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DIE TRANSKULTURALITÄT ALS TRADITIONINTERPRETATIONSMÖGLICHKEIT DER ROMANE „DIE WIEDERHOLUNG“ VON PETER HANDKE UND „ENGEL DES VERGESSENS“ VON MAJA HADERLAP

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REGINA GODA

DIE TRANSKULTURALITÄT ALS TRADITION

INTERPRETATIONSMÖGLICHKEIT DER ROMANE „DIE WIEDERHOLUNG“ VON PETER HANDKE UND „ENGEL

DES VERGESSENS“ VON MAJA HADERLAP

1 Einleitung

Der Beitrag behandelt den Vergleich der Romane „Die Wiederholung“

von Peter Handke und „Engel des Vergessens“ von Maja Haderlap aus der Perspektive der Transkulturalität. Für die heutigen Gesellschaften und Kulturen ist „der Prozess der Hybridisierung“ (Hayer 2016: 117) charakteris- tisch, der sich in der Literatur in einem „stilistischen, thematischen und ästhe- tischen Pluralismus“ (Hayer 2016: 117) widerspiegelt. Im Zusammenhang der erwähnten Romane versucht die Studie auf die Fragen zu antworten, wie transkulturelle Identitäten konstruiert werden, welche Funktion die Sprache, die Erinnerung und der Raum darin haben. Zum Beschreiben der Hybridität sowie der kulturellen, räumlichen und sprachlichen Grenzüberschreitungen gilt das Konzept der Transkulturalität als ein wichtiger theoretischer Hintergrund. Transkulturalität gründet sich darauf, dass das traditionelle sogenannte Kugelmodell der Kultur, das die Kultur als „extern abweisend[e]“

Nationalkultur repräsentiert, überholt ist. (Welsch 2017: 10 f.) Die gegenwärti- gen Kulturen können eher „durch Mischungen und Durchdringungen gekenn- zeichnet“ (Welsch 2017: 12) werden. Transkulturalität hebt die Hybridisierung der heutigen Kulturen hervor (Welsch 2017: 14), sowohl auf „der Ebene der Gesellschaft“ als auch „der Individuen.“ (Welsch 2017: 13) Die Verflechtungen und Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Kulturen werden durch das literarische Schreiben ebenfalls in den Vordergrund gerückt. So fügt sich auch ein beträchtlicher Teil der österreichischen Gegenwartsliteratur in diese Entwicklungstendenzen. Das spiegelt sich in dem großen Interesse einerseits für „Autoren mit Migrationshintergrund“ (Moser 2015: 133), andererseits für den „Umgang mit der Vergangenheit marginalisierter Minderheiten“ wider (Moser 2015: 132), was von Handke und Haderlap dargestellt wird.

Vor der Analyse ist es wichtig, einen Blick auf den Inhalt der Romane zu wer- fen. Handkes Werk „Die Wiederholung“ berichtet über das Leben Filip Kobals, der aus seinem Heimatort Rinkenberg in das Herkunftsland seines Vaters, nach Slowenien fährt. Diese Reise ist die Wiederholung der Fahrt von Filips Bruder Gregor und bedeutet die Erfahrung der slowenischen Kultur und Sprache, die die Selbstbestimmung Filips ermöglicht. Die Reise von Filip wird 25 Jahre spä-

https://doi.org/10.46434/ActaUnivEszterhazyGerman.2020.81

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ter erzählt, so wird mit Filips Reise die Reise von Gregor wiederholt, was als metapoetische Reflexion bezeichnet werden kann.

Im Roman „Engel des Vergessens“ geht es um „die Geschichte einer kärnt- ner-slowenischen Familie“ (Moser 2015: 132), die zu „eine[r] bedeutende[n], marginalisierte[n] Minderheit Österreichs“ gehört. (Moser 2015: 132) Die Geschehnisse werden aus der Perspektive der Hauptfigur namens Mic erzählt.

In ihrem Leben spielen ihre Großmutter und ihr Vater die bedeutendste Rolle, sie erzählen dem Mädchen über ihre Vergangenheit, die den Zweiten Weltkrieg, das Leben als Partisanen, die Flucht und das Konzentrationslager umfasst. Das Leben in dem Kärntner Tal scheint zuerst idyllisch zu sein, aber die Erinnerungen werden als drückende Gespenster dargestellt, die das Leben der Familienmitglieder umgeben und das Selbstverständnis des Mädchens erschweren.

