• Nem Talált Eredményt

Archäologische, linguistische, historische Tatsachen. — Ältester Bestand idg. K u l t u r p f l a n z e n : Gerste, Weizen, Hirse, Flachs, Bohne, Mohn. —

D i e Urheimatfrage. — Cucurhitaceen.

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Prähistorie gehört die Erkenntnis, dass in Europa und im Nordwesten Kleinasiens (Troas) schon in der jüngeren Steinzeit Ackerbau getrieben worden ist.

Einen Markstein bildet auch in dieser Beziehung die Entdeckung der Schweizer Pfahlbauten, da der Grund der Seen, in denen dieselben errichtet worden waren, die denkbar besten Bedin-gungen auch für die Erhaltung der einstmals von den Bewohnern dieser Stationen angebauten Vegetabilien bot. Diese Funde sind zuerst von 0 . H e e r Die Pflanzen der Pfahlbauten (1865) be-schrieben worden. Bald aber zeigte sieh, dass auch ausserhalb des Bereichs der Schweizer Pfahlbauten und der Pfahlbauten überhaupt die Überreste prähistorischer Kulturpflanzen an den Tag traten, die von G. B u s c h a n in seinem Buch Vorgeschicht-liche Botanik (Breslau 1895) mit denen der Pfahlbauten zu-sammengestellt worden sind, eine Arbeit, die dann von J. H o o p s in seinem vortrefflichen Werke Waldbäume und Kulturpflanzen (Strassburg 1905) vervollständigt und weitergeführt worden ist.

Wenn wir somit immerhin über ein ziemlich beträchtliches Material für die Geschichte der Kulturpflanzen in prähistorischer Zeit verfügen, so könnte es doch verhängnisvoll werden, wenn man sich über die Mängel, die demselben noch anhaften, hin-wegtäuschen wollte. Nicht überall liegen die Erhaltungsbedin-gungen so günstig wie bei den Pfahlbauten, und aus den nord-europäischen Ländern wissen wir über dort in vorgeschicht-lichen Perioden gebaute Kulturpflanzen fast ausschliesslich etwas infolge so zufälliger Umstände, dass einzelne Körner in den Ton noch nicht erhärteter Gefässe oder in den Wandbewurf der

S c h r ä d e r , Sprachvergleichung und Urgeschichte II. 3. Aufl. 13

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durch Flechtwerk hergestellten Wohnungen geraten und dadurch erhalten worden sind. Auch ist zu bedenken, dass gewisse Kulturpflanzen wie z. B. die Zwiebelgewächse, die durch Knollen, nicht durch Samen fortgepflanzt werden, keine Möglichkeit ge-währen, sie in prähistorischen Schichten nachzuweisen ( H o o p s ) , und dass man überhaupt, wenigstens was Nordeuropa betrifft, diesen Untersuchungen erst seit ganz kurzer Zeit1) eine grössere Aufmerksamkeit zugewendet hat. Damit hängt es auch zusammen, dass sich das ganze von H e e r , B u s c h a n und H o o p s ge-sammelte Material anf die westlichere Hälfte unseres Erdteils beschränkt und wir, wie es übrigens ähnlich auch bei den Haustieren der Fall· ist, vor einem grossen X stehen, sobald wir uns ostwärts wenden und etwa die russische Grenze

über-schreiten. . Mit diesen Vorbehalten lässt sich in äusserster Kürze z. Z.

folgendes Bild von dem Bestand europäischer Kulturpflanzen in neolithischer Zeit entwerfen. Am weitesten verbreitet und am sichersten nachgewiesen sind von den G e t r e i d e a r t e n : G e r s t e , W e i z e n und H i r s e . Sie treten uns zusammen oder einzeln in ganz Mittel- und Nordeuropa entgegen. So ist z. B. in der neolithischen Station von Butmir in Serbien Weizen (nebst Ein-korn) und Gerste, in den ungarischen Niederlassungen von Agg-telek, Felsö-Dobsza und Lengyel der gemeine Weizen (nebst Kugelweizen und Einkorn), Gerste und Hirse (P a n i c u m miliaceum) gefunden worden. In der Schweiz setzt sich ein vollständiges Bild der schon zur Steinzeit daselbst angebauten Getreidearten aus zwei Sorten Gerste, drei Weizen- und zwei Hirsearten (nebst Einkorn, Binkelweizen und zweizeiliger Gerste) zusammen. Aber auch bezüglich Nordeuropas „lässt sich nach Untersuchung vieler Tausende von neolithischen Topfscherben schon jetzt mit Sicher heit behaupten, dass zur jüngeren Steinzeit an vielen Stellen Dänemarks bereits mehrere Sorten Weizen, sechszeilige Gerste und Hirse gebaut worden sind" ( H o o p s p. 308). Ja, hinsichtlich der Getreidearten sind wir in der glücklichen Lage, die oben hervorgehobene geographische Beschränkung der früheren

