• Nem Talált Eredményt

Das schwer zu bearbeitende Eisen (nokvx/urjzog oidrjgog), das sich heute die Welt erobert hat und zu den verbreitetsten Mineralien des Erdbodens gehört, besitzt die Eigentümlichkeit, dass es, das Meteoreisen ausgenommen, nur in vererztem und darum weniger augenfälligem Zustand vorkommt, und von Menschenhand geschmolzen und verarbeitet, dem Zahne der Zeit einen geringeren Widerstand als die übrigen Metalle entgegen-stellt. Die prähistorische Archäologie befindet sich daher ihm gegenüber in der schwierigen Lage, öfters nicht sicher ent-scheiden zu können, ob das Fehlen des Eisens in bestimmten Kulturschichten der Unkenntnis der Menschen mit demselben oder der- zerstörenden Macht der Zeit zuzuschreiben sei. Die-selbe ist daher mehr als bei jedem anderen Metalle auf historische

und linguistische Zeugnisse angewiesen.

Sie lehren,, dass die Bekanntschaft mit diesem Metall in den Kulturstaaten des Orients Uber die geschichtlichen Anfänge hinaus, jedenfalls aber auf sie zurückgeht. Lepsius hat in seiner oft zitierten Abhandlung das Eisen unter dem Namen men bereits in den ältesten ä g y p t i s c h e n Inschriften nachgewiesen. Doch scheint die praktische Verwertung des in den Abbildungen durch seine blaue Farbe kenntlichen Metalles erst mit dem neuen Reich begonnen zu haben (vgl. Montelius Archiv f. Anthropologie 1900 p. 923). Jedenfalls wird die Priorität des Kupfers auch hier durch den bereits erwähnten Umstand wahrscheinlich gemacht, dass das Wort für Eisen durch das Zeichen des Kupfers

deter-miniert wird (vgl. Lepsius a. a. 0 . p. 108). Von Ägypten und später von den Handelsfaktoreien der Phönizier, Griechen und Römer am Roten Meer aus haben sich dann wahrscheinlich eiserne Gegenstände und eine primitive Eisentechnik, von

Nord-— 7 7

-1 osten nach Süden vorscbreitend, im Inneren Afrikas ausgebreitet,, so den Schein einer selbständigen Entdeckung des Eisens und

• seiner Gewinnung durch die Schwarzen erweckend (vgl. Andree

•Die Metalle bei den Naturvölkern p. 3 ff.). In jedem Falle schliesst sieh in Afrika die Eisenzeit unmittelbar an die Stein-zeit a n : die übrigen Metalle sind zum Teil vom Standpunkt

: des Eisens aus benannt (oben p. 8 Anm.).

Die s e m i t i s c h e n Sprachen bedienen sich eines gemein-' schaftlichen Ausdruckes für das Eisen: hebr. barezel, syr. parzlär

assyr. parzillu (arab. firzil „Eisensteckel"), was auf ihre uralte Bekanntschaft mit diesem Metalle (ursem. parzillu) hinweist.

•In den Euphrat- und Tigrisländern lässt es sich, jedoch auch hier zunächst ohne praktische grössere Bedeutung, bis ins I I I . vorchristliche Jahrtausend zurückführen (vgl. S. Müller Nordische Altertumskunde I I , 5). Auch wird schon im alten Testament das Eisen zu den Geräten, als Talent (I. Chron. 23, 14. 30, 7),

•zu Nägeln und Türbeschlägen und auch zu Waffen (I. Sam.

17, 7) verwertet, wenngleich es bemerkenswert ist, dass Bronze weit häufiger als Eisen (in den vier ersten Büchern Mose ist

• das Verhältnis 8 3 : 4 ) genannt wird. I n eine Reihe mit dem semitischen Namen des Eisens gehört auch das s u m e r i s c h e barza, über dessen näheres Verhältnis zu den semitischen Wörtern, ich jedoch kein Urteil habe (vgl. F . Hommel Die vorsem. Kul-turen p. 409).

Wenden wir uns zu den i n d o g e r m a n i s c h e n Völkern,, so wird schon in den hieroglyphischen Inschriften die Land-schaft Pers, d. i. Persien als ein Hauptausfuhrort des Eisens bezeichnet (Lepsius a . a . O . p. 104). So würde es sicherklären, wenn schon im Zeitalter des Awesta (oben p. 59) das aus der Urzeit übernommene ayah „Kupfer", „Bronze" allmählich in die Bedeutung des bald die Industrie beherrschenden Eisens tiber-. gegangen sein solltetiber-. Dass jedenfalls das letztere in

verhältnis-mässig früher Zeit den i r a n i s c h e n Stämmen bekannt war, be-weist eine mehreren ihrer Dialekte, j a sogar dem versprengten.

Ossetischen gemeinsame Benennung desselben: afghan. ospanah,.

• öspina,osset. äfsän, Pamird. spiu etc. (vgl. W.TomaschekCentralas..

• Stud. I I , 70). Eine Erklärung dieser Wortsippe fehlt noch1).

1) Hübschmann K. Z. X X I V , 392 denkt'an npers. sptn „weiss"::

— 7 8

-Übrigens werden auch von Herodot ( V I I Kap. 61 u. 84)

<lie Perser durchaus als mit e i s e r n e n und ehernen Waffen aus-gerüstet geschildert. Auch zu den stammverwandten Skythen

war schon zu Herodots Zeit die Kenntnis des Eisens gedrungen.

