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der finnisch-ugrischen Sprachwissenschaft an italienischen Universitäten Das Studium des Ungarischen und

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Sonderdruck aus Ural-Altaische Jahrbücher Band XXXVII (1960) Verlag Otto Harrassowitz, Wiesbaden

Das Studium des Ungarischen

und der finnisch-ugrischen Sprachwissenschaft an italienischen Universitäten

In Italien tauchten die ersten Spuren von der Kenntnis der ungarischen Sprache zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts auf. GIUSEPPE MEZZOFANTI ( 1 7 7 4 - 1 8 4 9 ) , der berühmte polyglotte Kardinal, der nach Meinung seiner Zeitgenossen mehr als 70 Sprachen beherrschte, hatte sich auch die ungarische Sprache in solchem Maße zu eigen gemacht, daß er mit seinen Verehrern aus Ungarn, die ihn in Rom be­

suchten, in ihrer Muttersprache plaudern konnte, ja er hat sogar zwei grammatisch fohlerlose ungarische Distichen geschrieben1.

Von dem fürstlichen Zeitgenossen MEZZOFANTIS, Karl Ludwig, Herzog von Lucca, ist auch bekannt, daß er ungarisch verstand und diese Sprache gerne mochte, mit der er als häufiger Gast am Hofe des Grafen Miklós Eszterházy Bekanntschaft machte. Für seinen fünfjährigen Sohn, Ferdinand, den späteren Herzog von Parma, wählte er einen ungarischen Priester, SIGISMUND DEÁKY, als Erzieher ( 1 7 9 5 - 1 8 7 2 ) , der vorher Hauslehrer der Eszterházy-Familie war. DEÁKY lernte während seinos mehrjährigen Aufenthaltes in Italien ausgezeichnet italienisch und französisch und erwarb an der Sapientia Romana das Doktorat der Theologie. Als er in den ersten Tagen des Jahres 1827 seinen Dienst in Lucca antrat, war vermutlich sein Buch schon in Arbeit, das erste ungarische Sprachbuch in italienischer Sprache, welches unter dem Titel,,Grammatica ungherese ad uso degli Italiani" schon Ende desselben Jahres in Rom erschien. Dieses sorgfältig redigierte, sehr schön gedruckte, mehr als 250 Seiten fassende Werk widmete er seinem neuen Herrn, dem Herzog Karl Lud­

wig, der die ungarische Sprache ,,mit viel Liebe und Leichtigkeit erlernte und sie sehr schön fand." Es scheint zweifellos zu sein, daß er das Buch nicht als Ausdruck seiner Huldigung und Dankbarkeit schuf, aber es steht nicht fest, was den Autor wirklich dazu veranlaßte und welche italienischen Kreise er für seine Muttersprache und hierdurch für die ungarische Literatur zu interessieren erhoffte. Wir wissen, daß dieser Band in zahlreiche italienische Bibliotheken gelangte, aber Spuren seiner Benutzung sind bisher nicht bekanntgeworden. Wie er selbst schrieb, hat DEÁKY die ungarische Sprache seinem jungen Schüler im Spiel, als Unterhaltung, beliebt gemacht; zur Übung gab der Umgang mit zwei anderen, ebenfalls am Luccaer Hof engagierten ungarischen Priestern und sonstigen ungarischen Würdenträgern Mög­

lichkeit. Allerdings fiel nie ein Wort über die Anwendung seiner Sprachlehre, ob­

wohl DEÁKY bis zur Volljährigkeit seines Zöglings, 1 8 4 1 , die Erziehung des Her­

zogs leitete2.

Wir haben auch darüber keinen Hinweis, daß im Gymnasium zu Fiume zum Zweck des damals schon eingeführten ungarischen Sprachunterrichts die Sprach­

lehre von DEÁKY benutzt worden wäre. Als FERENC CSÁSZÁR ( 1 8 0 7 - 1 8 5 6 ) , nach­

dem er drei Jahre auf dem Lehrstuhl für ungarische Sprache und Literatur des Gymnasiums verbracht hatte, im Jahre 1833 in Pest auf Kosten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften sein ca. 4 5 0 Seiten fassendes Lehrbuch, die zweite

1 EMILIO TEZA: Mezzofanti kiadatlan magyar nyelvű két disztichonja Összeha­

sonlító Irodalomtörténeti Lapok, Kolozsvár 1879, Juni-Dezembor, 1 1 bis 1 2 S..

2 JÓZSEF SZINNYEI: Magyar írók élete és munkái II.. Band 6 9 8 - 6 9 9 S. — LÁSZLÓ TÓTH: Adalékok a X I X . századi olaszországi magyar tanítás történetéhez. Rom 1959. Ausgabe der „Katholikus Szemle" 3 - 9 S. — GUGLIELMO CAPACCHI: Il precet­

tore ungherese di Carlo III di Borbone. Sonderdruck aus „Aurea Parma" X X X X V 1. Nummer, Parma ( 1 9 6 1 ) , 15 Seiten.

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in italienischer Sprache geschriebene ungarische Sprachlehre, mit dem Titel "Gram- matica Ungherese" herausgab, glaubte er, auf diesem Gebiet den ersten Versuch gemacht zu haben. Er hat demnach von dem Buche DEÁKYS wahrscheinlich nicht einmal etwas gehört. CSÁSZÁR gebührt insofern der Verdienst der Initiative, weil er durch die zum grammatischen Teil des Buches beigefügten Lektüren den Italienern mit der ersten - und gut redigierten - ungarischen Anthologie diente, sein Wörter- verzeichnis aber kann als erstes gedrucktes, italienisch-ungarisches und ungarisch- italienisches Wörterbuch betrachtet werden. Nachdem CSÁSZÁR sich bald von der Schule löste, als Dichter, Redakteur und als Autor eines zweibändigen Werkes ,,Reise in Italien" (1844, Buda) sowie als Übersetzer von Dante, Alfieri, Foscolo und Pindemonte bekannt wurde, hatte er an der Geschichte der ungarischen Sprach- lehre in Italien forthin keine Rolle mehr.

Der Bedarf Her Schule in Fiume rief auch die während des weiteren Verlaufs des Jahrhunderts erschienenen ungarischen Sprachbücher in italienischer Sprache her- vor, mit einer einzigen Ausnahme. Dieses Buch ist nach der Zeitordnung das dritte, ist aber etwa 3 0 .Jahre später erschienen und war für die Allgemeinheit bestimmt.

