• Nem Talált Eredményt

Neuntes Kapitel

In document treuer Wegweiser Gesellschafter. (Pldal 83-96)

Gebräuche bey Hochzeiten und Kindstaufen.

W

enn ein junger M a n n , der sich vorgenom­ men hat, zu heiratheu, und nicht schon früher eine zärtliche V erbindung einging, in einer G e­ sellschaft ein Mädchen antrisst, die ihm gefällt, und die für ihn zu passen scheint, so muß er sich bemühen, ihren Charakter, ihre B ild u n g und ih­ ren G eschmack kennen zu lernen, um zu erfahren, ob diese in Uebereinstimmung mit den feinigen ste- hen. I n dieser Absicht muß er eine schickliche Gelegenheit abpassen, um mit ih r allem zu spre- chen. W ä h re nd fein er Unterhaltung, bey der er den Beobachter macht, muß er, ohue daß er auf- h ö rt, gegen sie galant zu seyn, und ihr etwas Schmeichelhaftes zu sagen, u n bemerkt das Gespräch a uf ernsthafte D in g e bringen. Nicht schaden kann es, über einige einfache und leichte wissenschaftli­ che D in ge mit ihr obenhin zu sprechen, um zu sehen, welchen Unterricht das junge Frauenzim - mer genossen ha t; auf das Theater und die Schau- spieler die Rede zu bringeu; einige Urtheile zu wagen, um sie zu Urtheilen zu v e ra n la sse ; von dem Putz zu sprechen, um zu e r fa h re , ob das M ä d­ chen an Lupus und Aufw and Gefallen findet, und von Lustbarkeiten und Vergnügungen , um so dahin­ ter zu kommen, welchen W e rth diese fü r sie haben.

Nicht unterlassen darf er, auch die h ä u slic h e T u­ g e nd e n und jene Einfachheit deg G e schmackes u n d der S itte n zu loben, welche eben das Glück eines H a u s ­

halters gründen, um zu sehen, von welcher Seite das junge Frauenzimmer diese nimmt. E r kann sich auch von den Pflichten, welche junge Leute bey ihrer V e r h e ir a t u n g übernehmen, m it ihr unter­

halten, um zu hören, ob sie mit denselben bekannt und gefonnen ist , ihnen sich zu unterwerfen. W e r nu r solche Unterhaltung mit Klugheit und G e schick­

lichkeit zu führen weiß ^ wird jedesmal in das I n - nere eines Mädchens tiefe Blicke thun können, befanden wenn er nicht durch fein Betragen und durch kein halbes W o r t , feine Absicht auf sie mer- ken läßt.

Leider geschieht es aber auch zuweilen, daß m an, aller Vorsicht ungeachtet, getäuscht w ird , und ein übereiltes und unrichtiges Artheil fällt. M a n­ ches Mädchen verbirgt oft mit einer bewunderungs­ würdigen G eschicklichkeit, unter einem einfachen anspruchslofen Aeußern , eine sehr lebhafte N eigung zur Koketterie; und manches unbesonnene, leichte fertige junge Frauenzim m er, von dem man gewiß erwartet, daß es eine vollendete Koketle werden müßte, wird oft einige M onate nach der Hochzeit eine verständige H a u sfra u , die O rd nun g und Rechte lichkeit liebt. Uebrigens ist es doch immer möglich, wenigstens einige Kenntnisse über das , was man gern wissen möchte, sich zu verschaffen, wenn man n u r recht geschickt zu Werke geht.

G laubt man in einem Mädchen die Eigen­ schaften angetroffen zu haben, die ein gebildete^

M a n n an derjenigen w ü n schen m u ß , die er zu feiner Lebensgefährten machen w ill; kennt er ihre Fa m ilie , und sieht kein H in d e rn iß , daß der E r­ füllung feiner W ü n sche in den W e g treten könnte,

so m u ß er dann eine Gelegenheit sich zu v e rsch a l sen suchen, um ihren A eltern sich vorzustellen.