Der Geschichtschreiber erzählt IV Kap. 62, dass im Kult des Ares ein eiserner Säbel (otöggeog àxivây.yg) als Sinnbild dieses Glottes verehrt wurde, und die Verwendung dieses Metalles im Dottesdienst lässt auf eine sehr alte Bekanntschaft mit dem-selben schliessen, während der Gebrauch des Kupfers (Erzes) .ausdrücklich von dem Schriftsteller wenigstens für einen Teil

•der Skythen in Abrede gestellt wird (IV Kap. 71).

Das a r m e n i s c h e Wort für Eisen erkai ist wie. der armen.

Name des Kupfers und vielleicht auch des Goldes und Silbers (oben p. 49) aus kaukasischen Sprachen (gruzinisch rkina „Eisen", Jasisch erkina „Eisen", rkina „Messer") eingedrungen.

Besondere Bezeichnungen für das gehärtete Eisen, den S t a h l , scheinen in Vorderasien verhältnismässig spät aufgekommen zu sein; doch hat eine derselben eine über ein ungeheures Ge-biet ausgedehnte Verbreitung gefunden:

Npers. pûlâd, syr. p-l-d (Paul de Lagarde Ges. Abh. p. 75),

•kurd. pîlâ, pûlâ, pûlûd etc. (Justi Dictionnaire Kurde-Français p. 84), pehlevi pûlâfat, armen, polovat ( L a g a r d e Armen. Stud.

p. 130), türk. pala, russ. bulatü, klruss. bulat (Miklosieh F r e m d w . s. v.), m i z d z e g h i s c h polad, bolat, m o n g . bolot, bülät, buriät (Klaproth Asia polyglotta2 p. 282, Sprachatl. V, A . P o t t Zeit-schrift f. d. K. d. M. p. 262, Horn Grundriss S. 75,

Hübsch-aw. spaöta; doch ist mir keine Ableitung einer B e n e n n u n g des Eisens von einem Adjectivum „weiss" sonst bekannt.

Justi Wörterbuch p. 439 stellt zu den angeführten W ö r t e r n auch -aw. haosafna, das er (Handw. s. v.), Geldner K . Z. X X V , 579 u n d

•Geiger Ostiran. K u l t u r p. 148 mit „Kupfer", Spiegel (Awesta, übersetzt, Vend. X I I I , 254 = V I I I , 90) mit „Eisen", Bartholomae Altiran. W . mit

„Stahl" übersetzt, was lautlich nicht angeht.

_ Im Neupersischen heisst das Eisen ähen, das m a n aus *ayasana

•erklären kann, oder das zu baluci äsin, pehl. pss (West Glossary p. 27), k u r d hasin, awsin (Justi-Jaba W . p. 439) gehört. Spiegel Arische Periode p. 35 denkt an Herkunft von asan „Stein" (vgl. scrt. äqman

•oben p. 60 „Gestein"). Auch P. Horn Grundriss d. npers. Etymologie

;S. 14 weiss keinen Rat.

— 79

-mann Armenische Gr. S. 232). W o aber und worin ist der Ur-sprung dieser Wortreihe zu suchen'?

Von einem besonderen Interesse ist auch die ossetische Benennung des Stahles andun, ändön (Hübschmann Osset. Spr.

p. 124), insofern sie wiederum aus den permischen Sprachen (wotj. andan, syrj. jendon) entlehnt ist, übrigens auch im Kau-kasus (vgl. v. Erckert p. 132) wiederkehrt. So haben wir also zum drittenmal ostfinniscbe Wörter im Ossetischen angetroffen, den Namen des Silbers (äwzist), des Kupfers (aryi), des Stahles (andun), wozu wir unten (Kap. V I I I ) noch den des Bleies (izdi) stellen werden, so dass die Osseten aus der Zeit ihres Zusammen-hangs mit ihren iranischen Brüdern nur Bezeichnungen für das Gold (suyzärinä) und Eisen (äfsän) mitgebracht zu haben scheinen.

Die schon oben hervorgehobenen kulturhistorischen Beziehungen des Ossetischen zum finnischen Osten aber erklären sich um so leichter, als nach den ossetischen Sagen einstmals der ossetische Stamm bedeutend weiter nordwärts, als dies gegenwärtig der Fall ist, verbreitet war (vgl. Klaproth Asia polygl.2 p. 83).

Kürzer können wir uns Uber die i n d i s c h e n Verhältnisse fassen; denn es ist schon oben (p. 60) bemerkt worden, dass in den literarischen Denkmälern das Eisen erst gegen den Ausgang der vedischen Periode mit Sicherheit nachzuweisen ist, und dort sind auch die ältesten Namen dieses Metalles genannt worden.

Die späteren Bezeichnungen desselben (vgl. Pott Etymologische Forsch. I I , 416 und Narahari's Räjanighantu ed. Garbe p. 41, 42) bieten nichts von Interesse. Einer derselben scrt. gastrd eigentl. „ W a f f e " ist im Munde der Zigeuner als saster neben absin „Stahl" ( = kurd. avsin) in die· Welt gewandert.

