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N IKOLAUS II. VON B ARIUS ZU B ÁNFALVA (1455–1459)

DIE BISCHÖFE (1009–1526)

24. N IKOLAUS II. VON B ARIUS ZU B ÁNFALVA (1455–1459)

Nikolaus entstammte dem Zweig Bánfalva der im Komitat Borsod sesshaften Adels-sippe Barius.701 Die Siedlung, von der die Familie ihren Namen erhielt, wurde von ihr ab dem 14. Jahrhundert bewohnt.702 Von den Familienmitgliedern war Ladislaus ein Aulicus von König Ludwig von Anjou (1381), Johannes und Petrus waren als Familiare von Sigismund von Luxemburg ständig an seinem Hofe anwesend (1392).703 Nikolaus von Barius bzw. Ladislaus nahmen 1440 bzw. 1447 als Gesandte des Komitates Borsod

695 8. Oktober 1457: Koller III. 427–429; erwähnt in: Németh 1897. 329.

696 31. März 1452: Lukcsics II. Nr. 1254.

697 „.pro reformatione structurarum et aedificiorum, ac conservatione et manutentione ornamentorum divino cultui necessariorum, seu alias pro commodo et utilitate dicte ecclesie” Koller IV. 176–179; Thei-ner II. 413–414.

698 Petrovich 1975. 150.

699 Z. B. „in pallacio nostro episcopali” und Textvarianten. Vgl. Fedeles 2008a. 188.

700 Er wird am 25. Juni 1455 zum letzten Mal erwähnt. Pettkó 1901. 178. Sein Nachfolger wurde am 13.

Dezember ernannt. Fraknói 1899. Nr. 37.

701 Ban Barius, der Familiengründer, ist ab 1357 bekannt. Engel P. 2001b (Barius) – In einer Supplik: „de genere nobilium procreatus”. Lukcsics II. Nr. 1080. Vgl. Koller III. 413–430.

702 Nagy I. 1857–1868. I. 193.

703 Engel P. 2001a (Mitglieder des Königshofes).

127 24. NIKOLAUS II. VON BARIUS ZU BÁNFALVA (1455–1459)

am Reichstag teil.704 Johannes war zwischen 1447–1453 als Vizegespan des Komitates Borsod tätig.705 Nikolaus’ Familienbeziehungen sind unbekannt, es liegen Informationen nur dafür vor, dass er der Bruder des oben erwähnten Ladislaus gewesen ist.706

Der spätere Bischof von Pécs wurde von Bischof Johannes Vitéz von Várad geför-dert. Mit seiner Hilfe stieg seine Beamtenkarriere hoch und auch seine Studien wurden vom Bischof finanziert. Die freundliche Beziehung der Beiden wird auch durch ihre Kor-respondenz belegt.707 Nikolaus fing in Wien zu studieren an, wo er im April 1447 an der Fakultäten der Artes und Jura immatrikuliert wurde.708 Noch im Frühling desselben Jahres tauchte er in Ferrara auf, wo er sicherlich gemeinsam mit Janus Pannonius, dem Neffen von Johannes Vitéz, angekommen ist.709 Ab 1448 studierte er Kirchenrecht an der Universität von Padua, am 19. Oktober 1450 bestand er dort das Doktorexamen.710 An seinem Examen nahm auch der sich eben in der Stadt aufhaltende Janus Pannonius teil.711 Seine hervorragende humanistische Bildung ist durch seine an Ladislaus V. geschriebene Oration belegt.712 Er pflegte auch zu Aeneas Silvius Piccolomini, dem späteren Papst Pius II., gute Beziehung, wie der von Piccolomini an ihn geschriebene Brief zeigt.713

1441 war er an der Kanzlei von Wladislaus I. als Notar tätig,714 aber führende Beamtenstellen konnte er erst während der Amtszeit von Johannes Vitéz (1453–1457) erlangen, als er zum geheimen Kanzler wurde. Seine Karriere wurde außer von Jo-hannes Vitéz allem Anschein nach auch von Ladislaus V. gefördert, den er bei den 1452 in Wien abgehaltenen Verhandlungen kennengelernt hat. Seine oben erwähnte Oration könnte beigetragen haben, dass seine Beziehung zum Herrscher enger ge-worden ist. Im Frühling 1453 war er schon Mitglied der königlichen Aula, zwischen 1453–1456 war er als geheimer Vizekanzler tätig.715 Ab Frühling 1456 hatte er gemein-sam mit Vitéz das Amt des geheimen Kanzlers inne. Im kommenden Jahre befand er sich noch in dieser Position, aber diesmal begleitet von Erzbischof Stephan Várdai von Kalocsa.716 Als einer der Vertrauensmänner von Ladislaus V. hielt er sich in der Regel in der Nähe des Herrschers auf, der bis zum Jahre 1456 in Wien und Prag residierte.