H a t er einen Bekannten , der in dem Hanfe derselben ein und ausgeht, so kann er diesen bit­ ten, ihn dort einzuführen und vorzustellen, .wenn er überzeugt ist , daß fein Freund nicht selbst A b­ sichten auf das Mädchen hat. D e n n es würde schlecht seyn , das Zutrauen eines Andern zu m iß­ brauchen, um ihn zu verdrängen. W ir d ein B a ll oder eine Gesellschaft gegeben, so ist leicht ein V o r­ wand zu finden , und selten w ird ein Freund des H auses, weuu er um die Erla ub niß bittet, bey die­ ser Gelegenheit einen jungen M a n n vorzustellen, eine abschlägige Antw ort bekommen , besonders wenn er sür dessen gutes Betragen bürgt.

I s t ein junger M a n n einmal in die Fam ilie zugelassen w orden, so m uß er sich M ü h e geben, den A eltern, von welchen dag Mädchen abhängig ist, zu gefallen, und muß durch ein gefälliges und artiges B e trage n , eine gute M e in u n g von sich zu erwecken suchen.

U m einen günstigen Eindruck zu machen, kann er alle seine Geistesvorzüge zu Hülse nehmen , und wenn er weggeht, m uß er um E rla u b n iß bitten, von Zeit zu Zeit seine Besuche wiederholen zu d ür­

f en. W ir d dieses unter einem gültigen V orw an de höflich verweigert, so m uß er daraus Verzicht lei- steu; denn dann hat man seine Absicht gemerkt und b illigt sie nich t; oder man sürchtet, in der Folge einen A ntrag zu hören, den man auszuschla­

gen sich genöthigt sieht. W o llte man also in die- fem Falle noch serner aus seinem Vorhaben bestehen,

so würde man u n schicklich handeln, und dieses muß man doch so viel als möglich vermeiden.

Bekom mt man aber die E rla u b n iß , feine B e­ suche fortzusetzen , so muß man sich ferner auf eine solche W e ise benehmen, daß die gute M e in ung, die mau bey dem ersten B e suche erregt hat, immer mehr befestigt wird. M a n muß aufmerksam und zuvor-kommend seyn ; man muß sich ohne großen Z wang nach J e dermann fügen, und mit stets gleicher Laune sich zeigen; muß eine edle Uneigennützigkeit an den T ag legen , und darf keine verächtliche Liebe zum Gelde merken lassen; w eil man sonst leicht auf die Verm uthuug führen köunte, als wenn man bey der Heirath mehr auf die M itgabe, als auf die T u ge n­ den und Talente der Erwählten Rücksicht nehme.

H at ein junger M a n n nicht bloß Zutritt in ei- nem H a u se bekommen, sondern is t auch daselbst zu T i sche gebethen worden, dann kann er es wagen, zuweilen B ille ts auf einem Platz im Theater anzu­ biethen, die man gern annehmen w ird , wenn er es nu r auf eine geschickte und feine W e ise ansängt.

Z u v o r muß er den Platz loben , und dann vorgeben^

daß J e mand ihn mit mehreren B ille ts beschenkt habe; er würde es nun sür eine große Ehre anse­ hen , wenn die Fam ilie Gebrauch davon machen wolle, nm einen Abend angenehm hinzubringen.

J e des wird zwar leicht seinen K unstgriff durchschauen, aber man w ird ihm doch dafür D ank wissen , und er w ird so die Einladungen, die er bekommen, in

Etw as wieder gleich machen.

W i l l ein junger M a n n feine Absichten völlig erreichen, so darf er nichts unterlassen, u m J e der- m ann zu gefallen. D ie ses muß sich sogar bis auf

das G e finde im Haufe erstrecken, das ihm ebenfalls nützlich werden kann. W e n n er durch Artigkeit und ohne Vertraulichkeit, dieses in fein Intresse zu zie­

hen weiß , so w ird es fein e Sache eben so m it be­

fördern helfen, als er selbst. Eine Kam m erjungfer w ird bey dem Ankleiden ihrer Gebietherinn das G e­

spräch auf ihn bringen , und ihm Lobeserhebungen machen, die unbefangen und ohne M iß tra u e n ange­

hört werden , und nicht ohne W irken bleiben. E in Bedienter , der treu im Dienste feines H e rrn ist und von diesem durch Vertrauen geehrt w ir d , hat oft mehr Einstuß auf diesen , und mehr G la u b w ü r­

digkeit bey ihm als viele A ndere, die dessen F re u n­

de heißen.