W i r gehen nunmehr nach E u r o p a und zwar zuerst nach dem alten H e l l a s über, um uns auch hier nach Anhaltepunkten für das erste Auftreten des Eisens umzusehen. ;

Das veilchenfarbige (iöeis), glänzende (afflwv) oder graue (nohog) Eisen spielt schon in der homerischen Dichtung eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Es wird wie das Kupfer als Tauschmittel benutzt, wie dieses liegt es in den Schatzkammern der Reichen. Bei den Leichenspielen des Patroklus (II. X X I I I , 825 f.) setzt Achilleus als Preis einen Eisenklumpeh aus (oolov avxoyoaovov d. h. „roh gegossen, nicht bearbeitet"; an Meteor-eisen ist nicht zu denken), von dem der glückliche Gewinner

— 80

-5 Jahre seinen Eisenbedarf entnehmen soll Messer, Keulen, Pfeilspitzen werden bereits als aus Eisen gefertigt genannt. J a , σίδηρος bedeutet zuweilen geradezu Beil oder Schwert (εφέλ.κεται άνδρα σίδηρος). Trotzdem haben wir schon oben darauf hin-gewiesen, dass das Verhältnis von χαλκός : σίδηρος auf ein histo-sches prius des ersteren mit grosser Deutlichkeit hinweist.

Charakteristisch für dasselbe ist auch eine griechische Sage, die Herodot I, 67, 68 überliefert, und die er in die Zeit des Krösus verlegt. Liches, ein spartanischer Bürger, aus-gegangen, um die Gebeine des Orestes zu suchen, kommt in eine Schmiede (χαλκήϊον), in der er Eisen schmieden (σίδηρον έξελαυνόμενον) sieht. Über diesen Anblick gerät er in Erstaunen (εν ίϊώυματί ήν όοήων το ποιεύμενον). D e r S c h m i e d (χαλκεύς, nicht σιδηρεύς) bemerkt es und sagt: „Du, der sich schon über den Anblick der Schmiedearbeit verwundert, was würdest D u sagen, wenn Du das gesehen hättest, was ich gesehen habe"

usw. Als Ausstattung der Schmiede werden Blasebalg (φνσαι), Hammer (σφνρα) und Amboss (ακμών) genannt. Diese Geschichte ist deshalb lehrreich, weil sie erstens in einer Zeit erfunden sein muss, in der die Herstellung des Eisens noch etwas neues war (έν ·&ανματι ήν όρων), und weil der Schmied, von dem ausdrück-lich erzählt wird, dass er σίδηρος bearbeitet, trotzdem χαλκεύς (χαλκήϊον „Schmiede") genannt wird.

D a wir nun früher (vgl. oben p. 64) gesehen haben, dass das Eisen in dem m y k e n i s c h e n Zeitalter so gut wie unbekannt war, so folgt hieraus, dass es erst in liachmykeniseher, aber vorhomerischer Zeit in Griechenland bekannt geworden sein muss.

Auch über die Gegend, w o h e r die Griechen dieses Metall

1) εξει μι ν και πέντε περιπλομένους ένιαυτονς . χρεώμενος ' ου μεν γάρ οι άτεμβόμενός γε σιδήρου

• ποιμήν ούδ' άροτήρ ει ο' ές πάλιν, άλλα παρέξει.

„Man kann diese Stelle entweder so verstehen, dass der Gewinner des σόλ.ος aus demselben auf fünf J a h r e alle notwendigen eisernen Uten-silien in Vorrat·, u n d zwar in der Stadt, schmieden lässt u n d sie d a n n zu Hause für das jedesmalige Bedürfnis bereit liegen h a t ; oder m a n k a n n annehmen, dass der L a n d m a n n dem Schmiede j e nach Bedürfnis von seinem Eisenvorrate liefert, wie dies noch heutzutage auf dem L a n d e nicht selten geschieht·, woraus tnan d a n n die Existenz von Dorf-oder Wanderschmieden folgern müsste"· (vgl. Buchholz D i e hom. Real.

I, 2 p. 336).

- 81

-kennen lernten, sind einige Vermutungen gestattet. Das Fest-land GriechenFest-lands ist an Eisenerzen nicht sonderlich reich (Blümner a. a. 0 . p. 74). Eine Ausnahme macht der Peloponnes, namentlich am .Vorgebirge Tänaron, wo vielleicht schon die Phönizier, wenn unsere Gleichstellung von Ταίναρον = hebr.

tannür „Schmelzofen" (vgl. oben p. 16) richtig ist, das Eisenerz"

ausbeuteten.

Die Griechen werden daher frühzeitig auf ausländische Metalllager angewiesen gewesen sein. In der Tat hat sich in Griechenland schon in sehr früher Zeit eine bestimmte Tradition über die Herkunft des Eisens festgesetzt. Diese wird nämlich nach einer sehr alten Überlieferung in die Nachbarschaft des Pontus Euxinus, auf den phrygischen Ida zurückgeführt, in dessen waldigen Tälern die Ίδαΐοι Δάκτυλοι·. Kelmis, Damnameneus und Akmon das bläuliche Eisen gefunden und bearbeitet haben sollen.

