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PARTNER IM FORTSCHRITT DIE UNGARN IN DER KULTURGESCHICHTE

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PARTNER IM FORTSCHRITT

DIE UNGARN IN DER KULTURGESCHICHTE

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PARTNER IM FORTSCHRITT

DIE UNGARN IN DER KULTURGESCHICHTE

DER NATURWISSENSCHAFTEN UND TECHNIK

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Erschienen mit der Unterstützung des

Mi n is t e r iu m s f ü r In d u s t r i e, Ha n d e l u n d Fr e m d e n v e r k e h r

(5)

PARTNER IM FORTSCHRITT

DIE UNGARN IN DER KULTURGESCHICHTE DER NATURWISSENSCHAFTEN UND TECHNIK

Verfasser F

e r e n c

N

a g y

BETTER • OMI KK

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A u f d em Umschlag II. ist oben die gemeinsame Vorderseite der Nobel­

preis-Medaillen für Physik, Chemie, Biologie, Medizin und Literatur sowie die Rückseite des Nobelpreises für Biologie bzw. Medizin zu sehen.

A u f d em Umschlag II. ist die damals noch aus Silber gefertigte Sieger­

medaille abgebildet. Die Vorderseite zeigt den höchsten Gott der Griechen, auf der linken Seite die Siegesgöttin Nike mit einem hocherhobenen Ölzweig auf der Weltkugel stehend, die Rückseite das Parthenon, ein der Göttin Athena gew eihter dorischer Tempel auf der A thener Akropolis.

A u f dem Umschlag III. spricht Zoltän Bay 1946 über seine erfolgreichen Versuche zum Mondradar, dem Beginn der Radarastronom ie und der N achrichtenübertragung über Satellit.

A u f d em Umschlag III unten John von Neumann vor dem unter seiner Leitung erbauten Computer, auf dem Titelblatt seines Werkes.

© Ferenc Nagy, 1996 Erschienen un ter der Mitwirkung des

Na t i o n a l e n In f o r m a t i o n s z e n t r u m s u n d Bib l i o t h e k f ü r Te c h n i k(OMIKK) - Ungarn

und des Ve r l a g e s Be t t e r

un ter der Ägide des Ve r l a g e s Be t t e r

V erantwortlicher Herausgeber:

Leiter des Ve r l a g e s Be t t e r

V erantwortlicher Redakteur:

CSONGOR KlSS

Grafik und Bildmontage:

H -m o l l Gr a f ik a

ISBN 963 85433 3 7

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DER BEITRAG DER UNGARN ZUR UNIVERSALKULTUR

Die absolute G eometrie, das Torsionspendel, der Vergaser, der Transfor­

mator, die Glühlampe mit dem Wolframfaden oder der Kryptonfüllung, die radioaktive Spurenzeichnung, das Kernkraftwerk und die Kernfusion, der Kühlturm, die Elektrolok, das Fliegen mit Überschallgeschwindigkeit, die Radar-Astronomie, die lichtbezogene neue M eternorm, der Kugel­

schreiber, die Holographie, der Hör- und Fernsehfunk, der elektronische Rechner, die erste allgemeine Com putersprache: die BASIC, das bleifreie Benzin, das Vitamin-C oder die Spieltheorie für rationelle Entscheidungen und Verhaltensweise sind alle herausragende Schöpfungen der Universal­

kultur der Menschheit. Bei der Entdeckung oder Entwicklung von diesem ist der Beitrag derer entscheidend, die in Ungarn geboren w urden, die die Grundlagen ihres Wissens und ihrer Humanität in einer ungarischen Schule erw arben oder derer, die von Ungarn aufgenommen oder denen von Ungarn die Möglichkeit zur schöpferischen Tätigkeit gegeben wurde.

1996 gedenken w ir des 1100jährigen Jahrestages jenes Ereignisses, in dem das Ungarntum als Teil der Völkerwanderung, aus dem Osten kommend sich das Karpathenbecken zur Heimat gewählt und diese Gegend im Herzen Europas zum endgültigen Zuhause ausgebaut hatte. Zur Erinnerung an das Niederlassen unserer Vorfahren im Karpatenbecken vor 1100 Jahren hat die Regierung der Republik Ungarn das Jahr 1996 auch offiziell zum Jahr des Millezentenariums erklärt.

Die Landnahme und das Fortbestehen der Ungarn in dieser Region ist ein beispielloser historischer Akt. Alle Steppennomaden, einschließlich Hunnen und Awaren, die nach dem 4. Jahrhundert fast über ein Jahrtausend lang abwechselnd hierdurch nach dem Westen geströmt waren, sind aus dem Karpatenbecken verschwunden, in dieser Region ist das Ungarntum unter den aus dem fernen Osten zugewanderten Völkern das einzige, das mit der Aufrechterhaltung seiner politischen und kulturellen Identität Fuß faßte und durch die Bewahrung und Förderung seiner Originalität und seiner spezifischen Werte Mitgestalter der europäischen Geschichte geworden ist.

Im Kampf um das Bestehen und um die Entwicklung über Jahrhunderte w ar die Kultur das entscheidende Motiv, deren Anfänge in der von den N aturverhältnissen und gesellschaftlichen Bedingungen des K arpaten­

beckens bestim m ten Arbeits- und politischen Kultur liegen.

Im K arpatenbecken berühren sich drei große ökologische Regionen:

die mediterrane, die atlantische und die kontinentale. Zur Zeit der Völker-

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Wanderung erforderte diese Tatsache beim W irtschaften eine mehrfache Bereitschaft zur Anpassung und Kreativität, denen die Ungarn erfolgreich entsprechen konnten.

Die vielfältige A rbeitskultur w urde ergänzt mit d er Bereitschaft zur Eingliederung, mit der Fähigkeit zur Aufnahme und zur Organisation.

Die Landnahme erfolgte indes nicht in Form einer Besetzung der hier Vorgefundenen Völker, so n d ern durch Vermischung. Das Zusam m en­

leben der Völker bedeutete die Aneignung der gegenseitig vorteilhaften Toleranz in gesellschaftlichem Ausmaß, deren Ergebnis die Entstehung eines neuen europäischen Staates war. Dieser bereicherte dann durch seine B eschaffenheit die dam alige europäische G esellschaft und die zivilisierte Welt und fungierte als deren Bollwerk.

Das Gesetz der Toleranz, die Ethik des Zusam menlebens ist bereits aus dem Gebot König Stephans (975-1038), des ersten gekrönten Herrschers der Ungarn an seinen Nachfolger herauszulesen:

„Die Gäste und die Zuw anderer bringen so viel Nutzen, daß sie mit Recht an sechster Stelle der königlichen W ürde stehen sollten”; „...da die Gäste aus verschiedenen G egenden und Regionen zu uns kommen, bringen sie and ere Sprachen, andere Bräuche, andere Vorbilder und Waffen mit. Dies alles verziert das Land, erhöht den Glanz des Hofes und läßt die Ausländer vor Anmaßung zurückschrecken. Denn ein Land mit nur einer Sprache und einem Brauch ist schwach und hinfällig...”

Das vielsprachige und vielseitige Ungarn gliederte sich auch kulturell in den europäischen Kreislauf ein, und mit hervorragenden Schöpfern die Universalkultur bereicherte.

Wenn jemand jenseits der Grenzen Ungarns reist und seine ungarische Aussprache erkannt wird, dann fragen ihn viele: wie ist es möglich, daß ein so kleines Land wie Ungarn der Welt so viele Wissenschaftler gegeben hat - erinnert sich Georg von Bekesy in seinen Autobiographie-Aufzeich­

nungen, und er gibt auch sofort einen Schlüssel zur Antwort: „Als ich in der Schweiz lebte, w ar dort alles ruhig, sicher und still. Am Leben zu bleiben, b ed eutete kein Problem. In Ungarn ist die Welt ganz anders, das Leben w ar ein fortw ährender Kampf um beinahe alles, der Kampf aber b e d e u te te kein V erderben. M anchmal hab en w ir verloren, ein anderesmal haben w ir gew onnen, aber w ir blieben im mer am Leben. Es bedeutete nicht das Ende, wenigstens in meinem Fall nicht. Der Mensch braucht solche K raftproben und das w ar in der ganzen Geschichte von Ungarn so...”

