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Eine Nacht im Mittelalter und andere Geschichten

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Academic year: 2022

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(1)

^ y j ^ U T , · С ^ г ^ л ^ Л Л

(2)

I

(3)

(Eine

Л а ф Н т ШШЫкг

u n b a n b e r e (Sefcfytcfyten

3ofef tDtUomt|er.

ÎVtit bent Btlbnts bes Pcrfafíets unb einer <£trtletiung сои

Dr. Hobert Heiníjarb.

' 1 0

C e i p j t g

S t u d unb Beriag bon Bk'ipb Neclaut juu.

(4)
(5)

3 o f e f i D t l l o m i ^ e r .

i i u c eigene fßrilfung eefdjlicjjt ba5 Siefen, - fDtan feffaut ftd) bie SDinge j u wenig an;

§ a t einer etwab barübec geiefen,

@o b ü n t t er f i $ fc^on ein weifet Sffiann.

5tepfjan ITIiiotr.

Set ©umor leuchtet unb Befreit. ©x betrautet ade Singe „jenfeitb »on ©ut unb 336fc" t>öltig teibenfdjaftbtob.

©o tüg et alle 3t»if№ä[tigieiten uitb äKigtoerljältniffe i»

teinet §attnoitie auf unb berftärt fte. — Sie ©atire Brennt unb ä(jt. 9lui$ fte nwcfyt bab ©toge ffeitt unb bab Steine gtog, aBet nidjt mit bei tädjetnben SBeibfyeit beb ¡pttmoxb, fonbetn mit ©fmtt unb S3era$tnng.' ©te fgifjt atte Unju·

tänglidjfeiten unb Unftimmigieiten bei Singe jn unb fteigext fte toeit iiBcr bab natürliche SJtag. — ¿toifthen beut £>untor unb bex ©atire ftcfyt ber 2ßtf3, bei erweitern unb toetjtun fatin, je nad) bei Duelle, ber et entftammt.

Sie ©täxie etneb eckten £untorigen liegt in ber @rfeitnt>

ni« feiner ißerfönlidjfeit. ' "®r fte^t gdj fetBft fo itax, fo rein mit feilten Sugenben unb ©c^mäi^en, bag eb niclg fd^teter fällt, ben ©bieget feineb»^mjer« im Stotfatte auch ttac^ äugen 3U beilegen. ©r-f^^^^^^Jittenfc^eu, toeit er fte tieBt mit ihrer p t f e j e i t f f ^ S ^ ^ ^ ^ j i ä t t E o r i e i t e n , bie tljtt um igter fetBft tnitten' ergö^etetSSii fttten ig biefe

©aBe, iiBer ben ©ruft beb SeBenb tjittaitb ätteb in fadhenbe gturen berftanbetn 3U föntten, tote täglich Unb toftBar ber fo erhabene Sriumgh ber ntenfchltähett Statut iiBer bab uu»

erBittttdje ©chicffal. Sn biefer toasten Sefcheibenheit, bie für egoigifcheb ©treBextunt nur ein iibextegeneb Säbeln gnbet, ftdh aBet für ed^teb Sutben unb ehrticheb Semüheu

1*

(6)

4 (Eine Waßt im ffltittelalter unb anbere ©efßißten.

gut aufopfernben gitfsbereitfßaft begeißert, jeigt ßß ber unter ©tauen läßetnbe gurnot. Unb fo fei in fßlißten

¿eifeu ein eßter ©iß(et, ein fäßefrtber ©räumet vorgeführt, ber verfonnenen Buges Ü6er bie ©trage unb burßS Seben ging, bie ©ebanfen auf ein Blätßen bon ©ißtung unb SBaprpeit gerißtet. .

Bm 3. Oftober 1900 iß 3ofef Sßißomiper, bei treff- (iße beutfßbijpmifße ©ißter unb ¡ßubligift, in ber Blüte feinet 3apre vom ©obe bapingerafft rootben. ©et Käme SSittomißet pat überall in beutfßeu Säubert einen guten Klang, ©es ©ißterS Sieber unb ©efßißten fanben rafß ben SBeg ins Boll unb toecften überall einen SBiberpatl, ber lange nißt berflingen Wirb. BefonberS ©eutfßböpmen iß er ans gerg getoaßfen: baS fraftbott männliße, nationale Empßnben, ber toeprpafte ©ang ffiittomißerS ftrömie aus ber BoliSfeele. ©ein unbergänglißeS, überaß mit ßettem Subel Begrüßtes unb mit Begeifterung gefungeneS Sieb

„©ßtelen unb ©ßauen" iß gu einem nationalen Botfs- (iebe im fßönßen SEBottfinue getoorben. Btit feiner fßnei*

bigen gebet Bat SBittomißer in ber „Bopemia", bereit Epefrebafteur ex burß gmiitf Sapte War, bie 3utereffen beS

©eutfßtumS in bem peißen nationalen Kampfe ßramm unb entfßieben vertreten. Unb gu aßbem fügte er in feinen fößlißen ©efßtßten ben frifßen gumot, ber butß ben eßten ©runbton beutfßen ©emütstebens aße getjen ge·

mann, ©o mar et ein eßter ©opn ©eutfßböpinenS, iin geimatsboben tourgetnb unb boß Weit über bie ©rengen

ber geimat burß fein SBefen unb feine Kunß tvirfenb.

