DIE UNTERSUCHUNG EINES GEREGELTEN
ULTRAZENTRIFUGENANTRIEBS MIT SELBSTGETAKTE1EM STROMRICHTERMOTOR AM ANALOGRECHNER
Von
A. K,(RP . .\TI
Lehr5tuhl für Automatisierung, Technische Universität, Budapest (Eingegangen am 18. :März, 1972)
Vorgelegt von Prof. Dr. F. CS.~KI
Einführung
An dip Drehzahlregelung der in der chemischen und medizinischen Forschung angewandten "Cltrazentrifugen ";erden hohe statische und dynami- sche Forderungen gestellt. Im allgemeinen wird im Bereich von 0 -60 OOOUj min, bei 50 eingestellten Drehzahlwerten, eine Genauigkeit von ~ IOU imin gefordert. Das bedeutet bei einer Drehzahl von 60 OOOU!min eine Genauigkeit ,"on etwa 0.017°;,. Eine Regelung ,"on solcher Genauigkeit läßt sich nur durch digitale Drehzahlmessung und digitalen Vergleich verwirklich, n. Es muß eine Strombegrenzung eingebaut werden, und der Regelkreis ist wegen der großen Totzeit des digitalen Drehzahlmeß-V ergleich- Halteglied
,s
unbedingt zu kom-pensieren.
Den schematischen Aufbau des untersuchten, auch praktisch aus- geführten Antriebs zeigt Ahb. l.
Der Antriebsmotor ist eine einphasige, yierpolige, dauermagneterregte SynchrOllll1 asehinp, die durch einen zwangskol11l11utierten Wechselrichh'r gespeist wird. Die Zündung des W pchselriehters ist vom Rotordrehwinkel d"s
"1Iotors abhängig (sclhstgetakteter Stromrichtermotor).
Dic Wechselrichter-lVIotor-Einheit wird über einen Gleiehstromzwi-
~el1f~nkreis (SicbkPtt,·) durch einen gesteuertp!1 Gleichrichter gespeist. Das
Qta Sollwert
Digitale Drehzahl·
messung und Subtraktion
Abb.l
414 A. KcllI.P.-1TI
dem ~Iotorstrom (I!g) proportionale Signal wird durch einen speziellen Strom- wandler erzeugt. Das Signal heeinflußt die Aussteuerung des Gleichrichters.
Im folgenden wird zuerst die analoge SiulUltation des Stromrichter- motors und des digitalen Haltegliedes behandclt, sodann auf Grund tipI' erzielten Ergebnisse das yollc Analog-Nlodell aufgebaut, und mit dessen Hilfe die Einstellung des Reglers gezeigt.
Wichtigste Bezeichnungen
Utg , Itg , l'fg Effektiywert der Grundwelle der ~Iotorklemmspannung, des
Statorstromes, der Polradspannullg
Rtg , Ltg , Ztg Widerstand, InduktiYität, Impedanz des Stators für di<' Grundwelle
p
(Xr
lvI lrIB
Elcmente im Gleichstromz'wischenkreis GleichspaIlllullgcn
räumliche Winkelgeschwindigkeit Kreisfrequenz ( elektrisch)
Polpaarzahl
räumlicher Steuerungswinkel Drehmoment
Belastungsmoment
Regelungstechnische Eigenschaften des selhsgetakteten einphasigen Stromrichtermotors mit Permanentmagnetcrregung
für hohe Drehzahlen
Der einphasige, selhstgctaktete Stromrichtermotor besteht aus dem speisenden Wechselrichter und der einphasigen Synchronmaschine. Die Zündung des Weclu;elrichters wird durch einen mit dem Rotor gekoppelten Geher gesteuert. Das Blockschalthild der Maschine wird unter den folgenden yereinfachenden Voraussetzungen hestimmt.
1. Es wird die in Ahh. 2 angegehene Anordnung untersucht.
2. Die elektrischen transienten Vorgänge der Maschinc werden ver- nachlässigt. (Diese Näherung ist zulässig, da die durch die UCF-Antriehs- motoren angptriebenen Massen, cl. h. die mechanischen Zeitkonstanten groß sind. )
3. Der Strom des Siehkondensators des Gleichstromzwischenkreises wird yernachlässigt. Sein Wert ist yerhältnismäßig klein (C
=
100 PF). Der Kondensator sichert nur die periodische Riickspeisung durch die Rückstrom- dioden.L"LTRAZE.\"TRIFCGE.\"ASTRIEB .\fIT 8TRO.\fRICHTER.1IOTOR 415