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SCHÖPFUNGEN VON WELTRANG - SCHÖPFER UNGARISCHER HERKUNFT

Um zu zeigen, w elch e H öhe U ngarn bis zu unserem Jah rh u n d ert erreicht hat, zitieren w ir die Worte von Norman Macrea, dem einstigen C hefredakteur von -The Econom ist, dem F orscher des japanischen W unders aus seiner 1992 veröffentlichten Neumann-Biographie, die die ungarische H auptstadt zu Anfang des 20. Jahrhunderts beschreiben: „Am Anfang des Jah rhu n d erts w ar Budapest die M etropole in Europa, die sich am schnellsten entwickelte. Diese Stadt gab der Welt ein Heer von W issenschaftlern, Künstlern und künftigen Millionären, dessen gleiches nur die italienischen Stadtstaaten der Renaissance produzierten.”

Den Fortschritt des ersten Jahrtausends nach der Landnahme macht die Tatsache deutlich, daß die Gäste der Hauptstadt zum Milleniumsdenkmal mit der ersten U-Bahn des europäischen Kontinents reisen konnten.

Wird die Straße unserer G eschichte in einem symbolischen Zug oder Auto befahren, erle b t m an in den letzten zw ei Jah rh u n d erte n viele Stationen von Persönlichkeiten, die die Kultur bereichert haben.

Im Bereich der Wissenschaften schlug Sändor Körösi Csoma (Alexander Csoma de Körös) (1784-1842) eine Brücke zwischen Ost und West. Er su ch te die U rheim at d er U ngarn un d w u rd e zum B ahnbrecher d er tibetistianischen Forschungen. Sein H auptw erk, ein W örterbuch und eine Grammatik erschienen 1834 in Calcutta. Hundert Jahre später, 1933, w urde er in Tokio feierlich zum Bodhisattva geweiht, er kann als der Mensch geehrt w erden, d er Herz und Geist von Ost und West verband.

Im großen historischen Bilderbuch der Erfinder und ihrer Erfindungen steht auch Ä n yo s Jed lik (1800-1895), Pionier der Experimentalphysik und der Elektrotechnik, als Entdecker der Theorie der Selbsterregung, K onstrukteur des Dynamos, des elektrom agnetischen „Urmotors”;

Jä n o s (Johann) Irin yi (1817-1895), Erfinder des Sicherheitszünders, des geräuschlosen Streichholzes;

Ignäc (Ig naz) Sem m elw eis (1818-1865), Gynäkologe, der „Retter der M ütter”, der entdeckt hat, daß das K indbettfieber Folge einer Infektion ist, dem durch Händewaschen in einer Chlorlösung bei geburtshilflichen U ntersuchungen vorzubeugen ist.

A n d rä s (A ndreas) M echw art (1834-1907), dessen Erfindung ein in den Mühlen verw endeter, mit kerngegossenen, geriffelten Stahlwalzen versehener Walzenstuhl war, d er in d er Branche für Fortschritt sorgte;

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Tivadar (Theodor) Puskäs (1844-1893) entw arf 1879 in Paris die erste europäische Telefonzentrale und schuf 1893 in Budapest das Telefongraph, einen Vorläufer des Hörfunks;

K ä ro ly (K arl) Z ip e rn o w sk y (1853-1942) und M iksa (M ax) D eri (1854-1938) ließen 1882 die selbsterregende W echselstrom m aschine eintragen und beide entwickelten 1884 den aus zwei Anlagen bestehenden Einankerumformer, aus dem nach der Einbeziehung von Otto Titus Bläthy (1860-1939) die gemeinsame Erfindung, der Wechselstromtransformator entwickelt wurde;

D o n ä t B ä n k i (1859-1922) und Jä n o s (Johann) Csonka (1852-1939) erarbeiteten gemeinsam den Bänki-Csonka-Motor und als dessen Bestand­

teil den Vergaser, w eiters erfand Bänki die Wasserturbine für die Nutzung der Energie von Flüssen mit kleinem und m ittlerem Höhenabfall; der Name von K ä lm ä n K andö (1869-1931) ist mit der Elektrolok und dem Phasenum form er verbunden.

Lipot (Leopold) Fejer (1880-1959) ist der Große der Mathematik, der Schule machte, seine Erkennung von größter Wirkung war die nach ihm benannte Fejer-These, die die Addierbarkeit der Fourier-Reihen beinhaltet;

J ö z s e f (Joseph) G alam b (1881-1955) entw arf das erste Volksauto der Welt, das berühm te T-Modell;

Z oltän M agyary (1888-1945) w ar Begründer der ungarischen Wissen­

schaftspolitik und neben K uno Klebelsberg (1875-1932) derjenige, der in dem nach dem Ersten Weltkrieg territorial verkleinerten Land das w issenschaftliche Leben, die H ochschulen und ihre internationalen Beziehungen aufs neue organisierte, und gleichzeitig w ar er eine heraus­

ragende Persönlichkeit der Verwaltungswissenschaften;

Im re (E m m erich ) B ro d y (1891-1944) erfand die G lühlam pen mit Kryptonfüllung;

Denes (D ennis) M ihäly's (1894-1953) Erfindung w ar das „Telehor”, ein G erät mit Selenzellen und Saitenoszillographen, das 1929 zur Verwendung kam: die Rundfunkstation in Berlin-Witzleben sendete als allererstes eine F ernsehübertragung in bew eglichen Bildern mit dem von Mihäly erfundenen und w eiterentw ickelten Gerät;

Ferenc (Franz) O kolicsänyi (1894-1954) baute für Fernsehzwecke die Spiegelschraube; K ä lm ä n Tihanyi (1897-1949) erfand die Bildröhre, in deren englischer und französischer Patentschrift er die Ladungsspeiche­

rung und bei der Röhre zum Bildempfang die Anwendung der Ergänzungs­

röhre zum Bildabtasten beschreibt, was die grundlegende Forderung des m odernen Ikonoskops ist;

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Läszlö J ö z s e f (Ladislao Jose) B irö (1899-1985) kann die Welt den Kugelschreiber verdanken, dessen englische Bezeichnung biro p en an seinen Erfinder erinnert;

Peter Käroly (Peter C.) G oldm arks (1906-1977) Erfindung aus dem Jahre 1940 ist das erste brauchbare Farbfernsehsystem mit einer Zeilen­

auflösung von 343, womit die CBS noch in gleichem Jahr mit den Versuchs­

sendungen begann, ferner die 1948 patentierte Mikrorillenschallplatte;

Läszlö (Ladislaus) Heller s (1907-1980) Kühlturm, das „Heller-System”

brachte den Kraftwerken Luftkühlung ohne Wasserverbrauch; zu diesem System entw ickelte Läszlö (Ladislaus) Forgö (1907-1985) den klein­

gerippten W ärm eaustauscher aus Aluminium, der die Wärmeübertragung zwischen W armwasser und Kühlluft billig und bei relativ geringen A bm essungen erm öglicht, nach ih nen w ird das System auch Heller- Forgö-System genannt;

Jä n o s György (John G.) K em eny (1926-1994) hat mit seinem amerika­

nischen M athem atikerkollegen Thomas E. Kurtz die BASIC-Computer- sprache sowie das DartmoutherTime-Sharing System entwickelt, das die gleichzeitige Verwendung von Rechenanlagen ermöglicht.

Die Liste jener Ungarn, die die W issenschaften und den technischen Fortschritt gefördert haben, könnte noch lange fortgeführt werden. Zwei Persönlichkeiten und zwei Kreise der Erfinder verdienen aber auch noch unter den G roßen unsere besondere Aufmerksamkeit.

