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Die dritte Angabe bezieht sich auf einen Absatz der Memoiren von Mindszenty (Die erste Nacht). Der Kardinal zitiert aus einem englischen

KARDINAL MINDSZENTY IN DER ÖSTERREICHISCHEN PRESSE

3. Die dritte Angabe bezieht sich auf einen Absatz der Memoiren von Mindszenty (Die erste Nacht). Der Kardinal zitiert aus einem englischen

Buch, dessen Autor schreibt: „Dr. Zakar, der Primas und seine Komplizen

29 Kleines Volksblatt, 3 0 . 1 2 . 1 9 4 8 . 1 . Kleines Volksblatt, 29.12.1948. 2.

Die Presse, 6. 0 1 . 1 9 4 9 . 1 .

32 Vermutlich handelte es sich um Iván Demel - auch unter dem Namen János Dér, der im Auftrag von Mindszenty vor seine Verhaftung öfters im Ausland, auch nach Rom unterwegs war, und zur Zeit Mindszentys Verhaftung in Wien weilte. E r wurde vom damaligen Wiener Erzbischof aufgenommen, und arbeitete in der Wiener Caritas. E r war unter den emigrierten ungarischen Geistlichen in Osterreich als „graue Eminenz" wegen seiner engen Beziehungen zum Erzbischöflichen Palais bekannt. - Die Information von Tibor Szemerédi.

genossen nach ihrer Verhaftung zwei Tage lang in der Csokonai Straße 10 eine luxuriöse Verpflegung, sie haben gut gegessen und getrunken. Erst danach wurden sie in die Andrassy 60 gebracht." Der Autor des englischen Buches behauptet, dass diese Informationen von einem in der Andrássy Straße 60 tätigen Polizisten stammen. Dem Primas nach stammten solche Berichte von den Organisatoren der Folterungen.33 Im Kurier wurde ein Bericht am 21. Januar 1949 veröffentlicht: „Wie Mindszentys Geständnis entstand. Augenzeuge schildert Foltermethoden der Politischen Polizei.

Ein damaliger Polizeioffizier enthüllt die Methoden der Folterungen in einem Exklusivbericht". Wie er über die Verhöre von Mindszenty be-richtet, stimmt jedoch nicht damit überein, wie es in den Memoiren Mindszentys beschrieben steht. Zweitens lautet der ominöse Absatz hier so und bezieht sich nicht auf den Kardinal: „Der Sekretär Mindszentys, Fürst Eszterhazy und die anderen Mitarbeiter des Kirchenfürsten, wurden zu-nächst in ein luxuriös ausgestattetes Hotel in der Csokonai utca 10. ge-bracht, wo man sie während zweier Tage unbelästigt ließ, ihnen jedoch keinerlei Nahrung gab. Am dritten Tag kamen sie in die Keller der Andrassy Straße". Es ist sicher, dass die zwei Absätze von einer Person stammen, aber wie sie entstanden, können wir wahrscheinlich nie er-fahren.

4. Die Zeitungen berichteten darüber, dass Peter Nagy, der Ungarische Geschäftsträger in Wien am 26. Januar einen Presseempfang gestalttete, wo er das Gelbbuch (das, die Beweismaterialien des Prozesses beinhaltete) den Vertretern der Presse übergab.34

Es war mit großer Wahrscheinlichkeit absichtlich, dass dieser Empfang sein letzter Auftritt war, da Die Presse am 5. Februar darüber berichtete, dass Kanzler Figl den neuen Geschäftsträger József Hajdu empfing.35

5. Mindszenty schreibt in seinen Memoiren darüber, dass ihm Anfang Februar ein Besuch abgestattet wurde. Der italienische Senator, Ottavio Pastore, der der Mitarbeiter der L'Unitä war, besuchte ihn und äußerte sich über seinen Zustand positiv. Nach dem Kurier und dem Neuen Oster-reich wurde eine andere Person von der ungarischen Regierung eingeladen, und zwar Gau Abbey aus Frankreich.36 Er sagte aber seinen Besuch ab, da es

" M I N D S Z E N T Y , 1974, 203 ff.

