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Konversation mit Bildhauer András Kontur

In document 9786155456091 ISBN 978-615-5456-09-1 (Pldal 76-144)

Wir stehen an einem seltsamen Ort in dem Garten eines Grabsteinmetzen neben dem Neuen Friedhof. Seit wann arbeitest du hier?

Das ist ein hervorragender Ort für einen Steinbildhauer, weil man hier sowohl im Winter, als auch im Sommer arbeiten kann. Es besteht hier die Möglichkeit, im Freien ziemlich viel Stein zu lagern, wie du sehen kannst, ist das Gebiet, das ich benutzen kann, voll von verschiedenen Grundstoffen, ich weiß von jedem, was ich daraus meißeln werde. Es gibt einen gedeckten Schuppen, wo ich auch im Regen arbeiten kann. Zum Gebäude gehört auch eine geschlossene Werkstatt, in der meine angefertigten Skulpturen gelagert und die feineren Arbeiten erledigt werden können. Diese Werkstatt wird gemietet, ich habe mehrere Künstlerkollegen bei mir aufgenommen, so fällt uns leichter, die Nebenkosten zu bezahlen.

Wir unterhalten uns neben riesigen behauenen Steinen, als wären sie Teile eines Denkmals...

Was du hier im offenen Schuppen sehen kannst, ist eine Restaurierung, an der ich zurzeit mit meinem Bildhauer-Restaurator Kollegen, Attila Fekete arbeite. Die-sen Votivaltar, der auf dem Florianplatz aufgestellt wird, hat ursprünglich die Zichy Familie vor ca. 300 Jahren zur Zeit der Pest stellen lassen. Der Stein, aus dem er gemeißelt wird, ist grober Kalkstein von sehr guter Qualität aus Fertőrákos oder Sóskút. Die halbe Stadt ist daraus gebaut worden, nicht nur Budapest, wie z.B.

die Skulpturen der Kettenbrücke, sondern auch Wien. Er wird nicht mehr so oft verwendet, weil das Bergwerk leider nicht mehr in Betrieb ist. Ich habe diesen Stein aus Abriss erworben. Bei dieser Rekonstruktion gehen wir wie folgt vor: zu-erst muss man die Form zeichnen, dann wird ein Modell aus Gips angefertigt und anschließend kann ich sie aufgrund des Modells aushauen. Man muss mit diesem Stein sehr vorsichtig umgehen, da es ziemlich schwierig ist Korrekturen vorzuneh-men.

Die andere Skulptur, die du dort sehen kannst, wird für einen öffentlichen Platz angefertigt. Die sozusagen weltberühmten Werken der Porzellankünstlerin Teréz

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Borza (Ferenczy N.-Preis) sind in großer Zahl nach Deutschland, Frankreich, Italien und auch nach Japan gelangt – die Skulptur da ist ihr Porzellan-Kunstwerk aus Stein. Da mir die not-figurativen Porzellanskulpturen der Künstlerin sehr gefallen haben, war es meine Idee, eines ihrer Werke aus Stein zu meißeln, und es an einem öffentlichen Platz aufzustellen.

Das Material (Carraramarmor), die Größe usw. habe ich selbst bestimmt. Die Idee, die Form sind die Arbeit der Künstlerin, aber die kleine Porzellanskulptur für den öffentlichen Platz zu ergrößern, sie in Stein umzukomponieren ist mein Werk. So bin ich zum Mitautor geworden, und wir betrachten diese Komposition als unser gemeinsames Werk. Es wird im zwölften Bezirk in Budapest als ein Geschenk von uns beiden aufgestellt.

Warst du schon oft sozusagen „Mitautor”?