2 Transkulturelle Identitäten

Als gemeinsame thematische Nenner der Romane können die österrei- chisch-slowenische Herkunft, die Angst vor der Sprachlosigkeit, die persönliche Vergangenheit und die Konstruktion der transkulturellen Identität betrachtet werden. Der Ausgangspunkt beider Romane ist ein multikultureller ethnischer Raum, in dem die Mitglieder der slowenischen Minderheit verschiedene Überlebensstrategien zwischen zwei Kulturen zu entwickeln versuchen. Filip Kobal und seine Familie leben in einem Dorf, in Rinkenberg, das zweisprachig ist:

Dazu kam, daß ich noch nie im Ausland gewesen war und das Slowenische, mochte es für den Bewohner eines Dorfes im südlichen Kärnten auch keine Fremdsprache sein, kaum beherrschte. (Handke 1986: 9)

Die offizielle Sprache ist Deutsch, so wird die Verwendung der slowenischen Sprache auf der Ebene der Dorfgemeinschaft als abweisendes Verhalten gegenüber den Deutschen angesehen:

[…] die zweite Sprache im Land – für nicht wenige die erste – als gegen seine Person gerichtete Feindseligkeit aufzufassen, wie es doch immer noch, auch gegen das Ende dieses Jahrhunderts, und oft sogar ohne einen bösen Willen, der deutschsprechenden Minderheit ergeht. (Handke 1986: 198)

Das familiäre Leben in Rinkenberg ist notgedrungen, denn der Vater war infolge seiner Vertreibung aus Jugoslawien heimatlos geworden. Dies wirkt sich auf die Einstellung der ganzen Familie zu Rinkenberg aus: „Die Gegenwart, der Alltag im Haus wurde bestimmt von dem Gefangenen-Gebaren Vaters.“

(Handke 1986: 78) „Da die ethnischen und staatlichen Grenzen einander nicht

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entsprechen“ (Keményfi 2009: 5), kommt die Mehrheit-Minderheit-Opposition zustande, deren Ergebnis die Ausgrenzung der slowenischen Bewohner ist. Die Existenz als Minorität kann von Filip Kobal während der slowenischen Reise erkannt werden. Die Fahrt nach Jugoslawien bedeutet ihm die Erfahrung der Gleichheit und dadurch eigentlich das Erleben der tatsächlichen Freiheit, die Filip zum Verinnerlichen der slowenischen Kultur verhilft:

Von der österreichischen Menge, von der österreichischen Mehrzahl sah ich mich, ob am Rand gehend oder in der Mitte, immer wieder eingeschätzt, beur- teilt […] Auf der jugoslawischen Straße jedoch gab es jetzt keine Mehrzahl, und so auch niemanden in der Minderheit – nur ein vielfältiges und zugleich ein- helliges Treiben, wie ich es später, nach dem kleinen Ort Jesenice, nur in den Weltstädten erlebte. (Handke 1986: 130)

Im Roman „Engel des Vergessens“ leben die Ich-Erzählerin und ihre Familie auch in einem zweisprachigen Dorf, darauf weist das Nachdenken des Mädchens über die Ortsnamenstafeln hin:

Kann ein slowenischer Ortsname neben einem deutschen Ortsnamen ste- hen, mehrdeutiger als eine Friedenstaube, ein Regenbogen, ein Monument?

(Haderlap 2012: 220)

Obwohl Slowenisch im öffentlichen Raum benutzt wird, haben die Slowenen keine echten Rechte, ihre alltäglichen Tätigkeiten werden durch die Politik begrenzt: „Das slowenische Fernsehen kann nicht immer empfangen werden […]. Die Politik wird es für die Kärntner Slowenen nicht einrichten wollen.“

(Haderlap 2012: 26 f.) Das drastischste Muster für die Absicht der Einschränkung ist die Aufforderung an die Slowenen zum Sprachwechsel, was die slowenische Identität degradiert, weil sie so hingestellt wird, als ob die kulturelle, ethnische Zugehörigkeit nur von der Sprache abhängen würde: „Wähle Deutsch, wenn du kein Slowene sein willst!“ (Haderlap 2012: 143)

Sowohl Handkes Hauptfigur, als auch Haderlaps Erzählerin leben in einem solchen multikulturellen Raum, in dem die Individuen durch Marginalität und Doppelheit gekennzeichnet sind. Dieser Zustand erschwert die Identitätskonstruktion, in der die Sprachaneignung und die Erinnerung eine besonders große Bedeutung haben.

Filip Kobal lebt, wie sein Lebensraum zeigt, zwischen zwei Sprachen, zwei Kulturen, was sich auch in seinem Namen ausdrückt:

Kobal sei doch ein slawischer Name, »kobal« heiße der Raum zwischen den ge- grätschten Beinen, der »Schritt«; und so auch ein Mensch, der mit gespreizten Beinen dastehe. (Handke 1986: 9 f.)

