• Nem Talált Eredményt

Störungen der Sprache : 12. Capitel : Sprache und Bewusstsein, Besinnung, Redebereitschaft

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Ossza meg "Störungen der Sprache : 12. Capitel : Sprache und Bewusstsein, Besinnung, Redebereitschaft"

Copied!
2
0
0

Teljes szövegt

(1)

4 2 KUSSMAUL, Störungen der Sprache.

Reflexe zu verleiden. Bis in die höchsten Sphären des freien Willens hinein sehen wir steten Kampf zwischen treibenden und zügelnden Kräften, niedrigen, aber starken sinnlichen und hohen idealen, aber nur langsam durchdringenden Motiven. Sehr allmählich erstarkt der Wille, der freie Männer, Helden und Märtyrer macht. Denn unauf- hörlich drohen Affecte und Triebe wie wilde Thiere aus dem Käfig hervorzubrechen. Schon die Anschauung einer Bewegung, ja bloss die Vorstellung einer solchen locken oft zu unserem grössten Ver- druss und Schaden reflectorische Geberden, Mienen, Worte und Sätze aus unserem Innern. Wo gar durch krankhafte Erregung Gefühle und Triebe übermächtig anwachsen und toller Wahn zum Herrscher sich aufwirft, da werden alle Willensdämme durchbrochen und die u n g e z ü g e l t e Sprache wird zum Spiel der Stürme des Gemüths.

ZWÖLFTES CAPITEL. D

Sprache und Bewusstsein. Besinnung. Redebereitschaft.

Der geistige Inhalt unseres Ich schlummert unhewusst im Ge- dächtniss, bis er durch einen kräftigen Anstoss von aussen oder innen her in Schwingung geräth. Die Schwingungen aber vollziehen sich so, dass von der ganzen wogenden Gedankenfluth die höchsten Wellen in das B l i c k f e l d des B e w u s s t s e i n s ( W u n d t ) gelangen, alles Uebrige geht unhewusst in verborgner Tiefe vor sich. Und selbst die Wellenberge, die in das Blickfeld unseres Geistes gelangen, stehen nicht alle in derselben Zeit mit gleicher Deutlichkeit vor uns;

Welle um Welle, wie sie das Blickfeld durchschreiten, erscheinen uns stets nur in einem Punkte, dem g e i s t i g e n B l i c k p u n k t e , in vollbewusster Klarheit.

Man kann mit S t e i n t h a l alle die in der Tiefe in B e w e g u n g g e r a t h e n e n u n b e w u s s t e n Vorstellungen, deren Aufdeckung zu- weilen, aber nicht immer nachträglich dem prüfenden, in die Geheim- nisse des psychologischen Geschehens eingeweihten Verstände gelingt, als s c h w i n g e n d e bezeichnen, im Gegensatz einerseits zu den - r u h e n d e n u n b e w u s s t e n , im Gedächtniss verborgen schlummern- den, andrerseits zu den b e w u s s t e n , ganze Bewegungsreihen ge- wissermassen sichtbar abschliessenden. — Mit demselben Rechte kann man dreierlei Zustände des Empfindens unterscheiden und von ruhen- den, schwingenden und bewussten Empfindungen sprechen. Wir werden

(2)

Sprache und Bewusstsein. Besinnung. Redebereitschaft. 4 3

auf das Verhältniss des Denkens und Empfindens zum Bewusstsein später genauer zurückkommen (vgl. Cap. 19).

Beim Sprechen,. Lesen und Schreiben laufen stets hewusste und unbewusste Empfindungen und Vorstellungen neben einander her, und man darf sagen, dass die Masse der bewussten hier stets weit hinter der Masse der bloss schwingenden zurückbleibt. Dies gilt ebenso- wohl für die Operationen der Diction, als in noch höherem Maasse für die der Articulation. Darum ist es lange nicht so wunderbar, als es uns anfangs däucht, dass Menschen bei vollem Bewusstsein dessen, was sie sagen wollen, das Wort nicht finden, was sie suchen, oder dass dem Paralytiker beim Aussprechen der Wörter, die er doch nicht durch Buchstabiren und Syllabiren, sondern als Ganzes erlernt hat, Buchstaben und Silben den Dienst versagen, aus- bleiben, oder am falschen Ort und zu unrechter Zeit sich einschieben, wie ein Zug störrig gewordener Pferde.

Wirken Eindrücke mächtig genug, um das ganze Ich zu erschüt- tern, so muss die innere Erregung zu einem gewissen Grad herab sich mildern, der B e s i n n u n g zulässt, sonst tritt das Ereigniss ein, das der alte Dichter mit den Worten schilderte: „Vox faucibus haesit." Werden nur einzelne Vorstellungsgruppen des Ich in An- spruch genommen, so hängt es von Alter, Geschlecht, Nation, Religion, Stand, Bildungsstufe u. s. w. des Individuums ab, ob die Vorstellungs- gruppen, die in Bewegung gerathen, mit einer solchen Gefühlsmacht auf das Ich zurückwirken, dass sein Interesse erweckt wird und eine B e r e i t s c h a f t eintritt, die Gedanken weiter zu verfolgen und ihnen durch Worte den rednerischen Ausdruck zu verleihen. Diese Bereit- schaft nennen wir R e d e b e r e i t s c h a f t und sie ist ebensowohl g e - m ü t h l i c h e r als g e i s t i g e r Natur.

DREIZEHNTES CAPITEL.

Gemüthliche Redebereitschaft. Stimmung und Aufgelegtheit. Gei- stige Redebereitschaft. Sammlung. Die Sprache der Gemüths-

kranken und Irren.

Prüfen wir die inneren v o r b e r e i t e n d e n Vorgänge der Rede etwas genauer, welche uns immer nur theilweise oder gar nicht zum Bewusstsein kommen und auch nur theilweise unserem Willen unter- worfen sind.

Hivatkozások

KAPCSOLÓDÓ DOKUMENTUMOK

der Menschengeist in der Weltgeschichte zu philosophiren begann, fand er schon eine mit allem Reichthum von Formen und Begriffen ausgestattete Sprache vor sich."..

' Zwar mag es uns hei nur oberflächlicher Betrachtung befremden, dass die Sprache unbewusst entstanden sei, während doch eine be- wusste und vernünftige Erkenntniss ohne sie

Wenn wir also die Zahl der deutschen und nicht deutschen Artikel vergleichen, können wir feststellen, dass es um eine deutschsprachige Zeitung geht, sie haben es aber

Die Macht der Farben lässt den Zurückgekehrten sagen: „wenn nicht die Farben eine Sprache sind, in der das Wortlose, das Ewige, das Ungeheure sich hergibt, eine Sprache, erhabener

Dass die Perfecta in den ersten Sprachdenkmälern noch nicht oder nicht in der heutigen Form zu finden sind, beweist, dass diese Formen (hier ist eher das Habere-Perfectum gemeint)

Es ist aber auch nicht bewiesen, dass die Priester die geistlichen Volksgesänge verfasst haben, oder dass diese Volksgesänge und ihre Darsteller die besondere Gunst der

gen Nachrichten über Familiengenossen muss ich doch auch eine frohe anfügen»nämlich»dass sich mein ^ jüngerer Sohn /beinahe 48 Jahr alt/ wieder verlobt hat und zwar mit

Dass das tatsächlich so ist, lässt sich auch daran erkennen, dass die Leser, sobald sie bei der Lektüre eine Ordnungsrelation (v. eine Wiederholungsfigur: Ana-