Jänos (Johann von) Bolyai (1802-1860) Mathematiker, Philosoph, der größte ungarische Wissenschaftler. Sein erster M athematiklehrer w ar sein Vater, Farkas (W oljgang von) B olyai (1775-1856), den w ährend seiner Studien in Göttingen der „Fürst der Mathematiker”, Gauss, seinen Freund nannte und der den Sohn in die seit über zwei Jahrtausenden ungelöste Problematik der Parallelen einführte. An ihn schrieb Jänos Bolyai aus Temesvär (Temeschburg) die Nachricht von der Lösung: „Aus dem Nichts habe ich eine neue Welt geschaffen.”

Sein die G eom etrie revolutionierendes Werk erschien 1831 im Druck.

Den Inhalt des Werkes zeigt sein Titel: „Die absolut w ahre Wissenschaft vom Raum. In einer Behandlung unabhängig von der Richtigkeit oder U nrichtigkeit des XI. Axioms von Euklid (a p riori nie bew eisbar): im Falle seiner U nrichtigkeit mit d er geom etrischen Q uadratierung des Kreises.”

Die von Bolyai - und von Lobatschewskij - entdeckte Geometrie stellt eine sogar größere W ende als die von Kopernikus dar, sie ist eine ganz

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besondere Revolution der Denkweise - stellt E.T. Bell in seinem großen Werk über die Geschichte der Mathematik fest: „man m uß ganz bis zu K opernikus zurückgehen, um in d er B edeutung etw as Ä hnliches zu finden, ja selbst das w ürde nicht ausreichen...”

Bolyai's m athem atisches Werk beschränkte sich nicht auf seine geo­

m etrischen U ntersuchungen, ebensow enig w ar seine wissenschaftliche Arbeit auf die Mathematik beschränkt. Er erkannte den engen Zusammen­

hang zw ischen der geom etrischen Raum struktur und dem Gravitations­

feld.

Auf dem Mond wurde ein Krater nach ihm benannt. Und neben diesem - ein schönes Symbol - liegt ein anderer, der Eötvös heißt.

Die berühm teste Erfindung von Loräncl (Roland) Eötvös (1848-1919) war das 1891 von ihm entwickelte Torsionspendel (Eötvös-Torsionspendel) zur Messung von sehr kleinen räumlichen Schwereveränderungen (Schwere­

gradienten). In seinen U ntersuchungen bewies er, daß die Gravitations­

kraft nur von der Masse der Objekte abhängt, von ihrem Stoffe aber nicht;

das heißt, die Gravitation und die träge Masse sind gleich bzw. stehen in Verhältnis zueinander. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist auch seine O rganisationstätigkeit für die W issenschaften und die Bildung bedeutend. Die Gesellschaft für Mathematik und Physik, der er Vorstand, w urde 1891 auf seine Initiative gegründet.

Loränd (Roland) Eötvös hat Bolyai's Beispiel folgend etwas geschaffen, was W eltruf hat. Zu solchen Leistungen in dieser Höhe hatte er durch Wettbewerbe in d er Mittelschule und durch die Förderung der Schulen und des w issen schaftlich en Lebens eine Reihe von jungen Leuten angespornt, von denen später nicht wenige den Nobelpreis erhielten.

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NOBELPREISTRÄGER UNGARISCHER HERKUNFT

Der Nobelpreis ist in den Wissenschaften die bekannteste Anerkennung herausragender Leistungen. Der Stifter des Preises, Alfred Nobel w urde 1833 in Stockholm geboren und ist vor rund 100 Jahren 1896 in San Remo gestorben. Das Zentenarium bietet einen Anlaß, über die Liste jener zu schweifen, die vom Anfang des Jahrhunderts an ausgezeichnet worden sind.

D arunter ist der Kreis von Personen bem erkenswert, die (auch) m ehr oder w eniger ungarischer Herkunft angesehen w erden können. Um die G renzenlosigkeit d er W issenschaft zu zeigen, haben sie in m ehreren Staaten gew irkt, so daß gleichzeitig m ehrere N ationen stolz auf ihre Leistungen sind. Von Robert Bäräny beispielsweise sind Briefmarken in Ö sterreich, Schweden und Ungarn herausgegeben w orden, doch man ist auf ihn auch in Israel mit Recht stolz. Der Geist des Nobelpreises regt zum Brückenschlag über Mauern an.

Fülöp (Philipp E. A .) L enärd (1862-1947) w ar d er erste in Ungarn geborene Wissenschaftler, der mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Seine Karriere begann neben Loränd Eötvös in Budapest, später lebte er bis zu seinem Tode in Deutschland. 1905 erhielt er für seine Kathoden­

strahluntersuchungen den Nobelpreis für Physik. Sein Forschungsgebiet w aren vor allem die Phosphoreszenz und die Kathodenstrahlen. Er stellte auch das erste einfache K ernm odell des Atoms auf. Die U ngarische Akademie der Wissenschaften wählte ihn 1897 zum korrespondierenden und 1907 zum Ehrenmitglied.

R obert (R obert) B ä rä n y (1876-1936) w urde 1914 für seine Arbeit

„Physiologie und Pathologie des Bogengang-Apparates” mit dem Nobel­

preis für Physiologie o d e r M edizin ausgezeichnet. In Bäräny's Fach­

bereich, in der O hrenheilkunde erhielt beinahe ein halbes Jahrhundert später György (G eorg von) Bekesy den Nobelpreis. Er sprach bei der Übernahme über die historische Kontinuität der ungarischen Verbindung:

„Wie Sie vielleicht wissen, w ar der erste Nobelpreisträger der Otologie Robert Bäräny, ebenfalls ein Ungar. Ich glaube nicht, das es reiner Zufall ist. Die O tologie hat in Ungarn ein sehr hohes Niveau und wird mit regem Interesse gepflegt.” Als gem einsam en Vorläufer nannte Bekesy Endre (Andreas) Högyes.

R ichärd (R ichard) Z sig m o n d y (1865-1929) erhielt den N obelpreis für Chemie im Jahre 1925 für die Erklärung der heterogenen Natur der

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Vorderseite der Nobelpreis-Goldmedaillen Rückseite der Medaille fü r Physik und Chemie

Rückseite der Medaille fü r Biologie und Medizin

Rückseite des Nobelpreises fü r Literatur

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Vorderseite der Nobelfriedenspreis-Medaille Rückseite der Nobelfriedenspreis-Medaille

Vorderseite der Nobelpreis-Medaille Rückseite der Nobelpreis-Medaille

fü r Wirtschaft fü r Wirtschaft

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Kolloidlösungen und für die Methoden, die er bei seinen Experim enten an w endete, und die in der m odernen Kolloidchemie grundlegende Be­

deutung haben. Zsigmondy ist in Wien geboren, doch sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits stammte er aus namhaften ungarischen Familien.

A lbert von Szent-Györgyi (1893-1986) w urde 1937 mit dem Nobel­

preis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet. Er erhielt den Preis für seine Entdeckungen im Bereich d er biologischen V erbrennungs­

prozesse, insbesondere was das Vitamin C und die Fumarsäure-Katalyse betrifft. Er hat mit seinen M itarbeitern auch in d er M uskelforschung bahnbrechende Entdeckungen gemacht.

György (George de) Hevesy (1885-1966) erhielt den Nobelpreis von 1943 im Jahre 1944 für die A nwendung der Isotopen als Indikatoren in der Forschung der chem ischen Prozesse. Er hat das chem ische Element Nr.72,das Hafnium entdeckt.

György (Georg von) Bekesy (1899-1972) ist Preisträger für Physiologie oder Medizin aus dem Jahre 1961 für seine Erforschungen des Mechanis­

mus der Reizverteilung in der Schnecke des Innenohrs. Bekesy hat vor allem die mechanisch-physischen Prozesse im inneren O hr beobachtet und beschrieben. Über den Hörvorgang hat er eine neue Theorie auf- gestellt sowie als erster einen Apparat angefertigt, der ähnlich wie das Innenohr funktionierte.