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Diese Bedeutung wird von seinem Vater zugleich konkretisiert, was Filips Zugehörigkeit zur Familie verstärkt: „Sieh her, was unser Name bedeutet: nicht der Breitbeinige, sondern die Grenznatur.“ (Handke 1986: 325) Angesichts des geerbten slowenischen Familiennamens stellt sich die Frage, wie sich Filip zur slowenischen Sprache verhält. Obwohl Slowenisch die Muttersprache seines Vaters ist, wurde es verschwiegen, was zur Selbstaufgabe führte. So kann Slowenisch vom Vater „seinen Kindern nicht weitervermittelt werden“ (Handke 1986: 70), was Filips feindliche Einstellung zum Slowenischen erklärt. Zuerst hört er in der Schule slowenische Wörter, aber deren Nicht-Verstehen zer- stört die Kommunikation, die „für menschliches Leben und Zusammenleben unerlässlich“ (Bellebaum 1992: 12) und „die Bedingung der Möglichkeit der Entstehung sozialer Strukturen und Prozesse“ (Bellebaum 1992: 12) ist, deshalb kann er am Leben der schulischen Gemeinschaft nicht teilnehmen, er fühlt sich ausgeschlossen:

[…] wo die paar Slowenisch sprechenden bei den übrigen Unwillen und Argwohn erregten. […] Sie sprachen es, […] immer leise, flüsterten es fast, in eine entfernte Ecke des Lesesaals geschart […] Und ich? Beneidete ich sie um ihre zusammengesteckten Köpfe? (Handke 1986: 196)

Diese Ausgrenzung wird während der Reise nach Slowenien aufgelöst; die Fahrt entspricht eigentlich der Aneignung der slowenischen Sprache und Kultur, in der das slowenisch-deutsche Wörterbuch des Bruders von Filip eine zentrale Rolle spielt: „Erst das alte Wörterbuch hat mir dann aus meiner Beschränktheit geholfen.“ (Handke 1986: 198) Ebendarum kann die gemeinsame Sprache als Zusammengehörigkeitsgefühl von Filip durch die in Jugoslawien erworbenen Erfahrungen, das Lesen des Buches nur im nachträglichen Erzählen erachtet werden:

Erst viel später bekam ich von einem dieser Anderssprachigen gesagt, sie hät- ten ihren Zirkel ganz und gar nicht gebildet, um sich gegen uns übrige zu ver- bünden; das Umeinanderstehen im Winkel sei vielmehr ihre einzige Möglichkeit gewesen […] endlich die Muttersprache zu vernehmen. (Handke 1986: 196) Haderlaps Erzählerin Mic lebt auch wie Filip Kobal an der Grenze zweier Länder, Sprachen und Kulturen. Diese Doppelheit wird ebenfalls durch ihre Zweisprachigkeit wiedergegeben, aber im Vergleich zum Erzähler Handkes erlernt Mic Slowenisch als Kind, die familiäre Sozialisation verläuft in dieser Sprache: „Mutter betet mit mir sveti angel varuh moj, bodi vedno ti z menoj, stoj mi dan in noč ob strani, vsega hudega me brani, amen.“ (Haderlap 2012:

13) Mithilfe der slowenischen Sprache erlebt sie schon als Kind das Gefühl der Zusammengehörigkeit: „[…] der slowenische Unterricht gliedert mich in die Gruppe ein. Ich fühle mich zugehörig.“ (Haderlap 2012: 137) Aber die Zweisprachigkeit wird von ihr ständig reflektiert, wodurch ihre eigene Identität

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und Selbstbestimmung zugleich in Frage gestellt werden: „Wer ich bin, zu wem ich gehöre, warum ich Slowenisch schreibe oder Deutsch spreche?“ (Haderlap 2012: 220) Die Anwesenheit der zwei Sprachen ist im Fall der Erzählerin auf der homodiegetischen Ebene darum besonders wichtig, weil sie eine Schriftstellerin ist. In ihrer Kindheit ist die Verwendung des Slowenischen selbstverständ- lich und ihre ersten Publikationen sind auch slowenischsprachig, weil „diese Sprache noch immer eine Funktion habe.“ (Haderlap 2012: 186) Slowenisch wird aber immer ungeeigneter, sich selbst auszudrücken, deshalb wird es in den Hintergrund gedrängt, und die Erzählerin beginnt in deutscher Sprache zu schaffen. Indem die Geschichten auf Deutsch erzählt werden können, kann Mic ihre eigene Marginalität reflektieren, und ihre Abneigung gegen die deutsche Sprache wird aufgelöst:

Während meiner Arbeit am Theater in Klagenfurt wird sich die slowenische Sprache aus meinen Texten zurückziehen. Eines Tages werde ich feststellen, dass sie in meinen Notizen und Aufzeichnungen nicht mehr vorhanden, aus den Schubladen ausgezogen ist? […] Ich werde überlegen, ob sich mit der durch- gebrannten Sprache auch mein Denken verändert hat […]. (Haderlap 2012: 231) Die Sprachaneignung, die Zweisprachigkeit, das Verhältnis zur Sprache und die Kommunikation bestimmen die Technik der Erinnerung, die nicht nur die Basis der persönlichen, sondern auch der kollektiven Identität sichert. „Die innere, subjektive Identität besteht aus autobiographischen Erinnerungen“

(Heller 2013: 11), die durch das Erzählen Teil der Selbsterkenntnis werden. Da die Erinnerung sowohl persönlich ist, als auch „dem Menschen […] im Prozeß seiner Sozialisation zu[wächst]“ (Assmann 2018: 35), ermöglicht sie das Erleben der Zusammengehörigkeit und des Zustandekommens eines Wir-Gefühls.

