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Branchenübergreifende Exploration

4 Beschreibung der sozialempirischen Untersuchungen

4.1 Branchenübergreifende Exploration

Die explorative branchenübergreifende Forschung wird mit einer Befragung von fünfzehn Lean-Experten aus Industrie und Wissenschaft durchgeführt. 15 Experten werden als untere optimale Grenze von Spezialisteninterviews gesehen.243 Hierzu wurde in Vorbereitung eine Recherche aller verfügbaren Lean-Methoden durchgeführt. Die identifizierten Lean-Methoden wurden anschließend beschrieben und definiert. Diese Ausarbeitung wird so dann in den Interviewleitfaden implementiert, um den Lean-Managern Anhaltspunkte für eventuell nicht bekannte Methoden zu liefern.244 Aus dem Grund der bekannten Probleme in diversen Branchen wird die explorative Erhebung mit Spezialisten aus diesen Bereichen und zur Absicherung und Unterstützung auch aus

243 Vgl. Weidenmann (2015), S. 26 ff.

244 Siehe Kapitel 3.2 – Lean Methoden

anderen Bereichen durchgeführt, um Probleme im Anwendungsumfeld zu identifizieren und die Zusammenstellung des Expertenteams für die Leistungsfähigkeit der Forschung zu optimieren.245 Die explorative Umfrage erfolgt in drei Dimensionen. Für jede Methode muss die Entscheidung getroffen werden, ob die Anwendung im beruflichen Umfeld vorstellbar ist, ob die Methode schon angewendet wurde und in welchen weiteren Industriebranchen die Anwendung vorstellbar ist. Dabei werden nummerierte Skalen verwendet, die aber je Punkt verbalisiert beschrieben sind. Im Allgemeinen hat der Teilnehmer bzw. die Teilnehmerin eine bessere Beschreibung zur Verfügung hat und somit die Fragen nicht persönlich skaliert werden müssen.246 Nachteil besteht in der Ordinalität der Daten, da diese nicht einfach ausgewertet können.247 In diesem Fragebogen wird eine Bewertungsstufe von „1“ bis „10“ vorgesehen, was vorab je Stufe textual beschrieben wird. Mit dieser Fragenbogen-Darstellung sollen in Form einer Ordinalskala248 die Vor- und Nachteile der Fragebogentechnik für diese Erhebung optimiert genutzt werden. Der Grad der Anwendung ist mit einer Zahl von „1“ bis „10“

zu beantworten, wobei „1“ für eine 100%ige Möglichkeit der Anwendung/Erfahrung steht und die „10“ hingegen für gar keine Eignung. Dies beschreibt den quantitativen Teil der Exploration. Auch Bortz und Döring beschreiben für derartige Erhebungen die Ordinalskala als geeignete Skalenart.249

Die Umfrage erfolgte online und anonym unter dem Link:

http://semel01.uibk.ac.at/survey19/admin/admin.php?action=showprintablesurvey&si

245 Vgl. Salas et al. (2006), S. 439 ff.

246 Vgl. Porst (2011), S. 69 ff.

247 Vgl. Porst (2011), S. 69 ff.

248 Vgl. Bühner/Ziegler (2009)

249 Bortz/Döring (2007), S. 67 ff.

Abbildung 4.1.1 Explorative Forschungsmethode

Die dargestellte dreidimensionale Befragung ist für jede Methode für die Bereiche Produktion und Produktionsentwicklung durchzuführen. Aus der Vorgangsweise im Rahmen der Befragung ergeben sich mehre Richtungen von Antworten, die sich wie folgt zusammensetzen:

• Einschätzung der Anwendbarkeit der jeweiligen Methode in der Produktion/Prozessentwicklung von 0% bis 100%;

• eigene praktische Erfahrung mit der jeweiligen Methode in der Produktion/Prozessentwicklung von 0% bis 100%;

• Einschätzung der Anwendbarkeit der jeweiligen Methode in der Produktion/Prozessentwicklung der einzelnen Industriebranchen von 0% bis 100%;

Um eine qualitativ möglichst hochwertige Aussage treffen zu können, setzt sich die Gruppe der befragten Experten wie folgt zusammen250:

• Key Expert Lean Production eines führenden Unternehmens der Optoelektronik

• Fertigungsingenieur eines führenden Unternehmens der Optoelektronik

• Ausbildungsleiter Mikrotechnologie eines weltweit führenden Technologiekonzerns

