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Vielleicht ist es aber wahrscheinlicher, dass der unter der im Dache befindlichen Tür liegende Teil des Hauses als in die Erde

Wohnung

1) Vielleicht ist es aber wahrscheinlicher, dass der unter der im Dache befindlichen Tür liegende Teil des Hauses als in die Erde

ein-gegraben z u denken ist. Vgl. oben über die Mardellen.

Schräder, Sprachvergleichung und Urgeschichte II. 3. Aufl. 19

Kiekindemark und Klus, welche die Tür in der Seitenwand haben1). Das jüngste Haus wird wohl durch die Urne von Aschersleben dargestellt ; dieses Haus war viereckig, mit hohem, steilem Strohdache, ein überraschendes Vorbild der jetzigen ge-ringen Landhäuser." Endlich ist auch auf griechischem Gebiet, in Melos, eine in vormykenische Zeit fallende Hausurne, die mehrere r u n d e Hütten darstellt, zutage getreten. Nimmt man dies alles zusammen mit den obigen Ausführungen über die An-lage der Zemljanken und Mardellen, so kann man Uber die ur-sprüngliche Gestalt der indogermanischen Hütte (vgl. auch 0 . M o n t e l i u s Die runde Hüttenform in Europa, Archiv f. Anthro-pologie X X I I I , 1895 p. 451 ff.) nicht wohl zweifelhaft sein, wenn auch zuzugeben ist, dass die rechtwinklige Anordnung der Wände, wie sie namentlich die Pfahlbauten, aber auch die Wohnhäuser des oben (p. 277 Anm.) genannten Dorfes Grossgartach zeigen, sich frühzeitig der rundlichen zugesellten.

Des weiteren lässt sich über die Beschaffenheit und innere Ausstattung des idg. Wohnhauses noch das Folgende sagen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit dürfen wir uns Uber der Tür des idg.

Hauses, die, nach Ausweis der Hausurnen, ein vorgesetztes Brett war, oder, nach Ausweis der Sprache (vgl. got.. haicrds, ahn.

hurd „Tür" = lat. crätes „Flecbtwerk") aus Flechtwerk bestand und durch einen nagelartigen Verschluss zu versperren war (vgl.

griech. yJ.rjig — lat. cldvis „Schlüssel"; lat. clävus, ir. clöi PI.

„Nagel"), eine Art von V o r d a c h vorstellen, das auf zwei oder mehr Pfosten (vgl. oben scrt. sthü'nä und seine Sippe) ruhte, und für das eine idg. Bezeichnung vielleicht in der schon oben genannten R e i b e : scrt. d'tä „Türpfosten", lat. cmta (templum in antis), altn. önd „Vorzimmer", armen, dr-and „Raum an der Türschwelle" zu finden ist. Durch die Tür gelangte mau in den H e r d r a u m , ohne Zweifel den einzigen Raum des Hauses, der der ganzen Familie zugleich als Wohn-, Speise- und Schlaf-zimmer diente, und in den man in Zeiten bitterster Kälte auch das sonst im Freien überwinternde Vieh, so gut es ging, mit

1) A m nächsten stehen diesem Typus ( L i s c h p. 247) die Bar-barenhäuser a u f . der Siegessäule Marc Aurels, n u r dass die T ü r e n

— Fenster fehlen auch hier durchaus — bei ihnen länger u n d schmäler als dort sind.

