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Studien zur niederrheinischen Dialektgeographie zwischen Nymegen und Ürdingen

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Academic year: 2022

Ossza meg "Studien zur niederrheinischen Dialektgeographie zwischen Nymegen und Ürdingen"

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(1)

Deutsche Dialektgeographie

Berichte und Studien über G. W e n k e r s Sprachatlas des Deutschen Reichs

herausgegeben

von

Ferdinand Wrede

H e f t T i l l

N. Gr.

M a r b u r g

E l w e r t ' s c h e V e r l a g s b u c h h a n d l u n g 1915

(2)
(3)

von

Georg Wenker

[Neudruck]

Nordbergische Dialektgeographie

von

Otto Lobbes

Studien

zur niederrheinischen Dialektgeographie

in den Kreisen

Hees, Dinslaken, Hamborn, Mülheim, Duisburg

von

Heinrich Neuse

, Studien

zur niederrheinischen Dialektgeographie

zwischen Nymegen und Ürdingen

von /

Albert Haneuberg

Mit vier Karten

N. G.

M a r b u r g

E l w e r t ' s c h e V e r l a g s b u c h h a n d l u n g - 1915

(4)

niederrheinische Dialektgeographie, die von Ramisch in Heft I be- gonnen und von Leihener, Böhmer, Frings in Heft II. III. V fort- . gesetzt wurden, abgeschlossen. Sie schaffen f ü r einen rheinischen

Dialektatlas (vgl. Sitzungsberichte der König], Preuß. Akademie der Wissenschaften 1915 S. 104) eine wichtige Grundlage. Da schien die Gelegenheit gegeben, die kleine Keimzelle, aus der Wenkers Riesenwerk und mithin auch diese rheinischen Hefte er- wachsen sind, der Wissenschaft aufs neue zugänglich zu machen und das längst im Buchhandel vergriffene Rheinische Platt von 1877 wiederabzudrucken. Das Werkchen, das im selben Jahre zwei (gleichlautende) Auflagen erlebt hat, wird hier ohne jede Änderung gegeben; nur auf seinem Kärtchen mussteu die im Original roten Dialektlinien und Erklärungen schwarz reproduciert

' 4

, werden.

Marburg, Februar 1915,

, F. W.

(5)

. S e i t e

Das rheinische Platt von GeOjrj: Wenker i*

Nordbergisclie Dialektgeographie von Otto Lobbes:

Einleitung §§ 1— 1(J 1 B e s c h r e i b e n d e r Teil

I. Zur circmnfiectiorten Betonung §§ J1 —16 8 II. Zur hochdeutschen Lautverschiebung §§ .17—22 . . . 11

III. Westgerm, stimmhafte Verschluss- und Reibelaute §§ 23— 25 16 IV. Ausfall eines Nasals vor westgerm. p, f lind s §§ 20—30 18 V. Die Giitturalisierung von n §§ 31—35 . . . 21

VI. Westgerm. e, en; ö §§ 36—37 24 VII. Westgerm. ai und au §§ 3 8 - 4 5 25 VIII. Diphthongierung ursprünglich einfacher Vocale §§ 46—58 29

IX. Zu den Pronominalformen §§ 59 — 64 38 . X. Die Verba auf -mi §§ 65—69 41

XI. Zur Diminutivbildung §§ 70 - 7 3 . 44 Combinierender Teil

I. Die Sprachlinien §§ 74—78 47 II. Die Spracherscheinungen §§ 79—82 48 Historischer Teil

I. Der Name unserer Mda. § 83 52 II. Sprach- und politische Grenze §§ 84—123 52

1. Sprach- und Kreisgrenze § 85 . . . 53 2. Sprach- und Territorialgrenze §§ 86—116 . . . 53 3. Sprach- und Stammesgrenze §§ 117—123 . . . 71 III. Ursachen des Mischcharäktersv unserer Mda. §§ 124—125 77

IV. Ergebnisse § 126 . . . : 79

(6)

Studien zur niederrheinischen Dialektgeographie in den Kreisen Rees, Dinslaken, Hamborp, Mülheim, Duisburg von Heinrich Jieuse:

Lautstand der Mundart von Aldenrade §§ 1—243 83 Entwicklung der westgermanischen Vocale und Diphthonge

in hochtoniger Silbe §§ 8—164 88 Entwicklung der westgermanischen Mitläufer §§ 165—243 . 107

Statistischer Teil §§ 244 — 376 . . . . ' . 147 Historisch-erklärender Teil §§ 377—406 153 Eingehender benutzte Literatur : . . . . 176

Studien zur liiederrheinischen Dialektgeographie zvvischeii Nymegen und Ürdingen von Albert Haneuberg:

Einleitung § § 1 — 5 179 Zur Lautschrift §§ 6 - 8 . . . 134

Accentverhältnisse § § 9 — 1 2 : 186 Kurze Lautlehre der Mundart, von Knikar am Niederrhein

I. Vocalisnius . a) Kurze Vocale §§ 13-61 . . . 190

h) Lange Vocale §§ 6 2 - 9 5 . • . . : • 196 c) Diphthonge §§ У6 - 118 . . . 200

d) Tabellen §§ 119-120 203 II. Consonantismus . .

a) Balbvocale §§ 121-131 ! 209

b) Liquiden §§ 132—136 . · 210 c) Nasale §§ 137- 146 211 d) Deutale Versclilnsslaute und Spiranten §§ 147 — 166 212

' e) Labiale §§ 167—178 '. -214 f) Gutturale §§. 179—193 . . .. . 216

g) Tabelle § 194 218 Dialektgeographischer Teil

I. Vocallsmus

a) Kurze Vocale §§ 195—204 220 b) Lange Vocale §§ 205—215 225 c) Diphthonge §§ 216—220 230 II. Consonantismus ^

a) Halbvocale § 221 . . . . 234 b) Liquiden §§ 222—225 . . . 234 ' · c) Nasale §§ 226-227 . . . . 239

d) Dentale §§ 228—231 240 . e) Labiale § 232 244

f) Gutturale §§ 233 — 236 . .. . . . .· . . . - 244

(7)

irr. Sonderbesprechungen

a) Dehnung §§ 237—239 246 b) Kürzung § 240 248 c) Imperative der mi- Verben § 241 249

d) Persönliche Fürwörter S; 242 249 e) Besitzanzeigende Fürwörter § 243 251

, f) Fragefürwort § 244 251 Historisch-erklärender Teil §§ 1445 - 264 252

Historische Literatur 277

(8)

zur

niederrheinischen Dialektgeographie

zwischen

Nymegen und Ürdingen

von

Albert Hanenberg.

(9)
(10)

§ 1. Durch sein großes Werk, die Schaffung des deutschen Sprachatlasses, hat W e n k er neues Leben in die deutsche Mund- artenforschung gebracht. Zugleich aber mit dem frischen Strome, der durch ihn in diese Wissenschaft geleitet wurde, eröffnete sich eine ganz andere Perspective für den Bau und die Bewertung der Einzelmundart. Hatte man bisher jeden Dialekt lediglich als ein nach bestimmten Gesetzen möglichst folgerichtig aufgebautes System angesehen, so lehrten Wenkers Grenzen und Grenzformen, dass nicht so sehr der einzelne Ort seine specielle Grammatik aufweist, sondern jede Mundart ein mehr oder weniger ausgebreitetes Gebiet umfasst, sowie dass die Mundart sich nicht nach genau festgelegten Regeln aufbaut, sondern ebenso wie die neuhochdeutsche Schrift- sprache ihre Formen aus verschiedenen Gebieten entlehnt haben kann..

. § 2. Nachdem nun durch den SA die Möglichkeit geschaffen war, die einzelnen Verbreitungsgebiete der jeweiligen lautlichen Erscheinungen zu überblicken und sich von ihrem .geographischen Verhältnis zu einander ein Bild zu machen, galt es den ursäch- lichen Zusammenhang der einzelnen Erscheinungen darzustellen.

Hier setzten die Arbeiten Wredes und seiner Schüler ein. Als erster von diesen löste R a m i s c h 1906 die Frage nach dein Ver- hältnis von Dialekt und Geschichte in glücklichster Weise. Er legte seinen Forschungen ein Gebiet zwischen Krefeld und Geldern mit etwa 70 Ortschaften zu Grunde. An seine Arbeit soll sich die vorliegende anschließen. Dabei habe ich eine kurze Recht- fertigung vorauszuschicken. Ramisch beobachtete im Osten nämlich nur ein ganz schmales Gebiet um Erdingen und ließ den nörd-

12*

(11)

liehen Teil mit Mörs und Rheinberg im Mittelpunkte unberücksichtigt.

Er erklärt diese auffallend geringe Ausdehnung im Osten mit der Bemerkung, seines Erachtens eigne sich dieses Gebiet weniger für seine Untersuchungen, weil es im wesentlichen ein einheitliches Sprachgebiet darstelle. Von seinen) Standpunkte aus muss ich ihm diese Erklärung zu gute halten; denn so einschneidende Er- scheinungen wie seine Vocalisierung der Spirans in der Verbindung cht oder seine Gutturalisierung von n + Dental dürfte man ver- gebens in meinem Gebiete suchen. Ich musste deshalb, um meiner Arbeit Berechtigung zu verschaffen, einen andern Standpunkt ein- nehmen als Ramisch, der seine Aufgabe darin sah, „einige wichtige Kapitel der Grammatik ausführlicher zu behandeln, systematisch die Grenzen dieser Lauterscheinungen festzulegen und dann nach dem Grunde dieser Sprachlinien zu forschen." Ich dagegen schlage gerade den Weg ein, den er für seine Arbeit verwirft, indem ich eine Lautlehre der Mundart meines Heimatsortes K a l k a r zu geben versuche und an der Hand dieser die Unterschiede der umliegenden Dialekte feststelle. Trotz dieses wesentlichen Unterschiedes in der Anlage heider Arbeiten war ich bestrebt, mich so eng wie möglich an Ramisch anzulehnen, sodass meines Erachtens beide Arbeiten wohl neben einander gebraucht werden können.