Infolge der Form der Sprachaneignung und der Einstellung zu den Sprachen folgen Filip und die Erzählerin Mic anderen Arten der Erinnerung.

Aus dem Nichtverwenden der Sprache des Vaters von Filip ergibt sich, dass die familiäre Vergangenheit verschwiegen wird, das kommunikative Gedächtnis nicht funktioniert. Filip Kobals slowenische Reise entspricht der Praxis des kulturellen Gedächtnisses. Da „der Mensch sich selbst auf dem Umweg über Mitmenschen“ (Luckmann 1979: 299) erfährt, wird das Selbsterkennen von Filip mithilfe des Verfolgens der Spuren seines Bruders verwirklicht. Während der Fahrt nach Slowenien sucht er solche Orte auf, die auch von seinem Bruder besichtigt wurden:

Erst auf dem Weg gewann ich die Ruhe zurück, für die letzte Station meiner jugoslawischen Reise. Ich fuhr nach Marburg, oder Maribor, um die Schule des Bruders zu suchen. (Handke 1986: 319) […] Außen an der Fassade fand ich dann den Namen des Bruders. Er hatte ihn in Großbuchstaben, in seiner schönsten Schrift, eingeritzt in den Verputz, so hoch oben, daß er dabei auf dem Sockel gestanden sein mußte: GREGOR KOBAL. (Handke 1986: 321)

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Weil die Räume, Personen und Stimmungen des Abfahrtsortes stets als Bezugspunkt funktionieren, (Faragó 2005a: 5) forscht Filip immer nach der Bekanntheit. Die entdeckten Ähnlichkeiten beziehen sich auf Menschen, Gefühle und die Landschaft, und durch den Vergleich werden nicht nur die Gleichheit hervorgehoben, sondern auch die Unterschiede, denen eine bestimmte Bedeutung im Verstehen der Kulturen zukommt. Bezugnehmend auf die Suche nach Heimischem gebraucht er die Praxis der kulturellen Übersetzung:

Mir war gleich im ersten Moment, als hätte ich das alles schon einmal gesehen, oder mehr: als kehrte ich hierher zurück […] Kam das von Tisch, Stühlen und Bettgestellen, die mich an den Vater als Zimmermann, vom Sprühdunst vor den Fenstern, der mich an den Vater als Wildbacharbeiter erinnerte? (Handke 1986:

151)

Die Bekanntheit und die Ähnlichkeit sind für ihn auch in Bezug auf sich selbst wichtig: Nach der Ankunft in Jugoslawien erkennt Filip, dass er den Slowenen auch in seinen physischen Eigenschaften ähnelt: „Meine Gestalt war hager wie die ihre, knochig, grobgesichtig, ungelenkig, mit eleganzlos schlenkernden Armen.“ (Handke 1986: 131) Diese Erkenntnis, die Widerspiegelung der kulturel- len Doppelheit, die sich in der Persönlichkeit der Hauptfigur entwickelt, bewirkt die Auflösung des Fremdheitsgefühls Filips gegenüber der slowenischen Kultur:

Ich sah von den Reisenden keine Gesichter, nur die Umrisse, doch die Umrisse betrachtete ich durch ein in den Glaswänden gespiegeltes Gesicht, das mein eigenes war. […] und ich gehörte mit meinem Spiegelbild zu diesem Volk […].

(Handke 1986: 17)

Die Wiederholung des Wegs seines Bruders bekommt in der Identitätskonstruktion eine besonders große Rolle, weil Filip so versucht, auf die Frage zu antworten: „Wer bin ich?“ (Handke 1986: 255) Das Treffen mit einem Soldaten gilt als grundlegende Erfahrung. Es scheint, als ob der Mann das Alter Ego des Bruders wäre. Angesichts der Ähnlichkeit zwischen Filip und dem Soldaten kann der Mann zugleich als Doppelgänger von Filip betrachtet werden. In diesem Sinne trifft er sich selbst, und die Fragmentierung und der Mangel in seiner Persönlichkeit werden behoben:

Endlich würde dieser erfahren, wer er war […] endlich hatte er vor sich die Hauptperson aus der Kindheit, seinen Doppelgänger […] endlich blickte er in den untrüglichen Spiegel. (Handke 1986: 255 f.)