704 Engel P. 2001a (Obrigkeiten und Gesandte der Landestagen).

705Engel P. 2001a (Gespan von Borsod).

706 1454 wurden „Nicolao Barius vicecancellario et per eum Ladislao de Banfalwa fratri suo carnali” kö-nigliche Schenkungen gemacht. Zichy IX. 469. Vö. Engel P. 2001b (Barius), Lehoczky 1996. 110.

707 Nach seiner Ankunft aus Italien schrieb Barius dem Bischof einen Brief, dessen Antwort vom 20.

Januar 1451 auch bekannt ist. Vgl. Vitéz Nr. 44.

708 Schrauf 1892. 101, 141.

709 Veress E. 1941. 355. Zur Reihenfolge seiner Studien vgl. Kovács B. 1983. 26. Nr. 241.

710 Veress E. 1915. 9–10.

711Horváth J. 1935. 167.

712 Oratio collationalis ad Ladislaum regem Hungariae, Bohemiae, etc. In: RELIQUIAE 1–3.

713 27. April 1453: RELIQUIAE 5.

714 Auch 1452 wird er als Kanzleinotar erwähnt. Fraknói 1895. 160.

715 Bónis 1971, Taf. III.

716 25. April 1457: „Nicolaus episcopus ecclesie Quinquecclesiensis, secretarius cancellarius noster […] Ste-phani de Warada, electi Colocensis et Bachiensis ac similiter secretarii. cancellarii. nostri” Zichy IX. 552;

Engel P. 2001a (Kanzler, Geheimkanzler); Bónis 1971. 172 und Taf. III; Mályusz 1957. 582.

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1454 führte er die zum Frankfurter Reichstag entsandte ungarische Delegation an.717 Für seine Verdienste und Loyalität wurden ihm Güter geschenkt,718 darüber hinaus erwarb er sich verschiedene Kirchenpfründen.

Seine erste bekannte kirchliche Stelle war das Kustodenamt von Székesfehér-vár, das er zwischen 1443–1446 innehatte.719 Ein Jahr später war er schon Propst des Egerer Kollegiatkapitels und gleichzeitig Domherr im dortigen Domkapi-tel.720 Inzwischen erwarb er sich auch die Budaer Pfarrei und supplizierte 1450, um gleichzeitig zwei Stellen besitzen zu dürfen, beim Heiligen Stuhl; der diesbezügliche Dispens ist ihm dann erteilt worden.721 Ab Anfang 1452, nachdem sein Vorgänger zum Bischof erhoben worden war, erlangte er infolge der Verleihung durch den Reichsverweser Johannes Hunyadi und den Landesrat die Propstwürde des Egerer Domkapitels,722 Im Frühling 1452 war er als bischöflicher Generalvikar tätig.723 Im Sommer 1455 wandte er sich wieder an Rom, um einen Dispens zwecks gleich-zeitiger Besetzung zweier Kirchenpfründen zu erhalten bzw. von der wegen der Ernennung zum Propst entstandenen Abweichung freigestellt zu werden.724 Die wiederholte Supplik dürfte er deshalb für notwendig gehalten haben, da indessen ein neuer Papst, Callixtus III., den Thron bestieg und Nikolaus wollte wahrscheinlich erwirken, dass seine Position auch vom neuen Pontifex legalisiert wird. Seine kirch-liche Laufbahn gipfelte dann in der Ernennung zum Bischof von Pécs, was nach dem Tod von Andreas Kálnói erfolgt ist.