§ 3. Der Umfang des Gebietes, das mir zur Bearbeitung zufiel, war von selbst gegeben. Ich musste den linksrheinischen Teil der Rheinlande von Ramisch' Nordgrenze bis nach Holland bearbeiten. Meine Südlinie geht also über Walbeck, Pont, Geldern, Hörstgen, Kamp, Rayen, Vluyn, Niep, Venickel, Kaldenhausen nach Friemersheim. Um die Fühlung mit Ramisch nicht zu ver- lieren, zog ich wenigstens seine Grenzorte mit in mein Beobachtungs- gebiet und erhielt so einen Bezirk von über 1 4 0 O r t s c h a f t e n . Methodisch schloss ich mich an meinen Vorgänger F r i n g s an, der ebenso wie ich die Lautlehre seiner Heimat zur Grundlage seiner dialektgeographischen Beobachtungen machte. Nachdem mich eine Einsicht in Wenkers Spraehkarten und Fragebogen auf die wichtigsten Unterschiede in den Mundarten meines Gebietes aufmerksam gemacht hatte, galt es eine Liste von Wörtern auf- zustellen und durch Erkundigungen in den .einzelnen Ortschaften des Gebietes die entsprechenden Belege zu finden. ..Hierbei er?

(12)

gaben sich für die einzelnen Erscheinungen meistens zusammen- hängende Linien, die ich auf Pausblätter eintrug; durch Aufeinander- legen dieser ließ sich die Häufigkeit der verschiedenen Linien und dadurch die Hauptdialektscheide feststellen. Für diese eine historische Grundlage zu finden, war die wichtigste Aufgabe meiner Arbeit, und wenn es mir auch nicht in allen Fällen gelungen ist, jede bedeutendere Grenze historisch einwandfrei zu begründen, so bietet der letzte Teil dennoch eine solche Fülle gelöster Probleme, dass man wohl annehmen kann, in den wenigen nicht aufgeklärten Fällen spiele eine mir verborgen gebliebene historische Tatsache eine Rolle.

Um die Zahl der gelösten Probleme hervorzuheben und die Wichtig- keit der einzelnen Grenzen zu veranschaulichen, bezeichnete ich auf der beigegebenen Karte alte Territorialgrenzen mit römischen, Herrlichkeits- und Richteramtsgrenzen mit arabischen Zahlen. In den Fällen, wo keine politische, wohl aber wahrscheinlich eine kirchliche oder geographische Grenze die Verschiedenheit des Dialektes veranlasste, bediente ich mich bei der Bezeichnung großer lateinischer Buchstaben. In gänzlich dunkel gebliebenen Fällen verwandte ich kleine lateinische Buchstaben.

§ 4. Die Mundart meines Gebietes stellt im wesentlichen ein einheitliches Ganzes dar. Sie berührt die Ürdinger Verschiebungs- linie nicht mehr und gehört mithin ganz dem niederfränkischen Sprachgebiete an. Nur im Norden liegt zwischen Goch und Kalkar eine oberdeutsche Sprachinsel. Es ist die in den Jahren 1741—1743 von Auswanderern aus den früheren pfälzischen Oberämtern Simmern und Kreuznach gegründete Colonie mit den drei Dörfern Pfalzdorf, Alt- und Neu-Louisendorf. Einen Einfluss auf die niederrheinische Sprache hat diese Sprachinsel nicht gehabt und wird sie auch in Zukunft nicht haben können, so lange der Religionsunterschied eine enge Verknüpfung der beiden Volksstämme ausschließt. Den- noch hat der pfälzische Dialekt dadurch an Boden gewonnen, dass die Pfälzer sich auch schon über das benachbarte Dorf Moyland verbreiteten. Ich lasse Moyland deshalb aus gleichen Gründen wie die Colonie bei meiner Besprechung unberücksichtigt. Für die nähere Orientierung über Sprache und Gründungsgeschichte der pfälzischen Colonie am Niederrhein verweise ich auf B ö h m e r DDG III, · -

(13)

§ 5. An grammatischen Arbeiten aus den Ortschaften meines Dialektgebietes lagen mir zwei vor und zwar für den Norden die 1841 als Weseler Gymnasialprogramm erschienene Arbeit G e e r l i n g s über die Klever Mundart und für den Süden die Dissertation M e y n e n s aus dem Jahre 1910 über die Mundart von Homberg-Niederrhein. Erstere ist natürlich von der modernen Wissenschaft überholt. Ich suchte sie lediglich zu benützen, um aus ihr etwaige Verschiebungen des Klever Dialektes innerhalb der letzten siebzig Jahre festzustellen, musste aber schon bald hiervon ablassen, als ich sah, dass Geerling in der Angabe der Dialektformen keineswegs consequent ist. In dem Anhange zu seiner Arbeit überträgt er nämlich einen Abschnitt aus dem Klevischen Chronisten Gert van der Schüren in die Mundart seiner Zeit. Der Text, den er dort bietet, widerspricht den grammatischen Ergebnissen in vielen Fällen. Ich neige zu der Ansicht, dass Geerling in dem Anhange, einer zusammenhängenden Erzählung, die Klevische Mundart richtiger trifft als in der grammatischen Erörterung, bei der ihm viele Formen unterlaufen, die eher der Mundart von Wesel, dem Erscheinungsorte, zukommen. Wahr- scheinlich hat ihn lange Entfremdung vom Klever Platt bei der empirischen Forschung zu falschen Ergebnissen geführt, während ihm die lebhafte Erzählung die richtigen Formen von selbst wieder eingab.

Ebensowenig wie diese veraltete Arbeit Geerlings konnte uns die Abhandlung Meynens förderlich sein. Auf den phonetischen Teil ist besonderer Wert gelegt, und auch der letzte Abschnitt, der über den musikalischen Accent handelt, ist nicht ohne Be- deutung. Im Übrigen konnte die Arbeit für mich nur insofern in Betracht kommen, als sie mich auf die wichtigsten Unterschiede des Dialektes in dem mir sonst gänzlich unbekannten Süden auf- merksam machte; denn Meynen nimmt in keiner Weise Stellung zu irgend einem grammatischen Problem. Seine Arbeit ist ledig- lich beschreibender Art und auch da nicht einmal zuverlässig und ohne Fehler. Sie kann deshalb in der richtigen Erkenntnis unserer Mundarten keineswegs weiter führen, sondern liefert eher den Beweis dafür, dass es unmöglich ist, die Formen des Local- dialektes richtig zu erkennen, ohne die Nachbarmundarten, die oft die Vorstufen zu einzelneu Formen enthalten, vorher studiert

(14)

zu haben. Zur Verdeutlichung gebe ich einige Beispiele aus Meynens Grammatik, deren Erklärung wir nach Einsicht in den dialektgeographischen Teil geradezu als Curiosa bezeichnen müssen.

In kegf 'Korb' nimmt er ¿-Umlaut a n ; meagan 'morgen', deap 'Dorf' erscheinen ihm als unerklärliche Ausnahmen ·, in hat 'hart', Swat 'schwarz' ist das r ausgefallen wegen des aus begrifflichen Gründen auf diesen Wörtern lastenden Accentes2); drehn 'drehen' kann er nur aus dem as. thräian erklären3); däidn (mhd. diuhen) 'drücken' ist wieder eine Ausnahme3); in fäda 'Vater', möda 'Mutter', Snidq 'Schneider' ist das intervocalische d wegen des hochdeutschen Einflusses erhalten geblieben.3) Die Dehnungstendenz kurzer Vocale vor stimmlosen Reibelauten, die er schon bei auf- merksamem Studium von Maurmann4) hätte erkennen müssen, blieb ihm vollständig fremd. Wo er diese auffallende Dehnung fand, sieht er die lange Silbe als eine offene an, z. B. meS 'Vogel', ty%

'Zeug', omzos 'umsonst', Stif 'steif' u. s. w.5)

1) Vgl. unten § 225.

2) Vgl. unten § 224.

3) Vgl. unten § 230.

4) Maurmann § 146.

5) Vgl. 'unten § 239.

(15)

§ 6. Ebenso wie meine Vorgänger habe ich mich bei der phonetischen Umschrift der in meiner Mundart vorkommenden Laute möglichster Einfachheit befleißigt. Die gebräuchlichen e i n f a c h e n V o c a l e stellen sich in Bezug auf Articulation als folgendes Dreieck dar:

u y . i o 0 e

Q <? <?

e a

Zwischen offenem und geschlossenem a, u, i, y habe ich nicht geschieden, weil der Unterschied nur sehr gering ist. e ist ein überoffenes e; sonst ist der offene Laut durch gekennzeichnet.

Der linke Schenkel des Vocaldreieekes zeigt gutturale, der rechte palatale Articulation. Zwischen beiden stehen 0, 0, y mit palataler Zungenlage, aber gutturaler Articulation. Außerhalb des Dreieckes stehen das schwache Endungs-0 und das vocalische r=g. Ein dem i nahe stehendes e, hauptsächlich vor n + Consonant, wird durch e bezeichnet. Die im Dreieck angeführten Laute können alle auch lang sein, nicht aber 0, g, e. Die Länge wird durch " aus- gedrückt. Die Länge q ist ein wenig offener als die Kürze q, ohne dass mir eine Unterscheidung nötig erscheint.

§ 7. Die echten D i p h t h o n g e ai, ou, 0y sind in ihren ersten Bestandteilen ebenfalls offener als die einfachen a, 0, 0;

doch genüge es, darauf hier ein für alle Mal hingewiesen zu haben.

Daneben stehen unechte Diphthonge, die aus Kürze und Überkürze

(16)

zusammengesetzt sind: ei und ou\ der erste Bestandteil ist durch- aus geschlossen, der zweite ist fast ein spirantischer Consonant, jedoch kommt die Reibung nicht zum Ausdruck. Die übrigen un-

echten Diphthonge sind wie die Triphthonge sämtlich aus einer Verbindung mit diesem consonantischen i oder g, hervorgegangen.

§ 8. Unter den C o n s o n a n t e n sind die stimmlosen Ver- schlusslaute p, t, k in allen Stellungen aspiriert, am deutlichsten vor Vocalen und Liquiden. Den stimmlosen Lauten p, t entsprechen die stimmhaften b, d. Als Reibelaute sind im Gebrauch:

g = stimmhafter, er = stimmloser gutturaler Reibelaut.

j = „ , % = „ palataler Reibelaut.

z= „ , s = „ alveolarer Reibelaut.

§ = . „ alveolar-cerebraler Reibelaut.

w = „ , / = „ . labiodentaler Reibelaut.

iv bleibt auch in den Verbindungen kw, tiv, sie labiodental.

Bei den Halbvocalen i und u ist die Lage der Sprechwerkzeuge dieselbe wie bei j und w\ die Reibung kommt jedoch nicht zur Geltung. Im Auslaut nähert sich i der Aussprache von j mehr als im Silbenhiatus, n bedeutet den gutturalen Nasal, r ist immer Zäpfchen-r.

Nur geographisch vorkommende Laute, die durch besondere Zeichen wiedergegeben werden, finden an der betreffenden Stelle ihre Erklärung.