Die Geschehnisse der Reise werden 25 Jahre später aus einer rückblickenden Perspektive erzählt, durch die „die eigene Lebensgeschichte angenommen“

(Polkinghorne 1998: 35) wird. Die Vergangenheit wird durch die Erinnerungen mit der Gegenwart verbunden und „es handelt sich nicht einfach darum, dass

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die Erfahrungen in eine narrative Form gefasst werden, sondern diese werden als Geschichten erlebt“ (Ullmann 2013: 25):

Und Erinnerung hieß nicht: Was gewesen war, kehrte wieder; sondern: Was gewesen war, zeigte, indem es wiederkehrte, seinen Platz. Wenn ich mich erin- nerte, erfuhr ich: So war das Erlebnis, genau so!, und damit wurde mir dieses erst bewußt, benennbar, stimmhaft und spruchreif […]. (Handke 1986: 101) Die Fahrt von Österreich nach Slowenien, bezugnehmend auf das nachträgli- che Erzählen, kann aus mehreren Perspektiven betrachtet werden: Der Weg kann einerseits als Selbstbestimmung von Filip gelesen werden, auf die das Verinnerlichen der slowenischen Kultur und Sprache zutrifft. Andererseits ent- spricht der Ortwechsel dem Prozess, dessen Ausgangspunkt das multikultu- relle und dessen Ergebnis das transkulturelle Individuum ist.

Wie ich oben erwähnt habe, hängen die Sprache, die Kommunikation und die Sprachaneignung mit der Form der Erinnerung eng zusammen. Im Fall der Erzählerin von „Engel des Vergessens“ setzt sich die Erinnerung aus dem kom- munikativen und aus dem kulturellen Gedächtnis zusammen. Die Großmutter, der Vater und die Verwandten, die die Vertreter eines „Generationen- Gedächtnis[ses]“ (Assmann 2018: 50) sind, vermitteln dem Mädchen ihre Geschichte. Die traumatisierte Vergangenheit der Familienmitglieder, die als Angst Teil des alltäglichen Lebens ist, bildet die Grundlage der Identität von Mic: „[…] meine Ängste, die meine Intimität ausmachen, die der Kern meiner Intimität sind.“ (Haderlap 2012: 143) Die Erzählung der Lebensgeschichten wird von der Großmutter und dem Vater damit begründet, dass „das Kind begreift, dass es die Vergangenheit ist, mit der es rechnen muss.“ (Haderlap 2012: 109) Die Oma erinnert sich an die Zeit im Konzentrationslager, an ihre Rückkehr, der Vater berichtet über sein Leben als Partisan, über den Krieg. Die Erinnerungen der Familienmitglieder erklären ihr Verhalten. Die Großmutter schreibt die Anzahl der Bienen immer in ein Heftchen, was dem Zusammenzählen im KZ ähnelt. Diese Tätigkeit mit ihren Lagernummern ist als ein in ihren Körper eingeschriebenes Trauma zu verstehen. Der „Vater sei der jüngste Partisan gewesen“ (Haderlap 2012: 92), er floh im Wald vor den Deutschen. Sein Kampf während des Krieges und seine zerstörte Ehe verursachen seine Nervenkrisen.

Weil sich der Mensch in zwischenmenschlichen Beziehungen formt (Luckmann 1979: 299), haben die Großmutter und der Vater Einfluss auf das Leben der Erzählerin:

Vaters jahrelange Nervenkrisen wirken als stilles Gift, das uns Kindern Tröpfchen für Tröpfchen eingeflößt wird. Wir sehen zu, wie er sich als Vater zu Fall bringt, wie er uns zu seinen Kumpanen macht, die den Furor seines Wütens auszuhalten haben, wie er uns in sein altes Entsetzen zieht, uns seinen Schmerz nahezubringen versucht […] Ich kann mich nur schwer von den Verwüstungen erholen, die eine durchwachte Nacht mit Vater in mir anrichtete […] Ich bin von

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seinen Zerstörungsanfällen zermürbt und finde keine Sprache, die die Wucht seiner Ausbrüche nachzeichnen könnte. (Haderlap 2012: 166 f.)

Außer den Geschichten „ist der Mensch […] von Dingen umgeben“ (Assmann 2018: 20), die die Erinnerung formen. Die Postkarte, der Löffel und das Lagerbuch der Großmutter haben „einen Zeitindex, der mit der Gegenwart zugleich auch auf verschiedene Vergangenheitsschichten deutet.“ (Assmann 2018: 20) Das Tagebuch ist Teil des Gedächtnisses der Dingwelt, aber auf direkte Weise gilt es auch als geschriebene Form des kommunikativen Gedächtnisses.

Die Gegenstände und Geschichten sind von Mic geerbt, müssen aber mit der Praxis des kulturellen Gedächtnisses ergänzt werden, deren Schwerpunkt die Grenzüberschreitung ist: „der Mann von Tante Malka […] und meine Eltern fahren gemeinsam mit einer slowenischen Gruppe ins ehemalige Lager.“