• Betriebsleiter eines mittelständigen Elektronikunternehmens in der Oberpfalz

• Produktionstechnikerin eines weltweit führenden Automobillieferanten

250 Vgl. Wi et al. (2009), S. 9121 ff.

• Produktionsleiter eines deutschen Presswerkes

• Lean-Manager eines deutschen Presswerkes

• IT-Production Expert eines europäischen Pharmakonzerns

• Projektingenieur und Prüfungskommissionsmitglied Produktionstechnologie bei einem Bildungsträger in Bayern

• Studiengangleiter eines Master-Studiensgangs im Bereich Geschäftsprozess-management einer österreichischen Fachhochschule

• Professor für Operations Management an einer deutschen Fachhochschule

• Professor für industrielle Produktion an einer Staatlichen Studienakademie

• Professor für Internationales Management und Leiter eines Instituts für Management und Information an einer deutschen Fachhochschule

• Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre an einer Ungarischen Universität

• Senior Process Engineer eines führenden Unternehmens der Optoelektronik

Im Fragebogen werden 51 der gängigsten Lean-Methoden abgefragt. Die Methoden sind ausführlich recherchiert worden. Nach anfänglich 100 identifizierten Lean-Methoden sind nach Kürzung der Lean-Methoden mit gleichem Inhalt aber unterschiedlicher Namensgebung und Zusammenfassung von kombinierten Methoden 51 Methoden erhalten geblieben:

3M/3MU Hejunka PLS

4M-Checkliste Hoshin Kanri Poka Yoke

5S Ishikawa Pull-Prinzip

5W Jidoka/Automation/Bandstop Qualitätszirkel

7W-Fragen Just in Time Salami-Taktik

Alibi Kaizen (KVP) Segmentierung

Zu jeder Frage soll der/die Befragte entscheiden, ob er/sie eigene Erfahrungen mit der Methode hat und wie er/sie die Anwendbarkeit in den vereinfachten Branchen nach Tabelle 2.1 sieht.

Die Bewertung ist ganzzahlig von „1“ bis „10“ für die eigene Erfahrung und jede Branche durchzuführen. Die Stufen 1-3 sagen aus, dass die Methode anwendbar ist, 4-7 entspricht einer partiellen, also mit Problemen behafteten Anwendbarkeit der Methode.

8-10 sagt aus, dass die Methode nicht anzuwenden ist. Die Abstufungen innerhalb der Antwortgruppen sollen dem Teilnehmer die Möglichkeit geben, Abstufungen innerhalb der Gruppe zu schaffen. Die Stufen sollen folgende Beschreibung haben252:

1: Die Methode ist uneingeschränkt nutzbar, es gibt keinerlei Hindernisse in der Umsetzung

2: Die Methode ist uneingeschränkt nutzbar, es bedarf einer Einarbeitung in die Thematik.

251 Siehe Kapitel 3.2 – Lean Methoden

252 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2017)

3: Die Methode ist uneingeschränkt nutzbar, es bedarf einer weiterführenden Einarbeitung in die Thematik.

4: Die Methode ist partiell anwendbar, kleine Abwandlungen für die Anwendung müssen erfolgen.

5: Die Methode ist partiell anwendbar, Abwandlungen für die Anwendung müssen erfolgen.

6: Die Methode ist partiell anwendbar, größere Abwandlungen für die Anwendung müssen erfolgen.

7: Die Methode ist partiell anwendbar, große Abwandlungen für die Anwendung müssen erfolgen, der Einsatz zeigt meist keinen Erfolg.

8: Die Methode ist nicht anwendbar, obwohl die Struktur einer Anwendbarkeit entspricht.

9: Die Methode ist nicht anwendbar, die Struktur müsste erheblich verändert werden, um die Methode anwendbar zu machen.

10: Die Methode ist nicht anwendbar, es werden keine Möglichkeiten gesehen, diese Methode so abzuwandeln, dass sie anwendbar ist.

Die Umfrage ist unter den Anlagen aufgeführt und wird konsequent übersichtlich ausgewertet. Analysiert wird, ob es bei einzelnen Methoden signifikante Unterschiede gibt und wo sich der Median253 sowie der arithmetische Mittelwert254 befinden.

Gleichsam werden die Standardabweichung255 und die Anzahl der Teilnehmer und Experten auf diesem Gebiet notiert und verglichen, von welchem Bereich diese Bewertung kommt.

