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Diachroner Überblick

ihre Bedeutung für Sprachwandel und -typologie 1

3. Diachroner Überblick

3.1. Aspiration in einfachen Wörtern

Gemäß der oben dargelegten Begründung bildet der Dialekt aus Zuberoa die beste Grundlage für eine diachrone Untersuchung der Aspiration. Dementsprechend stammen die meisten der folgenden Beispiele aus dieser Mundart. Aspiration tritt heutzutage an folgenden Stellen auf (MItxELENA 1977: 203–224):

(a) Im Anlaut der ersten Silbe: haize ‘Wind’, hamar ‘zehn’, hodei ‘Wolke’, hurtatu ‘gießen’.

(b) Im Anlaut der zweiten Silbe: ahalge ‘Scham’, lehertü ‘Lawine’, mehe

‘dünn’, xehatü ‘zerstören, zunichtemachen’. Aspiration kann entweder schen Vokalen erscheinen, wie in den vorhin genannten Beispielen, oder zwi-schen Diphthong und Vokal: auhaldu ‘speisen’, eihera ‘Mühle’, mahai ‘Tisch’, oihan ‘Wald’.

(c) Zwischen Sonorant und Vokal, indem heterogene Konsonantengruppen entstehen: elhe ‘Wort’, erhi ‘krank’, senhar ‘Ehemann’. Ausnahmsweise ist Aspiration auch in einigen Unterdialekten des nördlichen Sprachraums jeweils bei palatalen Nasallauten und bei alveolaren Schwinglauten zu finden: So wer-den beispielsweise in Amiküze añharba ‘Spinne’ (CAmINo 2015: 52, F. 48, 2016: 515) und in Arrüeta ürrhitz ‘Eiche’ (SALABERRI–SALABERRI 2016: 369) gesprochen.

(d) Als koartikulatorisches Merkmal stimmloser Verschlusslaute: atherbe

‘Unterschlupf, Zuflucht’, bethi ‘immer’, ikhusi ‘sehen’, lepho ‘Nacken’. Sollen beim selben Wort zwei stimmlose Verschlusslaute vorkommen, so gewinnt bei der Behauchung immer der Erste die Oberhand:3 phika ‘Elster’, khorte

‘(Königs)Hof’, thiti ‘Brüste’, *pikha, *korthe, *tithi (MItxELENA 1977: 212–

213). Diese Tatsache habe angeblich mit dem Umstand zu tun, dass sowohl die Ursprache als auch die historischen Stufen kennzeichnenderweise einen fallenden Akzent gehabt und deshalb die erste Silbe besonders stark betont haben, was letzten Endes mit der verbletzten Wortstellung des Baskischen in

3 Allerdings findet man gelegentlich Ausnahmen, zum Beispiel pikhatzeko ‘zum Hacken’ und kokha ‘liegen’ (HUALDE 1995: 172, IGArTuA 2001: 195).

Beziehung steht (MARtINEt 1981: 68, IGArTuA 2001: 195–196, 2002: 375–

376). Andererseits kann der Grund, warum Aspiration, die neben stimmlosen Verschlusslauten erscheint, als koartikulatorisches Merkmal angesehen wird, während Aspiration, die neben Sonoranten auftritt, als eigenständiges Phonem gilt, dadurch erklärt werden, dass Behauchung von Verschlusslauten natürli-cher ist als Behauchung von Sonoranten (HurcH 1987: 44–45). Daher bilden Aspiration und Sonoranten heterosyllabische Konsonantengruppen, während Aspiration und Verschlusslaute tautosyllabische Gruppen bilden (ibid.).

Allgemein betrachtet stimmen alle Stellen, an denen Aspiration im heuti-gen Zuberoa-Dialekt zu erscheinen bevorzugt, mit dem paroxytonischen Akzentmuster dieser Mundart überein. Dementsprechend soll in Fällen, in denen beim selben Wort zwei stimmlose Explosivlaute vorkommen und Behauchung auf den ersten fällt, so beispielsweise die oben genannten phika, khorte und thiti, die Bedeutung des Akzents nicht unterschätzt werden. Unterstützung für diese Ansicht beruht darauf, dass Wörter in diesem Dialekt fast nur infolge von Akzentverschiebung von dem Prinzip abweichen, dass Aspiration auf die betonte Silbe fällt. Beispiele hierfür ergeben sich, wenn Substantiven der be-stimmte Artikel -a hinzugefügt wird: hárri ‘Stein’ ~ harría ‘der Stein’, thíti

‘Brüste’ ~ thitía ‘die Brüste’ usw.

Nicht nur eine Analyse der Stellen, an denen behauchte Laute vorkommen, gewährt Einblicke in die Entwicklung von Aspiration entlang der Geschichte des Baskischen. Aufschlussreich darf ebenfalls sein, zu schauen, wo Aspiration gerade nicht erscheint. Dazu kann Folgendes behauptet werden:

(a) Aspiration tritt nie in einer Silbe auf, dessen Anlaut aus stimmhaftem Verschlusslaut, Reibelaut, Affrikat, Nasal, palatalisiertem Laut oder einer Gruppe aus stimmlosem Verschlusslaut und Zischlaut besteht (MItxELENA 1977: 214–229). Eine mögliche Ausnahme bildet otthé ‘Grille’, das in der Mundart aus Amiküze belegt ist (CAmINo 2015: 55, 2016: 518).