(17)

§ 9. Dem Niederfränkischen ist eine träge und langsame Articulation eigentümlich. Ich glaube hierauf verschiedene lautliche Erscheinungen, z. B. die Dehnung vor n + Dental, r + Consonant, l + Dental und den Ausfall des intervocalischen Dentales, zurück- führen zu dürfen. Die Stammsilbe ist im allgemeinen exspiratorisch stark betont, die Nebensilben treten zurück, worauf die Schwächung ihrer Formen und die Apokopen beruhen. Im Norden unseres Gebietes haben wir lediglich eingipfliche Langvocale in einsilbigen Wörtern. Die sogenannte „Schärfung" gilt dort also nicht mehr.

Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Wörter ursprünglich schon einsilbig waren oder durch Endungsabfall erst einsilbig wurden. Der Ton geht etwa um eine Terz herunter. Am deut- lichsten ist dieser musikalische Sturz vor l, m, n, p, f , am wenigsten vor Ic, t, s, § wahrnehmbar. Der Tonsturz vollzieht sich innerhalb des Vocales außer vor r und j, wo er innerhalb des Consonanten selbst liegt. Als Bezeichnung für diesen „fallenden Accent"2) habe ich ~ über den betreffenden Langvocal gesetzt. Dort, wo der Ton- sturz innerhalb des Consonanten liegt, habe ich von seiner Wieder- gabe abgesehen.

Bemerkenswert für diese Erscheinung ist m. E. die Art der Articulation der voraufgehenden Consonanten. Die linke Rheinseite articuliert alle Consonanten viel weiter zum harten Gaumen hin als die rechte. Ich glaube, dass damit das Sinken der Tonhöhe, das sich auf der linken Rheinseite bedeutend plötzlicher vollzieht

1) Frings § 313; zur Begründung § 319.

2) Es ist der „kleverländische Aceent" bei Neuse § 5:

(18)

als auf der rechten, in Einklang zu bringen ist. Hier setzt nämlich der Consonant viel kürzer ein, so dass dem Vocal nnd mithin seinem Tonfall ejne längere Zeit bemessen bleibt, während linksrheinisch der Consonant wegen seiner gutturalen Articulation längere Zeit beansprucht und dem Vocal mit seinem Tonfall nur eine geringe Zeitpause übriglässt.

In zusammengesetzten Wörtern kann doppelter Tonsturz vor- kommen, wenn beide Bestandteile einsilbige Wörter mit Langvocal sind, z. B. Sünrim 'Schahriemen'.

Bei zweisilbigen Wörtern haben wir mehr oder weniger stark geschnittenen Accent. Vor stimmlosen Consonanten steht stark geschnittener, vor stimmhaften schwach geschnittener Accent.

§ 10. Südlich von diesem Gebiete mit fallendem Accent schließt sich ein anderes an, das Schärfung aufweist. Seitdem Nörrenberg zuerst das Wesen dieser eigentümlichen Betonungsweise dargelegt hat,1) ist über diesen Gegenstand eine reichhaltige Literatur erwachsen, auf die ich hier bloß hinweise. Für unser Gebiet kommen nämlich dieselben Erscheinungen in Betracht, die schon Maurmann und nach ihm Ramisch besprochen haben. Ich darf mich deshalb wohl darauf beschränken, ihre Regeln hier kurz wiederzugeben.

Als Beispiele verwende ich die bei Ramisch gegebenen in meiner mdal. Entsprechung, um einen Vergleich besser zu ermöglichen.

In dem Gebiete mit Rheinberg im Mittelpunkte gelten fol- gende Regeln: Schärfung2) tritt ein

1. ohne Rücksicht auf eine folgende Silbe und die Natur der folgenden Consonanz bei den mdal. Entsprechungen f ü r wg.

Langvocale und Diphthonge; Beispiele: wg. ä — Sq-a.p 'Schaf', umgelautet Slya.par 'Schläfer', kea.s 'Käse'; wg. e — brva.f 'Brief';

wg. 6 — blu'd.t 'Blut', umgelautet zya.t 'süß'; wg. ai (ahd. e) — rea.

'Reh'; wg. au (ahd. 6) — do-d.t 'tot', umgelautet bWd.t 'blöde';

wg. eo — Si'afo 'schießen';

2. lautcombinatorisch unter der Bedingung der Synkope und Apokope eines unbetonten e a) bei kurzen Vocalen, wenn ihnen eine Liquida oder Nasalis + stimmhaftem Consonanten oder ge- doppelte Liquida oder Nasalis folgte: ba-l.t 'bald', Sto'n.t 'Stunde',

1) Beitr. IX 402 ff.

2) Hämisch bezeicbel diese Erscheinung als Circumflexion.

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he-l. 'Hölle', Stern. 'Stimme'; b) bei Langvocalen, urspr. langen und in offener Silbe gedehnten, und Diphthongen, wenn ihnen ein stimm- hafter Consonant folgte oder das Endungs-e unmittelbar sich an- schloss: ö:x 'Auge', Srey.% 'schräge', le~i. (and. leid) 'Schiefertafel';

3. wenn ein Dental zwischen Vocalen ohne Wirkung ausfiel und ein silbenschließendes el, er, em, en folgte, wobei die beiden Silben zu einer einzigen (entweder Langvocal oder unechtem Di- phthong) verschmolzen: ke'a.l 'Kittel', le-a.r 'Leiter', o'd.m 'Atem'.

Ebenso tritt auch noch die Schärfung als Unterscheidungs- merkmal für den Nom. Acc. sg. vom Nom. Acc. pl. auf: ber% be-r.%

'Berg Berge', dax dä:x 'Tag Tage'.

§ 11. Wie im allgemeinen so kann ich auch in den Besonder- heiten der Accentverhältnisse auf die Darstellung bei Ramisch zurückgreifen. Schärfung von wg. i,.ü, ai (ahd. ei), au (ahd. od) kenne ich in meinem Gebiet außer bei Apokope im Norden ebensowenig wie Maurmann und Nörrenberg. . Wohl gilt die Schärfung west- germanischer Langvocale und Diphthonge außer lautcombinatorisch bei Apokope sowohl bei folgender stimmhafter Consonanz als auch vor stimmloser Consonanz und erhaltener Folgesilbe, aber nicht in geschlossener Silbe. Diese Art der Circumflexion gilt nur inner- halb XXIII + XXII + XXI + XX + X I X + XVII + XVI + XV + C + XIV. Als Belege für dieses Gebiet mit consequenter Circum- flexion gebe ich die schon bei Ramisch verzeichneten: n-.wan 'reiben', bi-.ton 'beißen', rf.zar 'Reiser', lü:ran 'lauern', zü:pan 'saufen', bü:rdn 'Bauern', lo'u.pan 'laufen', drdy.man 'träumen', dery.pan 'taufen', dö'i.fan 'teilen', rSd.kan 'reichen', bfri.tdl 'Meißel', aber ris 'Reis', bür 'Bauer', dröum 'Traum', Mit 'heiß'.

Anm.' Die ersten Bestandteile der Diphthonge sind ganz geschlossen und unterscheiden sich auf diese Weise stark von den im Norden ge- bräuchlichen.

§ 12. Sehr auffallend ist die Schärfung der westgermanischen Kürzen a, e, i, o, u vor den silbenschließenden Consonantenver- bindungen « + Dental, 1 + Dental und m + p, wobei zum Teil Dehnung stattfindet. Geschärfte Länge herrscht südlich von 53 + XXVI + XXVII + XXVIII + XXIX + X X X ; nördlich davon herrscht zweigipfliche Betonung vor silbenschließendem 1 + Dental und m+p.

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Der Stammvocal erfährt dort keine Dehnung. Beispiele: hcen.t 'Hand', ho-n.t 'Hund', ble-n.t 'blind', ka'l.t 'kalt', Iwl.t 'Holz', ge'l.t 'Geld', kramp 'Krampf', ko-m.p (mhd. kumpf) 'Schüssel'. Diese Art der Betonung gilt nur bis etwa XXXVI + 50 + 51 + IV + V + VI + VII + VIII + IX + X + 45. Im Süden reicht sie nur bis XVII + XVI + XV + C-+ b. Eine unbedingt zuverlässige Abgrenzung ist im Norden nicht möglich; in einzelnen Fällen macht die Schärfung schon vor der angebenen Linie Halt. Südlich und nördlich von diesem abgegrenzten Gebiete gelten nur eingipfliche Langvocale.

(21)

der Mundart von Kalkar am Niederrhein.

I. Vocalismus.

a) K u r z e V o c a l e . Westgerm. a.

§ 13. In geschlossener Silbe erscheint wg. a. im allgemeinen als а: nat 'nass', half 'halb', lan 'lauge', fana 'fangen', рак 'ge- wöhnliches Volk', fast 'fest', trap 'Treppe', fan (and. fan) 'von', rat 'Rad', axtar (got. afta) 'hinter', 'hinten', fals 'falsch', kr an 'um- gekehrt', waxta (mnd. wachten) 'warten', Smaxt 'Hunger', ambaxt (got. andbahti) 'Dienst'.

§ 14. In offener Silbe als ä: wätar 'Wasser', säia 'schaden', дара (mnl. дареп) 'gähnen', fädar 'Vater', fära 'fahren', hdmar 'Hammer', Säma 'schämen', гакэ (mnl. raken) 'anrühren', 'treffen', änSnäka (ndl. snaak) 'jem. anführen'. .

§ 15. In ursprünglich offener Silbe, die durch Endungsabfall geschlossen wurde, als ä (ä): mäx 'Magen', Stak (ags. staca) 'Stecken',.

fän 'Fahne', gär (ahd. garo) 'fertig', 'bereit'.

Anm. an 'an' ist teils lang teils kurz. Lang ist es immer als Vor- silbe bei Verben, z. B. änfana 'anfangen', änsnaka 'anführen', ängripa 'angreifen' u. s. w., kurz bei Hauptwörtern, die in naher Beziehung zum Nhd. stehen, z. B. andaxt 'Andacht', ащих 'Anzug'.

§ 16. Vor Liquiden + Dental wird wg. a gedehnt zu а : ärday 'artig', kürt 'Karte', gär da 'Garten', badärt (nd. bedaren) 'be- dächtig', bärt 'Bart', дат 'Garn', alt 'alt', smält 'Schmalz', wält 'Wald', wälda 'walten', äldanvqts 'altertümlich'.

Anm. Kürze haben hart 'hart', Swart 'schwarz', Spartala 'strampeln'.

(22)

§ 17. Ebenso wird wg. a vor w + D e n t a l gedehnt: hänt 'Hand', zänt 'Sand', länt 'Land', bäncbl 'Reifen' (Kinderspielzeug), Sänt 'Schande'.

Anrn. Kurz bleibt a in Lehnwörtern: want (frz. gant) 'Handschuh', kant (erst nhd. aus nd. kante) 'Kante', hantln 'hantieren'.