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hinein nahm. So schildert es z. B. L a s i c i u s De diis Sama-gitarum p. 45 bei den Litauern: Mapalia, quae turres appellant, sursurn angusta, atque qua fumus et foetor exeat, aperta, ex tignis, asseribus, Stramine, corticibus faciunt. in his homines cum omni peculio, in pavimento tabulato stante, habitant (vgl.

weiteres in meinem Reallexikon s. v. S t a l l u n d S c h e u n e ) . Die Flamme des H e r d e s (griecb. eoria = lat. Vesta; scrt. ä'sa ¿Asche", dshtri' „Feuerplatz" = lat. ära, umbr. asa „Altar"), die den

religiös verehrten Mittelpunkt des Hauses bildete (vgl. auch Kap. X V : R e l i g i o n ) , und in der Asche während der Nacht sorg-fältig bewahrt, früh angeblasen 0 wurde, musste gleichzeitig den drei verschiedenen Zwecken der Erwärmung, Speisezubereitung und Erleuchtung dienen. Charakteristisch für die zweite Auf-gabe ist es, dass in mehreren Fällen die Benennungen des spä-teren Ofens hervorgegangen sind aus denen des Topfes, der über dem Herdfeuer aufgehängt oder in die Asche desselben hinein-geschoben wurde (vgl. got. aühns, altnorw. ogn „Ofen", griecb.

mvos „ Backofen " _ l a t . aulla, -auxilla -„-Topf", * scrt: ukhä' '„"Koch-topf" und lat. fornus „Ofen" : gemeinsl. *gernü, „ altsl. grünü

„Herd, Topf, Ofen"). Die Leuchtkraft des Herdes ward unter-stützt durch den an der Wand befestigten K i e n s p a n , wie es noch bei Homer (daig) der Fall ist. In der russischen izbd liefert die lucina („Kienspan") bekanntlich noch heute die einzige Be-leuchtung, wie in Litauen der ziburys (vgl. ostpreuss. Schibber

= Kienspan). F e n s t e r (vgl. I8, 164) waren :in dem ältesten Haus noch nicht vorhanden. Für den Zutritt des Tageslichts und den Abzug des Herdrauchs sorgte die meist geöffnet stehende Tür und ein kleines Rauch loch im Dach, welches sich un-mittelbar und ungetrennt über dem Herdraum erhob (vgl. mein

Reallexikon u. D a c h ) . ·>.' Eigentlicher H a u s r a t2) war so gut wie nicht vorhanden.

1) Vü Osipovke esce ognei ne vzduvali „In 0. hatte man noch nicht die Feuer angeblasen" (bei M e l n i k o w I n den Wäldern I, K a p . 10) k l i n g t heinahe wie eine feste Zeitbestimmung. Vgl. altn. kveykja „an-zünden", eigentl. „lebendig machen". Uber die E n t z ü n d u n g neuen, besonders heiligen Feuers vgl. Kap. X V (Religion).

2) Vgl. die I3, 213 angegebenen Schriften R. M e r i n g e r s . Hin-zugekommen sind R . ' M e r i n g e r Das deutsche H a u s u n d sein Hausrat, L e i p z i g 1906 u n d die oben p. 278 A n m . 1 angeführte Schrift M . M u r k o s

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Alle die Gegenstände, wie Bett, Stuhl, Bank, Tisch, die wir heute auch in der kleinsten Hütte für unentbehrlich halten, ver-wandeln sich, in j e ältere Zeiten wir zurückgehen, in immer primitivere Begriffe. Man schlief und sass auf der Streu, statt in Betten und auf Stühlen. So fand es Strabo I I I , p. 164 u.

I V , p. 197 (και τοϋτό τε και το χαμεννεΐν κοινόν έοτι τοις "Ιβηροι προς τους Κελτονς — χαμευνοΰσι δε και μέχρι νϋν οι πολλοί κατ καϋεζόμενοι δειπνονσιν έν στιβάσι) bei Iberern und Galliern ebenso, wie es schon vor hundert Jahren A. L i n h a r t Versuch einer Geschichte von Krain I I I , p. 302 für die ältesten Slaven auf Grund der Sprache voraussetzt: „Ihr Nachtlager nahmen sie auf der Erde, auf blossem Streu. Dieses zeigt die jetzige Be-zeichnung des Bettes an, Postela [altsl. postelja „Bett": steljqr

stilati „sternere"]. Das Bettgestelle, Polster und Küssen sind Gemächlichkeiten, die sie später keunen gelernt haben." „Der Tisch war weiter nichts als ein Stol, neben dem sie auf der Erde sassen." Eine charakteristische Sprachreihe liegt in dieser Beziehung in der Gleichung: ahd. bolstar „Kissen", slov. blazinci

