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Die Struktur des genossenschaftlichen Bankensektors

In document Westungarische Universität zu Sopron (Pldal 85-89)

4.2 Der deutsche Sektor der Genossenschaftsbanken

4.2.2 Die Struktur des genossenschaftlichen Bankensektors

Der Sektor der genossenschaftlichen Banken gliedert sich in zwei bis drei Stufen. Die erste Stufe umfasst die 1.050 Kreditgenossenschaften.274 Sie bilden das Fundament des Sektors.

Die anderen Ebenen bestehen aus den beiden genossenschaftlichen Spitzeninstituten. Zu-dem sind die Genossenschaftsbanken in den genossenschaftlichen Finanzverbund einge-bettet. Die Spitzeninstitute und die Verbundunternehmen stellen nur Finanzdienstleistun-gen zur Verfügung, wenn dies durch die Genossenschaftsbank selbst nicht möglich ist.

Dies ist immer dann der Fall, wenn spezielle Finanzdienstleistungen aufgrund der ge-wünschten Quantität, Qualität oder beidem von der jeweiligen zumeist kleinen örtlichen Bank nicht allein erbracht werden kann.275 Daneben unterhält der Sektor der

271 Vgl.: Ebenda.

272 Vgl.: Ebenda.

273 Vgl.: Ebenda.

274 Vgl.: Deutsche Bundesbank (2015), S. 104.

275 Vgl.: Böhnke, W. (2007), S. 1216 f.

schaftsbanken noch ein kollektives Institutssicherungssystem, dass einsteht, wenn eine Einzelbank vor der Insolvenz steht.276

4.2.2.1 Die erste Stufe des genossenschaftlichen Bankensektors

Bei den 1.050 Kreditinstituten auf der ersten Stufe des genossenschaftlichen Sektors han-delt es sich um meist kleine Banken, die die Rechtform einer eingetragenen Genossen-schaft führen. Die Volks- und Raiffeisenbanken sind dem Regionalprinzip verpflichtet, d.

h. sie konzentrieren sich nur auf ihre Region, sind nicht überregional tätig und konkurrie-ren somit nicht mit andekonkurrie-ren Volks- und Raiffeisenbanken in dekonkurrie-ren Geschäftsgebiet.277 Auch die kleinste Bank Deutschlands, die Raiffeisenbank Struvenhütten eG, die Ende 2014 lediglich eine Bilanzsumme von 15.698.000 € aufwies, gehört dem Genossenschaftssektor an. Dagegen erreichte die größte Bank unter den Volks- und Raiffeisenbanken, die Berliner Volksbank eG, Ende 2014 eine Bilanzsumme 10.836.817.000 €.278 Die starke regionale Verankerung der Volks- und Raiffeisenbanken führt dazu, dass diese Banken genaue Kenntnisse über die jeweiligen Strukturen ihres Geschäftsgebietes haben. Diesen Wettbe-werbsvorteil kann dieser Banken für die eigene autonome Geschäftsstrategie nutzen.279 Neben den Volks- und Raiffeisenbanken gibt es noch weitere Genossenschaftsbanken, die sich aber dem Regionalprinzip nicht verpflichtet fühlen. Obwohl sie mit den Volks- und Raiffeisenbanken in deren Geschäftsgebiet konkurrieren, sind sie ebenfalls im Bundesver-band der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken organisiert. Zu diesen Genossen-schaftsbanken, die sehr häufig aus Selbsthilfeeinrichtungen bestimmter Branchen oder Be-rufsgruppen hervorgingen, zählen u. a. Kirchenbanken (bspw. die LIGA-Banken), die Sparda-Banken280 und die PSD-Banken281. Auch die bundesweit tätige Deutsche Apothe-ker- und Ärztebank eG, die mit einer Bilanzsumme von 35.391.734.000 € (Stand Ende 2014) die größte deutsche Genossenschaftsbank ist, zählt hierzu.282

gegründet. Heute kann jede Privatperson Mitglied einer Sparda-Bank werden. Die Sparda-Bank Baden-Württemberg eG, die ihren Sitz in Stuttgart hat, war Ende 2014 mit einer Bilanzsumme von 13.457.970.000 € die zweitgrößte Bank im Sektor der Genossenschaftsbanken. Vgl. hierzu BVR (2015a), S. 1.

281 Ein Verband von 15 Genossenschaftsbanken in Deutschland. Sie führten vormals die Bezeichnung Post-, Spar- und Darlehnsvereine. Auch diese Genossenschaftsbanken sind heute für alle Privatpersonen geöffnet.

Größtes Institut unter den PSD-Banken ist die PSD Bank Rhein-Ruhr eG mit Sitz in Düsseldorf. Sie erreichte Ende 2014 eine Bilanzsumme von 3.403.217.000 €. Vgl. hierzu BVR (2015a), S. 1.

282 Vgl.: BVR (2015a), S. 1und vgl.: Müller, W. (2007), S. 37.

4.2.2.2 Die genossenschaftlichen Spitzeninstitute

Der genossenschaftliche Bankensektor in Deutschland war vormals dreistufig organisiert.