3ofef SBißomtpet Würbe am 17. Bpril 1849 gu Benfen als ©opn eines SußigtärS (naßmaligen Staatsanwaltes in Eger) geboren, ©urß ben früpen ©ob feines Baters war er in jungen Sapren, faß noß ein Knabe, barauf angewiefen, ßß fetbß ben Boben einer materiellen Spißeng gu fßaßen.

(7)

Eine Kagt int ¡Mittelalter unb anbere ©efgigten. 5 t

griiggeitig betätigte er fi cg auf fgriftfteßerifgent ©ebiete unb fanb fo ben Seg, bet igit in bie Mebaftion ber „©ogentta"

führte, wo et ßg batb gu einem ber tiigtigßen ¡Kitarbeiter geranbilbete. 3 m Sagte 1888 trat er an bie ©pige be«

©fatte«, ba« et bis gu feinem Sobe in auögegetgneter Seife leitete unb auSgeßattete.

AI« eine« ber erßen Serie erfgien bereit« int Sagte 1889 in fößltger attertiimfiger Ausßattung int ©erfage Don g. ©aget in Süffelborf bie mit gögft gelungenen eigen»

gänbigen Karifatnren berfegene ©atire „Alfetneueße Königin»

gofer ©anbf g r i f f .

Keben ber bielfeitigen rebaftioneßen Arbeit entfaltete Stßomiger eine retge literarifge Sätigfett. Sern erfteit

©anbgen feiner ©umoreSfcn „©eitere Stäume" folgten int

©erltner ©erläge Eoncorbia brei Weitere ©efgigtenfamtn»

lungen unter ben Siteltt „Sns ©taue ginéin", „Sautet Untfa" unb „Sa« ungettnlige ©ebiß unb anbete«", bie überaß mit lebgaftem ©eifaß begrüßt würben. Ein Weitere«

Sänbgen „Segte ©efgigten unb ©ebigte", mit Einleitung bon Alfreb Klaar, iß balb nag feinem ©infgetben erfgienen.

A u g in bem lußigen Einafter „Sie Kritif ber reinen

©ernuttff, fowte in einigen Heineren bramatifgen ©gergen, Wie bem Surnerfeßfpiele „®ut ©eil" fam ber prägtige

©umor Stßontiger« mit ßgeter Sithtng gut ©eltung. 3n bem genannten Snßfpieleinafter fpiett ba« berügmte Ser!

Kant« nur infofern eine Keße, al« ber fgügterne Anbeter einet jungen grau in riefe« ©ug feine Stebeserflärung ein»

fgreibt, bie berfelben mit bent ©anbe in bie ©anbe gefpiett Werben foß. ¿ufäßig gibt bie grau ba« ©ug agnungälo«

in bie ©änbe eine« eingebifbeten ©eefen, ber bie eingefgrie»

benen SiebeSWorte auf ßg begiegt unb fofort feine ©egen»

erflätung barunterfegt. Ser ©gtetber ber erßen ¿eilen glaubt, baß bie Antwort bon ber Same gerrügte, unb fo

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G Gitte Siarfjt im äRittelalter unb anbete ©efpipten.

palten ftp Seite (iit bie ©rporten, bis enblip bei ©atte bet Von tiefem „gwifpenfptel" itipts apnenbett grau bie

©enarrten wetblip austapt. ®er pöpft biipncntoirtfame

©inaftet pat feit bet ©tftauffüpnmg im Bwget ®eutjpen SanbeStpeater (1880) auf un3äp(tgen Büpnen jubelnben Bei*

faß gefunben. ©in iöftliper §umot fptipt aber aup aus bem geftfpiel, in bem etn geteprtet ©tubenpoder butp bie eble

©urnerei grtnt iebensfropen Nienfpen Wirb, ©benfo berbiettt ber präptige @inafter„©prumm Sffenbi" nipt bergeffen 311 Wer»

beu, ber iit geiftreipem ©eplaubet ben Übergang einer Niäbpen*

feete bon berBenjtonatSliebe 3m Wapren Seibenfpaft borfüprt.

©pließlip pat ftp Sißomißer aup auf bem ©ebiete ber Sugenbfprift berfupt unb 3Wat mit beftem ©rfolge;

er ließ in bet Notpaugfpen Büperei ben trefftipen Banb

„©in beutfp-ößerteipifper ©Stimo" etfpeinen, in bem et bie ©rlebniffe beS ipm befreunbeten NorbpetfaprerS .Jeittrip Klutfpaf bepanbelt.

