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DER ALTE

In document epleditio plurilingua (Pldal 138-200)

PERSONEN DER ALTE

MARTIN, sein Sohn

JUDITH, seine Schwiegertochter STOLZ, ein junger Mann WINTER, ein Nachbar ÁRVA

FRAU ÁRVA

SILVIA, beiden Tochter KATI

KELEMEN FRAU KELEMEN

Ort der Handlung: eine Grosstadt Zeit: Gegenwar

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Erster Akt

Der grosse Raum sieht wie eine Rumpelkammer aus.

In der linken Ecke steht ein grosser Kachelofen, der aber lediglich die Verkleidung eines Gasofens ist.

Davor ein hypermodernes Sofa mit bunten Kissen.

An der Wand ein alter grosser Spiegel mit mäch-tigem Rahmen. Darüber eine nackte Glühbirne, darunter ein kleiner Tisch mit Telefon und Telefon-buch. Neben dem Spiegel eine Tür, die zur Terrasse führt. An der gegenüberliegenden Wand ein grosses modernes Barometer. Daneben führt eine Tür zum Vorraum. Neben der Tür ein Gestell, vollgepackt mit Büchern, Putzkram, Toilette-Artikeln, Babywäsche.

Ein alter Schrank. Im Hintergrund führt eine primitive Holzstiege zu einer kleinen Galerie. Dort oben hat der Alte seine Dachkammer. Unter der Holzstiege eine altmodische, geschnitzte zweiteilige Kredenz mit Schubladen. Daneben eine Standuhr.

In der Mitte des Zimmers ein breiter Esszimmertisch, zwei ungeschlachte Ledersessel, in denen man versinkt, ein paar moderne Metallhocker mit bunten Kissen. Ein Babykorb steht auf dem Sofa.

DER ALTE

Ich möchte Sie nicht belästigen. Aber sehen Sie, ich bin ein alter Mann. Haben Sie ein paar Groschen für mich? Der Winter naht, und der Winter ist schrecklich, wie Sie wissen, mein Herr. Wohl dem, der jetzt ein Dach über dem Kopf hat!… (Mit anderer Stimme.) Liebe, gnädige Frau! Warum so eilig? Nur einen Augenblick! Helfen Sie mir mit einer Kleinig-keit. Gott wird es Ihnen in seiner grossen Güte lohnen. Ja, ja, das Alter, das Alter!

JUDITH

Nein, Papa, so geht das nicht! Das ist viel zu geschwollen. Kein Wunder, wenn du so nichts kriegst. Wir haben es dir doch schon

tausendmal erklärt: Natürlicher! Eleganter! Du bist doch nicht irgendein Drecksbettler!

DER ALTE

Nein … Was bin ich nicht? (Er hockt sich hin.) MARTIN

Nun sieh dir an, wir er da hockt! Wenn er das auf der Brücke macht, holt er sich den Pips.

JUDITH

Ich sehe schon, aus unserm Auto wird nie was.

Denk doch wenigstens an das Kind! Soviel Rücksicht kann man doch wohl noch verlangen.

DER ALTE

Betteln ist nicht leicht.

MARTIN

Ein Vergnügen soll es auch nicht sein!

(Wütend.) Entweder macht man es anständig oder überhaput nicht!

JUDITH

(Sanft, mit Geduld) Papa. Fangen wir noch einmal von vorne an. Also: das ist die Brücke, und du stehst auf der Brücke. Einfach nur so.

DER ALTE

Mach ich ja, siehst du doch.

JUDITH

Ist ja gut. Nun pass auf, jetzt kommt einer.

DER ALTE Wo?

MARTIN

Links! Links von der Bude.

DER ALTE Wer?

MARTIN

Ist doch gleichgültig, wer. Und, Papa, merk dir endlich: kein sentimentales Geschwätz!

DER ALTE

(Bettelt stumm, feixend. Dann bricht er wütend ab.) So rückt kein Mensch was raus.

Man muss dabei was sagen.

JUDITH

Gut, dann aber natürlicher.