Nach-• 1) I m J a h r e 1894 übersandte zuerst F r o d e Kristensen, ein jüti-scher Dorfschullehrer, dem dänischen N a t i o n a l m u s e u m ein verkohltes Weizenkorn, das er aus der Oberfläche eines prähistorischen Ton-gefässes losgelöst hatte (S. M ü l l e r Nordische A l t e r t u m s k u n d e I, 205).

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Weisungen durch einen Blick auf den russischen Südosten Europas erweitern zu können. Auch in der schon im I I . und I I I . Kap.

genannten, von Herrn C h w o i k o in Kiew am mittleren Dniepr blossgelegten neolithischen Ansiedlung ist Ackerbau getrieben worden. „Als Beweise hierfür mögen dienen", so äussert sich Herr C h w o i k o in einem Brief an Prof. A n u t s c h i n in Moskau, der sich an ihn in meinem Interesse gewendet hatte, „1, die Reste des Strohs und des Kornes ( W e i z e n und G e r s t e ) in den Erdgruben (Resten der Wohnungen), wo auch die Steine sich finden, welche als primitive Mühlen oder Zermalmungsapparate zu deuten sein möchten; 2. dieselben Reste, aber in grösserer Quantität in sogenannten „Plätzchen" — runden, ebenen Plätz-chen, welche wahrscheinlich zu religiösen Zwecken dienten, aber auch zur Aufbewahrung der Reste der Abgeschiedenen. Hier wurde auch H i r s e gefunden und die ganzen Schichten der gerösteten Weizenkörner, auch die langen Kieselstücke, welche als Sicheln genommen werden können." Alle diese Angaben haben durch die inzwischen mir zugänglich gewordene Veröffent-lichung des Herrn C h w o i k o selbst (vgl. oben p. 153) ihre Bestä-tigung gefunden. — Dagegen konnte in neolithischer Zeit von Getreidearten bis jetzt nicht der H a f e r und der R o g g e n nach-gewiesen werden. Der erstere tritt sowohl in der Schweiz wie auch in Dänemark erst im Bronzealter auf, der letztere scheint zuerst in Schlesien in der Übergangszeit von der Bronze zum Eisen vorzukommen ( H o o p s p. 410 und 444). Gar keine

prä-historischen Funde liegen bis jetzt vom S p e l z oder D i n k e l vor, mit Ausnahme einer einzigen Ähre, die in den bronzezeit-lichen Pfahlbauten der Petersinsel im Bielersee entdeckt worden ist ( H o o p s p. 414). Im Zusammenhang mit den Getreidearten sei noch auf den M o h n hingewiesen, dessen Anbau schon in

der Steinzeit der Schweizer Pfahlbauten eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben muss, der aber ausserhalb der Schweiz in Mittel- und Nordeuropa bis jetzt nicht prähistorisch zu belegen ist.

Wenden wir uns zu zwei anderen Gruppen von Kultur-gewächsen, den G e s p i n s t p f l a n z e n und H ü l s e n f r ü c h t e n , so

ist von den ersteren der F l a c h s (L i n u m angustifolium) in der Steinzeit in Oberitalien, der Schweiz *) und in Schussenried 1) Nach neueren, auch H o o p s noch u n b e k a n n t e n Untersuchungen, ü b e r die im Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft f. Anthrop.

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(Württemberg) zu belegen, während der H a n f in älteren prä historischen Stationen nicht vorkommt. Von H ü l s e n f r ü c h t e n sind bis jetzt Linsen in Serbien (Butmir), Pferdebohnen, Platt-erbsen, Erbsen und Linsen in Ungarn, Bohnen und Linsen in Oberitalien, Erbsen und Linsen in der Schweiz, die letzteren auch bei Schussenried gefunden worden.

