• Nem Talált Eredményt

Drittes Kapitel

In document treuer Wegweiser Gesellschafter. (Pldal 27-34)

Die Frauen. Vortheile, welcher ein junger Mann aus dem Umgange mit ihnen zieht, Rücksichten, die man ihnen schul‑

dig ist.

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ie Frauen haben dieses vor unferm G e schlechte v o ra u s, daß sie weit leichter und schneller sich in die Gebräuche der Gesellschaft finden. I h r Geist, der schueller sich bewegt uttd mehr beobachtet, und ih r zarterer und seinerer Taet , sind die Urfache, daß sie alles schon im V o r a u s errathen, ehe sie es erlerneu. D a h e r findet man auch in einer G e sell­

schaft von sehr jungen Frauenzim m ern, daß diese auf alle F ra g e n , die an sie gerichtet werden, mit einer Dreistigkeit anw orten, der es demungeachtet nicht an B e scheidenheit und A nm u th fehlet; wäh- rend junge M ä n n e r , die an A lter und Kenntnissen ihnen weit überlegen sind , oft über ihr Benehmen in großer Verlegenheit sich befinden. D a z u trägt freylich viel bey , daß die Frauenzim m er , deren B ild u n g früher als die unfere vollendetest, in ei- nem A lter schon in der W e lt auftreten und die B e o b­

achterinnen machen , wenn w ir noch den S c h u l- staub einschlucken m ü ssen. Ueberdieß macht ihr C h arakter sie auch viel eher geselliger als uus. G e- schasfeu um zu lieben und zu gefallen, erlangen sie sehr bald, ja bringen schon, wenn sie auf die W e lt kommen , die E ig e n schaften m it sich , welche sie uns theuer machen, und die uns antreiben, daß w ir ihren U m gan g mit einem V e rla n ge n und mit ei­

nem V ergnügeu suchen, deren G rund w ir uns ver^

geblich zu erklären bemühen.

Nichts ist für die B i ld u n g eineg jungen M a m nes in seinen M an ieren zuträglicher, als der U m­

gang mit solchen Frauenzimmern, welche Kennte nisse , im Verein mit den E igenschaften eines g u­

ten Herzeng und Reinheit der Sitte n besitzen. Glücke lich ist derjenige, der von ihnen begünstigt wird! E r wird in der W e lt schnelle und glänzende F o r t schritte machen. I h r A m gang gewöhnt einen jungen M a n n Zierlichkeit und G e schmack in seine gewählten A u g - drückezu bringen. Nachsichtiger a l s unser G e schlecht werden ihm die Frauen seine Fehler verzeihen, ja ihn sogar dahin bringen, keine mehr zu begehen;

und dieses mit einer so zarten S c h o n n n g , daß ihr U nterricht für ihn v o rte ilh a ft w ird, ohne jemahls seine Ehre zu kränken ; ja zuweilen wissen sie eg so fein anzufangen, daß man es gar nicht bemerkt, daß sie belehren wollen.

D e r W u nsch zu gefallen , den w ir als eine Hauptfache bey dem gefelligen Verein aufgeführt haben, wird in der Nähe der Franen lebhafter und reger, und bewegt uns zu viel größern H andlun- gen und zu weit glänzenderen Siegen als irgend eine andere Gesinnung es vermag. I n der Nähe der Frauen fühlen w ir unsere Seele sich erheben und den K re is unserer Ideen sich erweitern; w ir bestreben nns noch die Tugenden , welche uns matt- gA n ztt erwerben, und unsere Sitten werden von einer Liebenswürdigkeit verschönert , welche ihnen die Gesellschaft der M ä n n e r nie gegeben hätte.

D a die Frauenzimmeesrühzeitig ihrem eigenen Nachdenken überlassen werden, so müssen sie auch

bey einer weit zartern Organisation als die unfere ist, mehr zur Zärtlichkeit geneigt seyn. D a h e r hat jeder ihrer Ausdrücke etwas Liebliches und Gefälli- ges, und jeder ihrer Gedanken ist eine Empfindung.

D a ra u s folgt, daß ihre Uuterhaltuug uieohue Reitz ist, und ihre Bemerkungen immer fein, sinnreich und dabey richtig sind. B e y einer Untersuchung, deren Gegenstand das G efühl oder den G eschmack angeht, wähle man sie zu Richternt sie werden sich nicht leicht täuschen; und werden so enge, so zarte und feine Beziehungen aufzufinden wissen , welche w ir nie geahnet hätten. D ie N a tu r schein t in ih^

ren Geist alles , was eine Gesellschaft angenehm zu macheu im Stande ist, gelegt zu haben; und dieses vermögen sie auch hauptsächlich, wenu sie sich begnügen, n u r sie selbstzu feyu, ohue Anm aßuug u nd ohue erborgten Glanz.