Sowohl in dieser, oben bereits mitgeteilten Stelle der Phoronis, der ältesten, welche die idäisehen Daktylen erwähnt (vgl. oben p. 23), als auch in den begleitenden Worten des Scholiasten (;γόητες δε ήσαν και φαρμακεΐς. Και δημιουργοί σιδήρου λέγονται πρώτοι και μεταλλεΐς γενέσθαι. Schob Apoll. Α. I , 1126), ist aber ausschliesslich von dem Eisen, nicht von anderen Metallen die Rede, so dass erst spätere die letzteren noch hinzugefügt zu haben scheinen. Das Parische Marmor (άφ' ου Μίνως δ πρώτος έβαοίλευοε και Κυδωνίαν ωκισε και σίδηρος ευρέθη εν τή "Ιδη, εύρόντων των Ίδαίων Δακτύλων Κέλμιος και Δαμναμενέως ετη 1168 βασιλεύοντος 'Αθηνών Πανδίονος) gibt sogar ein bestimmtes Jahr für die Entdeckung des Eisens auf dem Ida an.

Werden wir so durch die Überlieferung an die Westküste Kleinasiens als Herkunftsort des Eisens geführt, so ist weiterhin bemerkenswert, wie oft hier, im Gegensatz zu dem Mutterlande, im Süden und im Norden Eigennamen (Orts- und Personennamen) vorkommen, die an das griechische σίδηρος „Eisen", das bis jetzt aus indogermanischen Mitteln nicht hat gedeutet werden können x),"[anklingen. Vgl. Σιδαρονς, Σιδηρούς Stadt und Hafen

3) Curtius G r u n d z ü g e4 u. 5 p. 246 vergleicht scrt. sviditas „ge-schmolzen" und- sv6dan% „eiserne Pfanne", ahd. sweizjan „frigere*

u n d meint, σίδηρος bedeute „ausgeschmolzen". Eine Bekanntschaft der Indogermanen mit dem Eisen folge indessen daraus nicht. Pott Et.

Forsch. I1 p. 127 zieht lit. sividiis (wie auch G. Meyer Griech. G r .2 S c h r ä d e r , Sprachvergleichung und Orgeschichte II. 3. Aufl. 6

— 82

-inLycien, auch ein vulkanisches Vorgebirge in Lycien mit e i n e m T e m p e l d e s H e p h ä s t o s (Scylax Geogr. Min. Τ . I p. 301), Σιδαρύντιος Einwohner (Pape Eigennamen s. v.) und Σιδάριος Personenname in einer lycischen Inschrift (M. Schmidt The Lycian Inscriptions p. 12). Nach einer mündlichen Mitteilung M. Schmidts ginge aber aus der Flexion des lycischen Eigen-namens hervor, dass Σιδάριος ein einheimischer Personenname gewesen sei. Ähnlich begegnet uns im Norden die Landschaft Σιδήνη mit einem Küstenplatz Σίδη und anderes (vgl. Brunn-hof er Fernschau, Aarau 1886 p. 59, P. v. Bradke Methode p. 42).

Erwägen wir nun, dass schon von Tomaschek (Z. f. Orient. Phi-lologie I, 125) im Kaukasus eine Benennung des Eisens zido (im Udisehen) nachgewiesen worden ist, so wird es nicht un-wahrscheinlich, dass die Bekanntschaft mit dem Eisen sachlich und sprachlich vom Kaukasus her über Kleinasien sich bis nach Griechenland verbreitet hat, eine Auffassung, die um so näher liegt, als der g r i e c h i s c h e N a m e des S t a h l s mit Sicherheit auf die gleiche Herkunft hinweist.

Einen eigentlichen Namen für den Stahl, dessen Her-stellung durch Ablöschen dem Homerischen Zeitalter wohl be-kannt war (vgl. Od. I X , 391), besitzt die Homerische Sprache noch nicht. Κυανός bedeutet nach der überzeugenden Unter-suchung von Lepsius (a. a. 0 . p. 1-30) „nie und nirgends etwas anderes als einen blauen F a r b e s t o f f , den man meist aus Kupferblau direkt oder dadurch beistellte, dass man einen blauen Glasfluss daraus machte und diesen pulverisierte".

Der erste Ausdruck für -den Stahl ist in der griechischen Sprache das von Hesiod (scut. 137) genannte άδάμας-αντος, das hier mit Bezug auf eine Sturmhaube (κννέη) gebraucht wird, und

p. 247) u n d tat. sidus, stderis aus *sidesis heran. Ist letzteres richtig, so k a n n natürlich n u r von einer Wurzelverwandtschaft mit οίδ-ηρος die Rede sein. Trotzdem fassen einige Kulturforscher (vgl. L e n o r m a n t A n f ä n g e d. K u l t u r p. 58) deswegen das griechische W o r t -als Meteor-eisen auf (stdus „Gestirn"), wozu jeder G r u n d fehlt. Auch das koptische benipe „Eisen", welches hierbei gewöhnlich als A n a l o g o n herangezogen wird, · weil es Brugsch dem ägypt. bda en pe-t gleichgesetzt u n d als Meteoreisen aufgefasst hatte, erfährt nach Lepsius p. 108 f. eine g a n z andere D e u t u n g . Ja, sogar den ούλος αντοχόωνος des Homer hat m a n , wie schon angedeutet, für Meteoreisen erklärt (vgl Ratzel Vorgesch.

d. europ. Menschen p. 283).