Von Z w i e b e l g e w ä c h s e n haben wir nach clen obigen Bemerkungen keine Überreste zu erwarten, von W u r z e l -g e w ä c h s e n ist aus: der Steinzeit allein der Pastinak und die Möhre in der Schweiz gefunden worden. Was endlich den Obst-b a u anObst-betrifft, so sind vielleicht die ersten Anfänge der Kul-tivierung bei einer A p f e l s o r t e in der Schweiz (Robenhausen) und in Oberitalien (Lagozza) nachgewiesen worden. Erwähnt sei noch, dass in neolithischer Zeit auch die E i c h e l n , die in den Schweizer Pfahlbauten in grosser Menge in Tongefässen aufbewahrt wurden, und die Früchte der W a s s e r n u s s (T r a p a natans L.) dem Menschen zur Nahrung gedient haben dürften.

Wir gehen nunmehr zu den l i n g u i s t i s c h e n Zeug-nissen für das Alter der im bisherigen genannten Kulturpflanzen bei den idg. Völkern über. Auch hier treten uns grosse Schwierigkeiten, und zwar grössere als hei der Geschichte der Haustiere entgegen. Während es bei den in Kap. I I I uns be-schäftigenden Wortreihen fast niemals zweifelhaft war, ob wir es mit Erb- oder Lehnwörtern zu tun haben (vgl. I3, 191 ff.), wird diese Frage, wie sich im folgenden zeigen wird, bei den Kultur-pflanzen wiederholt nicht mit völliger Bestimmtheit zu beant-worten sein. Dazu kommt, dass gerade in den verbreitetsten Reihen die Bedeutungen oft so auseinandergehen, dass es teils nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, teils gar nicht mög-lich ist, den ursprüngmög-lichen Wortsinn zu ermitteln. Ersteres gilt z. B. für die beiden Reihen : scrt. ydva „Getreide, Gerste", aw.

ycica „Getreide" (npers. jav „Gerste", osset. yeu, yau „Hirse"), griech. £«d „Spelt", lit. jawäi „Getreide", ir. eorna „Gerste"

und lat. far „Spelt", got. barizeins „Gersten ", altn. barrT

agls. bere „Gerste", altsl. hürü etc. „eine Hirsenart", für die

etc. 1905 p. 93 berichtet wird, sei der Schweizer Flachs nicht E i n u m angustifolium, sondern Einum austriacum L . u n d wiese somit nicht, wie man bisher geglaubt hat, auf Herkunft aus dem Süden hin.

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H o o p s ρ. 358 ff. die Grundbedeutung „Gerste" glaubt feststellen zu können, letzteres für Wortsippen wie scrt. dü'rvd „eine Hirsen-art", mnd. terwe, ndl. tarwe „Weizen", lit. dirwa „Acker", oder griech. δλνρα „Spelt ('?), scrt. urvdrä „Saatfeld" u. a. Eine d r i t t e Eigentümlichkeit der idg. Gleichungen auf dem Gebiete der Kulturpflanzen, nämlich der Umstand, dass sie zum grösseren Teile auf die e u r o p ä i s c h e n Sprachen beschränkt sind, soll uns erst im folgenden Kapitel beschäftigen.

Nach diesen Vorbemerkungen lassen sich folgende sprach-lichen Tatsachen den oben aufgeführten archäologischen gegen-über oder zur Seite stellen:

G e t r e i d e a r t e n : Für drei derselben sind, unzweifelhafte idg. Gleichungen vorhanden, nämlich: 1. lat. hordeum, ahd. gersta (wahrscheinlich auch griech. κρϊ, κριϋή und armen, gari) für G e r s t e , 2. griech. πυρός, lit. purai, altsl., altruss. pyror) (scrt.

pära „Kuchen"?) für W e i z e n ; vgl. auch arisch scrt. gödhüma, npers. gendum (γανδόμην Hesych) „Weizen", 3. griech. μελίνη, lat. milium, lit. malnös für H i r s e . Eine urverwandte Gleichung scheint auch für den H a f e r in lat. avena, altsl. ovtsü, lit.

awizä, altpr. vyse vorzuliegen, während der den litu-slavischen und germanischen Sprachen gemeinsame Name des R o g g e n s : altsl. rüzi, lit. rugys, agls. ryge, altn. rugr, ahd. rokko eine Entlehnung, aus dem von G a l e n bezeugten thrak. βρίζα, d. i.

*vrugja darstellt2). Der S p e l z oder D i n k e l (Triticum spelta L.) wird so, dass Zweifel ausgeschlossen sind, erst im IV. nach-christlichen Jahrhundert unter dem spätlat. spelta genannt, das

1) Dieses W o r t übersetzt allerdings lat. far u n d griech. OXVQO.·, da aber der Spelt sieher eine verhältnismässig späte Getreideart ist, so dürfte auch für altsl., altruss. pyro von der im Griechischen u n d dem dem Slavischen nächstverwandten Litauischen erhaltenen Bedeu-t u n g „Weizen" auszugehen sein. Vgl. über andere Glieder dieser Sippe mein Reallexikon p. 948 u n d H o o p s p. 344.

