• Nem Talált Eredményt

Die Fehler und Mängel, die der officielle Bericüt an sich trägt, liegen in der Stellung dér Bedaction und in ihrer sicherlich nicht erhebenden Geschichte. Die Redaction war vereinsamt und auf eine einzige Person beschränkt. Mochte diese sein wer immer, und mochte sie der Glanz eines besonders ausgezeichneten, wissenschaftlichen Namens umgeben, wenn sie so wie ich, vereinsamt geblieben wäre, würde sie sicher in die gleich schiefe Stellung

gerathen sein. Bei früheren Gelegenheiten hatte man um den Redacteur ein Repräsentationscomitd, einen Rath gesetzt, der aus den verschiedensten Kreisen der Industrie, der Kunst und Wissenschaft und endlich der höchsten Staatsämter gewählt war, und wenn dieser Rath auch wenig zu rathen hatte — denn in letzter Instanz wird ein solches Werk doch immer nur durch die Thätigkeit des Redacteurs bestimmt —' so hatte er doch die Aufgabe zu vertreten, ein Gesammtinteresse zu repräsentiren und damit zu gleicher Zeit ein Gesammtinteresse hervorzurufen.

Auch darf man eines nicht unterschätzen. Der Ehrgeiz der Menschen ist keineswegs so verdammenswürdig, wie man oft glaubt. Ist der Ehrgeiz ein Mittel, eine gute und schöne Sache zu befördern, so ist es sicherlich keineswegs unberechtigt, wenn derjenige, der das Gute und Tüchtige leistet, wenigstens diese oder jefie Hoffnung daran knüpft und die Erfüllung derselben erwartet. Ein solcher repräsentativer Körper, wie er bei früheren Gelegenheiten dem Redacteur zur Seite stand, liess nun wenig-stens annähernd erwarten, dass Hoffnungen und Wünsche, seien sie auf diese oder jene Auszeichnung gerichtet, möglicher Weise erfüllt werden könnten. Diese Vortheile hatte man mir gänzlich entzogen. Ich stand allein und es nahm sehr oft den Charakter an, als ob man, wenn ich Einen oder den Anderen aufforderte, am Berichte mitzuarbeiten, als ob man mir einen persönlichen Gefallen zu erweisen hätte.

Am officiellen Berichte über die Weltausstellung 1873 arbei-teten 113 hervorragende Schriftsteller und reich begabte Indu-strielle mit. Es ist gewiss nach den Verhältnissen, die ich ge-schildert, nach den traurigen Erfahrungen, die ich und die die Herren Berichterstatter gemacht haben, nur ein Glück und ein Segen für Oesterreich, dass es eine solche Zahl aufopferungs-fahiger und interesseloser Menschen besitzt. Ich zweifle keinen Augenblick, dass die Zahl eine noch grössere ist. Im officiellen Berichte aber erscheint die angegebene Summe, und wenn dieses Werk ein Denkmal des Glanzes der Weltausstellung ist, so ist es sicher auch ein ehrendes Zeugniss für eine grosse Reihe aus-gezeichneter Menschen und, was mehr noch bedeutet, ehren-werther Charaktere. Freilich, ehe ich diese 113 Männer gefunden

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hatte, war es nothwendig geworden, mehr als 300, sicher aus dem eben angegebenen Grunde, überflüssige Einladungen ergehen zu lassen. Regelmässig erhielt ich zuerst abschlägige Antworten, die zumeist von Seiten der österr. Industriellen mit der kurzen und bündigen Erklärung schlössen, dass sie für eine literarische Thätigkeit weder Interesse noch Zeit hätten. Und ich wollte in erster Richtung einmal im officiellen Berichte der vaterländischen Industrie Raum verschaffen für ihre Wünsche und für den Aus-druck ihrer Meinungen. Die Arbeiten der Diletanten haben auf dem industriellen Gebiete selten einen -besonderen Erfolg gehabt.

Ich will mich nicht hier auf Beispiele aus früheren Zeiten berufen, aber wer die Literatur der Weltausstellungen und insbesondere der officiellen Berichte kennt, der wird mehr als einen beweisen-den Beitrag dafür herbeischaffen können. Ich war oft erstaunt, dass die österreichische Industrie meine Absicht so wenige begriff und in seltenen Fällen würdigte. Es lag nicht daran, dass der Industrielle und der Geschäftsmann sich hinter der Ausflucht verschanzen konnte, er sei kein Schriftsteller, sondern Praktiker.