- 83

-xu der Wurzel δαμ in δάμνημι, δαμάω etc. gestellt zu werden pflegt, so dass es wie hom. αδάμαστος das „unbezwingbare" sc.

Metall bezeichnen würde. Volkstümlich ist diese Bildung schwer-lich jemals gewesen. Die eigentschwer-liche Benennung des Stahles ist im Griechischen vielmehr erst χάλνψ' (auch χαλυβδικός Eur.

Her. 162), das zuerst bei Aesehylus Prom. 133 genannt wird:

κτύπου γαρ άχώ χάλυβος διβξεν άντρων μυχόν

und sicher aus kaukasisch-pontischen Gegenden nach Griechen-land eingewandert ist. Dieses Wort hängt ohne Zweifel mit dem Namen des nordischen Volkes der Chalyber (Χάλυβες, Χάλυβοι) zusammen, die das Altertum sowohl nördlich des Pontus

•und Kaukasus als auch südlich bis Armenien und Paphlagonien

•mit schwankend angegebenen Wohnsitzen kennt, und das nach

•einstimmigen Zeugnissen sich durch Bergwerke auf Eisen und Eisenmanufaktur auszeichnete. So werden die σιδηροτέκτονες Χάλυβες schon von Aesehylus Prom. 715 im unmittelbaren An-schluss an die Nomaden-Skythen (Σκνΰαι νομάδες) genannt, wozu d i e Hesychischen Glossen Χάλυβοι' εϋνος της Σκυϋίας, δπον σίδηρος γίνεται u n d Χαλυβδική' της Σκνϋίας, δπον σιδήρου μέταλλα stimmen. Xenopbon unterscheidet in seiner Anabasis zweierlei Chalyben, die einen zwischen Araxes und Kyros, die anderen als die Untertanen der Mossynöken am Pontus. Von letzteren heisst es V , 5, 1 ο βίος ήν τοις πλείστοις αυτών από σιδηρείας usw. Dass auch die Tibarener und Moscher der Bibel in die Pontusgegenden weisen, ist schon gesagt (vgl. oben p. 66 Anm. 1).

Ebenso mag das „nordische" Eisen, welches Jerem. 15, 12 ge-kannt wird, hierher gehören. So wird man nur darüber ZAveifel-haft sein können, ob das griech. χάλ,νψ einfach „der Chalyber"

bedeutet, oder ob, was mir das wahrscheinlichere ist, beiden Völkern ein barbarisch-pontischer Ausdruck für Eisen oder Stahl zugrunde liegt (vgl. oben p. 75 über die Μοσσύνοικοι und oben p. 52 über Άλύβη).

Auch i m ä l t e s t e n L a t i u m mangelt es nicht an Zeugnissen, die das einstige Fehlen des Eisens beweisen. Unter den Zünften Res Nurna wird der faber ferrarius vermisst, und dass der

Ge-brauch des Eisens in den ältesten Kultnssatzungen überall aus;

geschlossen ist, wurde bereits oben (p. 70) erwähnt.

Zuerst ist unser Metall auf italischem Boden in den Funden 6*

8 4

-von Villanova unweit Bologna nachgewiesen worden (vgl. Undset Das erste Auftreten des Eisens in Nord-Europa), die ihrerseits wieder mit dem berühmten Gräberfeld von Hallstatt am Nord-abhange des Thorsteins in Zusammenhang zu stehen scheinen, wo der Gebrauch des Eisens am frühsten unter den nördlicheren Ländern' Europas in grossem Umfang uns entgegentritt (vgl.

v. Sacken Das Grabfeld von Hallstatt, Wien 1868). Doch ist die Frage der ethnischen Zugehörigkeit dieser Fundorte noch eine offene. Jedenfalls war aber auch in Rom, wenn wir die Überlieferung des Plinius ( X X X I V , 139) glauben dürfen, schon zur Königszeit das Eisen so bekannt, dass im Vertrag mit Por-sina seine Verwendung auf die Zwecke des Ackerbaus beschränkt wurde. Leider hat das lateinische Wort für Eisen ferrum noch keine sichere Deutung gefunden, so dass von dieser Seite kein Anhalt für die Geschichte des Eisens bei den Italikern geboten wird. Am wahrscheinlichsten ist immer noch (vgl. oben p. 71), dass es aus *fersum entstanden und mit den innerhalb des Ger-manischen ganz allein stehenden agls. brces, engl, brass „Erz"

zu verbinden ist, so dass wir ein Analogon zu dem Verhältnis von griech. χαλκός „Erz" : lit. gelezis, slav. zelezo „Eisen" vor uns hätten. Andere (zuletzt Walde Lat. etym. W.) haben an Entlehnung aus dem semitischen Wort für Eisen (hebr. barzel etc.) gedacht (vgl. lat. (c)tunica aus hebr. betonet). Nach Mommsen Römische Geschichte 13, 128 hätten die Phönizier ihre Seefahrten bis Caere ausgedehnt. Einige Tagereisen nördlich von der hier errichteten punischen Faktorei lag die eisenreiche Insel Elba

Insula inexhaustis Chalybum generosa metallis (Vergil), ΑΙΰάλη (: αϊ&ω) bei den Griechen genannt.