H a t man die Gunst und Gewogenheit Aller gewonnen , und hat man hinlänglichen G ru n d glauben , daß die W erbung günstig werde aufgenom­ men werden , so kann man diese feinen nächsten Verw andten oder einem gemeinschaftlichen Freunde auftragen, der, wo möglich durch fein A lter und durch feinen R a n g , denn er in der W e lt behaup­ tet, eine hinlängliche W ü rd e besitzen muß. D ie ser aber muß auch ein kluger M a n n seyn, und mit Leichtigkeit und Gewandtheit sprechen können, um alle die geringen Schwierigkeiten, die man zuwei­ len bloß zum Scheine macht, sogleich zu beseitigen, um nicht bey der ersten Schwierigkeit stecken zu blei- ben,die man bloß ausw irft, damit sie aus dem W e -

ge geräumt werden soll.

I s t die W e rb u n g geschehen, und haben die Aeltern des Mädchens einige Tage Bedenkzeit sich ausgebethen, nach deren A b la u f sie bestimmte A n tw o rt ertheilen w ollen, so thut man w o h l, feine

Besuche bey denselben so lange einzustellen, bis die^

A n tw ort erfolgt ist. Verzögerte sich diese etwas, so stehet es frey durch einen B r ie f oder durch den beauftragten Bekannten um deren B e schleunigung zu bitten.

H a t man eine günstige An tw ort bekommen, und haben die Aeltern und das Mädchen selbst ihr J a wort gegeben, so muß man nun vor allem der F a m ilie , von welcher man in ihre M itte aufgenom­ men w ird , die schuldige D a n k sagung darbringen, hauptsächlich dem V ater und der M u tte r, von wel­ chen man das Liebste , das sie auf der W e lt haben, und dessen ganzes W o h l anvertraut bekommt, und denen man nun auch die A chtung und Ehrfurcht ei- nes S o h n e s schuldig ist.

D a s Betragen eines jungen M a n n e s gegen feine B r a u t muß aufmerksam , zuvorkommend und ach­ tungsvoll seyn. E s ist ihm nun vergönnt mit ihr über ihre bevorstehende V erbindung zu sprechen, sie mit den häuslichen Einrichtungen, die man treffen w ill, bekannt zu machen, sie dabey um guten R ath zu bitten, und nach ihrem Geschmack sich zu erkun­ digen, um diesem Genüge zu leisten.

D e r Heirathsvertrag muß von den Fam ilien in Richtigkeit gebracht, und bestimmt werden; und n u r selten dars zwischen dem jungen M a n n und sei­ nem zukünftigen Schwiegervater davon die Rede seyn. W e n n keine besondern Umstände obwalten, ist es nicht einmahl nöthig, diesen schriftlich aufzu­ setzen. U n schicklich würde es auch se y n , die S t r e i­ tigkeiten, welche zuweilen darüber entstehen können, in Gegenwart von Zeugen abzuthun; da man ja