Jeno (Eugene P.) Wigner (1902-1995) erhielt 1963 für die Entwicklung der Theorie der A tom kerne und d er Elem entarteilchen, insbesondere für die E ntdeckung u n d A nw endung der grundlegenden Symmetrie­

prinzipien den Nobelpreis für Physik, geteilt mit Maria Goeppert-Mayer und Hans David Jensen. W igner spielte in der friedlichen und sicheren Nutzung der K ernenergie eine hervorragende Rolle. In seiner Person ist der erste Reaktoringenieur der Geschichte zu ehren.

Denes (D ennis) G abor (1900-1979) ist einer der Begründer der Infor­

m ationstheorie. Seine Studie unter dem Titel „Theory of Communication”

ist 1946 erschienen. Er erkannte das Prinzip der Holographie 1947. Für die Entdeckung der holographischen Methode und für seinen Beitrag zur W eiterentw icklung dieser M ethode erhielt er den N obelpreis für Physik im Jahre 1971. Nach der Entdeckung des Laserprinzips eröffneten sich vor dem holographischen Verfahren neue, vielseitige Möglichkeiten.

Das Ergebnis: das dreidimensionale Bild.

John C. Polänyi (1929-) erhielt den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1986, mit Dudley R. Herschbach und Yuan Tseh Lee für die Erforschungen

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der Reaktionsdynamik bei Elementarreaktionen. Polänyi ist in Berlin als Sohn des w eltberühm ten Chemikers und Philosophen Mihäly (Michael) Polänyi in ein er intellektuellen Familie geboren, die im ungarischen kulturellen Leben eine wichtige Rolle spielte.

Elie Wiesel (1928-) wurde 1986 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeich­

net, er w ar „einer der bedeutendsten intellektuellen Leiter zu der Zeit, als Gewalt, Unterdrückung und Rassismus die Welt prägten.” 1989 erschien in Tel Aviv ein Buch über diejenigen, die sowohl in Ungarn als auch in Israel als Bereicherer der Kultur gelten. Auf d er Titelseite ist auch das Bildnis von Elie Wiesel zu sehen, d er für die Ausgabe das Vorwort in Ungarisch schrieb.

György (George A.) Oläh (1927-) Im Bereich der m odernen organischen Chemie ist der Sturz des Dogmas von der Vierwertigkeit der Kohle seinen Arbeiten zu verdanken. Damit eröffneten sich neue Wege zur Herstellung d er Kohlenwasserstoffe. Hierbei ist das bleifreie Benzin besonders zu beachten. Er erhielt den Nobelpreis für Chemie des Jahres 1994 für seinen Beitrag zur Karbonkation-Chemie.

Jän os (John C.) H arsänyi (1920-) hat den Nobelpreis des Jahres 1994, geteilt m it Jo h n Nash und Reinhard Selten, für die bah n b rech en d en Arbeiten üb er die Gleichgewichtanalyse in der Theorie der non-koopera- tiven Spiele erhalten. Harsänyi hat nachgewiesen, w ie man bei mangel­

haften Inform ationen gesellschaftliche Spiele analysieren kann. Damit hat er eine Disziplin, die W irtschaftslehre der Information begründet, die sich sehr rasch entwickelt. Sie beachtet solche Strategien, bei denen die einzelnen Teilnehm er die Absichten des anderen nicht kennen.

Die determ inierende Rolle der ungarischen Schulen im Erringen dieser Leistungen w ird von dieser Reihe der Nobelpreisträger, mithin bis zu den jüngst ausgezeichneten behauptet. Jenö (Eugene) Wigner hat bei der Annahme des Preises mit folgenden Worten des Budapester evangelischen H auptgym nasium s, der „fasori” (Schule in d er Allee) gedacht: „Meine Geschichte begann in Ungarn in der Mittelschule, wo mir mein Mathematik­

lehrer, Läszlö (Ladislaus) Rätz Bücher zum Lesen gab und in mir Anlagen für die Schönheit seiner Disziplin entwickelte.”

Der Erfinder d er Holographie, Denes (Dennis) Gabor antw ortete auf die Frage, w elche Erinnerungen er an seine Lehrer und seine Schule habe:

„An die Mittelschule habe ich die aller schönsten. Damals w ar Ungarn ein sehr armes Land, doch außerordentlich reich an talentierten Köpfen.

U nter den Lehrern in der M ittelschule hatte ich zum indest drei vom

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ACTA

UTTERARUM AC SCIENTIARUM REG. UNIYERSITATI8 HUN6. FRANClSCO-IOSEPHINAE Sectio MEDICCRUM RMiguni: j. BALÖ, D. MISKOICZY it Sl RUSZNVAx Tom. X Fuc 1.

(ACTA MKI). SZfcÜEU)

STUDIES ON BIOLOGICAL OXIDATION AND SOME OF ITS CATALYSTS

<C* DICARBOXYUC AC1DS, VITAMIN C AND P ETC)

BY

A L B E R T v. S Z E N T -G Y Ö R G Y I, M. D.. Pta. D. (Cantab.) PDOTBSSOR OP MCDICAL AND OHOANIC CHEMISTKY,

uwvEnmr or szeqed

EOOENBEROERSCHE BUCHHANDLUNG JOHANN AMBROSIUS BARTH

KARL RfiNYI VERLAGSBUCHHANDLUNG

BUDAPEST LEIPZIG

Titelblatt des mit dem Nobelpreis ausgezeich­

neten Werkes von A. v. Szent-Györgyi, das seine Forschungsergebnisse zusammenfaßt

Anwendung radioaktiver Isotope

(j. als Indikatoren

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Das hörphysiologische Modell von Bekesy

W IGNER JENO

Csoportelmeleti mödszer a kvantum - mechanikäban

A K A D E M I A I KI AOO BU D AP E ST

Wigners klassisches Werk

,

das er in

Budapest geschrieben, aber erst in

Berlin veröffentlicht hat u

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Bekesy-Gedenktafel am Tor des PKI Telecommunications Development Institute

,

wo er seine m it dem Nobelpreis ausgezeichneten Forschungen durchgeführt hatte

Das berühmte lutheranische Hauptgymnasium ( “Fasori”) in Budapest, das von Wigner, Johann von Neumann und William Fellner besucht wurde

1 1 A 1 I I

I H M !

(22)

Nobelpreisträger ungarischer Herkunft a u f dem Titelblatt eines in Tel Aviv

herausgegebenen Buches

©

a P e lic a n B ook 4t-

Inventing the Future

„Ich lebe fü r zw ei Dinge: ich bin Physiker und Erfinder,... aber auch

sozialer Schriftsteller”

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John C. Polanyi in Budapest, der Geburtsstadt seiner Eltern, m it Ärpäd Göncz, dem Präsident der Ungarischen Republik

< 7

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Nobelpreisträger der Spieltheorie bei den Stockholmer Feierlichkeiten:

John C. Harsanyi, John F. Nash und Reinhard Selten

J O H N C. H A R S A N Y I

» w w n m ä jb —m»ur., 4C*4*~m. lrrtt+7

E S S A Y S O N E T H I C S , S O C I A L B E H A V I O R , A N D S C I E N T I F I C E X P L A N A T I O N

D. R E ID E L P U B L IS H IN G C O M P A N Y n0*D*fCMT-ll0H.AM0f«O*T0N-U.!.A.

C • 'r^A S i-4

“Aufrichtigkeit ist auch aus wirtschaftlichem Aspekt das beste"

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A u f der Nobelpreisträger-Ausstellung im Sitz des Verbandes Ungarischer Wissenschaft­

lichervereinigungen (von links nach rechts): Ferenc (Franz) Nagy, Istvän (Stephan) Bihari, György (George A.) Oläh,fänos (John C.) Harsänyi, Miklös (Nikolaus) Havass

Besuch der Nobelpreisträger im Nationalen Informationszentrum und Bibliothek f ü r Technik ( von links): György (George A.) Oläh, Äkos Herman

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Rang eines Universitätsprofessors...” Gabor w u ß te die W erte der Alma m ater zu schätzen und fragte in einem Brief aus dem Jahr I960 besorgt:

„Besteht denn diese w underbare ungarische Mittelschule noch, die in der Welt ihresgleichen suchte?”

