5äSdem_e4ne L^nze brechen usw. Möglicherweise liegt in d ie s e r Erscheinung der Hinweis auf eine gewisse D iffu s itä t der seman
tischen FUllung von Phraseologismen vor, die aus der idiomati
schen Besonderheit (semantische Abweichung der Einzelbestand
t e il e ) r e s u lt ie r t. In d ie s e r Hinsicht unterscheiden sich mit Sicherheit Redensarten mit synchron nicht mehr noti vierbaren B estandteilen vom übrigen tfortbestand.
- 114 "
Insgesamt treten beim H i s t o r i s c h e n V e r s t ä n d n i s (Frage b) sehr groüe D e fiz it e i n Erscheinung. Die Ver
h ä ltn is s e sind Jedoch komplex.
u leuchtet e in , daß B egrirfe wie S t ^ a g . feCüiSSti nur dann ric h tig gedeutet werdeu können, wenn d ie besonderen g e sch ic h t
lic h en Zusammenhänge bekannt sin d. Daß dies auch für Bank, Gardi_nengrecU.gt, Lampen und sogar gund g i l t , erscheint schon weniger selbstverständ lich . Noch überraschender dürfte es s e in , wenn auch und gerade d ie als "l e i c h t " im Sinne von (noch) synchronen M otoviertheit eingestuften B e is p ie le Knig und
Flauten zah lreich e Deutungsausfälle aufw eisen. Ein B e g r if f wie Goldwaage_ hingegen legt v i e l e rich tige Deutungsmöglichkeiten nahe, während Lappen, Gras und Stange zu v i e l f ä l t ig e n abweichen
den Spekulationen anregen.
Ein besonderes Licht wird auch auf d ie Wechselwirkung VDn h i s t o r i scher Kenntnis und tatsächlichem Funktionieren im Kommunikations
prozeß geworfen. B e is p ie le wie fianjj, öarQigcb, QCääi §iäü&S>
Hi^nd, UaESSU- Q a C ä l d e iE K l id t beweisen, daß sprichwörtliche Redensarten gleichwohl r ic h t ig decodiert werden, auch wenn de r ursprüngliche Sinn verlorengegangen i s t . Hier bestätigen
s ic h frühere Feststellungen, etwa von T. Scherer, 1932, 38» daß remotlvierende Wort-für-Wort-Analysen im normalen Verstehensab
l a u f zie m lic h unwichtig s in d , w eil - w ie L . Röhrlch 1973» 27, hervorhebt, d ie H e r k u n f t des sprachlichen Bildes noch n ic h t s über Anwendung, Gebrauch und Funktion der Redensart aussagt.
Fehlendes diachrones Verständnis und r ic h tig e r synchroner Ge
brauch s in d also zwei voneinander zu trennende Fragestellungen (ebenso w ie im rfortbereich das Verhältnis von Etymologie und Sem antik), d ie sich im a lltä g lic h e n Sprachgebrauch gar n icht i n d ie s e r Weise ste llen , da der übliche Sprachgebrauch - auch der von Phraseologismen - sich u n r e fle k tie r t v o llz ie h t : Genau w ie beim Einzelwort w ird auch bei Redensarten und anderen sprachlichen Schematismen trotz idiom atischer Irreg ula ritä te n n ich t ständig auf d ie h isto risch e Dimension rekurriert.
Man 115 Man
-eher der Befragten ln unserem Test mag hierdurch überhaupt erstmals mit der Frage von diachroner versus synchroner M o ti
viertheit konfrontiert worden sein.
Jnterschiede zwischen den beiden Probandengruppen treten zunächst in bezug auf den Kenntnisstand in Erscheinung (Frage a ) : Gruppe A kommt auf insgesamt 40 Nichtbeantwortungen, wobei dis Sätf* Ü _Ö Ä Ä U £ & _ ä £ i:a t ä & » übeC3 _£ n i£ _b E e £ t e und
Gardlne%gC£-dom. sren. In Gruppe B sind d ie Nichtbeantwortungen auf 10 zurückgegeLSgen, fast nur noch auf iJäEGiaiÜ und i a d i n e Q - 2Et4iÄ$ bezogen.