leicht unter sich selbst friedlich darüber einig wer- den kann.^

I s t der Vertrag geschlossen, und der T ag der Hochzeit bestimmt, so muß der zukünftige Gem ahl einige Tage vorher feiner Verlobten den M a h l schatz überschickem D ie ser besteht aus mehreren Gegend ständen , die er zum Putz und Schmuck feiner zukünf­ tigen G attinn bestimmt, wobey er auch nicht einen vollen Beutel vergesseu darf. D ie ses G e schenk muß dem Stande^ welchen die Verlobten in der W e lt behaupten w ollen, und ihrem Verm ögen angemes­ sen seyn. Eine unzeitige Eitelkeit ist es, ein reiche­ res und kostbarereg G e schenk zu geben, als das V e r­ mögen gestattet, und so fein Geld an übersiüssige D in g e des Lu^us zu verschwenden, das man besser benutzen, und aus dem man manchen V ortheil ziehen könnte. Reiche geben gewöhnlich Schleyer von S p i­ tzen oder von gesticktem T ülle, einen theuren S h a w l, einige Stücke Zeug zu Kleidern und einen Schmuck von Diam anten oder auch von Steinen von gerin- gerem Werthe. D a z u fügt mau für jede Schw e- ster der B r a u t ein wohlgewähltes Kleid oder einige andere D in g e , die zum Putz dienen. Auch darf man nicht unterlassen jedem von dem G efinde im Haufe ein G eschenk zu machen.

D ie B r a u t ihrer S e its schickt ihrem zukünftig gen Gem ahl zwey Battisthemden mit B u senstreifen von Spitzen und mit einem gestickten Kragen. D a s ist das inzige G eschenk, das sie zu macheu hat.

D ie Einladungeu zur Hochzeit müssen vier oder fü n f Tage zuvor geschehen. I n dieser Absicht be­ gäbe sich der B räu tigam , zu einem jeden feiner V e r­ wandten und zu Alleu, denen er Achtung schuldig ist.

Alle diese ladet er mündlich ein, und bittet durc^ ihre Gegenwart seine Hochzeit zu ehren, nennet ihnen auch den T ag und den O r t , an welchen man sich versammelt, um die B ra u t abzuholen und zum A l­ tar zu begleiten.

Diejenigen, mit welchen man genauer bekannt ist, werden durch gedruckte Billetg eingeladen und gebethen, sich in der Kirche einzufinden, wo die Trauungsseyerlichkeit vor sich geht, und dann dem darauf folgenden Gastmahle und Feste beyzu­ wohnen.

A m Tage der Hochzeit begibt sich der B r ä u t i­ gam , begleitet von feinen Aeltern und Freunden, die bey ihm sich eingefunden haben , zu den Aeltern der B r a u t , wo allen Gästen weiße H and- schuhe angebothen werden, wenn sie mit dergleichen noch nicht versehen sind.

B r a u t und B räu tig am steigen jedes in einen besondern W a ge n , von den Aeltern begleitet und begeben sich so nach der Kirche. H ie r werden die Verlobten jedes von feinem V a te r, oder von sei­ nem nächsten Verw andten, oder V o r m unde, oder auch von einem Freunde, der das Oberhaupt der Fam ilie vertritt, zum A ltar geführt, vor welchem sich das B rau tp a a r gewöhnlich so stellt, daß die B r a u t zu r Linken des B räutigam s zu stehen kommt.

W ährend der T ra u u ngsfeierlichkeit müssen die Brantleute die größte Aufmerksamkeit zeigen, und eine bescheidene und anständige H altung beobachten.

W ollten sie eine zerstreute M iene haben , und nur halb hören, was der Geistliche ihnen einprägt, so würden sie die größte U n schicklichkeit begehen und zu erkeunen geben, daß sie die Wichtigkeit des

B u n d e s , den sie eben schließen, und der Pflichten, welche sie durch ihre V erbindung auf sich nehmen, nicht fühlen.

I s t die E i n segnung der jungen Eheleute voll­ bracht, so übergibt der Geistliche die Neuvermählte demjenigen Verwandten des B rä u tig a m s , der die­ sen zum A lta r geführt hat. D e n n die junge F ra u gehört nun nicht mehr ihrem V a t e r, sondern ist M itg lie d einer andern Familie. D e r junge Ehe- m ann folgt ih r, indem er feiner Schwiegermutter den A rm reicht, und mit dieser in denselben W a ge n steigt, in welchem feine Gattin sich befindet.