Einen Erfolg konnte es kaum gohabt haben, denn es blieb bis zur jüngsten Ver- gangenheit völlig unbekannt. Das für dieses Zeitalter charakteristisch ungewöhn- lich lang betitelte, aber nur 7 3 Seiten fassende Büchlein, ,,L'arte di diventare un perfetto ungherese in sole dodici lezioni....", war eine für Italiener gefertigte „Re- duktion" des in deutscher Sprache mehrere Auflagen erreichten Sprachbuches des Ungarn IMRE TAKÁCS. Das Büchlein ist ohne Angabe des Erscheinungsjahres und ohne Nennung des italienischen Neubcarbeiters in Verona erschienen. Die Identität des Autors und den wahrscheinlichen Zeitpunkt der Herausgabe ( 1 8 6 2 - 1 8 6 3 ) hat LÁSZLÓ TÓTH unlängst erforscht3.

In den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts waren übrigens sämtliche Verfasser der ungarischen Sprach- und Wörterbücher in italienischer Sprache ausschließlich Professoren der Mittelschule von Fiume. Als erster gab MIKSA GRESITS, einer der un- garischen Übersetzer der „Weltgeschichte" von Cesare Cantù eine,,Grammatica della lingua ungherese" heraus; dieser folgten, von 1 8 8 0 angefangen, in ziemlich schneller Reihenfolge weitere Sprach- und Wörterbücher: L . G. GYŐRÖK ,,Grammatica metodica della lingua ungherese con esercizi pratici" ( 1 8 8 0 ) ; G. LENGYEL ,,Corso pratico di lingua ungherese ad uso scolastico e privato" (1883) ; C. BENKŐ, E. DONATH, G. KAVULYÁK, Z. SZIGYÁRTÓS „Magyar-olasz szótár-Diziooario ungherese-italiano"

( 1 8 8 4 ) ; A. KÖRÖSI „Grammatiea teorico-pratica della lingua ungherese" (1890), deren weitere Ausgaben 1893, 1903 und 1917 erschienen sind; E. SOMOGYI „Magyar­

olasz ós olasz-magyar szótár" ( 1 8 9 2 ) : E. DONATH ..Grammatica ungherese e libro de lettura" ( 1 8 9 8 ) . Vom Standpunkt der Methodik und Korrektheit gesehen hebt sich die Arbeit KÖRÖSIS hervor, an dessen Namen sich auch die Herausgabe des ersten großzügigen italienisch-ungarischen Wörterbuches knüpft: „Dizionario italiano-ungherese e ungherese-italiano, vol. I parte prima e seconda", Budapest 1912, 1382 S. Der ungarisch-italienische Teil ist leider unvollendet und im Manuskript geblieben, und so ist das viel kleinere, jedoch den ungarisch-italienischen sowie auch den italienisch-ungarischen Teil beinhaltende umfangreichste Wörterbuch, als Er­

gebnis der Arbeit von V. GELLETICH, F. SIROLA und A. URBANEK erst 1 9 1 4 - 1 9 1 5 erschienen (Fiume 4 8 6 , 4 4 6 Seiten) und ist bis heute eine nützliche Ergänzung zu den später veröffentlichten kleineren Wörterbüchern.

Zu der „Vorgeschichte" des ungarischen Sprachstudiums in Italien vordienen noch zwei Bücher Erwähnung. Das eine ist das von Padre JAKUGIAN WARTHAN

„Grammatica pratica della lingua ungherese e neo-armena" (Venedig 1876), dessen ausführliche Besprechving seitens des Verfassers dieser Zeilen in naher Zukunft

3 LÁSZLÓ T Ó T H : a. a. O . 1 1 - 1 5 S.

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erscheinen wird, das andere, von ARTURO A L Y BELFADEE „Grammatiea magiara con esercizi e vocabolarietto" (Milano, 1907 Hoepli). Der letzterwähnte türkische Verfasser besaß weder in der ungarischen noch in der italienischen Sprache die nötige Gewandtheit, um die sich gestellten Aufgaben mit Erfolg zu Ende zu führen.

Es ist für die zu Beginn dieses Jahrhunderts in Italien herrschende Unwissenheit hinsichtlich Ungarns bezeichnend, daß BELFADEL als Sachverständiger für die ungarische Sprache galt und sein Buch in einer Reihe erschien (Manuali Hoepli), welche ansonsten aus den Werken hervorragender Fachgelehrter bestand und sich über Jahrzehnte hindurch großen Ansehens erfreute.

Es ist jedoch noch bedauerlicher, daß der von Fehlern wimmelnde, dilettantische Versuch im Jahre 1930 die zweite Auflage erreichte, obwohl damals die bereits seit mehreren Jahren bestehende politische Freundschaft zwischen beiden Ländern auch auf kulturellem Gebiet gemeinsame Interessen erweckte und alsbald auf den Gebieten der Musik, des Theaters, der bildenden Kunst, Literatur und Wissenschaft ein reger Wertaustausch anhob. Auf den italienischen Konzertbühnen erschienen ungarische Vortragskünstler, das Repertoire der italienischen Theater wurde mit erfolgreichen Stücken von ungarischen Autoren bereichert, großangelegte Aus- stellungen begannen den Ruf ungarischer Maler und Bildhauer zu verbreiten, und Italien hat auch in großem Maße dazu beigetragen, daß die Kunst von Hubay, Dohnányi, Bartók und Kodály in aller Welt anerkannt wurde. Auch die Tätigkeit des von dem hervorragenden Historiker, Titularbischof Wilhelm Fraknói, auf eigene Kosten 1895 gegründeten und 1913 dem ungarischen Staat geschenkten Instituts für ungarische Geschichte in Rom, der Leitung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften unterstellt, nahm - abgesehen von der Zwangspause im ersten Weltkrieg - neuen Aufschwung.

