• Nem Talált Eredményt

N IKOLAUS I. VON N ESZMÉLY (P OROSZLÓ ) (1346–1360)

DIE BISCHÖFE (1009–1526)

18. N IKOLAUS I. VON N ESZMÉLY (P OROSZLÓ ) (1346–1360)

Bischof Nikolaus stammte aus Polen und kam aus dem niederschlesischen Bres-lau (Wrocław) nach Ungarn.445 Er war einer der Erzieher (informator) von König Ludwig I. von Anjou, daher mag er bereits Anfang der 1330er Jahre auf der Burg von Visegrád (Plintenburg) gelebt haben. Bei der Auswahl des Erziehers muss die ebenso aus Polen stammende Königin, die Piastin Elisabeth, eine bedeutende Rolle gespielt haben, da sie enge Beziehungen vor allem zum schlesischen Zweig der Dynastie pfleg-te. Nikolaus’ Berufung auf dieser Würde weist darauf hin, dass er hohe und auch am Königshof anerkannte Bildung besessen haben dürfte. Eine Folge seiner Stellung war, dass er in enge Beziehung zur königlichen Familie, vor allem zu Ludwig I. von Anjou und seiner Mutter Elisabeth trat und Hofkaplan von König Karl Robert von Anjou geworden sein dürfte.

1339 verschenkte der König auf Antrag das Gut Neszmély im Komitat Komárom an Nikolaus. Die Donationsurkunde des Königs gibt die Herkunft des im Text als de Polonia bezeichneten Nikolaus an.446 Aus dieser Quelle geht ferner hervor, dass Nikolaus nicht allein in Ungarn eingetroffen war, sondern mehrere seiner Familien-mitglieder mit ihm gekommen sind. Auch das oben genannte Gut beantragte er für sich und seine Vettern (consobrini) Henthko genannt Zotrogh und Matthäus. Das Gut Neszmély dürfte das erste bedeutendere Gut von Nikolaus in Ungarn gewesen sein, es gehörten zu ihm zwei Inseln, Fischerorte und wegen der Fähre an der Donau und der vorbeifahrenden Schiffe wertvolle Zolleinkünfte.447

Nach Nikolaus’ Aufstieg zogen mehrere seiner Verwandten nach Ungarn, die ebenso zur Umgebung der Königin gehört haben dürften. Der bei der Schenkung von Neszmély erwähnte Mathäus tritt 1346 schon als Hofritter auf.448 Nikolaus förder-te zunächst anhand seiner Hof-, dann seiner kirchlichen Beziehungen nach Kräfförder-ten seine nach Ungarn gekommenen Neffen. 1345 erwirkte er beim Papstfür Johannes, den Sohn Bertolds von Wylków, der bereits in den Domkapiteln von Vác (Waitzen) und dem Kollegiatkapitel von Pozsony bestallt gewesen war, ein Kanonikat im Dom-kapitel von Siebenbürgen. Für einen weiteren Neffen namens Johannes supplizierte er 1347 für eine Stelle im Győrer Domkapitel, später, nunmehr als Bischof von Pécs, erhob er ihn zum Propst des Kollegiatkapitels von Pécs. Nachdem er zum Bischof geweiht worden war, erhielt Michael, ein anderer Neffe, seine früher besessenen Ka-nonikate in Győr und Siebenbürgen. Er kümmerte sich auch um seine in Schlesi-en gebliebSchlesi-enSchlesi-en VerwandtSchlesi-en und erwirkte für einSchlesi-en weiterSchlesi-en NeffSchlesi-en, Ladislaus, dSchlesi-en Sohn von Volter, ein Kanonikat im Breslauer Domkapitel. Das alles weist darauf hin, dass er die Familiare Beziehungen auch in seiner neuen Heimat für wichtig hielt und dass dank seiner Förderung mehrere seiner Verwandten nach Ungarn kamen.

445 Pór 1907b. 475–485; Sroka 1995. 113–126.

446 Nikolaus war der Sohn von Heinrich von Zauan, der aus dem Geschlecht Plespah und Leusko zu Frankonya stammte. AOKLT XXIII. Nr. 725.

447 AOKLT XXIII. Nr. 726.

448Károlyi I. 164; Kurcz 1988. 292.