2) Vgl. auch H o o p s p. 448. Nach ihm würde die eigentliche Quelle dieser Wortsippe in ostfinnischen u n d türkischen Sprachen, z. B.

ostjak. arüs, wog. oros, tschuwasch. iras vorliegen, die allerdings trotz ihres anlautenden Vokals recht russisch (rozi, Gen. rzi) aussehen. I n diesem Z u s a m m e n h a n g sei auf einen kaukasischen Namen des Roggens:

agulisch sekil, rutulisch sukul etc. ( E r c k e r t p. 118) hingewiesen, der auffallend an die noch unerklärte, zuerst von Plinins gehrauchte Be-zeichnung dieser Getreideart secale (it. segola, frz. seigle etc.) erinnert.

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eine Entlehnung ans ahd. spelta, spelza ist. Eine sicher ur-verwandte Reihe liegt dagegen wieder für den im Zusammen-hang mit den Getreidearten oben genannten M o h n vor: griech.

μήκων, μάκων, ahd. mago, mhd. mage und mähen, altpr. moke, altsl. makü.

G e s p i n s t p f l a n z e n . Urverwandt oder doch mit einem starken auf Urverwandtschaft beruhenden Kern ausgestattet, ist nach allen neueren Forschern die Reihe: griech. λίνον, λιτί, λϊτα, lat. linum, linteum, ir. lin etc. (cymr. lliain, corn. bret. lien

„Leinen"), ahd. lin (lina „Leine"), lit. llnai, altsl. linü für den F l a c h s . Ebenso allgemein wird dagegen die Reihe: griech.

κύνναβις, lat. cannabis, alb. kanep, altsl. konoplja, lit. kanapes, ahd. hanaf etc. für den H a n f als auf Entlehnung beruhend aufgefasst. Die Sippe wurzelt in letzter Instanz in den finni-schen Sprachen, wo ceremissisch kyfie den Hanf, syrjänisch und wotjak. p\s, pus die Nessel bezeichnet, so dass sich κάνναβις als ein Kompositum mit der Bedeutung „Hanfnessel" herausstellt (vgl. u. p. 192 Anm. 1),

H ü l s e n f r ü c h t e . Unter ihnen liegt eine sichere Glei-chung für die B o h n e vor: lat. fdba, altpr. babo, altsl. bobü·, vgl. daneben arisch: scrt. mä'sha, upers. mds. Die Reihen armen, sisern, lat. cicer, griech. κριός, altpr. keckers und griech.

δροβος, έρέβινϋος, lat. ervum, ahd. araweiz, altn. ertr, beide für E r b s e n a r t e n sowie lat. lens (vgl. griech. λάϋνρος), ahd. linsi, lit. lenzis, altsl. Igsta für L i n s e sind noch nicht durchsichtig genug, um ein sicheres Urteil über das Verhältnis ihrer ein-zelnen Glieder zueinander zu gestatten.

Von Z w i e b e l g e w ä c h s e n ist auf die Reihe griech. κρό-μνον „Zwiebel", agls. hrqmsan, nhd. rams, lit. kermüsze, russ.

ceremsd, ir. creamh, auf den letzteren drei Sprachgebieten „eine wilde Knoblauchart", unter den W u r z e l f r ü c h t e n auf griech.

ρώινς, ράφυς, lat. räpa, rdpum, ahd. rdba, rnoba, lit. röpe, altsl.

repa, alb. repe zu verweisen, wobei für die erstere sicher, für die letztgenannten Wörter höchstwahrscheinlich Urverwandtschaft an-genommen werden muss. Was die O b s t a r t e n anbetrifft, so würde für den A p f e l eine urverwandte Gleichung vorauszusetzen sein, falls das Verhältnis der nordeuropäischen ir. abhal, ahd, apful, lit. obulas, altpr. woble, altsl. ablüko zu dem Namen der italischen „äpfelreiehen" Stadt Abella so (vgl. oben p. 175)

auf-— 191

zufassen ist, dass die letztere ihre Bezeichnung von der Frucht (nicht umgekehrt) erhalten hat, wie es jetzt auch H o o p s p. 477 ff.

annimmt. Ein besonderer Name für die W a s s e r n u s s (lat. tri-bulus: tero „reibe"; vgl. triticum „Weizen") lässt sich nicht nach-weisen, die E i c h e l hiess griech. βάλανος = lat. glans, lit. gile, altsl. zelqdl (oben p. 173).