Eine sichere Entscheidung zwischen diesen beiden mit-geteilten Deutungen des lat. ferrum ist zurzeit nicht möglich.

Indem wir nunmehr von dem Süden zu dem breiten Rücken unseres Erdteils emporsteigen, finden wir einen relativen Mangel an Eisen in der ältesten uns geschichtlich überlieferten Zeit überall noch durch klare historische Zeugnisse hervorgehoben.

Und zwar lässt sich die Bemerkung machen, dass derselbe in der Richtung nach Nord-Ost im Zunehmen begriffen ist. Nach der Germania des Tacitus (Kap. 6) „war Eisen in Deutschland nicht in Menge vorhanden" (ne ferrum quidem superest). I m

— 8 5

-Norden wusste Cäsar von den Britannen, dass Eisen nur am Meere, und auch hier nur in unbedeutendem Masse vorkäme {de bell. Gall. V, Kap. 12). Im Osten nennt Tacitus in dem Stamm der Ästier den preussisch-lettischen Sprachzweig. Hier heisst es schon ( K a p . 4 5 ) : rarus ferri, frequens fustium usus. Seine Kenntnis beschliesst das Volk der Fenni {Finnen), die inopia ferri „aus Mangel an Eisen" für ihre Pfeile zu Knochenspitzen ihre Zuflucht nehmen.

Die Kunde des Eisens und seiner Bearbeitung rückt in zwei Richtungen nach dem europäischen und dem angrenzenden asiatischen Norden vor: einmal von Westen nach Osten, das andere Mal von Süd-Osten nach dem Norden oder Nord-Westen. Den Ausgangspunkt der einen bilden im Westen die K e l t e n .

Dass dieses Volk sowohl in der Ausbeutung wie auch in der Verarbeitung des Eisens, sei es durch griechisch-massilio-tische, sei es durch italische Einflüsse (nach Plinius Hist. nat.

X I I , 1, 5 hatte sich in der Zeit vor der grossen keltischen Wanderung ein Helvetier namens Helico fabrilem ob artem in Rom aufgehalten), in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten grosse Bedeutung erlangt hatte, wissen wir durch sichere Zeugnisse.

Noch Tacitus (Kap. 43) kennt im Osten an den vorderen Karpathen ein dahin versprengtes oder dort zurückgebliebenes gallisches Sklavenvolk der Germanen, die Cotini, die quo magis pudeat — denn „der Gott, der Eisen wachsen liess, der wollte

keine Knechte" — et ferrum effodiunt. Auch in Gallien selbst wurde auf Eisen gegraben. Besonders berichtet dies Cäsar von den Biturigern de bell. Gall. V I I , 22, die sich bei der Belage-rung von Avaricum sehr nützlich erwiesen: eo scientius quod apud eos magnae sunt ferrariae atque omne genus cuniculorum notum atque usitatum est. I n diesem Z u s a m m e n h a n g ist es bemerkenswert, dass die gemeinkeltische Bezeichnung des rohen Metalles (cymr. mwyn, ir. mein, mianach) in die romanischen Sprachen (frz. mine „Bergwerk", it. mina etc.) übergegangen ist (Thurneysen Keltoromanisches p. 67). .

Die Überreste dieser altkeltischen Eisenindustrie sind in einem berühmten Fundort bei dem Dorfe Marin am Nordende des Neuenburger Sees, genannt L a Tene „die Untiefe", in grossen Massen von eisernen Waffen, Werkzeugen, Gefässen und Schmuck-sachen zutage getreten, „die sich ebenso von den hallstättischen

— 86

-(s. o.) wie von den römischen unterscheiden" (M. Hörnes Ur-geschichte der Menschheit). Dass wir es hierbei wirklich mit altkeltischen Erzeugnissen zu tun haben, beweist die Uber-einstimmung der Waffen mit den auf dem Schlachtfeld von Alesia gefundenen. Von keltischem Boden aus hat sich diese Kultur über den ganzen Norden Europas ausgebreitet, und die Fundstätte L a Tbne hat dieser Epoche den Namen der La-Tfcne-Zeit gegeben.

Der gemeinkeltische Name des Eisens lautete in seiner ältesten Gestalt *%sarno oder Hsärno (vgl. den burgundischen E i g e n n a m e n Isarnodori: Ortus haud longe a vico, cui vetusta paganitas ob celebritatem claiisuramque fortissimam super-stitiosissimi templi Gallica lingua Isarnodori i. e. ferrei ostii indidit nomen. V. S. Eugendi Abb. mon. St. Claudii in Bur-g u n d i a ) : ir. tarn, c y m r . haiarn, haearn, corn. hoern, kern, hörn, arem. hoiarn, haiarn. Es ist möglich, dass dieses altkeltische Hs-amo nichts als eine Weiterbildung des idg. Namens des Kupfers oder der Bronze *ajos, *ais ist, der bei den Kelten in der Form von *is vorliegen könnte (vgl. oben npers. ähen „Eisen"