Die Auswertung erfolgt unter folgenden Bedingungen.

Eine Methode zählt in der Branche als sicher anwendbar, wenn die Addition des Mittelwertes mit der Standardabweichung kleiner 3,5 ist. Somit ist sichergestellt, dass die mittlere Schwankung innerhalb der als sicher anwendbaren Grenze gegeben ist.

Diese Bewertung wird für alle Teilnehmer der explorativen Analyse und für die Spezialisten der jeweiligen Branche ermittelt.

Wenn die Standardabweichung mit dem Mittelwert addiert größer der Anwendbarkeitsgrenze von 3,5 liegt, ist nicht mehr sichergestellt, dass die

253 Vgl. Radke (2006), S. 48

254 Vgl. Radke (2006), S. 51

255 Vgl. Holling/Gediga (2013)

Anwendbarkeit der Methode innerhalb der als sicher anwendbaren Grenze gegeben ist.

Die Methode wird dann als anwendbar bewertet. Diese Bewertung wird für alle Teilnehmer der explorativen Analyse und für die Spezialisten der jeweiligen Branche ermittelt.

Eine Methode zählt in der Branche als partiell anwendbar, wenn der Mittelwert der Messung größer 3,5, aber kleiner als 7,5 ist. Diese Bewertung wird für alle Teilnehmer der explorativen Analyse und für die Spezialisten der jeweiligen Branche ermittelt.

Eine Methode zählt als nicht anwendbar, wenn der Mittelwert größer oder gleich 7,5 ist.

Diese Bewertung wird für alle Teilnehmer der explorativen Analyse und für die Spezialisten der jeweiligen Branche ermittelt.

Die Auswertung der explorativen Analyse erfolgt mit einfachen statistischen Mitteln.

Da bei maximal 15 Teilnehmern und Branchen, die teilweise nur durch einen Teilnehmer repräsentiert werden, eine vollständige statistische Auswertung mit Verteilungsbetrachtungen sehr schwierig ist und fern einer statistischen Sicherheit in der Grundgesamtheit liegt. Da bei einer so geringen Teilnehmerzahl einer Exploration nur mit großer Unsicherheit eine Verteilung geprüft werden kann, erfolgt hier ein Vergleich zwischen Mittelwert, Standardabweichung und Median in Bezug auf die Antwort aller Experten und die Antwort der Experten innerhalb der Branche. Die Auswertung erfolgt mittels Microsoft Excel256 und Camline Cornerstone.257 Da eine Teilnehmeranzahl von 15 fernab einer Repräsentativität der Grundgesamtheit liegt, wird hier mit keinen typischen Verteilungsfunktionen gearbeitet, sondern lediglich eine einfache statistische Auswertung durchgeführt, um die Signifikanz der Antworten aller Spezialisten zu bewerten. Durch die Betrachtung der Standardabweichung in Bezug auf den Mittelwert wird gezeigt, auch bei einer kleinen Stichprobe von n maximal 15, wie groß die Streuung der Ergebnisse um den Mittelwert ist.258

Um diesen Effekt in der Erhebung auszuschließen, wird mit Mittelwert und Median gearbeitet. Nach der Erhebung der Daten wird für jede Fragengruppe der Mittelwert, Median und die Standardabweichung errechnet. Je nachdem ob der Mittelwert und Median sehr unterschiedlich sind, kann von einer größeren Streuung der Werte ausgegangen werden. Im Vergleich des arithmetischen Mittelwertes, dessen Ergebnis

256 Vgl. Microsoft Excel (2017)

257 Vgl. Cornerstone (2017)

258 Vgl. Bourier (2013)

alle Verteilungen der Ergebnisse einbezieht, im Vergleich mit dem Median, der mittig in der absoluten Zahlen der Werte liegt.259 Weichen beide Werte voneinander ab, zeigt dies an, dass keine beidseitige Gleichverteilung um den Mittelwert vorliegt. In gesamter Betrachtung der Subtraktion/Addition des Mittelwertes mit der Standardabweichung im Vergleich zum Median kann somit eine grundlegende Aussage zur Sicherheit des Ergebnisses und der Streuung der Antworten getroffen werden. Durch die weitere Betrachtung der Standardabweichung wird ein Eindruck über die Breite der Verteilung in Bezug auf die Position des Mittelwertes im Vergleich zur Verteilungsverschiebung in Betrachtung des Median erreicht.260 Die Entscheidung der Auswertung wird entsprechend der Beschreibung getroffen.

