• Nem Talált Eredményt

Seitdem der französische Bauernsohn und spätere Leibarzt Ludwig XV.

F r a n z Q u a i s n a i s , in einem Dachstübchen im LustSchlosse zu Versailles seine „Beiträge zu den Werken der Encyklopädisten" schrieb, dann die

„Tableau économique avec son explication" und zugleich die „Maximes générales de gouvernement économique d'un royaume agricole", da drang der Gedanke, den früher schon Franzosen und Engländer ungehört ausgesprochen hatten, der Gedanke, dass „alle Dinge in der Welt ursprüngliche Producte des Bodens sind, und alle darauf zurückgeführt werden müssen", wie J e a n A s g i l l sagt, auch allgemeiner in die Kreise der Wissenschaft, wie er längst die Vor-stellungen der Menschen beherrscht hat und immer beherrschen wird. Der Wiener W eltausstellung gab er geradezu einen ganz bestimmten Charakter, denn waren die Landwirthschaft und die Producte des Pflanzenreiches unmittelbar nach den Mineralien und Metallen in die Gruppenordnung als zweite Gruppe eingereiht, wie um als eine Basis aller Industrie, Kunst und Wissenschaft zu erscheinen, so war auch die Art der Vertretung derselben eine früher noch nicht gesehene, durch und durch mit allen Reichthümern geschmückte und selten vollständige. Frankreich war allein mit 693, Italien mit 384, Oesterreich-Ungarn mit 1210, Deutschland mit 460, Russland mit 162, selbst die Türkei mit 258 Ausstellern erschienen. Die Zahl der Aussteller war kaum genau zu bestimmen, die Zahl der Objecte geradezu unerschöpflich.

Vom einfachsten Getreidebau bis zur entwickeltsten Gartencultur, die landwirtschaftliche Thierproduction, die Forstwirtschaft, die landwirtschaft-liche Industrie, zahlreiche wissenschaftlandwirtschaft-liche Leistungen und Brochüren, wie-umfangreiche Bücher, hier erklärend, dort weiter ausführend, was die Aus-stellung zeigte, und endlich die ganze landwirtschaftliche Maschinenindustrie in unzähligen Objecten, — so war die grosse Ausstellungshalle, die einzelnen Pavillons und Tempel der Wirtschaft, wie sie die Muniflcenz einzelner Unter-nehmer errichtet hatte, geschmückt. Vor Allem in letzter Richtung ist der Charakter der Wiener Weltausstellung durch die landwirtschaftlichen Ma-schinen besonders charakterisirt worden. Noch 1851 zweifelte man in London bei der Betrachtung der ungelenkigen Dampfpflüge, dass die Einführung grosser Maschinen in der Landwirtschaft eine Zukunft haben könne. Aber schon die zweite und dann die dritte Weltausstellung zeigte eine kräftige Entwicke-lung. J o h n Fowler's Ankerwagensystem wurde mit der goldenen Medaille gekrönt. — 1867 erschienen neben den Dampfpflügen die Säemaschinen. Aber erst 1873 waren alle Geräte und Maschinen der Landwirtschaft in einer Fülle, Mannigfaltigkeit und vollendeter Construction zur Ausstellung gelangt, dass man unbedingt dem sorgfältigen Berichterstatter über Gruppe II beistimmen kanu, wenn er sagt, „dass die landwirtschaftliche Exposition der Weltaus-stellung zu Wien ihr Hauptgepräge aufgedrückt hat." *) Man hätte in den

*) Schmidt .-v. a. 0 .

üppigen Getreidetrophäen, den Hunderten von seltenen Bau- und Werkhölzern, den Früchten und Gemüsen Carey's Satz schreiben können, der heute von der ganzen gebildeten Welt anerkannt wird: „Die Erde ist die grosse Maschine, welche die grössten Reichtümer der Menschheit gibt und die unbrauchbar gewordenen Stoffe bei richtiger Behandlung stets wieder in brauchbare ver-wandelt, so oft man es von ihr verlangt." Der Landbau ist der Anfang der menschlichen Cultur, und seine Entwickelung immer auch der Massstab der Entwickelung überhaupt. Er ist Kraft selbst, Kraft bildend und erzeugend.