(Haderlap 2012: 43) Die späteren Ortswechsel der Erzählerin hängen mit dem Erzählen zusammen: die Entfernungen können einerseits als die Trennung vom Heimatort, was zu einer Identitätskrise führt („Ich kann meinen Geburtsort immer weniger mit meinem Leben in Verbindung bringen.“ (Haderlap 2012: 190), andererseits als die Überbrückung der Schreibkrise angesehen werden. Die Absicht von Mic, die Orte aufzusuchen, die von ihrer Großmutter im Tagebuch beschrieben werden, führt dazu, dass sich das kulturelle und das kommunika- tive Gedächtnis aufeinander schichten. Durch die sprachliche Erarbeitung der Familiengeschichten ist es Mic gelungen, diese tatsächlich zu verinnerlichen. Das Schreiben ist ein Mittel, die Vergangenheit zu verarbeiten, so kann es als Engel des Vergessens gedeutet werden: Das Trauma wird aufgelöst, das Schreiben bringt Ruhe und ermöglicht das Vergessen, d. h. das Zurücklassen, und zwar nicht nur für Mic, sondern auch für ihre Familie. Der Weg in die Vergangenheit der Familienmitglieder ist als Verstehen der kulturellen Doppelheit zu bezeich- nen, das zum Aufbau einer transkulturellen Identität führt.

3 Transkulturalität auf der textuellen Ebene

Dank der metapoetischen Reflexion ist die Transkulturalität auf der thema- tischen sowie auf der textuellen Ebene sichtbar. Aber der Aufbau der zwei Romane unterscheidet sich in der Einlagerung der metapoetischen Textteile und darin, wie sich diese zur Transkulturalität verhalten. „Die Wiederholung“

reflektiert die eigene Entstehung, „das Erzählen versucht die Parallele des Schreibens, des Reisens und des Satzbaus herzustellen.“ (Faragó 2005b: 17) Die Praxen von Lesen, Schreiben und Reisen bringt die Erzählung gleichzeitig ins Spiel. Die Handlung umfasst Filip Kobals jugoslawische Fahrt, dabei wird der Weg vom materiellen Aspekt gedeutet. Durch die Methode des Lesens und Schreibens wird aber eine innere Reise in den Mittelpunkt unternommen:

Der Erzähler folgt seinen eigenen Erinnerungen, und das ist die Grundlage der erzählerischen Arbeit. Vom Erzähler werden aber nicht nur seine persönlichen,

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sondern auch die Spuren seines Bruders berücksichtigt. Die erzählerische Reise wird mit einem Lesen gleichgesetzt, das zugleich ein „Mitschreiben“ ist:

„Das Weitergehen […] wurde so ein Entziffern, ein Weiterlesen, ein Merken, ein stilles Mitschreiben […].“ (Handke 1986: 114 f.) So behandelt der Roman die Kunst des Schaffens. „Der Weg Filip Kobals […] führt in die Geschichte, in die Landschaft und in die Sprache“ (Zeyringer 1992: 252), ebendarum sind die Textteile betont, die den Prozess des Schreibens und Lesens reflektieren. Der fabulierende Lehrer, der die Fortschrittsrichtung des Erzählens bestimmt, gilt im metapoetischen Sinne als erzählerisches Alter Ego. Der Lehrer verkörpert unterschiedliche erzählende Rollen: Er wird als Geograph und Historiograph sichtbar, der in seiner Geschichte über die Maya berichtet:

Er begann seine Herzensgeschichte, die der Maya, zwar mit einem Ausruf, entwickelte sie dann aber, statt aus einem historischen Ereignis, aus dem Erduntergrund. Die Geschichte eines Volks, so meinte er, sei vorgezeichnet von der Beschaffenheit des Bodens und könnte nur gesetzmäßig erzählt werden, wenn dieser in jeder Phase mitspiele; die einzige wahre Geschichtsschreibung habe immer zur gleichen Zeit Erdforschung zu betreiben. (Handke 1986: 268) Ähnlich dem Lehrer verkörpert auch der Erzähler eine Forscherfigur: „[…] so bil- dete auch ich mir ein, mit meinem Erforschen des Karstes einer Sache zu dienen […] einer großen und herrlichen.“ (Handke 1986: 291) Die Sprache in ihrer meta- sprachlichen Reflexion hat eine bevorzugte Funktion und wird vom Erzähler einerseits „als Mittel zum Zweck der Wirklichkeitswiedergabe“ (Wesche 1997:

59), als „gegenständlich“ (Wesche 1997: 63) begriffen. Diese Funktion verstärkt sich in solchen Textteilen, in denen die Umgebung, Bahnhöfe oder Gebäude beschrieben werden:

Mein Platz befand sich um einiges unterhalb des Gleiskörpers wie auch der Straße mit dem Gehsteig, von dem ein paar Stufen zu der kleinen und zugleich vieleckigen Betonfläche herabführten; diese wurde nämlich zur anderen Hand gesäumt von einem Häuserhalbrund, wo jene eine Wand mit der nächsten einen verschiedenen Winkel bildete […]. (Handke 1986: 123)

Die Sprache ist aber nicht nur als Mittel der Beschreibung zu akzeptieren, son- dern hat auch eine „raumschaffende Gegenständlichkeit“ (Wesche 1997: 63)

In mich aufgenommen hatte ich die Einzelheiten des Tals auch zuvor, nun aber erschienen sie mir in ihrer Buchstäblichkeit, eine im nachhinein, mit dem grasrupfenden Pferd als dem Anfangsbuchstaben, sich aneinanderfügende Letternreihe, als Zusammenhang, Schrift. (Handke 1986: 114)

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Wenn der Raum nicht nur als physische Entität angesehen wird, ist die raumkon- stituierende Funktion der Sprache in einer anderen Bedeutung auszumachen.