Im Gegensatz zum Kenntnisstand ("V ersteh en") liegen d ie Zahlen
verhä ltnisse la Bereich des "Deutens" umgekehrt: 111 Deutungs
versuchen ln Gruppe A stehen nur 90 in Gruppe B gegenüber. Die Spontaneität des spekulativen Zugriffs i s t also bei den Jünge
ren Testpersonen noch w esentlich großer als bei den z . T . mehr als 10 Jahre älteren Studenten. Dies t r it t auch in E in z e l p r o f i
len der Befragten in Erscheinung: Totaler Deutungaausfall ei—
scheint m Gruppe A nur einmal, in Gruppe B fünfmal. Umgekehrt gibt es in beiden Gruppen nur Je einmal den Versuch, a lle 10 B eisp iele historisch zu erklären, wobei aber der Jüngere um wesentlich größere Ausführlichkeit und Ganauigkelt bemüht i s t . In der in s g e s a m t größ eren E r k l ä r u n g s b e r e it s c h a ft der Schüler gegenüber den Studenten kommt wohl noch zum Ausdruck, was T.
Scherer (1982 , 39) bereits f e s t s t e l l t e , daß "K in der noch ein s tä r k e r e s Vertrauen in den Sinn des Gehörten haben und dank ihren v ageren Begriffen und ihrer Vorlogik noch unbekümmerter la Beziehen und Konstruieren s in d ."
Es i s t a llerdin g s bedauerlich, daß dieses naivere Verhältnis zur Sprache sich in eine dlstanziertere Haltung wandelt, womit,
* i e Gruppe B nahezulegen scheint, zwar ein größerer Kenntnis - Zuwachs Im Bereich des aktuellen Verstehens, nicht aber des historischen Verständnisses einhergeht. Es sollte Aufgabe der Schule s e in , das sicher vorhandene Interesse an diesen Fragen zu nutzen und zu einem bewußteren Verhältnis gegenüber der historischen Dimension von S p a c h e beizutragen.
116
-M e t h o d is c h e r A u s b lic k
Die Befragung wurde bewußt auf wenige Aspekte - zwei Fragen zu 10 Redensarten, zwei Probandengruppen - beschränkt, ob
wohl es nahegelegen hätte, d ie w esentlich d iffer e n zie rter en Fragestellungen zu übernehmen, mit denen W. Koller (19 77 , 89-118) einen ähnlichen Test mit 25 Personen durchgeführt h a t . Doch das würde bei 60 Probanden eine insgesamt bedeutend umfangreichere Abhandlung erfordern, als s ie h ier vorgelegt werden kann. Zudem wäre zumindest Gruppe A mit einem derart s p e z if iz ie r t e n Fragebogen überfordert gewesen. Es hätte sich jedoch sic h er als aufschluß reich erwiesen, Frage a ) zu unter
t e ile n und d ie zusätzliche Frage "Schon einmal gehört?" der in h a lt lic h e n Umschreibung voranzustellen. So hätte ein breitergefächertes Ergebnis in Hinblick a u f die Umlaufhäufig
k eit von Redensarten e r z i e l t werden können, denn Jedes a k tu e l
le Verstehen (und damit die vollzogene Inte rn a lis ier u n g der
"I d i o m a t i z i t ä t ") verläuft über häufigeres Hören der festen
"E i n h e i t ". 12 Der oben begründete Rückgriff auf is o l ie r t e E in z e l b e is p ie l e im Fragebogen-Verfahren (so auch il. Koller 1 97 7, 8 9 f f . ) müäte durch andere empirische Methoden ergänzt werden, um d ie Zufallskomponente der Ergebnisse geringer zu h alten . So könnten z . B . anders strukturierte Probandengruppen z u s ä tz
lich e Daten erbringen, wenn etwa s p e zie lle r e Alters- und S o zia lsch ich te n einbezogen werden.
Andere, m eist mit Schülern bereits d id a k t isc h erprobte Methoden wären etwa:
- Redensarten aus Texten h e ra u s s u c h e n ^
- Texte mit - vorgegebenen oder fr e i erfundenen - Redensarten schreiben
- Redensarten operational verändern - Redensarten-Teile e r g ä n z e n ^
- Redensarten ln Verwendungskontexten auf ih re kommunikative Funktion, gg f. inten dierte Wirkung hin beurteilen la ss e n 1^
- Redensarten aus B ildergeschichten h e r a u s a r b e it e n ^
117
-- Historische Situationen darstellen, aus denen Redensarten hervorgegangen sind
- Redensarten pantomimisch darstellen und erraten usw.