(b) Aspiration erscheint nur in der ersten oder zweiten Silbe eines Wortes.

Später im Wort kommt sie nur bei Zusammensetzungen oder bei mehrsilbi-gen Entlehnunmehrsilbi-gen vor: Latein parentalia > Baskisch ba(r)anthalla ‘Februar’, Latein voluntate(m) > bo(r)onthate ‘Wille’ (MItxELENA 1977: 216).

(c) Ein einzelnes Wort weist nie zwei Behauchungen auf. Diese Begrenzung kann hinsichtlich des Graßmannschen Gesetzes erklärt werden (LAFON 1948:

56, IGArTuA 2001: 188–193), die eine typologisch weitverbreitete Tendenz zeigt zur Vermeidung dicht beieinanderstehender, ähnlicher Laute.

3.2. Aspiration in der Onomastik

Eine Untersuchung der historisch belegten Orts- und Personennamen zeigt, dass die Regeln, die für das Erscheinen der Aspiration in der gegenwärtigen Sprache gelten, in der Geschichte des Baskischen nicht bei allen Fällen zutref-fen. Aspiration erscheint hier nämlich an folgenden Stellen:

(a) Im Anlaut der ersten Silbe: Hagurahin, Harhahia (1025 n. C.), Haraya (1232 n. C.) (SALABERRI 2015a: 82).

(b) Im Anlaut der zweiten Silbe: Bihoscinnis, Bihotarris, Hahanten, aus Aquitanien (MItxELENA 1954: 423, 1961: 70), auch Ehari (1025, 1066, 1135 n. C.).

(c) Im Anlaut der dritten oder späteren Silbe: Dvnohoxsis, Herauscorritsehe, Osaherr[vs], Vmmesahar, alle aus den aquitanischen Inschriften (MItxELENA

1954: 419, 421, 423, 1961: 70, GorroTxATEGI 1984: 199). Später findet man auch Namen wie Zalduzaharra (um 1250 n. C.) (SALABERRI 2015b: 427–428).

(d) Zwischen Sonorant und Vokal, indem heterogene Konsonantengruppen ent-stehen: Abisvnhar, Berhaxis, Erhexoni, Narhvnges. Solche Namen sind schon in aquitanischen Inschriften belegt, sowohl als auch in anderen Inschriften aus der römischen Periode (MItxELENA 1961: 73, GorroTxATEGI 1984: 163, 205).

Hierbei handelt es sich daher um Belege aus dem Baskischen des Altertums (LAKARRA 1997a: 516).

Soweit sind kaum Unterschiede zu melden zwischen dem Auftreten der Aspiration in gegenwärtigen Wörtern und in der historischen Onomastik. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachstufen, was die Begrenzungen der Aspiration angeht, sind dagegen erheblich. Die historische Aspiration unterscheidet sich von der Gegenwärtigen durch folgende mangelnde Beschränkungen ab:

(a) Im einzelnen Wort sind mehrmals zwei, gelegentlich sogar drei Behauchun-gen zu finden: Hahani, Hahanten (aquitanische In.), Çulahabehetia (1413 n. C.), Elhorzahea, Hamaezaha, Harhahia (1025 n. C.), Hurabahin (1321 n. C.) (MItxELENA 1954: 419, SALABERRI–SALABERRI 2016: 379–380). Dies deu-tet darauf hin, dass das Graßmannsche Gesetz in der historischen Sprachstufe (noch) keine Wirkung hat.

(b) Aspiration darf weiter rechts als in der zweiten Silbe erscheinen, näm-lich in der dritten, vierten oder sogar fünften Silbe des Wortes: Dunohorigis, Vlohoxis (aquitanische In.), Vmmesahar (aus römischer Zeit, nicht aquitanisch), Olajahunliçardia4 (1479 n. C.), Zalduzaharra (um 1370 n. C.) (MItxELENA

4 In diesem Fall könnte es sich jedoch um eine rein graphische Erscheinung der Aspiration handeln, die dazu dient, den Hiatus zu betonen (SALABERRI–SALABERRI 2016: 380).

1954: 419, 1961: 70, GorroTxATEGI 1984: 198–199, SALABERRI 2015b:

427–428), wobei es sich bei einigen Belegen um Zusammensetzungen handeln könnte. Diese Belege geben zu verstehen, dass die gegenwärtige Begrenzung, nach der Aspiration nur in den ersten zwei Silben erscheinen darf, in der histo-rischen Sprache noch nicht in Kraft getreten war.

