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V O G . / l ' Z J - r N - l í b r . 2 ? & a .

C.TZáco" Szírtfeyi B rn

Leltári szám:

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C O R V I N - C O D I C E S

V O N E D I T H H O F F M A N N

D i e w issenschaftliche W ic h tig k e it d er B ibliothek des Königs M atthias w u rd e von seinen Z eitgenossen u n d d en H u m a n iste n des t6 . Ja h rh u n d e rts m indestens so hoch geschätzt w ie ih r k ün stlerisch er W e rt. M it dem V orw ärtsschreiten d er W issenschaft aber verlor sie aus diesem G esichtspunkte im m e r m e h r an A nsehen u n d besonders seit dem 19. Ja h r­

h u n d e rt g e w a n n die F rage des künstlerischen Schm uckes der Corvin-Codices u n d der d a m it v e rb u n d e n e n F rag en im m e r m e h r an B edeutung. D iese R eihenfolge in der Be­

w e rtu n g en tsp ric h t im ganzen u n d g ro ß en d er eigenen A uffassung des g ro ß en H errschers, betreffs seiner ih m so te u e re n Schöpfung, des einzig ü b e rleb en d en Z eugen d er einstigen P ra c h t seines Hofes, dieser frem d en aber glänzen den kü nstlerisch en K u ltu r, die er in seiner H e im a t zielb ew u ß t en tfach te u n d die — nach d em sie da schon fast einheim isch g ew o rd en — m it d er N iederlage bei M ohács bein ahe spurlos verschw and.

D e r T h ro n , a u f w elchen d er ju n g e K önig 143 8 erhoben w urde, w ar ein bescheidener, ja fast d ü rftig e r T h r o n 1. M it den ih m n ach bisherigen B rauch zustehenden E in k ü n ften , die noch dazu d u rch die sich fo rtw ä h ren d e rn e u e rn d e n K äm pfe d er ersten Jahre auf­

g e z eh rt w u rd e n , w a r n ic h t auszukom m en. D ie schw ere Frage der Z u k u n ft w ar es, diese E in k ü n fte d e rm a ß en zu steigern, daß n ic h t n u r die ständigen G eldsch w ierigk eiten1 ih r E n d e n e h m e n , sondern daß g rö ß ere S u m m en sogar a u f künstlerische Zw'ecke v erw end et w erd en k ö n n ten . Seine B üch ersam m lu n g k an n dam als noch keine B ibliothek g e n a n n t w erden. D ie B ücher, w elche der Jü n g lin g zu den von seinen V orfahren ererb ten Stücken erw arb , d ie n te n offenbar m e h r z u r eigenen W e iterb ild u n g , als z u r B efriedigung seiner kün stlerisch en A nsprüche. Es w a re n einfach ausgestattete, n u r des T extes h alber gew ählte H a n d sch riften k lein eren U m fanges, w elche e r -— la u t e in e r A ufzeichnu n g aus dem Jahre

1 4 6 3 1 — in m itte n seiner unausgesetzten K riege allabendlich in seinem Bette las.

D am als h a tte e r noch k ein e g rö ß ere n k ü n stlerischen A nsprüche. E r n a h m die D ienste der M aler bloß bei H e rste llu n g von W ap p en b riefen in A nspruch, wobei er den A uftrag im m e r von Fall zu Fall erteilte. D e r S chm uck dieser W appen dip lom e zeigt jene A rt des gotischen B lütenschm ucks, w elch er sich u n te r dem in dieser Zeit ausschlaggebenden E influ ß d er b e n a ch b a rte n w estlichen G ebiete im L au fe des ausgehenden 14, u n d im 13. J a h rh u n d e rt in U n g a rn h eran b ild ete. U n d w elch en m a n auch in d er einfacheren, aller W ah rsc h e in lic h k e it nach in U n g a rn v e rfe rtig te n H an d sch rift des G ran er (Esztergom) Erzbischofs Jo h an nes Vitéz, dem K rak au er R egio m o ntan us vorfindet (1 )2, w ie auch in dem viel sorgfältiger g esch m ü ck ten V ictorinus-Codex (2), w elch er w ahrscheinlich eben-

1 D. Csánki, Első Mátyás udvara, Budapest 1884, S. 10 und 54. 2 Die Ziffern in runder Klampier verweisen auf das Codices-Verzeichnis am Ende der Arbeit.

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D I E C O R V I N - C O D I C E S

falls dem Erzbischof g ehörte, bevor e r in die Bibliotheca C orvina ein v erleib t w u rd e. D er W ie n e r Ptolem aeus C orvin-C odex (5) w u rd e im J a h re 1467 geschrieben, zu seiner künstlerischen A usschm ückung k am es jedoch noch lange n ich t, offenbar aus dem G run de, weil damals noch k ein K ü nstler im L an d e w eilte, der M a tth ia s’ G eschm ack entsprochen hätte. W as auch daraus ersichtlich ist, daß M atthias, als e r 146 9 den M in o riten m ö n ch T hom as von U n g a rn w egen irg e n d e in e r D ien stleistung belo h n en w ollte, das zu m Geschenk bestim m te M issale in W ien hersteilen ließ (4). E in besonderes Interesse v e rle ih t diesem Missale der U m stand, daß sich a u f seiner 126 v-Seite das älteste P o rträ t des M atth ias befindet (Abb. 1).

In den Sechziger)ahren geschah es, daß M atth ias nach dem V orbilde seiner g e le h rte n F reunde Johannes Vitéz u n d Jan u s P an n o n iu s — an seinem Hofe jenes h u m an istisch e Leben italienischen Stils ins L eben rief, w elches ih m ein in n eres Bedürfnis, ein e große seelische Freude w a r u n d au ß erd em später dazu b e itru g , den R u f seiner persönlichen G röße u n d seiner V ielseitigkeit überall in der g ebildeten W e lt zu v erbreiten. Das ge­

steigerte wissenschaftliche L eben erford erte als u n u m g än g lic h e n H ilfsapparat eine Biblio­

thek, deren B ereicheru ng M atth ias von dieser Z eit an im m e r m e h r A ufm erksam keit zuw andte. A nfang 1467 ta t e r m it seiner S teuerrefo rm den ersten en tschiedenen S ch ritt zur E rh ö h u n g seiner E in k ü n fte und so stan den ih m von dieser Z eit an schon g rö ß ere S um m en z u r V erfügung.

Nach dem Tode Johannes V itéz’ u n d Jan u s P a n n o n iu s’ (1 4 7 2 ) w a r M atth ias der einzige, der das B üchersam m eln in U n g a rn im g ro ß en b etrieb — einige k lein ere B ibliotheken der hohen G eistlichkeit abgerechnet. Von n u n an erw arb e r auch schon ganze B ibliotheken, zum Beispiel im Ja h re 1475 die Bibliotheca M an fred in i in B ologna1. E r schrieb neue S teuern aus u n d verw en d ete im m e r m e h r Geld a u f seine bibliophilen A nschaffungen.

Seit dem E nde der Sechzigerjahre stellte e r sogar vielleicht n ach dem Vorbild Vitéz’

u n d des Hofes von F e rra ra auch K opisten in Ofen an, w elche fü r ih n jene B ücher abschrieben, die seine A genten in Italien n ic h t fertig erw e rb e n k o n n ten .

Aber schon in den S iebzigerjahren scheinen sich K opisten u n d M in ia to re n zu e in e r anfangs bescheidenen W e rk sta tt zu sam m engetan zu haben, d eren erste M eister — nach Z eugnis der erh a lte n e n D en k m ale — g rö ß tenteils aus O beritalien g ek om m en sein m üssen.

U nd dies ist auch n a tü rlic h , w e n n w ir bedenken, daß die Höfe von M ailand u n d Ofen schon seit Johannes von H u n y ad , dem V ater des M atthias, in V erb in d u n g m itein a n d e r standen, u n d daß im Jah re 1 4 6 4 ein E h e b u n d zw ischen Ippolita Sforza u n d M atthias g ep lan t w urde.

Nach Bologna u n d F errara aber fü h lte n sich die u n g arischen Jü n g lin g e schon seit langem hingezogen. Viele von ih n e n besu ch ten ih re b e rü h m te n U n iv ersitäten, zu m Beispiel auch Janus P annonius, der G aleotto M arzio als S chüler des G uarin o in F errara k e n n e n le rn te .

1 J. Csontosi, A Corvina, Pallas Lexikon, Budapest 1895.

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D iesen G e le h rten sehen w ir seit 146g öfters in U n g arn , zuerst am Hofe des Vitéz, d an n bei M atthias. E inige Ja h re später kam auch T addeo U goletti von P a rm a nach Ofen.