Dafür hatte man ja einen Schriftsteller zum Redacteur ernannt, dass er die Mängel der schriftstellerischen Fähigkeiten dort, wo gediegene Erfahrung und praktische Kenntniss sich ihm bietet, ergänze und ausgleiche. Ich danke zahlreichen Indu-striellen eine Reihe der besten Berichte, und ich darf wohl sagen, dass auch nicht Einer nöthig hatte, sich zu beklagen, dass ich mit der nothwendigen Hilfsarbeit für stilistische Repräsentation Schwierigkeiten erhoben habe. Darum war für mich der Sturm, den Eitelkeit und Gedankenlosigkeit gegen den Bericht „Schaf-wolle und Schafwollwaaren" herauf beschworen hatte, so tief verletzend. Der Mann, der die ganze Angelegenheit anregte, Herr G o m p e r z , war der erste, der in kurzen und bündigen Worten die Arbeit für den Bericht ahlehnte. Der Mann, den Seine Excellenz der Herr Handelsminister endlich mit der Auf-gabe betraute, einen, wie man sagt, ehrlicheren, d. h. vielleicht schmeichelhafteren Bericht über Schafwollwaaren zu schaffen, Herr Hofrath M i g er ka, hat, als ich ihm meine beengte Lage in Betreff des Schafwollberichtes vorstellte, meine Einladung einfach abge-lehnt. Es war mir freilich diese Ablehnung noch angenehmer

als die Forderung, die er an mich stellte, als ich ihn aufforderte, die social-politischen Bildungsmittel zu arbeiten, um, wie ich er-klärte, dem Wunsche des Herrn Handelsministers nachzukommen, aus der Mitte des Ministeriums einige Mitarbeiter am officiellen Berichte nennen zu können. Damals wünschte Herr Hofrath Mi-g e r k a sehr trocken, dass ich ihm das Material zusammenstellen und übergehen möchte. Ich habe auf solche Mitwirkung ver-zichtet und den Bericht selbst verfasst.

Unter jenen Männern aber, welche man in der Polemik gegen den Schafwollbericht so oft als die berufenen Bericht-erstatter hervorkehrte, stehen in erster Reihe die Handels-kammersecretäre. Ich habe mich an Viele gewendet und von allen abschlägige Antworten erhalten. Nur von Einem nicht.

Das war der Secretär der Reiehenberger Handelskammer Herr Dr. H a l b i c h . Schon im April d. J. 1873 nahm er meine Ein-ladung, den „Bericht, 'Schmuckfedern und künstliche Blumen"

, Gruppe V, Section 10 und „die nationale Hausindustrie" Gruppe X X I zu- arbeiten, an. Als ich das Vergnügen hatte, denselben im Monate Juni oder Juli in Wien zu sprechen, versicherte - er mir die glücklichen Fortschritte seiner Arbeit. Als ich im

October nach einem der Berichte mich erkundigte, erhielt ich ein Schreiben, in welchem Herr Dr. H a l b i c h mir anzeigte, dass er keine Zeit habe, weder den einen noch den andern Bericht zu arbeiten. Ich arbeitete in Folge dessen die " beiden Berichte nach theils selbst gesammeltem Material, theils dem mir von Herrn Dr. H a l b i c h bereitwilligst eingesandten gesammelten Stoff, bestehend aus einer Reihe von Geschäftsannoncen und gedruckten Empfehlungskarten von Blumenfabrikanten und Blumenhändlern.

Ich muss dies hier erwähren, um mich wenigstens zu entschul-digen, dass in dem, in meiner Person von Seite des hohen Handels-ministeriums so arg verurtheilten, officiellen Berichte so zahlreiche Berichte von mir selbst noch als amtliche Berichte anerkannt werden*). —

' *) Auch bitte ich hier Se. Excellenz um Entschuldigung, dass mein Schaf-wollbericht, den er als der Industrie schädlich verurtheilte, in dem officiellen Bericht über die Landwirthschaft des hohen Ackerhauministe-riums so achtungsvoll citirt wird und der Berichterstatter dort erklärt:

' Hr. Prof. Richter meint ganz dasselbe wie wir.