98 DIE BISCHÖFE (1009–1526)

Nikolaus erhielt 1344 seine erste bedeutende Würde, als er zum geheimen Kanzler und Kapellengrafen Ludwigs von Anjou erhoben wurde. Als Inhaber dieser Würde oblag ihm die Leitung der Ausstellung der mit dem königlichen Hof verbundenen Be-glaubigungsurkunden, sowie die Aufsicht über der liturgischen Tätigkeit der Hofk-leriker und der Liturgie am königlichen Hofe.449 Die Würde des geheimen Kanzlers wurde damals von Bischöfen besetzt, aber Nikolaus hatte zu dieser Zeit je ein Ka-nonikat in Győr und Siebenbürgen inne. Daher wollte der König ihn ins vakante Erzbistum von Kalocsa berufen, wodurch Nikolaus zum Zweiten in der Hierarchie der Prälaten erhoben worden wäre. Er ist von den Domherren von Kalocsa und Bács auch gewählt worden und das Wahlergebnis wurde Clemens VI. zwecks Bestätigung vorgelegt. Der Papst entschied sich inzwischen und da er die Besetzung der Stelle noch zu Lebzeiten von Erzbischof Ladislaus selbst hatte durchführen wollen, reservierte er die Erzbischofswürde nach der Vakanz des Erzbistums von Kalocsa. Deshalb wurde am 2. März 1345 Bischof Stephan Harkácsi von Veszprém nach Kalocsa versetzt. Der König war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und wollte Nikolaus zum Erzbischof erheben, der sich bereits im Herbst 1345 als gewählten Erzbischof von Kalocsa bezeichnet hat. Es ist umstritten, ob Nikolaus der Schlichtung des Konfliktes wegen nach Avignon gereist ist. Es ist aber sicher, dass Nikolaus bei Clemens VI.

nicht in Ungnade gefallen war, weil er im September 1345 alles, wofür er suppli-ziert hatte, vor allem Güterschenkungen an seine Kleriker, genehmigte. Unter den Begünstigten befand sich auch ein Neffe von Nikolaus. Nikolaus wurde sogar zum päpstlichen Kaplan ernannt und es wurde ihm auch ein Kanonikat in Pécs verliehen.

Am 24. Oktober 1345 erhielt Stephan Harkácsi das erzbischöfliche Pallium, wodurch für Nikolaus die Möglichkeit erlosch, diese Würde erwerben zu können. Daraufhin ernannte der König seinen Kanzler zum Bischof von Veszprém; schließlich erhielt er die bald ebenfalls vakant gewordene Bischofswürde von Pécs.450 Bei seiner Präsentati-on zum Bischof vPräsentati-on Veszprém stellte sich auch heraus, dass Nikolaus inwzischen gut Ungarisch gelernt hatte.

Die Art und Weise, wie Nikolaus zum Bischof geworden ist, ist ein Schulbeispiel dafür, wie in der Mitte des 14. Jahrhunderts vakante Diözesen besetzt wurden. Der Papst und der König versuchten, gegeneinander, die vakanten Stellen mit ihren eige-nen Kandidaten zu besetzen. Die Ereige-nennung neuer Prälaten verursachte fast immer Konflikte zwischen dem Herrscher und dem Papst, aber diese Auseinandersetzungen vertieften sich nie allzu sehr, weil immer ein Kompromiss gefunden werden konn-te, da sie gegenseitig die Interessen des anderen berücksichtigten, Die Päpste stimm-ten bei Approbation ihrer Kandidastimm-ten immer zu, dass die zum nächsstimm-ten Mal vakant gewordene Diözese von einem Kandidaten des Königs besetzt wird. Papst Clemens konnte nach monatelangem Widerstand seinen Favoriten zum Erzbischof von Ka-locsa erheben und übergab dem gescheiterten Kandidaten, dem übrigens auch für ihn akzeptablen Nikolaus die Bischofswürde von Pécs. Die Besetzung der vakanten

Bistü-449 Gárdonyi 1914. 191.

450 Udvardy 1991. 207.

99 18. NIKOLAUS I. VON NESZMÉLY (POROSZLÓ) (1346–1360)

mer geriet also im 14. Jahrhundert zum Spielball des Papsttums und des Königtums.