Wenden wir uns nunmehr drittens zu den h i s t o r i s c h e n Z e u g n i s s e n über das Alter der im bisherigen besprochenen Kulturpflanzen, zuerst bei den europäischen, dann bei den ari-schen Indogermanen, so bedarf es keiner besonderen Belege dafür, dass G e r s t e , W e i z e n und H i r s e bei Griechen und Römern seit der ältesten Zeit wohlbekannt waren. Dasselbe gilt aber auch von den europäischen Nordvölkern. Hatte doch schon Pytheas (vgl. Strabo c. 201) auf seiner Reise· ins Nord-meer, also circa 300 Jahre vor Christo, auf Thüle einen primi-tiven Feldbau mit Hirse und Weizen vorgefunden: το των καρ-πών είναι των ήμερων και ζώων των μεν άφορίαν παντελή των δε οπάνιν, κέγχρω δε και άγρίοις λαχάνοις και καρποις και ρίζαις τρέφεοθαι' παρ' όίς δε σίτος και μέλι γίγνεται, κάί τδ πόμα εντεύθεν εχειν, und aus dem äussersten Osten Europas berichtet Herodot IV, 71 von den skythischen Alazonen: σίτο ν δέ καί οπείρουοι καί οιτέονται καί κρόμμνα καί σκόροδα καί φακούς καί κέγχρους. Gerste und Weizen werden von Tacitus Germ.

Kap. 23 als bei den Germanen zur Bierbereitung gebräuchlich hervorgehoben.

Anders steht es mit H a f e r und R o g g e n . Während der erstere bei den keltischen und germanischen Völkern seit der ältesten Zeit als volkstümliches Nahrungsmittel gebraucht wird (vgl. Plinius Hist. nat.. X V I I I , 149: quippe cum Germaniae populi serant eam neque alia pulte vivant), ist er im Süden im

wesentlichen immer als Unkraut angesehen und höchstens ver-einzelt zu Futter- und vielleicht zu medizinischen Zwecken an-gebaut worden (vgl. Reallexikon p. 320 f., H o o p s p. 407 ff.).

Auch der R o g g e n war Griechen und Römern nur von der Ferne bekannt. Er wird aus den der Balkan- und Apenninhalbinsel vorgelagerten Ländern, aus Thrakien, Makedonien (Galenos VI, 514) und gewissen Alpengegenden (Plinius Hist. nat. X V I I I , 141) gemeldet. Hinsichtlich des S p e l z e s (T r i t i c u m spelta) sahen wir schon oben, dass er u n z w e i f e l h a f t erst unter dem

spät-— 192

lateinischen Ausdruck spelta auftritt; doch sucht H o o p s p. 411 ff.

in ausführlicher Erörterung wahrscheinlich zu machen, dass auch Wörter wie griech. fwa und lat. far, die ursprünglich die „Gerste"

(s. o.), dann den gleich der Gerste begrannten Spelzweizen (Ein-korn und Emmer) bezeichnet hätten, schliesslich, und zwar noch vor Aufkommen des lat.-germ. spelta, auch für den unbegrannten Spelz, d. h. für den Dinkel gebraucht worden wären. Jeden-falls sieht aber auch er in dem letzteren eine verhältnismässig spät aufgekommene Kulturpflanze. Gut bezeugt ist dagegen wiederum das hohe Alter der Mohnkultur. Schon Homer be-zeichnet ihn als ¿vi y.rjncp „im Garten" und xagncp ßgiäopevr)

„von Samen strotzend", und für die frühe Bekanntschaft der Germanen mit ihm darf man auf das Eindringen des deutschen mähen ins' Vulgärlatein (mähonus etc.) hinweisen. Auch bei den Slaven, die sämtlich an der Bezeichnung mäkü teilnehmen, im besondern schon im ältesten Russland, .bildet Mohn mit Honig (mäkü und medü) eines der volkstümlichsten Genussmittel.

Unter den G e s p i n s t p f l a n z e n ist der Anbau des F l a c h s e s bei den europäischen Indogermanen uralt. Für Griechen und Römer bedarf dies wiederum keiner Zeugnisse. Für Gallien und Germanien genügt es, auf die Berichte des Plinius (H i s t . nat.