Wollten wir die Lage der Landwirtschaft der Culturstaaten kenn-zeichnen, so lassen wenig Worte grosse Fortschritte zusammenfassen. Die extensive Wirtschaft verschwindet und mit ihr die Arten des Wirthschafts-betriebes durch die Dreifelderwirtschaft, und die Fruchtwechselwirtschaft mit ausgedehntem Rühen- und Kartoffelbau tritt- immer mehr an ihre Stelle.

Die Brache wird mit geeigneten Früchten bestellt, jeder Boden wird durch Urbarmachung in den Kreis der rationellen Wirtschaft einbezogen und Meliorationen werden kräftig und sachgemäss vorgenommen. Die Entwickelung der Handelsgewächse und des Futterbaues wird immer Bedeutender, die land-wirtschaftliche Industrie dadurch entwickelt, der Viehstand in seiner Zahl vermehrt, in seiner Qualität verbessert. Vollendete Ausnützung der. Stoffe und höhere Werthbildung der Producte dort, — reichliche, zweckentsprechende Ernährung, sorgfältige Pflege und Erziehung hier zur Veredlung der Racen, um die gegebenen Verhältnisse entsprechend auszubeuten, Benützung der Entwickelung durch die Technik und Mechanik der Maschinen im Betriebe und durch Verbesserung der Arbeit von der ersten Urbarmachung bis zur Ernte und der Bereitung des Productes für den Consum; Benützung der Fort-schritte und Forschungen der Chemie, um durch regelmässigen und kräftigen Stoffersatz den landwirthschaftlichen Betrieb vollkommen frei zu gestalten, von dem strengen Fruchtwechsel zu emancipiren und durch Qualität und Quantität der Düngung Qualität und Quantität der Frucht zu entwickeln, armes Neuland fruchtbar zu machen, dürftige, zurückgebliebene Saaten zu kräftigen, die Vege-tation zu beschleunigen, kurz den Betrieh auf der freiesten Basis möglichst intensiv zu gestalten.

England, Belgien und die Niederlande haben diese Ziele seit längerer Zeit bereits erreicht, Frankreich nähert sich ihnen, Deutschland, Oesterreich streben mit aller Kraft sie zu erreichen, Russland und das gesammte Amerika werden mit der Entwickelung ihrer Bevölkerung und ihrer Verkehrsmittel die Ueppigkeit des Bodens durch weise Haushaltung schonen lernen und nicht mehr, wie einst nach W a s h i n g t o n s Rath glauben, „dass es besser ist, viel Boden schlecht, als wenig Boden gut zu bebauen." Der Pflug hat doch nur eine Scharre von Eisen, nach einem italienischen Sprüchworte, der Spaten immer eine von Gold, und ausgiebige Arbeit, reiche Intelligenz, wie sorgfältige Berechnung der ganzen Wirthschaftsweise sind der Landwirthschaft heute so nöthig, wie der Industrie und dem Handel.

Die landwirthschaftlichen Wirthschaftssysteme hängen nun immer von localen Verhältnissen ab, von socialen und politischen Zuständen, und Boden-art und Klima bestimmen dabei den Charakter und die Betriebsweise. Capital und Arbeit müssen in gleicher Anspannung mit dem Boden verbunden werden;

Bildung und Praxis, das Verständniss der Naturgesetze und ihrer Wirksamkeit im Boden, in der Pflanzenwelt und der Viehzucht, die volle Erkenntniss der wirthschaftlichen Gesetze überhaupt und der Landwirthschaft insbesondere, das umschliesst die Gesetze des rationellen Betriebes und der Intensivität der Wirthschaft.

England hat sich dadurch auf die höchste Stufe der Entwickelung gehoben. Es hat nach seinem feuchten und nebeligen Klima den Korn-anbau hinter die Cultur der Futterpflanzen zurückgedrängt, die Grundlagen seiner ausgezeichneten Viehzucht, die durch planmässige Fütterung und sorg-fältige Kreuzung und Blutmisehung Nutzbarkeit und Zweck des Thieres in jeder Verschiedenheit schafft. — Dem Boden zurückzugeben, was die Ernte ihm entzogen, ist das zweite Gesetz der englischen Landwirthschaft, aus dem eine rationelle Düngerwirthschaft, dann die Berieselung der Felder mit Cloaken-wasser (Sevage farming) entstand, eine Summe von BodenverbesseruDgsmitteln, unter denen die Röhrenentwässerung (Drainage) nasser Ländereien heute auch in Deutschland sorgfältig nachgeahmt wird, sich ausbildete, die Verwendung endlich der Fortschritte der Technik in Maschinen- und Dampfkräften am schnellsten befördert werden konnte und die eigene Bewirthschaftung des mächtigen Grossgrundbesitzes gänzlich beseitigte, die Theilung desselben durch Pachtung allgemein machte, durch welche wieder grössere Energie und Spar-samkeit die Landwirthschaft in fortgesetzter Entwickelung erhalten.