B e y dem M a h le setzt sich die junge Frau^

nachdem sie sich umgekleidet hat, z w ischen ihre M u tte r und den V ater ihres Gatten; dieser aber setzt sich feiner G attin gegenüber, zw ischen feinem Schwiegervater und feiner M utter. D ie übrigen Verw andten setzen sich dem Grade der V erw andt­ schaft nach, rechts und links näher oder weiter, von den Neuvermählten.

B e y der M ahlzeit sind dieselben V o r schriften zu beobachten, welche obeu in einem besondern Kapitel für die Gastmale gegeben worden sind.

D a s Auflöfen des Strum pfbandes findet jetzt n u r noch bei bürgerlichen Hochzeiten und unter dem

^ b e l Statt.

Nach der M ahlzeit kleidet sich die N euver­ mahlte zum B a l l an.

D e r B a ll w ird gewöhnlich von den beyden jungen Eheleuten erössnet. I n einigen Gegenden tanzen sie zuerst eine M e n u e t; aber dieser G e­ brauch ist nicht überall üblich. Gewöhnlich fig u r i­ ren sie in dem ersten Contretanze; hernach w ird

der B a ll allgemein, wobei ein jedes die V o r schrif­ ten zu beobachten hat, die oben über die P riv a t- B ä lle gegeben worden sind.

O ftm als hat man bei den Hochzeiten B ra u t- diener. S o werden mehrere junge unverheiratete Leute genannt, die beauftragt werden, bei der M ahlzeit verschiedene Verrichtungen zu besorgen, und die dann diejenigen D am en abholen, welche bloß zum B alle eingeladen sind. Ueberhaupt haben sie fast dieselben G eschäfte, welche die weiter oben genannten Beauftragten bei Gesellschaftsbällen zu besorgen haben , n u r daß sie keine Rechnung abzu­ legen brauchen; überflüssig würde es also seyn, noch mehr davon zu sagen.

Einige Freundinnen der B r a u t werden zuwei­ len Brautjungfern genannt, wenn sie die B r a u t begleiten und ihr^ Gefolge ausmachen. M e iste n te ils sind sie überein gekleidet, und tragen B änder von gleicher Farbe. D ie se Brautjungfern sind aber nicht überall gewöhnlich.

W e n n um Mitternacht der B a ll recht lebhaft w ird , schleicht sich die Neuvermählte unvermerkt davon, und begibt sich mit ihrer M u tte r in das H a u s ihres Gatten. D o r t bringt ihre M u tte r mit H ülfe der W e ib e r, die zum Dienste der Neuver­ mählten angenommen worden sind, diese in das Hotzeitbette und entfernt sit.

D e r junge Ehem ann, der feiner G attin auf allen S t r it t e n nachfolgen muß , verläßt einige M in u te n n a t ihr den B a l l, und sobald sie zu Bette ist, begibt er s i t zu ihr in das Zim mer.

I n einigen Gegenden sind die B rautjungfern beim Niederlegen und Aufstehen der Vermählten

zugegen; dieser Gebrauch ist aber nicht recht schick­ lich, und daher auch nicht überall angenommen.

N u r der M u tte r des jungen M a n n e s kommt es zu, bei dem Aufstehen zugegen zu seyn , oder wenn diese nicht mehr am Leben w äre, so muß eine nahe Verw andte, die durch ihr Alter Achtung einflößt, ihre Stelle ersetzen.

D ie jungen Eheleute müssen am andern M o r­ gen sich zeitig erheben und ankleiden, um die B e­ suche von denen anzunehmen , welche am vergange­ nen Abende bei den Hochzeitsfeierlichkeiten zugegen waren. B e i diesen Bestechen würde es se h r u n schick­ lic h seyn, einen Scherz sich zu erlauben, der die Schamhaftigkeit der Neuvermählten beleidigen könn­ te. D ie Ehe ist ein keuscher heiliger B u n d , und darf a lso keine Zweideutigkeiten und keine groben A n spielungen veranlassen.

W ährend der nächsten acht T age, die auf die Hochzeit folgen, machen die jungen Eheleute bei ihreu vertrautesten Freunden und b e y solche n P e r so­ nen, denen sie Achtung schuldig sind, Besttche.