Der König wies am 13. Dezember 1455 den Kastellan von Pécs an, das vakante Bistum an Vizekanzler Nikolaus von Barius bzw. seinen Beauftragten unverzüglich zu übergeben, da er es ihm verliehen hätte.725 Einige Wochen später erhielt Nikolaus auch die päpstliche Ernennung und aus der Ernennungsbulle stellt sich auch heraus, dass er damals schon zum Presbyter geweiht worden ist.726 Anschließend verpflichtete er sich durch seinen Anwalt, Archidiakon Franz Viszfalui von Felsőörs, die Ernen-nungsgebühren zu entrichten.727

717 Am 31. Oktober 1454 erließ die Delegation eine Urkunde in Würzburg. Pettkó 1901. 174.

718 11. November 1454: Der König verschenkte das Gut Szentkirály an Propst Nikolaus Barius von Eger, Propst Stephan Várdai von Siebenbürgen, Archidiakon Albrecht Vetési von Siebenbürgen für ihre Verdien-ste. Zichy IX. 468–470. Nr. 343. Die Beschenkten waren alte Bekannte, sie haben in Padua zusammen studiert. Vgl. Veress E. 1915. 9.

719 Zunächst am 22. April 1443: „Nicolao dicto Baryus custode”. DL 13721. Zuletzt am 17. Juli 1446: „Ni-colao Barius dicto custode”. DL 13933.

720 MD 147. Letzte Erwähnung am 7. Juni 1451: „Nicolao Baryus capelle Beate Marie virginis ad latus dicte ecclesie nostre constructe […] prepositis”. Borsa I. 1993b. Dancs–Nr. 126.

721 10. Februar 1450: Lukcsics II. Nr. 1080. In der Textedition wird nur seine Egerer Pfründe erwähnt.

722 MD 150; Fraknói 1895. 160.

723 Am 26. April 1452 wird er in seiner Urkunde: „Nos Nicolaus Barius decretorum doctor, prepositus et vicarius in ecclesia Agriensi in spiritualibus generalis” genannt. Zichy IX. 323. Nr. 246.

724 Fraknói 1895. 160, bes. Anm. 1.

725 Fraknói 1899. Nr. 32.

726 23. Januar 1456: „Domini Nicolai Barnis decretorum doctoris in sacerdotio constituti” Koller III.

414; Eubel II. 242.

727 30. Januar 1456: Koller III. 414–415; 3300 Fl. Vgl. Hoberg 1949. 98.

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Seine bischöfliche Tätigkeit fing er mit großer Aktivität an, eine seiner frühesten Maßnahmen war die Einberufung einer Synode für den Diözesanklerus. Das Ereignis ist leider nur als Erwähnung in dem an Johannes Kapisztrán geschriebenen Brief des Bischofs überliefert.728 In diesem Brief wurde der angesehene Franziskanerinquisitor aufgefordert, an der von dem Bischof einberufenen Diözesansynode teilzunehmen und ihn, der ungebildet und in den bischöflichen Tätigkeiten noch ungewandt sei, zu leiten.729 Laut Aussage des Briefes begann die Synode am 2. Juni und könnte aufgrund zeitgenössischer Analogien 3-5 Tage gedauert haben.730 Mangels konkreter Angaben bleibt nur Vermutung, ob der Franziskaner an der Synode tatsächlich teilgenommen hat. Diese Hypothese kann dadurch belegt werden, dass er sich ab Mitte April in Südungarn aufhielt.731

In Pécs traf Barius nicht nur auf Unbekannte: der Propst des Domkapitels war ab 1445 Albrecht Hangácsi.732 Die Bekanntschaft von Hangácsi und Barius hatte schon eine längere Vorgeschichte, weil die beiden während der Regierung von Wladislaus I.

als Kanzleinotare eingestellt waren. Später genossen sie beide im Egerer Domkapitel Kirchenpfründen, auch in Padua studierten sie gemeinsam und während Ladislaus’ V.