Auf die Frage, w elche Rolle die gute Mittelschule beim wissenschaft­

lichen Erfolg spiele, h at Jänos Harsänyi g ean tw ortet: „Eine absolut wichtige Rolle. Dies besagt auch meine Erfahrung, denn die Universität fand ich nicht m ehr so ausgezeichnet. Schon deshalb bin ich meinem Gymnasium dankbar. M ehrere Lehrer m einer Schule w ären im Ausland Professoren an Hochschule gewesen, nur hatten w ir in Ungarn zu wenig Stellen an den Universitäten. Ich fand viel Vergnügen daran, daß w ir mit unseren ausgezeichneten Schulkameraden von der Philosophie bis zur Politik oder Soziologie über alles ernsthaft diskutieren konnten.”

György (George) Oläh m eint ebenfalls, daß das, was er im Gymnasium erhielt, auch nach internationalem Maß die beste Grundlage war, und er sieht die Zukunft des ungarischen Schulsystems optim istisch: „Acht Jahre ging ich in Budapest zu den Piaristen, und das w ar eine sehr gute, harte Bildung. Es ist ohne Zweifel, daß das Gymnasium eine ausgezeich­

nete Grundlage gab. Ich bin überzeugter Verfechter der Wichtigkeit der guten Grundausbildung... die Voraussetzung der wissenschaftlichen Tätig­

keit ist die gute Grundausbildung. In dieser Hinsicht w ar das ungarische Schulsystem ausgezeichnet, und ich hoffe, daß es auch bestehen bleibt...”

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PIONIERE DES ATOMZEITALTERS,

DES ZEITALTERS DER WELTRAUMFORSCHUNG UND DER INFORMATIK

Der Nobelpreis ist die spektakuläre Form der Anerkennung einer wissen­

schaftlichen Leistung. Es gibt auch viele ungarische Wissenschaftler, die zwar den Nobelpreis nicht erhielten, doch zu den größten gehören, die je gelebt haben.

Der U nternehm ergigant W estinghouse publizierte für das Jahr 1996 einen G elehrtenkalender. Man konnte von den W issenschaftlern aller Disziplinen, Nationen und der ganzen Vergangenheit für die zwölf Monate des Jahres zw ölf Personen w ählen. Von den zwölf gilt aber der als be­

sonders hervorragend, der das Jahr eröffnet und der das Jahr schließt.

Nun wird das Jahr von John von Neumann eröffnet und von Zoltan Bay abgeschlossen, darüber hinaus ist im Monat Juni das Porträt von T heodor Kärmän zu sehen. Diese amerikanische Ausgabe teilt bei allen drei mit, daß sie Amerika und der Welt von Ungarn gegeben worden sind.

Aus diesem Land sind Theodor von Kärmän, Leo Szilärd, Edward Teller und zahlreiche Pioniere des Zeitalters des Atoms, der Raumforschung und der Informatik in die Neue Welt gekommen. Es ist schon verständ­

lich, daß diese Tatsache dem forschenden Geist aufgefallen ist, und nach dem G rund gesucht wurde.

Der N obelpreisträger Leon Ledermann hat scherzhaft geschrieben, er habe das G eheim nis d er Ungarn mit Hilfe von Sherlock Holmes und dem M itarbeiter des M eisterdetektivs Dr. Watson geklärt. Neuman und die anderen seien Lebewesen aus dem Weltraum, die ihren ersten Stütz­

punkt in Budapest ausgebaut hätten, um von dort aus als ungarische Emigranten getarnt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf den besten Universitäten und Forschungsinstituten der Welt einzusickern.

Wir sollten diese „M arsbew ohner”, die m it ihrem Lebensw erk die Kulturgeschichte der M enschheit entscheidend beeinflußt haben, näher kennenlernen. Ihr Geheimnis haben sie selbst gelüftet. Sie sind nicht aus dem All gekommen, ihre Laufbahn w urde von der ungarischen Schule, die Anfänge von Bolyai's und Eötvös' Geist bestimmt.

Tödor (T heodor vo n ) K ä rm ä n (1881-1963) ist d er Entwickler der m odernen Aerodynamik, der Flugzeuge mit Überschallgeschwindigkeit und der Raketen. Er hatte m aßgebenden Anteil daran, daß w ährend des

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Albert Einstein, Leo Szilärd und der 1939 an den amerikanischen Präsidenten F.D.Roosevelt gerichtete berühmte Brief, der das Atomzeitalter einläutete.

Eugene Wigner m it seinem ungarischen Freund und Mitstreiter Edward Teller

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DIH O R IIN n iJ ü lK U N I1HR UAT1 IltM A T IR C IiR N w i s s i :n s( 'H A in p.N i n K i N z i i n M u t s n t u n N n n N

B A N T J X X X V III

M A T H E M A T IS C H E G R U N D L A G E N D E R Q U A N T E N M E C H A N I K

VON

JO H A N N v. N E U M A N N

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Von Neumanns erstes Buch über die mathematischen Grundlagen

der Quantenmechanik

Neumanns Werke von der Quantenmechanik über Spieltheorie

bis zu r Automatentheorie

Präsident Eisenhower zeichnet seinen höchstrangigen wissenschaftlichen Berater aus

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Zweiten Weltkrieges im Luftraum die Überlegenheit der Alliierten erreicht w urde, die nötig war, um den Krieg gew innen zu können. Dieser ging aber noch nicht einmal zu Ende, als sich Kärmän bereits mit den Fragen der Zeit nach dem Sieg auseinandersetzte. Er stellte ein Expertenteam auf und dessen Arbeit zusammenfassend schrieb er 1945 unter dem Titel Toward New Horizons ein Essay ü ber die künftigen Entwicklungen in der Flugtechnik. Zur Zeit der Industrierevolution schuf die Eisenbahn Verbindungen zw ischen Gem einden und Ländern, jetzt hat sich durch das Fliegen dasselbe zwischen K ontinenten vollzogen. Kern der Kärmän- schen G edanken ist die ständige Innovation. Billiger, sicherer, weiter, schneller, höher. Hinaus ins All bis zu den Sternen. Sic itur ad astra! Er hat den am erikanischen Preis: „National Medal of Science” in dessen G eschichte als erster erhalten. Auf der unsichtbaren Seite des Mondes und auf dem Mars w urden je ein Krater nach ihm benannt.

Leo Szilärd (1898-1964) hat in seinem Habilitationsaufsatz unter dem Titel „E ntropiem inderung in th erm odynam ischen Systemen durch Einwirkung intelligenter W esen” (1926) den Zusam menhang zwischen der Rolle der Intelligenz bei d er Inform ationsproduktion und des II.

Hauptsatzes der W ärm elehre geklärt, was Ausgangspunkt der Informatik u n d d e r G ehirnforschung ist. Er h at die M öglichkeit d er nuklearen K ettenreaktion entdeckt und die N eutronenverm ehrung im Falle von U ranspaltung nachgew iesen. Enrico Fermi und er hab en den ersten K ernreaktor entw orfen und umgesetzt. Auch auf d er Patentschrift des Atomreaktors stehen die Namen beider. „Ich glaube daran, daß ein einziger M ensch fähig ist, den Gang d er G eschichte zu ändern. Dieses Buch em pfehle ich dem A ndenken eines solchen, d er sich nie eine Macht gew ünscht, und diese auch nicht erreicht hat, der aber das Atomzeitalter eingeleitet hat.” - schrieb Teller in seinem Buch zum Andenken an Leo Szilärd (Besser der Schild als das Schwert).

Ede (Edward) Teller (1908- ) ist ebenfalls Hauptakteur beim „zweiten Feuermachen” bei der Befreiung der Kernenergie. Er studierte unter den ersten die thermonuklearen Reaktionen und nahm eine Schlüsselposition bei d er Vorbereitung der am erikanischen W asserstoffbombe ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg w urde in den USA der Ausschuß für Reaktoren­

sicherheit gegründet, dessen erster Vorsitzender Teller w urde. Er hat für die Verbesserving der Sicherheit in den am erikanischen Atomreaktoren den Fermipreis erhalten. M ehrere wichtige Entdeckungen in der Physik und in der Chemie tragen seinen Namen (in der BET-Formel steht das T für ihn; Jahn-Teller Effekt).