§ 18. Wg. a 4- intervocalischem Dental verschmilzt zu äi:

lab (ahd. ladan 'aufladen', ladon 'einladen') 'laden', säia 'schaden', Späh 'späten', läi 'Schublade', fäi 'Fässer'.

Aum. swaüp. 'Schwadern' hat kurzes a; die Dehnung ist durch m aufgehalten worden. .

§ 19. Wg. a ist vor Liquiden gedehnt, wenn ein inter- vocalischer Dental ausgefallen ist: zäl 'Sattel', blära 'blättern' ·, Umlaut bler 'Blätter', rqr 'Räder'.

§ 20. Unter Ausfall eines schwach articulierten Gutturals ist a mit dem folgenden Vocale zu ai verschmolzen: twail (ahd.

twahila) 'Zwehle', Aufnehmer', mait 'Magd',, zaii (ahd. sageta) 'sagte', gazait 'gesagt'.

Amn. Alid. aha ist zu q zusammengezogen, mithin in seiner Ent- wicklung mit ahd. ä zusammengefallen: Stöl (ahd. stahal) 'Stahl'.

§ 21. Unter Einfluss eines folgenden i oder j ist wg. a zu e (e) umgelautet: hei 'Hölle', Iqga (got. lagjan) 'legen', leb 'zählen', enst 'Äugst' (vgl. 'eng'), lesb 'letzte', mes (got. niats) 'Messer', menqxbx 'verächtlich'.

Anm. q ist gerundet in xopo (ahd. skepfen < got. skapjan) 'schöpfen', Ifpdl neben lejM (ags. lapjan 'trinken') 'Löffel'.

§ 22. Vor den meisten- Nasalverbindungen wurde das Um- lauts-e zu engem e gehoben, mens (ahd. mannisco) 'Mensch', denka 'denken', henst 'Hengst', meraa. 'mengen', erakal 'Enkel', eraal 'Engel'.

§ 23. Umgelautetes a ist in offener Silbe gedehnt, z. B.

bebr 'besser', wqra 'wehren', qk (mnl. edec, got. akeit) 'Essig', kqbl 'Kessel', bqs 'Beere'. -

(23)

§ 24. Dehnung ist gleichfalls eingetreten vor r + Consonant:

ert (ahd. araweiz) 'Erbse', pqrl 'Pferd', flrka 'Ferkel', Herst 'Herbst', werm 'wann', Swerm 'Schwärm', kwerk 'Quark', Stark 'stark', serp 'scharf', herk. 'Harke'. Der Umlaut ist durch folgendes r begründet.

Anrn. Häufig ist infolge der Dehnung der Consonant hinter r aus- gefallen, z. ß. ert 'Erbse', Herst 'Herbst', mert 'Markt'.

§ 25. Umlaut vor s<S<sk ist eingetreten in tes 'Tasche',

fles 'Flasche'. . Anrn. Vgl. Hasenclever § 47, bei deni á stets Umlaut bewirkt hat;

wir aber haben an 'Asche', tcasa 'waschen'.

§ 26. Vor Consonantenverbinduug ist a in der 3. sg. ind.

praes. zu é umgelautet, z. ß. hei hält 'er hält', férat 'fängt', félt 'fällt'; mit Dehnung vor r in hei ferl 'fährt'.

Westgerm. e.

§ 27. In geschlossener Silbe ist wgm. e zu e geworden, vor t + Consonant, xt, k zu e: Sqm 'Schemen', 'Schatten', helpa 'helfen', fie/ta 'flechten', zelda 'selten', malm 'Staub', 'Melm', melka 'melken', Spek 'Speck', leka 'lecken', hexta 'nach Atem schnappen', gelt 'Geld', drek 'Dreck', keldar 'Keller'.

§ 28. In offener Silbe wird wgm. e zu q gedehnt, z. B.

eta 'essen', freta 'fressen', mqta 'messen', iveza 'Wesen', ivqk(a) (ahd. wohhci wehha) 'Woche', Sei (ahd. scelah) 'scheel', rqgan 'Regen', Stqla 'stehlen', leza 'lesen', gewa 'geben', nqwa 'neben', auch in bafqta 'befehlen'. -

Anm. Enges e hat néma 'nehmen'.

§ 29. Vor r + Consonant ist wg. e zu q oder e gedehnt, z. B. ert 'Erde', stqm 'Stern', kqrt 'Kerl', gern 'gern', kqm 'Kern', berx 'Berg', kerf 'Kerbe'.

. Anm. Kürze bleibt in Stert 'Sterz'. -

§ 30. Wg. e + intervocalischem Dental verschmilzt zu ei, z. B. trqja 'treten', bqia 'beten', knqia 'kneten', hei dqi (ahd. teta) 'tat', Stqi (as. stedi) 'Stätte'.

(24)

§ 31. Ferner ist wg. e zu e gedehnt bei Ausfall eines intervoc. Dentales vor r, k, ch, z. B. wer 'Wetter', ler 'Leder', fer 'Feder', Ux 'ledig', prqka 'predigen'.

Anm. Kürze in flqrmus (ahd. fledarmüs) 'Fledermaus'.

§ 32. Vor r ist wg. e zu a gebrochen, z. B. hart 'Herz', Start 'Sterz', garst 'Gerste', barstd 'bersten', twars (mhd. twer) 'quer'.

Anm. Diese Umwandlung von e f a muss jünger sein als der so- genannte r-Umlaut, denn sonst würde a > q umgelautet sein.

§ 33. Zusammen mit vocalisiertem g wurde wg. e zu ai zäil (ahd. zegal ndl. zeit) 'Segel', zaila 'segeln', 'sich treiben lassen', zäis (ahd. segansa) 'Sense'.

§ 34. Wg. eha wird zu i zusammengezogen in tin (< tehan).

'zehn', zih «sehan) 'sehen'.

Westgerm. i.

§ 35. Wg. i bleibt i in kint 'Kind'," in 'in', kitala 'kitzeln', Stipara 'durch ein Holzstück stützen', wimala 'wimmeln', Simar 'Schimmer', disal 'Distel', kibala 'lachen', kiba% 'fleißig', hip 'Ziege',

zin 'sind', Sunt (frz. suite) 'Schar'. :

. § 36. Sonst ist wg. i in geschlossener Silbe zu e geworden, z. B. ek 'ich', dek 'dick', fes 'Fisch', zeft 'Sieb', leren 'King', weit 'wild', inest 'Mist', spen 'Spinne', neks 'nichts', meda 'Mitte', äempa 'schimpfen', hemal 'Himmel', wela 'wollen', Sena 'Schienbein', .es 'ist', farzey>ta% 'vorsichtig', stel 'still'.

§ 37. In offener Silbe gedehnt zu e, z. B. nega (as. nigun) 'neun', zskar 'sicher', weta 'wissen', ätewal 'Stiefel', ret 'Riss', blewa 'blieben', gagrepa 'gegriffen', gaSwega 'geschwiegen', gasmeta 'ge- schmissen'.

§ 38. Dieselbe Dehnung herrscht vor n + Dental regelmäßig, wenn noch ein Vocal folgt, z. B. benda 'binden', wenda 'winden', fenda 'finden', Undamböm 'Lindenbaum'; in einsilbigen Wörtern kanu

Länge und Kürze stehen, z. B. lent 'Linde', rmt 'Rind', Sperit 'Spind', wenf neben went 'Wind'.

Deutsche Dialektgeographie VIII 13

(25)

§ 39. Wg. i + intervocalischem Dental verschmilzt zu ei, z. B. tafrep 'zufrieden', galep 'gelitten', gaStrep 'gestritten', aber gasnep 'geschnitten'.

§ 40. Wg. i ist zu q geworden in ursprünglich offener Silbe bei dSl 'Diele' und pqr 'Birne'.

§ 41. Wg. i ist zu y gerundet in symal 'Schimmel' (in beiden Bedeutungen).

§ 42. Rundung mit Tonsenkung findet sieb in em 'ihm'.

tesa 'zwischen', er 'ihr', dek (mhd. dicke) 'oft', rent 'Rind' (in der Verbindung rensßäis 'Rindfleisch')·, in offener Silbe spela 'spielen', zewa 'sieben'; doppelte Tonsenkung in fei 'viel', ergas 'irgends', nqrgas 'nirgends', help 'Hilfe'.

. Anm. Wg. e im Gegensatz zum Nhd. setzen voraus mqlk 'Milch', Stqm 'Stimme', kqrk 'Kirche', Stql 'Stiel'. _

Westgerm. o.

§ 43. Wg. o ist in geschlossener Silbe zu o geworden, z. B.

kqst 'Kost', stok 'Stock', doxdar 'Tochter', brqk 'Brocken', pot (mnd.

pot) 'Topf', kolk 'Kolke', top 'Wipfel', strop 'Strumpfband', modar 'Schlamm', holt 'Bolzen'.

§ 44. In offener Silbe 0, z.B. hqza 'Strümpfe', 'Beinkleider', balqiea 'geloben', gabrqka 'gebrochen', gaSlöta 'geschlossen', bqwa 'oben', .ötva 'Ofen', kökar 'Köcher'.

§ 45. In ursprünglich offener, durch Endungsabfall ge- schlossener Silbe wurde es ebenfalls ö, z. B. zöl 'Sohle', köl 'Kohle', knök 'Knochen', böx 'Bogen'.

§ 46. Diese Dehnung trat auch ein in den meisten Wörtern vor r + Nasal, z. B. dorn 'Dorn', körn 'Korn', Sporn 'Sporn';

aber kqrn 'Branntwein', hqrn 'Horn'.

§ 47. Einfache Dehnung findet sich vor r + Dental in wört 'Wort', ort 'Ort', bort 'Borde', pört 'Pforte', sqrt 'Sorte', nörda 'Norden'; ebenso in ganöma 'genommen'.

(26)

§ 48. Dehnung in offener Silbe ist auch eingetreten vor Dental + Vocal; der Dental wurde dabei zu i: gsbqia 'geboten', bqi 'Bote', gazoia 'gesotten'.

Anm. Kürze bleibt in bqim 'Boden', durch rp, veranlasst.

§ 49. Vor r + Labial oder Guttural wurde wg. o zu q umge- lautet, z. B. fqrm 'Form', dqrp 'Dorf', zqr% 'Sorge', lcqrf 'Korb', qr%al 'Orgel', kqrk 'Kork', snqrka 'schnarchen'.

§ 50. Dieses q kann weiter zu e umgewandelt werden, z. B.

merga 'morgen', derp 'Dorf (neben dqrp), Kerwanheim (ursprünglich Korvenheime) Ortsname.