Entsprechend der allgemeiner werdenden päpstlichen Reservationspraxis konnten die Päpste zwar die vakanten Stellen selbst besetzten, aber als Kompromiss berücksichtig-ten sie nicht selberücksichtig-ten die Kandidaberücksichtig-ten des Königs. Die Rolle des Domkapitels wurde aber ganz in den Hintergrund gedrängt. Bei der Erhebung von Nikolaus spielte das Dom-kapitel im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern keine Rolle mehr. Clemens VI. er-nannte Nikolaus am 13. Februar 1346 zum Bischof von Pécs, ohne sich auf den König zu berufen,451 und nach einem Monat, am 28. März, erteilte er auch die Genehmigung zu seiner Bischofsweihe.452

Die Ernennung zum Bischof erbrachte dem Prälaten zunächst finanzielle Ein-bussen, da er einen bedeutenden Teil der Einkünfte seiner Diözese als commune ser-vitium in die päpstliche Kammer einzahlen musste. Nikolaus hatte dem Papst nach seiner Ernennung 3300 goldene Florentiner zu zahlen und musste darüber hinaus in Avignon noch fünf kleinere Steuersätze entrichten. Außerdem entstanden ihm noch Unkosten, die dem König zu zahlen waren, nachdem er das Bistum besetzt hatte.

Um ihn von den finanziellen Lasten irgendwie zu befreien, genehmigte ihm Clemens VI., von allen in seiner Diözese sesshaften Weltklerikern und Mönchen Subsidien (charitativum subsidium) einzutreiben. Es kann ferner sein, dass auch eine andere, im Jahre 1346 für Nikolaus und seinen Neffen Matthäus gemachte königliche Donation, in deren Rahmen sie in Hinblick auf ihre Hofdienste gewisse Güter an der Theiß, im Ort Poroszló, erhalten haben, auch mit den in Zusammenhang der Bischofsernen-nung entstandenen Kosten erfolgt ist.453 Nachdem Nikolaus zum Bischof von Pécs ernannt worden war, verzichtete er auf seine Würden bei Hofe und begann, seine Diözese zu verwalten. Damit könnte eine seiner an den Papst gerichteten Suppliken (supplicatio) in Zusammenhang stehen, in der er beantragte, wegen seiner Überlastung die Messe schon in der Morgendämmerung zu zelebrieren.454 Mit der Organisation seiner bischöflichen Kapelle und dem Kennenlernen seiner Kleriker befassen sich die Suppliken, denen im Dezember 1346 von Clemens VI. stattgegeben worden ist. Der Bischof legte dem Papst eine Erklärung vor, er habe zwar genügend Kleriker, aber nur wenige, die intellektuell und moralisch geeignet seien, und er supplizierte daher, vier Kleriker mit mehreren Präbenden und mit 18-25 Mark Jahreseinkünften ernennen zu dürfen. Ferner supplizierte er um die Ernennung von sechs weiteren Klerikern, die er zu seinem eigenen Dienst nach Belieben für fünf Jahre entsenden könne, wobei unter Dienst auch Studium verstanden werden kann.455 Die Entstehung der bischöflichen Kapelle, also des dem Bischof zwecks seiner Unterstützung beigestellten Gremiums, kann auch dadurch belegt werden, dass Bischof Nikolaus ein Kanonikat für einen seiner Kapläne, Nikolaus Cseszki, im Veszprémer Domkapitel erwirkt hat.456 Aus den

451 Theiner I. 706–707.

452 Theiner I. 711.

453Károlyi I. 164–167.

454 Koller III. 27–28.

455 Theiner I. 727.

456MREV II. 120.

100 DIE BISCHÖFE (1009–1526)

Ende 1346 eingereichten Suppliken geht auch klar hervor, dass der gebildete, einst als königlicher Erzieher tätige Nikolaus viel Wert auf die Erhöhung des Bildungsni-veaus seiner Kleriker legen wollte. Er versuchte, diesen Erwartungen entsprechende in- und ausländische Kleriker zu sich zu rufen. Einer von ihnen war sein Kaplan namens Petrus von Montilio, Propst von Pozsega, der in den Quellen als „rechtskun-dig“ bezeichnet wird.457 Im Dezember 1346 gewährte der Papst hundert Tage Ablass für diejenigen, die sich die heiligen Predigten des Bischofs anhören und an den von ihm zelebrierten Messen teilnehmen.458 Die Suppliken, die Ende 1346 von Bischof Nikolaus beim Papst eingereicht wurden, belegen, dass der Bischof zu dieser Zeit in Avignon weilte. Er könnte dort die in Zusammenhang mit seiner Ernennung entstan-denen Aufgaben erledigt und die erforderlichen Gebühren entrichtet haben.