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Z oltan Bay (1900-1992) ist Begründer der Radarastronomie. Er hat eine neue M eternorm erarbeitet, die auf seine Empfehlung von der Inter­

nationalen Konferenz für Gewicht- und Längennormierung angenommen wurde. Laut dieser heißt 1 Meter: d er Abstand, den das Licht im Vakkum- raum in ein er 299 792 458stel Sekunde zurücklegt. Er ist d er erste Europäer, der vor fünfzig Jahren von Budapest aus Radarsignale zum Mond sendete.

Diejenigen, die als erste ins All hinaustraten, taten das symbolisch mit Hilfe von Signalen. Die ersten Schritte w urden unabhängig voneinander von DeWitt und G. Valley in Amerika sowie von Zoltan Bay und seinen Kollegen parallel gemacht. Er und seine M itarbeiter haben mit einem O rtungsgerät, das im F orschungslaboratorium der Tungsram-Werke entstand, am 6. Februar 1946 in A nw endung der M ethode der Signal- periodisation und Signalintegration vom Mond Radarsignal empfangen.

Der erfolgreiche Mond-Radarversuch hat nicht nur die Raumforschung und -fahrt eingeleitet. Was heute von erstrangiger Bedeutung ist, ist nicht die künftig m ögliche Raumfahrt zw ischen den Planeten, sondern der Informationsaustausch hier auf der Erde zwischen Mensch und Mensch, d er D urchbruch zur globalen N achrichtenübertragung p e r Satelliten­

technik, zur Revolution der Telekommunikation über das All.

Jä n o s (John von) N e u m a n n (1903-1957) machte sich durch seine hervorragende Tätigkeit in vielen B ereichen d er M athematik von der Axiomatik d er allgem einen M engenlehre bis zur Bew eistheorie einen Namen. Sein klassisches Werk ist die m athem atische G rundlegung der Q uantenm echanik. Er w ar m aßgeblich am am erikanischen A tom ­ program m beteiligt und ist B egründer d er 1994 mit dem N obelpreis ausgezeichneten Spieltheorie, die d er ökonom ischen und politischen D enkweise neue Grundlagen verschafft.

Er w urde jedoch weltweit durch seine Rolle in der Informatik durch die Tatsache, daß er für den „Vater” der C om puter gehalten wird, noch m ehr bekannt. Neumanns berühmte Schrift über die Experimente mit programm­

gesteuerten elektronischen Rechenanlagen First draft on the rep ort of EDVAC entstand vor m ehr als einem halben Jahrhundert, am 30. Juni 1945.

Bis zu seinem Tode beschäftigten ihn die Fragen der neuen Symbiose von Technologie und Biologie. Dies ist auch der Gegenstand seines postum unter dem Titel The Com puter and the Brain erschienenen Werkes.

Neumann hat in einer Initiative vom 8. Novem ber 1945, die den Titel M em orandum on th e Program o f th e High-Speed C om p uter trägt,

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Theodor von Kärmän, Vater der Aerodynamik, Bahnbrecher des supersonischen Fliegens, der Begründer des Internationalen Astronautischen Instituts

Kärmän erhielt von Präsident Kennedy als erster die höchste Auszeichnung fü r wissenschaftliche Tätigkeit in den USA überreicht

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Arbeitsgemeinschaft des Industriellen Forschungslaboratoriums der Tungsram-Werke (In der ersten Reihe von links: der 2. E. Brödy, der 6. L.Aschner,

neben ihm I. Pfeifer, Z. Bay und P. Selenyi)

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Zoltän Bay empfängt in der Washingtoner Botschaft den "Bannerorden m it Rubinen"

vom Präsidenten der Ungarischen Republik Ärpäd Göncz

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bereits ein Programm umrissen, das w eit über den Bau eines Com puters hinausweist: „parallel zum Entwerfen und Bau der Anlage sind w eitere Experim ente durchzuführen. Der Löwenanteil d er Arbeit ist dann zu verrichten, w enn die Maschine fertig und brauchbar ist. Dann soll die Maschine selbst als Versuchsmittel verw endet w erden.”

Als das Programm erfolgreich zu Ende ging und der nach dem Neumann- Prinzip konstruierte Rechner fertig war, begann sich N eumann mit dem

„Löw enanteil” d er Arbeit zu beschäftigen. Er setzte die Analyse d er inform ationstechnischen und überhaupt der technischen Entwicklung, beziehungsw eise die W irkung, die diese Entwicklung auf die Gesell­

schaft ausübt, in den M ittelpunkt der w eiteren Untersuchungen.

„Die Erdkugel selbst befindet sich in einer schnell w achsenden Krise" - gibt Neumann den Ton im Jahre 1955 in einer strategischen Studie unter dem Titel Kann die Technik überlebt werden? an. Er weist darauf hin, daß diese Krise, die die ganze M enschheit betrifft „nicht aus zufälligen Ereignissen oder menschlichem Fehler stammt. Sie w urzelt im Verhältnis der Technik zur Geographie einerseits und zur politischen Organisation andererseits.”

Je n e Technik, die jetzt im Entstehen begriffen ist und in den kommenden Jah rzeh n ten v o rh e rrsch en w ird, steh t in vollem G egensatz zu den derzeit b esteh e n d en geographischen und politischen Einheiten und Konzeptionen. Dies ist die heranw achsende Krise der Technik.”

„Deshalb w ird es notw endig sein, daß sich neue politische Formen und Verfahren entwickeln. Alle Erfahrungen zeigen, daß die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse selbst von kleineren technischen Änderungen als die sich jetzt herausbildenden tief betroffen und um­

gestaltet w erden.” „Gegen die Entwicklung gibt es keine H eilm ethode” - stellt Neumann fest und zieht die Konsequenz: „Es hätte keinen Sinn, ein Rezept zu w ünschen, das im voraus zusammengestellt w urde. Nur die dazu notwendigen menschlichen Eigenschaften können bestimmt werden:

Toleranz, Flexibilität, Intelligenz.”

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INTELLEKTUELLES INTERNET IN WISSENSCHAFTLER-BRIEFEN

„Maros Väsärhely den 20KnJuni 1931.

Hochgeschätzter G auss!

Verzeihe, dass ich'D ich in Deiner Riesenbahn stöhre: halte eine kleine Pause, und schenk eine Minute der Freundschaft! - Empfange vergan­

gener Sonner W ieder Schein - und lass uns aus den R u in en des Alters noch einmahl verjüngt bevor unserer Abreise, eine Rechte über die paar Länder reichen! Seelen binden die Fesseln der Zeit und des Raumes nicht - Alle Grössen der Erde (nie kleiner zwar, als sie selbst, und rela tiv immer gross) vor höheren Wesen lächerlich klein, verschwinden im Reiche der Liebe; und nur aus dieser einzigen Quelle der Seeligkeit entspringende Ströhmungen fliessen schimmernd im Strahle der ewigen Sonne, durch unverwelkt blühende Fluren des w iedererfundenen Paradieses

Mit diesen Worten beginnt Wolfgang von Bolyai seinen Brief, den er von Marosväsärhely an den Freund aus seiner Jugendzeit und den Fürst der M athematiker nach Göttingen schrieb.

Einst grü belten sie gem einsam ü b e r grundlegende Problem e der Mathematik, und zw ischen diesen zum ersten über das schon seit m ehr als 2100 Jahren ungelöste Problem d er Parallelen.

Er schickt jetzt die w issenschaftliche A bhandlung seines Sohnes, w elche eben die Lösung dieses Problemes verspricht. Ihre gemeinsame Bitte ist, Gauss soll beurteilen, ob Johann tatsächlich das Problem der Parallelen gelöst hat.