X I X , 8 : immo vero Galliae universae vela texunt, iam quidem et transrhenani hostes, nec pulchriorem äliam vestem eorum feminae novere . . . . in Germama autem defossae atque sub terra id opus agunt) und des Tacitus (Germ. Kap. 17: linei aniictus) zu verweisen. Hingegen wird der H a n f erst von Herodot I V , 74, 75 als eine Pflanze des fernen Skythiens und Thrakiens genannt, in deren Dampf man sich badet und be-rauscht, die man aber auch (wenigstens in Thrakien) zum Weben verwendet. Über sein allmähliches Bekanntwerden im Norden haben wir keine älteren historischen Nachrichten * ) . — Unter den

1) Vgl. Sprach vgl. u. Urg. I3, 140. Hierzu bemerkt S t r e i t b e r g Lit·. Zentralbl. 1906 p. 823, dass es „einigermassen schmerzlich" sei, dass von mir die xdi'ya/Sif-Stelle Herodots noch immer zur D a t i e r u n g der Lautverschiebung benutzt werde, obwohl H i r t Beitr. X X I I I , 319 den I r r t u m in M u c h s Argumentation dargetan habe. Indessen ver-stehe ich diese Schmerzen S t r e i t b e r g s nicht; denn dass der H a n f im Norden Europas sehr spät erschienen ist u n d also das lautverschobene germ. hanaf zu einer späten D a t i e r u n g der germanischen

Lautver-— 193

H ü l s e n f r ü c h t e n dürfte der Preis des Altertums der B o h n e (Faha vulgaris) zuzugestehen sein, und zwar wegen der 'wich-tigen Rolle, die sie im Totenkult (vgl. Kap. X V ) als Speise der Unterirdischen spielt (vgl. L . v. S c h r ö d e r Das Bohnen-verbot bei Pythagoras und im Veda, Wiener Z. f. d. Kunde des Morgenlandes X V , 187 ff.). Ausserdem wird sie von Homer (y.va/iog neben egeßiv&os „Erbse"), durch die altitalischen Bauern-namen Fabius, Fabidius, Fufetius (aber auch Piso : pisum „Erbse"

und Lentulus: lens „Linse"), durch Plinius Hist. nat. X V I I I , 101 als Hauptfrucht des cisalpinen Galliens (faba, sine qua nihil conßciunt) und durch die Namen der Nordseeinseln Fabaria (Plinius IV, 97) und Baunonia (IV, 94; vgl. altn. baun „Bohne") bezeugt, falls unter der Frucht, die diesen Inseln den Namen gegeben hat, nicht eine wilde Pflanze (P i s u m maritimum) zu verstehen ist ( H o o p s p.465). — Der Gebrauch von Z w i e b e l -g e w ä c h s e n ist im Süden wie im Norden, bei Homer (y.go-juvov), wie bei Thrakern (Athen. IV, p. 131) und Skythen (s. o.) gut bezeugt, während es hinsichtlieh des R ü b e n b a u s hier wie dort an allen Nachrichten fehlt. · Über den Genuss der E i c h e l n Schiebung benutzt werden k a n n , folgt nach wie vor erstens daraus, dass der H a n f archäologisch in Europa nicht nachzuweisen ist, u n d zweitens daraus, dass ihn Herodot als Kulturpflanze noch nicht kennt.

A u s den W o r t e n dieses Schriftstellers ergibt sich jedenfalls, dass die Griechen den H a n f noch nicht ans dem Norden Europas in die Balkan-halbinsel mitgebracht haben (vgl. auch H o o p s p. 472), u n d ebenso eine gewisse Wahrscheinlichkeit — mehr ist von mir nicht gesagt worden —, dass er ausserhalb Thrakiens u n d Skythiens in E u r o p a ü b e r h a u p t damals u n b e k a n n t war. — Auszugehen ist für die europäi-schen H a n f n a m e u nach ihrer oben p. 190 gegebenen D e u t u n g , mit der auch H o o p s a. a. 0. übereinstimmt (vgl. auch W a l d e Lat. et. Wb.), von einem finnischen Kompositum *kana-pis „Hanfnessel", das als Lehnwort ins Skythische u n d Thrakische (Herod. xüwaßig) eingedrungen sein wird. I n welcher Reihenfolge die H a n f n a m e n , zu denen auch armen, kanap', kurd. kinif, npers. kanäb gehören, sich hiervon los-gelöst haben, wird k a u m zu sagen sein. Ganz unwahrscheinlich ist jedenfalls die A n n a h m e H i r t s (a. a. 0 . p. 334), dass die slavischen Wörter dem Germanischen entstammten (vgl. P e i s k e r a. o. p. 162 a. 0 . p. 80 ff.). — I n Beziehungen zu dem nicht, zusammengesetzten finnischen kyne (vgl. auch turko-tat. kin-dilr, ken-dir „Hanf") scheint auch das noch später zu erwähnende arische Sana „ H a n f " zu stehen.