Wiener Kurier, 27.01.1949. 8; Osterreichische Zeitung, 27. 01. 1949. 8; Osterreichische Volksstimme, 27. 0 1 . 1 9 4 9 . 2.

w Die Presse, 2. 02.1949. 2.

3S Wiener Kurier, 27. 0 1 . 1 9 4 9 . 8; Neues Osterreich, 27. 0 1 . 1 9 4 9 . 2.

ihm nicht gestattet wurde, den Kardinal persönlich zu besuchen und mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Die Regierung fand aber einen anderen Kandidaten.

6. Es ist selbstverständlich, dass nicht nur der Wiener Kurier propa-gandistischen Zwecken diente. Wenn man die Osterreichische Zeitung oder die Osterreichische Volksstimme durchblättert, öffnet sich eine ganz andere Welt, als ob es zwei parallelen Welten gäbe. Die Titel spiegeln dies genau wieder: „Sensationelle Enthüllungen um Mindszenty", „Tatsachen zerstören Legenden um Mindszenty". Am Anfang des Prozesses entstand eine Polemik zwischen der kommunistischen Presse und dem Wiener Kurier, bzw. Ar-beiter Zeitung darüber, wie viele und welche Presseagenturen und Zei-tungen an dem Prozess teilnehmen durften. Dem Wiener Kurier nach durften Korrespondenten von 26 Ländern in den Gerichtsaal eintreten, während das Einreisevisum an britische und amerikanische Korrespon-denten, die in Wien arbeiteten, verweigert wurde.37 Der Mitarbeiter der Volksstimme behauptete hingegen in einer langen Kolumne, dass die west-lichen Agenturen eine Zensur verhängten, und zahlreiche Korrespon-denten unterschrieben eine Erklärung, in der sie gegen die Behauptung protestierten, dass ihre Berichte zensuriert worden wären oder dass nur Kommunisten zugelassen gewesen seien.3*

Wie wir gesehen haben, sorgten die Ereignisse des Lebens von Kardinal Mindszenty fast zwei Jahre lang für Schlagzeilen. Die Rahmen dieser Studie geben nicht die Möglichkeit, die Berichte über den Kardinal Mind-szenty weiter ausführlich zu analysieren, die einzelnen Beispiele beweisen aber hoffentlich, wie überwältigend groß das Interesse am Schicksal des Primas auf der internationalen Ebene war.

WÄHREND UND NACH DER REVOLUTION 1956

Sieben Jahre nach dem Prozess des Kardinals Mindszenty geriet Ungarn wieder in den Mittelpunkt des Interesses der internationalen bzw. öster-reichischen Presse. Zu dieser Zeit war die Palette der österöster-reichischen Tageszeitungen nicht mehr so vielfaltig, wie in den Jahren zwischen 1945 und 1949. Für diese Zeit wurden Die Presse, die Wiener Zeitung, die Arbeiter

v Wiener Kurier, 2. 0 2 . 1 9 4 9 . 1 .

J8 Osterreichische Volksstimme, 08. 02. 1949. 1 f. Vgl. dazu: M A R G I T BALOGH, Mindszenty József (1892-1975). Budapest, 2002, 237 f.

Zeitung und das Kleine Volksblatt unter die Lupe genommen. Jede Zeitung berichtete ausführlich über die Freilassung Mindszentys, über seine kurze Freiheit und über seine Flucht in die amerikanische Botschaft. Ich möchte aber jetzt die Frage seines angeblichen Interviews an Leslie Balogh Bain und des Schicksals seiner Memoiren kurz behandeln.39

Ende November erschien ein kurzer Bericht fast mit dem gleichen Text im Kleinen Volksblatt und im Wiener Kurier: „Im Pressezentrum der italie-nischen katholischen Aktion wurde berichtet, dass die Russen versucht hätten, Kardinal Mindszenty am 4. November in Budapest gefangen zunehmen. Der Kardinal habe einen fingierten Telefonanruf erhalten, in dem ihm mitgeteilt worden sei, Imre Nagy wolle mit ihm im Parla-mentsgebäude zusammentreffen. Als er auf dem Platz vor dem Parlament eingetroffen sei, hatten sowjetische Panzer versucht seinen Wagen zu umzingeln. Mindszenty habe daraufhin dem Chauffeur Weisung gegeben, mit Vollgas daraufzufahren, worauf er in einem Haus gegenüber der amerikanischen Gesandtschaft Zuflucht gesucht habe. Dort habe er die amerikanische Botschaft angerufen und um Asyl ersucht".4 0