§ 51. Der gewöhnliche Umlaut zu wg. o ist ebenfalls q, z. B. zqk 'Socken', rqlaka 'Köllchen', klqp 'Sehläge', dqpa 'Schoten

öffnen', kqpka 'Tasse', Iqkar 'Löcher'. . Westgerm. u.

§ 5'2. Wg. u ist u geblieben in etlichen Wörtern wie im Nd., z. B. pul 'Flasche', rubala% 'uneben', 'rauh', muts 'kurze Pfeife', Snupa 'naschen', mulsqr (got. mulda 'Erde') 'Maulwurf', jnmala 'fummeln', lupant 'hinterlistig', fup 'Weidenpfeife', fupti% (Inter- jection) 'plötzlich'.

§ 53. In anderen Fällen ist wg. u zu o geworden in ge- schlossener Silbe, z. B. ons 'uns', ondar 'unter', fos 'Fuchs', honar 'Hunger', loxt 'Luft', broma 'brummen', pokal 'Buckel', homal 'Hummel', onal 'Fett', 'Uuschlitt', trom 'Trommel'.

§ 54. In offener Silbe ist Dehnung eingetreten, z. B. fögal 'Vogel', kögal 'Kugel', för 'Furche'. •

§ 55. Diese Dehnung tritt auch vor n + Dental ein, wenn- gleich dort auch die Kürze stehen kann, z. B. gafönda 'gefunden', farSivönda 'verschwunden', gabönda 'gebunden', gront 'Grund', mint

'Mund', gazönt 'gesund', hönt 'Hund', rönt 'rund', wönt 'wund'.

§ 56. Vor Liquida + Consonant ist wg. w zu q geworden, z. B. Sqrtal 'Schürze', Sqrlak 'Schultertuch', kort 'kurz', dorst 'Durst', bqrst 'Brust', gort. 'Gurt', borsal 'Bürste', polwar 'Pulver', Sqldar 'Schulter'.

13*

(27)

§ 57. Durch ein folgendes i wurde wg. u zu 0 Umge- lautet. z. B. glek 'Glück', liet 'Hütte', trok 'zurück', krek 'Krücke', onnet 'nichtsnutzig', am 'um', kenst 'Kunst', hafte 'Hüften', kosa (ahd. kussin) 'Kissen', deypx 'tüchtig', ßeyfix 'flüchtig'.

§ 58. Umlaut vor Consonantenverbindung findet sich, ohne dass diese die Veranlassung gewesen sein muss, in gadolt (ags.

qepyld) 'Geduld', Seit 'Schuld', Stomal (ahd. stumbal) 'Stummel'.

§ 59. Umlaut mit Dehnung in ursprünglich offener Silbe, z. B. s letal 'Schlüssel', kok (ahd. cuchina) 'Küche', der 'Tür', kegaltja 'Kügelchen', fer 'für', der 'durch', klora (ndl. kleuren) 'anstreichen'.

§ 60. Vor r ist wg. u zu 0 umgelautet, z. B. gqrgal 'Gurgel', tvqrga 'würgen', Sorna 'schürfen', derma 'dürfen', Slqrpa 'schlürfen', fqrk 'Gabel', wqrm 'Wurm', kqrska 'Krüstchen', wqrska 'Würstchen'

(t ist ausgefallen).

Anm. Außerdem findet, sich 0 für wg. u in kestar 'Küster', resta 'rasten' ['Rüste'], fête 'Füllen', jqka 'jucken'.

§ 61. Vor s, J < w g . sk ist wgm. u zu 0 umgelautet, z. B.

kes 'Kuss', mos (and. muska) 'Spatz', tesa (ndl. tusschen) 'zwischen' b) L a n g e V o c a l e .

Westgerm, ê (ahd. o).

§ 62. Wg. ê ist in offener und in geschlossener Silbe zu q geworden, z. B. bips 'Blase', swör 'schwer', strpl 'Strahl', mön 'Mond', kröm 'Krämerladen', dqr (ahd. dûr) 'da', Slop 'Schlaf', zöt 'Saat', nöt. 'Naht', nqbar 'Nachbar', Sitôt 'Straße', fröga 'fragen', wei köma 'wir kamen', qwaht 'Abend', höh 'Haken', wöx 'Wage'.

Anm. Verkürzung ist eingetreten bei' strof 'Strafe', strofa 'strafen', nolt (mit Metatbesis, ahd. nâilala, ndl. naald) 'Nadel', wor (ahd. war) 'wo', mont (mild, mânôt) 'Monat', jomar 'Jammer', broxt 'brachte', ga- broxt 'gebracht'. Kurzes geschlossenes o haben doxt 'dachte', gadoxt . 'gedacht', brombqs (ahd. brämberi) 'Brombeere'.

§ 63. In jüngeren Lehnwörtern ist ä erhalten, z. B. prät 'bereit', 'fertig'(lat. paratus), rar 'selten' (lat. rarus), Stät 1. 'Staat', 2. 'Aufwand', 'Pomp' (lat. status, frz. estât, état), Stäts 'geputzt', 'schön', Slät 'Salat'.

(28)

§ 64. Mit intervocalischem Dental ist wg. e zu. qi ver- schmolzen, z. B. rqia 'raten', bröja 'braten', trqia 'traten'.

Anm. Verkürzung ist eingetreten in oirn 'Atem', oür 'Ader', toi 'zähe'.

§ 65. Wg. e + iv ist 1. zu ou geworden, z. B. blou 'blau' (ahd. blä, flectiert bläives), grou'grau', banout 'beengt' (ndl. benauwt), pou 'Pfau'; 2. zu 6 in lö 'lau', flö 'flau' (lat. flavus).

Anm. Dieses offene ö (zwischen o und o) kommt nur in diesen beiden Beispielen vor.

§ 66. Altes Contractions-a ist genau so behandelt wie urspr.

ä, z. B. Slön 'schlagen', Qr (< aher) 'Ähre'. .

§ 67. Umgelautet erscheint wg. e als q, z. B. krqm 'Krämer- buden', pql 'Pfähle', hqk 'Haken', hqr 'Haare', Sqp 'Schafe', Slqpar 'Schläfer'. Wenn ein zu i gewordener, intervocalischer Dental folgte, wurde es mit diesem zusammen zu ei, z. B. drqi 'Drähte', nqi 'Nähte', grqi 'Gräte'.

§ 68. Verkürzung zu q ist regelmäßig eingetreten vor einer Consonantenverbinduug, z. B. hqrka 'Härchen', pqltja 'Pfählchen', liqkska 'Häkchen', Slqpt 'schläft', Swqrdar 'schwerer' (ahd. swäriro).

§ 69. Zu e umgelautet ist wg. e in SSr 'Schere' (ahd. scäri), bakwbm 'bequem' (ahd. biquämi), lex 'niedrig' (mhd. laege), gehonar 'Jähhunger' (ahd. gdhi), gedep 'Nottaufe'.

§ 70. Wg. ew wird umgelautet ey, z. B. greylak 'gräulich' (ahd. gräwalich), bleylak 'bläulich'.

§ 71. Wg. ej wird zu ei, z. B. dreja 'drehen', neia 'nähen',

•nieia 'mähen'.

Westgerm, e (ahd. id).

§ 72. Wg. (? ahd. ia wird zu i, z. B. hir 'hier', brif 'Brief', Spigal 'Spiegel', Spis 'Mörtel' (lat. spesa für spensa). Im Prät. der reduplicierenden Verben: lit 'ließ', Slip 'schlief', rip 'rief', ßl 'fiel'.

Analog den alten reduplicierenden Verben werden ursprünglich schwache neugebildet, z. B. fri% 'fragte', Smik 'schmeckte', mik 'inachte'; brin 'brannte',

(29)

§ 73. Verkürzung ist eingetreten: 1. bei den reduplicierenden Verben auf ta, z. B. fita 'fing', hin 'hing', gm 'ging', 2. vor ch z. B. kriy 'Krieg' (ahd. chreg), tiyalSten 'Ziegelstein' (lat. tegula), 3. vor i < intervoc. Dental, z. B. miia 'mieten'.

Westgerm. i.

§ 74. Wg. i ist langes i geblieben in offener Silbe vor stimmhaften Consonanten, z. B. %b 'eilen', bllwa 'bleiben', Sriwa 'schreiben', driioa 'treiben', izar 'Eisen', ivizar 'Zeiger', wiza 'zeigen'.

§ 75. Kurzes i ist es geworden in geschlossener Silbe und vor stimmlosen Consonanten in offener Silbe, z. B. min 'mein', pin 'Pein', lim 'Leim' (danach auch lima 'leimen'), wif 'Weib', lij 'Leib', zin 'sein', glik 'gleich', is 'Eis', bil 'Beil', krit 'Kreide', kiw 'Kinnlade', lik 'Leiche', liktaikan 'Merkmal', 'Narbe', bib 'beißen', rib 'reißen', gripa 'greifen', Srnita 'schmeißen', älipa 'schleifen', wika 'weichen', fliby 'fleißig'.

§ 76. Kurzes i ist auch eingetreten vor i, das aus inter- vocalischem Dental entstanden ist, z. B. Striia 'streiten', Hb 'leiden', Sriia 'schreiten', Slib 'auf dem Eise gleiten', ytSlib 'ausgleiten', ziia 'seiden', zii 'Seite', 'Seide'.

§ 77. Im Auslauthiatus ist dieses kurze i vor i zu e gesenkt, z. B. bei 'bei', 'gei 'ihr' (as. gl), wei 'wir' (as. wi), zei 'sie', frei 'frei'.

Im Silbenhiatus findet sich diese Senkung nur in Sneia 'schneiden', reis 'reiten', gadeia 'gedeihen', reia 'reihen', Speia 'speien', Sneia 'schneien'.

§ 78. Dieselbe Senkung von i > e findet sich vor cA-Ver- bindungen; wahrscheinlich liegt hier zeitlich frühe Kürzung von i > i zu Grunde. Beispiele: deyt 'dicht', leyt 'leicht', fleys 'vielleicht'.

Anm. Dieses e haben auch wet 'weiß', weta 'kelken'.

Westgerm. o.

§ 79. Wg. 6 (ahd. uo) ist geworden zu ü, z. B. dün 'tun', füt 'Fuß', rupa 'rufen', drüx 'trug', blüt 'Blut', Stül 'Stuhl', für

'fuhr', Smik 'Hecht', brük 'Bruch', buk 'Buch'; früx 'fragte',

(30)

§ 80. Zuweilen ist das ü verkürzt, besonders im Wortauslaut und vor Consonantenverbindungen, z. B. ku(u) 'Kuh', tu(u) 'zu', iou(u) (and. hwo) 'wie', wuvel 'wieviel', hust 'Husten', ganuxt 'genug', buzm 'Busen', hun 'Huhn', blum 'Blume'.