Die Praxis des Lesens und des damit parallelen Schreibens bringt den Raum, das Land des Erzählens zustande. Paradoxerweise geht es mithilfe der Sprache um die Angst der Sprachlosigkeit, deren Auflösung durch das Zustandebringen des erzählerischen Raums, durch die Ankunft in das Land des Schaffens ver- wirklicht ist:

Ich sah mich an einem Ziel. […] »das neunte Land« heißt, als das Ziel der gemein- samen Sehnsüchte, in dem Satz: »Mögen wir uns eines Tages alle wiedererfin- den, in der geschmückten Osternachtskalesche, auf der Fahrt zur Hochzeit mit dem Neunten König im Neunten Land – erhöre Gott, meine Bitte!« Seinen from- men Wunsch sah ich nun übertragbarer in die irdische Erfüllung: die Schrift.

(Handke 1986: 317)

Es ist eindeutig festzustellen, dass Handke auf thematischer Ebene aus der Transkulturalität schöpft, aber auf der metapoetischen Ebene wird es weniger ausgedrückt. Einige slowenische Wörter werden in den Text eingebaut, was die transkulturelle Poetik unterstützen könnte, aber bei Handke wird viel mehr die Reflexion des Erzählens in den Vordergrund gerückt.

Ähnlich wie im Roman „Die Wiederholung“ werden metasprachliche und metapoetische Reflexionen auch in den Text der österreichischen Autorin ein- gebaut. Die Erzählerin, die eine Schriftstellerin ist, berichtet über die Geschichte ihrer eigenen Schreibkunst, die auch die Reflexion ihrer Zweisprachigkeit umfasst und zeigt, wie das Verhältnis zur Sprache mit der Vertrautheit ver- flochten wird. Das Verschwinden des anfänglichen Sicherheitsgefühls, das die slowenische Sprache gibt, führt zur Krise im Erzählen.

Ich bin übervoll von Sprache, von den slowenischen Wortgebilden, die ich von mir abgebe ins Leere, weil ich nichts mit ihnen anzufangen weiß. Sätze umge- ben mich wie eine Dunstwolke, die aus den Büchern zu mir aufgestiegen ist.

(Haderlap 2012: 144)

Das hängt damit zusammen, dass die Erzählerin darauf Anspruch erhebt, die eigene Geschichte zu erzählen, deshalb beginnt sie Aufzeichnungen zu machen, womit eigentlich ihr poetischer Weg anfängt: „Ich blicke in den Talgraben und beginne zu überlegen, ob ich nicht doch anfangen sollte, aufzuschreiben.“

(Haderlap 2012: 163) Die ersten Schreibversuche auf Slowenisch werden auch reflektiert, aber die echte Frage bezieht sich nicht auf die Möglichkeit des Schreibens, sondern auf die Sprache des Schaffens: „[…] warum ich Slowenisch schreibe oder Deutsch spreche?“ (Haderlap 2012: 220) Aufgrund der Fragestellung scheint es so, als ob es vorgeschrieben wäre, welche Sprache für welche Tätigkeit geeignet ist. Das Schreiben wird dem Slowenischen zuge- ordnet, was von der Zweisprachigkeit ausgesehen als Verzicht auf die deutsche

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Sprache angedeutet wird. Um auf Deutsch schreiben zu können, muss die slo- wenische Sprache von der Erzählerin in den Hintergrund gedrängt werden:

Während meiner Arbeit am Theater in Klagenfurt wird sich die slowenische Sprache aus meinen Texten zurückziehen. Eines Tages werde ich feststellen, dass sie in meinen Notizen und Aufzeichnungen nicht mehr vorhanden, aus den Schuladen ausgezogen ist. (Haderlap 2012: 231)

Aus der Zurückdrängung der slowenischen Sprache ergibt sich die Entstehung der eigenen Geschichte in schriftlicher Form: „Dann beschließe ich das Versprengte, Erinnerte und das Erzählte, das Anwesende und Abwesende in eine geschriebene Form zu bringen.“ (Haderlap 2012: 282) In diesem Sinne übertrifft Haderlaps Text die Tradition von Handke, weil die metapoetische Reflexion in „Engel des Vergessens“ zugleich das Nachdenken über den Sprachwechsel der Ich-Erzählerin ist. Aber dieser Wechsel bezieht sich nicht auf das Verlieren der slowenischen Sprache („Weder werde ich die sloweni- sche Sprache vergessen noch abgelegt noch verleugnet haben.“ (Haderlap 2012: 231), sondern darauf, dass der Selbstausdruck in deutscher Sprache auch möglich wird.