Aus dieser statistischen Aussage heraus werden die Methoden identifiziert, die im qualitativen Teil der Arbeit analysiert werden müssen. Aus dieser Darstellung heraus werden vom Dissertanten Hypothesen formuliert, die eine geeignete Grundlage für die Expertenauswertung bilden sollen. Diese Hypothesen bilden gezielt Bezüge zwischen den einzelnen Bereichen ab.

Für die gesamte Auswertung wird eine Tabelle mit den Spalten Methode, Branche, Mittelwert, Median, Standardabweichung, Mittelwert + Standardabweichung, Mittelwert – Abweichung und Quotient erstellt. Die Methoden die mit „pass“, einer grünen Markierung, bestätigt werden unterliegen vorerst keiner weiteren Untersuchung.

Methoden die mit „partial“, einer gelben Markierung“, gekennzeichnet sind, müssen im Expertenworkshop bearbeitet werden. Durch die Experten wird eine qualitative Aussage und eine Beantwortung aus der Erfahrung heraus erwartet. Somit liegt dem Artefakt auch ein Expertenbericht zu Grunde. Für jede einzelne Branche erfolgt die Auswertung des Mittelwertes in Spalte “2”, die Berechnung der Standardabweichung in Spalte “3”, die Addition des Mittelwertes mit der Standardabweichung in Spalte “4” und die Subtraktion in Spalte “5”. In der sechsten Spalte erfolgt die Berechnung des Median. In Spalte “7” ist die Anzahl der Antworten für diesen Bereich ermittelt und in Spalte “8”

wird definiert, wie viele Experten aus dieser Branche teilgenommen haben.

Zusätzlich wird ein Quotient berechnet, der definiert, wie der Anteil von Umfrageteilnehmern im Verhältnis zu den Teilnehmern aus der Branche ist. Diese Zahl bildet einen qualitativen Eindruck, wie die Repräsentanz dieser Branche ist. In Spalte

259 Vgl. Mader et al. (2013), S. 83

260 Bosch (2012), S. 99

neun erfolgt die Division der Anzahl der Antworten durch die Anzahl der Experten in diesem Bereich. Mit diesem Verhältnis soll eine gewisse Sicherheit der Aussage festgestellt werden. Ergeben sich Faktoren größer 100% haben diese Antwort mehr Teilnehmer als Spezialisten in diesem Bereich beantwortet. Liegt der Faktor größer 0 % aber kleiner oder gleich 100% haben weniger Teilnehmer diese Frage beantwortet als Spezialisten in diesem Bereich zur Verfügung stehen. Liegt der Wert bei exakt 0% hat kein Experte diese Branche bewertet.

Die Visualisierung der Auswertung der explorativen Erhebung erfolgt mit der Hilfe einer Tabelle und zwei Diagrammen je untersuchter Methode. In der Tabelle werden über die einzelnen Industriebranchen und die eigene Erfahrung der Mittelwert, die Standardabweichung, die Standardabweichung vom Mittelwert abgezogen, der Mittelwert plus die Standardabweichung, der Median, die Anzahl der Teilnehmer, die Branche, die Anzahl der Experten je Branche und der vorher beschriebene Faktor ermittelt. Die Bewertung erfolgt nach den Kriterien sicher anwendbar, anwendbar, partiell anwendbar oder nicht anwendbar. Das erste Diagramm dient der statistischen Darstellung der Methode. Mit der in der Mitte dargestellten gestrichenen Linie wird der Mittelwert der Methode visualisiert. Die breiten Balken beschreiben den Vertrauensbereich um den Mittelwert mit plus und minus einer Standardabweichung.

Die Randpunkte beschreiben die Extremwerte der Auswertung. Mit Hilfe dieses Diagramms soll die statistische Darstellung der Methoden erfolgen und eine übersichtliche Bewertung dargestellt werden. Im zweiten Diagramm sind der Mittelwert, der Median, der Mittelwert plus die Standardabweichung und der Mittelwert minus die Standardabweichung dargestellt. Dies soll helfen darzustellen, ob es bei der Methode um eine sehr große Streuung geht oder ob Mittelwert und Median weit auseinander oder eng beieinander liegen, dies soll Hinweise auf die Verteilung der Antworten geben und dem Leser zeigen, ob eine kontinuierliche bzw. statistische Schwankung über die geringe Anzahl der Teilnehmer an der Exploration vorliegt.