodás,1973. und der-selbe, Contrasting Value Orientation of Peasant Communities and its Persistence into Moder-nization,1978. – Siehe noch SS. 119–124. dieser Arbeit.

14 So z. B. OVERHAGE, P.: Das biologische Risiko künstlicher Geburtenbeschränkung,1970;

– HÖRMANN, K. (Hrsg.): Lexikon der christlichen Moral,1976 und KLOSE, A. –MANTL, W. – ZSIFKOVITS, V. (Hrsg.).: Katholisches Soziallexikon,1980 lassen einen Artikel über historische Demographie vermissen, ebenso das Lexikon füür Theologie und Kirche. Im Index trifft man folgende Begriffe: Bevöölkerungspolitik, -verhältnisse, -wachstum und -statistik;

ROSSI, L. – VALSECCHI, A. (Hrsg.): Dizionario Eenciclopedico di Teologia Morale, 1981 ist daran überhaupt nicht interessiert. Nuere Synthesen, wie HERTZ, A. und andere, (Hrsg.):

Handbuch der christlichen Ethik,I–II. 1978, III. 1982, sowie HÄRING, B.: Frei in Christus, I–III, 1979–1981, behandeln: Bevölkerungsprobleme, -explosion, -politik, -wachstum und – kontrolle: die Problematik der gegenwärtigen Weltbevölkerung. TETTAMANZI, D.: La comunitàcristiana e l’aborto, 1975 führt Statistiken über die gegenwärtige Lage vor allem in Italien auf und wertet sie aufgrund einer theologiegeschichtlichen Übersicht bzw. von heuti-gen theoretischen Überlegunheuti-gen aus. NOONAN, J. T.: Empfängnisverhütung, 1969 hat am meisten Interesse an diesem Problembereich, er führt aber nur einige Forschungen aus dem westeuropäischen Bereich auf. – Ein Artikel von großem Interesse ist: MOLS, R.: phie et paternitéé responsable, 1969. Vgl. noch den Artikel von MAKOWSKI, T.: Demogra-fia, in: ENCYKLOPEDIA KATOLICKA 3 (1979) 1151–1153.