Es ist schon ziemlich oft vorgekommen, dass ich bei den Freiplastiken meiner Künstlerkollegen Mitautor war. Zum Beispiel, als der mit dem Kossuth-Preis ausge-zeichnete Bildhauer Pál Kő beauftragt worden ist, das Grabmal des Kossuth-Preis-trägers und Dichters István Bella anzufertigen. Er hat es sich im Negativ vorgestellt, ich habe das ins Positiv umgesetzt. Zwar war es eine viel schwierigere, größere Arbeit, aber es ist wunderschön geworden. Ich könnte aber mehrere berühmte Meister erwähnen, deren Skulpturen sich in der Sammlung der Ungarischen Natio-nalgalerie befinden. Ich arbeite als Mitautor mit der Bildhauerin Magda Gádor auch an der Gedenktafel des Malers Tamás Lossonczy mit.

Diese Arbeiten erfordern sehr viel Zeit und Energie, sie lenken mich aber nicht von der Verwirklichung meiner Ziele ab. Sie sind für mich aufregend und interessant, und fördern mich beruflich. Ich lerne die Gedanken und die Ausdrucksweise der Künstler kennen, und ich kann auch mit meinen eigenen Mitteln zu ihrer Kunst beitragen.

Wie findest du Zeit nebenbei für deine eigenen Werke? Arbeitest du derzeit überhaupt auch an deinen eigenen Skulpturen?

Ich möchte dich hier in die beruflichen Geheimnisse eines meiner in Arbeit befind-lichen Werke einweihen. Ich habe eine Kristallstruktur auf eine Kalksteinscheibe gemeißelt. Das ist nämlich der Beginn einer Schneekristall-Serie. Der

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tall hat eine wunderschöne und unwiederholbare Form, zu deren Darstellung die spezielle Technik, die ich selbst entwickelt habe, ausgezeichnet verwendet werden kann. Was seine Symbolik betrifft, ist er ein uraltes ungarisches und Roma- Son-nen- und Feuer-Symbol. Da aber der Schneekristall ein gefrorener Wassertropfen ist, wird er auch zugleich zum Symbol des Wassers, und da die Kristalle sechs-eckig sind, erscheinen in ihnen auch die ineinander gedrehten gleichseitigen Drei-ecke des Davidsterns.

Ich decke die negativen Formen, das heißt die Konturen des Kristalls mit einer neutralisierenden Wachsmischung ab, und zerstöre die ausbleibenden Teile mit Salzsäure. Dadurch erhält das Werk diese überaus interessante Kristallwirkung.

Dieses Verfahren ist von mir erfunden worden, ich nenne es „gesteuerte Zerstö-rung“. Bei dieser Skulptur habe ich die Methode verwendet, dass ich, hart an den Grenzen des Materials, eine hauchdünne Tafel gemeißelt habe. Daraus hebt sich die Kristallstruktur hervor, die nach der gesteuerten Zerstörung eine frei schwe-bende Wirkung vermittelt. Dadurch schaffe ich eine kontrastreiche, weiße, ge-meißelte Oberfläche und auf den tiefsten Ebenen gelingt mir eine dunklere, durch Säure zerstörte, aber glänzende Oberfläche. Die Zerstörung durch Säure ist eine uralte Technologie, unter den ungarischen Künstlern kenne ich jedoch niemanden, der sie anwenden würde. Während meiner Reisen habe ich ihr aber vielerorts be-gegnet, zum Beispiel in Italien. Dort habe ich erfahren, wie sie beim Schleifen an denjenigen Stellen verwendet wird, wo der Zugang mit der menschlichen Hand und mit der Maschine schwierig ist.

Die Steine verraten deine Kunst. Doch wie bist du eigentlich Künstler geworden?