MARTIN

Als ob du unter deinesgleichen bist. Vor allem, nimm mal den roten Schal ab, der macht dich zu jung. (Der Alte nimmt den Schal ab.) Schon besser. Noch eindrucksvoller finde ich, wenn du mit Kopf und Händen zitterst.

DER ALTE

(Wickelt sich den Schal wieder um den Hals.) Werd ich verrückt sein zu erfrieren!

MARTIN

Unsinn! So kalt ist es noch lange nicht.

DER ALTE

Was mach ich, wenn keiner kommt?

MARTIN

Sieh dir die Donau an, die vielen Schiffe.

DER ALTE

Was gibt es da schon viel zu sehen?!

JUDITH

Dann sieh dir die Stadt an. Die Häuser, die Kirchtürme, die vielen schönen Autos. Es gibt doch wohl genug zu sehen.

DER ALTE

Kenn ich alles. Stinklangweilig.

MARTIN

Papa, man muss für alles Opfer bringen. Du kannst dich nicht immer nur amüsieren, das Leben ist kein Zuckerschlecken.

JUDITH

Machen wir Schluss für heute. Papa, zieh den Lumpenkram aus!

DER ALTE

Ich denk nicht dran. Ich geh jetzt auf die Brücke und probier aus, was ihr mir gesagt habt.

JUDITH

Heute nicht mehr, morgen.

MARTIN

Morgen ist Sonntag, da ist es mir nicht recht.

Wenn du es unbedingt ausprobieren willst, dann geh in Gottesnamen heute.

DER ALTE

(Schaut von einem zum anderen.) Was ist nun? Soll ich gehen oder bleiben?

JUDITH Du bleibst.

DER ALTE

Wenn du meinst, ich hätte schon genug zusammengebettelt, bitte.

JUDITH

Für heute war genug. Haben wir erst einmal unser Auto, dann hörst du für ein paar Monate auf und erholst dich, un dann bringen wir dich immer mit dem Auto und holen dich auch wieder ab. (Zu Martin.) Und du lässt Papa heute in Ruhe! (Der Alte geht in sein Zimmer.) MARTIN

So schlecht war er noch nie.

JUDITH

Ganz furchtbar.

MARTIN

Hast du gemerkt, wie hundsmiserabel er ist?

JUDITH

So was wie ein Auto kriegt Papa nie zusammen, und wenn er sein ganzes Leben auf der Brücke steht.

MARTIN

Gestern hat er sogar seinen Fuss

nachgeschlappt, nur um nicht rauszumüssen.

JUDITH

Er hat ihn sich vielleicht verknackst.

MARTIN

Ach was, gar nichts hat er.

JUDITH

Ob wir ihn nicht doch besser zu seiner Schwester aufs Land schicken?

MARTIN

Er geht nicht.

JUDITH

Was soll das heissen, er geht nicht? Aber wir können inzwischen hier von die Hunde gehen!

Er fühlt sich sogar noch wohl in seiner Märtyr-errolle. Die ganze Nachbarschaft tratscht schon über uns, nur weil er die Strasse fegen muss.

MARTIN

Lass sie sich doch ihr Maul zerfetzen.

JUDITH

Der eigene Vater bei uns nur geduldet! Nicht einmal aus seinem Zimmer traut er sich raus!

MARTIN

Wer hat das gesagt?

JUDITH

Der Metzger.

MARTIN

Schweinerei! Muss ich mir die von einem Metzger bieten lassen? Wo ich nicht einmal wage, dem Alten was wegen seiner nächt-lichen Rennerei duch unser Zimmer zu sagen!

Oder wegen seinem widerlichen Zucker-schlecken! An das Fleisch, das er sich beiseite schafft und überall versteckt, darf ich gar nicht erst denken. Mit diesen Zuständen mach ich jetzt Schluss. Wir tauschen diese Wohnung gegen eine andere.

JUDITH

Höchste Zeit.

MARTIN

Ich will endlich meine eigenen vier Wände haben. Egal, was es kostet … Was schreibst du da?

JUDITH

Was er erledigen soll. Er vergisst ja alles. Er kann nicht einmal behalten, was ich ihm vor einer halben Stunde aufgetragen habe.