„Federbett", serb. blazina „Kissen", altpr. pobalso „Pfühl", bal-sinis „Kissen", aw. barszis „Decke, Matte", scrt. barhis „Streu, Opferstreu" vor. Die älteste Bedeutung hat offenbar das San-skrit bewahrt. Wenn man aber zum Speisen auf der Erde sass, so mussten die Tische, von denen man speiste, ganz niedrig sein.

Tatsächlich hören wir von solchen sich nur wenig von der Erde erhebenden Tischen durch Athenäus I V , p. 151 wiederum bei den Kelten, und Tacitus Germ. Kap. 22 bemerkt von den Ger-manen, dass jeder seinen eigenen und besonderen Tisch gehabt habe. Noch weiter rückwärts wird dieses niedrige und besondere Tischchen nichts anderes als ein tönernes Gefäss gewesen sein, wie es in der germanischen Reihe: got. Mups, altn. bjödr, ahd.

beot ausgesprochen liegt, die zugleich „Schüssel" (hieraus altsl.

bljudo „patina") und „Tisch" bezeichnet. So wird, was etwa an Hausrat in der idg. Hütte vorhanden war, in erster Linie dem Bereich der T ö p f e r k u n s t angehört haben, die, wie zahl-reiche Gleichungen (ζ. B. scrt. carü „Kessel, Topf", ir. core,

mit sehr lehrreichen Details über die primitive Beschaffenheit des Hausrats bei den Balkanvölkern, namentlich des Tisches. Vgl. auch M e r i n g e r I. F. X I X , 448 (über das Bett), 449 (über den Tisch).

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altn. hverr „ K e s s e l " oder das oben g e n a n n t e scrt. ukhä' u s w . ) zeigen, in d i e i d g . Urzeit u n d n a c h A u s w e i s der F u n d e bis in d i e neolithische E p o c h e z u r ü c k g e h t . A u c h sie s t a n d n o c h a u f

« i n e r v e r h ä l t n i s m ä s s i g n i e d r i g e n S t u f e , d a sie, w i e d i e neolithische K e r a m i k beweist, noch der E r f i n d u n g der D r e h s c h e i b e entbehrte.

S o l c h e l e d i g l i c h m i t der H a n d gearbeitete Gefässe, deren sich d i e A r v a l e n bei ihren K u l t u s h a n d l u n g e n bedienten,' sind in d e m H a i n der D e a D i a g e f u n d e n w o r d e n (vgl. W . H e i b i g D i e I t a l i k e r in der P o e b n e p. 87). O h n e D r e h s c h e i b e w i r d auch in I n d i e n d i e sog. Ukhä, d. h. der T o p f , a n g e f e r t i g t , dessen Her-s t e l l u n g bei der A g n i c i t i , der S c h i c h t u n g eineHer-s F e u e r a l t a r Her-s ,

vor-geschrieben w i r d1) .

. 1) Vgl. A. H i l l e b r a n d t Ritualliteratur etc. (Grundriss der indo-arischen Phil. I i i , 2 p. 8). D a die Stelle für den Prähistoriker ein grosses Interesse, hat, setze ich sie hierher: „ K ä t y ä v a n a (ein alter Lehrer) sagt 16, 3, 23: Der Opferer macht einen Topf, nachdem er mit einem Spruch „du bist das H a u p t des Makha" -Erde d a z u entnommen - - - hat. 24. "Eine S p a n n e breit u n d hoch. 25. Bei einem fünffachen