Nach seiner Rückkehr aus Frankreich konnte er sich nicht lange in seiner Diözese aufhalten. Im Mai 1347 begann der Neapelfeldzug von König Ludwig. Der Bischof von Pécs schloss sich an die militärische Aktion an und wurde Anführer eines mit-ten im Sommer nach Italien geschickmit-ten größeren Heeres.459 Laut dem Florentiner Chronisten Johannes von Villan kam der Bischof mit 200 Rittern, begleitet von ma-djarischen und deutschen Adligen und mit viel Geld in Italien an.460 Der Bischof wird aber nicht lange in Italien geblieben sein. Laut der Aussage einer Urkunde muss er gleich nach Hinführung seiner Truppen zurückgekehrt sein, weil er Anfang Sep-tember schon persönlich in einem Zehntstreit, der auch die Interessen seiner Diözese betraf, in Buda anwesend war.461

Bischof Nikolaus’ hohes Ansehen ist durch mehrere päpstliche Mandate belegt.

Die Mehrheit ist aus den ersten Amtsjahren des Bischofs bekannt. Im Frühling 1347 wurde er mit der Leitung der Ermittlungen gegen einen Franziskaner, welcher der Urkundenfälschung beschuldigt worden war, beauftragt.462 Nachher ermittelte er aufgrund der Beschwerde des Propstes des Kanonikerordens des Heiligen Grabes zu Glogonca wegen der Gewalttätigkeiten des Bans von Slawonien.463 Im Herbst 1347 wurde ihm in Zusammenhang mit dem Abschluss des Streites um die Besetzung des Archidiakonats von Nyitra eine wichtige Rolle zuteil.464 1348 war er einer der Desi-gnierten, die Stellung zur Frage der Erhebung der Zipser Propstei zum Bistum neh-men sollsten. Die Initiative wurde von König Ludwig befördert, aber der Erzbischof von Esztergom versuchte es zu verhindern. 1352 wurde er zu einem der Konservato-ren der Johanniter in Ungarn ernannt.465 Zweimal wurde er zur Unterstützung des nach Ungarn entsandten päpstlichen Legaten aufgefordert.466

457 Koszta 2007e. 131; Fedeles 2005. 413–414.

458 Sümegi 2009. 518–519.

459 Kristó 1988b. 112.

460 Villani 171.

461 AOKLT XXXI. Nr. 829.

462 Theiner I. 735; AOKLT XXXI. Nr. 172.

463 Theiner I. 738; AOKLT XXXI. Nr. 272.

464 Theiner I. 748; AOKLT XXXI. Nr. 1081.

465 Theiner I. 805.

466 Koller III. 65.

101 18. NIKOLAUS I. VON NESZMÉLY (POROSZLÓ) (1346–1360)

Weniger ist seine Tätigkeit als Bischof von Pécs bekannt. Er scheint die Bestre-bungen seiner Amtsvorgänger zur Verteidigung der Rechte der Diözese fortgesetzt zu haben. 1347 schloss er die noch zwischen Bischof Ladislaus von Pécs und den Johanni-tern begonnenen Verhandlungen über die Zehntfrage der jenseits der Drau liegenden Güter des Ordens ab.467 Anfang 1350 suchte er den Konvent von Szekszárd persönlich auf und ließ die Privilegien des Bistums transkribieren.468 Er strebte auch nach Erhö-hung des Bildungsniveaus sowohl seiner Kleriker, als auch der Domschule. Die von ihm durchgeführten Vorbereitungen dürften eine gute Grundlagen und Ausgangs-punkt für die Universitätsgründung bedeutet haben, die dann während der Amtszeit seines Nachfolgers, Bischof Wilhelms erfolgte.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die bischöfliche Kapelle der Pécser Diözese institutionalisiert. Die während der Amtszeit von Bischof Paul begonnenen strukturellen Veränderungen der Diözese wurden zu Nikolaus’ Zeiten abgeschlossen.

