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6. Hypothetische Präferenzen potentiell migrierender Patienten

6.6. Analyse

268 Zumindest nicht, wenn wir den potentiell Migrierenden die hypothetischen Präferenzen der – im Zuge der Studie befragten – Referenzgruppe unterstellen. Interessant ist an dieser Stelle die Frage, ob ein österreichi-scher Staatsbürger, der unmittelbar an der Grenze zwischen beiden Staaten beheimatet ist, und daher – so die Annahme – eher Informationen über Leistungserbringer beider Referenzstaaten besitzt, ceteris paribus eine deutlich geringere monetäre Hemmschwelle vorweist.

269 Siehe erneut Abschnitt 2.3.2.

270 Es erscheint beispielsweise nahe liegend, dass Patienten aus dem Vereinigten Königreich oder den Vereinig-ten StaaVereinig-ten (siehe die Tabellen 5.8 und 5.12) für eine zahnmedizinische Behandlung in Ungarn bevorzugt das Transportmittel „Flugzeug“ wählen. Entsprechend verzerrt gestaltet sich daher auch die Gewichtung der At-tribute.

6.6. Analyse

Wenngleich das geschätzte Modell einfacher Struktur ist, so lassen sich doch interessante Tendenzen ableiten. In diesem Zusammenhang soll zunächst die Wirkung der alternativen-spezifischen Konstante (AS-Konstante bzw. ASC) „Behandlung in Ungarn“ auf die Entschei-dungen der potentiellen Patienten besprochen werden: Die Tabellen 6.1 und 6.2 deuten an, dass für die befragten Personen tendenziell eine negative monetäre Hemmschwelle für die Inanspruchnahme von zahnmedizinischen Dienstleistungen in Ungarn besteht. Ceteris paribus kann der typische Befragte daher – sofern das jeweilige Individuum nicht zuvor in Ungarn behandelt wurde – nur durch ein deutlich geringeres Preisniveau (und/oder bessere anderwei-tige Konditionen) dazu verleitet werden, eine grenzüberschreitende dentale Leistung in Un-garn zu konsumieren. Zwar verzeichnen die Tabellen 5.5 und 5.6 – gerade für den Behand-lungsfall Krone – tatsächlich einen Unterschied im Preisniveau, jedoch vermag die empirisch erfasste Differenz – da im Vergleich zur negativen Zahlungsbereitschaft in Tabelle 6.2 gerin-ger – per se wohl nicht einen grenzüberschreitenden Patientenstrom zwischen den Nachbar-staaten Österreich und Ungarn auszulösen268. Dies verstärkt die Annahme, dass für die in Abschnitt 5.5 besprochenen grenzüberschreitenden Wanderungsströme nicht nur monetäre Auslöser vonnöten sind.

Im Prinzip unterstreicht die vorliegende Arbeit hinsichtlich monetärer Kostenfaktoren den-noch die wesentlichen Annahmen und Ausführungen der bis dato vorhandenen Literatur zur grenzüberschreitenden Patientenmobilität269. Die Charakteristika Preis und Entfernung ha-ben analog zu den Statements von Glinos und Baeten (2006) bzw. Starmans et al. (1997) bei zunehmendem Niveau die erwartet negative Wirkung auf mögliche, patientenseitige Mobili-tätsentscheidungen. Zu beachten ist hierbei stets, dass sich die ermittelten Parameterwerte und die jeweilige Zahlungsbereitschaft auf die Perzeption der befragten Zielgruppe beziehen. So ist davon auszugehen, dass beispielsweise je nach gewählten Transportmittel die effektive Distanz zwischen Herkunftsort und Behandlungsort verschiedenartig empfunden wird270.

Im Hinblick auf die Limitierung informationsspezifischer Transaktionskosten konnte bereits in der explorativen Phase (siehe Abschnitt 5.4) auf die besondere Stellung (i) des Mediums Internet [analog zu Cortez (2008)] bzw. (ii) der direkten Empfehlung von dentalen Leistungs-erbringern durch Verwandte und/oder Bekannte hingewiesen werden. Die Erkenntnisse des

268 Zumindest nicht, wenn wir den potentiell Migrierenden die hypothetischen Präferenzen der – im Zuge der Studie befragten – Referenzgruppe unterstellen. Interessant ist an dieser Stelle die Frage, ob ein österreichi-scher Staatsbürger, der unmittelbar an der Grenze zwischen beiden Staaten beheimatet ist, und daher – so die Annahme – eher Informationen über Leistungserbringer beider Referenzstaaten besitzt, ceteris paribus eine deutlich geringere monetäre Hemmschwelle vorweist.