Es ze ig t sich also, daß das Thema ergiebig genug i s t , es in v ie lfac h er Fora in den Schul-, Hochschul- und Erwachsenen-unterricht einzubeziehen - vom Fabulieren über kreatives Schreiben b is zur szenischen Darstellung 17 bieten sich h i e r zu zahlreiche Möglichkeiten, die dem oben genannten h i s t o r i schen D e f i z i t abhelfen könnten, ohne daJ» es bei trockener Wissensvermittlung oder einer bloü affirm ativen Aneignung bleiben müßte.
Anmerkungen
^ D e r Test wurde im Sommer 1984 von Rita Wernes durchgeführt.
Zum "Verstehen von Phraseologismen" v g l. A. Buhofer, T.
Scherer bei H. Burger et a l . 1982, 2 1 4 f f . und 2 4 2 f f . Zu dieser Frage und entsprechenden Testmethoden vg l. vor allem T . Scherer 1 98 2, l O f f . und 2 7 f f .
Hierzu W. Koller 1977 , 4 8 ff.J K .D . P ilz 1 98 1, 30; L . Röhrich, W. Mieder 1977, 15-25. L. Röhrich 1984, 1 3 7 f . kündigt für die Neubearbeituig des "Lexikons der sprichwörtlichen Redensar
ten" eine p r ä zis e r e D e fin itio n an; auch Werner Koller 198 5, 33 fordert eine genauere definitorische Unterscheidung 4 *Außer den in Anm. 3) genannten Werken: J . Häusermann 1 9 7 7 ,
1 8 f f .j K .D . Pilz 1978, 7 2 9 f f . ; H. Thun 1 97 8, 7 1 f f . ;
H. Burger et a l . 1982, Kap. 2 und 3 ; Fleischer 1982, 1 6 f f . 5 ) U Röhrich 1984, 132
6 ) W. Ko ller 1985,
33f-^ i n : H. Burger et a l . 1982, 322
8 }Hierzu a usfü h rlich er: P. Kühn 1985, 4 4f.J «ine Aufstellung von "Funktionen" bei W. Koller 1977, 5 4 f f .
118
-Q )■'"Zur Gruppen- und S it u a t io n s a p e z ifik : V . Koller 1985 ,
33?-T. Scherer 1982 , 3 7 f . mit Bezug auf d ie von H. Honnann fest- g e s t e llt e Sinnkonstanz beim Erlernen phraseologischer Ver- bina-mgen, dto. S. 7 über der. Prozeß des E r le m e n a , wobei o ft eigene “Bedeutungen" aufgrund von Kontext- und S it u a tio nssign a len erfunden werden, unabhängig von der allgem ein
sprachlichen Primärbedeutung. Hierzu vor allem auch A.
Buhofer 1930 , 2 5 2 f f .
Uber Probleme der historischen ?hrassologie-F o r s c h u n g : H. Burger 1977
12) Zur stufenmäjigen Aneignung vg l. auch A . Buhofer i n H.
Burger ec a l. 1982, 2 0 2 f f .
1 Ä iJ Zu ein ig en der folgenden Methoden und ih re M öglichkeiten u n ter rich ciich e r Verwendung vg l. K. Daniels 1976 ur.i 1979 sowie T. Scherer 1932, 1 4 f f . und 1 4 9 f f . (dort auch eine ü b ersich tlich e D a rstellu n g_a e in e r eigenen didaktischen A n s ä t ze ). Als Arbeitsgrundlage d ie M aterialien bei 'rf.
K ie d e r 1979; ebd. die Arbeitsvorschläge 1 6 1 f f . t A r b e it s reihen 184-196. V gl. auch die grundlegenden Fragen bei W.
K o lle r 1 9 7 7 , 2 f f .
A. Buhofer bei H. Burger et a l . 1982 , 2 0 5 f . ; ferner T.
Scherer 198 2, 23 und 6 3 f f .
Andere Beurteilungsm öglichkeiten bei T . Scherer 1982 , 9 8 f f . und * . Koller 1977, 0 9 f f .
l 6 * T. Scherer 1982, 17 und 40
^ ^ Theoretische Grundlegung und B e is p ie le aus der Praxis de r
a r t ig e r Vermittlur.^'-aethoden bei K. D a nie ls, I . Mehn 1985.