Es k n ü p fte n sich eng e Bande zw ischen diesen alten u n d n e u en Z e n tre n der Bildung, w elche auch noch d ad urch v erstärk t w u rd e n , daß sich einige U n g arn e n d g ü ltig in O ber­

italien niederließ en . So lebte zum Beispiel in dieser Z eit in dem K arthauserkloster neben F e rra ra d e r Vicarius A ndreas P an n o n iu s, der m it den ungarischen Jü n g lin g en in der F rem d e eine rege V erb in d u n g au frech terh ielt. W ir k e n n e n von ih m zwei W erk e: Das ein e w id m ete e r m it dem T ite l »De regiis v irtu tib u s« im Ja h re 1467 M atthias und sandte ih m das im K loster sorgfältig abgeschriebene W e rk m it einem h ü bschen T ite l­

b la tt versehen — au f w elch em d er K önig u n d der A utor dargestellt sind -— nach Ofen (g).

Das zw eite W e rk w u rd e fü r den H erzog Ercole I. d ’Este von F e rra ra h erg estellt1.

A uch von u n g arisch en K ü n stle rn w u rd e n in diesen Ja h re n m e h re re in F errara ansässig, 1 4 4 6 — 146 4 finden w ir M ichele P an n o nio h ier, 1 4 4 g — 1472 arbeitete Giorgio di D om enico de U n g aria in Ferrara.

Es k a n n also kein Z ufall sein, w e n n im Jah re 1467 w eg en gew isser B au u n te rn e h m u n g e n eben F ioravante aus Bologna nach Ofen b eru fen w u rde. G eschriebene D o k u m en te der oberitalienischen V erb in d u n g en besitzen w ir auch in einigen H andschriften, w elche fü r Johannes Vitéz (6 — 9) u n d M atth ias v erfe rtig t w u rd en . U m 1 4 7 4 — 147g verfaßte Lodo- vico Carbo, Professor an der U n iv ersität F errara, sein W e rk ü b e r die h eh ren T aten des M a tth ia s; das W id m u n g se x em p la r davon w u rd e, nach der Schrift u n d dem charakteri­

stisch w eiß en R an k en sch m uck zu u rte ile n , vollständig in F errara hergestellt (10). In den Siebzigerjahren m u ß auch das W e rk des B attista M a n tu a n o e n tsta n d en sein, welches d er Verfasser dem K önig w id m ete u n d — n ach dem stark m an tegn esken T ypus der E ngel a u f dem T ite lb la tt zu schließen — durch ein en ausgezeichneten K ünstler aus der G egend von M a n tu a illu m in ie re n ließ (11).

Noch e n g e r t w u rd e die V erb in d u n g n a m e n tlic h zw ischen F e rra ra u n d Ofen seit 1476, als d er K önig Beatrix von A ragon, die S chw ägerin Ercole I. d’Este von F errara, heiratete.

D e r B ibliothek des M atth ias strö m te n einfach ere H an d sch riften aus allen G egenden, aus R om (12), aus U m b rie n (13), aus verschiedenen S tädten O beritaliens (1 4 — 21) u n d be­

sonders aus F lorenz2, teils g eschenkt, teils g ekauft u n u n te rb ro c h e n zu. Zu den Floren­

tin e r n g e h ö rt auch ein T h eo p h rastu s, d er einzige Codex der- Bibliothek, aus der W erk statt des Vespasiano Bisticci (22).

Seit dem J a h r 14 7 6 g elan g ten auch schon neapolitanische H andschriften in die S am m lu n g , obzw ar in g e rin g e r Anzahl. So vor allem das z u r H ochzeit d er Königin B eatrix geschriebene W e rk »D e in stitu tio n e vivendi«, des D iom edes Caraffa (23); ferner

1 D. Fava, La Biblioteca Estense. Modena 1925, 257. a. Q. 9. 12. 2 Hieher gehört der größte Teil der in Ofen mit dem Wappen versehenen Handschriften, welche ich als Produkte einer anderen Schule nicht besonders hervorhebe.

3 Graf J. Teleki, A Hunyadiak kora. Budapest 1857, Bd. XI., Seite 454—455.

(11)

í. MTSSALE ROMA, VATTCANO. ROSSIANA 1164, FOL. 126 v AUSSCHNITT

(12)

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X I D E R E A J .D T P IC A T O R l A

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I p M A H T A S N O B T K A

M B B B I W B l t r a d i d e r e .

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ptltecn hnctus uideam ur: N aiup a r tts epudem ahas neccíTuatE ü ctam u r: aluu'ptuhar V unhtaC.

Aha* uc c^uod n n tu m ara itscccm’mt grandi maf uefee in prtctofunrxquaU f-uiti hí* funr arers no cft ut profcquar Tpm npni emm fu n r úrnőn firepeta.',ex onu tmximinnu .imuin numero i nullám pcnlms innenié?: cjurt no fpixn> rchqms fú ö sq u ű fd ierp ro p n o s fi'nes p etarec conremple nn Aurfi and ern compems uUanv.cnur cu h u Utftnadi fin urea outit nulIopactopofTts: rum

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2. LEONE BAPT. ALBERTI. DE RE AEDIITCATORIA / MODENA, BIBLIOTECA ESTENSE, GOD. a . o . 3 .8 , FÖL. 1

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DTR C O R V I N - C O D I C E S

das Buch des V alturius »D e re m ilita ri« (24), u n d d er C u rtiu s R u fu s d er K önigin (25).

A ußerdem w urden 1 4 8 5 — 1 4 8 4 f ü r das K önigspaar auch zw ei E x em plare A gathias’ »D e bello G othorum « in zw ei verschiedenen D ek o ratio n sarten in N eapel h erg estellt (26, 27).

D en letz tg e n a n n te n H an d sch riften sind m an ch e B lätter eines A u gu stin u s »D e civitate Dei« in der B udapester N ational-B ibliothek (28) d e rm aß en v erw an d t, daß w ir auch dieses M an u sk rip t m it R e c h t fü r neapolitanisch h a lte n k önnen. D ie neapolitanischen H a n d ­ schriften m ach ten jedoch k einen g ro ß en E in d ru c k in U n g arn .

Seit den Siebzigerjahren finden sich aber im m e r m e h r u n d m e h r H and sch riften, w elche m an m it vollem R e c h t als in Ofen en tstan d en b e tra ch te n kann.

D ie erste S p ur eines Illu m in a to rs in Ofen k ö n n e n w ir 1471 v erm erk en . In diesem Ja h re spricht K önig M atthias in seinem an P o m p o nius L aetus g e ric h te ten Schreiben von seinem M in iato r nam ens Blandius » m in iato rem n o stru m B landium « , der erst vor k u rze m aus R om m it B üchern beladen h e im g e k e h rt3. Ü ber Blandius h ab en w ir kein e n ä h e re n A n­

gaben, aber schon dieser sichere Beleg fü r seinen A u fen th alt in Ofen ist w ertvoll.

U ngefäh r aus derselben Z eit h a b en w ir auch gesicherte A ufzeichn un gen darü b er, daß au ß e r Blandius noch ein M aler, w e n n auch kein Illu m in a to r, schon dam als in Ofen arbeitete. Lodovico Carbo e rw ä h n t u m 1 4 7 6, daß in d er k öniglichen B urg des M atth ias

»auf einem k ün stlerischen G em älde« d e r H eldentod des im J a h re 1467 in d er Schlacht bei M oldvabánya gefallenen Jo h a n n D aróczy zu sehen w ar, u n d zw ar »in derselben K leidung u n d R ü stu n g , in w elch er e r dam als gek äm p ft u n d seinen T o d e rlitt« (D ialógus D e M atth iae Regis Laudibus). Es ist n ic h t w ahrscheinlich, daß dieses G em älde, welches einen spezifisch ungarisch-historischen G egenstand der G e g e n w a rt u n d ein e n a tu rtre u e W iedergabe e in e r bestim m ten ungarischen R ü s tu n g aufw ies, in der F rem d e herg estellt w orden w äre u n d so k ö n n en w ir m it R ech t die Existenz eines — einh eim isch en oder frem d en — G eschichtsm alers in Ofen a n n e h m e n .

D er im m er m e h r italienisierende G eschm ack des O fner Hofes w ird d u rch n ich ts besser ch arakterisiert als d u rch die W appenbriefe dieser Zeit, w elche seit 14 7 4 an fan g en sich italienischer A rt zu n ä h e rn . I n dem W ap p en d ip lo m der F am ilie T örök von Bakonok aber, aus dem Jah re 1 481, t r itt uns die m ilanesische M alw eise a u f ein m al m it voller E ntschiedenheit entgegen. Budapest, N ational-B ibliothek (Abb. 5).

