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1-3: István Kertész in der Forschung

In document Zur Sozialpolitik der Attaliden (Pldal 8-13)

Auf dem Gebiet der klass. Altertumswissenschaft betätigen sich auch in Ungarn viele renommierte Forscher. Hier arbeitet bald seit vierzig Jahren István Kertész (Jahrgang: 1942), der – vor allem als Forscher des Hellenis-mus und der griechischen Sportgeschichte – zahlreiche Bücher und Aufsätze verfasst hat, wobei er den menschlichen Aspekten seines jeweiligen Themas stets besondere Aufmerksamkeit widmete.

II.1: Der persönliche Lebenslauf

Wie jeder spätere Gelehrte war István Kertész einst Student: er studierte an der Eötvös Loránd Universität zu Budapest (ELTE), die damals mit ihren

* Für die Überprüfung des deutschen Textes bin ich meinem Freund Dr. Alfred Schmid (Assistent am Seminar für Alte Geschichte – Universität Basel) zu Dank verpflichtet.

namhaften Dozenten und Professoren den Titel der ersten Universität von Ungarn noch mit Recht führen konnte. Hier promovierte er im Jahr 1969 und habilitierte sich ebendort im Jahr 2001.

Die Fächer, die der junge Kertész an der Universität lernte, waren Geschichte, Latein und Literaturgeschichte. Als Spezialgebiet beschäftigte er sich mit Altertumskunde, und mehrere Jahre lang hat er auch Griechisch gelernt. Bei seinen Universitätslehrern, vor allem dem ebenso kundigen wie bescheidenen István Hahn, konnte er die damaligen Methoden der altertums-wissenschaftlichen Forschung von Grund auf erarbeiten. Nach Absolvierung seines Studiums ist er zum Hilfsassistenten an der oben genannten Universität ernannt worden, wo er danach, verschiedene Dienststellungen versehend,1 weitere 36 Jahre lang tätig war.

Auf Anregung von István Hahn (1913–1984),2 wandte sich der junge Kertész schon zu Beginn seiner Laufbahn den Fragen des Hellenismus zu.

Innerhalb der hellenistischen Epoche hatte er schon früh die Geschichte des Pergamenischen Königreiches zum Schwerpunkt seines Forschungsin-teresses gemacht. Von diesem Forschungsfeld ausgehend, wandte er später immer größere Aufmerksamkeit an die komplexe Problematik von Kriegs-führung und Heerwesen der Antike. Neuerdings, seit dem Beginn der 90-er Jahre, betätigt er sich vorwiegend im Bereich der antiken Sportgeschichte, die Dank mehrerer Bücher und Aufsätze, die er dem Thema des griechischen Sports Jahr für Jahr widmet, im vergangenen Jahrzehnt intensiv ausgeleuch-tet worden ist.

II.2: Die Forschungstätigkeit

Die Idee, Forscher zu sein, dann die Verwirklichung der Idee, konnte somit István Kertész seinem früheren Professor und zu jener Zeit dem Vorsitzenden des Seminars für Alte Gesichte an der ELTE-Universität, István Hahn verdanken. Gleichfalls von diesem seinem Gönner, der schon damals legendären Lehrerpersönlichkeit Hahn, erhielt der junge Forscher Anregung und unentbehrliche Förderung während der ersten Schritte auf seiner Bahn. In den Lehrjahren eines Universitätsassistenten konnte er auch

1 Nach dem Jahre 1982, als er die Kandidatur-Würde erworben hatte [CSc = Candidatus scientiarum], wirkte er als Dozent an der Eötvös Loránd Universität zu Budapest (ELTE).

Nach der Habilitation (im Jahre 2001) wurde er zum (ordentlicher) Professor ernannt.

2 Zu seiner Leistung als Altertumsforscher siehe bes. den folgenden bibliographischen Hinweis in einem Sammelband: Wissenschaftliche Tätigkeit von Professor István Hahn. In:

Gedenkschrift István Hahn, Annales – Universitatis Scientiarum Budapestinensis de Rolando Eötvös nominatae. Sectio historica. Tom. XXVI, Budapest 1993 (hrsg. von Gy.

Németh; Aufsätze auf Deutsch, Englisch und Französisch), S. 271ff.

die freundliche Unterstützung der älteren Kollegen des Seminars genießen;

er promovierte mit seiner Inaugural-Dissertation über Die Religionspolitik der Attaliden zur Zeit der selbständigen Pergamenischen Staates 283-133 v.

Chr.3 im Jahre 1969.

