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Die Verhandlungen mit den Ruſſen waren zum Abſchluß gediehen. Die ungariſche Armee durch Nie

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derlagen, Mangel an Lebensmittel und durch forcirte Märſche derart geſchwächt und demoraliſirt, daß an ernſtlichen Widerſtand von ihrer Seite nicht zu denken war. Görgei ſchritt nun zur Ausführung ſeines Höl lenplanes, des ſchändlichſten den verletzter Ehrgeiz je ausgebrütet.

Noch am Abend deſſelben Tages, wo er die Dik

tatur angetreten, richtete er an den ruſſiſchen General

Rüdiger folgendes Schreiben:

„Herr General!

Sie kennen gewiß die traurige Geſchichte meines Va terlandes. Ich verſchone Sie denmach mit einer ermü denden Wiederholung aller jener, auf eine unheimliche Weiſe zuſammenhängenden Begebenheiten, welche uns

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immer tiefer in den Verzweiflungskampf, erſt um unſere le gitimen Freiheiten, dann um unſere Exiſtenz verwickelten.

Der beſſere und ich darf es behaupten auch der größere Theil der Nation hat dieſen Kampf nicht leichtſinnig geſucht, wol aber mit Hilfe vieler Ehren männer, welche zwar nicht der Nation angehören, durch ihre Verhältniſſe zu derſelben jedoch mit hineingezogen wur den, ehrlich, tapfer und ſiegreich beſtanden.

Da gebot es die europäiſche Politik, daß Se. Maj, der Czar von Rußland, mit Oeſterreich ſich verbinde, um uns zu beſiegen und den ferneren Kampf für Un garns Verfaſſung unmöglich zu machen.

Es geſchah.

Viele der echten, wahren Patrioten Ungarns hatten Dies vorausgeſehen und auch warnend vorausgeſagt.

Die Geſchichte unſerer Tage wird es einſt enthüllen, was die Majorität der proviſoriſchen Regierung Un garns dazu bewog, jenen warnenden Stimmen ihr Ohr zu verſchließen.

Dieſe proviſoriſche Regierung iſt nicht mehr. Die höchſte Gefahr hatte ſie am ſchwächſten gefunden.

Ich, der Mann der That, aber nicht der nutzloſen, erkannte ein ferneres Blutvergießen als zwecklos, als unheilbringend für Ungarn, wie ich Dies bereits beim Beginn der ruſſiſchen Intervention ausgeſprochen. Ich habe heute die proviſoriſche Regierung aufgefordert, un bedingt abzudanken, weil ihr Fortbeſtehen die Zukunft des Landes nur von Tag zu Tag trüber und bedauerns werther geſtalten könne.

Die proviſoriſche Regierung erkannte Dies und dankte freiwillig ab, die höchſte Gewalt in meine Hände niederlegend.

Ich beüutze dieſen Umſtand nach meiner beſten Ueberzeugung, um Menſchenblut zu ſchonen, um meine friedlichen Mitbürger, welche ich nicht mehr vertheidigen kann, wenigſtens von dem Elende des Krieges zu be freien, indem ich unbedingt die Waffen ſtrecke, und

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dadurch vielleicht den Impuls gäbe, daß die Führer aller von mir getrennten Abtheilungen der ungariſchen Streitmacht gleich mir erkennen, daß Dies gegenwärtig für Ungarn das Beſte ſei, und in Kurzem meinem Beiſpiele folgen.

Ich vertraue hierbei auf die vielgerühmte Großmuth Sr. Maj. des Czar's, daß er ſo viele meiner braven Kameraden, welche durch die Macht der Verhältniſſe, als frühere öſterreichiſche Offiziere, in dieſen unglücklichen Kampf gegen Oeſterreich verwickelt wurden, nicht einem traurigen, ungewiſſen Schickſale, und die tiefgebeugten Völker Ungarn's, welche auf ſeine Gerechtigkeitsliebe bauen, nicht wehrlos der blinden Rachewuth ihrer Feinde preisgeben werde. Es dürfte ja vielleicht genügen, wenn ich allein als Opfer falle.

Dieſen Brief adreſſire ich an Sie, Herr General!

weil Sie es geweſen, der mir zuerſt Beweiſe jener Achtung gegeben, welche mein Vertrauen gewannen.

Beeilen Sie ſich, wenn Sie fernerem unnützem Blut vergießen Einhalt thun wollen, den traurigen Akt der Waffenſtreckung in der kürzeſten Zeit, jedoch in der Art möglich zu machen, daß er nur vor den Truppen Sr.

Maj. des Kaiſers von Rußland ſtattfinde. Denn ich erkläre feierlich, lieber mein ganzes Corps in einer verzweifelten Schlacht gegen welche Uebermacht immer vernichten zu laſſen, als die Waffen vor öſterreichiſchen Truppen unbedingt zu ſtrecken.

Ich marſchire Morgen, den 12. Auguſt, nach Vilä gos, übermorgen, den 13., nach Boros-Jenö, den 14.

nach, Bél, welches ich Ihnen aus dem Grunde mit theile, damit Sie ſich mit ihrer Macht zwiſchen die öſterreichiſchen und meine eigenen Truppen ziehen, um mich einzuſchließen und von Jenen zu trennen.

Sollte dieſes Manöver nicht gelingen, und die öſter reichiſchen Truppen mir auf dem Fuße folgen, ſo werde ich ihre Angriffe entſchieden zurückweiſen, und mich ge

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gen Großwardein ziehen, um auf dieſem Wege die kai ſerlich ruſſiſche Armee zu erreichen, vor welcher allein meine Truppen ſich bereit erklärten, die Waffen frei willig abzulegen.

Ich erwarte Ihre geehrte Antwort in der kürzeſten Zeit und ſchließe mit der Verſicherung meiner unbe grenzten Hochachtung. Arthur Görgei.“

Daß Rüdiger mit der Antwort

nicht

lange ſäumte, iſt leicht begreiflich. So leicht und raſch hatten ſie auch in ihren kühnſten

Träumen

nicht gehofft, die un gariſche Revolution zu beenden.

Ob Görgei wirklich dem Lande zu nützen glaubte

durch ſeine Ergebung an den Ruſſen, oder ob er

hiebei blos von ſeiner perſönlichen Antipathie gegen Oeſterreich geleitet wurde, iſt noch heute unentſchieden.

Aber ſo viel iſt gewiß, daß er vorzüglich hiedurch die Zuſtimmung der Generäle und der Mannſchaft zur Unterwerfung gewann. Die Armen lebten in der Täu ſchung: Rußland werde ſich mit ihnen gegen Oeſter reich verbinden, oder ſie doch in Schutz nehmen, und von Oeſterreich günſtige Bedingungen für ſie erzwin gen. Geſchwächt und entmuthigt wie ſie waren, grif fen ſie in Verzweiflung auch nach dieſen Strohhalm der Hoffnung. Der ſchwache Strohhalm konnte ſie nicht halten. Sie verſanken bald jämmerlich in die

bodenloſe Tiefe des Elends und des Verderbens.

Fluch ihrem Führer, der an ſeinen Getreueſten zum Henker wurde.

XXVIII.

Görgei brauchte nicht bis zum 14. zu warten, und nicht bis Bal zu marſchiren. Die ſonſt als barba riſch verſchrienen Ruſſen zeigten ſich diesmal ſehr zu vorkommend. Sie ſuchten die armen Honvéds den

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