3. A u s s c h n i t t a u s d e m A d e l s b r i e f d e r F a m i l i e T ö r ö k v o n B a k o n o k B u d a p e s t , N a t i o n a l m u s e u m

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4. G e o r g i u s T r a p e z u n t i u s C o m p e n d i u m , W i e n , NB, Cod. l at . 2343, fol. 1 A u s s c h n i t t D ie erste K ü nstlerpersönlichkeit, d eren T ä tig k e it m it e in e r befriedigenden K larheit vor uns liegt, ist ein W ap p en m aler. E n d e der Siebziger- oder A nfang der A chtziger)ahre1 ließ M atth ias — u m sein er B ibliothek auch d u rch ih re E in h eitlich k eit m e h r G ew icht zu v er­

leihen , u n d sie zu ein e m geschlossenen G anzen zu entw ickeln, fern e r u m auch die ein zeln en Stücke von den B estandteilen a n d e re r B ibliotheken zu unterscheiden — die H an d sch riften m it ein em un ifo rm isieren d en W a p p en versehen, w elches jedem zu e r­

k e n n e n gab, daß d er Besitzer K önig von U n g a rn u n d B öhm en sei. D e r M eister, der diese M alereien v erfertig te, arb eitete n ach F lo re n tin e r A rt. Seine H and e rk e n n e n w ir in n ich t w e n ig e r als 56 Codices. U n te r ih n e n befinden sich Stücke, wo e r n u r das W appen m alte, so die a u f dem italienisch en B ü ch erm ark t fertig, aber m it leerem W appenschild e r­

w orb en en H an d sch riften (18, 21, 2 9 — 36), oder solche, in den en m a n das W ap p en des ä lte re n Besitzers ü b e rm a le n m u ß te (3 7 — 43). U n te r den letzteren sind besonders h e r­

v o rzuh eben die aus der B ibliothek K önig W enzels u n d Johannes Vitéz stam m enden S tücke (4 4 u nd 43). Die F orm seiner W ap p en z e ic h n u n g ist ä u ß e rst charakteristisch da­

du rch , daß d er im H erzschild an g ebrach te R abe stets a u f ein em d reib lätterig en Ast sitzt u n d die K rone des L öw en im böhm ischen W ap p en ü b e rtrie b e n groß ist.

A ber es finden sich auch solche H an d sch riften in g ro ß er M enge vor, in w elchen unser K ü n stle r auch als Illu m in a to r erscheint. U n te r diesen befindet sich die ebenfalls von W en zel herstam m en d e, lom bardische H an d schrift aus dem E nde des 14. Ja h rh u n d e rts2, w elche h e u te eine Z ierde d er R öm ischen Biblioteca Casanatense (46) ist. D e r K ünstler brachte h ie r an dem u n te re n R and e des p rachtvollen T itelb lattes ein en Blum enschm uck

1 J. C s o n to s !, A jénai Corvin Codex. M. Könyvszemle, 1881, S. 18, setzt diese Malereien nach 1480 an, ohne an eine ungarische Herkunft zu denken. 2 T o e s c a , La pittura e la miniatura lombarda, Milano 1912, S. 354.

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D I E C O R V I N - C O D I C E S

a n 1, jene charakteristische O rn a m e n tik nach F lo re n tin e r A rt, w elch er w ir öfters von flattern d en B ändern um g eben , auch in seinen ü b rig e n A rbeiten b egegn en , w e n n e r sie in einfacheren, m it w eißem R a n k e n w e rk g eschm ückten, fertig an g ekau ften H an d sch riften u m das W app en a n b rin g t (4 7 — g i ) , oder w e n n der S chm uck des gan zen T itelb lattes von ih m h e rrü h rt (5 2 — 58), w ie a u f dem T itelb latt des C om pendium s von G eorgius T rap ezu n tiu s (59), wo e r a u ß e r den Zierleisten auch noch zwei kleine w ap p en h alten d e Engel m alte (Abb. 4). D ie W ap p en d er Codices älteren D atu m s w u rd e n von ih m v e r­

fertig t, w oraus h erv o rg eh t, daß e r der erste ständige W a p p en m a le r in Ofen w a r (60, 143).

Im Ju li 1489 finden w ir u n seren W a p p en m a le r noch im m e r in Ofen im D ienste des M atthias, als e r den f ü r drei F am ilien aus Zengg, u n te r an d e re m fü r die Fam ilie D e Castelliono e t de M ediolano v erausgabten W a p p en b rie f schm ückte. D iesen Fam ilien verlieh M atth ias als W ap p en ein en Löw en, w elcher in der P ra n k e eine B urg trä g t, als Herzschild aber gab e r ih n e n seinen R aben. So b iete t sich in diesem W a p p en gen ü gend es V ergleichsm aterial zu den L öw en u n d W a p p en der C orvinus-W appen. Auch die H e lm ­ decke zeigt n ah e V erw andtschaft m it d en B lu m en unseres M eisters. D iese A rbeit ist künstlerisch zw ar n ich t bed euten d , ist aber deshalb w ichtig , w eil sie u ns sichere Beweise liefert, wo w ir sonst n u r m it logischen G rü n d e n a rg u m e n tie re n k ö n n ten . W e n n w ir in einem in Ofen d a tie rte n D o k u m e n te die H a n d unseres K ünstlers e rk e n n e n , k a n n m a n a u f keine W eise b estreiten, daß e r tatsächlich in Ofen g e a rb e ite t hat.

D ie interessanteste A rbeit des K ünstlers — ein nach reifer F lo re n tin e r A rt v erfertig tes T ite lb la tt — erk en n e ich in e in e r L. B. A lberti-H andschrift »D e re aedificatoria« der Bibliothek in M odena (61) (Abb. 2), dessen Ü b e re in stim m u n g m it dem W ie n e r T ra p e z u n ­ tius — n am en tlich betreffs der E ngel u n d des B lum enschm uckes — augenfällig ist. D ie g e­

dankenlose Z u sam m en stellu n g d er W ap p en u n d d er o rn am e n ta len M otive in den Z ier­

rah m en , die Z eich n u n g der m än n lic h e n F ig u r d er In itiale ist so p rim itiv , daß es sich kaum g elo h n t h ätte, das eigens in Florenz zu bestellen. U n d daß es k ein fertig g ekaufter, sondern ein bestellter Codex ist, bew eisen die W a p p en z u r G enüge.

Aus dem Jah re 1481 besitzen w ir bereits eine H an dschrift u n g a risc h er H e rk u n ft, deren M iniaturenschm uck a u f die A nw esen h eit m e h re re r K ü n stle r entschieden h in w eist, ja einen ausgesprochen w e rk stattm äß ig en E in d ru c k m a c h t: das B revier des Propstes D o m ini- cus von K álm áncsehi von 1481 (62) (Abb. ig ).

Dieser, n am en tlich in seinen dekorativen E inzelheiten a u ß ero rd en tlich schöne Codex, w elcher sich h e u te in der F ü rstlich L iechtensteinschen S a m m lu n g in W ie n befindet, g ib t uns gerade ü b e r die w ichtigste F rage A ufschluß, w elcher A rt die E in ric h tu n g dieser Ofner W e rk sta tt w ar, was die H ilfsm ittel w aren , u n d w o rin sie den M iniatorenW erkstätten anderer N ationen äh nlich w ar. D e r S chm uck der H an d sch rift k a n n d u rchau s n ic h t ein-

1 Schon S c h ö n h e r r bemerkte die abweichenden zwei Zierarten des Titelblattes und vermutete dabei Arbeit der Ofner Werkstatt. A római Casanate könyvtár Corvin kódexe. M. Könyvszemle, 1904, S. 49.