§ 81. Kurzes u findet sich auch vor i, das aus inter- vocalischem Dental hervorgegangen ist, z. B. rui 'Rute', Spuia 'sputen', knuia (nd. knöjen) 'kneten', 'schmutzen', bluia 'bluten', rui

§ 82. Wg. 6 ist hingegen langes u geworden oder geblieben, wenn ein intervocalischer Dental vor r ausfiel, z. B. für 'Futter', füra 'füttern', für 'Fuder'; mit Umlaut in bryr 'Bruder'.

§ 83. Der o-Laut ist geblieben, als langes ö in mödar 'Mutter', als kurzes o in mot 'muss'.

§ 84. Umgelautet ist wg. o durchweg zu y geworden, z. B.

zyka 'suchen', fyt 'Füße', zyt 'süß', dyk 'Tücher', Styl 'Stühle', ryra 'rühren'.

§ 85. Kurzes y ist eingetreten in den Entsprechungen zu kurzem u, z. B. ky(u)ka 'Kühchen', blymka 'Blümchen'; ferner vor Consonantenhäufungen: fytja 'Füßchen', dykska 'Tüchlein', Styltja 'Stühlchen'.

§ 86. Ferner steht kurzes, y vor i, das aus intervocalischem Dental enstanden ist, z. B. hyia 'hüten', myi 'müde'.

I

§ 87. Tonsenkung vor diesem Hiatus-i ist eingetreten in blqia 'blühen', ylsia 'glühen', brqia 'brühen'.

§ 88. Ältere Kürzung liegt vor in m%tara 'nüchtern'.

§ 89. Wg. ü ist u geblieben in ursprünglich offener Silbe - (doch vgl. § 90, 2.) und vor r, z. B. düf 'Taube', drüf 'Traube', Süra 'scheuern', trüra 'trauern', Srüwa 'schrauben', Süwa (ags. scüfan) 'schieben', Müs 'Klause', rnür 'Mauer', züga 'saugen', büra 'den Land- wirt machen',

'Ruder'.

Westgerm. ü.

(31)

§ 90. Kurzes u ist es geworden 1. in geschlossener Silbe, z. B. brun 'braun', hat 'Haut', lus 'Laus', fust 'Faust', ful 'faul', mul 'Maul', rup 'Raupe', krus 'kraus', prum 'Pflaume', mus 'Maus';

2. in offener Silbe vor stimmlosen Consonanten, z. B. Stuka 'stauchen', duka 'tauchen', tuSa 'tauschen', zupa 'saufen', Strulcala 'straucheln', kuta (mnd. Ml) 'Waden'.

§ 91. Junge Kürzung und dann Tonsenkung zu o ist ein- getreten in doxt 'deuchte', foxi (ahd. füchti) 'feucht'.

§ 92. Im Silbenauslaut wurde es zu ou, z. B. nou (ahd. nü) 'nun', zou 'Sau', rou 'rauh'.

§ 93. In allen andern Hiatusfällen wurde wg. ü zu ou(u), z. B. bou{y)a 'bauen', kou(y)a 'kauen', klou{u)a (mhd. klüben) 'klauben', trou{u)a 'trauen'. Hierher gehört auch Slouiu) 'schlau'.

§ 94. In vielen Beispielen ist spontaner Umlaut von ü > y eingetreten, wie Snyiva 'schnauben', dyzant 'tausend', dyra 'dauern', Syr 'Scheuer', dyfka 'Täubchen', hys 'Häuser'.

§ 95. Ebenso gilt dieses für mdal. u < wg. ü, das zu y um- gelautet wurde, z. B. yt 'aus', bryt 'Braut', ryn (mnd. rün(e)) 'Wal- lach', lystara 'lauschen', kryt 'Kraut', gabryka 'gebrauchen', plym (mnl. pltime, lat. plumd) 'Troddel', Syma 'schäumen', ryka (mnl.

rüken) 'riechen', Slyta (as. slütan mnl. mnd. slüten) 'sehließen'.

c) D i p h t h o n g e . Westgerm. ai.

§ 96. Wg. ai (ahd. ei, e) ist ai, z. B. äik 'Eiche', aiga 'eigen', aitar 'Eiter', rdm 'rein', gäit 'Geiß', 'Ziege', häil 'heil', 'geheilt', fläis 'Fleisch', zaiioar (ahd. seifar) 'Geifer', baital 'Meißel', taikan 'Zeichen', wäit 'Weizen', bläik 'Bleiche'.

§ 97. In anderen Fällen ist es e geworden, ohne dass es möglich ist, diese Monophthongierung auf eine bestimmte Laut- combination zurückzuführen wie im Ahd. Beispiele: brSt 'breit',

(32)

et 'Eid', let 'Leid', SwSt 'Schweiß', del 'Teil', strep 'Streifen', alen 'allein', bin 'Bein', Sten 'Stein', hei 'heil', 'ganz', weh 'weich', zip 'Seife', IclSt 'Kleid', blek 'bleich'.

Anm. 1. Hervorzuheben ist, dass nur einsilbige Wörter ё haben.

Wenn wir also Doppelformen daila und dela 'teilen' und braiia neben breü 'ausbreiten' haben, dürfen wir wohl annehmen, dass die Formen mit ai die ursprünglicheren sind, während die mit ё in Analogie nach den einsilbigen del 'Teil', brilt 'breit' gebildet wurden. Umgekehrt mag häil neben Ml 'heil' nach dein zweisilbigen ha На 'heilen' gebildet sein.

Anm. 2. Kürze hat hqt 'heiß'.

§ 98. Zusammen mit intervocalischem Dental ist wg. ai zu aii geworden, z. B. haii 'Heide', waii 'Weide', laiia 'leiten', spraiia 'spreiten', braije 'ausbreiten'.

§ 99. Im Hiatus ist es ebenfalls zu aii geworden, z. B. aii 'Ei', laii 'Dachschiefer', 'Schiefertafel' (as. leia mnd. leie), aijpr 'Eier', doch ist zu beachten, dass hier wg. ajj vorliegt.

Anm. 1. Eine Ausnahme macht Snej 'Schnee' § 77.

Anm. 2. Analogie des einsilbigen bret wird wieder Formen wie breiar 'breiter' und bret» (neben braiia) 'ausbreiten' hervorgerufen haben.

§ 100. Kurzes ё für wg. ai ist eingetreten in ёп 'ein' (un- bestimmtes Fürwort; das Zahlwort lautet ёп), дёп 'kein', elf 'elf' (ahd. einlif), ётаг 'Eimer' (ahd. eimbar). .

§ 101. Vor Endungen ist eine Tonsenkung von ai, ё zu q eingetreten in klqndar 'kleiner', zqkna 'seichte', wqnay 'wenig', twqda 'zweite'.

' I Westgerm. au.

§ 102. Wg. au ist ou geworden, wenn ursprünglich ein w folgte, resp. aww zu Grunde liegt, z. B. dou{u) 'Tau', frau(u) 'Frau'>

mou(u) 'Ärmel' (ndl. mouw), houua 'hauen', fardouua 'verdauen', Strouue 'streuen', kou{u) 'Vogelbauer' (mnd. kauwa).

§ 103. In allen anderen Fällen ist es ö geworden, z. B. ör 'Ohr', ода'Oheim', ä r ' A u g e ' , rök 'Rauch', dröm 'Traum', döf 'taub', röt 'rot', böm 'Baum', löpa 'laufen', köpa 'kaufen',

(33)

§ 104. Kurzes o ist eingetreten in Zusammensetzungen wie boraart 'Baumgarten', homas 'Hochmesse'; mit Tonsenkung in frqmas 'Fraumensch'.

§ 105. Zusammen mit intervocalischem Dental ist wg. au zu öi geworden, z. B. röja 'rote', döia 'Tote'.

§ 106. Umgelautet ergehen die Formen mit ou mdal. ey, z. B. m0y(u)ka 'Armelehen', frey(u)ka 'Frauchen', key(u)ka 'kleiner Vogelbauer'.

. ' § 107. Die Formen mit mdal. ö ergeben umgelautet 0 : depa 'taufen', glewa 'glauben', rßkara 'räuchern', Strepa 'streifen', kepar 'Käufer'.

§ 108. Vor Consonantenverbindungen ist Kürzung mit Ton- senkung eingetreten, z. B. bqmka 'Bäumchen', drqrnka (im Kinder- lied) 'Träumchen', drem{p)t 'träumt', Iqpt 'läuft', kqyjl 'kauft', Icnqpt 'knöpft'.

Anm. Eine Ausnahme bilden drka 'Öhrchen', v%ska 'Äuglein'.

§ 109. Mdal. öi wird zu ei umgelautet, z. B. 01 'öde', biet 'blöde', Sprei 'spröde'.

Westgerra. eo.

§ 110. Wg. eo ahd. io ist geworden zu i, z. B. dtp 'tief', dina 'dienen', dir 'Tier', liga 'lügen' (ahd. liogan), lij 'lieb', fliga 'fliegen', gita 'gießen', farliza 'verlieren', fardritlak 'verdrießlich', fir 'vier', rim 'Riemen', friza 'frieren'; Präteritum der redupl. Verben, z. B. Up 'lief', rip 'rief'. 1

§ 111. Verkürzung ist eingetreten vor Consonantenverhin- dungen, z. B. üfsta 'Liebste', dipta 'Tiefe', dirka 'Tierchen', dinst

'Dienst'. .

§ 112. Zusammen mit intervocalischem Dental ist es zu ii geworden, z. B. bija 'bieten'.

§ 113. Vor cht trat früh schon Kürzung ein, die dann zu der Tonsenkung ¿ > c f ü h r t e / z . B. leyt 'Licht', feyta 'Fichte'.

(34)

Westgerm. iu.

§ 114. Wg. iu ist geworden zu y in dyr 'teuer', fyr 'Feuer', Styr 'Steuer', Styra 'steuern', dyual 'Teufel'.

Anm. Vor Consonantenverbindung gekürzt, z. B. fyrka 'kleines Feuer'.

§ 115. Kurzes y ist eingetreten vor allen Consonanten außer w und r, z. B. tyx 'Zeug', krys 'Kreuz', kyka 'Küchlein', 'dummer Junge', hyb 'heulen'.

§ 116. Dieses kurze y steht auch vor i, das im Hiatus f ü r intervocalischen Dental eingetreten ist, z. B. lyb 'läuten', lyi 'Leute'.