Graf Kuno Klebelsberg, damaliger ungarischer Minister für Religion und Unter- richtswesen, gründete zum Ausbau der ausländischen kulturellen Verbindungen Ungarns in Wien, Berlin, Paris, Stockholm, Helsinki und Ankara zur Weiterbildung junger Wissenschaftler wissenschaftliche Informations- und P'orschungs-Institute und hat das alte Institut von Franknói mit der Benennung „ R . Accademia d'Unghe- ria" zu einem vielseitigen staatlichen Institut auf breiterer Grundlage entwickelt

(1928). Das höchste Ziel dieser Vorhaben war das intensive Einschalten in das wissenschaftliche, akademische Leben der einzelnen Länder, teils durch Entsen- dung von Stipendiaten, teils durch Gründung von Austausch-Lehrstühlen und Lektoraten, die durch entsprechende zwischenstaatliche Kulturabkommen regu- liert wurden. Auf dieser Basis entstanden neben dem an der Budapester Universität schon seit langem vorhandenen Lehrstuhl für italienische Sprache und Literatur später auch an den Universitäten zu Pécs und Szeged ordentliche italienische Lehr- stühle, und in Rom wurden im Jahre 1930 ein Lehrstuhl für ungarische Geschichte und Literatur, in Bologna 1942 einer für ungarische Sprache und Literatur ge- schaffen. Gleichzeitig mit der Gründung in Rom entstanden auch an den Univer- sitäten zu Mailand, Genua und Turin die ersten ungarischen Lektorate, deren Lehr- beauftragte, sowie später auch ein großer Teil der anderen ungarischen Lektoren als Beauftragte ihrer Universität zu Lehrkursen der ungarischen Literatur er- mächtigt wurden. Die Prüfungen in ungarischer Sprache und Literatur galten mit jeder sonstigen Sprachprüfung einer modernen Sprache als gleichwertig, was be- deutete, daß man auch in diesem Fach ein Doktordiplom erwerben konnte. Diese Möglichkeit bestand jedoch zunächst nur theoretisch, denn die Versorgung der Lektorate mit entsprechendem Lehrmaterial erwies sich als unmöglich. Allein die aus mehreren tausend Buch bänden und Zeitschriften bestehende Sammlung, welche durch die ungarische Regierung und die Ungarische Akademie der Wissen- schaften dem Lehrstuhl in Rom zugewiesen wurde, ermöglichte den Beginn der wissenschaftlichen Arbeit, und das um so eher, da den Forschern auch eine noch

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weitaus größere und sehr wertvolle Buchsammlung zur Verfügung stand, nämlich die der neuen R. Accademia d'Ungheria angegliederten Bibliothek Fraknói. Diese Sammlung wurde aus einer im Etat gesicherten Dotation, den modernen Anforde­

rungen entsprechend, systematisch weiter vergrößert.

Die ersten ungarischen Sprachkurse wurden jedoch nicht neben dem Lehrstuhl in Rom, sondern auf Veranlassung des,,Istituto per l'Europa Orientale" zu Beginn des Jahres 1928 ins Leben gerufen. Die Hörer waren nur in Ausnahmefällen Studenten, die Mehrheit bestand aus wissenschaftlichen Angestellten vatikanischer und staat­

licher Bibliotheken, aus Mittelschullehrern und aus solchen Leuten, die sich für Fremdsprachen interessierten, jedoch ihre besondere Sprachbegabung ohne jedes wissenschaftliche oder praktische Ziel dazu verwendeten, die verschiedensten, mög­

lichst „exotischen" Sprachen zu erlernen. Die Anzahl der Hörerschaft war gering und hat 1 0 bis 1 2 auch dann nicht überschritten, als der Unterricht schon in drei Kursen (für Anfänger, Fortgeschrittene und auf irgendeinem Gebiet eine Fach­

ausbildung Suchende) durchgeführt wurde. Für die nötigsten Ausbildungsmittel sorgte der Lehrbeauftragte, die spezielleren Texte kauften sich die Interessenten selbst. Besondere Kurse begannen und bestanden mehrere Jahre hindurch für Offiziere, meist vom Generalstab, die aufgrund von erfolgreich absolvierten Sprach­

prüfungen der ungarischen Sprache für je ein halbes oder ganzes Jahr ungarischen Regimentern zugeteilt wurden, währenddessen die gleiche Anzahl ungarischer Offiziere bei italienischen Einheiten Oastdienste verrichteten4. Der im Osteuropä­

ischen Institut bis zum Sommer 193(5 durchgeführte Unterricht wurde bequemer, als der Lehrbeauftragte, der Autor dieser Zeilen, sein Lehrbuch „Grammatica della lingua ungherese" (Rom 1931, 5 0 4 Seiten) herausgab, welches für längere Zeit das einzige, an den Universitäten gebräuchliche ungarische Sprachbuch blieb.

Während der Lehrstuhl in Rom in den ersten fünf Jahren seines Bestehens keinen ungarischen Lektor hatte und so ungarischer Sprachunterricht nicht betrieben wurde, wirkte seit 1 9 3 0 in Mailand an der Katholischen Universität und wenig später auch an der Staatlichen Universität ein ständiges ungarisches Lektorat. Hier wurde die begeisterte Arbeit von OSZKÁR MÁRFFY auch durch den Umstand unter­

stützt, daß den Hörern nunmehr auch ein angemessenes Sprach- und Wörterbuch zur Verfügung stand5. Als nötigster Lesestoff dienten die zugänglich gemachten ungarischen sowie Ungarn betreffenden Bücher des Lehrbeauftragten selbst und die der Bibliothek des „Circolo Filologico". Zu einer engeren Verbindung zwischen Lehrer und Studenten trug auch bei, daß MÁRFFY 1934 ein eigenes Sprachbuch mit dem Titel ,,Breve grammatica della lingua ungherese" (Turin, 141 Seiten) heraus­

gab. Dieses Buch wurde zum Leitfaden seiner Lehrtätigkeit auch in Turin und Genua, wo er die Lektorarbeit ebenfalls übernahm und auch, als bevollmächtigter Lehr­

beauftragter aller drei Universitäten, Vorlesungen über ungarische Literatur hielt.

Eine wissenschaftliche Tätigkeit kam zwar mangels der nötigen Voraussetzungen nicht zustande ; die Anzahl der Freunde und derer, die die ungarische Sprache ernst

4 Während des ersten Weltkrieges war das in der italienischen Armee benutzte kleine ungarische Sprachbuch eine offizielle Ausgabe: Manualetto italo-tedesco- magiaro. Rom, Stab. Tipogr. del Comando del Corpo di Stato Maggiore 1 9 1 5 , 2 5 7 Seiten. - Eine zweite militärische Veröffentlichung war die Arbeit von ENRICO MATTIOLI, Oberstleutnant des Stabes: ,.Dizionario militare italiano - ungherese - ungherese italiano", Rom, Istituto Poligrafico dello Stato, Libreria, 1937, 298 Seiten.