Die größere Bedeutung der bischöflichen Kapelle wurde auch in der architektoni-schen und Kunstrepräsentation zum Ausdruck gebracht. Dank der von Bischof La-dislaus eingeführten neuen Wirtschaftsmaßnahmen wurde die finanzielle Lage des Bistums dermaßen konsolidiert, dass anstelle der nördlich des Domes befindlichen, nicht mehr benutzten Gebäude aus der Arpadenzeit eine neue, prunkvolle und archi-tektonisch bedeutende Kirche gebaut werden konnte. Im September 1355 berichtete Bischof Nikolaus dem Papst, dass er auf der Bischofsburg eine Kapelle mit acht Altä-ren zur Verehrung der allerheiligsten Gottesmutter Maria gestiftet habe und suppli-zierte um Ablass für die Besucher.469 Der Rang der Kapelle war auch dadurch heraus-ragend, weil wenigstens acht Kleriker mit bedeutenden Präbenden zu ihr gehörten, die unabhängig von dem Domkapitel und den in Pécs tätigen Pfarrern waren.470 Die Kapelle, die funktionsmäßig der bischöflichen Kapelle unterstellt war, wurde vom Bischof auch als eigene Grablege vorgesehen. Die sogenannte Kapelle der Goldenen Maria471 brachte also auch die Bedeutung der dem Bischof beigestellten bischöflichen Kapelle zum Ausdruck.

Die in der Kapelle aufgestellten Altäre und die zum Gedenken an den Stifter an-gebrachten Gegenstände besagen auch viel über die Art der Religiosität von Bischof Nikolaus. Außer dem Patrozinium der Allerheiligsten Gottesmutter Maria erhielten noch die Hl. Stephan, Hl. Ladislaus und Hl. Emmerich, dann der Hl. Martin Kon-fessor, die Märtyrer Hl. Livinus, Hl. Dorothea, Hl. Elisabeth und Maria Magda-lena Altäre.472 Das feste Hungarus-Bewußtsein des aus Polen stammenden Bischofs ist dadurch belegt, dass er für vier dynastische Heilige Ungarns Altäre gestiftet hat.

Der Hl. Martin und die allerheiligste Gottesmutter Maria waren Schutzheilige der

467AOKLT XXXI. Nr. 829.

468 Koller III. 53.

469 Bossányi II. 194, 295–296.

470 Petrovich 1968c. 170–171.

471 Zur Freilegung und Erörterung der damaligen Architektur vgl. Sándor 1999a. 31–35; Sándor 1999b.

61–98; Buzás 2009. 651–654.

472 Bossányi II. 194.

102 DIE BISCHÖFE (1009–1526)

Kapelle bzw. des Landes. Auf Entfernung von seinen polnischen Wurzeln weist hin, dass unter den Altären keiner vorhanden ist, der mit irgendeinem mit Polen in Zu-sammenhang stehenden Heiligen verbunden werden könnte.

Besondere Aufmerksamkeit verdient allerdings der dem Hl. Livinus geweihte Al-tar. Das gegen Ende des 15. Jahrhunderts gedruckte Missale von Pécs berichtet dar-über, wie die Livinus-Reliquien nach Pécs gelangt sind. „Im Jahre 1351 des Herrn wurden sie vom zu verehrenden Herrn Bischof Nikolaus von Pécs aus Flandern, der Benediktinerabtei des Hl. Bavo zu Gent, samt seiner Geschichte, Legende und voll-kommener Messe mitgebracht. Sein Festtag ist am nächsten Tage nach dem Festtag des Hl. Martins.”473 Livinus war der Schutzheilige von Gent; Bischof Nikolaus kann als diplomatischer Entsandter in Flandern gewesen sein, dort lernte er den Kult des Heiligen kennen und brachte seine Reliquien nach Pécs.474

Die Erinnerung von Bischof Nikolaus war in Pécs sogar noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebendig. Außer der Kapelle der Goldenen Maria und dem darin befindlichen Grab des Bischofs dürfte auch sein Leben hohe Achtung bei den späteren Generationen genossen haben. In der „Hungaria“ des Nikolaus Oláh von der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird bei Beschreibung von Pécs über die Kapelle berichtet,

„in quo sepulchrum visitur Nicolai olim episcopi Quinque Ecclesiensis, exempli veri episcopi”.475

In der lokalen Erinnerung verblieb der Bischof jedoch nicht als Kirchenfürst, son-dern als asketischer, für die Armen wirkender Oberhirte. Seine Lebensführung und Persönlichkeit war erheblich anders als die seiner Zeitgenossen. Die Wertschätzung der Wissenschaften, die frühmorgens zelebrierten Messen, die ständige Buße, seine Beziehungen zu Flandern machen wahrscheinlich, dass er unter Einfluss der frühen devotio moderna stehen konnte.476

Bischof Nikolaus verstarb nach beinahe anderthalb Jahrzehnten Amtszeit in der ersten Hälfte des Jahres 1360.477