§ 117. Altere Kürzung liegt vor in flext 'fliegt', lext 'Leuchte', le/ta 'leuchten', selcab 'siechen', Set 'schießt', hei 'Beule'.

§ 118. Zu e entrundet mdal. e aus wg. iu in frent 'Freund', nei 'neu'.

d) T a b e l l e n .

§ 119. Ubersicht über die den mundartlichen entsprechenden westgermanischen Vocale:

1. Kürzen

. a\ wg. a in geschlossener Silbe § 13 wg. ë vor r gebrochen § 32

e: wg. a umgelautet in der 3. sg. ind. präs. § 26 wg. i in geschlossener Silbe § 36

in einsilbigen Wörtern vor n + Dental § 38 wg. î im Hiatusauslaut und Silbenhiatus § 77

vor cht § 78 wg. ai § 100

wg. ëo vor cht § 113

frühe Kürzung mit Entrundung § 118 . §: wg. a umgelautet § 21

wg. ë in geschlossener Silbe § 27 wg. ai vor Endungen § 101 e: wg. a umgelautet § 22

umgelautet vor wg. sk > s § 25

(35)

i: wg. i § 35

wg. e vor ny, ch, i < intervoc. Dental § 73

wg. i in geschlossener Silbe, in offener vor stimmlosen Consonanten § 75

vor i < intervoc. Dental § 76

wg. eo vor Consonantenverbindungen § 111 vor *'< intervoc. Dental § 112 o: wg. o in geschlossener Silbe § 43

wg. u in geschlossener Silbe § 53 wg. ü vor cht § 91

vor mdal. Hiatus-w im Silbenauslaut § 92 wg. au vor Consonantenverbindungen § 104 q: wg. u vor Liquida + Consonanz § 56 0: wg. i mit Tonsenkung gerundet § 42

wg. u umgelautet §§ 57. 58

vor wg. sk > s umgelautet § 61 wg. 6 vor cht § 88

q: wg. o vor r + Consonanz § 49 umgelautet § 51

wg. u vor r + Consonanz § 60

wg. ä umgelautet vor Cousonantenverbindung § 68 wg. au umgelautet vor Consonantenverbindung § 108 u: wg. u in urspr. nd. Wörtern § 52

wg. ö § 80 . . vor i < intervoc. Dental § 81

wg. u in geschlossener Silbe, in offener vor stimmlosen Consonanten § 90

y\ wg. i gerundet § 41

wg. o vor Consonantenverbindungen § 85 wg. 6 vor i < intervoc. Dental § 86 wg. ti mit spontanem Umlaut § 95

wg. iu vor allen Consonanten außer iv und r § 115 vor i < intervoc. Dental § 116

2. Längen

ä: wg. a in offener und in urspr. offener, durch Endungs- abfall geschl. Silbe §§ 14. 15

vor Liquiden + Dental § 16

(36)

vor n 4- Dental § 17

vor ¿ < intervoc. Dental § 19 ' wg. ä in Lehnwörtern § 63

e: wg. a umgelautet in der 3. sg. iud. präs., vor r + Consonanten gedehnt § 26

wg. i in offener Silbe § 37

vor n + Dental gedehnt § 38 vor j < intervoc. Dental § 39 wg. e umgelautet § 69

wg. ai § 97 . q:. wg. a in offener Silbe gedehnt und umgelautet § 23

wg. e in offener Silbe § 28

vor r 4- Consonanz gedehnt § 29 vor ¿ < intervoc. Dental § 30

bei Ausfall eines intervoc. Deutales § 31 wg. i in urspr. offener Silbe § 40

e: wg. a vor r + Consonanz umgelautet und gedehnt § 24

wg. e vor r + Consonanz § 29 . wg. o gebrochen und gedehnt § 50

wg. ej >ei § 71 .

%·. wg. eha contrahiert § 34 wg. e § 72

wg. i in offener Silbe, in geschlossener vor stimmhafter Consonanz § 74

wg. eo § 110

ö: wg. o vor r + Dental § 47 wg. u in offener Silbe § 54

vor n + Dental § 55 ' wg. au § 103

vor i < intervoc. Dental § 105 Q: wg. o in offener Silbe § 44

in urspr. offener, durch Endungsabfall geschlossener Silbe § 45

vor r + Consonanz § 46 vor j < intervoc. Dental § 48 wg. e § 62

vor i < intervoc. Dental § 64 altes Contractions-d § 66

(37)

0 : wg. u in urspr. offener Silbe § 59

wg. au in offener Silbe, umgelautet § 107 vor i < intervoc. Dental § 109 wg. tu § 117

0: wg. e umgelautet § 67

wg. 6 gesenkt vor « < intervoc. Dental § 87 ü: wg. 6 § 79

bei Ausfall eines intervoc. Dentales § 82 wg. ü in offener Silbe vor stimmhafter Consonanz § 89 g: wg. b umgelautet § 84

wg. ü mit spontanem Umlaut § 94 wg. in vor r und w § 114

3. Diphthonge

ai: wg. a bei Ausfall eines intervoc. Gutturales § 20 wg. e bei Ausfall eines intervoc. Gutturales § 33 wg. ai vor « < intervoc. Dental § 98

. im Hiatus vor i % 99 ou: wg. e + w § 65

wg. ü im Hiatus § 93 wg. au vor w § 102 ey: wg. e umgelautet § 70

wg. au § 106.

§ 120. Ubersicht über die wichtigsten Lautprocesse des mundartlichen Vocalismus:

a) Umlaut

a) «'-Umlaut von wg. a>q, e § 21

. vor Nasalverbindungen e § 22 in offener Silbe q § 23 von wg. o > 0 § 51

von wg. u > o § 57 von wg. e > 0 § 67 .

> 0 vor Consonantenverbind. § 68

> e § 69 von wg. o > y § 84

> y vor Consonantenverbind. § 85

(38)

von wg. au> ey § 106

>9 § 108 /?) r-Umlaut von wg. a > s, q § 24

von wg. o > 0 § 49 von wg. u > 0 § 60 y) Umlaut vor s < w g . sic

von wg. a > e § 25 von wg. u > 0 § 61

d) spontaner Umlaut von wg. u > o § 58 von wg. o > y § 84 von wg. ú > y § 94

> y § 95 b) Brechung von wg. e > a § 32

von wg. o>e § 50

c) Contraction von wg. ay, ah + Vocal > ai § 20 von wg. ey + Vocal > ai § 33 von wg. ah + Vocal > q § 66 d) Tonsenkung vor i von wg. i > e, e § 39

von wg. i > e § 77 von wg. 6 > q § 87 e) Dehnung

a) in offener Silbe von wg. a > a § 14

von wg. a umgelautet > q § 23 . von wg. e > § § 28

von wg. i>e § 37 von wg. u>q § 44 von wg. u > o § 54

/?) in urspr. offener, durch Endungsabfall geschlossener Silbe wg. a > a § 15

wg. o>Q § 45 · y) vor bestimmten Consonantenverbindungen

wg. a vor Liquiden + Dental > a § 16 vor n + Dental > a § 17

wg. a umgelautet vor r + Consonant > s § 24 wg. e vor r + Consonant > q, e § 29

wg. i vor n + Dental > e § 38 wg. o vor r + Consonant > o § 46

r + Dental > o § 47 '

(39)

wg. u vor n + Dental > ö § 55 ö) vor * < intervoc. Dental wg. a > ä § 18

wg. e> q § 30 wg. i > e § 39

wg. o>Q § 48 . e) Ausfall eines intervoc. Dentales wg. a > « § 19

wg. e > q § 31 f) Kürzuug

a) ältere Kürzung vor cht von wg. % > e § 78 von wg. 6 > e § 88 von wg. 4> o § 91 . von wg. eo>e § 113

von wg. iu>0 § 117 ß) jüngere Kürzung

aa) spontan von wg. e > q § 62 Anm.

von wg. % > i § 73 von wg. o > u § 80

. von wg. iu außer vor w und r § 115 bb) in geschlossener Silbe wg. i>i § 75

wg. ii > u § 90

wg. tl umgelautet § 95 wg. iu>y § 115

cc) in offener Silbe vor stimmlosen· Consonanten wg. i > i § 75

' wg. 4 > u § 90

wg. 4 umgelautet > y § 95 dd) im Wortausgang wg. b > u § 80

ee) vor Consonantenverbindung, der Vocal wird meistens geöffnet

wg. e > o § 62 Anm. . wg. e umgelautet > 0 § 68

wg. 6 umgelautet > y § 85 wg. au umgelautet > 0 § 108 wg. e o > i § 111

ff) vor ng, wg. e ahd. ia > i § 73

Anm. Diphthonge sind in dieser Tabelle wie Langvocale angesehen;

Einzelerscheinungen sind nicht berücksichtigt worden.

(40)

II. Consonantismus.

a) H a l b v o c a l e . Westgerm. w.

§ 121. Wg. w erscheint als labiodentales 10 im Anlaut und hinter Consonanten, z. B. ioika 'weichen', wqrm 'Wurm', wSk 'Woche', bawära 'bewahren', eivay 'ewig', twS 'zwei', twifab 'zweifeln', twena 'zwingen', Sirelwa 'Schwalben', Swena 'schwingen', Swqra 'schwören'.

§ 122. In dem durch Endungsabfall entstandenen Auslaut wird es zu dem stimmlosen Reibelaut / , z. B. nerf 'Narbe', ferf 'Farbe', gerf 'Garbe', ¿weif 'Schwalbe', nuarf 'mürbe'.

§ 123. Dasselbe / tritt ein in der Anlautverbindung wr, wl, z. B. frei 'zähe' (ndl. vreed), frebab 'Tabak hin und her rollen', freiaa 'ausfringen' (mhd. ivringen), fryta 'mit der Schnauze (Rüssel)

die Erde aufwühlen', -kleine Arbeit tun', friioa 'reiben'.

§ 124. Geschwunden ist wg. w im Auslaut außer nach d und im Inlaut zwischen Vocalen außer nach d oder u\ der Hiatus wird meistens durch i ausgefüllt, z. B. zS 'See', Snei 'Schnee', brei 'Brei', ei 'Aue', gel 'gelb', mSl 'Mehl', Speia 'speien', ert 'Erbse'.

§ 125. Wg. e + to ist geworden zu ou(g), das Hiatus-y ist nicht immer mit Bestimmtheit wahrzunehmen, z. B. blou(g) 'blau', grou(u) 'grau', klou(u)a 'Klaue', pou(u) 'Pfau'. '

§ 126. In einigen Beispielen mit wg. e + w, a + w ist der Monophthong ö (o(u)) eingetreten, z. B. rö, ro(y) 'roh',' frö 'froh'.