Belgien und die Niederlande haben seit Jahrhunderten schon den Ruhm der höchsten Ausbildung der Landwirthschaft erreicht; hier hat sie theils die beste Stückelung des Bodens, theils die Pachtung grosser Besitzungen nach kleinen Pachtkreisen, reiches und billiges Capital, dort eine alte Gartencultur, eine dichte Bevölkerung, Fleiss und Betriebsamkeit der unteren Volksclassen von jeher ausgezeichnet, die ausgiebigsten Pflanzen und höchsten Culturen der Handels- und Industriegewächse erzeugt und daneben, wie besonders in Holland, begünstigt durch deu im feuchten Klima gedeihenden, saftigen Futter-reichthum, einen Viehstand geschaffen, der zumeist in seinen Leistungen als Milchvieh durch keine andere Race übertroffen wird. Führen diese Staaten, wie England, regelmässig noch grosse Mengen von Getreide ein, wie wir an anderem Orte gezeigt haben, *) so ist dieses eben nur ein Zeichen von Kraft und Reichthum, Dichtigkeit und Tüchtigkeit der Bevölkerung des Staates, der, ein Agriculturstaat im besten Sinne des Wortes, nach welchem derselbe eben auch ein Industrie- und Handelsstaat ist, im Stande ist, einer weit grösseren Bevölkerung Erwerb und Einkommen zu geben, als eben der Boden, auf dem sie lebt, in aller eigenen Ueppigkeit selbst erschaffen kann.

* ) K . T h . R i c h t e r : D e r W e l t h a n d e l a. a. 0 .

Frankreich, durch einen fruchtbaren Boden, mildes Klima, Betriebsam-keit der Bevölkerung, Entwickelung und Kunst der öffentlichen Verwaltung ausgezeichnet; einer Verwaltung, die für die landwirtschaftliche Thätigkeit das Land in 7 Districte eingeteilt, durch Beamte, R ä t e , Ingenieure ver-waltet, durch Schulen, Ausstellungen und Preisverteilungen aneifert, alle Staatsdomainen in Musterwirtschaften verwandelt hat, Frankreich, so aus-gezeichnet, hat, von der Revolution 1789 und der bürgerlichen Gesetzgebung Napoleon I. unterstützt, in ausserordentlicher Weise den Boden geteilt, einen zahlreichen Kleingrundbesitzerstand geschaffen, denn mindestens 75% der ländlichen Arbeiter sind allmälig Grundeigentümer geworden, hat endlich durch den Anteils- oder Halbpacht auf den grösseren Besitzungen ein Zu-sammenwirken von Pächtern und Eigentümern erzeugt, das den ländlichen Arbeitsgeher und Arbeitsnehmer in gleicher Weise befriedigt. Frankreich hat dadurch nicht nur den regelmässigen Import von Getreide beseitigt, sondern ist exportfähig geworden, hat die ausgedehnten Weiden verdrängt, grosse Meliorationen möglich gemacht, den Verbrauch des Kunstdüngers gesteigert, den Futter- und Handelspflanzen grösseren Raum gewonnen, die Viehwirt-schaft dabei und die landwirtViehwirt-schaftliche Industrie entwickelt, und glücklicher-weise hei dem bedauerlichen Stillstande der Bevölkerung so rasch mechanische Arbeitsbehelfe eingeführt, dass es gerade in dieser Richtung alle Länder, des Continentes übertrifft. Dampfpflüge, Ernte- und Säemaschinen sind allent-halben verbreitet. Schon 1856 sollen 50.000 Dreschmaschinen t ä t i g gewesen sein, und ich selbst fand dieselben 1863 auf langen Fusswanderungen in den einsamsten und stillsten Gebirgstälern der Bretagne und auf den Berghöhen des westlichen Frankreichs. „Man begegnet", sägt S c h m i t t mit. Recht, „in Frankreich.einem Raffinement in der mittleren und kleineren Cultur, wie es nirgends anders aufgewendet wird." Die prächtigen Getreide, die schönsten Hülsenfrüchte und Knollengewächse, Tabak, Nüsse, Mais u. s. w., Pflanzen-heilmittel aller Art zeigte daher auch die Weltausstellung in einem bewun-derungswerthen Arrangement den erstaunten Blicken. — Brachten die reichen Colonien Frankreichs, womit die Natur sie gesegnet, Frankreich brachte, was es bei seinem kräftigen Boden und Klima, seinem Fleiss und seiner Arbeits-tüchtigkeit allein herzubringen vermag.