269 Siehe erneut Abschnitt 2.3.2.

270 Es erscheint beispielsweise nahe liegend, dass Patienten aus dem Vereinigten Königreich oder den Vereinig-ten StaaVereinig-ten (siehe die Tabellen 5.8 und 5.12) für eine zahnmedizinische Behandlung in Ungarn bevorzugt das Transportmittel „Flugzeug“ wählen. Entsprechend verzerrt gestaltet sich daher auch die Gewichtung der At-tribute.

6.6. Analyse diskreten Entscheidungsexperimentes (Attribut: Kontakt) bestätigen somit die Annahme der

positiven Wirkung von Mund-zu-Mund Propaganda durch das unmittelbare soziale Umfeld des entscheidenden potentiellen Patienten.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Umstand, dass eine vorangegangene Be-handlung durch ungarische Leistungserbringer die für eine Migration ceteris paribus benötig-te monetäre Differenz deutlich senkt. Dies verweist (i) auf eine a priori besbenötig-tehende skeptische Einstellung der befragten Individuen zur zahnmedizinischen Behandlung durch ungarische Zahnärzte (siehe auch Abschnitt 5.4.2) und (ii) auf eine deutliche Veränderung der patienten-seitigen Perzeption der Alternative „Ungarn“ nach einer einmal durchlaufenen Behandlung.

Im Sinne der Argumentationslinie des vierten Kapitels können wir in diesem Zusammenhang davon ausgehen, dass der bereits in Ungarn behandelte Patient die Erfahrungscharakteristika des alternativenspezifischen Näherungsvektors C innerhalb einer neuen Entscheidungssitua-tion genauer einzuschätzen vermag271.

Elemente des NäherungsvektorsC, welche generell der Informationsklasse der Vertrauens-charakteristika und unbestimmbaren Charakteristika zuzuordnen sind konnte im Zuge des Experiments zwar nicht direkt erfasst werden272, die ermittelten Werte der Attribute „techni-sche Ausrüstung“ und „Service“ lassen sich in diesem Zusammenhang jedoch als Proxy für die patientenseitige Erwartung von Service- und Produktqualität interpretieren.

Es erscheint in dieser Hinsicht auch plausibel die jeweiligen alternativenspezifischen Kon-stanten als Referenzpunkt für bereits existierende Reputations- bzw. Informationsprozesse zu betrachten. Die vom Forscher gesendeten externen Signale beeinflussen zwar – in Form der übermittelten Attribute der Alternativen des Stated Preference Experiments – das Antwort-verhalten der Befragten, jedoch kann realistischerweise unterstellt werden, dass ex ante be-reits private Information (bzw. Reputation) vorhanden ist und diese auf den Interviewten wirkt.

Ganz im Sinne der in Abschnitt 2.3.2 angeführten Anmerkungen von Sobbrio und Navarra (1995) bzw. Crivelli (1998) zum entscheidungsspezifischen Einfluss der erwarteten Qualität medizinischer Leistungen ist daher auch im Falle der zahnmedizinisch bedingten, grenzüber-schreitenden Patientenmobilität zwischen Österreich und Ungarn von einer starken nachfrage-seitigen Beeinflussung durch Reputationsmechanismen auszugehen. Eine Wirkung, die

271 Für eine entsprechende Behandlung in Ungarn.

272 Bedingt durch den Umstand, dass eine Einschätzung von Charakteristika dieser Informationsklassen selbst für den Patient nur schwer möglich ist (siehe auch Kapitel 4).

sichts der einfachen Struktur des durchgeführten diskreten Entscheidungsexperimentes nur für

„Behandlungen in Ungarn“ im Allgemeinen erfasst wurde (mittels der alternativenspezifischen Konstante). Das jeweilige Reputationsniveau einzelner, in Ungarn tätiger Leistungserbringer ist als Gegenstand weiterer Forschungen zu betrachten. Interessant wäre in diesem Zusam-menhang jedenfalls die durch solch zukünftige Analysen zu beantwortende Frage, ob für die westungarischen Komitate starke regionale Fluktuationen in der Reputationsgüte dentaler Dienstleistungserbringer festzustellen sind. Anders formuliert: Lassen sich – für das im Zuge der Arbeit definierte Zielgebiet – Regionen bzw. Ortschaften identifizieren, die aus der Sicht österreichischer Patienten im Ruf stehen, qualitativ besonders hochwertige bzw. minderwerti-ge zahnmedizinische Produkte bzw. Dienstleistunminderwerti-gen anzubieten? Solcherart eruierte positive bzw. negative Reputationscluster könnten gleichermaßen als (mit)erklärender Indikator für das Vorliegen bzw. Fehlen eingehender273 Patienten(teil)ströme fungieren.