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h eitlich g e n a n n t w erd en u n d eben dies v e rle ih t ih r den w e rk stattm äß ig en C harakter. Man m e rk t ih r an, daß h ie r m eh re re H än d e in verschiedenem Stil arbeiteten. A uf m ehreren Z ierleisten e rk e n n e n w ir den T y p u s der gotischen B lattornam entik, w elcher in Italien in dieser F o rm nie v o rk om m t, jedoch — w ie ich oben b e m e rk te — charakteristisch fü r die in U n g a rn dam als h eim ische B ü ch ero rn am en tik ist. A uf diese ältere, nördliche Schichte legte sich die neu ere, italienische. N eben reic h en B lu m en ra n k en nach M ailänder A rt u n d neben In itia len , deren A ufbau nach oberitalienischer A rt aus Säulen u n d anderen architektu ralen B estandteilen zusam m engesetzt ist, u n d in den en auch die figuralen K om positionen dieselbe oberitalienische A rt zeigen, finden sich gleich an derselben Seite K om positionen nach floren- tinischer, ferraresischer u n d sogar französischer A r t1. D aß sich an dem H ofe auch m eh rere französische u n d b u rg u n d isc h e H an d sch riften befinden m u ß te n , finden w ir selbstverständlich, w e n n w ir beden ken , daß M atth ias schon seit den Sechzigerjahren m it K arl dem K ü h n en , dem b ü c h e rfreu n d lich en F ü rste n von B urg u n d in V erb in d u n g gestan den u n d ih n im Jah re 1474 fü r seinen Bundesgenossen e rk lä rt h a tte . D ie M alereien bezeugen klar, daß sich die Illu m i­

n a to re n des L iech ten stein - Codex — die größtenteils U n g a rn sein m u ß te n m e h r an den in Ofen am H ofe des M atth ias u n d in an d eren u n garischen B ibliotheken schon reichlich v o rh an d e n e n H an d sch riften h era n b ild e ten , als d urch system atische S chulung. D em T ite l­

blatt e in e r von dem L om b ard en C hristophoro de Predis illu m in ie rte n H andschrift in T u rin sind sogar betreff der F ä rb u n g einige B lätter des Liechtenstein-C odex so ähnlich, daß w ir u n b e d in g t das V orhandensein irg en d eines W erkes des M eisters in Ofen an n e h m e n müssen.

D iese H an d sch riften w a re n aber dam als noch ein fach erer A rt — die p ru n k v o lleren W erke d er g ro ß e n florentinischen M in iato ren k am e n erst am E n d e der A chtzigerjahre nach Ofen — u n d so k o n n ten die A rb eiter d er W e rk s ta tt zu den g rö ß eren , biblischen Kom po­

sitionen aus jen en k ein e V orbilder schöpfen. So w e it w a re n sie jedoch in ih re r K unst noch n ic h t fo rtg esch ritten , u m die entsp rechen d en Szenen selbst h erstellen zu können. Sie griffen also zu d en H ilfsm itteln , w elche a u f dem G ebiete d er deutschen u n d m it ih r eng ver­

k n ü p fte n K u ltu re n b ereits G em ein g u t w a re n — zu den deutschen K upferstichen des 1 g. Ja h r­

h u n d erts. Von diesen K upferstichen, w elche gr ö ßtenteils fü r den Bedarf von G oldschm ieden, M in ia to re n u n d K u n sth a n d w e rk e rn aller A rt h erg estellt w u rd e n — scheint auch die O fner W e rk s ta tt ein en g ro ß e n V o rrat besessen zu h aben. N am en tlich von den Stichen des M eisters E. S. In zahlreichen k leinen Szenen d er In itia len erk e n n e n w ir die verkleinerten K opien sein er Stiche. Als Beispiel fü h re ich n u r das am reichsten geschm ückte Blatt, die K re u zig u n g C hristi, an. D ie H au p td a rstellu n g ist von ein er leichten B lum enzierleiste m it spielenden K in d e rn u m ra h m t, die aus F lo re n tin e r H an dsch riften e n tle h n t ist. D ie D a r­

ste llu n g d e r K re u zig u n g aber, u n d die in den R a h m e n eingefügtert drei M edaillons, C hristus

1 R. F o rr er. Ein Kalender für Matthias Corvinns mit Darstellungen gotischer Büchsenschützen. Zeitschrift für hist Waffenkunde. 1920, S. 222 bis 239, hält auch einen flandrischen Kalender für einen Corvin-Codex. Wohl mit Unrecht.

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D I E C O R V I N - C O D I C E S

auf dem Ölberg, K reu zab n ah m e u n d G ra b le g u n g sind nach dem M eister E. S. k o p ie rt1.

Diese E n tle h n u n g e n sind n ic h t n u r deshalb w ichtig, w eil sie ein L ic h t a u f die A rbeits­

m ethode der O fner W e rk statt w erfen, sondern auch desw egen, w eil sie die A n n ah m e, als ob diese H an dschrift italienisch sein k ö n nte, scharf w iderlegen. So ausgiebig u n d so vor­

behaltlos h ä tte m an in dieser Z eit in Italien deutsche K upferstiche n ic h t kopiert.

G leichzeitig m it dieser H an d sch rift m ü ß te auch das M issale des D om inicus von K álm án- csehi (65) en tstan d en s e in 2, da m e h re re B lätter desselben w enigstens in ih re n D etails fast identisch m it denen des L iechtenstein-C odex sind.

In diesen H andschriften lern e n w ir jen en h ä ß lic h en aber interessan ten G esichtstypus ken nen , w elcher in den W e rk e n der O fner W e rk sta tt allm ählich allgem ein g ew orden u n d sich be­

sonders d u rch dicke A ugenlider, gedu n sene L ipp en u nd eine g ra u g rü n e Fleischfarbe be­

m erk b ar m acht.

U ngefähr in derselben Z eit, in w elch er d er W a p p en m a le r a u ftra t u n d sich die M a le r­

w erk statt ausbildete, m u ß auch die B u ch b in d erw erk statt e in g e ric h te t w orden sein. D er einzige d atierte E inband der Bibliothek n äm lich, der W ie n e r L ucretius-C odex, trä g t die Jahreszahl 1481 (bisher falsch gedeutet). Alles zeigt d a ra u f h in , daß am A nfang d er A chtziger­

jahre bereits eine reich entw ick elte W e rk sta tt b lü h te, w o rin ein reges L eben u n d em sige T ätig k e it h errschte. Kopisten, Illu m in a to re n u n d B u chbinder w e tte ife rte n u m die Z u ­ friedenstellu ng des Königs, dessen ernste u n d au frichtig e Liebe u n d w arm e A n e rk e n n u n g ih re r A rbeit g e g en ü b er ih re n E hrgeiz im m e r m e h r anspornte.

Bevor w ir aber den w eiteren B etra c h tu n g e n in dieser R ic h tu n g folgen, w ollen w ir ein en Blick a u f die im A ufträge K önig M a tth ia s’ vollbrachten W e rk e d e r G roß m eister d e r italie­

nischen M in iatu rm alerei w erfen. D ie A nw esenheit d er K önigin Beatrix rie f ein en Z u d ra n g w enig er von neapolitanischen, als von florentinischen K ü n stle rn h e rv o r u n d zog die Be­

stellungen, bei den g ro ß en F lo re n tin e r M in iato ren nach sich, was ü b rig ens auch aus der im m er w achsenden P ru n k lieb e des Königs n a tu rg e m ä ß folgte. Seit dem E n de der Siebziger­

jahre kam en F lo re n tin e r K ü n stler, M aler, B ildhauer, A rchitekten in g ro ß er A nzahl nach Ofen. U m n u r an einige allgem ein b ek ann te T atsachen zu e rin n e rn : auch B enedetto da M ajano w a r in Ofen, 1479 k a m C h im en ti Cam iccia m it Baccio Cellini dahin. Filippino L ippi sendete M atthias vier G em älde, zw ei derselben im Ja h re 1488. A uch von Verrocchio kam en m eh re re W e rk e an, teils als G eschenk, teils gekauft, w elch letztere 148 8 bezahlt w urden. D ie S chön h eit lechzende Seele des M atth ias verfiel in dieser Z eit d er edlen u nd w eichen K unst von Florenz. W e rk e zw eiten R anges b efriedigten ih n n ic h t m ehr.

Von M iniatoren w u rd en hauptsächlich v ier F lo re n tin e r M eister beschäftigt.

A t t a v a n t e d e g l i A t t a v a n t i , d er F reu n d u n d w ahrschein lich M itschü ler Lionardo da Vincis in Verrocchios A telier, w a r zweifellos e in e r d er g rö ß te n M eister der damals

1 M. L eh rs Geschichte und kritischer Katalog, II, Nr. 30 und 201. 2 H o ffm a n n E. Középkori könyvkultúránk nehány fontos emlékéről. Magyar könyv szemle. 1925. S. 31—32 und 35—36.