4. Die Spannung am Eingang des \\' echselrichters ist eine sich langsam ändernde Gleiehspannung.
5. Der \V echselrichter besteht aus idealen Elementen, die Thyristoren sind ohne Hilfskreise ausschaltbar.
6. Es werden nur die Grundwellen berücksichtigt.
7. Der Zündwinkel (Y..r) des Wechselrichters wird nach irgendeinem Zusammenhang Y..r
=
::J.r( Utg , Qr) ohne Yerzögerung geregelt.Lg
~ .g
o---~---_<~--_<~---~----~
Abb.2
Statische Kennlinien des Motors
Durch die Anderung des Steuerwinkels lassen sich die yersehiedensten Kennlinien yerwirklichen. Im untersuchten Fall war jener Zustand yon Interesse, bei dem der Weehselrichter so gesteuert wird, daß bei gegehenem Strom das Drehmoment des :Motors maximal ist. Um das zu erreichen, muß der Steuerwinkel in Abhängigkeit yon der Drehzahl (Qr) und dem Strom (Ilg) entsprechend eingestellt werden. Bei beliehigem Strom und beliebiger Drehzahl erhält man auf Grund des Zeigerdiagramms 3 für den optimalen Steuerwinkel den Zusammenhang:
R tg
V(~~·2 (!)~[1 l . rJ (!) (f)c cl -
sin ?Co pt
=
Ltg COc/ 0 (Oe· (1)(Rtg/LtgF
(J);;
Für dt'n Strom Itg erhält man den Zusammenhang:
(2)
"\I"ohei (l)el
=
(Utgfk) . p und k=
Uigl1!WlTl sind.Bei optimaler Steuerung läßt sich die mechanische Leistung einfach mit Pm = Uig . Itg berechnen.
416 A. KARP.·jT[
Bei beliebiger Ztg und Frequenzabhängigkeit von L tg und R!g {~rgeben sich sehr komplizierte Kun-en. Die Kennlinien eines ausgeführten ::\1otor5 zeigt Abh. 4.
O~---o
n [U/mln} 4,3Q 0,644mH o---c:::::J----
1
Utg1
Uigo---~o
100
80
60
1,0
20
a
tgA. bb. 3
Uig ~ 52 V Utg, ~ lOt, V Ut92 ~ 87 V UtgJ ~ 69 V Utg, ~ 52 v
11g
24 22 i2D
1
/816
72 10 8 6
2
o
200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000!1 (p cmj Abb.4Das SignalfIußdiagramm der Schaltung in Ahb. 2
Unter Anwendung der getroffenen yereinfachcnden Voraussetzungen ergibt sich für die Schaltung das folgende Gleichungssystem:
-- Ugg
l'L TIIAZESTIU FFGESASTRIEB ,UIT STRO,URICHTER \fOTOR 417
I -tg - I (U fg tg~ - ... Ox)' r" r ~ (3)
,"1
=
NI(Utg, Qr' (Xr);e
dDrldt = Al MB'wobei k.) der Fromfaktor ist (Rechteck/Sinus).
Da die Funktionen I tg, lVI usw. nichtlinear sind, wird das Gleichungssystem für kleine Abweichungen linearisiert. Das Gleichungsysstem für kleine Anderun-
gen lautet:
Zltg = itgijltgUtg . wrjltgDrfltgUtg (4) m jlVIUtgUtg
+
jlV1DrwrHier wurde vorausgesetzt, daß Xr entweder konstant ist, oder durch eine Automatik als Funktion von Utg und Qr eingestellt wird. Das Ziel ist die Bestimmung eines Blockschaltbildes, dessen Eingangsgrößen Zltg und mB , und dessen Ausgangsgrößen cor' itg und ig sind.
Auf Grund des Gleichungssystems (4.) kann das folgende Signaflußhild gezeichnet werden (Abb. 5). Zur Vereinfachung wird der Anfang des Zweiges (lltg md) in den Knoten itg ,-ersetzt. Nach Anwendung der entsprechenden Regel [1] erhält man die Abb. 6.
Abh. 7 a, b, c und Abh. 8a, h zeigen, wie die einzelnen Teile weiter verein-
-1 Ug
UtgQ-==:.:...---f{---9 Wmd r fMUtg
-1
Abb.5
418
1
mB1 1
+1 Rg +5L g ig fIg Itg wr
Uggo-
-1 Ug
, -7 1'.2
Utg fltgUtg
-fltgQp rItg Utg
Abb.6
+1 Rg +5Lg itg
Ugg
-1 flgltg
Ug
@
k2 -7
Utg
Rg +5Lg ig rIg1tg itg
Ugg < > - - - 0 - - - - ' -.... ---O;;..--~..:...:-_-Or='----
-1 +1
U9
+1 Ugg
\ l = y, (51
(;. 1 1 ~7J 9
(Rg + flg 1 tg . fl
tgU
tg' k2) + 5Lg -1
u.'g
Abb.7
L"LTRAZESTRI FL·GES.LYTRIEB JIlT STRO.iIRICHTERJIOTOR 419
facht werden können. :;\Iit ihrer Hilfe erhält man das in Abb. 9 angegebene Signalflußdiagramm, auf Grund dessen das erforderliche Blockschaltbild gezeichnet werden kann.
