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Auswahl und Systematisierung der Daten

4. Daten und Methodik

4.1 Daten und Quellen .1 Ob-Ugrisch

4.2.2 Auswahl und Systematisierung der Daten

Das eigentliche Korpus der vorliegenden Arbeit, die analysierten Vorkommen der Pos-sessivsuffixe, besteht insgesamt aus 2674 Token, welche sich in etwa gleichmäßig auf die drei ugrischen Sprachen Chantisch, Mansisch und Ungarisch verteilen.87 Die chan-tischen Belege repräsentieren dabei die nördliche sowie die östliche Dialektgruppe, mit Daten aus dem Kazym- bzw. dem Surgut-Chantischen. Die mansischen Belege reprä-sentieren den Nord-Dialekt, wobei eine weitere dialektale Zuordnung nicht möglich ist, in der Korpus-Übersicht ist jedoch der Ort der Sammlung, soweit rekonstruierbar, mit angegeben. Im Ungarischen wurde keine dialektale Unterteilung vorgenommen.

Die Auswahl der Dialekte ist der Zugänglichkeit des Materials geschuldet, da es sich beim Nord-Mansischen um die Dialektgruppe mit der größten Sprecherzahl handelt, und mit den Kazym- und Surgut-Dialekten des Chantischen eine kontrastive Analyse zweier Dialektgruppen ermöglicht wurde, ist die Auswahl für aussagekräftige Analysen dennoch gut geeignet (siehe auch Kapitel 1.1).

Nicht alle Vorkommen von Possessivsuffixen wurden jedoch in das Korpus aufge-nommen. Zum einen gibt es Belege, welche nicht eindeutig bestimmt werden kön-nen. Dazu gehören zum Beispiel Segmentierungen von möglicherweise schon fossi-lisierten Formen, zum Beispiel chantisch xatɬәtәn ‚am Tage‘. Diese Form ist einerseits als Einheit im DEWOS vermerkt (DEWOS/Steinitz 1966–1993: 572), es ist außerdem nicht möglich, aufgrund des begrenzten vorliegenden Materials mit anderen Bele-gen zu vergleichen, ob auch andere Kombinationen zum Beispiel mit einer anderen Person oder einem anderen Kasussuffix vorkommen können oder ob es sich bei der betreffenden Form um eine Grammatikalisierung handelt. Von einer Segmentierung wurde deshalb abgesehen. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre denkbar, sich expli-zit mit solchen Formen zu befassen und diese mithilfe gezielter Eliexpli-zitierungen ein-zuordnen. Nicht aufgenommen in das Korpus wurden auch Belege, in welchen das Possessivsuffix nicht eindeutig abgetrennt werden kann, da es sich entweder um fos-silisierte Formen wie Personalpronomina handelt oder um sehr archaische Formen, die ohne Possessivsuffix nicht mehr als eigene Lemmata existieren (zum Beispiel die

87 821 Token Nordmansisch, 914 Token Chantisch insgesamt und Ungarisch 1103 Token.

4.2 Methodik 97

archaischen Anredepronomina kelmed/kelmetek/kigyelmetek des Ungarischen). Bei Personalpronomina erscheint im Ob-Ugrischen oft als Stammerweiterung das je-weilige Possessivsuffix, zum Beispiel mansisch ānәmn ‚1SG.DAT‘; oder sie sind an der Bildung der Reflexivpronomina beteiligt (Riese 2001: 31). Auch das ungarische Reflexivpronomen maga (verglichen magam ‚1SG‘, magunk ‚1PL‘) enthält ein mehr oder weniger fossilisiertes Possessivsuffix, weswegen die Form ebenfalls nicht in das Korpus aufgenommen wurde.88 Des Weiteren wurde im Zweifelsfall gegen eine Auf-nahme in das Korpus entschieden, wenn aufgrund der Qualität der Quelle eine Form nicht eindeutig erkennbar war. Dies gilt insbesondere für die handschriftlichen Auf-zeichnungen von Valerij Nikolajevič Černecov, die nur in einer grobkörnigen Kopie vorliegen.