Weitläusige Bekannte haben kein Recht, einen B e- such zu verlaugen; man benachrichtigt diese bloß durch ein gedrucktes B ille t von der vollzogenen ehelichen V erbindung.

Diejenigen P ersonen, denen man Besu che ge- macht hat, müssen sie erwiedern; diejenigen aber, denen man bloß durch ein B ille t feine V erheira­ thung gemeldet hat , sind dazu nicht verbunden.

D a s Recht, das erste in der Ehe erzeugte K in d bei der Taufe zu heben , kommt dem V a te r des Gatten und der M u tte r der jungen Gattin zu, oder auch den G roßältern, wenn diese noch am

Leben sind. D i e E in la d u n g dazu m uß mündlich ge­

sche hen, bei einem B e suche, der allein in dieser Absicht gemacht w ird. N ich t ganz schicklich w äre e s, dieses n u r wenige T age v o r der T au fe zu thun. S o b a ld ein Eh e m an n die G e w iß he it h a t, daß seine F r a u schwanger ist, welches im vierten oder fü n ften M o n a te der S c h w a n g e rschaft zu ge­

schehen pflegt, so m u ß er dieses glückliche E r­

eigniß den V e rw an d te n der beiden F a m ilie n an- kü n d ige n , und sogleich seine E in la d u n g e n machen.

I s t seine F r a u im B e g r if f zu gebären, so m uß er seine M u t t e r davon benachrichtigen, dam it diese, w enn sie es sür zuträglich h ä lt , bei der G e b u rt des K in d e s zugegen seyn kann.

I s t das K ind geboren und der T a g der T a u fe bestimmt, so begibt sich der Gevatter an diesem zur Gevatterin, bringt diese in einem W a ge n in die W o h n u n g der W ö chnerin, und fragt sie, wel­ chen Nam en sie dem Kinde zu geben wünscht. H ie r­ auf w ird das K ind von dem Geistlichen des K irch­ spiels getauft.

D a s Herkommen verlangt, daß der Gevatter der Gevatterin e i n G eschenk macht, das in einigen Stücken zum Putz besteht oder in andern D i n - gen, deren W e rth feinem Vermögen und feinem R an ge angemessen ist, z. B . in einigen Paaren H a n d schuhe, einem oder zwei Fächern, einem Bouquet von künstlichen B lu m e n , B ä n d e rn und einigen Flakons mit wohlriechenden Wassern.

Auch der W öchnerinn müssen die Gevatter ein G e schenk machen mit irgend E tw a s, das we­ niger durch feinen P re is als durch feine A nnehm­ lichkeit und durch die Lebhaftigkeit feiner Farben

sich auszeichnet. Ueberhaupt m uß man solche D in - ge schenken, die von einem guten G eschmack zei­ gen, und die man nicht so nothwendig in einem H aufe braucht. I s t die M u tte r der W öchnerin G evatterin, so schenkt sie gewöhnlich das Wickel- zeug für das neugeborne Kind.

D e r Gevatter m uß überdieß noch der H eb­ amme und der Am m e des Kindes ein G e schenk machen. Alle diese Umstände bewirken freilich, daß die E h re , Gevatter zu stehen, oft hoch kommt, und daß mehrere dieselbe von sich weifen. H at man sie aber einmal angenommen, so muß man auch alles Erforderliche gern und ohne Kargheit leisten.

A u f die Taufe folgt gewöhnlich ein K affeh oder eine Mahlzeit. D e r Gevatter muß sich dazu mit einigen D uten Zuckerwerk versehen haben, von welchem er sogleich etwas der W öchnerin und der Gevatterin anbiethet; das Uebrige aber hebt er bis zum Nachtisch auf.

Nach neun Tagen müssen der Gevatter und die Gevatterin der W öchnerin einen B e such ab- statten, so wie auch alle diejenigen, welche an der

Nach neun Tagen müssen der Gevatter und die Gevatterin der W öchnerin einen B e such ab- statten, so wie auch alle diejenigen, welche an der

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