Die allgemeinen Formeln sind ziemlich kompliziert. Sie lassen sich bis zu einem gewissen Grade yereinfachen, wenn der Rückkopplungszwcig z"'ischen
md 1/S8 Wr md 1/se Wr
@ ®
rMO (J/gQr r
, •• r - 7'JU' MUtg rg tg
A"b.8
1 -1
1
mBYg (5) ig rIgltg
W r Ugg
-k"'/
(ItgQrfItgUtg
Abb.9
den Knoten (wr lIlä ) III Abb. 9 \"l'rnachläs~igt werden kann. Diese Yer- nachlässigung setzt yoraus, daß der Ausdruck (fVIQr-·jltgDrfltgUtg . jJH.Jtg ) nahezu gleich Xull ist. Das bedeutet aber die Gültigkeit der folgenden Gleichung:
jlt - . ~·In r . fl. Ig Li tg d. h.
die Determinante des Gleichungssystems
In = jNIUtg . lltg
f
II l'In . --r C" ,Jr (6)ist gleich :\ull, also ist das Drehmoment des Motors nur yom Statorstrom abhängig.
Das Ersetzen des digitalen Drehzahlmeßgliedes für kleine Signale Der Drehzahlmesser zählt die Impulse, deren Frequenz der Drehzahl pro- portional ist. Die statische Genauigkeit konnte durch eine Abtastzeit von;) sec gesichert werden. Das Drehzahlmeß-Vergleichsglied kann also als ein Glied
420 A. K.·{RP..{TJ
aufgefaßt werden, das das Fehlersignal als Durchschnittswert der während der vorhergehenden Abtastzeit (5 sec) integrierten Regelahweichung hestimmt.
Für das Glied gilt also der Zusammenhang:
1
r
Tm .
(7)
(/:-I)T,,,
wobei Tm die Abtastzeit ist.
Für kleine Abweichungen kann das Drehzahlmeß-Vergleichsglied ll1
seiner ursprünglichen Form modelliert werden.
Das analoge Modell des Drehzahlmeß-Vergleichsgliedes
Das :\Ießglied wurde durch zwei speziell gesteuerte Integratoren simuliert.
Der eine integriert immer die Winkelgeschwindigkeitsabweichung, der andere gibt das Fehlersignal als Analogspeicher.
Das analoge Modell ist in Abb. 10 gezeigt. Die Abtastzeit Tm wurde durch einen Sinusgenerator erzeugt (I). Zur Steuerung mußte ein phasen- verschobenes Signal hergestellt werdf'n (II). Dif' Sinussignale werden durch Signalumformel' in Rechteckimpulse umgewandelt (lU· IV). Die phasen-
r---~---'
I I
I 1
I M---,
I 1
1 1 1
1 J I r - - - l
L _ _ _ _ _ _ _ _ _ ~ 1 -
I I 1
1---.---\ ~:
I o---v~
\
IIV II 2 I 1_:.... ______ ...1
I
~01
03 \ 1 ITm II 0 ~ 04 ~ 1 _ _ _ _ _ _ _ _ _ 'I
I
L 171---1
I1 I
Xem I
I 1 I I I I
I X I 1
L _____ ~~ __________ ~~~_~~~~~_~
Abb.1O
CLTRAZESTRlFl-GES_-LVTRIEB _lIIT STRO.lIRICHTER.liOTOR 421
,-erschobenen Impulse werden dann summiert. Das Ergebnis ist dann eine Impulsreihe mit einer ImpulsbrE'ite von T (V).
Die so hergestellten Signale werden Abb. 10 entsprechend an die Steuer- E'ingänge der Komparatorcn Al --A2 -A3 ---A4 geschaltet. Die Komparato- ren A2-A4 schalten an den Ausgang des digitalen Gliedes abwechselnd den Ausgang des Integrators, der eben als Halteglied funktioniert. Die gleichen Komparatoren schalten an den Eingang des Haltegliedes den Eingang des Integrators der eben integriert (11-12).
Die Komparatoren Al -A3 setzen -- zufolge der Impulse der Breite T -
die Anfangswerte der Integratoren abwechselnd gleich Null.