Durch diese Angaben lassen sich einige Behauptungen, die mit Bezug auf die Entwicklung der Sprache gemacht worden sind, bestätigen: einerseits gewährt die Onomastik zusätzliche Daten für die Feststellung, dass irgendwann in der Geschichte des Baskischen das Graßmannsche Gesetz eingetreten ist, wobei mehrmals aspirierte Wörter – sei es allmählich, sei es auf einmal – inakzepta-bel geworden sind5 (MItxELENA 1977: 212, IGArTuA 2001: 188–191, 2002:

369–371). Außerdem lässt sich durch die Untersuchung der Onomastik jenes Eintreten genauer in der Zeit feststellen, denn noch Ende des fünfzehnten bzw.

Anfang des sechzehnten Jahrhunderts sind Namen belegt, die diesem Gesetz widersprechen: Urcaherria (1421 n. C.), Laraçahea (1519 n. C.), Goyahen (1456 n. C.) (SALABERRI–SALABERRI 2016: 381). Das Graßmannsche Gesetz soll also frühestens erst ab Anfang des sechzehnten Jahrhunderts gewirkt ha-ben6. Andererseits scheint die onomastische Untersuchung die Behauptung zu unterstützen, dass in der relativ späten Geschichte der Sprache zahlreiche Fälle von Behauchung Richtung links an die erste oder zweite Silbe herange-rückt sind, was in der Literatur schematisch mit den Zeichen h3 > h1, h2 > h1 dargestellt wird (LAKARRA 2009b: 216–219, 2014: 188–193). Dieser Prozess des Heranrückens ist angeblich bei Entlehnungen zu beobachten: man sehe Latein arena(m) > *areha > Baskisch harea ‘Sand’, Latein leone(m) > *leohe

> Baskisch lehoi ‘Löwe’ (MItxELENA 1977: 208–209), sowie nun auch bei Namen: Arzanhegi (1025 n. C.) > Harçanegui (1257 n. C.), Elhorriaga (1025 n. C.) > Helorriaga (1331 n. C.) (SALABERRI 2015a: 429).

Anhand dieser Entwicklungen lässt sich die Geschichte der Aspiration im Baskischen in etwa folgendermaßen rekonstruieren:

– Phase 1: Das Urbaskische (ca. vor dem 1. Jhr. v. C.) muss sowohl über einen aspirierten Laut (/h/) als auch über behauchte stimmlose Verschlusslaute (/Ch/) verfügt haben. Dabei könnte man spekulieren, dass stimmlose Verschlusslaute in betonten Silben eine stärkere Behauchung aufgewiesen haben müssen als in

5 Die Onomastik zeigt jedoch, dass es auch in der heutigen Sprache Ausnahmen geben kann:

hurhandi ‘Fluss’, hurmehe ‘Furt’, usw. (SALABERRI–SALABERRI 2016: 378). Wenn man erwägt, dass es sich hierbei um durchsichtige Komposita handelt (hur ‘Wasser’ + handi ‘groß’, hur ‘Wasser’ + mehe ‘dünn’), so könnte die wahrscheinlichste Erklärung für diese Ausnahmen lauten, die zusammengesetzten Wörter hätten ihre Unabhängigkeit behalten (ibid.).

6 Für einen Versuch der Datierung des Graßmannschen Gesetzes und anderer phonologischer Prozesse sowie für eine Diskussion um ihre Bedeutung für die Dialektverteilung sehe man LAKARRA (2014: 155–242).

unbetonten Silben. Das hätte aber immerhin keine weitere Konsequenz für die spätere Abfolge von Ereignissen.

– Phase 2.a: Aspiration wird zu einem segmentübergreifenden Phänomen, indem sie allmählich mit Akzentuierung in Verbindung gebracht wird. Weil Betonung auf die linksseitig zweite Silbe fällt, wird auch Aspiration auf diese Stelle hin ausgebaut. Solche Prozesse haben möglicherweise schon im Aquitanischen (ca.

1. Jhr. v. C. bis zum 3. Jhr. n. C.) eingesetzt.

– Phase 2.b: Durch das Graßmannsche Gesetz wird Aspiration von unbeton-ten Silben entfernt. Als Folge kommt man höchsunbeton-tens auf eine Behauchung pro (phonologisches) Wort. Wie Onyme aus dem Galikanischen Kalbsleder aus San Millán de la Cogolla und anderen Texten zeigen, hatte sich dieser Prozess bis zum 11. Jhr. n. C. im Südwesten des baskischspachigen Gebiets noch nicht vervollständigt. Die ältesten längeren belegten Texte aus dem 16. Jhr. n. C. be-zeugen dagegen, dass diese Entwicklung im Kontinentalbaskischen schon ab-geschlossen war.

– Phase 3: Aspiration wird weiter verdrängt, bis sie vollständig von der Sprache verschwindet. Dieser Prozess ist in den südlichen Mundarten schon zu Ende, im Norden des Sprachgebiets geht er weiter. Wie schon oben vermerkt wurde, einzig und allein ist der östlichste Zuberoa-Dialekt nicht von Rückständigkeit oder Verlust der Behauchung betroffen.

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