MARTIN

Er kann nicht? Er will nicht! Ihm ist doch alles völlig gleichgültig.

JUDITH

Ob er mit den Leuten auskommt, die nach uns hier einziehen?

MARTIN

Wohlfühlen wird er sich. Geniessen wird er es.

Es vergehen keine zwei Tage, dann räumt er auf und kocht für sie. Bei Tisch wird er grosse Töne spucken und herumtrompeten, was er für ein toller Kerl ist. Er wird in seinem Element sein.

JUDITH

Wenn du so davon überzeugt bist, dann verstehe ich nicht, warum du dir noch Sorge um ihn machst.

MARTIN

Um ihn mache ich mir keine Sorgen, mir ist nur schleierhaft, was die neuen Mieter zu ihm sagen.

JUDITH

Die freuen sich über eine so gute Hilfe.

MARTIN

Na, hoffentlich.

JUDITH

Wir müssen gehen, sonst kommen wir zu spät.

MARTIN

Einen Augenblick noch.

DER ALTE

(Ist inzwischen leise nach draussen gegangen, jetzt kommt er wieder ins Zimmer zurück, er reibt sich die Hände.) Ist das eine Kälte!

JUDITH Was ist?

DER ALTE

Nichts. Ich hab nur den Müll rausgebracht. Ihr wollt fort?

JUDITH Ja.

DER ALTE

(Zu Martin.) Du auch?

MARTIN Ja.

DER ALTE

Du hast doch gesagt, Judith soll allein gehen?

JUDITH

Ich habe beschlossen, dass wir gemeinsam gehen.

DER ALTE

Und was ist mit dem Kind?

JUDITH

Das bleibt bei dir.

DER ALTE

Dann muss ich also hierbleiben?

JUDITH

Nein, brauchst du nicht. Wir nehmen es mit.

Ich habe keine Lust, mir morgen anhören zu müssen, dass du nicht vor die Tür konntest. Ich weiss, der Junge ist dir lästig.

DER ALTE

Was sagst du da? (Beide streiten sich um den Babykorb.) Mir soll der Junge lästig sein? Wer kümmert sich denn den ganzen Tag um das arme Wurm? Ich doch wohl! (Er reisst Judith den Korb aus der Hand.) Das Kind bleibt hier!

Basta! Und du merk dir ein für allemal, das

Kind ist mir nie eine Last! (Er stellt den Korb aufs Sofa.)

JUDITH

Na schön. Martin, komm! Jetzt wird es aber wirklich allerhöchste Zeit. (Ab.)

MARTIN

(Kramt unschlüssig herum.) Papa, lass keinen rein. Egal, wer klingelt.

DER ALTE

Wen erwartest du denn?

MARTIN

Niemanden. Ich habe das nur für den Fall gesagt, dass einen kommen sollte.

DER ALTE Hierher?

MARTIN

Es kommt schon keiner. Aber wenn einer kommen sollte, dann machst du nicht auf. Auch nicht, wenn es an der Terrassentür klopf.

DER ALTE Wer klopft?

MARTIN

Herrgottnochmal, bist du schwer von Begriff! Ich habe doch gesagt, wenn! Und wenn, dann sagst du, ich bin nicht zu Hause. Ich bin erst morgen wieder zu sprechen. (Zu Judith, die wieder zur Tür hereinkommt.) Können wir?

DER ALTE

Judith, sag du mir, wer kommt.

JUDITH

Wer soll denn kommen?

DER ALTE

Martin hat gesagt, es käme einer.

JUDITH

(Zu Martin.) Wen erwartest du?

MARTIN Niemanden.

JUDITH

Aber Papa hat doch gesagt … DER ALTE

Weil Martin mir gerade in diesem Augenblick.

MARTIN

Gar nichts habe ich. Das ist doch nun wirklich die Höhe! (Sie schreien sich gegenseitig an.) DER ALTE

Du hast vorhin gesagt … JUDITH

Martin, wer kommt?

MARTIN

Merkst du denn nicht, dass er wieder dummes Zeug redet?

DER ALTE

Soll das heissen, ich spinne?