Zu Beginn war mein Vater gegen den künstlerischen Beruf, weil man damit sei-ner Meinung nach nicht seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Meine Mutter hat aber mein Interesse unterstützt, da sie selbst eine Künstlerin war, Sie ist als Opern-sängerin der Ungarischen Staatsoper nach 25 Jahren Arbeit in die Rente gegan-gen. Sie hat mich unterstützt das Gitarrenspielen zu erlernen und eine Musikband zu gründen, weil ich zuerst gedacht habe meinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen. Dann fühlte ich mich von der Malerei angezogen, ich habe sehr viel ge-zeichnet und gemalt. Ich habe mich autodidaktisch weitergebildet. Ich habe Glück

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gehabt, weil ich einen Freund auf dem Berg hatte, György Várkonyi, der in unserer Nähe wohnte und die Fachmittelschule für Bildende und Angewandte Kunst be-sucht hat. Er ist ein sehr begabter Graphiker, und hat sich viel mit mir beschäftigt, er hat mich gelehrt.

Nach dem Abitur wollte ich auch in der Fachmittelschule für Bildende und Ange-wandte Kunst eine Ausbildung zum Maler-Restaurator machen, aber jenes Jahr wurde keine solche Ausbildung mehr gestartet. Das war für mich ziemlich unange-nehm, da ich inzwischen schon 22 geworden bin. Ich war verbittert, und wieder war meine Mutter diejenige, die mir weitergeholfen hat. Sie hat mir einen Studienführer besorgt. Wir haben uns hingesetzt und nachgeschlagen, in welcher Schule in der Hauptstadt man bildende Kunst studieren kann. Schließlich haben wir gemeinsam die Schule gefunden, wo ich das studieren konnte, wozu ich Lust hatte, ohne ein Jahr aussetzen zu müssen.

Das war die Fachmittelschule für Bildende und Angewandte Kunst und Berufs-schule für Bau-Industrie in der Várnastraße. Ich konnte nur in die Klasse aufge-nommen werden, in der man eine Steinmetz- oder eine Baubildhauerausbildung belegen konnte. Der Gips hat mich nicht interessiert, ich habe sofort die Ausbil-dung zum Steinmetz gewählt. Es hat einen Ausstellungs-Raum gegeben, wo man die Werke sehen konnte, und ich habe meinem instinktiven Wunsch Steinmetz zu werden Folge geleistet.

Da ich schon Abitur hatte, konnte ich mich im ersten Jahr (1994-95) ausschließlich der Steinhauerei widmen. Fünf von fünf Tagen habe ich nur gemeißelt. In einem Jahr habe ich mehr Erfahrung gesammelt, als ein Berufsschüler in drei Jahren, weil die anderen inzwischen natürlich auch andere Fächer hatten. Ich bin dorthin gegangen um meißeln zu lernen, das war mein Ziel.

Zum Leben braucht man aber auch Glück. Nach meinem ersten Jahr ist in der Schule eine zweijährige Ausbildung zum Steinbildhauer gestartet worden. Ich habe mich beworben und bin sofort aufgenommen worden. Ich habe Zeichnen, Mo-dellieren, Volkskunst und Kunstgeschichte studiert. Während ich im ersten Jahr als Berufsschüler nur über die Steinarten, ihre Eigenschaften und die Arbeit mit dem Stein gelernt habe, hat mich in den nächsten zwei Jahren auch die Aneig-nung der künstlerischen Kenntnisse immer mehr angezogen. Zu dieser Zeit fing meine künstlerische Denk- und Sichtweise an sich auszuprägen. Zurückschauend

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Mehrfabiger Kalkstein aus Süttő gemeißelt und säurebehandelt Sammlung Krisztina M. Tóth

betrachte ich es als einen sehr großen Vorteil, mir den Steinmetzberuf auf hohem Niveau angeeignet zu haben.

Wer waren deine Meister zu dieser Zeit?

Einer meiner Meister, Sándor Nagy, genannt auch N. S. Meister, ist ein genialer Fachmann. An der Hochschule war er Schüler von der breiteren Öffentlichkeit leider nicht bekannten, sehr bescheidenen Bildhauer Pál Kő. Ich habe von ihm gelernt, Akte und Köpfe zu modellieren. Als Prüfungsaufgabe habe ich ein Port-rät angefertigt, das die Mutter des Meisters dargestellt hat. Ich habe es aus Gips gegossen und dann in der Werkstatt aus Tardos Kalkstein gemeißelt. Da habe ich gelernt, das Punktiergerät zu bedienen.