Er gliederte sich in die erste Stufe, die wie auch heute die genossenschaftlichen Kreditin-stitute umfasste. Die dritte Stufe bestand aus dem genossenschaftlichem Spitzeninstitut, der Deutsche Genossenschaftsbank (DG Bank), die 1998 die Rechtsform einer Aktiengesell-schaft annahm. Noch vor dem Jahr 2000 gab es in Deutschland insgesamt drei regionale Spitzeninstitute, die eine weitere Stufe zwischen den genossenschaftlichen Kreditinstituten einerseits und der DG Bank andererseits bildeten. Diese regionalen Spitzeninstitute waren die Westdeutsche Zentralbank (WGZ), die Süddeutsche Genossenschafts-Zentralbank (SGZ) und die Genossenschaftliche Zentralbank (GZB). Im Jahr 2000 fusio-nierten die SGZ und die GZB zur Genossenschaftliche Zentralbank (GZ Bank), wobei die-ses neue regionale Spitzeninstitut auch die Rechtsform einer Aktiengesellschaft erhielt. 283

Abbildung 24: Zentralbanken im genossenschaftlichen Bankensektor

Quelle der rechten Darstellung: Ringle, C. M. (2003), S. 7, Gesamtdarstellung: Bode, O. H. (2011), S. 32.

Schon im Jahr 2001 fusionierten die DG Bank und die GZ Bank zur Deutsche Zentral-Ge-nossenschaftsbank (DZ Bank). Somit wandelte sich in fast ganz Deutschland das genossen-schaftliche Bankensystem von einem dreistufigen in ein zweistufiges System.284 Lediglich im Geschäftsgebiet der WGZ besteht bis heute ein dreistufiges System. Seit Bildung der DZ Bank scheiterten mehrfach Versuche, die DZ Bank und die WGZ miteinander zu ver-schmelzen. 2012 fusionierten beide Institute ihre Luxemburger Beteiligungsgesellschaften, um enger zu kooperieren. Immer wieder kommen Gerüchte auf, die Fusion stände bevor.285 Die Arbeitsteilung unter den Stufen im genossenschaftlichen Bankensektor folgt dem Subsidiaritätsprinzip, ohne dass es ausdrücklich ausformuliert oder vertraglich fixiert

283 Vgl.: Zerche, J.; Schultz, R. (2000), S. 54 f.

284 Vgl.: Ringle, C. M. (2003), S. 6.

285 Vgl.: Die Zeit (2009), vgl.: Handelsblatt (2012) und vgl.: Reuters (2015).

den ist. Das Subsidiaritätsprinzip besagt, dass zunächst Aufgaben von den untersten Stufen übernommen werden, sollte diese Stufe bestimmte Aufgaben nicht adäquat erledigen kön-nen, übernimmt die nächsthöhere Stufe. So betreut die WGZ bspw. gehobene Mittel-standskunden ihrer genossenschaftlichen Kreditbanken.286

Wolfgang Kirsch, der seit September 2006 Vorstandsvorsitzender der DZ Bank ist, be-schreibt das Aufgabenspektrum der DZ Bank wie folgt:

„Die DZ Bank ist eine Zentralbank der Volksbanken Raiffeisenbanken und ihr Auftrag ist es, die Geschäfte der vielen eigenständigen Genossenschaftsbanken vor Ort zu unterstüt-zen und ihre Position im Wettbewerb zu stärken. Zusätzlich betreut die DZ Bank als Ge-schäftsbank Unternehmen und Institutionen, die einen überregionalen Bankpartner benöti-gen. Sie bietet das komplette Leistungsspektrum eines international ausgerichteten, insbe-sondere europäisch agierenden Finanzinstitutes an. Nicht zuletzt hat die DZ Bank die Hol-dingfunktion für die Verbundunternehmen der DZ Bank Gruppe und koordiniert die Spezi-alinstitute innerhalb der Gruppe. Die Unternehmen der DZ Bank Gruppe mit ihren starken Marken gehören zu den Eckpfeilern des Allfinanzangebots der genossenschaftlichen Ban-kengruppe und finden in Zusammenarbeit untereinander für jede Herausforderung die effizienteste Lösung.“287

Die genossenschaftlichen Spitzeninstitute unterstützen somit die genossenschaftlichen Kre-ditbanken, sie übernehmen die Funktion einer Geschäftsbank für spezielle Kunden und übernehmen wichtige Funktionen bei der Koordination des gesamten Finanzverbundes.

Zudem sind die genossenschaftlichen Spitzeninstitute Eigentum der genossenschaftlichen Kreditinstitute.

Abbildung 25: Anteilseigner der DZ Bank

Quelle der Ursprungsdaten: DZ Bank (2015).

286 Vgl.: Brückner, Y. (2007), S. 144 f.

287 Kirsch, W. (2006), S. 944 f.

4.2.2.3 Weitere Unternehmen im genossenschaftlichen Finanzverbund

Neben genossenschaftlichen Zentralbanken werden die genossenschaftlichen Kreditbanken noch durch eine Vielzahl von weiteren Anbietern von Finanzprodukten unterstützt. So ha-ben selbst kleine Volks- und Raiffeisenbanken die Möglichkeit, ihren Kunden ein kom-plettes Allfinanzangebot zu offerieren. Hierzu zählen bspw. die R+V Versicherung, die Bausparkasse Schwäbisch Hall und die Union Investment, ein Anbieter für Asset Ma-nagement. Die nachfolgende Grafik gibt einen Überblick über die Unternehmen der Ge-nossenschaftlichen Finanzgruppe der Volksbanken Raiffeisenbanken.288

Abbildung 26: Der genossenschaftliche Finanzverbund im Gebiet der WGZ

Screenshot, Quelle: Genossenschaftliche Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken (2013)

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