W a r u m es mit palatalem s (scrt. ganä) anlautet, v e r m a g ich nicht z u sagen. .

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-nud wilder oder halbwilder Obstarten s. Kap. V I I I (Speise und Trank). Eine vereinzelte Mitteilung über die Verwendung der W a s s e r n u s s verdanken wir Plinius (Hist. nat. X X I I , 2 7 : Thraces, qui ad Strymona habitant, foliis tribuli equos saginant, ipsi nucleo vivunt panem facientes prae-dulcem et qui contrahat ventrem).

Gegenüber diesen zwar sehr lückenhaften, aber im wesent-lichen ausreichenden Nachrichten hinsichtlich der alteuropäischen Kulturpflanzen ist die Frage, welche Kulturgewächse der ari-s c h e n Urzeit oder auch nur der älteari-sten indiari-schen und irani-schen Epoche angehören, bei der Dürftigkeit unserer Quellen auf diesem Gebiete kaum zu entscheiden. Die einzige Feldfrucht, die im Awesta und zugleich auch im Rigveda genannt wird, ist yáva; aber obgleich dieses Wort im späteren Sanskrit und auch in neuiranischen Dialekten (pers./a®, osset. yew „Gerste", aber digorisch yau „Hirse") die Gerste bezeichnet, ist es doch nach Z i m m e r (Altind. Leben p. 239) zweifelhaft, ob dieses W o r t ursprünglich eine so engbegrenzte Bedeutung hatte. Auch W . G e i g e r (Ostiran. Kultur p. 151) schwankt, ob er yava mit

„Gerste" oder „Weizen" wiedergeben soll, und B a r t h o l o m a e (Altiran. Wb.) übersetzt es ganz allgemein mit „Getreide".

Dem Flachs der Europäer (vgl. oben p. 190) steht der H a n f der Arier gegenüber (sert. bhangd = aw. bangha), ur-sprünglich, ganz wie bei den Skythen (oben p. 192), wohl nur wegen der berauschenden Wirkung seines Dekoktes geschätzt.

Im Rigveda ist bhangd ein Beiwort des Sorna, als Hanf be-gegnet es zuerst im Atharvaveda. I m Iranischen ist beng noch heute ein Name des berauschenden Haschisch (W. G e i g e r O . K . p. 152). Daneben kommt ebenfalls im Atharvaveda eine als wild-wachsend bezeichnete Hanfart, ganä, vor, ein Wort, das offenbar Beziehungen zu dem oben (p. 192 Aurn. 1) genannten finnischen kene „Hanf" hat (vgl. auch osset. sanna, san „ W e i n " und skyth.

oavánzív, thrak. oavánai, wie ivan. beng „Hanf" und „Haschisch").

Im Qatapathabrähmana werden aus diesem ganá gefertigte Schnuren und Gewänder genannt.

Von anderen Kulturpflanzen, die zwar nicht im Rigveda, wohl aber in anderen vedischen Texten vorkommen, seheinen Weizen und Bohne (vgl. oben p. 189, 190) in den neuiranischen Dialekten und im Sanskrit übereinstimmend benannt zu sein.

Das-— 195

selbe gilt von derjenigen Pflanze, die später die Hauptnahrung der Inder bildete, dem R e i s , scrt. vrthi ( = afghan. vrize, npers.

gurinj, varinj-, hieraus armen, bring); doch wird man aus pflanzen-geographischen Gründen hier mit Sicherheit eine von Indien ausgehende Entlehnungsreihe annehmen können.

Uber den indisch-iranischen Sorna, ebenso wie über den europäischen Wein, vgl. Kap. V I I I (Speise und 'Trank).

Uberschauen wir die im bisherigen für das Alter der Kultur-pflanzen bei den idg. Völkern angeführten prähistorischen, lin-guistischen und historischen Tatsachen, so stimmen alle drei Beweismittel in Beziehung auf s e c h s Pflanzenarten überein:

nämlich in Beziehung auf die drei Getreidesorten, die G e r s t e , den W e i z e n und die H i r s e , ferner für den F l a c h s , die B o h n e und den M o h n . Den Anbau dieser Pflanzen würden wir also bereits einem vorhistorischen Ackerbau der Indogermanen zu-schreiben, natürlich nicht in d e m Sinn, als ob daneben nicht noch andere Kulturpflanzen bestanden haben könnten.