Tier-opfer fünf Spannen oder einen Pfeil breit. 26. Mit dem Spruch „mögen die Vasus dich bereiten" breitet er den entnommenen Ton aus [so dass die Grundfläche entsteht]. 27. Nachdem er von allen Seiten [von dieser Grundfläche] den R a n d in die H ö h e gebogen hat, trägt er (auf diesen Rand] den ersten Tonklumpen auf mit den W o r t e n „die Adityas sollen dich herstellen". 29. Er ebnet [das Gefäss] mit dem Spruch „ d i e R u d r a s sollen dich herstellen". 150. Bei dem oberen Drittel [des Topfes] macht er [aus Ton] e i n e n r i n g s u m l . a u f e n d e n S t a b o d e r G ü r t e l mit den Worten „du bist ein Gürtel für Aditi". 31. [Von unten] nach oben v i e r w e i t e r e S t ä b e [aus Ton] in allen vier Richtungen bis an den Querstreifen. 4, 1. A n ihren oberen Enden b r i n g t e r n a c h o b e n z u F r a u e n b r ü s t e n ä h n l i c h e [ T o n t e i i e ] an. 2. Man versieht den Topf mit zwei Brüsten, nach einigen mit acht Brüsten." Nach einem anderen Lehrer (Hiranyak6<;in) soll für einen Mann, der mehrere Frauen hat, die erste F r a u die Herstellung des Topfes übernehmen. W i e d e r ein anderer Kommentator spricht von einer am Hals des Gefässes be-findlichen Linie, die einem Gürtel ähnlich sei (Bandkeramik?) usw.

•Die in eckige K l a m m e r n eingeschlossenen Stellen sind E r g ä n z u n g e n des Übersetzers. — N u n macht H e i b i g a. o. a. O. darauf aufmerksam, . dass in L a t i u m der Ü b e r g a n g von einer jedes mechanischen

Hilfs-mittels entbehrenden Technik zur A n w e n d u n g der Drehscheibe durch ein Verfahren vermittelt werde, „welches darin bestand, dass m a n den Gefässwänden vermöge des E i n s e t z e n s h ö l z e r n e r R e i f e n die gehörige R i c h t u n g z u geben suchte. Die E i n d r ü c k e solcher Reifen sind an den Innenseiten der meisten in dem Arvalhaine g e f u n d e n e n

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Ans dem Vorstehenden ergibt sich, dass wir für die idg.

Völker als ältester Wohnstätte von der halb oder ° mehr in die Erde eingegrabeneu, aus Holz und Flechtwerk zusammengefügten, meist rundliehen Hütte auszugehen haben, die aus dem einzigen Herdrauiu bestand und vor der Tür eine kleine Vorhalle

(Vor-» dach) hatte. Solche „Herdhäuser" sind, allerdings meist in rechtwinkliger Anordnung ihrer Wände, noch in den verschie-densten Teilen Europas und Asiens erhalten (vgl. M e r i n g e r Das deutsche Haus p. 8). Besonders dürfte das armenische Bauernhaus jenen ältesten Typus mit grosser Treue aufweisen . (vgl. darüber T e r - M o w s e s i a n z Das armenische Bauernhaus in

den Mitteil. d. anthrop. Ges. zu Wien X X I I , 125 ff.).

Andererseits ist man aber, auch bei den Nordvölkern, sehr frühzeitig darauf ausgegangen, neben dem Herdraum für die

einen oder anderen Zwecke besondere Räume zu gewinnen. Schon das oben genannte neolithische Haus von Grossgartach weist neben dem sehr tief gelegenen Herdraüm mit der Herdgrube noch einen zweiten, höher gelegenen, aber nicht erwärmbaren

"Raum auf, kann also bereits als ein „zweizeiliges" bezeichnet werden. Dieser Ansatz ist nun in frühen nachchristlichen Jahr-hunderten in Oberdeutschland, da, wo harbarische und römische Kultur zusammenstiessen, durch die unter dem Druck des nörd-lichen Klimas erfolgte Erfindung des O f e n s weiter entwickelt worden, so dass das oberdeutsche Haus von jetzt ab z w e i heiz-bare Räume, den Herdraüm und den Ofenraum, d. h. die durch den von aussen heizbaren Ofen gewärmte S t u b e besitzt. Dieser neue Kulturträger, der K a c h e l o f e n („Kachel" aus lat. cacula), . ist das römische Hypokaustum, in die primitive Wohnung des Barbaren übertragen. Sein Name ist in unserem Worte „Stube"

erhalten. Dieses stammt aus einem aus ital. stufa, frz. ¿tuve . „Ofen" und „Badestube" erschliessbaren griech.-lat. *extufa (vgl.