Der Redakteur war ein Schüler des Autors dieser Zeilen, später Militärattache in Budapest.

5 VÁRADY a. a. O. und JENŐ KASTNER: Olasz-magyar és magyar-olasz kézi szótár.

Pécs. Danubia 1930 und 1934. Die zweite (verbesserte) Ausgabe von Mihály Szabó und Elemér Virányi ebendort 1940.

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pflegten, wuchs jedoch an diesen drei Universitäten von Jahr zu Jahr und viele von ihnen wurden zu wertvollen Mitarbeitern ihres Meisters an den Übersetzungen einer literarischen Antologie in italienischer Sprache (Palpiti del cuore magiaro nella sua letteratura. Antologia in versioni italiane. Turin 1937, 3 3 1 Seiten).

Zu dieser Zeit wurde der ungarische Sprachunterricht an den italienischen Uni­

versitäten durch weitere zwei Hilfsbücher erleichtert; durch die ungarische Litera­

turgeschichte von JÁNOS HANKISS6 und durch die hervorragende Zusammenfassung über die Entwicklung und Eigenheiten der ungarischen Sprache von ANTONIO DE MARASSOVICH7. Dieses letztgenannte Buch ermöglichte es den italienischen Stu­

denten erstmals, an eine leicht zugängliche Übersicht bzw. Information über den Ursprung der ungarischen Sprache und über die finnisch-uerische Verwandtschaft heranzukommen. Mit diesen Fragen beschäftigten sich bis dahin nur längst ver­

gessene Schriften (TEZA, PAVOLINI, TROMBETTI) oder Artikel in Zeitschriften und Bänden vermischten Inhalts, welche schwerlich in die Hände der Studenten ge­

langen konnten. Der Zeitordnung und dem wissenschaftlichen Wert nach sind an erster Stelle zwei Studien von CARLO TAGLIAVINI ZU erwähnen „La lingua unghe­

rese"8 und „La, lingua ungherese e il problema dell'origine dei Magiari"9. Diese sind als Vorstudien zu den unter den entsprechenden Stichwörtern der „Enciclopedia Italiana" veröffentlichten großen und hervorragend fachgemäßen, in italienischer Sprache bis heute unübertroffenen Artikeln zu betrachten, in denen der Autor die bisherigen Ergebnisse der ungarischen Sprachgeschichte und der finnisch-ugrischen Sprachwissenschaft bekanntgibt. Seinen Spuren folgten zwei eher popularisierende Aufsätze von O. MÁRFFY „L'origine, lo sviluppo e le caratteristiche della lingua magiara"1 0, und von C. BUDINIS „Introduzione allo studio della lingua ungherese"1 1. Der erste Ordinarius des Lehrstuhls zu Rom war der Historiker GYULA MISKOLCZY ( 1 9 3 0 - 1 9 3 5 ) , und der Schwerpunkt seiner akademischen Tätigkeit fiel selbstver­

ständlich seinem Fachgebiet zu. Wenn er auch von Zeit zu Zeit literaturhistorische Vorlesungen hielt, wurden diese nicht durch Sprachunterricht ergänzt und dem­

zufolge von den Studenten, die in „ungarischer Geschichte und Literatur" ihr Examen machten, nicht einmal die elementare Kenntnis der ungarischen Sprache verlangt. Diesen Zustand spiegeln auch getreulich die unter der Anleitung MISKOL- CZYS angefertigten Dissertationen1 2 wider, von denen zwei geschichtliche Themen behandeln und ausschließlich auf Quellen in lateinischer und italienischer Sprache fußen, während die dritte sich mit der Lyrik Petőfis befaßt, welche voll und ganz auch in italienisch zu lesen ist.

Das Einfügen der ungarischen Sprache in den römischen Lehrgang erfolgte erst dann, als im akademischen Jahr 1 9 3 5 - 1 9 3 6 der Lehrstuhl von JENŐ KOLTAY-

KASTNER übernommen wurde und LÁSZLÓ TÓTH einen Lektoratsauftrag erhielt.

Die fünfjährige Wirkungszeit KOLTAY-KASTNERS war die Glanzperiode des un­

garischen Literatur- und Sprachunterrichts an der Universität zu Rom. Die ein­

seitige politische und Wirtschaftsgeschichte wurde durch die Erforschung der

• Storia della letteratura ungherese. Turin, 1936 Paravia. 3 5 6 Seiten.

7 Caratteristiche fondamentali della lingua ungherese. Mailand 1936. Ed. Le Lingue Estere. 119 Seiten.

8 L'Ungheria, Rom 1929. Istituto per l'Europa Orientale. 2 5 1 - 2 7 0 S.

9 In der Zeitschrift „Corvina" in italienischer Sprache, Budapest, X X I - X X I I Bände.

1 0 In der Zeitschrift „Aevum" erschienen, Mailand 1 9 3 2 .

1 1 In der Zeitschrift „Le Lingue Estere" erschienen, Mailand 1935.

1 2 1 9 3 1 - 1 9 3 2 : GLICERIA VECCHIARELLI : demente VI e l'uccisione di Andrea d'Ungheria. — 1 9 3 3 - 1 9 3 4 : CESARE MORESCHINI: Le incursioni degli Ungari in Italia. — 1 9 3 4 - 1 9 3 5 : CAMILLA BERNARDINI: La lirica di Petőfi.

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italienisch-ungarischen historischen und literarischen Verbindungen sowie der Probleme des ungarischen Humanismus und durch die Beschäftigung mit den her- vorragenden Persönlichkeiten der klassischen und modernen ungarischen Literatur abgelöst. Mit der Erweiterung des Arbeitsgebietes wuchs auch die Zahl der Zu- hörerschaft. Die Anzahl der Dissertationen stieg auf 1 41 3, und einige Teile der besten Arbeiten wurden auch veröffentlicht, und zwar in den vier Bänden des von KOLTAY-KASTNER ins Leben gerufenen und redigierten wertvollen Jahrbuches ,,Studi e documenti italo-ungheresi della R. Accademia d'Ungheria di Roma"

(Annuario).

Auch der praktische Sprachunterricht wurde in gute Hände gelegt. LÁSZLÓ TÓTH hat es ausgezeichnet verstanden, schon die elementaren Sprach kenn tnisse als Mittel zur Erweckung des Interesses für die ungarische Kultur und Literatur anzuwenden.