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verbindungen, F rau en feld, Stuttgart 1930
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119
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Harald Burger, Annelies Buhofer, Ambros S ia lm : Handbuch der Phraseologie, B e r lin , New York 1982
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B ericht über ein Forschungs- und Lehrprojekt zum Thema
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120
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Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Frei- burg 1973
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1
121
-A l t * r : S ch u lb ild u n o /K la sse:
-- ’iS .^ ■■ 1 echt: _______ ______ staatsangehörlgkel t ; ültte beantworte zu den untenstehenden Redensarten -jeweils 3 b e id e n Fragen
a / V/as w ill der Benutzer diese r Redensart damit ausdrücken?
1. "durch die Bank"
a / ___________________________________
b / Woher stammt diese Redens- art Seiner Meinung nach?
b /_____________________________
" a u f d i e Goldwaage le g e n "
a / _____________________________________ b /
3 . "i n Harnisch geraten"
a / ___________________________________ b/_
4. "in s Gras beiden"
a / ___________________________________ b /_
"jea an d e m d ie Stange h a l t e n "
a / _ __________________ ________ _____ b/
»b ers Knie b r e c h e n "
a /__________________________ _ b /_
7 • "Da lie g t der Hund begraben"
a / ____________________________ b/_
8 . "durch d ie Lappen gehen"
a / ___________________________________ b /_
9 . "Jemandem eine Gardinenpredigt halten"
a / ___________________________________ b /______
10. "F lausen im Kopf haben"
a / _______________________ _ b/.
122
-Csaba F ö 1 d e s:
Pfcraseologisnen mit Anthroooiynien In der deutschen und ungarischen Gegenwartssprache
Das konfrontative Herangehen n iaat in den letzte n Jahren auch in der Phraseologie einen immer breitaren Raun e in . H ie r bei i s t aber zu vermerken, da- der Stand dar inn erein zelsp rach lichen Deskription des phraseologischen Material und de r aktuel le Entwicklungsstand der phraseologischen Theorie einen umfas
senden in t e r lin g u a le n V ergleich auf der Ebene ganzer phraseolo
g is ch er Systeme noci n ich t ermöglichen. Aber man kann über die Konfrontation einzelner konkreter phraseologischer Einheiten hinaus bestimmte phrsßeo-setaantische Gruppen und strukturelle Typen der Phraseologismen ein er vergleichenden Analyse unter
z i e h e n ,1 was auch veral-jer.einei’ungsfähige, theoretisch r e l e vante Ergebnisse zu l i e f e r n vermag, d ie wiederum als notwendige Vorarbeiten zua Systeovergleich angesehen werden können.
In diesem Sinne w ollen w ir das konfrontative Studium der anthropony.uischen Phraseologi3men der deutschen und u n g a r i
schen Gegenwartssprache verstanden wissen und uns ihm zuweuden.
Die onymisehen phraseologischen Sendungen nehnen in fo lg e der E ige n h e it der Strukturkomponente 'Eigenname* (HW) eine Sonderstellung im phraseologischen FOnd der Sprache ein . Aus den einsch lägigen Forschungsergebnissen geht k la r hervor, daß nicht a l l e Arten der EN in den Phraseologismen mit gleic h er H ä ufigkeit vertreten s in d . Im Hinblick auf mehrere Sprachen wurde schon erm ittelt, daß in der Phraseologie bei den E igen namen die A n t h r o p o n y m e sowohl q uantitativ als auch h i r » ic h t l i c h ih re r Bildungsraöglichkeitan dominieren.2
D ie Berechnungen von L. B. G a r ifu lln und H . K. Antonova ergaben, d a J ih re Größenordnung ln der russischen, französischen, de ut
schen und englischen Sprache mit wenigstens 1200 Einh eiten
anzu-- 123 anzu-- I
setzen i s t , obzwar sich dies in der Lexikographie nicht- in diesem Made w id e r s p ie g e lt .^ K. Csige^ ex zerpie rte aus dem phraseographisehen Nachschlagewerk von G. O.Nagy (1976) eben
f a l l s eine ansehnliche Menge anthroponymischer Redensarten des Ungarischen (genau 430 Eintragungen, wobei die In t e r n a tio nalismen und die nicht-ungarischen Personennamen (PN) auiier acht gelassen wurden).