aus *ayasana?). Sicher aber ist, dass das altkeltisehe W o r t von den g e r m a n i s c h e n Sprachen übernommen worden ist, in denen es got. eisarn, alts. isarn, agls. isern, a l t n . isarn, a h d . isam lautet. Das den germanischen Sprachen fremde Suffix -am (Brugmann Grundriss I I , 138) verrät die Entlehnung aus der Fremde und zeugt gegen Urverwandtschaft. Die Zeit dieser Entlehnung muss als eine ziemlich frühe angesetzt werden, da die- agls. F o r m Iren (aus *iz-drno) n e b e n isern (aus H's-arno) darauf hinweist, dass sie vor Durchführung der deutschen Laut-verschiebung und des germanischen Betonungsgesetzes erfolgt ist (vgl. R . Much Z. f. deutsches Altertum, Anz. X X V I I I , 308), eine Erscheinung, die nicht auffallen kann, da wir auch andere vor der Läutverschiebung erfolgte Entlehnungen aus dem Keltischen im Germanischen kennen (z. B. got. reiks aus kelt. *rig-s = lat.

rex „König"). Der Anfang des IV. vorchristlichen Jahrhunderts, von dem an man auch die Ausbreitung der La-Tene-Kultur in Europa rechnet, dürfte allen Anforderungen gerecht werden.

. Die ausserordentliche Bedeutung, die die Bekanntschaft m i t dem Eisen im Norden Europas, zunächst in der keltisch-germa-nischen Welt, für das Leben der Menschen gehabt hat, äussert

— 87

-sich auch in der grossen Zahl der Personennamen, die von dem keltisch-germanischen isarno gebildet worden sind. Vgl. altgall.

Iserninus (ein Begleiter S. Patricks), abret. Cat-ihernus, Plebs Hoiernin, c y m r . u n d arem. Haiarn, Hoiarnscoet, Cathoiarn usw. (Zeuss Gr. Celt.2 p. 106 und Stokes Urkelt. Sprachschatz p . 25), a u f d e u t s c h e m B o d e n : Isanbard, Isanbirga, Isanperht, Isanbrand, Isanburg, Isangrim und viele andere (Förstemann Deutsches Namenbuch, Personenn. 2. Aufl.)

Die germanischen Völker übernehmen nun ihrerseits die Kulturaufgabe, das wertvolle Geschenk des Westens weiter ost-wärts zu vermitteln. Im Altnordischen wird eine bestimmte Gattung des Eisens, der im Norden häufig vorkommende Rasen-eisenstein (ferrum ochraceum) raudi genannt. Dieses Wort hat in den übrigen germanischen Sprachen keine Anknüpfung, schliesst sich aber zu einer Reihe mit altsl. ruda „Metall", lit. rüdä (dies ein slavisches Lehnwort, vgl. A. Brückner Die slav. Lehnw.

im Litauischen p. 128), Wörter, deren Zusammenhang mit lat.

raudus, scrt. lohdm etc. wir bereits oben (p. 62) kennen gelernt haben. Demnach bedentete altn. raudi ursprünglich Kupfer, dann ohne Zweifel das rote, erzartige Eisen, eben den Rasen-eisenstein. Dieses Wort ist nun aus dem Nordischen durch das Finnische in die übrigen westfinnisehen Sprachen eingedrungen, so dass es der eigentliche westfinnische Ausdruck für das Eisenerz geworden ist: finn. rauta, estn. u. weps. raud, liv. raud, röda, raod, lapp. ruovdde. Auch sonst sind zahlreiche finnische Aus-drücke für das Eisen und seine Bearbeitung germanisch-nordi-schen Ursprungs. S o malmi, malvi „ E i s e n e r z " , talcki rauta (schwed. tackjern) „Roheisen", melto-rauta, auch bloss melto, mento, rnanio, l a p p . malddo (schwed. smälta) „ u n g e h ä m m e r t e s Eisen" etc.; auch die Benennungen der Schmelzhütte und des Hochofens sind entlehnt. Daneben fehlt es nicht an einer Reihe genuiner Wörter (vgl. Ahlqvist Kulturw. p. 67 f. und Bulletin de l'aead. de St. Petersbourg VI, 178). Denn das muss zu-gegeben werden, dass die Finnen, einmal hingewiesen auf . den Reichtum ihrer Seen und Sümpfe (vgl. das oben p. 4 über die Geburt des Eisens mitgeteilte) bald zu grosser Fertigkeit im Eisenhandwerk sich emporschwangen, j a vielleicht ihre germani-schen Nachharn überflügelten. Lebendiges Zeugnis ihrer Eisen-schmiedekunst legen die überaus häufig mit rauta „Eisen"

— 8 8

-zusammengesetzten Orts- und Distriktsnamen der Finnen ab, wie Rautajärwi, Rautawesi, Rautakangas u n d viele a n d e r e , w i e a u f hochdeutschem B o d e n Isarnho, Isanpach, Isanhus etc. ( v g l . Förstemann Namenbuch, Ortsn.).

Eine ganz andere Erklärung der westfinnischen Wörter (finn. rauta etc.) gibt Lenormant (sowohl Die Anfänge der K u l t u r I , 79 als a u c h Transactions of the Soc. of Bibl. Arch.

VI, 354), indem er dieselben mit dem obengenannten akkad.

urudu „Kupfer" vergleicht und die litu-slavischen Ausdrücke ruda etc. aus ihnen hervorgehen lässt. N. Anderson Studien zur Vergleichung der idg. und finnisch-ugrischen Sprachen (Dorpat

1879) p. 353 hält die westfinnischen und idg. Wörter für ur-verwandt.

