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Altindogermanische Waffen und Werkzeuge

B. Werkzeuge

Kürzer können wir uns über diesen Punkt fassen, da es sich hier im wesentlichen darum handelt, diejenigen Werkzeuge zusammenzustellen, die durch sprachliche Gleichungen bereits in die idg. Urzeit gerückt werden. W i r werden dieselben nach den Zwecken gruppieren, zu denen sie vorwiegend gebraucht werden. . .

1. W e r k z e u g e z u m H a u e n . Für den Begriff Α χ t oder B e i l finden sich zahlreiche urverwandte Ausdrücke, vor allem griech.

πέλεκυς — scrt.jparagü (vgl. I, 106 und oben p. 62) und (auf Europa beschränkt) griech. άξίνη, lat. ascia, got. aqizi. Auch als Waffe hat dieses Werkzeug, zweifellos in der Urzeit gedient, wie noch auf indischem, (vedisch neben paracü noch svddhiti) und irani-schem (vgl. die skythische σάγαρις „άξίνη"; Herod. V I I , 64) oder auf germanischem Völkergebiet (vgl. hier die fränkische francisca),

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-während in der Ilias nur erwähnt wird, dass der Troer Peisan-dros eine Streitaxt unterhalb des Schildes trug (II. X I I I , 611), und dass beim K a m p f um die Schiffe ( X V , 711) auch άξίναι und πελέκεις geschwungen worden seien. Sicher war die Streitaxt auch in mykeniscber Zeit gebräuchlich (Tsountas and Manatt p. 207). '

Wenigstens in der Uberlieferung des Kultus ragt auch das s t e i n e r n e Beil noch in die geschichtlichen Zeiten. Bei dem von Livius I , 24 geschilderten höchst altertümlichen Friedens-schluss zwischen Römern und Albanern heisst es am E n d e : si prior defec.it publico consüio dolo malo, tum tu, ille Diespiter, populum Romanum sie ferito, ut ego hunc porcum hic hodie feriam, tantoque magis ferito, quanto magis potes pollesque.

id ubi dixit, porcum saxo silice ( m i t dem Feuersteinbeil) percussit. — E i n ebenfalls als W a f f e wie als Werkzeug gebrauchtes

Instrument war auch der H a m m e r (s. o.), für d e n n o c h auf die Gleichung lat. martulus = altsl. mlatü zu verweisen ist.

2. W e r k z e u g e z u m S e h n e i d e n . I n erster Linie ist hier das M e s s e r zu nennen, für das eine uralte Bezeichnung in der Gleichung sert. kshurd = griech. ξυρόν vorliegt. E s war ein Irrtum Benfeys, wenn er (vgl. 1 , 4 3 ff.), für diese Wörter von der speziellen Bedeutung „Rasiermesser" ausging, da kshurd im Rigveda (vgl. Zimmer Altind. Leben p. 266) immer einfach

„Messer" bedeutet, wie auch ξυρόν in dem homerischen έπΐ ξυροϋ ακμής ϊοταται jedenfalls übersetzt werden k a n n . Der Aus-druck bezeichnete ursprünglich das „geglättete" oder „glättende"

Werkzeug (: griech. ξέω „glätten"), was ebenso für das älteste Feuersteinmesser wie für das spätere metallene Instrument passt.

Auf ersteres bezieht sich auch der altslavische Name des Messers nozi aus *nogji: altpr. nagis „ F e u e r s t e i n " (vgl. oben a h d . sahs : lat. saxum). Ich stehe nicht an, auch das lat. noväcula „Messer-c h e n " (*novd aus *noguä : altpr. nagis, w i e nüdus, *novidus aus

*nogu-idtis : altsl. nagü „nackt") hier anzuschliessen. — E i n sichelartiges Werkzeug zum Abschneiden des Grases und Ge-treides wird durch die Gleichung griech. αρπη = altsl. srüpä sichergestellt, ein s ä g e n - oder f e i l e n artiges vielleicht durch lat.

serra „ S ä g e " = griech. ρίνη „ F e i l e " (* s e r z a : *srznd, v g l . a h d . gersta : griech. κρϊΰή aus *ghrzdhä nach Thurneysen Κ . Ζ. X X X , 351, vgl. auch W a l d e p. 289).