6.7. Zusammenfassung

Kapitel 6 beschreibt zunächst die Konzeption, Modellierung und Durchführung eines diskre-ten Entscheidungsexperiments. Ziel dieses letzdiskre-ten empirischen Abschnitts war eine empiri-sche Approximation an jene Faktoren, die für das grenzüberschreitende Verhalten zahnmedi-zinischer Patienten aus Österreich maßgeblich ist.

Basierend auf dem Konzept des multinominalen Logit-Modells wurde erstmals ein monetärer Richtwert für die Behandlungsoption „zahnmedizinische Leistung in Ungarn“ ermittelt. Eben-so konnte die Zahlungsbereitschaft für hochwertige Service- und Produktqualität ermittelt werden. Bestätigt wurden auch die Anmerkungen des fünften Kapitels, wonach – neben der Berücksichtigung monetärer Aspekte – auch die qualitative Dimension der angebotenen zahnmedizinischen Dienstleistung als maßgeblich angeführt wurde.

273 Aus der Sicht der entsprechenden Region.

sichts der einfachen Struktur des durchgeführten diskreten Entscheidungsexperimentes nur für

„Behandlungen in Ungarn“ im Allgemeinen erfasst wurde (mittels der alternativenspezifischen Konstante). Das jeweilige Reputationsniveau einzelner, in Ungarn tätiger Leistungserbringer ist als Gegenstand weiterer Forschungen zu betrachten. Interessant wäre in diesem Zusam-menhang jedenfalls die durch solch zukünftige Analysen zu beantwortende Frage, ob für die westungarischen Komitate starke regionale Fluktuationen in der Reputationsgüte dentaler Dienstleistungserbringer festzustellen sind. Anders formuliert: Lassen sich – für das im Zuge der Arbeit definierte Zielgebiet – Regionen bzw. Ortschaften identifizieren, die aus der Sicht österreichischer Patienten im Ruf stehen, qualitativ besonders hochwertige bzw. minderwerti-ge zahnmedizinische Produkte bzw. Dienstleistunminderwerti-gen anzubieten? Solcherart eruierte positive bzw. negative Reputationscluster könnten gleichermaßen als (mit)erklärender Indikator für das Vorliegen bzw. Fehlen eingehender273 Patienten(teil)ströme fungieren.

6.7. Zusammenfassung

Kapitel 6 beschreibt zunächst die Konzeption, Modellierung und Durchführung eines diskre-ten Entscheidungsexperiments. Ziel dieses letzdiskre-ten empirischen Abschnitts war eine empiri-sche Approximation an jene Faktoren, die für das grenzüberschreitende Verhalten zahnmedi-zinischer Patienten aus Österreich maßgeblich ist.

Basierend auf dem Konzept des multinominalen Logit-Modells wurde erstmals ein monetärer Richtwert für die Behandlungsoption „zahnmedizinische Leistung in Ungarn“ ermittelt. Eben-so konnte die Zahlungsbereitschaft für hochwertige Service- und Produktqualität ermittelt werden. Bestätigt wurden auch die Anmerkungen des fünften Kapitels, wonach – neben der Berücksichtigung monetärer Aspekte – auch die qualitative Dimension der angebotenen zahnmedizinischen Dienstleistung als maßgeblich angeführt wurde.

273 Aus der Sicht der entsprechenden Region.

Well-reasoned doubts are good for economics. Neither theory, nor data, nor mathematics can fully resolve them. ...Economic behavior is more complex than our thoughts about it; our thoughts, however, are more comprehensive than standard theo-ry; and standard theory is more comprehensive than mathemati-cal economics. Each of these has its advantages. What is known from all of them is nevertheless subject to doubts. Economics would be better if we would substitute reasoned doubts for our parochial economic doctrines.

T. W. Schultz (1902-1998)