Oie genannten Tatsachen geben uns Veranlassung, eben dieses sp e zifisch e phraseologische Mikrosystem als Gegen
stand ein er konfrontativen Untersuchung zu wählen. Der vor
liegende Aufsatz setzt sich das Z ie l, die Phraseologismen m it PN der deutschen und ungarischen Gegenwartssprache unter genetisch-etymologischem Aspekt zu untersuchen, das Funktionie
ren der Hl ?ni Bestand von deutschen und ungarischen phraseolo
gischen Wendungen zu erschließen sowie die relevantesten system- semantischen Merkmale der phraseologisierten HJ aufzudecken.
Unter PN werden in unserer Arbeit sämtliche Typen der Anthroponyme verstanden, im einzelnen: Vor- und Nachnamen, Kose
namen, Namen von Göttern und animale EN.'
1. Zum genetisch-etymologischen Hintergrund der Phraseologismen mit PN
D ie Erfo rsc h un g d er anthroponym isehen R e d en sarte n w i r f t i n d en e i n z e l n e n Sp rachen n i c h t g e r in g e Problem e a u f , zumal b e r e i t s d ie I d e n t i f i z i e r u n g des U n ter s u c h u n g s o b jek t* a u f S c h w ie r ig k e i t e n stoben k a n n .
~ Hinter dem vermeintlichen kann sich nämlich ein A p p ellati — vum oder ein Toponyn verbergen (oder umgekehrt), das hoch
gradige formelle Ähnlichkeit (oder sogar Identitä t) mit einem tatsächlichen PN aufw eist. B eispielsweise lassen sich die deutschen Sendungen heidi gehen ('verlorengehen, davongehen') bzw. heidi sein ('v e r lo r e n , fort s e in ’ ) auf eine Inte rje ktio n zurückführen, die eine schnelle Bewegung, -jer auch Jubel und beschwingende Freude ausdrückt und eine Verstärkung von
’ h e i' i s t , d .h . nichts mit dem gleichlautenden weiblichen Vornamen zu tun h a t .^ Nach der Deutung von B. T^th so ll
124
-sich d ie erste onymische Konstituente des ungarischen s p r ic h wörtlichen Vergleichs aessze van, mint Mako Jeruzsälemtöl n ich t - wie zunächst erst einmal denkbar - auf d ie s ’idungari-
sche Stadt 'Mako* beziehen, sondern auf einen betrunkenen Solda
ten des Königs Endre I I . , der sich während des Kreuzzuges 1217 schon im dalmatischen Spalato ein b ild ete , in Jerusalem zu s ein . Dementsprechend liegt h ier also k e in Toponym, sondern ein Fa.ni- lleaname vor.
- Oft b e zieh t sich das angenommene Anthroponym auf keine Person, sondern e in unbelebtes Denotat oder eine Erscheinung. Die deutschen Phraseologismen bei ihm i s t Matthäi/Matthaus am l e t z ten ( 'e s i s t aus mit ihm, sein Geld i s t a l l e ') , mit ihm i s t Matthäi am letzten ( ' e r wird bald sterben’ ) sind der ev a n g e li
schen Kirchensprache entnommen, wo s ie eige ntlich bedeuteten:
'im le t zt e n Kapitel des Matthäusevangeliums', und es i s t damit auf dessen Schlußworte (Matth. 2 8 ,2 0 ) a n g es p ie lt: " . . . bis an der Welt E n de". Durch Luthers Katechismus, wo es im Hauptstück von der Taufe heißt: "Da unser Herr Jesus Christus spricht Matthäi am le t z t e n : Gehet hin in a lle Welt . . . " i s t die Wendung ln w eite Kreise gedrun gen .1 Die ungarische Redensart ( la ssa n /so kä - *7 i£_ k e s zü l. mint (a) Luca sz^ke ( ’ etw. entsteht sehr langsam’ ) geht auf einen Hexenaberglauben zurück und es wird darunter ein Stuhl verstanden, mit dessen Anfertigung traditionsgemäß um M itternacht vor dem Luca-Tag (1 J . D e z .) begonnen w ird . Hier meint man mit dem w eiblich en Vornamen Luca keine Person, son-dern einen Namenstag.“a
- Wenn man einige phraseologische Wendungen einer tiefgründigen etymologisch-historischen Analyse u n ter zieh t, kommt zuw eilen zum Vorschein, daß die anthroponymische Komponente nur aus synchroner Sicht als solche g i l t und in der Tat von einem Ap- pellativum h erzu leiten i s t . Auch aus diesem Grunds kann die Erklärung mancher Idiome problematisch erscheinen, da s ie im Volksmund v ie lfac h Umdeutungen, Vermischungen und Verstümme