Seine individuelle Methode, die sich bei eigener Anwendung gut bewährte, arbeitete er auch in Buchform aus: „La lingua magiara" (Neapel 1939. R. Instituto Superiore Orientale, 2 1 8 Seiten)1 4.

Mit dem Ordnen und Katalogisieren des etwa dreitausend Bändo fassenden Lesestoffs des Lehrstuhls in Rom hat LÁSZLÓ TÓTH auch den inzwischen gegrün- deten sonstigen Lektoraten wertvolle Dienste erwiesen. Die wichtigste Quelle für ihre Arbeit war über Jahre hindurch die ungarische Büchersammlung in Rom.

Nachdem KOLTAY-KASTNER nach Ungarn zurückbeordert wurde, übernahm der Kunsthistoriker ISTVÁN GENTHON den Lehrstuhl in Rom, dessen dreijährige Tätig- keit ( 1 9 4 0 - 1 9 4 3 ) sich nebst den literarischen auch auf Vorlesungen über die Ent- wicklung der ungarischen Kunst sowie deren Beziehungen zu Italien ausdehnte.

Außer den bei ihm geschaffenen Dissertationen über moderne ungarische Literatur und über Gegenstände der mittelalterlichen Geschichte1 5 war auch schon eine kunst- geschichtliche Arbeit nahe der Vollendung, deren Beurteilung jedoch wegen der Kriegsereignisse nicht mehr erfolgen konnte. Der Krieg hatte die Tätigkeit aller Organe, die seit 1 5 Jahren das Studium der ungarischen Sprache und Literatur in Italien mit wachsendem Erfolg pflegten, für kurze oder längere Zeit lahmgelegt oder bis heute unmöglich gemacht.

Außer den bereits erwähnten hat die Universität zu Triest als erste ein ungarisches Lektorat errichtet und als Lektor den aus Fiume stammenden CORNELIO BUDINIS,

1 3 1 9 3 5 - 1 9 3 6 : TEMISTOCLE COSTANTINI: L'amicizia italo-magiara nelle guerre dell'indipendenza : - CATERINA ZEISLER : Scrittori fiumani interpreti della letteratura ungherese. — 1 9 3 6 - 1 9 3 7 : MARIO BORMIOLI: L'attività di Giuseppe Carosini agente sardo e ungherese negli anni 1 8 4 8 - 5 1 . — ANDRIANA COROMALDI: Adriano Lem- mi e Luigi Kossuth attraverso un carteggio inedito. — NOEMI FERRARI: Il Petrarchismo in Ungheria. — VINCENZA MARIA FORNARIO: „L'Allcanza" di Milano come organo dell'emigrazione ungherese nel Risorgimento italiano. — ALICE STERN : Ferenc Herczeg. — 1 9 3 7 - 1 9 3 8 : ANNA MARIA DE SIMONI: L'Ungheria nel pensiero degli storici italiani del Cinquecento. — GUERRINA GUCCI : La figura di Attila e la sua campagna in Italia nelle cronache e nelle leggende locali. — ANTONIO Russo:

L'Ungheria nei Diari di Marin Sanudo — 1 9 3 8 - 1 9 3 9 : A L A DE ANGELIS : Andrea Ady e il simbolismo francese. — AMALIA LUCCHINI: Mazzini e Kossuth. — 1 9 3 9 - 1 9 4 0 : MARIA GUARDUCCI: Kotzebue e Goldoni sulla scena ungherese. — L U I G I P I R I L I O : Petőfi poeta e vate dell' Ungheria.

1 4 Die zweite Ausgabe : 1948, Bari Laterza, die dritte „Gramatica ungherese" eben- dort 1964.

1 5 1 9 4 0 - 1 9 4 1 : LILIANA DE BOSIS:I1 Romanzo e il Teatro di Ferenc Herczeg.—

ALBERTINA TANCETTI: Il Romanzo ungherese moderno tradotto in italiano. — 1 9 4 1 - 1 9 4 2 : MARIA ADELAIDE PASSERI: La vita e l'opera di Michele Babits. — TILDE LAURIELLO : Italiani in Ungheria all' epoca di Sigismondo.

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der die ungarische Sprache vollkommen beherrschte, berufen. Nach seinem plötz­

lichen Tode im Jahre 1935 wurde aufgrund des im Februar des gleichen Jahres abgeschlossenen ungarisch-italienischen Kulturabkommens der von der ungarischen Regierung beauftragte FERENC TASSY ungarischer Lektor in Triest. Später, als OSZKÁR MÁRFFY in den Ruhestand trat und TASSY die so freigewordenen Lektorate in Mailand, Genua und Turin übernahm, wurde seine Stelle in Triest mit KÁLMÁN TERNAY besetzt. Seine bis 1943 währende Tätigkeit wurde sowohl von ungarischer wie auch von italienischer Seite anerkannt. Er sammelte etwa 2 0 0 0 Bände wert­

volles, für Ungarn interessantes Buchmaterial aus aufgelösten Vereinen bzw. Privat- hibliotheken in Fiume, wo er auch jahrelang regelmäßig ungarische Sprachkurse abgehalten hatte. Für die Popularität FERENC TASSYS in Mailand ist kennzeichnend, daß seine ungarische Sprachlehre von einem dortigen Jugend verein auf Vereins­

kosten herausgegeben wurde. Als er im Jahre 1942 zum Kulturattache der ungari­

schen Gesandtschaft in Rom ernannt wurde, ließ er in Genua und Turin gute Er­

innerungen zurück. Seine Stelle wurde mit ISTVÁN UNGVÁRI besetzt, der aber bis 1943 nicht mehr die nötige Zeitspanne hatte, um das Werk seiner Vorgänger weiter­

zuentwickeln.

