• Nem Talált Eredményt

TÓTH Tun Sie das!

In document epleditio plurilingua (Pldal 83-138)

CZIEGLER

(Schluckt die Tablette, legt sich ins Bett.) Wir könnten doch ein bisschen klönen. Sind Sie wach?

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Sprechen wir von irgend etwas anderem.

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Aber wovon? Worüber wollen Sie sprechen?

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Schlafen Sie etwa schon wieder?

F. TÓTH

Ich? Wie denn… Also palavern wir… (Kämpft mit der Schläfrigkeit.) Was ich sagen wollte…

Leben Sie allein?

CZIEGLER

Verstehen Sie das überhaupt? Das muss man verstehen.

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Ich kann mich nicht mehr ändern, Lajos. Ich habe Geld… aber ich bin auf der Flucht.

F. TÓTH

Sie sind auf der Flucht?

CZIEGLER

Was soll ich machen? Soll ich lesen? Früher habe ich gern gelesen… Gute Krimis… Agatha Christie, Wallace, Howard… Kennen Sie die?

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Heute langweilen sie mich. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Meine Gedanken schweifen ab.

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Und dieser Péter, wo kann er nur hingegangen sein? Ich glaube, er hat niemanden. Er irrt durch die Strassen, oder sucht als erstes seine Madonnen auf und rächt sich dafür, dass ihn diese Kleine mit dem eisigen Popo hat abblitz-en lassabblitz-en. Was meinabblitz-en Sie, hat er jemandabblitz-en?

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Schlafen Sie schon wieder?

F. TÓTH Ähäm.

CZIEGLER

Und auch diese Klári. Bewahrt das Dingsda unter der kalten Steppdecke auf. Bestimmt

dreht sie sich zur Wand, um nicht in Versuchung zu kommen. Die sind am gefährlichsten. Und dann ist die Hölle los, was, Lajos?

F. TÓTH

Sie sagen es. (Lacht plötzlich auf.) CZIEGLER

Sie wollen schon, aber danach sind sie be-leidigt. So eine muss man am nächsten Morgen jedesmal um Entschuldigung bitten. (Lacht.) F. TÓTH

Ähäm. (Lacht verschlafen.) CZIEGLER

Madonna! Sind Sie schon mal einer begegnet?

Sicher, etwas an ihnen bleibt einem immer unbegreiflich. Sie war eine Französin…

Catherine hiess sie… (Benommen:) Die hätte ich heiraten sollen…

F. TÓTH

Das hätten sie.

CZIEGLER

Wies trifft. Das ist wie ein Glücksspiel… ein biologisches Hasard… Ich habe immer nur schlechte Karten erwischt… Früher… Und auch diese Wunde jetzt will nicht heilen…

F. TÓTH Nein.

BARBIER

(Kommt mit einer Arzttasche leise herein.) Guten Tag. Bin ich hier richtig? Man hat mir gesagt, ich werde in der Zweiundzwanzig erwartet. Da bin ich.

CZIEGLER

(Greift sich an die Seite.) Es tut weh.

BARBIER Ich weiss.

CZIEGLER

Wissen Sie, wie meine Grossmutter gestorben ist?

BARBIER Nein.

CZIEGLER

Natürlich nicht. Früher wussten die Menschen noch zu sterben. Wir haben in dem Zimmer vor Angst gezittert. Sie aber nicht.

BARBIER

Sie zitterte nicht.

CZIEGLER

Sie traf sogar noch Anordnungen für ihr Begräbnis. „Vergiss nicht, Beno und seine Familie müssen unbedingt dabeisein. Und auch Árpád soll meinen Sarg tragen. Sie sind Schwäger.” Sie wusste zu sterben.

BARBIER Ja.

CZIEGLER

Ich weiss es nicht. (Er ist von der Arznei benommen.)

BARBIER O doch!

CZIEGLER

Muss ich sterben?

BARBIER

Nein, jetzt nicht.

CZIEGLER Wann?

BARBIER

Irgendwann einmal.

CZIEGLER

Ich ertrage es nicht länger. Bin ich Ihnen sympathisch?

BARBIER Aber ja.

CZIEGLER Sehr?

BARBIER Natürlich.

CZIEGLER

Ich bin niemandem sehr sympathisch gewesen. Immer nur ziemlich.

BARBIER

Sympathie ist Sympathie.

CZIEGLER

O nein. Es gibt auch die grosse Sympathie. Die kenne ich nicht.