Abbildung 8: Schriftprobe aus den Aufzeichnungen von Valerij Nikolajevič Černecov. © 2012 OUL, http://

www.oudb.gwi.uni-muenchen.de/index.php?abfrage=fieldwork_chernetsov (Zugriff vom 22.05.2017).

Ebenso wurde mit festen Phrasen und Redewendungen verfahren, das heißt, Konstruk-tionen, in welchen die Ergänzung immer ein Possessivsuffix trägt und welche auch so in den verwendeten Wörterbüchern zu finden ist. Für das Ungarische sind dies beispielsweise:

88 Reichert 1986 trennt die Personalmarker zwar von allen Pronomina ab (Reichert 1986: 62f.), da aber das Reflexivpronomen maga im Wörterbuch (Hessky (Hg.) 2002: 772) und im HNC (HNC_Abfrage_0038) zumindest in der dritten Person als eigener Lemma-Eintrag geführt wird, werden diese Formen in der vorliegenden Arbeit nicht segmentiert.

annak érdekében, hogy Tendenz zu fester Phrase, verglichen HNC_Abfrage_0025.pdf und HNC_

Abfrage_0035.pdf, HNC_Abfrage_0036.pdf: Zwar macht die Konstruktion annak érdekében nur etwas mehr als ein Zehntel aller Vorkommen von érdekében aus, die Anzahl an Vorkommen von érdekében, hogy entspricht dem jedoch ebenfalls in etwa. Eine gezielte Suche nach allen drei Komponenten ist aufgrund der Suchmaske des HNC nicht möglich (siehe Beschreibung HNC).

Aus diesem Grund wurde erdek(ében) als Beleg aufgenommen, annak érdekében hogy jedoch nicht.

bű-é bá-é Phrase, ‚weder gicks noch gacks‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 179), nicht aufgenommen;

éjszaka Substantiv, ‚Nacht‘ (Hessky (Hg.) 2002: 251), nicht aufgenommen;

erőnek erejével Phrase, ‚mit aller Gewalt‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 384), nicht aufgenommen;

eszébe jutni Phrase, verglichen vkinek eszé bejutni vmi ‚jemandem fällt etwas ein‘ (Halász/

Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 398), nicht aufgenommen;

felebotját hajtani Phrase, verglichen fülebotját sem mozgatja ‚er rührt weder Hand noch Faust‘

(Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 168), nicht aufgenommen;

hányadán Adverb, ‚wie‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 602), nicht aufgenommen;

jó tét helyébe Redewendung, verglichen jótett helyébe jót ne várj ‚erwarte nicht Gutes für eine gute Tat‘ (MK 27), nicht aufgenommen;

kutyafuttában Adverb, ‚in aller Eile‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 894), nicht aufgenommen;

lohalálába/n Adverb, ‚Hals über Kopf‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 957), nicht aufgenommen;

mindnyájában Adverb, ‚allesamt‘, (verglichen Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 1039), nicht aufgenommen

szerelem záloga Phrase, ‚Das Pfand der Liebe‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 1621), nicht aufgenommen

szerét Phrase, verglichen szerét ejti ‚eine Gelegenheit finden‘ (Hessky (Hg.) 2002: 1058), nicht aufgenommen;

torkaszakadtából Phrase, verglichen torkaszakadtából kiabál ‚sich die Kehle aus dem Halse schreien‘ (Hessky (Hg.) 2002: 1117), nicht aufgenommen;

tövéről hegyére Phrase, verglichen töviről hegyire ‚haarklein‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006):

1465), nicht aufgenommen;

vége hossza sincs Phrase, verglichen se vége, se hossza ‚es nimmt kein Ende‘ (Hessky (Hg.) 2002:

651), nicht aufgenommen;

végtére Adverb, ‚schließlich‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 1565), nicht aufgenommen;

vkinek gondját viselni Phrase, ‚für jemanden Sorge tragen‘ (Halász/Földes/Uzonyi (Hg.) (2006): 550), nicht aufgenommen;

vkivel van dolga Phrase, ‚mit jemandem zu tun haben‘ (Hessky (Hg.) 2002: 222), nicht aufgenommen;