Nicht immer die Gesellschaft der schönsten Fra ue n ist es, welche den jungen M ä n n e rn V o r - theil bringt; denn es ist felten, daß die N a tu r ei- nen u nd demselben Gegenstand mit allen ihren Ga^

ben ausgeschmückt hat. Frauen , die auf eine Schön- heit stolz sind, welche das Alter von Tage zu Tage verm indert und die eine Krankheit mit einem M a le vernichten kann, die sich schmeicheln, d a ß s ie beym er­ sten Anblick gefallen , vernachlässigen gewöhnlich zu sehr die schätzbaren E ig e n schaften, die ihnen am notw endigsten sind; und ihre Unterhaltung ist dann unbedeutend und ohne W e rth D ie M ode des T a­ ges, ein R o m an od^r ein S c h a u spiel, das eben eU nen R u f hat, das sind die Gegenstände, überwel- che sie sich a usspeechen, und leider oft ohne Geist und ohne G e schmack. W e il sie sich schmeicheln,

durch ein einnehmendes Aeußere hinlängliches A u f­ sehen zu erregen, die Sinnlichkeit zu reitzen und durch einen wohlberechneten Putz Begierden zu ent.

stammen , denken sie nicht auf andere Siege. S o l.

che Frauenzim m er, weit entfernt, daß sie zur B il.

dung juuger M ä n u e r in den guten Sitten beytra­ gen sollten, sind vielmehr im S ta n d e , sie auf ei- neu unrechten W e g zu leiten ; da sie diese auf die M e in ung führen müssen , als wenn die nichtswür­ digen B e schäftignngen , die ihnen Vergnügen ge- währen , in der ganzen Gesellschaft von gutem T ou zu Haufe wären , und als wenn der niedrige Ton, mit welchem sie von den ernsthaftesten D in ge n zu redeupstegeu, in der schönen W e lt Beyfall fände.

M a n muß sie deshalb bloß als artige Puppen be- trachten, darf sie aber weder um Belehrung noch um R ath ersucheu.

D e r W u n sch , deu Frauen zu gefallen , hat die Galanterie erzeugt, welche bey manchen i n wei­ ter nichts besteht, als in einem langweiligen und lästigen G eschwätze; bey andern aber ist sie eine aufmerksamere und zartere Artigkeit.

D a ß ein junger M a n n , um den guten R u f seines Landes aufrecht zu erhalten, gegen die Fra u e n­ zimmer galant seyn s o ll; daß er einigen unter ih^

neu ihren Leichtsinn und ihre Unbesonnenheit zu gute halte, welche ih n en oft einen Reitz mehr ge­ ben ; daß er über ihre Einbildungen und über ihre Schwächen die Augen zudrücke, ist ein e etwas gro­ ße Forderung, die aber nicht ohne den günstigsten Erfolg bleiben würde; denn man nehme ihnen ei^

nige Unvollkommenheiten, und leicht könnte e^ der F a ll seyn, das sie nun einige Reitze weniger best^

ßen. E s fehlt oft nur ein M a n g e l an einer liebens- würdigen F ra u , und w ir würden sie noch liebens- würdiger finden.

W i l l ein junger M a n n in den guten und fei- nen M anieren sich ausbilden, und w ü n schet er, daß man von ihm Artigkeit rühm e, so muß er alle feine So rg fa lt aufbtethen , um sich bey den Frauenzim - mern beliebt zu machen. E r nehme gegen sie einen zärtlichen und ehrfurchtsvollen T o n an, der gewiß zu jeder Zeit gefallen w ird ; erzeige öffentlich keine Vertraulichkeit gegen sie, denn die F ra u e n , s o gro­ ße Vertraulichkeiten sie auch bey dem A lle in seyn gestatten mogen, wollen doch vor der W e lt mit E h r- erbiethung behandelt seyn; er verdopple feine klei- nen Dienstleistungen, feine Achtung und feine Ge- fälligkeiten, schreite aber in feiner Aufm erksamkeit nicht zu weit über die Gränzen ; er mache deu D ie­ ner der Frauen , gebe sich aber nicht zum Selapen ihrer Launen hin. D e n n da sie nu r zu oft die G rä n­ zen ihrer H e r r schaft zu erweitern geneigt sind, so behandeln sie dann diejenigen, welche sich zu sehr por ihnen erniedrigen, mit Hochmuth.