Mein anderer Meister war István Gazdig. Er hat mich auch in der Berufsschule gelehrt, daher kannte er bereits meine Fähigkeiten und technischen Kenntnisse.

Er gab mir deshalb während der Bildhauerausbildung komplexere Aufgaben, als meinen Mitschülern.

Wie hast du zu dieser Zeit gelebt?

Ich musste jedes Wochenende arbeiten, da mich meine Eltern finanziell gar nicht unterstützen konnten. Ich bin nach Sárbogárd gefahren, wo ich bei dem Stein-metzen Péter Huszár Arbeit gefunden habe. Zum Glück hat er auch eine bildhau-erische Ader gehabt. In seiner Steinmetz-Werkstatt habe ich zum Beispiel die Skulptur Seehund eines berühmten Bildhauers gemeißelt, aber ich habe auch an mehreren seiner Akten gearbeitet. Huszár hat schließlich in Pécs eine Ausbildung als Zeichenlehrer absolviert, und da er wirklich eine sehr geschickte Hand hatte, von ihm beeindruckt habe ich begonnen, mich mit der Bildhauerei noch mehr zu beschäftigen. Zu dieser Zeit bin ich viel gereist, und habe die Zeit und die Möglich-keit dafür genutzt die Biografien sehr vieler Künstler zu lesen. Da habe ich erkannt, wie viel man aus dem Leben anderer Künstler lernen kann. Damals habe ich schon überlegt, wie ich meine eigenen Werke verkaufen könnte.

Als ich mein erstes Werk angefertigt habe, wenn ich mich richtig erinnere, im Jahre 1995 haben wir es in den alten Wagen meines Bruders gesteckt und sind wir nach München gefahren. Heute würde ich dieses nicht mehr als Skulptur bezeichnen, es war ein künstlerisch bearbeitetes Säulenkapitell, Akanthusblätter haben zwei

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Männer und zwei Frauenköpfe verbunden. Ich war mir irgendwie sicher, dass ich es verkaufen kann, und habe mir dafür eine der elegantesten Galerien in der Stadt ausgesucht, die Galerie Rutzmoser in der Ludwigstraße. Wir haben den Leiter der Galerie gebeten, sich die Skulptur auf der Straße anzuschauen. Er war eine selt-same Figur mit riesigen, struppigen Haaren, er fuhr mit einem besonderen Fahr-rad. Wir haben den Kofferraum geöffnet, wie die Straßenverkäufer ihre Waren zur Schau zu stellen pflegen. Er hat sich die Skulptur angeschaut und gefragt, was sie koste. Ich habe mit gesenktem Blick, leise tausend Mark gesagt. Er hat sofort ge-antwortet: zehntausend? Ein bisschen zu viel, hat er gesagt und fünftausend Mark angeboten. Mit dieses Missverständnis habe ich großes Glück gehabt. Danach hat er ständig Kontakt zu mir gesucht, aber später habe ich eine völlig andere Richtung gewählt, meine Kunst hat sich geändert, so konnte ich seine Ansprüche nicht mehr befriedigen.

Wie klein ist die Welt, der Maler István Mácsai hat mir von Rutzmoser erzählt, dass er sich mit seinen Bildern beschäftigt hat, sie verkauft und ihn oft be-sucht hat. Einmal hat er ihn beauftragt, ein Ganzfigur-Porträt von ihm zu ma-len. Der Meister hat es getan und dem Bild den Titel Galerieinhaber gegeben.

Aus irgendeinem Grund hat Rutzmoser das Bild nicht bekommen. Gerade zu jener Zeit habe ich die Monographie über sein Lebenswerk verfasst, so habe ich mich damals öfter mit dem Meister getroffen. Wir haben uns sehr lange unterhalten, einmal hat er das Bild Galerieinhaber“ hervorgeholt, aber statt Rutzmoser war schon mein Gesicht auf dem Porträt dargestellt. Zur Schule zurückkehrend...