Der germanische Ausdruck für das Eisen {rauta = raudi) findet sich aber nur in den w e s t l i c h e n Sprachen finnischen Stammes, wie ein gleiches mit dem germanischen Namen des Goldes der Fall war (vgl. oben p. 42). Im O s t e n des genannten Sprachgebietes gilt, wie für das Gold, so auch für das Eisen ein anderes Wort: ostj. karte, wotj. kort, syrj. kört, tscher. kirtne, wog. ker, kiert, das sich, ebenso wie der ostfiunische Name des Goldes, nur durch Zurückftihrung auf das iranische Sprachgebiet erklären lässt. Hier bedeutet altir. kareta, npers. kärd, buchar.

gärd, kurd. Mr, osset. kard etc. „das eiserne Messer", und es ist unschwer begreiflich, wie wilde Barbarenstämme das nie-gesehene Metall nach dem Werkzeug benannten, an dem es ihnen zuerst oder zumeist aus den iranischen Kulturländern zu-geführt werden mochte. Auch im Slavischen (poln. kord etc.) und Litauischen (kärdas poln. Lehnw. „Schwert", vgl. Brückner a . a . O . p. 202) ist das Wort bekannt1).

Inmitten dieser Strömungen von Ost und West liegt das 1) Vgl. M. Bernät Arische u n d kaukasische Elemente in den finnisch-magyarischen Sprachen (ungarisch) S. 390 ff. — D i e oben p. 79 besprochene E n t l e h n u n g des osset. andan „Stahl" a u s den ost-iinnischen Sprachen gehört offenbar einer wesentlich späteren Zeit a n als die E n t l e h n u n g des iran. karata i n die ostfinn. Sprachen. — E i n A n a l o g o n zu der Verbreitungsgeschichte des letztgenannten Wortes bildet übrigens das pers. tabar, tabr, baluci toivär, P a m i r d . tipär

„Beil", das nicht n u r in fast allen Slavinen (altruss. toporü usw., Mi-klosich Türk. Eiern, p. 1), sondern auch im Ungar, topor, tscher. tavdr etc. (Ahlqvist p. 30) wiederkehrt.

89

-l i t u - s -l a v i s c h e Sprachgebiet mit einem gemeinsamen Namen des Eisens: lit. geleiis, lett. dzelse, preuss.· gelso, altsl. zelezo.

W i r haben schon oben (p. 65) über die Verknüpfung dieser .Wörter mit dem griech. yaXxög gesprochen. Die Grundbedeutung

der nordischen Wörter wäre dann „Kupfer" oder „Bronze"

gewesen, eine Bedeutung, die, wie man wohl vermuten kann, unter dem durch skythische Stämme vermittelten Einfluss des p o n t i s c h e n Handels in die von „Eisen" übergegangen wäre.

Endlich bleibt mir in Europa noch eine ebenso interessante als leider dunkle Bezeichnung des Eisens zu nennen. Es ist das a l b a n e s i s c h e hekur, auch ekur, der einzige nicht ostensibel aus der Fremde entlehnte Metallname dieser Sprache, der allen Mundarten derselben gemein ist. Die einzige Möglichkeit einer E r k l ä r u n g scheint mir seine Verknüpfung mit dem oben (p. 78) besprochenen armen, erkat „Eisen" usw. zu bieten (doch vgl.' G. Meyer Et. W . d. alb. Spr. p. 150).

Verhältnismässig j u n g sind, wie sich nicht anders erwarten lässt, auch im Norden die Namen des S t a h l e s .

Immerhin haben die germanischen Sprachen eine in allen Dialekten Ubereinstimmende Benennung desselben: ahd. stahal, m h d . stahel, stachel, stäl, altn. stäl, engl, steel-, die beweist, dass die Kunst, das Eisen zu härten, hier früh bekannt war.

Von germanischem Boden aus hat Entlehnung ins Lappische (stalle, neben teräs, teras : lett. terauds) und ins Slavische (russ.

stall) stattgefunden. Eine sichere Erklärung der germanischen Wörter steht noch aus. Man denkt an aw. staxra „fest". Alt-preussisch panu-staclan „Feuerstahl" scheint in seinem 2. Teil ebenfalls eine Entlehnung aus dem deutschen Wort (vgl. Meringer Z. f. d. österr. Gymn. 1903 V. Heft S. 15 des S . A . ) zu sein.

W i e hier vom Westen, so beweist sich der Slavismus auch vom Osten in seinen Benennungen des Stahles abhängig. Russ.

bulätü etc. haben wir in seinem Zusammenhang mit Vorderasien schon kennen gelernt. Vgl. ferner serb. celik, alb. tsel'ik, türk.

celik, pers. calak; russ. charalügü, dzagat. karäluk, endlich auch poln. demeszek „damasziertes Eisen", serb. demiskinja, türk.

dimiski, ngriech. di/uoxi (Damaskus).

Die weiteste Verbreitung aber hat in Europa das lat. acies (= nucleus) fern gefunden, das sich im Mittellateinisehen zu aciare, aciarium entwickelt. Aus diesem letzeren gehen