griech. rvcpog „Dampf", ital. tufo „Dunst"). Die Bedeutung

„Ofen" ist z. B. noch in engl, stove „Küchenofen" erhalten (vgl.

zum Bedeutungsübergang „Ofen" — „Stube" auch lat. clibanus

„Ofen" — agls. cleofan „Zimmer" und lat. pensile „der auf den Gefässe deutlich erkennbar". Ich möchte daher fragen, ob nicht a u c h i n den von K ä t y ä v a n a genannten „ringsumlaufenden Stäben oder G ü r t e l n " solche hölzerne Reifen (also nicht tönerne Wülste) verstanden werden könnten.

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Säulen des Hypokaustum schwebende R a u m " , frz. poêle „Ofen" — agis, pisle, ahd. pfiesal „Gemach"). Den Siegeszug dieses ober-deutschen Hauses mit Küche und Stube zu den Tschechen, Magyaren, Südslaven bis nach Bosnien und der Herzegowina, wo es mit dem romanischen Kaminhaus zusammenstiess, haben M e r i n g e r Das deutsche Haus p. 25 (vgl. auch Wissenschaft-liche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina VII) und M u r k o Zur Geschichte des volkstümlichen Hauses bei den Sttd-slaven (a. o. a. 0.) erschöpfend behandelt.

Noch unerforscht sind dagegen die näheren sprachlichen und sachlichen Zusammenhänge, die zwischen der germanischen stüba und der russischen izbâ bestehen. Der erste, der das letztere Wort und zwar in der Form itbä nennt, ist der Araber Ibrahim ihn Jakub (um 970 n. Chr.), der berichtet, dass die Slaven in so bezeichneten, mit einem Ofen versehenen Holzhütten ihre Dampf-bäder zubereiteten1). Natürlich sehliesst dies nicht aus, dass die Slaven derartige Ofen schon damals auch in ihren gewöhnlichen Wohnstätten-errichteten,- zumal -bis" auf "dëiWheutigen Tag die Bauern sehr oft ihr sonnabendliches Schwitzbad in dem Ofen der izbä selbst nehmen, Bade- und Wohnraum also in diesem Falle ein und dasselbe ist (vgl. M e l n i k Russen über Russland p. 63). Stellen wir uns die Wohnungen der Urslaven etwa so vor, wie es oben p. 273 f. an der Hand der neolithischen Aus-grabungen am Dnieper ausführlich geschildert ist, so besteht ihnen gegenüber das eigentlich Charakteristische ' der russischen izbâ, worunter zunächst immer der wärmbare Teil der Wohnung (im Gegensatz zu der an der andern Seite der se ni „Flur" gelegenen, nicht heizbaren görnica und den Mê'ti) zu verstehen ist, d a r i n , dass man den alten Herd oder Herdofen ganz und gar in dem neuen, aus Backsteinen gemauerten Ofen aufgehen liess, Man behielt also den alten urzeitlichen und einzelligen Herdraum bei, nur mit dem Unterschied, dass man in ihm statt eines Herdes oder Herdofens einen gleichzeitig der Erwärmung wie auch der Speisezubereitung, j a selbst dem Badebedürfnis dienenden Ofen errichtete. Auch die urslaviscbe Bezeichnung pécka (s. o.) behielt

1) V o r ihrer Bekanntschaft mit dem Ofen der itba badeten viel-leicht die Russen wie die Skythen (Herod. IV, 74, 7?>) im D a m p f des n u r auf glühenden Steinen erhitzten Hanfsamens.