Was Emsigkeit und Fleiss anbelangt, Tüchtigkeit in der Arbeit, Sorgfalt im Betriebe, steht Deutschland neben Frankreich; es überragt es an berech-nendem und nüchternem Sinn seiner Landwirthe, der seit mehr als 100 Jahren zumeist in Norddeutschland Entwässerung, Trockenlegung, Regulirang und Eindeichung in grossartigem Massstabe durchgeführt, in den Moorcolonien die Brandcultur und den holländischen Canalbau gepflegt, seit mehr als zwei Men-schenalter allenthalben eine sorgfältige Düngerwirthschaft eingeführt hat und neben derselben ungeheuere Massen an Kunstdünger verwendet, dem Boden Alles zurückzugeben, was ihm entzogen ist. Der Cloakendünger hat in der Danziger Sandebene einen Boden für Rühen und Gemüse geschaffen, in Sachsen und Schlesien geht die intensivste Landwirthschaft mit der

Zucker-BICHTEK: Die Fortschritte der Cultur. 6 •

82

fabrikation und dem Brennereibetriebe Hand in Hand, und die grosse der Landwirthschaft angehörige Bevölkerung Süddeutschlands hat durch die beste und grösste Theilung des Bodens jedes Fleckchen culturfähigen Landes bestellt und ausgenützt. Besser als in Frankreich und mehr als in Oesterreich findet der Landmann allenthalben billiges Capital, und gut geordnete Credit-anstalten stehen grossen Gebieten zur Verfügung, die mit 4—5, höchstens 6°/0

Capitalien der Arbeit bieten. Daher engt sich auch in Deutschland der Getreideboden ein, Knollengewächse, Futter- und Hdndelsgewächse treten mit der Verbreitung der intensiven Cultur auf, die Mastungsfähigkeit des Viehes ist gestiegen, die einheimische Kace aller Schläge durch sorgfältige Pflege und Wartung mehr entwickelt und veredelt worden, als durch Einführung neuer Racen. Und so ist Deutschland ein Getreideexportland geworden, während es früher. dauernd auf den Import fremder Früchte angewiesen war.

Kurz, consequentes Wirken, systematisches Schaffen, ruhend auf einer aus-giebigen allgemeinen Volksbildung und durch grossartige Anstalten entwickelt, fachgemässe Erziehung kennzeichnen heute die deutsche Landwirthschaft und kennzeichneten sie auf der Ausstellung in den schönen, sorgfältig gewählten Ausstellungsobjecten, der übersichtlichen Anordnung und der wissenschaftlichen Beherrschung des Stoffes.