Nach Schulabschluss habe ich mich zweimal an der Hochschule für Bildende Kunst beworben. Ich bin nicht aufgenommen worden. Ich merkte, dass man nicht einmal meine eingereichte Mappe geöffnet hat. Ich war mir sicher, dass man mich hier nicht aufnehmen will.

Ich musste Arbeit suchen und bin in einer Steinmetzwerkstatt untergekommen, wo mir zugesagt worden ist, dass ich bildhauerische Arbeit leisten kann. Vor Ort hat man aber mir nur noch Steinmetzarbeitn gegeben, doch letztendlich war das auch nicht so schlimm. Wass ich an diesem Arbeitsplatz gelernt habe, Theken und Grabsteine zu meißeln und andere Facharbeiten zu verrichten, hilft mir jetzt sehr

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viel und es erleichtert meine schöpferische Tätigkeit. Hier musste man jedoch am Monatsende meinen Lohn immer mit etwas Nachdruck anfordern und dass hat mir nicht gefallen. Da mein Bruder zu dieser Zeit bereits in Deutschland arbeitete, habe ich mich auch auf den Weg gemacht mein Glück zu versuchen.

Meine besten Dokumentationsfotos gesammelt, habe ich mich dann beworben, und beim ersten Versuch von einer berühmten Steinmetzfirma aufgenommen worden. Meine neuen Kollegen haben schnell herausgefunden, dass sie mir alles überlassen können, ich hatte weder Lust, noch Geld die Zeit mit ihnen im Café zu verbringen, da ich nicht einmal ihre Unterhaltung richtig verstehen konnte. Sie wussten, wann unserer Chef anwesend ist, so haben sie mich ruhig arbeiten las-sen, mir alle hervorragenden Werkzeuge zur Verfügung gestellt und die Arbeitszeit gemäß der Norm auch für meine Arbeit für sich eingetragen. Zuerst hat mich das geärgert, dann habe ich aber erkannt, dass dieses schließlich doch zu meinem Vorteil war. Hätte ich über meine Leistung richtig Buch geführt, wären sie bald alle entlassen worden. So haben sie sich mit mir wenigstens schnell angefreundet.

Ich konnte jedoch nicht länger als drei Jahre in Deutschland bleiben. Damals gab es keine Möglichkeit offiziell länger in Deutschland als Gastarbeiter zu bleiben.

Deshalb kam die Ermunterung seitens meiner Freunde genau zeitlich richtig, die Aufnahmeprüfung an der Universität wieder zu versuchen. Ich habe die Aufnahme-prüfung geschafft, und zusammen mit meiner Kollegin Judit Rabóczky sind wir unter den ersten für das Fach Bildhauer an der Universität aufgenommen worden.

Was haben für dich die Universität, die Professoren, die Kommilitonen und die Mitschüler bedeutet? Hast du Freundschaften fürs Leben geschlossen?

Meine Studienjahre waren bestimmend in meinem Leben. Solange man noch kein Student ist und solange man keinen Zugang zu diesem besonderen Milieu hat, kann man sich gar nicht vorstellen, was Epreskert eine solche wunderbare Um-gebung. Insbesondere derjenige, der noch nie unter den belaubten Bäumen spa-zieren gegangen ist. Es ist wunderschön, nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter. Obwohl dieser Platz in der Mitte der Stadt liegt, scheint er vielmehr eine Insel zu sein. Er ist voll mit Maulbeerbäumen, woher auch sein Name stammt. Da-mals durfte man noch keinen Schnaps brennen, trotzdem haben wir die Maulbee-re gemeinsam eingesammelt, und in unseMaulbee-rem Atelier Schnaps gebrannt. Wir, die

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Bildhauer konnten nie ruhig bleiben, des Öfteren haben wir Schweine, manchmal auch Ziege oder Lamm geschlachtet.