BARBIER

Sie werden sie kennenlernen.

CZIEGLER

Wann? Meine Zeit läuft ab. Zudem fliehe ich aus der Zeit. Man hat mich nicht genug geliebt.

Wer hätte es auch tun sollen? Ich selbst konnte mich nie hingeben. Habe mich immer

zurückgehalten. Ich hatte Angst, Herr Oberleutnant.

BARBIER

Sie brauchen keine Angst zu haben.

CZIEGLER

Sie haben leicht reden. (Lacht unsicher.) Von der Seite.

BARBIER

Von der Seite?

CZIEGLER

(Greift an seine Wunde.) Ja, von der Seite schiesst man auf mich. Ich bin verloren. Die Posten begleiten mich. Sie können mich ab-knallen. Auf dem Hinweg haben mich die Deutschen begleitet… Diese Wunde… ein Schuss! Herr Oberleutnant! (Kniet sich plötzlich hin, packt den Kittel des Barbiers.) Dabei bin ich überhaupt nicht getroffen worden, nicht wahr, Herr Oberleutnant. (Der Barbier weicht ein bisschen zurück.) Sie sind ein guter Mensch.

Ein sehr guter Mensch. (Streichelt wie ein Irrer das Gesicht des Barbiers.) Nicht wahr, Sie über-stellen mich nicht dem Todestrupp. Nicht wahr,

Sie lassen mich nicht am Pfahl anbinden. In dieser grausamen Kälte. (Legt bittend die Hände zusammen.) Nur ein Paar Stiefel, Herr Oberleutnant, ein einziges zerrissenes Paar Stiefel! (Leise, sackt zusammen.) Ständig habe ich Angst gehabt, dass ich von dieser Seite eine Salve bekomme. (Lacht.) Taritara! Hier! (Zeigt seine Wunde. Stille. Nimmt wieder den Schneidersitz ein.) Auf einem langen Weg bin ich von Russland nach Hause gekommen, trottete und trottete… (Lacht.) Ich bin nicht auf die Universität gegangen, als ich zurückkam, dabei wäre es durchaus noch möglich gewesen… (Barbier öffnet seine Tasche, nimmt das Rasiermesser hervor, zieht es lange ab; dann holt er Seife und Rasierpinsel heraus, legt sie auf den Schemel.) Die Universität hat mich nicht

interessiert. Ich wollte leben. Sofort, gierig. Wollte viel erleben! Ich verliebte mich in Frauen und verliess sie dann. Ich wollte nicht, dass man sie von mir wegholte, sie verschleppte wie meine Mutter und meine beiden jüngeren Schwestern.

Mein Vater lebte damals Gott sei Dank nicht mehr. Aber die drei Frauen… die gingen weg.

Schlenderten davon. Komisch. (Lacht.) Auch sie waren Frauen. Phantastisch! Wirklich

phantastisch! (Verstummt.) Geld wollte ich, viel Geld, als ich nach Hause kamm… Lächerlich.

Irgendeine finanzielle Wiedergutmachung… Ja, das Wort gibt es: Wie-der-gut-ma-chung! (Betont jede Silbe einzeln.) Jawohl! (Zeigt mit den Fingern wie ein Betrunkener.) Aber es ging nicht.

Nicht mal mit meinem Geld gelang es mir… Man hat mich eingeholt. Ich wurde hierher überstellt.

Die Flucht ist mir nicht gelungen. (Schreit, danach Stille, der Barbier lässt klirrend eine kleine Schale fallen.) Hören Sie mir überhaupt zu? Wer sind Sie eigentlich?

BARBIER

Man hat mir gesagt, ich werde in der Zweiund-zwanzig erwartet.

CZIEGLER

Wer sind Sie denn?

BARBIER

Von einem Herrn Cziegler. Bett eins.

CZIEGLER

Ach so. Ich verstehe. Sie kommen zu mir. Ich lebe also noch.

BARBIER

Um Sie zu rasieren. (Zeigt erschrocken Rasier-messer und -pinsel wie in einem Spielzeug-laden. Man hört das Quaken der Frösche.) CZIEGLER

Ein Rasiermesser! (Keuchend.) Was wollten Sie!

Dass ich im Sarg ein glattes Gesicht habe? Noch bin ich aber nicht tot. Was will man von mir?

(Barbier packt erschrocken seine Sachen zusammen, stopft sie in die Tasche, läuft hinaus, lässt hinter sich die Tür zufallen.) F. TÓTH

Was schreien Sie denn so?