Dieses Ergebnis unterscheidet sich von demjenigen, zu dem H o o p s in seinem oft genannten Buch gekommen ist, insofern, als H o o p s nur die Halmfrüchte (Gerste, Weizen und Hirse) als

„indogermanisch" gelten lassen will. Indessen scheint mir der Weg, auf dem H o o p s zu seiner Anschauung gelangt ist, nicht einwandfrei zu sein. Indem nämlich H o o p s den Ausdruck

„indogermanisch" nur auf die Zeit anwendet, in der wir uns die Inder und Iranier noch mit den übrigen Indogermanen verbunden denken müssen, und demnach für jeden als indogermanisch zu bezeichnenden Kulturbegriff die Übereinstimmung der europäi-schen u n d arieuropäi-schen Sprachen fordert, stösst er auf die schon oben hervorgehobene Schwierigkeit, dass gerade die von Europa nach Asien hinüber reichenden Gleichungen für Kulturpflanzen (vgl. ausser den oben p. 188 f. angeführten noch scrt. sasyä „Feld-frucht, Getreide, Korn", aw. hahyci „Getreide", cymr., corn.

haidd, bret. heiz „Gerste", gall. (s)asia „Roggen" und scrt.

dhdnä's „Getreidekörner", aw. dänd id., mpers. ddn, npers.

däna „Korn", lit. duna „Brot") so sehr in ihren Bedeutungen auseinandergehen, dass es unmöglich erscheint, eine gesicherte Urbedeutung anzusetzen. Anders ist es, wenn wir uns auf die n u r in den europäischen Sprachen belegten Gleichungen

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-schränken, die in ihren Lautverhältnissen ebenfalls die Spuren höchsten Altertums an sich tragen. Es scheint mir nun dabei inkonsequent von H o o p s zu sein, auf der einen Seite z . B . für die Hirse, für die es nur die eine auf Europa beschränkte Glei-chung: griecb. yekivr], lat. milium, lit. malnös gibt, das Prädikat

„indogermanisch" in Anspruch zu nehmen, dasselbe aber Sprach-reihen wie den oben angeführten für F l a c h s , B o h n e , M o h n zu verweigern, obgleich er doch selbst, ganz wie es hier geschieht, diese Sprachreihen n i c h t auf Entlehnung beruhen lässt. Auf jeden Fall aber müssen schon hier die S c h l ü s s e , die H o o p s aus

dem angeblich auf Gerste, Weizen und Hirse beschränkten Besitz der Indogermanen an Kulturpflanzen gezogen hat, als nicht stichhaltig bezeichnet werden. Eine in der angegebenen Weise bezeichnete Gruppe von Kulturpflanzen kehrt nämlich nach H o o p s während der jüngeren Steinzeit Mittel- und Nordeuropas nur in den norddeutsch-nordischen Gebieten wieder. Diesen stehe eine durch einen wesentlich grösseren Reichtum an Kultur-pflanzen (z. B. Lein, Erbse, Mohn, Apfel) charakterisierte „circum-alpine" Zone (die nördlichen Vorländer der Alpen zusammen mit Bosnien, Ungarn, Oberitalien, in welchen beiden letzteren Län-dern auch Faha vulgaris neolithisch bezeugt ist) gegenüber. D a nun die Indogermanen nach seiner Meinung nur Gerste, Weizen und Hirse (nicht auch Lein, Bohne, Mohn) kannten, so sei die Urheimat der Indogermanen in den norddeutsch-nordischen Gegenden zu suchen. Gerade umgekehrt müssten w i r vielmehr auf Grund unseres oben ermittelten Bestands an idg. Kultur-pflanzen die Urheimat der Indogermanen, bezüglich ihres west-lichen Flügels (vgl. Kap. VI), nicht allzufern von jenem „circum-alpinen" Kulturgebiet suchen, wenn wir es überhaupt für möglich hielten, bei der schon oben kurz charakterisierten Lage der For-schung dergleichen Dinge für die Urheimatfrage schon jetzt ent-scheidend zu verwerten.

Unsere Kenntnisse auf diesem Gebiet sind, wie nicht genug betont werden kann, noch allzu lückenhaft und geographisch allzu beschränkt, um derartige Schlüsse zu erlauben. Aus ganz Norddeutschland, das nach H o o p s als Heimat der Indogermanen in erster Linie in Betracht käme (vgl. auch Kap. X V I : Urheimat), hat dieser Gelehrte aus neolithischer Zeit ein einziges Gerstenkorn zutage fördern können (p. 305), ein Gerstenkorn, das nach Ansicht