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3. W e r k z e u g e z u m S t e c h e n u n d B o h r e n . Zu nennen sind hier die Gleichungen sert. á'rá = ahd. äla und lat. subula öech. sidlo, poln. szydlo für „Ahle, Pfrieme" und griech. τέρε-τρον = ir. tarathar für „Bohrer". Vgl. auch griech. ήλος = lat.

vallus „ N a g e l " u n d griech. κληΐς = lat. clávis, ir. clói, ebenfalls ursprünglich „Nágel" (später im Griech. und Lat. „Schlüssel")·

Zu diesen meist allgemeineren Zwecken dienenden Werk-zeugen kommen noch eine Reihe speziellerer Geräte wie für das Spinnen die S p i n d e l (sert. tcirkü = griech. Άτρακτος), fűi-den Ackerbau (ausser der eben genannten Sichel) der P f l u g (armen, araur, griech. αροτρον, lat. aratrum, ir. araihar, altn.

ardr, d i e E g g e (griech. δξίνη, lat. occa, a h d . egida, lit.

akéczios, altcorn. ocet), die H a n d m ü h l e (armen, erkan, got.

qairnus, ir. brö, lit. girna, altsl. zrünüvü), das S i e b (lat. cri-brum, ir. criäthar, a h d . ritara) u. a., d i e uns bei der Be-sprechung des idg. Ackerbaus noch näher beschäftigen sollen.

Hier erwächst uns nunmehr die Aufgabe, uns der im Ein-gang dieses Kapitels • aufgeworfenen Frage zuzuwenden, auf welche der von den Archäologen unterschiedenen prähistorischen Epochen die hier zusammengestellten Tatsachen hinweisen, und welches somit der eigentliche Sinn der in Kap. V I festgestellten Gleichung sert. dyas, aw. ayah = lat. aes, got. aiz gewesen sei, für die wir bisher an der Hand der Sprache und Überlieferung nur bis zu der Bedeutung „Kupfer" oder „Bronze" oder beides vorzpdringeu vermochten.

In dieser Beziehung scheidet von einem Vergleich mit der idg. Urzeit zunächst ohne weiteres die sogenannte p a l ä o l i t h i s c h e oder ältere Steinzeit aus, da in ihr von der Bekanntschaft mit irgend einem Metall keine Rede sein kann. Ebensowenig dürfen die Künste des Spinnens und des Ackerbaus, jedesfalls keines Ackerbaus mit Pflug und Egge (vgl. näheres Abh. IV, Kap. V und VI), für sie vorausgesetzt werden. Aber auch die Waffen und Werkzeuge jener Epoche waren nach allem, was wir wissen, viel weniger differenziert und spezialisiert, als aus den oben an-geführten Gleichungen für die idg. Urzeit hervorgeht. Auch hätte man nach S. Müller Urgeschichte Europas (Strassburg 1905) p. 12 damals nur Wurfwaffen, aber „schwerlich Pfeil und Bogen, und ebensowenig als vorher (d. h. in der älteren paläolithischen Zeit) ein Werkzeug, das als Beil gedient haben könnte", besessen,

S c h r ä d e r , Sprachvergleichung und Urgeschichte II. 3. Aufl. 8

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-während allerdings Μ. Kriz in seinen Beiträgen zur Kenntnis der Quartärzeit in Mähren (Steinitz 1903) unter den Artefakten des Lösshügels Hradisko p. 228 auch Äxte (Schaber?) und Pfeil-spitzen (WurfspeerPfeil-spitzen?) anfährt.