Einen eigentümlichen Einfluss übte endlich noch meine vereinsamte Stellung auf eine zahlreiche Menge von Journalisten, die durch das Eingehen von mehr als 100 Blättern in Wien nach der Börsenkatastrophe brotlos geworden sind. Sie haben sich alle bei mir gemeldet, und gar merkwürdige, unsichere Existenzen und eatilinarische Gestalten lernte ich kennen. Man trat von

dieser Seite einfach mit den Worten „Sie müssen" oder „Sie können ja gar nicht" u. dgl. mehr an mich heran. Dieser Classe gegenüber sicherte mich die Haltung Seiner Excellenz des Herrn

Handelsministers. Er hatte ausdrücklich jede Zahlung eines Be-richterstatters ausgeschlossen und dem entsprechend war es auch mir nicht gegönnt, die sich mir so bereitwilligst anbietenden Kräfte zu benützen. Nur Einen aus dem Kreise dieser auch in Wien von der zahlreichen achtbaren Journalistik verpönten Kategorie von Menschen war ich gezwungen, mit einem Berichte zu betrauen.

Sein Name mag vergessen sein. Er stellte sich mir mit einer Reihe von ausgiebigen Artikeln über Arbeitsmaschinen vor, er-klärte seine Interesselosigkeit, verzichtete von vornherein auf ein Honorar, berief sich auf zahlreiche hervorragende Aussteller, die ihm mitgetheilt hätten, dass ich von vielen anderen Seiten in Betreff der Arbeitsmaschinen abschlägige Antwort erhalten hätte.

Ich durfte nicht mehr zögern, denn ich konnte Ende September kaum mehr hoffen, eine bessere Kraft zu finden, ich liess mich durch die grosse, aufopferungsfähige Haltung leider täuschen.

Als ich im November in Prag eintraf, folgte mir ein Dutzend Briefe von Seite anderer Berichterstatter und von Seiten zahl-reicher Aussteller, die mir Schreiben vorlegten, in denen der so ehrenvoll auftretende Journalist seine Rechnungen präsentirte, u. z.

Rechnungen über Papier, auf das er den Bericht über die Firma X. und Y. schreiben werde, über Tinte und endlich über Zeich-nungen, oft in dem ansehnlichen Betrage von 60—80 fl., die er bat, von Seite der Aussteller schleunigst zu begleichen. Ich muss gestehen, dass es nur eines einzigen Briefes bedurfte, um diesen Herrn seiner Thätigkeit vollständig zu entheben und die Sache wieder rückgängig zu machen. Doch theilte ich diese Verhältnisse dem löblichen Administrationsrath mit und machte darauf aufmerksam, dass ich den viel gerühmten und

ausge-zeichneten Werkzeugfabrikanten P a p s t in Ottakring einmal für die Berichterstattung eingeladen hätte, aber „wegen Mangel an Zeit" eine ablehnende Antwort erhielt. Vielleicht, so meinte ich, würde ein Ansuchen von Seite des hohen Handelsministeriums besseren Erfolg haben. Ich erhielt umgehend die Antwort, dass Herr P a p s t dem h. Ministerium nach Schluss der Ausstellung be-reitwilligst zugesagt, was er mir noch während der Ausstellung wegen Mangel an Zeit abgeschlagen hatte.

Ich habe dies bald erkannt und wollte wenigstens den Herrn Berichterstattern zeigen, dass ich bereit bin, für alle Forderungen einzutreten. Es wurden nur sehr bescheidene gestellt. — Ich habe mündlich und schriftlich Seine Excellenz den Herrn Handels-minister um die Erfüllung dieser Forderungen gebeten und wieder-holt aufmerksam gemacht, dass man doch auch denen, die so hin-gebend arbeiten, die Auszeichnung verschaffen möge, einmal Seiner Majestät, wie es fast jedem Aussteller gegönnt war, vor-gestellt zu weiden Seine Excellenz der Herr Handelsminister hat mir in dieser Richtung Alles versprochen, aber leider gar nichts gehalten. Ob heute noch meine schriftlichen Eingaben aus früherer Zeit werden beachtet werden, muss ich nun freilich nach den Er-fahrungen, die ich in Betreff von Anerkennung und freundlicher Dankbarkeit für geleistete Dienste gemacht habe,' bezweifeln.

