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Die Störungen der Sprache : 5. Capitel : Das Princip der Lautmetapher

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Academic year: 2022

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Das Princip der Lautmetapher. 9

Bei geistigen Schwächezuständen vorübergehender oder dauernder Art sehen wir die Sprache häufig wieder auf d i e S t u f e d e s v o r - b e r e i t e n d e n S t a d i u m s h e r a b s i n k e n .

Manche Irre gefallen sich, um ihren Affecten Luft zu machen, in interjectionellen Gefühlsäusserungen, bald in Form von einfachen Lauten, namentlich Vocalen, bald von Silben- oder wortartigen Laut- verbindungen, die oft ganz begriffslos oder nur mit dunkeln Vor- stellungen verknüpft sind1).

Auf die nachahmenden Sprachäusserungen, die sog. E c h o - s p r a c h e , hat R o m b e r g2) zuerst hingewiesen. „Kranke wieder- holen monoton die von einer Person in ihrer Nähe gesprochenen Worte und Sätze, ohne eine angeregte Aufmerksamkeit zu bezeugen, und überhaupt ohne einen Begriff damit zu verbinden." Er führt mehrere Beispiele davon an und B a t e m a n3) hat einen neueren aus- gezeichneten Fall dieser Art ans V o i s i n ' s Abtheilung in der Sal- petriere mitgetheilt, dem zahlreiche ähnliche Beobachtungen anderer Schriftsteller angeschlossen werden könnten.

FÜNFTES CAPITEL.

Das P r i n c i p der L a u t m e t a p h e r .

Es begreift sich leicht, dass der Mensch Gehörswahrnehmungen durch nachahmende Laute bezeichnete, schwieriger aber, warum der Laut zum bevorzugten Dolmetscher a l l e r Sinne' bestellt wurde. Es gibt kein Volk der Erde, mag es noch so roh geblieben sein, das mit der zeichnenden Geberde sich begnügte; in allen Himmelsstrichen hat der Mensch sich die Fertigkeit erworben, mittelst der Stimme durch eine ausserordentliche Mannigfaltigkeit von Lauten und Laut- verbindungen die Empfindungen "aller Sinne nachzufühlen, ihre bild- lichen Anschauungen gewissermassen nachzumalen. Woher rührt diese natürliche Ueberlegenheit der S t i m m e über die Geberde als Verständigungsmittel ?

Die Empfindungen, durch die wir Kunde von den Aussendingen

1) M a r t i n i , Veränderung der Ausdrucksweise bei Irren. Allgem. Zeitschr.

f. Psychiatrie 1856. Bd. 13. H. 4. S. 605.

2) Lehrbuch der Nervenkrankheiten 3. Aufl. S. 655.

3) On Aphasia. London 1868. p. 75. — Vgl. auch B r o s i u s , Ueber die Sprache der Irren. Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie 1857. Bd. 14. H. 4. S. 63.

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10 KUSSMAUL, Störungen der Sprache.

gewinnen, so verschiedenartig sie auch je nach der Natur der erregten Sinne und des erregenden Reizes sich gestalten, können doch in dem percipirenden Individuum sehr ähnliche Gefühle der Lust oder his zum Schmerze sich steigernder Unlust erwecken. So kann es geschehen, dass eine grelle Farbe dasselbe Geilihl erregt wie ein greller Ton, und die eine Empfindung erinnert an die andere, obwohl sie von einem anderen Sinne uns zugeführt und durch andere Ein- ' drücke bedingt ist. Wir vergleichen die Empfindungen nach ihrer

Gefühlsverwandtschaft und reden von schreienden Farben und kalten Lichtern, hellen und warmen, hohen und tiefen Tönen, süssen Klängen, harten und weichen Lauten, scharfen Gerüchen nnd leisen Ge- schmack en. Und wie aus diesen Beispielen hervorgeht, werden nicht bloss die einfachen Empfindungen, sondern auch jene mit Hilfe unbewusster Urtheile durch prüfende Bewegungen aus den Sinnen gewonnene Anschauungen, die der gemeinen Auffassung noch als einfache Empfindungen imponiren, wie die des Rauhen, Harten Tiefen u. s. w., auf ihre Gefühlsverwandtschaft untersucht und je nach dem Ergehnisse als gleichartig oder ungleichartig betrachtet.