Mit aller Kraft strebt Oesterreich seinem Nachbar nachzukommen, um die sprüchwörtlich gewordene Unerschöpflichkeit seines Bodens, auf die Jahr-zehnte und mehr gesündigt, an der sie sieb versündigt haben, durch rationelle Wirthschaft, Tüchtigkeit der Arbeit und Sorgfalt des Betriebes zu unterstützen und dauernd zu erhalten. Seine Bevölkerung ist zum grössten Theile der Agricultur angehörig, sein Besitz in den mächtigsten Complexen, die Europa kennt, zu 20—30 und 35 bis zu 100 Quadratmeilen noch ein Grossgrundbesitz, die Bewirthschaftung fast durchwegs selbst auf dem Grossgrundbesitze noch eigene Bewirthschaftung, sein Wirthschaftssystem wechselvoll und verschieden nach der Dichtigkeit der Bevölkerung, aber im Westen zur intensiven Wirth-schaft übergehend, obgleich auch noch hie und da extensiver Wald- und Feldbau, im Osten fast noch durchwegs extensiver Betrieb vorherrschend ist. Und doch bieten die Fortschritte der Zeit grosse Hoffnungen. In Böhmen hat man die rationelle Düngerwirthschaft zuerst im grossen Betriebe angewendet, Drainage und Wiesenbewässerungen, Meliorationen allenthalben eingerichtet, Säe-, Mäh-und Dreschmaschinen angeschafft, die Dampfkraft der Landwirthschaft nutzhar gemacht, wenn auch Oesterreich in der landwirtschaftlichen Maschiuen-industrie weit hinter England und Amerika zurücksteht. Die Wiener Welt-ausstellung wird sicher gerade in dieser Richtung ungeahnte Wirkungen hervorufen. In Ungarn, wo man vor einem Menschenalter noch den Boden aussaugte, und selbst die kräftigste Dammerde von oft 50—60' Tiefe mit Erschöpfung bedroht war, regen sich desgleichen selbst im Süden neue Ge-danken und werden die Weideplätze eingeengt, der Pflug schafft Maisfelder, theuere Maschinen bewegen sich wenigstens auf den Gütern der Grossgrund-besitzer und man lernt begeifen dass nur mit Arbeit und Capital die

Uner-schöpflichkeit des Bodens wahrhaft ist und bleiben kann. Ereilich kann dieser Entwickelung des Grossgrundbesitzes der kleine Wirthschafter nicht folgen.

Es fehlt in Ungarn an einer ausgiebigen Bildung des Bauernstandes, es fehlt in Westösterreich gleichfalls an Geld und an hilligem Credit, den die zahl- q*

reichen, Agriculturgeschälte treibenden Sparcassen und Vorschusscassen doch ' t . nicht genügend beischaffen. Beklagenswerth ist es auch, dass die Grund-arrondirungen durch den Mangel eines genügenden Commassationsgesetzes nur schwer Eingang finden und der kleinere und mittlere Bauernstand einen arg zersplitterten Besitz bewirthschaften muss, der immer Vergeudung an Arbeits-kraft und Culturfähigkeit bedeutet; das zu beseitigen, ist der österreichischen Verwaltung gesetzt, die durch Subventionen, Ausstellungen, Thierschauen, Entwickelung des landwirthschaftlichen Unterrichtes, gerade in den letzten Jahren Bedeutendes geleistet hat und der zur Seite Vereine und Gesellschaften, -seit neuester Zeit die Landökonomiecollegien und vor Allem ein hoch intelli-genter Grossgrundbesitzerstand stehen. Die Güter eines Erzherzog A l b r e c h t , eines Fürsten S c h w a r z e n b e r g , eines H o r s k y von H o r s k y s f e l d u. s.w.

sind die Musterwirtschaften Oesterreichs, nachdem der Staat zur Unterstützung seines Credits und durch schlechte Bewirthschaftung, die ein merkwürdig geringes Erträgniss abgeworfen, veranlasst, seinen einst so bedeutenden Staats-besitz leider sehr stark geschwächt hat. · '

Die übrigen Staaten Europas traten auf der Weltausstellung so hervor, wie ihre Wirthschaft sie allenthalben kennzeichnet. Schweden und Norwegen, wie auf allen anderen Gebieten} die Aufmerksamkeit erregend durch die Sorg- ^ falt, die vorhandenen Kräfte der Natur auszunützen; die Schweiz mit der Arheitstüchtigkeit seiner Bevölkerung, die in den Bergen und Thälern Alles selbst leisten muss, und wobei die hohe Intelligenz seiner Stämme es allein möglich macht, dass diess geschehen kann; die romanischen Staaten des Süden Europas mit der geringen Entwickelung inmitten der allgemeinen Cultur-.