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h o ch en tw ick elten F lo re n tin e r B uch k u n st \ Seine A rbeiten v e rra te n ein en gew ählten Ge­

schm ack u n d g ro ß e dekorative F ertigk eit. D e r A usdruck der G esichter ist zw ar etwas geistlos, aber seine F a rb en sind zart u n d seine F o rm en zeigen tro tz ih re r reichen Fülle stets eine leichte, v o rn eh m e Eleganz. E r erzäh lt m it e in e r gewissen k ü h len Z u rü ck h altu n g , u n d ist sich dessen im m e r b e w u ß t, daß e r in erster R e ih e D ekoratőr ist. Dieses Be­

w u ß tse in g e h t öfters a u f R e c h n u n g d er M an n ig faltig k eit seines Schaffens, insofern er sich n ic h t sehr bestrebt, seine ein m al gefu n d en e u n d langsam erstarrende M anier m it n e u e n E infallen aufzufrischen. A ttavan te arb eitete m it e in e r g ro ß en W erk statt, was ihm u n te r seinen F lo re n tin e r G enossen die g rö ß te P ro d u k tiv itä t erm öglichte. Es scheint, daß e r ein b esonderer L ieb lin g des M atth ias w ar. M it fieb erh after H ast ließ e r sich diese M eisterstücke der d ekorativen K u n st k o m m en , als ob e r g e fü h lt h ätte, daß ih m n u r m e h r w en ig e J a h re z u r F ö rd e ru n g sein er B ibliothek gegeben seien. U nd A ttav an te kam dem W u n sch des K önigs m it freu d ig ster B ereitw illigkeit entgegen. Aus seiner W e rk statt sind 5 1 H an d sch riften d er C orvina h e rv o rg e g a n g e n 2, u n te r den en sich die prunk v ollsten Stücke der gan zen B ibliothek befinden. Von den 31 k ö n n en 1 8 Bände im ganzen u n d großen als eig en h ändig e A rbeiten b e tra c h te t w eid en. W irk lic h repräsentative Stücke s in d : der M a rtia n u s Capelia in V enedig (64) jedenfalls n ach 1485, da w ir zw ischen den W appen auch das Ö sterreichs b e m e rk en ; das B ruxelleser M issale von 1 4 8 5 - 1 4 8 7 (6g) (Abb. g)$ das u n v o llen d ete R öm ische B revier (66), w o ra n der K ü n stler zw ischen 1487 — 1492 arbeitete u n d d er feine A thanasius in W ie n (67). V ierzehn Codices (68 — 80 u n d 94) k ö n n en noch als teilw eise eig e n h ä n d ig b e tra c h te t w erden, obzw ar sie b edeu ten d schw ächer sind 5 die ü brig en W e rk e sind W e rk sta tta rb e ite n , oder sie zeigen n u r die M an ier des M eisters (8 1 — 95).

E in seh r b eg a b te r V e rtre te r d er R ic h tu n g A ttavantes ist G i o v a n n i B o c c a r d i , g e n a n n t B o c c a r d i n o v e c c h i o , dessen erste b e k a n n te W e rk e aus dem Jah re i4 8 6 stam m en. In den d arauffolgenden J a h re n soll e r m e h re re W e rk e fü r M atthias geliefert haben, welche aller, n ac h d em sie später in den Besitz d er M edici ü b e rg in g en u n d h e u te deren W appen tra g e n , n ic h t m e h r zu b estim m e n s in d 3. D ie g en au e U n te rsu c h u n g der M edici-H and- schriften b rac h te auch fü r m ic h k ein w eiteres E rgebnis, aber u n te r den allgem ein b ekan n­

te n Corvin-Codices finden w ir das H a u p tw e rk des Boccardino vecchio, den W ie n e r Philo- s tra tu s (9 6 ) (Abb. 6), w elch er zw ischen i 4 8 6 1488 en tstan d en sein m u ß . E ig en tü m lich er­

weise w u rd e dieses reizendste W e rk des ju n g en Boccardi von der ganzen L ite ra tu r A ttavante zugesp ro ch en 4, tro tz d em dies offensichtlich das P ro d u k t eines an d eren T em peram entes u nd

1 Über die Florentiner Künstler siehe P. d’A n c o n a . La miniatura fiorentina. Firenze 1914. 2 Eine feine Analyse der Attavante-Codices siehe bei J. C s o n t o s i. Corvinische Handschriften von Attavante. Centralblatt für Bibliothekswesen 1886, S. 215—214. Seine Feststellung, daß in den Corvinus-Wappen der aus der Attavante Werkstatt stammenden Codices das Herzschild immer silbern ist, daß sich aber solche silberne Schilde bei keinem anderen Künstler finden, wurde in der Literatur nicht gehörig beachtet. 3 P. d’A n c o n a , z. W. II., S. 106.

4 Nur C s o n t o s i leugnet es, ohne aber den Urheber nennen zu können. Mátyás és Beatrix arcképei Corvin- codexekben. Archaeologiai Értesítő 1888. S. 211.

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DTE C O R V I N - C O D T C E S

eines anderen F orm ensinnes ist. Es ist voll frischer P h a n tasie u n d en tz ü c k e n d er .Einfälle.

Seine Gesichtstypen sind e ig en tü m lich , sogar verzerrt, u n d m an ch m al, n a m e n tlic h in seinen späteren W erken, gänzlich ausdruckslos. B ew egung u n d H a ltu n g der G estalten zeigen, Irotz dem w irklich b each ten sw erten W issen des K ünstlers, eine k ind liche U n b eh o lfen h eit, welche aber v erein t m it d e r ju gen dlichen Frische, der F arb en - u n d F o rm en fü lle der ganzen Arbeit, deren Z au b er e h e r noch erh öh en . Das ist es, was Boccardino am m eisten ch a ra k te ­ risiert u n d ih n von A ttavante am m eisten unterscheid et, dessen T e m p e ra m e n t gleich­

m äß iger ist, als daß e r verzerrte G esichtstypen zeichnen w ü rd e, u n d dessen R o u tin e g rö ß er, als daß sich seine F ig u re n so grotesk bew egen k ö n n ten , w ie zum Beispiel bei dem E in zu g des M atthias in W ie n a u f dem T ite lb la tt des P hilostratus. V ergleicht m an aber die H a n d ­ schrift betreffs der T y p e n u n d B ew egungen m it dem Brevier, w elches Boccardino fü r den späteren Papst Leo X. illu m in ie rte so ist die Id e n titä t des M eisters u n v erk en n b ar.

Von dem selben K ünstler k ö n n te das erste T ite lb la tt des P ariser Ptolem aeus (97) lier- rü h re n , welches zw ar von den ü b rig e n A rbeiten des Boccardino ziem lich abw eicht, aber viel Ä hnlichkeit m it dem P h ilo stratu s h at, w as ja n a tü rlic h ist, da beide u n g e fä h r in derselben Z eit en tstan d en sein m ü ß te n .

F ern er von A ttavantes Kreis stehen die zw ei interessantesten Illu m in a to re n dieser Zeit, das G eschw isterpaar d e l F o r a : G h e r a r d o u n d M o n t e . M an m e rk t ih re n an sp ru ch s­

volleren A rbeiten an, daß sie n ic h t n u r M in ia tu re n , sondern auch G em älde g rö ß ere n U m ­ fanges geschaffen. D ie B uchdekoration dieser K ü n stler ist reich an Gold u n d schw eren, satten Farben 5 m it V orliebe fü g en sie in ih re B lätter erzählende klein e G em älde ein, welche den E influß G hirlandajos u n d Botticellis zeigen, m it d en e n sie in ein em Falle auch zusam m en arbeiteten. Ja, sie lassen auch das S tu d iu m n ied erlän d isch er W e rk e e r ­ kennen. I h r V ortrag ist voll L ieb en sw ü rd ig k eit u n d dram atisch belebt. D ie G esichter in ih re n W e rk e n sind gefühlvoll, nervös u n d selbst bei den, den D ek o ratio n en ein g efü gten einzelnen H albfiguren von P ro p h eten , H eiligen usw. — rü h re n d ausdrucksvoll. Ih re schönste A rbeit ist die u nvollendete P ra ch th a n d sch rift d er P salm en Davids (99), d er D idym us in N ew Y ork (100) u n d der W ie n e r H iero n y m u s (1 0 1 ) (Abb. 7), beide letzteren auf das Ja h r 1488 datiert. Von denselben K ü n stlern sta m m t d er Schm uck d er T h . von A quino-H andschrift in der P ra g e r U niversitätsbibliothek, au ß e rd e m zw ei 1488 d atierte Codices in M odena (1 0 2 — 104).