lungen unterworfen waren, d ie ih r Verständnis erschweren. So i s t d ie deutsche Redensart wissen, wo Barthel den Most holt
125
-w ahrscheinlich die Umformung einer Sendung aus der Gauner
sprache: Barthel (hebr. barsei 'E i s e n ’ ) bedeutet ’ Stemmeisen’ ; Most i s t eine Entstellung von M003 (hebr. m ä ^ t h 'k le in e Münze’ ) und bedeutet 'G e l d * . Der Fhraseologismus besagt a l s o :
'w iss e n , wo das (Stemm-)Eisen Geld h o lt’ , d .h . wo man durch Einbruch zu Geld kommen kann; dann in übertragenem Sin ne:
'a l l e Schliche kennen, ein fin d ig er Kopf s e i n ’ .^ Die Kon
struktion des Ungarischen 3/v k l se jobb a Deäkng väsznäniSl ( ’ Jd. i s t nicht besser a ls der Durchschnitt’ , er hat auch seine F ehler’ ) läüt die weibliche Form des verbreiteten Nach
namens De6k vermuten, doch liegt h ier wohl die ehemalige volkstümliche Bezeichnung des Dorflehrers (= ’ deäk’ ) , d .h . - Darüber hinaus wären auch einige adjektivisch e Derivate
von Anthroponymen zu erwähnen - die allerding s selbst n ich t mehr als EN zu betrachten sind -, wo n ich t sofort ins Auge springt, da- im Hintergrund M stehen. In Verbindung m it de>
Wendungen platonische Liebe bzw. platöl szerelem ( ’ nicht k örperliche, rein seelische oder ge istige Liebe*), drakonische Strenge bzw. dräköl szlgor ('r ü c k s ic h tslo s e Strenge’ ) denkt man zwar noch an den griechischen Philosophen 'P l a t o ’ und den Gesetzgeber ’ Drako’ , aber bei vielen is t der Bezug zum ursprünglichen Denotat schon derart verblaß t, daß ein durch“
sc h n it t lic h e r Sprachträger ihn n icht mehr ohne weiteres
herzu stellen vermag. Vgl. m artialisches Aussehen bzw* m arclälls
römischen Kriegsgott Mars, Gen. n artis oaer paniscner Schrecken bzw. päni fijlelem, nach dem griechischen Wald- und Hirtengott ’ Pan’ , dessen plötzliches Auftauchen und u n s ic h t bar* Nähe als Ursache für Jenen undeutbaren Schrecken ange
sehen wurde, der Menschen in freier Natur o ft unvermittelt b e fä llt und sie wie aufgescheuchte H e r e flüchten läßt.
Nachdem d i e G r en zen d e s F o r sc h u n g s o b je k ts und d i e da m it v erbun dene n S c h w ie r ig k e i t e n um rissen w orden s i n d , w o l l e » w ir uns d e r E r s c h ließ u n g d e r Genese d e r an thro ponym ischen Phraseologlsmen l n den b e id e n Sprachen zuwenden. Kommt man
ein Gattungsname vor. ^
126
-dem Wesen der phraseologischen Einheiten mit PN ein wenig nä
her, so la sse n s ic h dem Ursprung nach zwei Hauptgruppen unter- schal den.
- Die phraseologischen Wendungen, in denen das onymische E l e ment a u f e in bestimmtes- (reales oder unreales) Dsiotat z u rückzuführen i s t , bezeich n en wir al3 d e t e r m i n i e r - t e E i n h e i t e n , ^ z . B . kalt wie Blücher ('r u h i g , uner
schrocken’ ) , nach dem preußischen Heerführer G. L. Blücher (1742- 1819) bzw. klrohan. mint Zrinvl (S zlg etvä rn ä l) ( ’ gegen j n . a u s f ä l l i g w e r d e n '), nach dem ungarischen Nationalhelden Miklös Zrin y i (1508 - 1 5 66 ), oder ein e wahre Sisyphusarbeit bzw. s z l s z l f u s z l munka ('b esonders q ualvolle Arbeit, d ie zur E r fo lg lo s ig k e it verdammt i s t und deshalb niemals zu einem Abschluß geJbracht werden k a n n ') , nach der griechischen S a gengestalt König Slsyphus von Korinth, der von Zeus dazu v e r u r t e il t wurde, i n de r Unterweit einen 3tets wieder zu-»
rückrollenden Felsblock bergauf zu wälzen.