Die Untersuchung des Regelkreisse auf Grund des aufgestellten Modells Ahb. 11 zeigt das Blockschalthild und das Analog- Programm der Regelung. Für die Parameter im Blochschalthild des Motors ergeben sich auf Grund von Messungen die folgenden -Werte:
pvTC:tg
=
15 pcm: fItg Qr 1.5110-~l A isec; fI'g Utg () 89 pcmsec~; Tm=
5 sec: fIg Itg 0.81:0.2---1 l":"sO.2
1 1
0.1893AV;
Bei proportionaler Regelung ist dip Kreisyerstärkullg, die für die yor- geschriphene statisch(· Genauigkt'it not,\-cildig ist, gleich 7200: wegen der großen Totzeit (Tm
= ;)
sec) und der großen Kreisyerstärkung führt der Regelkreis st?tionäre Schwingungen aus. Die zeitlir:he Allclenlllg der Kennwerte hpim Einschalten der Regelung bei piEPr Alnn>ichung von (!Jr = --6/sec ist in Ahb. 12 gezeigt. Die Ampiitude der \VinkelgeschwindigkeitsschwingungAbb.11
422 A. K.IRP:iTI
von etwa 25/sec ist "iel größer als die vorgeschriebene Fehlergrenze lüjMin =
= lIsec. Das durch das Fühlglied abgegebene 'Vinkelgeschwindigkeitssignal ist mit (!)11l bezeichnet. Die Halhperiodf'nzeit des Sinussignals ist gleich der Abtastzeit Tm'
Abb.1::
Abb.13
Die Schwingungen wurden durch das Einschalten eines Korrekturgliedes mit PI-Eigenschaften gedämpft. Die Parameter des Korrekturgliedes wurden nach dem folgenden Prinzip eingestellt:
a) Es wurde eine Kreisverstärkung eingestellt, bei der die Amplituden- abnahme der Schwingungen schnell genug ist. Sie betrug 1}46 des ursprünglichen Wertes.
l'LTR'lZESTRI FCGESASTRIEB _HIT STRO.1IIiICHTER.1IOTOR 423 b) Es wurde das Korrekturglied eingeschaltet und bei dcr Parametcr-
"wahl A/( = 1 wurde der Wert T/( solange geändcrt, his die Schwingungen entsprechend gedämpft Warel1-
c) Die zur in Punkt b cingestellten Anfangsbedingung gehörende optimale Einstellung wurde schrittweise bestimmt, indem die Werte T" und Ale ahwechs- elnd his zum Minimum geändert wurdcn, Als }Iinimumskriterium wurdc die
25
0-. = 14 sec
200 f [sec]
Abb.14
Rcgelzeit gewählt. Abh. 13 zeigt die Ausglcichsvorgänge bei A" 1 für verschiedene Werte von T".
Den optimalen Ausgleichsvorgang erhält man hei T" = 14 sec. Die Einwirkung der Anderung von AI_ hei TI _
=
14 sec wird in Abb. 14 gezeigt.' - ' L.i l .. ' - '
Schlußfolgerungen
Die Ergebnisse der Messungen am Analogrechner sind mit guter Näherung gleich den Ergebnissen der Messung an der praktisch ausgeführten Einrichtung.
Das bedeutet, daß das angenäherte Blockschalthild für kleine Signale in Abschnitt 3 des einphasigen, selbstgetakteten, permanentmagneterregten, hochdrehzahligen Stromrichtermotors für die Simulation von Regelkreisen der in der Arbeit gezeigten Art gut anwendbar ist.
Die Untersuchung des geschlossenen Regelkreises zeigt, daß das System, das -wegen der großen Kreisverstärkung und der periodischen Abtastung mit Integralmittelwert schwingt, ähnlich wie das System mit Totzeit, durch das Einschalten eines PI Korrekturgliedes gut kompensiert -werden kann.
424 .1. K.{RP .. j n
Zusammenfassung
Die Arbeit behandelt die Steuerung. die Kennlinien und die regelungstechnischcn Eigenschaften eines selbstgetakteten, permanentmagneterregten Stromrichtermotors für hohe Drehzahlen. Es wird eine Methode angegeben, mit deren Hilfe das Blockschaltbild des :Maschine- Wechselrichter-Systems aufgestellt werden kann und die Kennwerte berechnet werden können.
Literatur
1. CS.iKL F.: Szabalyozasok dinamikaja, Akademiai Kiado. Budapest 1966.
2. VALENTIN, J., SKVOR., KOTVA. ::1-1.: Programmierung und Lösung von Aufgaben auf den transistorierten Analogrechnern :\IEDA-T. Bratislava 1967.
3. SEENGER. Gy.: Xagyfordulatszamü kollektornelkiili villanymotor ultracct1trifugahoz.
Finommechanika 7, 170 173.
Attila K . .(RP . .(TI, 1052 Buclapest XI., Garami E. tel' 3. Ungarn.