MARTIN

Das sowieso! (Zu Judith.) Beruhige dich, kein Mensch kommt hierher.

DER ALTE

Ruhe! Jetzt rede ich! Du hast eben zu mir gesagt, wenn es klopft, dann …

MARTIN

Es klopft aber nicht.

JUDITH

Warum sagst du denn sowas überhaupt?

DER ALTE

Frag ich mich auch. Also, jetzt möchte ich klipp und klar wissen, wen ich nicht reinlassen soll.

MARTIN

Hör endlich mit dem Blödsinn auf! (Er zieht Judith hinaus.)

DER ALTE

(Schreit hinter ihnen her.) Ihr wollt mich wohl vergackarschen! (Er humpelt stark, als er hinter ihnen zur Tür läuft.) Ich arbeite nur für euch, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht hinein! Und euch fällt nichts Besseres ein, als

mich zum Narren zu machen! (Er geht hinauf auf die Galerie, vor Zorn vergisst er zu hum-peln.

Er zieht hastig seine Lumpen aus und verstreut sie um sich herum. Er pfeift laut, fasst sich erschrocken an den Mund, geht auf

Zehenspitzen die Stiege hinunter zum Baby-korb, beugt sich darüber, lächelt, spitzt den Mund zum Kuss und tänzelt mit leichten Schritten zur Kredenz. Dort sucht und findet et in einen Schublade Zucker. Mit Genuss zerkaut er ein Stück, holt sich ein zweites heraus, knabbert daran, zerknackt es, nickt zufrieden, schnalzt. Er geht zur Lampe und studiert den Zettel, den ihm Judith geschrieben hat.) Neues Wasser in die Kanne, es auf kleinem Feuer warm machen. (Er zerknüllt den Zettel zu einer Kugel, die er wütend fort-wirft. Dann läuft er hinterher und stösst sie wie einen Fussball weiter. Er dribbelt um den Tisch und gibt der Kugel einen mächtigen Tritt.) Tooor! … Gut gemacht, Toni! (Er geht stolz zur Kredenz, stellt sich mit dem Rücken zur Schublade, langt mit unbeteiligtem Gesicht hinein, angelt ein Stück Zucker heraus und steckt es in den Mund. Er kriecht unter den Tisch und holt dort die Papierkugel hervor, streicht sie glatt und liest Judiths Anweisungen weiter.) Den Bürgersteig fegen! Den beiden Katzen die Milch geben! Nicht selber trinken!

Die Katzen sind schon ganz mager!!! Drei Ausrufungszeichen! (Er begleitet den Text mit Fratzen, bindet sich wütend einen Fetzen als Schürze um, nimmt den Besen und geht hinaus, kommt sofort wieder herein, stellt den Besen wütend in die Ecke, geht zur Kredenz.

Gerade als er sich ein Stück Zucker heraus-holen will, klopft es. Erschrocken zieht er die Hand zurück.) Also doch! (Er nimmt sich

schnell ein Stück Zucker und fängt an zu knabbern. Es klopft zum zweiten Mal.) Ich habe es doch gewusst. (Er knabbert ruhig weiter, dann ruft er.) Wer ist da?

STOLZ Ich bin es.

DER ALTE Wer ist ich?

STOLZ

Einer, der Sie sprechen möchte.

DER ALTE

Kommen Sie morgen wieder.

STOLZ Warum?

DER ALTE

Es ist niemand zu Hause.

STOLZ

Sie sind doch da.

STOLZ

Mein Sohn hat gesagt, es wäre niemand zu Hause.

STOLZ

Ich kenne Ihren Sohn nicht, ich will mit Ihnen sprechen.

DER ALTE

(Schüttelt den Kopf.) Aufdringlicher Kerl! (Er reisst die Schürze herunter, bemüht sich, die Unordnung verschwinden zu lassen.) STOLZ

Was ist? Machen Sie mir auf?

DER ALTE

Warum diese Hast? Ich komme ja schon. (Er zerrt seine Pantoffel aus dem Gestell, holt aus dem Schrank einen hellgrünen, seidenen Morgenmantel, geht zum Spiegel, gefällt sich.) Wenn Martin wüsste, dass ich seinen seidenen Morgenmantel anhabe.