Die Religions- und Kriegsgeschichte des Hellenismus: Diese Fragen haben früh das Berufsinteresse von István Kertész erregt. Der damals vor allem von der historischen Leistung der Pergamenischen Staat angezogene junge Forscher4 interessierte sich aber immer stärker auch für den Vorgang des Zusammenstoßes der Hellenistischen mit der Römischen Welt (diese Probleme sollten ihn auch in den späteren Jahren ständig beschäftigen). In der Absicht, hier ein adäquateres Verstehen zu erreichen wurde der größte Teil seiner Abhandlungen in diesem Zusammenhang geschrieben. Nach seiner CSc-Dissertation über Die politische Rolle von Pergamon in dem Verbindungssystem zwischen Rom und der Hellenistischen Welt,5 die im Jahre 1982 verteidigt wurde, hat István Kertész noch eine Reihe von Aufsätzen über das Pergamenische Reich geschrieben. Die wichtigsten sind in diesem Sammelband gedruckt.6

Im Jahr 1983 hat dann ein Buch von Kertész das Tageslicht erblickt (A hódító Róma [Roma die Eroberin]), das sich im Kreise auch eines breiteren Publikums erfolgreich behaupten konnte.

Die darauf folgenden Bücher von István Kertész sind größtenteils den komplexen Fragen der antiken Kriegsgeschichte gewidmet: Ókori hősök, ókori csaták ([Antike Helden, antike Schlachten]; 1985),7 Antik harc-mezőkön ([Auf antiken Schlachtfeldern]; 1989),8 A görög-perzsa háborúk ([Die griechisch-persischen Kriege]; 1990) und Nagy Sándor hadinépe ([Das Heervolk Alexanders des Großen]; 1991)9.

3 Auf Ungarisch: Az Attalidák valláspolitikája a pergamoni állam önállóságának korában.

4 Siehe z. B. Das Religionsleben von Pergamon und seine politische Bedeutung. In: Huma-nismus und Menschenbild im Orient und in der Antike. Halle-Wittenberg 1977; S. 201–211.

5 Auf Ungarisch: Pergamon politikai szerepe Róma és a hellénisztikus világ kapcsolat-rendszerében.

6 Siehe dazu bes. Von Apameia bis Brundisium (Kapitel aus der Geschichte der Beziehungen von Rom und Pergamon) Annales Sectio Classica 1982–1985. (IX–X). 79–93; Zur römi-schen Außenpolitik, KLIO Band 68.2. (1986), S. 582–585. und Pergamon und die Strategie des römischen Imperialismus – Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae XXIII./1–

4. Budapest 1990–1992; S. 247–253.

7 Neudruck: 1999.

8 Neudruck: 2000.

9 Vgl. dazu: The Roman Cohort Tactics – Problems of Development, Oikumene 1 (1976), 89–

97 und: Söldner im hellenistischen Pergamon, In: Soziale Randgruppen und Außenseiter im Altertum. Hrsg. von I. Weiler unter der Mitwirkung von Herbert Grassl. (1988), S. 129–

135.

Mit diesen, in volkstümlicher Form geschriebenen, aber auf Fach-kennerschaft gründenden Werken, wollte der Verfasser vor allem den Ansprüchen der Jugend entgegenkommen, einer Altersklasse von 18-25, die an Fragen der Kriegsgeschichte (so auch am Thema der Kriegskunst von Griechen und Römern) ein reges Interesse nahm.

Ein breites Publikum konnte auf diese Art und Weise mit den neuesten Ergebnissen der Forschung bekannt werden. Die in popularisierender Form gegebenen Beschreibungen, die auf den Seiten der Bücher von István Kertész stets mit einem kompromisslosen wissenschaftlichen Anspruch verbunden blieben, dienten so auch der Vermittlung der Thesen des Verfassers, die – durch die fremdsprachigen Publikationen – auch in der internationalen Forschung rezipiert wurden.

Nach langjährigen Vorarbeiten10 erschien vor einigen Jahren ein Buch von István Kertész über ein in Ungarn lange Zeit vernachlässigtes Thema:

eine knappe Gesamtdarstellung über die Geschichte des Hellenismus:

Hellénisztikus történelem [Hellenistische Geschichte], História könyvtár, Monográfiák 13 MTA Történettudományi Intézete [Historisches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften], Budapest 2000. Grundlage des Buchs bildet die einer deutschen Habilitationsschrift entsprechende Arbeit des Verfassers, die 1999 von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest angenommen wurde (das Werk stellt eine leicht umgearbeitete und teilweise ergänzte Version dieser Arbeit dar). Die Monographie behandelt allerdings nicht, wie der Titel vermuten ließe, einfach die Geschichte des Hellenismus, sondern konzentriert sich auf wichtigste Problembereiche der Epoche, während andere Gesichtspunkte, wie wirtschaftliche, gesellschaftliche oder kulturgeschichtliche Aspekte, nur ergänzend behandelt werden.11

Aus den Vorarbeiten des Werks über die große geschichtliche Epoche des Hellenismus sind die folgenden Aufsätze in das vorliegende Buch aufgenommen: Ptolemy I and the Battle of Gaza und Bemerkungen zum Kult des Demetrios Poliorketes. Dazu kommen noch etliche Schriften, die sich mit den Fragen des Pergamenischen Reiches beschäftigen: Der Telephos-Mythos und der Telephos-Fries; Sabazios-Kult in Pergamon; Von Apameia bis Brundisium; Pergamon und die Strategie des römischen Imperialismus;

Söldner im hellenistischen Pergamon; Zur Sozialpolitik der Attaliden; Die Darstellung von Attalos I. in der antiken Geschichtsschreibung und zuletzt The Attalids of Pergamon and Macedonia.