Einige Details des Berichtes stimmen mit den Details des „angeblichen"

Interviews des amerikanischen Journalisten, Leslie Balogh Bain, das in der Weihnachtssondernummer des Blattes Look am 25. Dezember erschien,41 überein. Margit Balogh hat in ihrer Studie überzeugend bewiesen, welche Behauptungen des Journalisten der Wirklichkeit nicht entsprechen.42 Fal-sche und richtige Informationen vermiFal-schen sich in dem oben zitierten Bericht: Mindszenty bekam in der Nacht vom 4. November wirklich einen

" Hier möchte ich mich bei Margit Balogh für ihre Hilfe bedanken, die sie mir bezüg-lich dieses Themas gegeben hat. Meine Angaben dienen als Ergänzungen zu ihrer Studien:

M A R G I T BALOGH, Egy amerikai újságíró „interjúja" Mindszenty Józseffel 1956 novemberében [Das „Interview" eines amerikanischen Journalisten mit József Mindszenty im November 1956], Múltunk, (56. Jhg.) 2011/2. 176-204. Vgl. dazu die Abhandlung von Margit Balogh in diesem Buch. M A R G I T BALOGH, Die Erinnerungen. Gedanken und Tatsachen zur Erinnerungen von József Kardinal Mindszenty.

+°Der Artikel im Kleinen Volksblatt, 29. 11. 2012. 3., trug den Titel „Mindszenty solle entführt werden". Im Wiener Zeitung, 29. 11. 2012. 2., erschien die Nachricht fast mit gleichem Text „Wie Mindszenty die Verhaftung entging".

+1 Die ungarische Übersetzung des Interviews ist in der erwähnten Studie von BALOGH, 2 0 1 1 , 1 9 0 - 2 0 4 .

+2 Ebd., 175 f. Vgl. CSABA SZABÓ, Mindszenty József szabadon töltött napjai 1956-ban [Die m Frei-heit verbrachten Tage von József Mindszenty in 1956], A V H - Politika - 1956. Politikai helyzet és az állambiztonsági szervek Magyarországon, 1956 [Staatssicherheit - Politik - 1956. Die politische Lage und die Staatssicherheitsorgane in Ungarn, 1956], (Hg. Imre Okváth), Bp., 2007, 223-234.

Anruf: Nach seiner Radiorede kehrte er in das Erzbischöfliche Palais zurück und in seinem Schlaf erhielt er einen Telefonanruf von Zoltán Tildy, und nicht von Imre Nagy, dass er in das Parlamentsgebäude kom-men solle. Er zögerte zuerst, nahm die Einladung dann aber an. Nicht nach seinem Eintreffen vor dem Parlament, sondern erst nach seinem Auf-enthalt im Parlament, verließ er das Gebäude und ersuchte um Asyl in der amerikanischen Botschaft.43

Diese Informationen erschienen am gleichen Tag in der Wiener Zeitung und in der Presse.** Es muss hier betont werden, dass beide Zeitungen zu den seriösen, niveauvollen Tageszeitungen gehörten. Der Text der zwei Berichte ist ähnlich, aber es gibt zwischen ihnen einen wichtigen und ein paar kleine Unterschiede: Nur die Wiener Zeitung spricht zum Beispiel von obszönen Orgien, denen Mindszenty zugeschaut haben soll. Die Wiener Zeitung erwähnt nicht nur das Interview für die Zeitschrift Look, sondern auch den Namen des Journalisten. Ferner, schreibt Die Presse auch über Drogen, die während des Verhörs doch nicht angewendet winden. Die Presse erhielt die Informationen aus Washington, die Wiener Zeitung gibt diesbezüglich nichts an.

Am 8. Dezember erschien eine sensationelle Nachricht in der Presse