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man für diesen Ofen bei, während man das fremde izbd = germ.

stuba nur für den Raum verwendete, in dem die pecka stand.

Die letztere wurde von der Stube selbst aus geheizt und entbehrte ursprünglich der Esse, so dass der Rauch, wie dies in der cernaja izbd „der schwarzen izbäa noch jetzt der Fall ist, durch ein Loch im Dach und die Schiebefenster der Wände abziehen musste.

Gesonderte Räume vertreten die Ecken der izbd, die ganz be-stimmten Zwecken dienen und bestimmte Namen tragen: auf der einen Seite vom Eingang der „Koch- oder Frauenwinkel" (mit dem Ofen), auf der andern „der Herrenwinkel" (mit einem auch als Pritsche dienenden Kasten für Pferdegeschirr u. dergl.), dem Ofen gegenüber „der Handmühlenwinkel" (mit der Hand-mühle, wo die Frauen arbeiten), schliesslich „der schöne" oder

„grosse" Winkel mit den Heiligenbildern und dem Tisch (vgl.

D a h l Wörterbuch s. v. izbd). Schwieriger zu beantworten ist die Frage, aus welcher germanischen Sprache, und von welchem germanischen Volke die Russen ihr izbd (istba, istopka, isü-topüka, istobka) und damit die Kenntnis des Stubenofens ent-lehnten. Graf U v a r o w , der einzige, soviel ich weiss, der in den Moskauer Drevnosti I I (Materialien für ein archäologisches Wörterbuch p. 17 ff.) aus Chroniken und Volksliedern eine Reihe von Tatsachen zur Geschichte des russischen Hauses gesammelt hat, ist geneigt, einen starken skandinavischen, durch die Var-jäger vermittelten Einfluss auf die altrussische Baukunst

an-zunehmen. Gleichwohl wird man aus lautlichen Gründen das russische istba eher als an das altn. stofa, stufa „Baderaum mit Ofen", an das kontinentaldeutsche stuba, oberdeutsch stupa an-knüpfen, aus dem auch die übrigen slaviseben Sprachen (vgl.

M u r k o p. 98 ff.) direkt oder indirekt entlehnt haben. W a n n1) 1) M e r i n g e r Das deutsche Haus p. 65, der als Quelle f ü r unser

„Stube" ausser romanisch *extufa auch noch ein urgermanisches

*stubön („Badestube"): „stieben" annimmt, möchte aus dem A k z e n t des russischen izbd folgern, dass dieses W o r t aus dem Germanischen entlehnt wurde, als es hier noch *stub6'n hiess. Ob er hierbei bedacht hat, in wie frühe, vorchristliche Jahrhunderte (vgl. I3, 140) er mit dieser A n n a h m e zurückgehen muss? Das ursprünglich dreisilbige russische istübä wird seinen A k z e n t einfach nach den zahllosen Vorbildern v o n borodä, borozdd, borona, golovd, zelezd, slobodd usw. gebildet haben.

Übrigens widerspricht sich M e r i n g e r , wenn er einerseits a. a. 0. p. 64 ans der frühen H e r ü b e r n a h m e des Wortes „Hanf" ins Germanische

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und auf welchem Wege dies geschehen ist, vermag ich freilieh nicht zu sagen.

I n jedem Falle aber hat erst die izbd mit ihrem gewaltigen Ofen dem Russen sein Vordringen bis zum Ural und nach Sibirien ermöglicht, so dass den beiden kein geringes Verdienst um die nordöstliche Ausbreitung des idg. Sprachstamms zugeschrieben werden muss. .

(vgl. oben p. 192) eine sehr frühe Bekanntschaft der Germanen mit der Badestube folgert, u n d auf der andern Seite (p. 76 f.) zu Tacitus Germ. K a p . 22: statim e somno . . . lavantur, saepius calida bemerkt, dass bei diesen W o r t e n n u r an ein warmes Waschen gedacht werden könnte.

X I . K a p i t e l .