Die A ntw ort von Gauss ist eine grosse Anerkennung. Er hat es wirklich gelöst und ist damit sogar dem grossen Gauss zu vo rg eko m m en :

„Mein Vorsatz war, von m einer eigenen Arbeit, von der übrigens bis jetzt w enig zu Papier gebracht war, bei m einen Lebzeiten gar nichts bekannt w erden zu lassen. Die m eisten M enschen haben gar nicht den rechten Sinn für das, w orauf es dabei ankommt, und ich habe nur wenige Menschen gefunden, die das, was ich ihnen mittheilte, mit besonderem Interesse aufnahmen. Um das zu können, muss man erst recht lebendig gefühlt haben, was eigentlich fehlt, und darüber sind die meisten Menschen ganz unklar. Dagegen w ar meine Absicht, mit der Zeit alles so zu Papier zu bringen, daß es w enigstens mit mir dereinst nicht unterginge.

Sehr bin ich also überrascht, das diese Bem ühung mir nun erspart werden kann und höchst erfreulich ist es mir, dass gerade der Sohn meines

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alten Freundes es ist, der mir auf eine so merkwürdige Art zuvorgekommen ist.”

Johann von Bolyai revolutionierte gleichzeitig die Geometrie und das Denken. Er erkannte die geschichtliche Bedeutung sowohl der Aufgabe, als auch seiner Entdeckung. Das zeigt d er folgende G edanke seines m athem atischen Meisterwerkes:

„Tritt n un auch der Beweis der Unmöglichkeit, je zwischen £ und S zu en tsch eid en , hinzu (d en d er Verfasser gleichfalls besitzt), so ist das Wesen des XI. Axioms vollends ergründet und die intrikate Materie der Parallelen vollkom m en durchdrungen, und die bis zur Stunde (für die nach Wahrheit dürstenden Geister) so unglückselig geherrscht habende, die Lust zur W issenschaft benehm ende und Zeit und Kraft so Vielen geraubt habende totale Sonnenfinsternis für immer verschwunden. Und es lebt in dem Verfasser die (vollkommen geläuterte) Überzeugung (desgleicher er auch von jedem einsichtsvollen Leser erw artet), daß durch Aufklärung des G egenstandes Einer d er a llerw ich tig sten und a llerg lä n zen d sten Beiträge zur w ahren Bereicherung der Wissenschaft, zur Bildung des Verstandes und somit zur Hebung des m enschlichen Schicksals gem acht w urde.”

Wolfgang von Bolyai w eist gleichzeitig zurück auf Euklid, auf die Erbschaft vergangener Jahrtau sen de u nd vorw ärts, auf die Aufgaben kom m ender Jahrtausende. So gab er eine Botschaft: „ und je tz t m üssen w ir u n s schon d a ro b er bem ühen, n ic h t m it roher K raft, so n d ern m it B ild un g hervorzugehen, u n d w ir m üssen n ic h t n u r ereilen, sondern sogar ü b erh o len a n d ere, sch o n s e it la n g e r Z e it h ervo rb rech en d e N a tio n en , d en jen ig en a u ch ein g lä n zen d es B eisp iel stellen d ...”

Wolfgang von Bolyai ist ein Musterbild. In der Mitte des Titelblattes unseres W erkes ist das Titelblatt seines Werkes, von „APPENDIX” zu sehen. Schon Baron Loränd (Roland) Eötvös, der „Fürst der ungarischen Physiker”, d er angesehene Präsident d er U ngarischen Akademie der W issenschaften bekannte sich dazu bei d er Zentenarfeier der G eburt von Johann von Bolyai:

„Uns, den heute, hundert Jahre nach seiner G eburt hier Versammelten w urde schon ein besseres Schicksal zuteil. Seitdem w u rd e unsere Heimat zu einem d er w issenschaftlichen Welt ein Jahr für Jahr reichere Ernte versprechendes Land. Wir k önnen unsere G edanken bei ihrem Entstehen schon in unserer eigenen Sprache mit den mit uns zusammen fortschreitenden G efährten m itteilen, w ir k ön nen auch schon in der

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eigenen Heimat Anerkennung, ja sogar Belohnung erw arten. Wir streben aber dennoch - bekennen w ir uns offen dazu - auch nach dem w eiter entfernten, aber grösseren und nicht verjährenden Ruhm, w elcher Bolyai zuteil w urde, den n w ir w issen, dass n u r das w ahre W issenschaft ist, w elche von der ganzen Welt anerkannt wird; und desw egen müssen wir, w enn w ir echte W issenschaftler und gute Ungarn sein w ollen - und das soll so sein - die Flagge der Wissenschaft so hoch heben, dass man sie auch ausserhalb d er G renzen unseres Landes sehen und gebührend ehren kann. Das ist unser Ideal, das w urde mit dem Werk von Bolyai einm al W irklichkeit; in einem so vollkom m enen Mass vielleicht das einzige Mal.”

Das Beispiel Bolyais wirft die Frage auf, w ie sich unsere Wissenschaft seit der Landnahme im K arpatenbecken vor 1100 Jahren auf das heute repräsen tierte Niveau erh o b en hat und w elche Erfolge nach seinem Beispiel entstanden, w ohin führte der Weg der G eschichte der Natur­

wissenschaft und der Technik.

Vor fünfzig Jah ren begann eine n eu e w elth isto risch e Epoche, bei deren Start die W issenschaftler mit und ohne Nobelpreis eine relevante Rolle spielten, die G rundwissen und Humanität aus ungarischen Mittel­

schulen m itgebracht hatten. Kärmän, Szilärd, Neumann und die vielen Partner in ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit trugen zur Eröffnung des Atomzeitalters, des kosmischen Zeitalters, des Informatikzeitalters, der globalen technologischen Revolution, solcher w eltw eit b ed eu ten d en Erfindungen, Schöpfungen und Erkenntnissen bei, auf die gleichweiche Nation stolz sein kann.

Was die Welt aber gar nicht oder kaum weiß: Theodore von Kärmär, Leo Szilärd, John von Neumann, Zoltan Bay, Dennis Gabor, Albert Szent- Györgyi und andere gehören alle in die gleiche ungarische Schule, die keine Mauern hat. Viele ungarische W issenschaftler verließen aus politi­

schen, rassistischen oder w irtschaftlichen Gründen früher oder später die Heimat. Die geistigen Beziehungen zwischen den Emigranten und den Zuhausegebliebenen besteht nach w ie vor.

Zum Kennenlernen der Laufbahn, des Lebenswerkes und des Reichtums der Beziehungen großer W issenschaftler ist deren K orrespondenz eine wichtige Quelle. Durch den Briefwechsel kann man zu solchen Hinter­

grundinformationen gelangen, die aus den zu veröffentlichenden Werken der Wissenschaftler weniger sichtbar werden, man kann sich auch besser mit den persönlichen Gesichtszügen vertraut machen. Und neben dem

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veröffentlichten Werk kann man einen Einblick in den Fertigungsprozeß selbst und dessn Fachgeheimnisse erhalten.

Aus den hier veröffentlichten Briefen geht hervor, daß die organische Verbindung von Wissenschaft und Humanismus für unsere Wissenschaftler charakteristisch ist. Als Beispiel sei h ier Zoltän Bay erw ähnt, dessen erfolgreiche M ondradarversuche von N obelpreisträger Dennis Gabor folgenderm aßen bew ertet wurden: "Heute erhielt ich den Sonderdruck über die vom Mond reflektierten Mikrowellen, den ich sofort gelesen habe, und so beeile ich mich, Dir m eine aufrichtige B ew underung auszudrücken." Zoltän Bay hatte w ährend des Zweiten Weltkrieges bei der Rettung seiner jüdischen Mitarbeiter sein Leben aufs Spiel gesetzt.