Interjektionen wie (hát) uram fia! in etwa ‚Herrje!‘ oder jaj lelkem teremtette! in etwa

‚Menschenskinder!‘ wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Possessivkonstruktionen mit dem Possessivmarker -é (dem sogenannten anaphorischen Possessivpronomen,

4.2 Methodik 99

Kornai 1985: 84) sind ebenfalls nicht Bestandteil der Analyse, da es sich hier um eine andere Art von Suffix handelt, welches nicht zum Paradigma der Possessivsuffixe zählt.

Für die ob-ugrischen Sprachen ist eine so detaillierte Aussage aufgrund der Doku-mentationslage nicht möglich, das heißt, es können keine Aussagen über feste Kon-struktionen, Phrasen oder archaische Wendungen und auch zu fossilisierten Formen nur in einem geringen Umfang gemacht werden. Nach Abzug der hier skizzierten Fälle, in welchen das Possessivsuffix nicht ohne Weiteres segmentierbar oder konstruktions-bedingt obligatorisch ist, wurden die restlichen Vorkommen in das Korpus aufgenom-men. Im Verlauf der Analyse wurden dann weitere Belege ausgeschlossen, etwa da sich durch die Auswertung bestimmter Parameter Gruppierungen von Konstruktionen er-geben haben, die ebenfalls Tendenzen von Grammatikalisierungen zu festen Phrasen oder obligatorischen Verwendungen des Possessivsuffixes aufweisen. Diese werden im Verlauf der Arbeit thematisiert.

Ein weiteres Problem hat sich aus den Komposita ergeben: Hier musste unterschie-den werunterschie-den zwischen ›echten‹ Komposita (in welchen sich die Bedeutung gegenüber den Einzelteilen verändert), welche auch im Wörterbuch als zusammengesetzte Form verzeichnet sind, und solchen Formen von Wortzusammenschreibungen, welche nicht explizit im Wörterbuch aufgeführt sind, wie das Beispiel aus Honti 2007a, ház tető ‚Hausdach‘: Es wird im Wörterbuch nicht als Kompositum geführt, im HNC je-doch mit 111 Belegen zusammen geschriebenen gegenüber zwei getrennt geschriebe-nen Belegen (HNC_Abfrage_0039 und HNC_Abfrage_0040). Dieser Beleg ist exem-plarisch für die zahlreichen Entscheidungen, welche bei der Behandlung der Belege erfolgen mussten. Wenn nicht einmal für das Ungarische hier Richtwerte uneinge-schränkt übernommen werden können, so ist es im Ob-Ugrischen erst recht nicht möglich.

Die ob-ugrischen Sprachen besitzen darüber hinaus keine ausreichend manifestier-ten Rechtschreibregeln, als dass die Orthografie eines Wortes generell als Kriterium herangezogen werden könnte; und auch bei Zusammenschreibungen muss daher mit Bedacht vorgegangen werden, zumal eine Wortkombination durchaus einmal als Zu-sammensetzung und einmal getrennt vorkommen kann:

(23) NM_text_004_0093

kolkan -n ti pora -t ti poriɣm -as

floor -DLAT EMPH2 time -LOC EMPH2 jump -PST[3SG]

'Dann sprang er auf den Fußboden.' (24) NM_text_003_0065

anʲ ekʷa kol kan -t unl -i

now old woman floor -LOC sit -PRS[3SG]

'Die Tante saß auf dem Fußboden.'

Die Auswirkungen auf die Analyse und ihre Handhabung sind sowohl bei den einzel-nen Konstruktioeinzel-nen (Kapitel 5.1) als auch bei den Mechanismen (Kapitel 5.2) beschrie-ben. Komposita, welche an beiden Bestandteilen ein Possessivsuffix tragen, wurden als jeweils ein eigener Beleg im Korpus vermerkt, da sich bei den für die Analyse relevan-ten Vorkommen die Bedeutung des Kompositums gegenüber den Einzelteilen nicht verändert.