BADARI

Was ist los? Wo ist er?

F. TÓTH

Ja, kann man denn hier überhaupt nicht schlafen? (Man hört das Quaken der Frösche, danach Stille.)

CZIEGLER

(Still und leise:) Seid mir nicht böse.

(Schlummert ein.) BADARI

Hauptsache, wir werden wieder gesund.

(Spricht noch leiser als sonst, gleichsam im Halbschlaf.) Es liegt was in der Luft, etwas Gutes. Péter, machen Sie doch das Fenster ordentlich zu! Ich kann das Gequake nicht

mehr hören… Man müsste dem Verwalter

Bescheid sagen… (F. Tóth schliesst das Fenster, das Quaken verstummt.)

BADARI

Na. (Zündet sich eine Zigarette an.) Ich fühle in meinen Beinen etwas… Kraft. Wenn doch der Masseur schon kommen würde… Sagt mal, Kinder, das war doch nicht etwa wieder der Masseur? Ihr habt ihn weggehen lassen? Da fasst man sich doch an den Kopf! Der Masseur ist für mich lebenswichtig!

MÁRIA

(Kommt phlegmatisch mit ihren Geräten herein:) Na, da wäre ich wieder. Keine Angst…

(Macht sich an die Arbeit.) BADARI

Haben Sie ihn gesehen?

MÁRIA Wen?

BADARI

Na, diesen Mann?

MÁRIA

Nur flüchtig… (Arbeitet weiter.) BADARI

Wer ist das?

MÁRIA

(Zeigt auf Fazekas Bett.) Ist er weg?

BADARI Nicht er.

F. TÓTH

Der Masseur.

BADARI

Sie haben den Masseur laufen lassen. Meinen Masseur…! Der für mich…

KLÁRI

(Kommt eilig herein, in der Hand ein Unter-hemd.) Machen Sie sich fertig. Jetzt machst du

hier sauber? Wo ist Péter? (Legt das Trikot in den Schrank.)

F. TÓTH

Er ist fortgegangen.

KLÁRI

Er ist fortgegangen? Wohin?

BADARI

Er hat sich angezogen und ist fortgegangen.

Gestern nachmittag.

KLÁRI

Ohne irgend eine Nachricht zu hinterlassen? Er ist… er wurde doch überhaupt noch nicht entlassen! Und Sie rauchen schon wieder? Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, Herr Badari, Sie sollen vor der Visite nicht rauchen. Ich drücke ein Auge zu, und Sie missbrauchen meine Nachsicht. Hier darf nicht geraucht werden, nur draussen auf dem Korridor.

F. TÓTH

Er kann aber nicht rausgehen.

KLÁRI

Verpestet hier die Luft! Er hat nicht mal alles ordentlich übergeben. Was soll ich bloss dem Chefarzt sagen?

F. TÓTH

Die Wahrheit.

MÁRIA

Was wäre, wenn jeder die Wahrheit sagen würde?

KLÁRI

Was wäre, wenn jeder im Zimmer rauchen würde? Er geht einfach weg! Und er hat nichts ausrichten lassen? Kein einziges Wort?

BADARI

Machen Sie sich nichts draus. Der hat nicht zu Ihnem gepasst.

KLÁRI

Wo kann ich ihn jetzt finden? Und auch ich, was bin ich doch für ein Kamel. Nicht einmal Medikamente hat er mitgenommen. (In der Eile stösst sie gegen das Infusionsgerät, das kippt um, hastig sucht sie die Scherben der zerbrochenen Flasche zusammen.) Wie kann man das verdammte Ding auch hier stehen lassen? Warum bringst du es nicht an seinen Platz, wenn du schon hier herumschusselst.

MÁRIA

In meine vier Stunden passt das Infusionsgerät nicht mehr rein…

KLÁRI

Ich muss noch eine Menge Injektionen geben, und durch so was werde ich aufgehalten! Den Pyjama hat er auch mitgenommen…? Ich muss doch über jedes Stück Rechenschaft ablegen…

Verstehen Sie das nicht!

F. TÓTH Doch.

(Klári winkt ab, geht zur Tür.) BADARI

(Erreicht mit Anstrengung Fazekas Schubfach, zieht es auf, nimmt ein Bild heraus und hält es Klári hin.) Sein Foto ist hiergeblieben.