Woher habt ihr die Tiere besorgt?

Wir haben es wirklich gut organisiert. Einige von uns kamen vom Lande, aus Trans-sylvanien, für sie war es kein Problem ab und zu mal ein Tier von daheim mitzubrin-gen. Mit dem Schlachten und der Zubereitung köstlicher Speisen kannten sie sich ausgezeichnet aus.

Epreskert verdanken wir dem Bildhauer, Alajos Stróbl, er hat es damals gekauft.

Wenn ich richtig liege, haben die Kunstmaler Bertalan Székely und Károly Lotz die Nemzeti Rajztanoda gegründet, später hat sich ihnen der Bildhauer Alajos Stróbl angeschlossen. Er hat zu jener Zeit dieses Anwesen gekauft und sich ein klei-nes Reich gebaut. Aus seinem Atelier entstand dieser Ausstellungsraum, der nach dem vor kurzem verstorbenen Meister Körösényi benannt wurde. In diesem Raum, der über sehr gute Proportionen verfügt, gibt es immer wieder Ausstellungen von Bildhauern. Als einer unserer Freunde eine Ausstellung hatte, um es zu feiern, ha-ben wir ein mit Schweineschlacht verbundene Aha-bendessen veranstaltet. Unsere Freunde von Intermedia haben auch gefilmt, sie haben die Ereignisse festgehalten.

Im Allgemeinen waren die Partys hinten, neben dem Bildhaueratelier. Gekommen waren die Meister, und die Mädchen, am Ende der Party sind auch die Maler er-schienen.

Übrigens habe ich Epreskert ein Jahr länger besucht, weil in meinem letzten Jahr mein Meister Ádám Farkas mich beauftragt hat, die vier monumentalen weiblichen Figuren am Haupteingang der Technischen Universität von Budapest fertig zu stel-len. Mein Kollege, Botond Polgár war für die Leitung der Modellierung verantwort-lich. Wir zwei haben diesen Auftrag bekommen. Es ist nicht allgemein bekannt, weil darüber leider keine Dokumentation gefertigt wurde. Der Professor hat uns heimlich aufgesucht und gebeten eine achtköpfige Gruppe zusammenzustellen, da es um einen so großen Projekt handelte, das pro Statue jeweils mindestens zwei Personen notwendig waren, ein Modelleur und ein professioneller Bildhauer.

Diejenigen, die wir in die Arbeit einbeziehen konnten, waren unsere Freunde und Kollegen aus dem engsten Kreis, deshalb haben wir uns entschieden, auf eine leitende Person zu verzichten. Allein die Tatsache, dass der Meister ausgerechnet

91 unsere Arbeitskapazität, sondern auch die Zuverlässigkeit musste in Betracht ge-zogen werden. Der Termin stand fest, und im Vergleich zu der Arbeitsmenge uns stand nur eine sehr kurze Zeit, weniger als ein Jahr, zur Verfügung.

Wir haben an monumentalen Werke gearbeitet, in ihrem Umfang waren sie so groß, wie eine ägyptische Statue, zusammen mit dem Postament waren sie 5 Meter hoch. In Paaren, mit unseren Kameraden haben wir die vier Statuen fertig gestellt, welche die vier damaligen Fakultäten der Technischen Universität symbolisierten.

Ursprünglich wurden sie zwischen 1906 und 1908 vom Bildhauer Károly Senyei gemeißelt. Uns standen nur zwei A/4 Fotos von schwacher Qualität zur Verfügung.

Die Statuen wurden während des zweiten Weltkrieges komplett zerstört. Hinter den Statuen standen die Schießstände der deutschen oder russischen Armee, diese riesigen Steinmassen dienten als Deckung, von Vorne hatten die Angreifer

Die Statuen wurden während des zweiten Weltkrieges komplett zerstört. Hinter den Statuen standen die Schießstände der deutschen oder russischen Armee, diese riesigen Steinmassen dienten als Deckung, von Vorne hatten die Angreifer

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