Ebensowenig können, um uns von den der geschichtlichen Zeit entferntesten gleich zu den ihr am nächsten liegenden Epochen zu wenden, als Vergleichsobjekte für die idg. Urzeit die E i s e n z e i t und die ihr vorangehende j ü n g e r e B r o n z e z e i t in Betracht kommen; denn in ihnen beginnen die S c h u t z -w a f f e n -wie Helm, Panzer, Beinschienen allmählich aufzukommen und für den Krieger notwendig zu werden, während sie, wie wir gesehen haben, der idg. Urzeit noch durchaus fremd waren.

Einen Einblick in diese Entwicklung gewähren uns am besten die mykenischen Ausgrabungen (vgl. Tsountas and Manatt The Mycenaean age p. 191 ff.). Während wir für die ältere myke-nische Periode „keinen Beweis dafür besitzen, dass Harmyke-nische (als verschieden vom Chiton) in Gebrauch waren", zeigen uns die späteren Denkmäler dieser Zeit, vor allem die „Kriegervase"

von Mykenae (Tafel 18) den Helden mit Helm, Panzer und Beinschienen ausgestattet, wenngleich zweifelhaft bleiben muss, welche Rolle bei dieser Bepanzerung das Metall (neben dem Leder und Fell) spielte. Im Norden Europas besitzen wir die älteste und vereinzelte Spur metallener Schutzwaffen in den Überresten eines bronzenen Helms, der in einem Moore auf'See-land gefunden wurde (vgl. S. Müller Nordische Altertumskunde I, 253). Schon etwas häufiger begegnen einzelne bronzene Rüstungsteile alsdann auf dem Grabfeld von Hallstatt (v. Sacken p. 43), also in der ältesten Eisenzeit.

Aber auch die ä l t e r e Bronzezeit kann als Trägerin der idg. Urkultur nicht angesprochen werden; denn abgesehen davon, dass in ihr das G o l d , das die Indogermanen noch nicht be-sassen (Kap. IV), in ihr bereits bekannter zu werden begonnen

hatte, war auch die hauptsächlichste Angriffswaffe dieser Zeit, das eigentliche metallene S c h w e r t , dem idg. Urvolk noch fremd. .

Somit bleibt zum Vergleich mit den idg. Verhältnissen nur die j ü n g e r e S t e i n z e i t , b e z ü g l i c h i h r Ü b e r g a n g z u r e r s t e n B e n u t z u n g des Me.ta.lles ü b r i g , und wer das In-ventar dieser Epoche an Waffen und Werkzeugen überblickt,

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-wird nicht verkennen können, dass es ein getreuer Spiegel der oben geschilderten ältesten idg. Zustände ist.

Zahllose, teils feuersteinerne (mehr im Westen und Norden), teils knöcherne (mehr im Osten) Pfeilspitzen legen davon Zeugnis ab, dass der B o g e n die wichtigste Trutzwaffe der jüngeren Steinzeit bildete, und gelegentlich, z. B. in . dem Pfahlbau von Robenhausen oder in den Ausgrabungen am Mondsee, sind eibene Bogen selbst oder wenigstens Bruchstücke von ihnen zutage getreten1). Auch steinerne H ä m m e r und eichene K e u l e n oder andere keulenartige Waffen sind aus allen Teilen Europas dem Urgeschichtsforscher wohl bekannt. Zum Wurf oder Stoss diente die mit feuersteinerner oder knöcherner Spitze versehene L a n z e , im Nahkampf das zunächst ebenfalls feuersteinerne Dolch-messer. S c h i l d e sind in der jüngeren Steinzeit zwar noch nicht nachgewiesen worden; doch halten die Urgeschichtsforscher es für wahrscheinlich, dass sie schon damals als Schutzwaffe dienten, allein bei der leichten Zerstörbarkeit ihres Materials zu-grunde gingen. An W e r k z e u g e n weist jedes prähistorische Museum in seiner neolithischen Abteilung Ä x t e und B e i l e , M e s s e r , S ä g e n und S i c h e l n , A h l e n , N a d e l n , B o h r e r usw.