KLÁRI

(Nimmt es in die Hand, sieht es an, wirft es dann weg.) Was soll ich damit? (Geht hinaus.) BADARI

Jetzt kann sie sich abstrampeln.

F. TÓTH

Das hätte sie sich vorher überlegen sollen.

(Die Tür wird geöffnet, Mária geht hin.) BADARI

Der Chefarzt!

MÁRIA

(Spricht in der Tür mit István.) Was wollen Sie?

Sie können jetzt nicht reinkommen.

ISTVÁN

Nur eine Minute.

MÁRIA

Weder eine noch zwei. Das hier ist ein Krankenzimmer.

ISTVÁN

Wer wird denn so streng sein?

MÁRIA

Hier liegen todkranke Menschen. Sie brauchen Ruhe. Und jetzt ist keine Besuchszeit. (Sieht über die Schulter, überlegt, was sie noch ein-wenden kann.) Ausserdem machen sie sich gerade für die Chefvisite zurecht. (István lässt sich nicht aufhalten, in einer Hand hat er ein Paket, in der anderen, auf einem Bügel, eine Jacke. Zieht Ibi mit sich.)

ISTVÁN

Das macht doch nichts. Guck mal, Lajos, wen ich dir gebracht habe? (Ibi tritt verlegen, von István gezogen, ein.) Na, was sagst du dazu?

Was hab ich dir versprochen? (István schiebt Ibi ein bisschen, damit sie zu Tóths Bett geht, Tóth setzt sich langsam auf, schaut Ibi an.) F. TÓTH

Du… du bist also doch gekommen?

IBI

Ja. (Stille.) Wie geht es dir? (Tóth verzieht das Gesicht.) Hier liegst du?

F. TÓTH Ja.

IBI

(Legt die Blumen auf den Nachttisch:) Stört dich die Sonne nicht?

F. TÓTH

Das ist das Wenigste, was mich stört. Was gibts Neues?

IBI

Was solls schon geben. Nichts Besonderes. Du bist operiert worden?

F. TÓTH Ja. (Stille.) IBI

(Zeigt auf die Blumen:) Die habe ich dir mitgebracht.

F. TÓTH

Die haben sicher ne Stange Geld gekostet.

IBI

Ach, das ist doch jetzt unwichtig.

F. TÓTH

Und zu Hause? (Ibi zuckt die Achseln.) Bist du noch immer in deinem Laden?

IBI

Ja. Tut es weh? (F. Tóth verzieht das Gesicht.) Wo tut es weh?

F. TÓTH Na, hier.

IBI

Wirst du wieder… arbeiten können? Oder hörst du auf?

F. TÓTH

Nein, ich mache weiter.

IBI

Ich hab dir deine Hosen gewaschen. (Nimmt sie aus der Tasche, zeigt sie ihm.)

F. TÓTH

Du hattest ja auch Zeit.

IBI

Damit du was zum Wechseln hast. Übrigens müsstest du dir mal die Haare schneiden lassen.

ISTVÁN

Jetzt gucken Sie mal, was ich hier habe, Herr Badari! Die Einlagen! Her Dezsô lässt Ihnen sagen, dass er sie selbst ausgesucht hat. (Gibt sie Badari.) Und weiter lässt er Ihnen ausrichten, dass Sie so schnell wie möglich gesund werden sollen, damit Sie sie ausprobieren können. (Lacht.) BADARI

Also das ist wirklich…

ISTVÁN

Sehen Sie mal! Sie sind mit ganz weichem Leder bezogen.

BADARI

Billig waren die bestimmt nicht.

ISTVÁN

Darum brauchen Sie sich nicht zu kümmern.

Das hat Herr Dezsô erledigt. Und wie elastisch dieser Kork ist! Sehen Sie? Er passt sich der Form des Fusses an, widersteht jedoch dem Druck…

BADARI

Das kann ich doch nicht annehmen.

MÁRIA

Das können Sie getrost.

ISTVÁN

Hautdünnes Leder, ich glaube, Ziegenleder, nur dünngewalkt… Und die Füsse schwitzen nicht, wenn man sie trägt. Das ist nämlich das Wichtigste, dass man dadurch keine Schweiss-füsse bekommt. Herr Dezsô hat die gleichen…

Wir wollen doch mal sehen, ob sie auch passen… (Legt die Einlage an Badaris Fuss-sohle an.) Wie nach Mass! Jetzt sind sie hart, aber wenn Sie erst darin laufen! Die geben einem einen festen Halt, das werden Sie erle-ben. Ihre Stimmung wird sich ändern, Ihre ganze Gemütsverfassung…

MÁRIA

Probieren wir sie doch mal mit den Schuhen.