• § 127. Wg. ü-fw ist zu ou(y) geworden, z. B. bou(u)a 'bauen', mit Verkürzung des Stammvocales klo(y,)a 'Knäuel' (mhd. kluioen).

Westgerm. j.

§ 128. Wg. j ist- j gebliehen im Anlaut, z. B. jq 'ja', jqka 'jucken', jqmar 'Jammer', jaxt 'Jagd', jonik) 'jung', jqr 'Jahr'.

§ 129. Wg. j ist g geworden in Fällen, wo auch im Mhd.

diese Laute wechselten, z. B. gqra 'gähren', gqst 'Hefe', gei 'ihr', gena 'jener', genbra 'dorthin'.

Deuteehe Dialektgeographie VIII 14

(41)

§ 130. Hierher setze ich auch mdal. Hiatus-/, das oft schon im Ahd. eingetreten ist, z. B. mup 'bemühen', blqia 'blühen', ruia 'rudern' (mhd. riiejen), knuia 'schmutzen' (ndl. knoeien), zip 'säen', mep 'mähen', neb 'nähen'.

§ 131. Wg. j ist geschwunden nach Consonanten mit Ver- doppelung des voraufgehenden Consonanten nach kurzer Silbe, z. B. zyka 'suchen', daila 'teilen', gleiva 'glauben', hera 'hören', hqbba 'haben', zqtta 'setzen', Seppa 'schöpfen', fella 'füllen', kqnna 'kennen', laxxa 'lachen', hell 'Hölle'.

Anm. Der Hervorkehrung wegen gab ich hier die lang gesprochenen Consonanten durch ein Doppelzeichen wieder. Im Übrigen gilt für die Mundart die Regel, dass nach langem Vocal jeder Consonant kurz, nach kurzem lang articuliert wird.

b) L i q u i d e n . Westgerm. I.

§ 132. Wg. I ist in allen Stellungen l geblieben, z. B. löpa 'laufen', lif 'Leib', löf 'Laub', lam 'Lamm', lystara 'lauschen', kletna 'klimmen', 'klettern', slern 'schlimm', Slomara 'schlummern', bläx 'Balg', 'Kind', klet 'Kleid', blek 'Blick', bleksam 'Blitz', 'geweckter Juuge', dSl 'Teil', fei 'viel', bei 'Beule', mul 'Maul', hemal 'Himmel', eraal 'Eugel', Symal 'Schimmel', m?l 'Mehl', gel 'gelb'.

§ 133. Geschwunden ist. wg. I in as 'als', ekstar 'Elster' (ahd. agalstro).

§ 134. Vor -ar ist hinter wg. I (II) ein d eingeschoben, z. B.

keldar 'Keller', zqhlar 'Söller', teldar 'Teller', beider 'Heller', mqldar 'Müller', pildar 'Pfeiler', zeldrei 'Sellerie', kqldara 'kollern', 'über dünnes Eis laufen', iviklar 'Enterich', Geldara 'Geldern'.

Westgerm. r.

§ 135. Wg. r ist auch mdal. r, z. B. roia 'raten', rar 'selten', romal 'Rummel', reraa 'ringen', lera 'lehren', loraara 'lungern', horaar 'Hunger', klmvara 'klettern', bröp 'braten', dröma 'träumen', grmva 'graben', trmnala 'trommeln', proraka 'prunken', kgrt 'kurz', ¿grlal 'Schürze', · kqm 'Korn', wört 'Wort', perl 'Pferd', Sür 'Schauer', häwar 'Hafer'.

(42)

§ 136. Liquidenwechsel liegt vor in gremlaxa 'lächeln' (ndl.

glimlachen), bqlhämar 'Leithammel', §wal 'aber', knekal 'Knicker', in den Ortsnamen Emalsum, Emalkamp und Ermrich·, dqrpal 'Tür- schwelle' wechselt mit dqlpar.

c) N a s a 1 e.

Westgerm. m.

§ 137. Wg. m ist m geblieben, z. B. mens 'Mensch', mägar 'mager', miia 'mieten', zyma 'säumen', koma 'kommen', bemal 'Himmel', Sum 'Schaum', kom 'komme'.

§ 138. In Nachsilben ist wg. Vocal + m zu silbenbildendem m geschwächt, z. B. qim 'Atem', bqim 'Boden', Swaini 'Schwaden', bssm 'Besen'.

§ 139. In einsilbigen Flexionsformen steht -n, z. B. ek dyn 'ich tue', gqn 'gehe', Stqn 'stehe', wei dyn 'wir tun' u. s. f.

Anm. Iii der Zusammensetzung boraart 'Baumgarten' hat es sich dem g angeglichen.

§ 140. Geschwunden ist wg. m in der Flexionsendung der 1. plur., z. B. ivej nema "wir nehmen', wei zyka 'wir suchen' u. s. f.

Westgerm. n.

§ 141. Wg. n ist n geblieben, z. B. hont 'Hund', gazönt. 'ge- sund', hünl 'Hand', kant 'Kante', went 'Wind', pit 'Ente', mens 'Mensch', nema 'nehmen', Sin 'Schein'.

§ 142. Wg. n z. B. in jon{k) 'jung', henlca 'hinken', Spreraa 'springen', loraan 'lungern', ankar 'Anker', ren 'Ring', zon 'sang'.

§ 143. Geschwunden ist wg. n 1. in Flexionsendungen, z. B. lega 'liegen', Santa 'schämen', hompala 'humpeln', lomra 'lungern',

inensa 'Menschen'; . 2. vor Reibelauten s, S, f (ch), z. B. norgas 'nirgends', omsos 'umsonst', es 'einmal', 'einst', omas 'jemand', kos 'konnte', mergas 'Morgens, qivas 'Abends', SorStSn 'Schornstein', f i f ' f ü n f , saxt 'sanft', 'leise' (as. säfti mbd. senfte).

13*

(43)

§ 144. Altes n ist gegenüber dem Nhd. erhalten in kenara 'König', pqnara 'Pfennig', zent 'seit', Splentnögal 'Spleißnagel'.

Anm. Ausgefallen ist es aber in kenagen 'Königin';

§ 145. Vor Labialen ist wg. n an diese angeglichen, also m geworden, z. B. pqramböm 'Birnbaum', dam bqim 'der Boden'.

§ 146. Vor -ar ist hinter n ein d eingeschoben, z. B. hundar 'Hühner', dondar 'Donner', dondardax 'Donnerstag', Rindara Orts- name ( < rynaren), Sqndar 'schöner', klqndar 'kleiner'.

d) D e n t a l e V e r s c h l u s s l a u t e u n d S p i r a n t e n . Westgerm, t,

§ 147. Wg. t ist i geblieben, z. B. qta 'essen', Uta 'beißen', dat 'das', füt- 'Fuß', hqlt 'Holz', Sivart 'schwarz', tqp 'Spitze'.

§ 148. Wg. tt (ahd. tz (zzj) ist tt geblieben, z. B. zqtta 'setzen'; kalt 'Katze', Satt 'Schatz' (nur in der Verbindung Sattrik 'steinreich'). (Vgl. § 131 Anm.)

§ 149. In einigen Fällen ist wg. t > ts verschoben, z. B.

zets 'Sitz', Spets 'Spitze', fetsa 'in kleine Stücke schneiden', ketsa 'zwei Kiesel aneinander schlagen', Strotsa 'strotzen', hqtst 'Hitze', Sivetsa 'schwätzen'. .

§ 150. Ein unorganisches t ist mdal. angefügt bei zeft 'Sieb', ganuxt 'genug'.

^Westgerm. d.

§ 151. Wg. d ist im Silbenanlaut d geblieben, z. B. dqxdar 'Tochter', döga 'taugen', dün 'tun', drenka 'trinken', benda 'binden', halda 'halten', melda 'melden', gelda. 'gelten'.

§ 152. Im Auslaut ist es t geworden, z. B. hüt 'Hut', löt 'Lot', bröt 'Brot', kryt 'Kraut', wert 'Wirt', wetfrou 'Witwe'.

' % ·

§ 153. Zwischen zwei Vocalen ist es ausgefallen und der Hiatus durch i gefüllt, z. B. blup 'bluten', Srija 'schreiten', wiia 'weiten', hyia 'hüten', brqia 'braten', lyia 'läuten', badyia 'bedeuten', farmuia 'vermuten', bqia 'beten', knqia 'kneten', rep .'reiten'.

(44)

§ 154. Wg. d ist nasaliert im Präteritum der schwachen Verben, z. B. ek glöfna 'glaubte', kgkha 'kochte', hghvarna 'holperte', pokalna 'trug auf dem Rücken (Puckel)'.

§ 155. Zwischen Vocalen ist wg. d häufig geschwunden, besonders wenn r, l, k, m die zweite Silbe schloss, z. B. byl 'Beutel', für 'Futter', ler 'Leiter', hier 'Blätter', kel 'Kittel', zal 'Sattel', prqka 'predigen', wqr 'Wetter', Tr 'Euter', JByrk 'Büderich', Ym 'Udem' (Ortsname).

§ 156. Wg. ddj wurde im Auslaut t, z. B. het 'Hütte', im Inlaut d (= dd), z. B. heda 'Hütten', Seda 'schütten', meda 'Mitte', medal 'Mittel'.

§ 157. Unorganisch ist ein d mdal. eingeschoben vor -ar hinter l, n. Vgl. die Beispiele §§ 134, 146.

Westgerm. p.

§ 158. Wg. p ist d geworden, z. B. wqrda 'werden', danka 'danken', den 'Ding', dern 'Dirne', drii 'drei', drqt 'Draht', der 'durch'.

§ 159. Im Auslaut und in der Anlautverbindung pw wurde es t, -z. B. klet 'Kleid', rent 'Rind', gqlt 'Gold', weit 'wild', qrt 'Erde', twena 'zwingen'. .

§ 160. Zwischen Vocalen fiel es aus, der Hiatus wurde durch i gefüllt, z. B. Idya 'laden', bäia 'baden', Saiia 'scheiden', waiia 'weiden', freia 'Frieden', bqim 'Boden'.

§ 161. Geschwunden ist es zwischen Vocalen, wenn g oder r die zweite Silbe schloss, z. B. IS% 'ledig', 'leer', bryr 'Bruder', fqr 'Feder', lqr 'Leder', kler 'Kleider', iver 'wieder'.

Westgerm. s.

§ 162. Wg. s ist s geblieben 1. im Auslaut, z. B. hys 'Haus , mm 'Maus', müs 'Gemüse', kSs 'Käse', 2. hinter wg. h, das mdal.

schwindet, z. B. fos 'Fuchs', flas. 'Flachs', wasa 'wachsen', qs 'Ochse', wqsate 'wechseln'.

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