Als letzten n e n n e ich F r a n c e s c o d ’A n t o n i o d e l C h e r i c o , aus dessen W e rk s ta tt sieben Corvin-Codices h ervo rg eg an g en sind. Im G egensätze zu G herardos u n d M ontes ernsten, schw eren A rbeiten sind Chericos A rbeiten voller lächelnden poetischen H elle. E r ist eine liebensw ürdige u n d spielerische P ersönlichkeit. Seine abw echslungsreichen A rbeiten fü h rte er m it d etaillierender Sorgfalt aus, o hne je kleinlich oder trock en zu w erden. Seine schönsten drei Corvin-Codices g eh ö rte n alle der K önigin Beatrix an. Das sind die H om elien

1 Firenze. Laurenziana, 17. 1. Vgl. d’A n c o n a , z. W. Taf. CH.

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des O rigenes, das P salteriu m in W o lfen b ü ttel (Abb. 8) u n d eine Ptolem aeus-R egiom ontanus- H an d sch rift in W ie n ( 1 0 5 — 107)5 die letztere w ird von H evesy im Gegensätze zu d ’Ancona dem Cherico abgesprochen u n d n a m e n tlic h »w egen eines w eiblichen Porträts«

a u f dem T ite lb la tte dem Kreise des G hirlandajo zugew iesen. D agegen s tim m t n ich t n u r d er C h a ra k te r der D ekoration u n d der T y p u s der E n gel m it den ü b rigen A rbeiten des M eisters ü b e re in (1 0 8 — 110), sondern auch der Ptolem aeus des T itelblattes en tsprich t voll­

k o m m en der F ig u r des Aristoteles aus dem M ediceischen Aristoteles der L aurenziana (108).

U nd was das »w eibliche P o rträ t« betrifft, so zeigt es keine u n b e k a n n te n Züge, sondern w ill u n v e rk e n n b a r B eatrix darstellen, d en n teils ist es ih r w irklich ä h n lic h 1, teils ist nich t an z u n eh m e n , daß m a n in das E x em p lar d er K önigin das P o rträ t ein er frem d en F rau ein ­ g efü g t h ä tte (111 — 114).

A ußer den A rb eiten der g ro ß en F lo re n tin e r M in iato ren e rw äh n e ich von den E rw e rb u n ­ g en d er letzten J a h re noch zw ei reich er geschm ückte italienische H andschriften. D ie eine, das E p ith a lam iu m des Francesco M arlian i z u r V erlobung des Johannes Corvinus m it Bianca M aria Sforza, ist eine geschickte m ilanesische A rbeit aus dem Ja h re 1 4 8 7 — 1488 (95). D ie zw eite H andschrift, der P an egyricus des Börners A lexander Cortesius ü b e r die kriegerischen T a te n des Königs M atthias ist von einem m ittelitalien isch en, w ahrscheinlich röm ischen oder u m brisch en — K ün stler illu m in ie rt (1 15).

Besonders die ältere L ite ra tu r n a n n te , a u f G ru n d h an d sch riftlich er N otizen in zwei V eronesischen Codices, u n te r den N am en der b e d eu ten d eren italienischen M in iato ren auch den des G i r o l a m o d a i L i b r i . A ber diese H an dschriften sind erstens älter, als daß sie A rbeiten des Veronesers sein k ö n n ten , der 1 4 7 4 geboren w urde, beim Tode des M atth ias also 16 Ja h re alt w ar. Z w eitens r ü h re n sie n ic h t von e in e r H and her, ja sie sind n ic h t ein m al veronesischen U rsprungs. M atthias e rw arb diese Codices, w ie es scheint, aus e in e r verkäuflichen B ibliothek u n d schon dies bezeugt, daß G irolam o dai L ib ri auf keinen Fall d e r U rh e b e r dieser M in ia tu re n sein kan n, da die E n tste h u n g dieser Codices, w enn sie vor M atth ias auch schon ein em frü h e re n Besitzer ang eh ö rten , u n g e fä h r m it dem Ge­

b u rtsja h r des K ünstlers zusam m enfällt. A uch der Stil der M in ia tu re n w eist a u f die Sieb­

zigerjahre hin . D ie sich a u f die A ttrib u tio n beziehende Notiz sta m m t ü b rigens aus einer viel sp äteren Z eit u n d w u rd e offenbar desw egen in die H andschriften geschrieben, weil sie zufällig nach V erona g elan gten , wo d er K ü n stler — der übrigens bis zu seinem

16. J a h re tatsächlich auch M in ia tu re n m alte — g ro ß en B u h m genoß (1 1 6 — 118).

N eben ih re m h o h e n kün stlerisch en W e rt v erd ien en alle diese italienischen H andschriften auch in a n d e re r H in sich t B eachtung. Vor allem erscheinen in den m eisten a u f einm al solche Em blem e, von den en w ir bish er keine S p u r e n td e c k te n : der Bienenkorb, das Faß, die S and u h r, d e r Zodiakus, der B in g , der F eu erstein u n d der D rache. Diese w u rd e n h ier offenbar n ach dem Vorbild d er E m blem e der italienischen fü rstlich en H andschriften an-

1 Namentlich dem Porträt in der Wolfenbütteier Handschrift des M. Ficinus 73, aug. Fol., vgl. Nr. 112.

(21)

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5. ATTAVANTE, MISSALE / BRUXELLES, BIBL. NAT., MS. 9008, FÖL. 9

(22)

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CU IT' 1*?f u^^ScY<*nu.\ns tvur notnme'fuccen

‘( i i n R \nrto.ruA n^ urvict* Í lern.«.?* C o m p tu m u . u o l u m t n A A tA Í e íW t t u e \c D m o - B ea m c i fi Uocl loAi n faid~W i r « lo lis a tio le ie r n t \ dedicA ssc m u s : D tim t ß ö i f t u a o i í r r A

ca tu^lonc tt5<rAg» iA. B. ficrpctiíá ejutderr* mo

6. BOCCARDINO VECCHIO, PHILOSTRATUS HEROICA / WIEN, NAT.-BIBL.

COD. LAT. 25, FOL. 2

(23)

JL*

c t L u caf E iMnoeliíVa t c / l a t u r duxti£qm tjiudem m u fti c o v u tifu n t o rd in ä re n4iMfiotK*m rc ru m e p e ír u to h is cow plcic A m t f i a u tr a d td c n m t nobtf. cjai a b u u iu u p t m d e rtm t fcrmcmcm . c t rm n ü tr a u e r n n t c i . c t pcrfcue r.intut uÍq^in p r r ír n fte m p u í t n o n ím c n tj d e d a ra n fc . ci a d u i r r f i f a u c'to n b u i* e d ita • d u jcrC m u n h e rcíu m fii ere p r i n a p u . V t c f l iflu d t ü ^ a a rg p tio s ö t '7 h o n iam ct M. -ith ia m ct B a rth o lo m e n rn . d u o d ceirn tjuckj, a pl oh, ct haftU dií atejj ap p cllcj. a c rclim io»^ cjuoj e riu m era fe

7. GHERARDO UND MONTE DEL FORA, HIERONYMUS IN MATEUM ET MARCUM / WIEN, NAT.-BIBL., GOD. LAT. 950, FOL. 2

(24)

E A T M S m

U i r : c ju i n ö '> |^

i a b u t t n c ö .% 4 K , . . . ‘Ä .

rum :et m rum non llctir; 6 c \n cathedra pcíUIcntue- non falit § cd ttv Icorciornini uoluntafetuf: Sc

inlcrre etufmcchtabttur ckrac noétltí 1 ét en t tarupam hörnt

fru<itum -r

8. FRANCESCO D ’ANTONIO DEL CHERICO, PSALTERIUM / WOLFENBÜTTEL, LANDESBIBL., COD. 59, ANG. 40, FOL. 15

(25)

D I E C O R V I N - C O D I C E S

gebracht und w enn der G edanke vielleicht au ch n ic h t von M atth ias selbst h e rrü h rte , m u ß es dem Geschmack des Königs sehr w illk o m m en gew esen sein, d er seiner E rsch ein u n g damals schon in jeder H insicht fürstlichen G lanz u n d zerem oniellen P r u n k zu geben liebte.

Diese Em blem e m och ten aber a u f ih n als sprechende u n d rep räsentativ e E lem en te ein er fürstlichen H an d sch rift g e w irk t haben. L eider sprechen diese, einst vielleicht seh r aus­

drucksvollen Sym bole h e u te vergebens zu u ns ih re n S inn k ö n n en w ir n ic h t m e h r deuten. D aß M atthias diese E m b lem e liebte, bezeugt auch, daß e r sie — w en n w ir Bon- fini glauben dürfen — auch ober den T ü re n seines Palais an b rin g e n ließ u n d daß sie von n u n an auch in den O fner W e rk e n auftauchen.

Eine w eitere auffallende E igenschaft dieser H andschriften ist das häufige A n b rin g en der P o rträts des M atthias u n d der Beatrix, nach den M edaillen des K önigspaares verfertigt.