Wir sind, um einen treffenden Ausdruck zu gehrauchen, im Stande, die Gefühle des einen Sinnes in die Sprache des andern zu über- tragen.

Offenbar gebietet von allen Sinnen das Gehör über das reichste Gefühlsregister. Von allen Künsten regt die Musik durch Klänge das Meer der Gefühle am tiefsten auf. Aber nicht bloss Klänge, auch Geräusche beeinflussen die Stimmung unseres Gemüthes mächtig lind erregen die Phantasie kräftig. Von allen Hallueinationen fürchtet der Irrenarzt die des Gehörs am meisten. Hierin, in diesem unge- meinen Reichthum des Gehörs an Gefühlsschattirungen, liegt seine Fähigkeit, die Empfindungen aller Sinne gewissermassen nachzu- empfinden, und darum ist die Stimme, obschon sie zunächst nur die Dolmetscherin der Gefühle des Gehörs ist, doch vorzüglich geeignet, auch die Gefühle aller andern Sinne auszudrücken. Ueberdies gehen Lautworte die Anschauungen aller Sinne mit dem geringsten Zeit- und Kraftaufwand wieder.

Dies ist, was H e y s e1) unter dem P r i n c i p d e r L a u t m e t a - p h e r verstanden hat. „ Eine Wahrnehmung irgend eines Sinnes wird durch ein Lautgebilde ausgedrückt, welches durch das Gehör auf dessen innern Sinn einen ähnlichen Eindruck macht, wie die zu be- zeichnende Wahrnehmung sie durch jenen andern Sinn hervorbrachte."

1) System der Sprachwissenschaft. S. 94.

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Entstehung der begreifenden Sprache aus Wortwurzeln u. s. w. 11

K l e i n p a u l1) meint: „es erscheine fast als ein Zufall, dass die Lautsprache eine so ausschliessliche Geltung gewonnen habe, da es gar nicht zu bezweifeln stehe, die Geberdensprache, wäre sie wie die Lautsprache Jahrhunderte lang durch den Verkehr gebildet wor- den, würde ihr an Vollkommenheit, Bequemlichkeit, Mannigfaltigkeit kaum nachzusetzen sein." Trotz der interessanten Belege, welche K l e i n p a u l für die grosse Ausbildungsfähigkeit der Geberdensprache gibt, hat er uns von der Gleichwerthigkeit der Laut- und Geberden- sprache nicht überzeugt. Taubstumme mögen, wie er mittheilt, ein Stück S h a k e s p e a r e ' s in der Zeichensprache aufführen, der Be- weis ist aber erst noch zu erbringen, dass die Geberdensprache unter den Taubstummen einen S h a k e s p e a r e zu erwecken vermag.

SECHSTES CAPITEL.

Entstehung der begreifenden Sprache aus Wortwurzeln. Anschauung und begriffliche Vorstellung. Sinnliches oder instinctives und geistiges Urtheilen. Die Sprache als associirter Vorstellungsreflex und Willensact. Die drei Stadien der Rede: Vorbereitung, Diction

, und Articulation.

Die Sprache, in der wir unsere Gefühle und Gedanken aus- drücken, hat ihre Ursprünglichkeit längst eingebüsst, sie ist als ein Erbe auf uns gekommen, das durch tausende von Generationen ge- gangen tausendfältige Wandlungen erfuhr, deren innere und äussere treibende Ursachen aufzudecken Sache der Philologie ist und uns nicht weiter berührt. Die Onomatopoese der Kindheit des Menschen- geschlechtes ist in der Sprache der Völker bis auf schwache Spuren verwischt. Selbst unsere Interjectionen haben wenig mehr gemein mit den Gefühlslauten jener frühesten Tage der Menschheit, und nur zum Theile noch haben sie einen naiven Charakter sich bewahrt.

Sehen wir doch den gemeinen Mann fluchend das „heilige Sacra- ment" und die höchsten Namen der Christenheit profaniren! Dogma und Kirchengeschichte liefern ihm interjectionelle Erleichterungen in den Momenten leidenschaftlicher Erregtheit.

So weit es der vergleichenden Sprachkunde geglückt ist, die Völkersprachen durch Vergleichung der ältesten literarischen Denk-

1) Zur Theorie der Geberdeusprache. Zeitschr. f. Völkerpsychologie, Bd. 6.

1869. S. 353.

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