STOLZ

Machen Sie doch endlich auf!

DER ALTE

(Nimmt sich noch ein Stück Zucker.) Ich bin ja schon da. (Er öffnet und lässt Stolz herein.) STOLZ

Guten Abend. (Er geht gleich durch bis in die Mitte des Zimmers.)

DER ALTE Guten Abend.

STOLZ

(Verbeugt sich.) Gestatten, Stolz.

DER ALTE Freut mich.

STOLZ

(Schaut sich um.) Das also wäre das Haus.

Einfamilienhaus?

DER ALTE

Ja. Aber was wollen Sie eigentlich? Ich verstehe Ihre Frage nicht.

STOLZ

Ich meine, das hier ist ein Einfamilienhaus und keine Wohnung.

DER ALTE

Natürlich ist das eine Wohnung, ich wohne doch darin.

STOLZ

Ich habe sagen wollen … DER ALTE

Dann tun Sie’s doch.

STOLZ

… dass es sich bei diesem Objekt um ein Einfamilienhaus handelt, und nicht um eine Mietwohnung.

DER ALTE Ganz recht.

STOLZ

(Deht prüfend im Zimmer umher. Er holt sich eine Zigarette aus der Tasche.) Sie gestatten?

DER ALTE

(Läuft zum Babykorb und trägt ihn behutsam die Steige hinauf.) Wenn Sie rauchen wollen, bringe ich das Kind zu mir rauf. Dort auf dem Tisch liegen Streichhölzer.

STOLZ

(Öffnet die Schachtel, Samenkörner fallen heraus.) Zum Teufel nochmal!

DER ALTE

Das sind Blumensamen. Im Frühjahr will ich neben dem Zaun Goldregen säen, der blüht so schön. (Stolz beginnt, die Samenkörner aufzulesen. Der Alte kommt zurück.) Sie kennen doch Goldregen?

STOLZ

(Reibt sich die Finger.) Das ist der einzige Goldregen, der mich interessiert. (Er bietet dem Alten eine Zigarette an.) Rauchen Sie?

DER ALTE

Nein danke. Ich esse Zucker. Ich hole mir noch schnell ein Stück. Sammeln Sie in der Zeit die restlichen Samenkörner auf. (Er geht zum Schrank und holt sich ein Stück Zucker heraus, das er mit strahlendem Gesicht verzehrt.) So, ich bin soweit.

STOLZ

Wollen wir uns nicht setzen? Es plaudert sich doch besser.

DER ALTE

Von mir aus. (Sie versinken bis zum Hals in den Sesseln.)

STOLZ

So, nun erzählen Sie mir mal, was es hier alles gibt.

DER ALTE

Schauen Sie sich doch um.

STOLZ

Ich meine die Aufteilung des Hauses.

DER ALTE

Junger Mann, können Sie nicht gleich sagen, was Sie meinen? Also: da wäre oben die Kam-mer, in der wohne ich. Dann hier das grosse Zimmer mit dem herrlichen Ofen. Den hab ich gebaut, im letzten Jahr, als das Kind kam. Ich hab lang dafür betteln … (hustet erschrocken)

… sparen müssen. Das Haus ist natürlich unterkellert. Die Küche ist draussen im Anbau, nur üben den Hof zu erreichen, leider. Das ist nicht schön, vor allem nicht im Winter. Aber man kann sich ja auch hier waschen.

STOLZ

Hier im Zimmer?

DER ALTE

(Springt auf.) Was ist denn dabei? Haben Sie vielleicht immer ein Badezimmer gehabt?

STOLZ

Beruhigen Sie sich doch. Ich habe doch nur gefragt.

DER ALTE

Aber wie! Ich bin nur ein einfacher Mann, aber ich kann sehr feinfühlend sein. Wissen Sie, ich war Schlosser, und was für einer, da können Sie sich überall erkundigen. Ich habe alle Schlösser in der Fabrik ausgebessert und ein Stück Geld auf andere geschichtet, und davon habe ich mir das Haus hier gebaut. Die Treppe da, das ist meine Idee. Und da wagen Sie mir zu sagen, wo man sich waschen muss?!