Schließlich k ö n n e n w ir noch eine K leinig k eit beobachten. D ie W ap p en der in Italien be­

stellten oder d o rt v e rfe rtig te n H andschriften zeigen zwei einfache T y p e n , u n d zw ar die frü h e ren das des Corvinischen D ukatens (6, 10), die sp äteren das des S ilb erg rosch ens1. D ie Form ist im m er g enau, in der F arb en g eb u n g finden sich aber oft F ehler, w oraus sich schließen läßt, daß diese W ap p en nach den ü b erall in G ebrauch gew esenen M ü n z en g e­

m acht w u rd e n u n d sich d ah er n a tu rg e m ä ß an diese zw ei T y p e n h alten . G anz anders v e r­

hält es sich bei den letzten A rbeiten d er O fner W e rk sta tt, w elche die v ier F eld er des W appens in unzählig en V ariationen zusam m enstellen u n d m an aus allem erseh en k ann , daß die W o h lu n te rric h te th e it der persönlich anw esenden K ü n stler es überflüssig m achte, sich an die zwei T y p en zu k lam m ern.

Betrachten w ir aber diese letzten P ro d u k te der O fner W e rk sta tt! Vor allem ersch ein t nach 1485 ein zw eiter W ap p enm aler, der in zw ei H andsch riften (20, 157) u n d ein d ritte r, der in 20 uns e rh a lte n e n H an d sch riften das W a p p en m alte. C harakteristisch fü r den letzteren ist, daß e r fast bei allen seinen A rbeiten rechts u n d links vom W a p p en B uch­

staben M u n d A an b rin g t. D ie H an d sch rift von Besancon (1 1 9) bezeug t d u rch A bk ürzu ng s­

zeichen ü b e r beiden Buchstaben, daß sie tatsächlich M atth ias A ugustus u n d n ic h t e in ­ fach M A t t h i a s bedeuten, d a h e r n ic h t vor d e r E ro b e ru n g W iens (1 4 8 5 ) a n g eb rach t w erden konnten. Auch von diesen 20 H an d sch riften g e h ö rte n v ier frü h e r an d eren Be- sitzern an, und so w u rd e das C orvinus-W ap pen ü b e r ( 1 1 9 — 121) oder n e b en (122) das ursprüngliche W appen gem alt. In den ü b rig e n w u rd e das W ap p en in das leere W a p p e n ­ schild gesetzt (13, 17, 22, 1 2 3 — 135). D aß die E in fü g u n g des königlichen W ap p en erst in Ofen erfolgte, w ird u m so sicherer, w eil von den zw anzig Codices zw ei m it den E m en d atio n en des Vitéz versehen sind (1 2 0 , 129), also schon zu seiner Zeit in U n g a rn sein m u ß te n . Eine auffallende gem einsam e E igenschaft von fast allen diesen Codices 2 u n d von noch

1 Über die Münzen des Matthias: L. R é th y . Corpus nummorum Hungáriáé, Bd. II, 1907, Tafel 15— 16.

2 Ausgenommen die Codices Nr. 17, 119, 122 und 154; der letztere zählt aber nicht, weil er im 18. Jahrhundert neu gebunden und beschnitten wurde.

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7 w e ite ren , w ah rschein lich zu dieser Z eit e rw o rb e n e n (28, 107, 156, 158) oder im ganzen in Ofen h e rg e stellte n H an d sch riften (5, 159, 140) ist, daß sie an ih re m G oldschnitt einen farbigen g eom etrisch en oder B lum enschm uck a u fw e ise n 1. (Abb. 11.) D ie M annigfaltigkeit d er F o rm e n dieser M alereien u n d ih re F arbenfrische ist b ew u n d ern sw ert. I h r Stil ist ch arakteristisch oberitalienisch, dem sich aber solche spezifisch florentinische M otive bei­

m ischen, die in jed er H in sich t an die B lu m en o rn a m e n tik des Cherico erin n ern .

Diese G oldschnitte w u rd e n in Ofen u n d n ic h t in Ita lie n hergestellt. Als Beweis dafür diene d er U m stan d , daß d er S c h n itt von H an d sch riften aus verschiedenster Z eit u n d ver­

schiedensten G egenden aus ein u n d derselben W e rk s ta tt h erv o rg ing . D e r g rö ß te Teil dieser H andschriften sta m m t aus dem 15. J a h rh u n d e rt u n d ist florentinisch, tro tzdem — w ie ich e rw ä h n te der Stil d er b u n te n M alereien v o rn eh m lich oberitalienischen C harakter zeigt, es fin d et sich u n te r ih n e n aber in der B ibliothek von E rla n g e n (1 5 8 J auch eine typisch bolognesische A rbeit aus dem 14. J a h rh u n d e rt u n d eine neapolitanische (28). Es ist g a r n ic h t g lau b w ü rd ig , daß M atth ias die von den verschiedensten G egenden zusam m en­

g e k a u ften H an d sch riften in Ofen m it seinem W a p p en versehen läßt, sie dan n nach Italien versendet, u m ih re G oldschnitte d o rt b u n t b em alen zu lassen u n d d ann den ganzen T ra n s­

p o rt w ied er n ach Ofen b rin g e n u n d h ie r b in d en läßt. D aß aber diese B ucheinbände in Ofen h e rg e stellt w u rd e n , h a b en ausgezeichnete G elehrte schon zu r G enüge bew iesen2?

eben d a m it a rg u m e n tie re n d , daß au ch d er Stil d er E inbände ein-M ischstil ist u n d daß der E in b an d d er W en zel-H and sch rift aus derselben W e rk s ta tt h erv org ing , w ie die E inbände von flo rentin isch en, neapolitanischen u n d oberitalienischen Codices. W e n n w ir eine solche italienische S tad t voraussetzen- w ollten, in w elcher die verschiedenen W appen, Schnitte, E in b än d e g em ach t w u rd e n , m ü ß te n w ir fo lg e ric h tig z u dem E rgebnis gelangen, daß — nach­

dem ein T eil d er B ücher bestän d ig u n terw e g s w a r — die b e rü h m te, u n d vielbelesene B ibliothek des M atth ias f ü r den G eb rau ch vollständig u n zug äng lich gew esen sei. Aber vor­

ausgesetzt, daß w ir au ch noch die absurde Idee der reisenden B ibliothek akzeptieren w ollten, w elche w äre d e n n diese rätselh afte S tad t ? W ä re es m öglich, daß diese sehr ge­

fällige A rt d er B uchdekoration am fü rstlic h en 'H o fe der betreffenden Stadt keine N ach­

a h m u n g g e fu n d e n h ä tte ? w ir m üssen zugeben, daß d er neapolitanische Codex, w elchen D iom edes Caraffa d er K önigin Beatrix im J a h re 1476 schenkte, ein en blum igen Gold­

sc h n itt tr ä g t: a u f dem S c h n itt d er farbig en P e rg a m e n tb lä tte r ein feines G oldgew inde m it zarten , b u n te n R osen gem alt. A ber diese M alerei ist von an d erer Art, als die a u f den

1 In Ermangelung dieser Beobachtung setzten Th. G o t tlie b , Bucheinbände, Wien 1910, S. 8—11 und G. F u m a g a lli, L’arte della legatura, Firenze, 1915, LXIV., irrtümlicherweise voraus, daß die Samteinbände — welche aber mit wenigen Ausnahmen mit dem M A-Wappen und den bunten Goldschnitten vereint erscheinen — vor 1476 anzusetzen sind und von 1476 an Lederbände im Gebrauch waren. 2 G. R áth, Magyarországi könyv­

táblák, Budapest 1877, S. 61—98. — E. V arjú, A bécsi Udv. könyvtár kötés kiállitása. M. Könyvszemle, 1905, S. 310—315 und nach ihnen Th. G o t tlie b , z. W. S. 8—11 und P. G u ly á s, Mátyás király könyvtára, Buda­

pest, 1916, S. 32.

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10. GOLDSCHNITT DER WIENER ftEGlOÄÖNTANüS- ii. MISSALK /ROMA, VATICÄN,URB. LAT. HANDSCHRIFT / NAT.-BIBL.,COD. LAT. 44FOL. CL VIII rRÉGLET. (AUSSCHNITT)

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111 Mhethipliabue o:,mo.,

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12. MISSALE / ROMA, VATICAN. URB. LAT. n o , POL. 1

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D I E C O R V I N - C O D I C E S

S chn itten der ü b rig en Corvin-Codices u n d a u ß e r diesem ein e n trä g t kein ein ziger Codex aus d er Bibliothek der A ragonesischen K önigsfam ilie ein en äh n lic h en S c h n itt1. D e r F erra- resische Codex, G eschenk des A ndreas P a n n o n iu s (5), zeigt a u f seinem S c h n itt auch einzelne Rosen, aber keines von den B üch ern d er F erraresischen H erzoge oder d er M edici zeigt solchen b u n t b em alten G oldschnitt. A u ß erd em w a r die M ode d e r b e m a lte n G oldschnitte schon seit Ja h rz e h n te n auch in Ö sterreich u n d auch in U n g a rn b ekann t.