Im w eiteren erfolgt eine Auswahl aus der Korrespondenz unserer welt­

bekannten gekrönten N obelpreisträger und der ungekrönten Wissen­

schaftler. Die Briefe gestatten einen Einblick in die Beziehungen der geistigen Größen. Aus ihnen geht auch hervor, daß über die wirklich w ichtigen Dinge nicht in Briefen oder p er Telefon gesprochen w urde, sondern man tauschte seine Meinungen persönlich aus. Am Ende der Briefe liest man zumeist: Auf W iedersehen oder auf W iederhören. Die wissenschaftlichen Probleme kommen und gehen in den Kommunikations­

kanälen der "ungarischen Werkstatt" zwischen Bay, N eumann und Szent- Györgyi. Albert und Zoltän sitzen auf den Moränen-Steinen am Meeresufer von Woods Hole. Es taucht eine Frage in Verbindung mit dem C om puter oder mit der N ervenfunktion auf. Einer in der Runde w irft auf: "Das m üßte man Jancsi N eumann fragen." Ein anderer m acht sich ans Brief­

schreiben: "Wir haben uns unlängst etwas mit Zotyi Bay ausgedacht, was auch Dir gefallen wird, was vielleicht etwas mit dem Denken bzw. mit dem Mechanismus der Nervenfunktion zu tun hat."

Das Thema von Neumanns postum Buch ist eben die Verbindung von N ervensystem und Com puter, dem G renzgebiet von Biologie und Technologie. Was haben wohl diese außergew öhnlichen G rößen der universellen W issenschafts- u nd Technikgeschichte w ie Bay, Gabor, Neumann, Ortvay, Szent-Györgyi und ihre zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeiter so alles diskutiert? Wer hat bei diesen G edankenaustauschen etwas gegeben und w er hat etwas bekommen? Welche Gedanken wurden in diesen mauerlosen Laboratorien geboren? Was hätte es bedeutet, w enn diese Gedanken die ganze ungarische und universelle Wissenschaft sofort befruchtet hätten, und was könnte das ungeschriebene Erbe uns und nicht nur uns bedeuten?

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1.

P h ilip p Lenard

an den Präsidenten der U ngarischen Akademie der W issenschaften

Heidelberg, den 4. Mai 1907 H ochverehrter Herr Präsident!

Die höchste Auszeichung der ungarischen Akademie der Wissenschaften und meine Wahl zum Ehrenmitglied der Akademie habe ich mit größter Freude zur Kenntnis genommen.

Nach dieser Ehrung w erde ich bem üht sein, m einen Dank gegenüber der Akademie der Wissenschaften derart Ausdruck zu verleihen, daß ich von Zeit zu Zeit an ihren Sitzungen, mit m einen Studien teilnehme.

Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Präsident, der hochw ürdigen Akademie m einen tiefsten Dank für die ehrende Auszeichnung zu übermitteln.

Mit patriotischem Gruß

Fülöp Lenard

2

.

Zoltän Bay an R udolf Ortvay

Berlin, 4. Jul., 1929 H ochverehrter H err Professor!

Ihre Zeilen vom 26. Juni habe ich dankend erhalten. Wie ich in meinem Brief vom 22. Juni zum Ausdruck brachte, wäre in A nbetracht m einer finanziellen Situation das Erledigen der Auszahlung dann günstig, w enn die Entlohnung für Herrn Kunfalvy vom 1. Okt. 1929 bis zum 31. Aug.

1930 erfolgen würde.

Die Aufforderung des hochverehrten Professors, einen Vortrag über m eine U ntersuchu ng en zu halten, ist m ir eine g roß e Ehre, u nd ich w erde mit Freude bereit sein, dieser Ehrenpflicht nachzukommen. Ich denke, daß das neue Studienjahr noch vor m einer Reise nach London beginnen w ird und so m einem Vortrag auch zeitlich nichts im Wege steht. Auch die Aufforderung des H errn Professors, eine m einer Arbeiten an der Akademie vorzulegen, ist für mich eine große Ehre, und ich hoffe dieser Aufforderung innerhalb kurzer Zeit nachkom m en zu können.

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Unsere U ntersuchungen im Zusam m enhang von metastabilen Stick­

stoffmolekülen setzen sich fort, neuerdings auch u n ter Einbeziehung eines Phänom ens von Chemielumineszenz, mit dessen Photom etrie w ir uns beschäftigen.

Ich bedanke mich für das herzliche Wohlwollen des Herrn Professors und verbleibe hochachtungsvoll

Zoltan Bay Lektor an der Universität

3.

J o h a n n v o n N eum ann an L eopold Fejer

Berlin, den 7. Dezember 1929 Sehr verehrter Herr Professor!

Ich hatte mehrm als die Möglichkeit, mit Leo Szilärd über die Schüler­

w ettbewerbe der Gesellschaft für Math, und Phys. sowie über die Tatsache zu sprechen, daß die Erstplatzierten dieser W ettbewerbe sozusagen der Anzahl der sich später bew ährenden M athematiker und Physiker ent­

sprechen. Hinsichtlich des allgemeinen schlechten Rufes der Prüfungen läßt sich schon allein das als eine große Sache bezeichnen, w enn eine solche Selektion zu 50% die Richtigen trifft.

Szilärd interessiert sich sehr für die A nw endung dieses Verfahrens unter den deutschen Verhältnissen, und w ir haben darüber mehrm als diskutiert. Nachdem w ir aber vor allem den zuverlässigen statistischen Tatbestand kennenlernen m öchten, w enden w ir uns mit der folgende Bitte an Sie, Herr Professor: Wir m öchten gerne wissen

1 / die Namensliste d er Erst- und Zw eitplatzierten d er Schülerw ett­

bewerbe,

2./ w elche haben sich wissenschaftlich oder andersw ie bew ährt,

3 / die Meinung des Herrn Professors, inwieweit Preisegewinner und die T alentierten id entisch sind, u n d w elch e r Anteil z.B: d er zuvor G enannten eine staatliche U nterstützung verdienen w ürde, um ihr Studium zu ermöglichen.

Ich bitte um Entschuldigung, w en n ich H errn Professor um einen solchen mühseligen Gefallen bitte. Wir w ürden aber sehr dankbar sein, w enn es möglich w äre, die erbetenen Angaben zu erhalten oder Hin-

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Lipöt (Leopold) Fejer

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weise zu bekom men, w ie das erw ähnte Material zu besorgen wäre. Bis zum 17. bin ich noch hier.

Im voraus für Ihre Hilfe dankend, verbleibe ich als dankbarer Schüler

Hansi Neumann

Berlin, Kurfürstendamm 233, bei Goldschmidt

4.

J o h a n n v o n N eu m ann an R udolf Ortvay

Princeton, New Jersey, 19. März [1939]

Lieber Rudolf,

ich schäme mich, erst jetzt auf Deinen letzten Brief zu antworten. Dies gilt um so mehr, weil diese Korrespondenz sehr viel für mich bedeutet.

Es ist in dieser heutigen Welt der Paranoie, wo jeder - mich eingeschlossen - ein Parteimensch ist, eine Seltenheit, eine ruhige und objektive Stimme zu hören, und zu sehen, daß es doch möglich ist, von dieser Welt Distanz zu halten.

Ich hoffe, daß Du meinem schlechten Beispiel nicht folgen wirst, und daß Du unsere K orrespondenz mit kleineren U nterbrechungen fortsetzt, als diese m eine letzte Kunstpause war.

Als m ildernden Umstand m öchte ich eines erw ähnen: schon zweimal (vor 4 W ochen und e rn e u t vor 2 W ochen) habe ich an Dich einen annähernd kom pletten A ntw ortbrief geschrieben. In beiden Fällen, als ich den Brief aufs neue gelesen habe, sah ich, daß ich zum Thema „Krieg und Frieden” m ehr geschrieben habe, als mir nachträglich selbst gefiel.

Jetzt soll dieses Thema nur wenig behandelt w erden - da die Ereignisse einen viel kom pletteren Kommentar zu bieten scheinen.

Die pessimistische Diagnose, über die w ir uns zum Schluß anscheinend geeinigt hatten, ist der Realität offenbar näher, als die Illusionen vom vergangenem Oktober.

Über die USA m öchte ich nur folgendes sagen: Ich denke, daß man die USA in Europa ebensow enig versteht, w ie man hierzulande Europa ver­

steht. Ich glaube nicht, daß beim Beurteilen der Weltpolitik die hiesige

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