Z u m schlechten T o n gehört es, alle F ra u e n mit abgeschmackten und langweiligen Schmeicheleien zu belästigen , ohne den gehörigen U nterschied zu m a­

chen, den man nach dem A l t e r , nach dem S t a n d e und nach den Verdiensten einer jeden, mit welcher man zusammen kommt, zu beobachten hat. D e n n die abgeschmackten Lobeserhebungen, die einige leicht- sinnige Frauen allenfalls gerne hören und w o h l auf- nehm en, sind einer perständigen F r a u durchaus zu- w id er, und machen ih r tödtliche Langeweile.

Verm eiden muß man, auch mit einer Gelehrt samkeit vor den Frauen glänzen zu wollen, die man erst ganz neu in der Schule gesammelt hat^

mau hüthe sich, auf eine langweilige A rt Recht zu behaupten, und suche nicht alle^ wa^ man be­ hauptet, eben so zu beweifen, wie matt einen geometrischen Lehrfatz beweißt; man begehe nicht die U n schicklichkeit, die Schönheit und die Talente einer abwefenden F ra u mit Eifer zu loben, wenn solche zugegen sind, die auf gleiches Lob A n sprü­ che machen können. D ie Unterhaltung mit ihnen muß lebendig , anziehend und mannigfaltig seyn, und wenn es die N otw end igkeit erfordert, anch etwas m u tw illig^ Alle Gegenstände müssen mit Leichtigkeit behandelt werden, und man mnß n n r solche answ ählen, die viel Anziehendes haben.

M a n darf nie vergessen, daß d ie F r a u en e in e sehr lebhafte Einbildungskraft besitzen , und daß ihr Geist die M annigfaltigkeit und die Abwechslung liebt. D aher muß man sich hüthen , die Unter-haltung über einen und denselben Gegenstand zu lange Zeit fortzusetzen, um ihn zu erschöpfen ; man würde ihnen d adurch eine Langeweile berei- ten, die sie nie verzeihen würden. D ie Gegen- stände müssen stets in näherer oder entfernterer Beziehung anf sie stehen. Sprechet über nichts oder über Kleinigkeiten, aber saget alles witzig und mit Leichtigkeit.

D ie Frauen wollen gern gefallen ; das beste M iste l also, ihnen den H o f zu machen und ihre G unst zu gewinnen ist, wenn man ihnen zeigte daß sie ihren Zweck erreicht haben. Ih r e r Eigen-liebe w ird hauptsächlich durch das Gute

gefthmei-2

thelt, daß matt von ihnen selbst sagt, oder auch von ihrer K le id u n g , die ja denjenigen T h e il von ihnen ausm acht, welcher ihnen vor A llem am H e r- zen liegt. S a g e n S i e einer F r a u , daß ihr Kleid schlecht gemacht, daß die Farbe oder die F o rm ih- res Befatzes nicht vom besten G e schmacke ist, daß ih r Kopfputz nicht gut sitzt, oder zeigen S i e bey allen diesen wichtigen Kleinigkeiten bloß eine kalte ruhige Bew u nd erun g , so werden S i e sich u n au s­

stehlich machen.

M a n muß daher immer bereit seyn, ihnen et- w as Schmeichelhaftes und Angenehmes zu sagen, über alles, was sie interessirt und ihnen gefällt;

nach dem W erthe und der Aufrichtigkeit unferer Lobsprüche fragen sie w enig; sie nehmen schnell beym W o rte , und lassen sich leicht täuschen durch eine B em e rku ng, welche ihrem Lieblingsgeschmacke schmeichelt, und welche die Geringfügigkeit der D in g e sie nicht bemerken läßt.

Ueberall, wo Frauenzimmer zugegen sind, kommt ihnen die W a h l des S t o ffes zur Unterhalt tung zu. D ie Kunst eines M a n n e s von gutem Ton besteht dann hauptsächlich darin, der Unter- haltung Mannigfaltigkeit zu geben, und sie geschickt auf einen Gegenstand zu leiten , der dazu geeig- net ist, ihren Witz und ihre Kenntnisse in vollem Glanze zu zeigen N i^ darf ^ di^ Frauenzimmer bey einem Gegenstande, der ihnen weder In t e r­

esse gewährt, noch ihre Neugierde befriedigt, lan- ge verweilen lassem

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