Aber k la re r als alles andere sp rich t d er U m stand, d aß das M . A .-W appen in ein em b estim m ten Z u sa m m en h an g m it diesen S c h n itten steht, was die Id e n titä t d e r W e rk statt, in der sie entstan d en , seh r n a tü rlic h erscheinen läßt. U n d da diese W a p p en in Ofen g em alt w urden, m üssen auch die b em a lte n G oldschnitte in Ofen h e rg e stellt w o rd en sein.

W e n n w ir diesen G edanken g ang an n e h m e n , so b e k o m m en w ir triftig e Beweise fü r den O fner U rsp ru n g des Corvinus-M issales in R om (157), da w ir a u f dem u n te re n R ande des F. CLVIII r des M issale ein g etreu es E benb ild (Abb. 10), aber kein e Kopie des Goldschnittes der W ie n e r R eg io m o n tan u s-H an d sch rift (107 ) erblicken (Abb. 11). D ie augenfällig ü b erein stim m en d e O rn a m e n tik w ird besonders d u rch die g e d rä n g t in ein a n d er- gesteckten, verschiedenfarbigen B lum enkelche, d u rch die w eiß e K o n tu rie ru n g d er B lu m en u n d der B lätter charakterisiert. A u ß e r der Ü b e re in stim m u n g m it d er O rn a m e n tik des Schnittes sprechen auch an d ere Beweise fü r den O fner U rsp ru n g des Missale. N am entlich der Z u sam m en h an g m it solchen Codices, w elche z u r E n tste h u n g sz eit des M issale schon in 'der Bibliothek w aren (die E ntsteh u n g szeit nach 148 g w ird schon d u rc h die d rin n e n vorkom m enden österreichischen W a p p en gesichert). A ttavantes B ruxelleser M issale (6g)

— w ie e rw ä h n t — ist a u f das J a h r 1 4 8 g — 1487 g e n a u zu datieren. D as Buch m u ß te also spätestens 1488 in Ofen gew esen sein. In diesem Bande m alte A ttavan te a u f F. 9.

ein prachtvolles T itelb ild zu Davids P salm en, dessen besonders auffallendes M otiv ein a u f der u n te re n u n d rec h ten L eiste des R ah m en s e n tla n g gezogenes, m it E delsteinen besetztes Band ist, welches rechts u n d links schlängelnde B lätter- u n d B lu m en ra n k en um geben (Abb. g). N u n finden w ir a u f dem ersten B latt des R öm ischen Missale, auch h ier T ite lb la tt zu Davids P salm en, im gan zen u n d g ro ß en dieselben L eisten — aber in der In terp retatio n eines K ünstlers zw eiten R anges (Abb. 12). A uch die ü b rig e n D eko ­ rationen der T ite lb lä tte r b eid er H and sch riften, insbesondere F. CCV. v. des B ruxelleser Missale u n d F. CIV. v. des R öm ischen Missale, zeigen äh nliche Ü b e re in stim m u n g e n . Aus diesen Ü b e re in stim m u n g e n k ö n n e n w ir zw ei T atsach en m it u n b e d in g te r S icherheit folgern. Erstens, daß die H an d sch rift in Ofen illu m in ie rt w u rd e, zw eitens, daß sie zw ischen 14 8 8 — 1489 en tstan d en sein m u ß , als A ttavantes M issale schon in Ofen w ar. N u n könn te m an dagegen noch ein w en d en , daß der K ü n stle r A ttavantes M issale in Florenz

1 Eine Handschrift aus der Bibliothek des Herzogs Matteo Acquaviva trägt auch einen Schnitt mit sehr ähnlichem Rosenschmuck, der Codex ist aber wahrscheinlich erst 1500 entstanden. H. J. H e r m a n n . Die Miniatur-Handschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva. Jahrb. d. Kunsthist.

Sammlungen d. A. Kaiserhauses, 1898, S. 196, Nr. 11.

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h ä tte k opieren k ön n en , aber die ganze A rt der M alerei w eist n ic h t a u f die florentinische Schule h in . Im G egenteil: die aus a rc h ite k tu ra len E le m e n te n zusam m engestellte Initiale zeigt jen en typisch oberitalienischen C harak ter, dem w ir seit dem A nfang des J a h rh u n ­ derts in der L om bardei, in d er G egend von V erona u n d später auch in F e rra ra oft begegnen. So ist auch die a u f F. CIV v dargestellte K reu zig u n g eine ausgesprochen lom bardische K om position u n d w ird w ahrscheinlich ebenfalls eine Kopie se in 1. A uf d er­

selben M in ia tu r sehen w ir ü b rig en s im H in te rg ru n d eine Stadt, dessen m it zwiebel­

fö rm ig en K uppeln bedeckten T ü rm e in Italien gänzlich u n b e k a n n t, h in g eg en typisch b u rg u n d isch sind u n d w ir finden sie auch a u f dem T ite lb la tt des g ro ß en A ntifonale des M atth ias (141). Aus dem T ite lb la tt sta m m t auch d er typisch-französische Stil des F. CLX X X V III. des R öm ischen M issale, was auch schon H evesy a u ffiel2,

l n dem R öm ischen M issale reih e n sich K opien nach B lättern oder deren D etails aus H an dsch riften , w elche von den verschiedensten T eilen Europas n ach Ofen gelangten, oder solche, d eren aus in e in a n d e r geflochtenen F ü llh ö rn e rn zusam m engestellte O rn am en ­ tik , einfachere Z ierleisten nach floren tin er, ferraresischer oder französischer Art, uns aus dem W ie n e r B revier u n d dem M issale in A gram (62, 63) des Kálm áncsehi schon w o h l b e k a n n t sind. N u r daß die O rn a m e n tik des R öm ischen M issale den sieben bis ach t Ja h re ä lte re n K álm áncsehischen Codices g e g e n ü b er bereits einen Verfall zeigt, der sich aus der N a tu r d e r frem d en k ün stlerischen Stile von selbst ergibt.

A uf der w eiteren Suche nach H and sch riften, w elche aus d er O fner W e rk sta tt hervorgehen k o n n te n , stoßen w ir noch a u f einige, w elche u n te re in a n d e r gem einsam e Eigenschaften zeigen, in ih re m M ischstil V erw andtschaft m it dem R öm ischen M issale aufw eisen, h in ­ gegen von den P ro d u k te n aller a n d e re r M in iatu rm alersch u len ab weichen.

Als erstes n e h m e ich das W ie n e r A ntifonale (141) vor, von dem ich n u r m it Vorbehalt ein ige W o rte zu sagen wage. W ie schon E. V arjú feststellte, finden sich in der H a n d ­ schrift A rbeiten von zw eierlei Schulen v o r3. D ie M in ia tu re n auf F. i. r u n d F. 7. r zeigen oberitalienische A rt h e r u n d sind denen d e r O fner W e rk s ta tt seh r verw andt. D e r Stil des ü b rig en Schm uckes d er H andschrift, n a m e n tlic h der der g ro ß en Initialen, ist niederländisch. (Abb. 13.) D ie un zäh lig en , ziem lich stillosen, k lein en In itialen könn ten jenseits d e r Alpen, wo im m e r en tstan d en sein, erw ä h n en sw ert ist aber der U m stand, daß m an in der G In itiale a u f F 11. die u n g arisch en Balken g e w a h r w ird. Es m u ß aber zugegeben w erden , daß sich in dem Buche a u ß e r diesem W ap p en welches auch ein

1 Eine auffallend verwandte Komposition findet man auf einer lombardischen Holzschnitzerei, vgl. F. M a la g u z z i- V a le r i. Due intagli in legno di scuola lombarda. Rassegna d’ arte. 1906, S. 160. * Z. W. S. 76. Das Römische Missale hat zuerst Schönherr in die Untersuchungen über die Ofner Werkstatt einbezogen. Ausführlicher be­

faßte sich H e v e s y damit. Daß das Kopieren der Motive aus den Corvinischen Handschriften in Ofen Sitte war, hat schon G o t t l ie b bemerkt, als er feststellte, daß auf F. 124 v der Kálmáncsehi-Handschrift in der Sammlung Reatty, ein Fries des Wiener Philostratus kopiert ist. (F r a k n ó i-G o ttlie b . Manuscripts enluminées d’un prélat hongrois ä la Bibliothéque Beatty ä Londres. 1922.) 3 E. V a rjú , Két Corvin kézirat. M. Könyvszemle.

1908, S. 7.

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5- ANTIPHONALE / WIEN, NAT.-BIBL., COD. LAT. 1769, FOL. 18

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