Abgesehen von den ungarischen Sprachkursen, die an der Universität zu Padua von zwei ungarischen Stipendiaten, JÁNOS ECSŐOI und P Á L RUZICSKA für ihre Studiengenossen gehalten wurden, wirkten ordentliche Lektorate seit etwa 1 9 3 7 an den Universitäten zu Padua, Bologna, Florenz und Neapel. MIKLÓS FOGARASI lehrte außer an der in Padua auch an der Universität zu Venedig; in Bologna begann GYULA EGRY mit der Lektorarbeit. Er wurde nach einem Jahr von DÉNES HUSZTY abgelöst, dessen Nachfolger wiederum ARTHUR NAGY wurde. Die beiden Letzt­

genannten hielten als Lehrbeauftragte auch literaturhistorische Vorlesungen und versorgten auch das Lektorat in Florenz. Dem Eifer ARTHUR NAGYS ist es zu ver­

danken, daß an beiden Stellen eine intensive Arbeit erfolgte, so daß die Anzahl der Hörerschaft in Bologna auf 10 bis 12, in Florenz auf 18 bis 2 0 wuchs. Mit ähnlichem Erfolg wurde die aufopfernde Tätigkeit von LÁSZLÓ TÓTH, dem Lektor in Rom, belohnt, der von 1939 an auch in Neapel auf der Orientalisehen Hochschule und an der Universität wirkte und an diesen drei Stellen gemeinsam manches Jahr zu einer Hörerschaft von 4 5 bis 5 0 Köpfen sprach, wobei seine Abend-Sprachkurse an der ,,Accademia d'Ungheria" zu Rom im allgemeinen von mehr als hundert Personen besucht waren1 6.

Die Gründe des wachsenden Interesses für ungarische Studien waren teils der günstigen politischen Konjunktur und der Mode der neuen ungarischen Bühnen- und Roman-Literatur, teils auch dem zuzuschreiben, daß die ungarische Regierung für die besten italienischen Studenten eine größere Anzahl von Stipendien vergab, schließlich, daß die in verschiedenen Richtungen sich rasch entwickelnden unga­

risch-italienischen Beziehungen junge, ungarisch sprechende Italiener mit mannig­

faltigen Möglichkeiten lockte, in Ungarn günstige Anstellungen zu finden.

Unter diesen Umständen wurde im November 1942 der im Kulturabkommen (1935) von italienischer Seite zugesagte Lehrstuhl für ungarische Sprache und Lite­

ratur in Bologna aufgestellt, welcher über zwanzig Jahre - bis zur Erreichung der gesetzlichen Altersgrenze - von dem Verfasser dieser Zeilen besetzt war. Mit Hilfe der ungarischen Regierung und durch die Großzügigkeit der Universität konnte schon im ersten Jahr ( 1 9 4 2 - 1 9 4 3 ) für die Beschaffung von nicht unbedeutendem literarischen und sprachwissenschaftlichen Lesestoff Sorge getragen werden, und

1 6 Inden Jahren 1 9 4 0 - 1 9 4 1 - 1 9 4 2 hielt LÁSZLÓ TÓTH auch für die Offiziere des Ge­

neralstabes ungarische Sprachkurse. Die Zahl der Zuhörer erreichte in Neapel ein­

mal 35, in Rom 9 6 .

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für die unter den besten Auspizien begonnene Arbeit wurde seitens der Hörerschaft reges Interesse gezeigt. Im Laufe dieses Jahres verlieh die Bibliothek 2 7 1 Bücher über Ungarn, die Anzahl der Hörer erreichte ab und zu 25, und am Ende des Jahres legten 17 ihr erfolgreiches Examen in ungarischer Sprache und Literatur ab.

Im gleichen Jahr wurde das ungarische Lektorat der Universität in Florenz unabhängig von dem in Bologna und begann unter der Leitung von LÁSZLÓ PÁLINKÁS eine selbständige Tätigkeit.

Diese beiden neuen Institutionen konnten jedoch nur bis zum Sommer 1 9 4 3 ungestört arbeiten. Die Professoren und Lektoren, die damals auf Urlaub in ihrer Heimat weilten, konnten zufolge der veränderten Umstände erst nach Ende des Krieges oder überhaupt nicht mehr auf ihre Posten zurückkehren. Demzufolge konnten der Lehrstuhl in Bologna erst nach zweijähriger Pause im Jahre 1945, die Lehrstühle in Rom, Triest und Florenz, sowie die beiden in Neapel 1946, das Lektorat in Milano 1947 die Arbeit wieder aufnehmen, wogegen an den übrigen Lehrstellen die vielversprechenden Anfänge ohne Fortsetzung geblieben sind. Die einzige Ausnahme bildet Genua, wo Dank der Fakultät für Ökonomie und Handel im Jahre 1957 ATTILA F Á J beauftragt wurde, ungarische Sprache und Literatur zu lehren. Allerdings tauschte er bereits im darauffolgenden Jahr diese Arbeit mit der Vorlesung einer philosophischen Disziplin aus.

Der inzwischen in Ungarn erfolgte politische Regimewechsel zog die Lockerung der politischen Beziehungen der beiden Länder mit sich ; die italienische Regierung verlor das Interesse für das Land hinter dem Eisernen Vorhang, die ungarische Regierung wiederum entzog den ungarischen Kulturinstitutionen in Italien alle Unterstützung und erkannte lediglich die Tätigkeit des Lehrstuhls in Rom als legal an. Dahin hatte bereits die vorherige, linksradikale Regierung ein kommunistisches Parteimitglied. TIBOR KARDOS, entsandt, dessen vierjährige Tätigkeit ( 1 9 4 6 - 1 9 5 0 ) in Rom mehr oder weniger offen im Zeichen der kommunistischen Propaganda stand. Vielmehr als in den Vorlesungen an der Universität, bot sich hierzu die Gelegenheit im Rahmen von Veranstaltungen und Veröffentlichungen der ,,Acca- demia d'Ungheria", die ebenfalls unter der Direktion von KARDOS stand, und des- halb betrachtete er diese Tätigkeit auch als seine Hauptaufgabe. Die von ihm ge- gründete und redigierte Vierteljahresschrift „Janus Pannonius", deren vier Bände zahlreiche Aufsätze von wissenschaftlichem Wert beinhalten, ist auch völlig unab- hängig von der Universität erschienen. Neben KARDOS vertrat LÁSZLÓ TÓTH als Lektor die Kontinuität des alten, unpolitischen Geistes. KARDOS wurde im Jahre 1950 von der Partei zurückgerufen und seither blieb der Lehrstuhl in Rom - bis zum heutigen Tage - unbesetzt. LÁSZLÓ TÓTH versorgte noch bis 1954 das Lektorat in Rom und parallel auch die beiden in Neapel. Von den letzteren wird seit 1946 nur an der Orientalischen Hochschule ununterbrochen ungarisch gelehrt, wo auch gegen- wärtig LÁSZLÓ TÓTH tätig ist. Die Arbeit des im Jahre 1950 an die Universität zu Neapel und dann 1954 als Nachfolger TÓTHS an die Universität zu Rom berufenen ISTVÁN MÁRKUS' hat keine Spuren hinterlassen. Daß die Universität zu Bari ein Ehrenlektorat organisierte und sich dieses bis heute einer überraschend großen Zuhörerschaft erfreut, ist ausschließlich das persönliche Verdienst von LÁSZLÓ

TÓTH.