Herrschaft waren sie beide an der geheimen Kanzlei tätig. Ihre Herkunft verstärkte ihr Bündnis noch mehr: die Familie Hangácsi war nämlich im mit den Gütern der Barius’ benachbarten Komitat Abaúj sesshaft. Im Lichte dessen ist es nicht erstaun-lich, dass Bischof Nikolaus dem Propst zwei Wochen nach seiner Ernennung zwei Zehntbezirke verpachtet hat.733

Bei Ausübung seiner bischöflichen Tätigkeit war ihm der von seinem Amtsvorgän-ger angestellte Weihbischof Huendler behilflich. In Huendlers Briefbuch ist die Ur-kunde aufbewahrt, aus der hervorgeht, dass Bischof Nikolaus Kantor Stephan Szerémi zum Presbyter geweiht hat.734 In Hinblick auf die zum 1. April 1458 datierte Urkunde ist auch Barius’ nach 1456 ausgeübte politische Tätigkeit zu erwähnen. Bekanntlich wurde Ulrich von Cilli, der nach dem Sieg bei Belgrad die Burg übernehmen wollte, von Ladislaus Hunyadi und seinen Komplizen hingerichtet. Als Rache des Königs und seiner Anhänger wurde Ladislaus Hunyadi im Frühling 1457 in Buda enthauptet.

Nachdem sich der junge König nach Prag begeben hatte, entbrannte wieder der Bür-gerkrieg im Lande.735 Barius’ Rolle bei Ladislaus Hunyadis Hinrichtung wird im Lich-te der zwischen dem Palatin Ladislaus Garai und den Gebrüdern Szilágyi zustande

ge-728 25. Mai 1456: Pettkó 1901. 212–213. Nr. 66.

729 „…prime synodo, quam novus celebrabo hinc ad octo dies, ut quia rusticus sum et his rebus officii. mei satis ignarus, scientia et doctrina vestra me et meos dirigat, adiuvet meritum et dignitas auctorizet actus meos.” Pettkó 1901. 212–213. Nr. 66.

730 Szentirmai 1961. 278, 280, 291.

731 Unter den Stationen seines Itinerars befand sich auch Pécs (zwischen Januar-April 1456). Vgl. Andrić 2009. 31, Anm. 51

732 Zu Hangácsi vgl. Fedeles 2005. 375–377 (Nr. 137).

733 7. Februar 1456: DL 75886.

734 „Nos Nicolaus Dei et Apostolice sedis gracia episcopus Quinqueecclesiensis reginalisque maiestatis supremus cancellarius” Koller IV. 307.

735 Pálosfalvi 2005. 117.

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kommenen Übereinkunft klar. Da wurden nämlich diejenigen namentlich aufgezählt, denen die Mutter der Hunyadi-Söhne und deren Onkel Michael Szilágyi vergeben haben, unter denen sich auch der Bischof von Pécs befindet.736 Das weist gleichzeitig auch darauf hin, dass Barius einer der wichtigsten Anhänger der Garai-Partei gewesen ist. Die Übereinkunft trat schließlich nicht in Kraft, daher konnte auch einer ihrer Punkte nicht durchgesetzt werden, dass der jüngere Hunyadi-Sohn die Tochter des Palatins heiraten soll. Matthias Hunyadi schloss schließlich mit Katharina Podebrad die Ehe, die Trauung kam erst 1461 zustande.737 Im Lichte dessen ist problematisch, dass Nikolaus in der oben erwähnten Urkunde Kanzler der Königin genannt wird, da zwischen 1445-1461 Ungarn überhaupt keine Königin hatte. Das Testament des Nikolaus von Barius ist nicht überliefert, trotzdem sind einige Passagen von ihm aus später entstandenen Quellen bekannt. Er stiftete 1500 rheinische Gulden zwölf Prä-bendaren des Domes von Pécs. Der Betrag wurde in Nürnberg hinterlegt und mit der Verwaltung wurden Kustos Thomas Gosztonyi, Domherr Martin Pesti und Gregor Sáfár, ein Pécser Bürger, beauftragt. Von den Zinseinkünften der gestifteten Summe erhielten die Präbendare jährlich 100 Gulden, damit sie täglich eine Messe für das Heil von Nikolaus und seinen Verwandten zelebrieren.738 Seinem Bruder Ladislaus vermachte er 2000 Florentiner zwecks Ankaufs verschiedener Immobilien, er setz-te jedoch fest, dass davon auch die Studien von Albrecht Abafalvi gefördert werden müssen.739 Er taucht zum letzten Mal am 2. Februar 1459 in den Quellen auf.740 Kurz darauf ist er verstorben.741