Die transkulturelle Poetik wird durch die intertextuellen Einschübe verdeut- licht. Ganze Textteile, ein slowenisches Gebet und ein Lied werden zitiert. Das Detail des Lagerbuches der Großmutter der Erzählerin wird auch in den Text eingebettet; zuerst werden die Anfangssätze in slowenischer Sprache zitiert und dann von der Erzählerin ins Deutsche übersetzt:

Je bilo u tork opoldne 12 Oktober je locitev od hise in od temalih Sinov Tonček in Zdravko. Toje bilo hudo zamene ker jas nisem kriva nic. Es war Dienstag Mittag 12. Oktober, da war die Trennung vom Haus und von den kleinen Söhnen Tonček und Zdravko. (Haderlap 2012: 276)

Im Weiteren sind nur einige slowenische Wörter (čudovito) (Haderlap 2012:

277) anzuführen, deren Bedeutung gegeben ist. Die Städtenamen, die die Großmutter „nach dem Gehör“ (Haderlap 2012: 278) aufschreibt, werden von der Erzählerin korrigiert:

In Wien, Ven, schreibt Großmutter, haben sie auf dem Zementboden schla- fen müssen. […] Nach zehn Tagen ging es weiter nach Prag, Prak, schreibt Großmutter […] 15. August Dresden, Tresten, schreibt Großmutter […] später schreibt sie Belkad, womit Belgrad gemeint ist […]. (Haderlap 2012: 277 f.) Das Schreiben und Lesen sind als Einheit die Grundlage des Erzählens; das Umgehen mit dem Text des Lagerbuches, den die Erzählerin nur auf indirekte Weise besitzt, gibt die erzählerische Verfahrensweise wider, durch die das Zustandebringen ihrer eigenen Erzählung gekennzeichnet ist.

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Haderlaps transkulturelle Poetik beruht auf mehreren Elementen. Die kul- turellen, gesellschaftlichen und familiären Erfahrungen, die die Erzählerin erlebt, geben die Grundlage der Handlung. Diese werden in der Zeitform der Gegenwart dargestellt (Ausnahme sind solche Textteile, in denen es um die Vergangenheit der Familienmitglieder geht), was ermöglicht, die Erfahrungen und deren Wiedererleben zu reflektieren. So kommt ein metapoetischer Raum zustande, der dem dritten Raum von Bhabha entspricht. Dieser Raum ist „kein begrenztes räumliches Gebiet“ (Bhabha 2012: 68), sondern Raum der

„Möglichkeit der Hybridisierung“, (Babka, Posselt 2012: 12) die „nicht einfach Vermischen“ (Babka und Posselt zitieren Bhabha 2012: 13) ist, sondern die „selek- tive Aneignung von Bedeutungen“ umfasst. (Babka und Posselt zitieren Bhabha 2012: 13) Das spiegelt sich darin wider, dass Haderlap die Zweisprachigkeit (die die eigene Erfahrung der Schriftstellerin ist) und den Prozess des Schreibens zum Gegenstand einer Reflexion macht, andererseits durch die Einbettung zweisprachiger Textteile eine tatsächliche Bewegung zwischen den zwei Sprachen ermöglicht. Diese ergeben eine poetische Verfahrensweise, in der

„die Fiktion die Möglichkeit der Kommunikation“ (Thomka 2018: 19) zwischen den unterschiedlichen Kulturen sichert. So wird ihr Roman Teil zweier literari- scher Systeme, (Thomka 2018: 18) was eine kulturelle Doppelperspektive und damit die Interpretation in transkulturellen Netzwerken ermöglicht. (Thomka 2018: 19)

Transkulturalität in der Literatur kann auf vielerlei Art zum Ausdruck gebracht und gedeutet werden. Sowohl Handke als auch Haderlap schöpfen aus einer Thematik, die die transkulturelle Identität und die damit zusammenhängenden Faktoren wie Raum, Zweisprachigkeit und Erinnerung in den Mittelpunkt rückt.

Aber Haderlaps Text ist auch auf der textuellen Ebene durch Transkulturalität gekennzeichnet, womit sie Handkes Tradition übertrifft. Wenn über transkul- turelle Poetik gesprochen wird, ist es unentbehrlich, die Einstellung der Fiktion zur Realität einer Analyse zu unterziehen. Es scheint besonders wichtig zu sein, weil die zweisprachigen Autorinnen und Autoren, die mit mehreren Literaturen, Kulturen und Sprachen verbunden sind, die Erfahrungen ihrer mehrsprachi- gen Umgebung entnehmen. Die Einbettung biographischer Angaben, die Reflexion des eigenen Sprach- und Kulturwechsels wirft weitere, nicht zuletzt Gattungsfragen auf, deren Beantwortung der Kern eines anderen Beitrags sein kann.

4 Literatur

4.1 Primärliteratur

Haderlap, Maja (2012): Engel des Vergessens. Göttingen: Wallstein Verlag.

Handke, Peter (1986): Die Wiederholung. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

(13)

4.2 Sekundärliteratur

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