10 Siehe dazu die – auch in diesen Band aufgenommene – Untersuchung von I. Kertész, Zur Sozialpolitik der Attaliden, Tyche (Beiträge zur Alten Geschichte, Papyrologie und Epigraphik. Wien 1992), 133–141.

11 Ausführlicher dazu G. Szlávik, Althistorische Forschungen in Ungarn von der zweiten Hälfte des Jahres 2000 bis Ende 2001 [Zweiter Bericht], Tyche 2002, 175–184; S. 176ff.

Diese Themen standen im Mittelpunkt seiner Forschung. Doch beschränkte er sich nicht auf die Geschichte des Hellenismus: In einem anderen, in Ungarn ebenfalls lange vernachlässigtem Gebiet, im Feld der antiken Sportgeschichte, kann Kertész ebenfalls bedeutende Ergebnisse aufweisen. Auf der Basis früherer Untersuchungen und langjähriger Vorarbeit wurden von ihm im Jahr 1996 bzw. 2001 zwei Bücher in Budapest veröffentlicht: Az ókori olümpiai játékok története ([Die Geschichte der antiken Olympischen Spiele]; 1996)12 und A görög sport világa ([Die Welt des griechischen Sports]; 2001).

Da István Kertész in den letzten Jahren mehrere fremdsprachige Aufsätze veröffentlicht hat, konnte sein Name in Ausland auch als Sporthi-storiker in relativ kurzer Zeit bekannt werden. Die folgenden Aufsätze sind in das vorliegende Buch aufgenommen: Schlacht und „Lauf” bei Marathon – Legende und Wirklichkeit; Some Notes on Inscription IvP. No. 10-12;

„Pleres de oikos hapas stephanon”; New Aspects in the Connections between Macedonia and the Ancient Olympic Games; The First Female Olympic Champion; Rulers and Horses in Hellenistic Pergamon; Philip II the Sportsman und The Integrating Role of Sport in the Hellenistic World.

II.3: Die lehrende Tätigkeit

Mit ein wenig Übertreibung: bald ein halbes Jahrhundert ist nun István Kertész an den verschiedenen Universitäten als Lehrbeauftragter tätig.

Während dieser langen Zeit hat er Generationen von Studenten in der Geschichte des klassischen Altertums unterrichtet. Als er Anfang der 90-er Jahre (1992) auch in die Semmelweis-Universität berufen wurde (die SOTE ist eine medizinische Universität, die auch eine selbständige Fakultät für die körperliche Erziehung hat), fand seine lehrende Tätigkeit ein neues Feld. Im Kreis seiner neuen Studenten an der SOTE hat Kertész, ausgerüstet mit den Erfahrungen an der Eötvös Loránd Universität, wahre Pionierarbeit geleistet.

Von dieser Zeit an hielt er es auch für seine Aufgabe, einen neuen Fachbereich, das griechisch-römischen Sportleben, in sein Lehr-Repertoire aufzunehmen.

Dieselbe Art von Pionierarbeit konnte István Kertész im Historischen Institut der Pädagogischen Hochschule in Eger (Erlau) leisten, wo er seit 2000 tätig ist, und wo er nach dem Beschluß der Institutionsleitung die allgemeine Verantwortung für das Niveau der Lehrtätigkeit

12 Neudruck: 2002. Das Buch wurde auch auf Englisch veröffentlicht: The History of the Ancient Olympic Games. Textbook for the students of the Hungarian University of Physical Education. Budapest 1999. – Ausführlicher dazu G. Szlávik, Althistorische Forschungen in Ungarn von der zweiten Hälfte des Jahres 2000 bis Ende 2001 [Zweiter Bericht], Tyche 2002, 175–184; S. 181.

Römische Antike erhielt. Zum treffenden Beleg seiner langjährigen Tätigkeit als Lehrer kann sich István Kertész in dem oben genannten Institut, das mittlerweile den Rang einer Universitätsfakultät gewonnen hat,13 heute die Aufgaben des Unterrichts mit sechs einstigen Schülern teilen.

Über seine Tätigkeit als Lehrer möchte man sagen, daß er sein Amt stets im eminenten Bewusstsein der Pflicht versehen hat. Für seine Schüler schien er immer der solide Forscher und Lehrer zu sein. Aber die Kenntnis der Antike wurde bei ihm nicht selten zum Dienst an der Gegenwart – wie bei seinem Lehrer, bei dem von Generationen von Studierenden mit Recht geliebten und bewunderten István Hahn. Kurz: Wenn einmal eine Liste aller von István Kertész betreuten Diplomarbeiten vorliegt, wird es für die nächste Generation erst wirklich deutlich werden, in welchem Ausmaß er mit seinen Ideen Studenten inspiriert hat.

III.1-3: Im Feld der internationalen Forschung –

In document Zur Sozialpolitik der Attaliden (Pldal 8-13)