Allein nicht blos bei den Personen, sondern auch in die Sache drängte sich das Verhältniss der ungünstigen Stellung der Redac-tion. Es ist nichts natürlicher, als dass bei einer literarischen Arbeit, welche den Namen des Verfassers dem Publicum nennt, jeder Verfasser in seinem besten Gewände und vollkommen ent-wickelt sich zeigen will. Die Kunst der Beschränkung im Stile ist eine sehr wenig verbreitete, und Berichte, wi6 die eines Dr.

P e e z , eines I n a m a S t e r n e g g , eines Z e m a n n , Ludwig G l o g a u , Alfred K l a r , M i g o t t i u. s. w. werden jeder litera-rischen Erscheinung jals mustergiltige Arbeiten einverleibt werden können. Ich hätte nun freilich gewünscht, dass in jedem einzelnen Berichte das gleiche Mass zur Geltung gekommen wäre. Ich habe es auch für möglich gehalten und habe im Verlagsvertrage die Bogenanzahl des ganzen Werkes auf 150 Bogen festgesetzt. Allein ich war zu schwach, die Ausdehnung hintanzuhalten. Ich durfte

•mit meinen Vorstellungen gegen zu grosse Erweiterung der Be-trachtungen nur sehr vorsichtig auftreten, denn, wie bereits erwähnt, die Arbeit erschien doch zum grössten Theile wie ein mir gelei-steter Dienst und musste auch so erscheinen, nachdem um die Herren Berichterstatter niemand Anderer als ich sich kümmerte, ja indem geradezu von anderer Seite nur Schwierigkeiten gemacht worden sind. Darum erhielt ich gar manchen Bericht mit dem ernst gemeinten Wunsche, „auch nicht ein Wort an demselben zu streichen". Daraus giengen einzelne Berichte hervor, die, wie ausgezeichnet sie an sich auch sind — und sie sind als solche allgemein anerkannt worden, — die dennoch den Rahmen eines Ausstellungsberichtes weit übersteigen. Sie sind zu Lehrbüchern oft angechwollen und entzogen sich dadurch ihrer eigentlichen Zweckbestimmung. Ich meine damit nicht die umfassenden Ar-beiten über Gruppe XXVI, die mit voller Absicht so ausgedehnt behandelt worden ist, weil man in früheren Zeiten auch für das Unterrichtswesen, ähnlich wie für die wissenschaftlichen Instru-mente, die nebensächliche und ganz unklare geographische Ab-gränzung der Länder zur Basis machte, während wir zum ersten Male bei diesen die Art der Instrumente, bei jenen den Gegen-stand des Unterrichtes zur Grundlage nahmen und erst in diesem Rahmen die einzelnen Länder als Unterabtheilungen einfügten.

Auch war es ein von allen Seiten bereitwilligst erfüllter Wunsch des Herrn Unterrichtsministers, diese Gruppe so ausführlich zu behandeln, dass sie der Thätigkeit des Ministeriums möglicher-weise Nutzen bringe. Wir sind ja von anderer Seite in dieser Weise nirgends ermuthigt worden. — Ich meine auch nicht die Berichte über Gruppe X V I Militärwesen. Auch diese Gruppe musste ausführlich zur Darstellung kommen, weil mit Ausnahme flüchtiger Betrachtungen über Waffen in früheren Berichten nicht nur Oesterreichs, sondern auch anderer Staaten das Mili-tärwesen vollständig unbeachtet blieb, und auch diesmal das Pro-gramm des Berichtes für Deutschland geradezu erklärte, über diese Gruppe keinen Bericht zu erstatten. Ein ähnliches Ver-hältniss hat es mit der Gruppe XIII, Maschinenwesen, für welches Gebiet selbst in dem vortrefflichen Berichte Oesterreichs über die Ausstellung 1867 die „Maschinenbestandtheile" ebenso übergangen

sind, als im Gebiete der Textilindustrie Rauh- und Kürschner-waaren u. dgl. mehr.

Im Uebrigen gab der etwas weiten und breiten Ausführung mancher Section und mancher Gruppe der Plan der Redaction in Betreff der Ausgabe des officiellen Berichtes selbst Veranlassung, wie ich gleich zeigen will, und es zeigte sich auch hier, wie sehr wahr L u t h e r ' s Ausspruch ist:

„dass jed' Ding zween Handhaben habe."