- Die Phraseologismen, d i e ethnologisch von keinem konkreten Denotat herrühren, nennen w ir i n d e t e r m i n i e r t , ^ 4 z . B . d l g grüne Minna ("P o lize iw a g e n fü r den Gefangenentrans
p o rt’ ) oder ein Hans im Glück ('ü b er a u s glücklicher M en sch ') bzw. Baläzs adösa ( 'e i n f ä l t i g ') oder Gyula klsasszonv ( 'm ä d
chenhafter, ängstlicher Junger M ann*).
Da: die Herkunft v i e l e r Phraseologismen mit PN nicht mehr a u fzu h e lle n i s t , 15 ve rfü gt die obige Aufteilung nicht immer Uber absolute G ü lt ig k e it . Obwohl L .B . G a r if u l l n und M .K . Anto- nova behaupten, daß sich d i e Etymologie der überwiegenden Mehr
h e it (etwa 95'JS) der anthroponymi sehen Idiome erschließen l ä d t ,1^
sin d w ir der Meinung, daß e3 nicht wenig Redensarten g i b t , deren Genese n ic h t eindeutig bestimmt werden kann:man denke b e is p i e l s
w eise an d i e beträchtliche Menge der sogenannten ind eterm in ier
ten E in h e ite n . Dadurch, daJ d ie Geschichte v i e l e r deutscher und un garischer Phraseologismen mit PN noch n ich t erm ittelt worden i s t , i s t es heute aynchronisch n ich t immer k la r, ob eine d e te r m inierte oder indeterm inierte Konstruktion v o r lie g t . Im s p r ich w örtlichen V ergleich frech w ie Oskar ( 'd r e i s t , keck s e i n ') i s t
127
-z .B . noch nicht eindeutig geklärt, ob in diesem Oskar der Name einer bestimmten Persönlichkeit w eiterlebt und wer diese gege
benenfalls war. ' 1 Ähnlich sieht es auch im Falle der un gari
schen Wendung e l. mint Karci Hevesen ( ’ j d . hat es le ic h t , lebt frö hlic h, ohne Sergen’ } a u s . " ' Für einige an thro ponymische Fü
gungen finden sich in der Fachliteratur sogar mehrere - ziem l ic h diverse - Deutungsversuche, vg l. langer Laban ( ’
hochaufee-2
g 'schossener, meist sc h la ffer Kerl’ ) bzw. Samu nadrig.ia ( ’ etw.
2 0 ~
Jnsichejres, S c h l e c h t e s ’ ) .
Aufgrund des Gesagten nu> man - um d i e Entstehungsgeschich
te der anthropcnymischen Phraseclogi säen der beiden Sprachen genau zurückverfolgen zu können - die Forschungsergebnisse der L in g u is t ik , Kulturgeschichte, Ethnographie, F olk lo ristik und anderex Diszip lin e n komplex berücksichtigen.
H in sich tlic h des Ursprungs d e r anthroponymischen K o n sti
tuenten der Phraseologismen sind im Deutschen und. Ungarischen folgende Gruppen zu unterscheiden.’ 1
I . rhraseologische Einheiten, d ie deutsche bzw. ungarische natio nale rS enthalten: den dicken «llhelm spielen ( ’ protzen’ ) bzw. meguarotta a K ln lzsl Pal täncät ( ’ Jd.
wurde gründlich verprügelt’ ).
I I . Phraseologisoen, i n denen nicht-deutsche bzw. nicht- ungarische (fremdsprachige) Vorkommen: das d e s Kolumbus bzw. Kolumbusz to.^sa ( ’ d ie überraschend e i n fache Lösung ein er schwierigen F rage’ ), nach Chr. Ko
lumbus (1 4 46 /4 7 - 1 50 6 ), dem Entdecker Amerikas.
I I I . Idiomatische Fügungen, in denen aus der Mythologie, der antiken Sagenwelt, stammende PN refle k tier t werden:
Fortuna lächelt ,1m. bzw. Hmosolyog Fortuna vklre
Fortuna lächelt ,1m. bzw. Hmosolyog Fortuna vklre