(Holt Badaris Schuhe, steckt die Einlagen hinein, zieht Badari die Schuhe an. István holt einen Schemel, damit Badari den Fuss darauf legen kann – währenddessen unterhalten sich die Tóths.)

F. TÓTH

Rote Sandalen? Jetzt trägst du schon solche Dinger?

IBI

Sind sie nicht hübsch? Ich dachte, sie würden dir gefallen. Im Geschäft hat man mir gesagt, für meine Beine sind die sehr vorteilhaft.

MÁRIA

Schon, aber sie sind sehr auffallend.

IBI

Was ist heutzutage nicht auffallend? Das ist aber keine gute Bettdecke, nicht wahr? Kannst du darunter überhaupt schlafen? Weisst du, seit du nicht zu Hause bist, kann ich kein Auge zutun. Ich werfe mich nur hin und her.

F. TÓTH

Schlafen denn deine Eltern nicht bei uns?

IBI

Warum sollten sie? Du weisst doch, die machen mich verrückt mit ihrer ewigen Fragerei: Wo willst du jetzt schon wieder hin?

Wo hast du dich nun schon wieder rumgetrieben?

ISTVÁN

(Geht zu Cziegler, berührt leicht seine Schulter.) Herr Cziegler… Herr Cziegler…

Sehen Sie mal, was ich Ihnen mitgebracht habe? (Zeigt ihm die Jacke.) Herr Dezsô lässt Ihnen sagen, er hat sie ändern lassen, Sie sollen sie bei guter Gesundheit tragen.

CZIEGLER

Danke. Gesundheit, die haben wir.

ISTVÁN

Er konnte heute nicht selbst kommen, aber die Jacke wollte er Ihnen unter allen Umständen schicken. Wollen Sie sie nicht mal anprobieren?

CZIEGLER Ach was!

BADARI

Aber warum denn nicht?

ISTVÁN

Ich hänge sie hier hin, damit Sie sie sehen können. (Hängt sie an den Schrank.) MÁRIA

Ihr Schwager hat Sie offenbar sehr gern.

CZIEGLER Hm.

ISTVÁN

Und wie gern! Er macht sich grosse Sorgen um Herrn Cziegler, er fürchtet, sein Zustand könnte sich verschlechtern. Geht es Ihnen auch wirklich nicht schlechter?

CZIEGLER

Nein, ganz im Gegenteil. Ich lasse ihn grüssen.

IBI

Aber, Pista, vergiss nicht, ihm auch das andere Geschenk zu geben.

ISTVÁN

Ja, richtig, gut, dass du mich erinnerst. Er hat Ihnen noch etwas geschickt. (Zeigt einen blauen Gummibeutel.) Schen Sie hier! Eine Wärmflasche! Er sagte, er hat sie auch gebraucht. Man muss sie nur mit warmem Wasser füllen.

MÁRIA

Warmes Wasser haben wir. (Sie füllen den Beutel mit warmem Wasser, bringen ihn Cziegler, damit er ihn ausprobiert, der aber

schickt sie weg. Ibi und F. Tóth unterhalten sich unterdessen.)

F. TÓTH

Du duzt ihn?

IBI

Wir sind doch fast gleichaltrig.

F. TÓTH

Bestimmt hast du was mit ihm. Und warum hast du mich nicht besucht?

IBI

Die Ärzte haben mich so erschreckt… Dass ich dich nach der Operation auf keinen Fall besuchen soll. Ich habe telefonisch versucht, mich zu erkundigen, aber man hat mich in einer Weise abgefertigt, dass ich den Hörer aufgeknallt habe.

F. TÓTH

Das Kleid ist auch nicht ohne.

IBI

Was willst du? Wenn du sehen würdest, was die Frauen alles tragen, seit du hier liegst.

Darin kann ich mich im Geschäft besser bewe-gen. Du hast auch an allem etwas auszusetzen.

Ich hätte lieber nicht kommen sollen.

F. TÓTH

Sehr eilig hattest du es ja auch nicht.

IBI

Hast du mich nur hierhergeschleift, um mich herunterzuputzen? Ja, darin bist du ganz gross!

Deshalb hätte ich mich nicht so zu beeilen brauchen.