Strömung, als ob die Zeit noch nicht da wäre, in der das geeinigte Italien seine Kräfte neu erprobe, als ob das von innerem Zwist und Krieg heimge-suchte Spanien, mit allen Schätzen der Natur gesegnet, erst den Frieden erwarten müsse, um sicher zu ernten; Russland, voll junger Kraft und Hoffnung, wenn dessen Verhältnisse in der fortschrittlichen Tendenz seit der Aufhebung der Leibeigenschaft sich erst sichern und klären werden, — so erscheinen die Staaten im Gebiete der Landwirthschaft, wie sie eben überhaupt sind. Dennoch deckt Italien durch die Entwickelung des Reisbaues im Exporte einen Theil des Getreideimportes, wie Spanien durch die Olive, die Korkeiche und den Hanf als ausgiebig gedeihenden Artikel, während Russlands Cerealien trotz der extensiven Wirthschaft immer einen mächtigen Export nach den westlichen Ländern Europas erhalten. Dazu kommt das üppige Gedeihen von Flachs und Hanf, von Raps- und Rübensamen, Mohn und Karden, die Zeugniss ablegen von dem Reichthume seines Bodens und von der Ueppigkeit. der Natur.

Neben den europäischen Staaten steht annähernd an Entwickelung der Cultur, weit aber Alles, was die Natur anderswo zu leisten vermag, überragend,

6 *

Nordamerika. „Ein Korn gibt in Mitteldeutschland 5 Körner, in Frankreich 6—8, in Ungarn, Kroatien und Slavonien 8—10, am Laplata 12, in der Provinz Dulter 21 Körner. Im fruchtbarsten Theile der Provinz gibt ein Weizenkorn 30—40 Körner; der Mais, die einst einzig heimische Pflanze bei der Ent-deckung Amerikas,, gibt in Neugranada 500-600 Kömer auf einem Boden, der nie gedüngt worden und der im Jahre 2 Ernten liefert." *) Dem Norden hat Europa die Cerealien gebracht, die es heute zum Theile wieder ernähren, der Süden gibt Tabak, Zucker, zahlreiche Gespinnstpflanzen und, vor Allem auf der Ausstellung in kühnen Trophäen prangend — Baumwolle. Für die Bearbeitung des Bodens, für welchen die Arbeitskraft zu theuer geworden, nehmen alle Arten Maschinen einen bedeutenden Rang ein, in die Hundert-tausende ragen die Mähmaschinen, mit denen man Gras und Getreide schnei-det, die Säemaschinen, Dampfpflüge u. s. w. — Und dennoch hat die Natur noch mehr gethan als der Mensch, der im anhaltenden Raubbau manche Land-striche geschwächt hat, aber freilich Mittel und Gelegenheit genug hat, neue Landstriche in die Cultur einzubeziehen, wodurch heute immer das Gesammt-erträgniss sich so hoch erhöhen lässt, dass Amerika für Millionen Gulden Getreide, Mais und Mehl an Europa abzugeben vermag. Das tropische Amerika ist gleichfalls überreich von der Natur ausgestattet worden, doch lebt es noch nicht so kräftig in den Handelsbeziehungen Europas wie Nordamerika, und die Zukunft hat hier noch Schätze aller Art zu lieben. Hier gedeihen ja die Leguminosen mit ihren Hölzern, Rinden, Basten, Harzen und Säften, die alle nutzbar gemacht werden können, und die den Grundton der tropischen Flora bilden und von unerschöpflichem Werthe sind. Milchsaftgewächse aller Art werden einst den Handel und die Industrie herbeilocken, die chemischen Labo-ratorien und die Pharmacie, ähnlich wie . die zahlreichen Rubiaceen, unter denen Kaffee und Chinin längst grosse Ausbeute fanden. Kartoffel und Tabak haben die Solonaceen in Europa eingeführt,. und neben den zahlreichen Ge-würzen dehnen sich die unbegränzten Grasmeere aus der Llanos und Savanna neben den Mais- und Zuckerrohrfeldern. Die Ausstellung brachte wenig von diesen Schätzen, und das Meiste barg und verbarg die pbarmaceutische Ab-theilung und der Pavillon des Welthandels. Alles aber deutet darauf hin, dass das Land mit der Entwickelung seiner inneren Verkehrsmittel immer inniger mit Europa sich verbinden wird, in Banden, die sich heute nur ver-stärken, niemals aber schwächen lassen werden. Mag man das in Wien mehr als sonst erkannt haben, in Philadelphia wird es sicher zur Thatsache werden, und gewiss ist es schon heute, dass auch dort die landwirthschaftliche Gruppe

den ersten Rang einnehmen wird. ^ Die Nahrungs- und Genussmittel.