in Hülle und Fülle auf. Auf die Kunst des Spinnens deuten zahllose S p i n n w i r t e l , auf die Pflege des Ackerbaus der zweifel-lose Anbau von Hirse, Gerste und Weizen sowie Funde von H a n d m ü h l e n , S i e b t ö p f e n und dergl. hin. Mit der Abwesen-heit des Pfluges unter den Funden der Steinzeit wird es sich wie mit der des Schildes verhalten, d. h. er wird nur aus Holz bestanden haben und so zugrunde gegangen sein.

In diesen ursprünglich gänzlich des Metalles entbehrenden Kulturkreis trat nun, wie die neueren Forschungen, vor allem die Arbeiten M. Muchs (I, 49) mit immer steigender Gewissheit 1) Ob m a n aus dem Umstand, dass in den nordischen G r ä b e r n der B r o n z e z e i t n u r höchst selten bronzene Pfeilspitzen gefunden wurden, mit S. Müller Nordische Altertumskunde I, 253 schliessen darf, dass damals n u r „der edle N a h k a m p f Mann gegen Mann, wie er in der Iliade geschildert wird, von eigentlicher B e d e u t u n g war", möchte ich bezweifeln, da die nordischen Felsenbilder h ä u f i g Bogenschützen darstellen (vgl. Montelius D i e K u l t u r Schwedens2 p. 69). Man wird sich, wie in Mykenae (oben p. 114), noch lange der steinernen Pfeil-spitzen bedient haben u n d diese für zu gemein gehalten haben, sie dem Krieger mit ins G r a b zu legen.

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-dargetan haben, zuerst d a s m i t Z i n n n i c h t l e g i e r t e K u p f e r ein, und zwar in d e r Weise, dass aus ihm, abgesehen von Schmuckgegenständen1), zunächst nur ein gewisser kleiner Kreis von Artefakten, nämlich Beile, Dolche und Pfriemen mit besonderer Häufigkeit hergestellt wurden. So sind z. B. im Mondsee neben 4000 Stück Werkzeugen, Waffen und Schmucksachen aus Stein oder Knochen 29 Kupferartefakte gefunden worden, nämlich:

14 Beile, 6 Dolche, 4 Ahlen (24 : 29). Ähnlich aber liegen die Dinge in vielen Teilen der neolithischen Kultursehicht,

ü n d so können wir nunmehr den Schluss aus dieser langen Kette von Beobachtungen mit aller in derartigen Fragen erreich-baren Sicherheit ziehen: Da der idg. Bestand an Waffen und Werkzeugen mit grosser Deutlichkeit dem der neolithischen Periode entspricht, an deren Ende das m i t Z i n n n o c h nicht, l e g i e r t e K u p f e r auftritt, aus dem besonders häufig B e i l e (scrt. paragü = griech. neley.vg), D o l c h e (scrt. asi = lat. ensis) und P f r i e m e n (scrt. ä'rä = ahd. äla) hergestellt werden, so folgt hieraus, dass die idg. Gleichung:

scrt. ayas, aw. ciyah = lat. aes, got. aiz

in der ältesten uns erreichbaren Zeit „ K u p f e r " bedeutet und eine gewisse beschränkte praktische Bedeutung bereits gehabt hat.

1) Eine idg. Gleichung· f ü r solche liegt in der R e i h e : scrt. mani

„Perlenschnur", aw. minu „Geschmeide" (?), griech. ¡läwos, lat. monile, mellum, millus, altkeit, /iari.dy.qs, ir. muince,· altsl. monisto, ahd. menni.

X . K a p i t e l .

Ergebnisse: Die Metalle in ihrer historischen