F. TÓTH

Du hast lackierte Fingernägel… Duzt dich…

IBI

Deshalb hast du mich kommen lassen? Von früh bis spät stehe ich im Geschäft, ich weiss nicht, was mit dir los ist, ein Tag nach dem andern vergeht, und ich wage nicht einmal,

mich zu erkundigen… du aber beleidigst bin. Na, da kannst du lange warten, bis du mich wieder siehst. Pista, du hast gesagt, du bringst mich rasch wieder mit dem Wagen zurück… Gute Besserung!

(Setzt sich in Bewegung.) ISTVÁN

Gehen wir? Na, dann wünsche ich allen baldige Genesung, auch im Namen von Herrn Dezsô. Nur Mut, es wird schon schief gehen!

(Gehen zur Tür.) CZIEGLER

Vielen Dank.

BADARI

Also das geht über meinen Verstand. Er lässt sie hierherkommen und zankt dann mit ihr herum.

CZIEGLER Er liebt sie.

F. TÓTH

Ist Ihnen aufgefallen, dass sie ihn bereits duzt?

Bestimmt haben die beiden was miteinander.

BADARI

Selbst wenn es so wäre! Sie hier in unserem Beiseim zu beleidigen!

F. TÓTH

Wieso? Haben Sie nicht bemerkt, wie sie aussieht?

MÁRIA

Tja, wer hier liegt, der muss darauf gefasst sein.

F. TÓTH

(Fällt ihr schreiend ins Wort.) Worauf? Wenn Sie mir das vielleicht sagen wollten?

BADARI

Er hat ihn doch selbst darum gebeten. Ich zum Beispiel… (Chefarzt tritt mit der „Wolke” ein.

Er selbst ist fein, ätherisch, gedankenverloren.

Man kann ihn nicht übersehen. Der Assistenz-arzt tanzt beflissen um ihn herum, lässt keinen Blick von seinem Chef, versucht aus

Interesse und Wissbegier seine Gedanken zu erraten. Klári, einen Notizblock in der Hand, begleitet ihn hingebungsvoll. Sie fegen regel-recht durch den Raum, tuscheln sich unter-dessen etwas zu, von Zeit zu Zeit hebt der Chefarzt den Kopf und sagt: „Was Sie nicht sagen”; sie tauschen rasch ihre Gedanken aus, merken gar nicht, dass sie in ein neues Krankenzimmer eingetreten sind.) ASSISTENZARZT

Stellen Sie sich vor… Ödematöse Symptome traten bei ihm auf…

CHEFARZT

Was Sie nicht sagen! Und selbst dann wurde er nicht ins Krankenhaus eingeliefert?

ASSISTENZARZT

Sie wissen ja, wie halsstarrig er war… Er wollte unbedingt bis zum letzten Augenblick zu Hause bleiben… Nicht einmal zur ambulanten Behandlung ist er gern hierhergekommen.

CHEFARZT

Aber ein solcher Exitus? So zugrunde gehen?

ASSISTENZARZT

Er war am Ende… Seine Tochter musste auch ins Krankenhaus, sie hatte einen Nervenzu-sammenbruch bekommen…

CHEFARZT

Was Sie nicht sagen! (Dreht sich den Patienten zu.) Meine Patienten! (Assistenzarzt will sie vorstellen.)

CHEFARZT

Nicht nötig! Ich weiss, wie sie liegen. Cziegler–

Badari–Bársony–F. Tóth, stimmts? Eine gute Mannschaft.

ASSISTENZARZT

Nicht ganz. Entschuldigung. Cziegler, das ist richtig, aber Badari haben wir umbetten müssen, weil…

BADARI

… weil er dann näher am Fenster liegt.

ASSISTENZARZT

(Lächelt gezwungen, gibt durch Zeichen zu verstehen, dass Cziegler Badari nicht ertragen konnte.) Ja, ein kleiner Austausch, kurzum…

CHEFARZT

Ein Nervenzusammenbruch, seine Tochter auch… Nicht zu fassen!

ASSISTENZARZT

Ich wollte es auch nicht glauben. Am Fenstergriff… Ich hatte gerade Dienst…

CHEFARZT

Was Sie nicht sagen! Am Fenstergriff. (Sieht flüchtig zum Fenster.) Aber von da aus reichen doch die Füsse gar nicht bis auf den Boden

Was Sie nicht sagen! Am Fenstergriff. (Sieht flüchtig zum Fenster.) Aber von da aus reichen doch die Füsse gar nicht bis auf den Boden

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