Die wichtigsten und in erster Linie stehenden Nahrungsmittel, die Ge-t r e i d e - o d e r H a l m f r ü c h Ge-t e , erhälGe-t sowohl die SorgfalGe-t der CulGe-tur als Boden

* ) Schmidt a. a . 0 .

85.

und Klima ihrer Masse nach und der Entwickelung ihrer Arten in beständiger Neugestaltung. Haben diese jedoch immer nur mehr ein botanisches Interesse, so sind jene, wie sie rationelle Bodenbewirthschaftung entwickelt, Bedingungen und Zeichen der, Kraft der gesammten Volkswirtschaft. 1.688,000.000 Hectaren Land sind in Europa, 570,000.000 in Nordamerika dem Getreidebau gewidmet, und der gesammte Getreidehandel Europas und Nordamerikas mag im Durch-schnitte 4277-4 Millionen Francs betragen, die sich zur Hälfte auf Getreide-einfuhr der bedürftigen Productionsländer beziehen. .Nordamerika und Russ-land erscheinen heute als die .stärksten Producenten,. denen fast gleich ein Gebiet von 560 bis 570 Millionen Hectaren Getreidehoden sich bietet, von welchem Ämerika 1870 im Stande war, ohne Kartoffel, Heu, Tabak, Zucker u. s. w., nur an Halmgetreiden einen Werth von 1.795,309.600 Dollars zu

expor-tiren. Russland hat, was zum Theil bedenklich erscheinen mag, von 1862—1871 seinen Getreideexport von 32 01 % a u f 50'76 °/0 seines Gesammtexportes von 570,000.000 fl. gesteigert. Ausgiebige Ernten im Westen Europas müssen diese Ziffer und somit die Einkommensquelle des mächtigen Reiches daher immer-schwächen. England steht trotz seines grossen Futterbaues durch die intensiv organisirte Maschinenarbeit in seinem Feldbau in 5. Reihe, Frankreich, durch Fruchtbarkeit, Klima und Fleiss der. Bevölkerung ausgezeichnet, in 4. und ist nur durch den letzten Krieg wieder etwas zurückgeworfen und gezwungen worden, seinen Getreidebedarf in grösserer Masse vom Auslande zu decken.

Deutschland, als der zweitgrösste Getreide producirende Staat Europas, ist wie Oesterreich, das auf 3. Stufe steht, in seiner Entwickelung noch nicht abge-schlossen, da dort die erreichbar höchste Wirthschaftspflege erst angestrebt, hier der Uebergang von der extensiven Wirthschaft zur intensiven noch nicht, vollendet ist. ' ' . .

Weizen und Gerste als die edelsten Getreidearten sind die Europa über- y wiegend angehörigen Halmfrüchte. Preussen hat von seiner gesammten Getreide- Q fläche dem Weizenhau 10, der Gerste 8% zugewiesen und pflegt allenthalben die schweren Sorten, die englischen Sommergetreide neben den polnischen, die am wenigsten vom Roste befallen werden. In Deutschland ragt der englische Weizen oft zu einer Höhe von 5% Fuss empor und lässt sich damit nur der Weizen Böhmens und des gesegneten Banates vergleichen. Amerika pflegt tiberwiegend den weichen weissen Weizen und ist damit ein mächtiger Concur-rent der europäischen Weizenländer geworden. Gerste, die in den nördlichen Staaten, in Sibirien, Norwegen, Holland u. s. w. Hauptnahrungsmittel, im Süden, den Hafer ersetzend, Fütterungsmittel der Nutzthiere, in Mitteleuropa, zumeist in Oesterreich und Deutschland, für die Malzbereitung Industriepflanze ist, wird in seinem Charakter auch durch seine Aufgabe bestimmt; da der Norden die kleine Gerste, der Süden, ähnlich wie Nordamerika., die nackte, gemeine, Mitteleuropa die grosse, zweizeilige Gerste in verschiedenen Varietäten als Sommerfrucht anbaut. Die Entwickelung der Bierbrauerei dehnt den Gersten-bau übrigens besonders aus und hat in Holland, Belgien, selb3t in, Dänemark grosse Ackerflächen ihm zugeführt. Rasehe Umwandlung des Stärkegehaltes