Die Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Kriege - ohne jedwede Unterstützung von zu Hause - ermöglichten in Neapel und Bari, wie in Bologna, Triest, Florenz und Mailand ausschließlich der gute Wille und die Opferbereitschaft der italienischen Behörden. Von einer bedeutenden Förderung der Lehrmittel und Bibliotheken der einzelnen Institute konnte jedoch keine Rede sein; die begrenzten Möglichkeiten der Forschung wurden sozusagen ausschließlich durch die privaten Buchsammlun- gen der Lehrbeauftragten gegeben, besonders seit unter der Lektorenschaft von ISTVÁN MÁRKUS das beträchtliche Lehrmaterial des Lohrstuhls in Rom aus uner-

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klärlichen Gründen in mehreren anderen Universitätsinstituten untergebracht und so praktisch unerreichbar wurde.

In Bologna blieb die Zahl der Hörer nur im ersten Nachkriegsjahr auf dem an­

fänglichen Niveau, später waren es nur selten mehr als 1 0 bis 1 2 ; diese betrieben aber die freiwillig gewählten ungarischen Studien mit viel Erfolg. Mit Unterstützung der neuen Lektoren, OTTONE DEGREGORIO ( 1 9 4 5 - 1 9 4 6 ) und seitdem EDOARDA DALA- GARDINI entwickelten die meisten ihre Sprachkenntnisse so weit, daß sie ohne be­

sondere Schwierigkeiten ungarische Texte lesen konnten. Einige haben sogar über­

durchschnittliche Doktorarbeiten geliefert1 7.

Da die finnisch-ugrische Sprachwissenschaft bis 1957 im offiziellen Lehrprogramm der italienischen Universitäten nicht figurierte, war sie jahrelang nur Gegenstand persönlichen Fleißes einzelner Studenten, die sich mit Sprachwissenschaft befaßten - worin allerdings kein offizielles Examen abgelegt werden konnte - und so der Unterrieht - wöchentlich zwei Stunden - über allgemeine Informationen nie hinaus­

ging. Erst seitdem auch die ungarische Sprache (ab 1 9 5 7 - 1 9 5 8 ) , gemeinsam mit anderen modernen Sprachen, als fundamentale Sprache, also über vier Jahre hin­

durch, studiert werden kann, wobei auch das Studium der finnisch-ugrischen Sprach­

wissenschaft für zwei Jahre erforderlich ist, hat das letztere an einzelnen Universi­

täten Bürgerrecht errungen und wird systematisch gepflegt. Dementsprechend ver­

mehrt sich auch das grundlegende Lehrmaterial dieses Faches an den Universitäten zu Bologna und Florenz.

In Bologna wurde der seit 2 0 Jahren bestehende ungarische Lehrstuhl im Novem­

ber 1962 eingestellt, aber es wurde für den regelmäßigen Unterricht der ungarischen Sprache und Literatur sowie der finnisch-ugrischen Sprachwissenschaft gesorgt;

der beste Schüler des früheren Professors wurde zu einem ordentlichen Assistenten ernannt und mit Vorlesungen beauftragt. GUGLIELMO CAPACCHI ist in dieser Eigen­

schaft das dritte Jahr tätig und hält seine teils schon in Buchform erschienenen Vorlesungen vor einer ständig wachsenden Hörerschaft1 8.

Als im Herbst 1 9 4 2 LÁSZLÓ PÁLINKÁS das Lektorat in Florenz übernahm, hatte er 17 Studenten. Nach der Zäsur des Krieges ist diese Zahl aus den bereits erwähnten Gründen auf die Hälfte, sogar manchmal auf ein Drittel gesunken, und erst in letzter Zeit beginnt sich eine zunehmende Tendenz zu zeigen. Seinen im Jahre 1 9 4 6 er­

neuerten Auftrag als Lektor erhöhte die Universität im darauffolgenden Jahr zum Lehrauftrag, und seither können die Studenten der ungarischen Sprache und Lite­

ratur auch Dissertationen über dieses Gebiet schreiben1 9; auch die finnisch-ugrische

1 7 1 9 4 6 - 1 9 4 7 : RACHELE DEL SORDO: Il Romanzo u n g h e r e s e — 1 9 4 7 - 1 9 4 8 : SERE­

NELLA FANTUZZI: Emorico Madách e La tragedia dell'uomo. — 1 9 4 9 - 1 9 5 0 : EMILIO CSONKA: Maurizio Jókai romanziere ungherese. — 1 9 5 0 - 1 9 5 1 : GUISEPPE MENZANI:

Petőfi in Italia. — 1 9 5 2 - 1 9 5 3 : GIUDITTA VENTURI : Quattro poeti moderni ungheresi.

- 1 9 5 6 - 1 9 5 7 : GABRIELLA GIOGOLI: Lajos Zilahy. — MARIANGELA DELLA V A L L E : Le ballate di Giovanni Arany. — GUGLIELMO CAPACCHI : Il teatro di Ferenc Her­

c z e g . — 1 9 6 1 - 1 9 6 2 : NERIS RICCO: Giuseppe Kármán e il sentimentalismo in Unghe­

ria. — 1 9 6 2 - 1 9 6 3 : GIUSEPPE BOLLANAZ : L'Italia e gli Italiani nella narrativa unghe­

rese dell' Ottocento. — Seit 1949 dient als Leitfaden der Sprachlehre das Lehrbuch von EMERICO V Á R A D Y : Grammatiea della lingua ungherese. Florenz 1949. Edizioni Le Lingue Estere, 198 Seiten, dessen zweite Ausgabe jetzt im Druck ist.

1 8 Rassegna della letteratura ungherese dalle origini al romanticismo - La lirica di Petőfi. Parma 1963. La Bodoniana, 9 5 Seiten. — Genesi e svilluppo della lingua ungherese, Parma 1964. La Bodoniana, 8 5 Seiten. — Rassegna del teatro ungherese.