STOLZ

Habe ich ja gar nicht. Ich finde alles prima hier.

Man hat geradezu das Gefühl, man wäre in einer Hotelhalle.

DER ALTE

Gut, dass Sie nicht Puff gesagt haben. Ihre Sorte kenne ich, Typen, die sich von Untermiete zu Untermiete durchschnorren,

und abends im Auto wird gebumst. Auto! Muss ja unbedingt sein.

STOLZ

(Steht auf und umarmt den erzürnten Alten.) Sie haben ja so recht! Sie wissen ja gar nicht, wie recht Sie haben!

DER ALTE

Weiss ich. (Beide lachen und setzen sich wieder.)

STOLZ

Mein lieber alter Herr … ich darf Sie doch so nennen?

DER ALTE

(Mit einer eleganten Handbewegung.) Bitte.

STOLZ

Mein lieber alter Herr, wem gehört nun dieses Haus?

DER ALTE

Mir. Sie nehmen hoffentlich nicht an, ich hätte es nötig, bei Fremden zu leben?

STOLZ

Gehört es Ihnen oder Ihrem Sohn?

DER ALTE

Ja, haben Sie denn nicht verstanden? Es gehört mir. Mir ganz allein. Was wollen Sie eigentlich?

Sind Sie mit meinem Sohn verabredet?

STOLZ

Den kenne ich überhaupt nicht. Stimmt es, dass es abgerissen werden soll?

DER ALTE

Wird gesagt. Der Herr Winter, was mein Nach-bar ist, glaubt allerdings nicht daran. Er meint, (Er macht mit dem Daumen eine Bewegung nach oben.) die wagen das nicht.

STOLZ

Mich interessiert nicht, was Herr Winter meint.

Mich interessiert, ob ich mit Ihnen hier und jetzt ernsthaft verhandeln kann.

DER ALTE

Um was geht es denn?

STOLZ

Ich möchte das Haus kaufen. Was soll es kosten?

DER ALTE

(Wie aus der Pistole geschossen.) Tausendfünfhundert.

STOLZ

Was? Tausendfünfhundert?

DER ALTE

Als Anzahlung. Ich will in ein Altersheim. Ich hab gehört, das braucht man, um

hineinzukommen. Winter meint auch … STOLZ

Mich interessiert nicht, was Herr Winter meint.

Ich möchte von Ihnen die Gesamtsumme wissen. Ich zahle bar.

DER ALTE

Die Gesamtsumme weiss ich nicht. Aber die Tausendfünfhundert sind erst mal eine Anzahlung. Soweit sind wir uns ja schon einig, über den Rest reden wir später. (Er springt auf.) Oder denken Sie, ich wollte Sie über’s Ohr hauen? Ich bin kein Schuft! Ich nicht, verehrter Herr! Ich bin auch nicht so einer wie Sie, der nur im Auto bumst. Wissen Sie über-haupt, was ich in meinem Leben alles geleistet habe? Ich bin durch die Lande gezogen.

Schiffsingenieur hätte ich werden können, so tüchtig war ich. Aber ich war von der Arbeit immer dreckig, wie ein Kohlentrimmer. Der Geruch von Schweiss und Arbeit ist nie ganz von mir abgegangen. Niemals! (Er setzt sich, wird elegisch.) Ich hatte einmal ein Mädchen, das hatte ich sehr lieb. Das sagte immer zu mir (Er hebt die Stimme.) … das sagte immer zu

mir: Hau ab, du stinkst! (Er springt auf.) Badezimmer! Dass ich nicht kichere!

STOLZ

Was soll das Haus kosten?

DER ALTE

Warum diese Hast? Also, über die

Tausendfünfhundert sind wir uns einig? Nun, sagen wir fünfzig, nein, sechzig … Hast du etwas dagegen, wenn ich du zu dir sage?

STOLZ

Nein, ganz im Gegenteil, ich würde mich sehr darüber freuen. (Die Standuhr schlägt drei

Nein, ganz im Gegenteil, ich würde mich sehr darüber freuen. (Die Standuhr schlägt drei

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