- La Tragedia dell'uomo di Imre Madách, in Druck.

1 9 1 9 5 3 - 1 9 5 4 : LYA LECCHINI: Petőfi nella critica italiana. — 1 9 5 5 - 1 9 5 6 : ANTONIO MASCELLI : L'attività pubblicistica e letteraria dell'emigrazione ungherese in Italia

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Sprachlehre hat im Unterrichtsjahr 1 9 5 8 - 1 9 5 9 im Lehrprogramm der Universität zu Florenz einen Platz erhalten. Besonders erwähnenswert ist noch, daß aufgrund des Verdienstes von PÁLINKÁS in dem Institut für moderne Sprachen an der Uni- versität zu Florenz heute etwa 5 3 0 0 Bände ungarischen Lehrstoffes zur Verfügung stehen. Davon sind mehr als dreiviertel sein persönliches Eigentum, das er bei der Universität deponierte. Unter diesen ist wohl in ihrer Art einmalig reich die Samm- lung der Schriften, die in der Emigration erschienen sind. Die Anzahl rler Bände des Bibliothekbestandes betreffend folgt nach Florenz Mailand, wo das Fundament der ungarischen Buchsammlung der Katholischen Universität noch in den dreißiger Jahren das Ministerium für Religion und Unterrichtswesen zu Budapest gelegt hat.

Inzwischen hat auch das ungarische Lektorat der Staatlichen Universität eine etwas kleinere, jedoch gut ausgewählte Handbibliothek errichtet, und das Material dieser beiden, samt den hauptsächlich belletristischen Werken des ungarischen Vereins in Mailand, erreicht fast 5 0 0 0 Bände.

Der Lehrbeauftragte für ungarische Sprache und Literatur an diesen beiden Universitäten ist seit 1947 PÁL RUZICSKA. Die Zahl seiner Hörer ist durchschnittlich 15 bis 2 0 pro Jahr, von denen jedoch nur 3 mit einer Dissertation ungarischen Gegen- standes promovierten2 0.

Die Statuten der Universität zu Mailand ermöglichen noch nicht den Unterricht der finnisch-ugrischen Sprachwissenschaft.

Für die Neuaufnahme des seit gut zwei Jahrzehnten ruhenden ungarischen Unter- richts in Padua ist durch den zwischen der italienischen und ungarischen Regierung im Frühjahr 1 9 6 4 zustande gekommenen provisorischen Plan für kulturelle Zu- sammenarbeit gesorgt. Auf derselben Grundlage übernahm ein Lehrbeauftragter den Aufgabenkreis des im Jahre 1950 freigewordenm ungarischen Lehrstuhls zu Rom. Die zuständigen italienischen Behörden haben zur Besetzung dieser beiden Stellen von den drei jungen Wissenschaftlern, die von ungarischer Seite vorge- schlagen waren, für Rom den Philologen JÁNOS BALÁZS, für Padua den Sprach- forscher PÁL FÁBIÁN berufen. Letztgenannter ist auch an der Universität zu Bologna als Lektor tätig. Die Besoldung dieser beiden wurde vom italienischen Staat über- nommen, so daß die Deckung der finanziellen Belastungen des gegenwärtig an sieben Universitäten durchgeführten ungarischen Studiums (Mailand, Padova, Bologna, Florenz, Rom, Neapel und Bari)2 1 ausschließlich aus Mitteln des italienischen staat- lichen Budgets geschieht2 2.

Bologna I. V Á R A D Y

durante il Risorgimento con speciale riguardo ad Ignazio Helfy. — 1 9 6 2 - 1 9 6 3 :

FRANCESCA B U C C I : La poesia ungherese tra le due guerre. — 1963-19(14: CATERINA

TROPEA: La poesia, di Endre Ady. — MARIA FURELLI: La tragedia dell'uomo di Madách. — Andere Florenzer Doktorarbeiten über Ungarn betreffende Themen, welche nicht am ungarischen Lehrstuhl, jedoch unter Benutzung der ungarischen Bibliothek geschrieben wurden: 1 9 5 0 - 1 9 5 1 : MIRELLA NICCOLAI: Partecipazione degli Italiani alle guerre contro i Turchi in Transilvania ed Ungheria dal 1509 al

1605. — VITO PLATANIA: Piani e progetti per una Confederazione Danubiana. — 1 9 5 8 - 1 9 5 9 : VIRGILIO PORRO: Studi sul Lexikon valaehico-latino hungarieo-ger- manicum. Budae 1825.

2 0 An der Katholischen Universität : 1 9 5 2 - 1 9 5 3 : ANGELA SPAGNOLETTA : L'Italia nei

poeti e negli scrittori ungheresi del secondo dopoguerra 1 9 4 5 - 1 9 4 8 . — 1 9 6 1 - 1 9 6 2 : GIOVANNI BONELLI : Un triennio di storia dell' „Irodalmi Újság".—An der Staatlichen Universität: 1 9 5 9 - 1 9 6 0 : FRANCESCO BARROLI: Zrinyi e i suoi modelli epici.

2 1 Seit 1958, als KÁLMÁN TERNAY in die USA auswanderte, ruht der ungarische Unterrieht an der Universität zu Triest.

2 2 Genauere Angaben über die Lektorarbeit von ZOLTÁN RÁKOSI, der nach dem

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ungarischen Aufstand im Jahre 1956 einige Jahre an der „Ca'Foscari" in Venedig tätig war, standen mir nicht zur Verfügung. — Nützliche Beiträge über den ersten, bis 1942 reichenden Zeitraum der Geschichte des ungarischen Unterrichts in Italien sind zu finden : IVÁN VITÉZ NAGY : La convenzione culturale fra l'Ungheria e Italia.

Corvina (Budapest) Anno 1933 e 1934. X X V - X X V I I I ) , 1935, auch im Sonderdruck:

Budapest 1936, Franklin, 4 3 Seiten; und GIOVANNI CIFALINO: R. Università degli Studi di Roma. Scuola Ungherese, Rom. Editoriale Arte e Storia, ohne Jahrgang,

27 Seiten. — Den Herren Privatdozenten LÁSZLÓ TÓTH, LÁSZLÓ PÁLINKÁS und P Á L

RuzicsKA sage ich auf diesem Wege Dank für die mir bereitwillig überlassenen chronologischen und bibliographischen Daten.

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