Aße, benett SÖißomtßerS epte Sunft erft aus beu bor»

(iegenben Bioben berttaut Wirb, Werben rafp erfennen, Welp feiner Belaufpet beS SebenS, Welp tiefet fpumorift unb geißboßer Bpnntaß mit ipm bon uns gegangen iß. ©in epter ®ipter betlangt ja nipt nap lautem Nupm, fonbertt nach ©reue, nap betßiinbniSbbßer Siebe, nap einer ßiß mitempßtibenben ©emeinbe.

Beter Ncfegger fagte mit Nept über unferen ®ipter im „§eitngarten": „2Bie ein peiteres Abenbrot tenptet ber

©entuS feines ¿JumorS uns nop 3nrüd." 2Bar t o p baS piet mit bortiegenbe „§op3eitScarmen" NofeggerS SiebtingS*

putnoreSie. — SubWig Atijetigrubet fprieb 6ereits in einem Briefe bom 7. April 1884 an Btof. Dt. Alfreb Ktaar über bes ®ipterS ©rßlingswert: „Sßtßomißers B u p empfangen unb gelefen. KößlipeS ®ing. §abe ntip pöplip barau ergoßt."

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©tte 9iad)t im fäJtittelatter unb ait&cie ©efdjidjteu. 7

©efottberS bcfmlär tourbe Sittomitjerb Söittfe burd) jahlreidhe ©ebichte itt bei SDiiitid^ener „Sugenb", tu beuett er unter berfchiebenen SPfeubontynten tote Qofeghub, Sitto, Soli unb Sohemunb in toirifamfter SBeife bie 3eitgefchichte mit geiftreichen ©ftottberfeit Beteuditete.

S a r SBittonti^er atb SOtann ber gebet eine überaus (ieBenbtoütbtge, originelle ttnb charafterbolte ©rfdheittung, fo tont er aitth atb Sftenfch eine ungemein fbrnfjatbifchc ißer»

föttlichfeit. 3nt Steife feiner gamitie — Sßtliomi^er toar feit bem Sa^re 1885 mit ©titma 2)?ay b. Sachftein, ber füngften Softer beb feiger gleichfalls berfchiebenen S3itb«

hatterb ©mannet Stifter Say b. Sadjftein, in glüdtichjler

©he bermähtt — , feiner tBerufbgenoffen unb jahtreiiher greunbe toar er ben Siebe unb SSetehtung umgeben, ©ein gotbeneb §etj, fein tiefeb unb retneb ©entüt, fein mann»

itther ©harafter, fein unbertoüfiticher §umor, ber ftetb eilt heiteres ©dherjtoort Bereit hatte, ertoarben ihm bie yerfön»

(idfe 3utieigung eines jeben, ber in näherem SSerJehre ben bortrefftichen ättann fettnen ju lernen ©etegenheit hfltte·

©etn fBertufl h«t nid^t nur feine Stngehörigen unb greunbe, et ^at auch unjer Sßotibtum Betroffen, bab er in freiheitlicher unb fchiteibiger Seife bertrat, bem er aub bem reichen ©dhafse feiner bichterifdhen Sraft fo biet @r»

quiciettbeb geboten hat. ®er Stattj ber ©rinnentng, ben bie SauiBarfeit für bab Strien Siltomiijerb auf feinem

©raBe uiebergetegt Bat, toirb nicht toelfen, fotange bie iöft»_

ttchen S3tüten feines ©eifteb unb erfreuen unb etquiefen.

©eine Serie Bleiben.

S i e n , 1911.

D r . i t o b e r t 27etnE)arb.

(10)
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( S i n e 9 ? a c i ) t i m M i t t e l a l t e r .

2Bir faßen fetbanber im gebecften ©orrauut ber

©ißa Julians mtb ließen ben ¡Regen rußig nieber-- riefeln über ©erg unb ©ee. guliatt wiegte fxcfj in feinem ©gaufelftußle, unb icf) fang gut ©ttarre ein Sieb, bag mein greunb ¡Rtgarb ber Megitator jum ßobe beg ¡Mittelalterg gebigtet ßat. „¡Mittelalter,

¡Mittelalter, o bu rounberfgiine 3'eit!" ©o fängt e§

an. Unb ber © g l u ß lautet: „ S e r ©ßiitfter geßt uoritber — b o g bte ©urgen fießt er n i g t . — Senn er tft ein ©etfenfteber — Käf efeuigen ftttb ißnt lieber — afg bog ßerrfigfte ©ebigt."

guitang ¡Mienen ßatten f t g oerfinftert, unb afg i g mit bem Siebe fertig mar, f p r a g er: „Aug ber ©ntt fentuitg genoffen, mag f t g ja bag ¡Mittelalter feßr ßübfg attgneßmen, aber roer felbft einmal bort ge=

roefett, ber weiß anbere Steber baoon j u fingen."

„ f j a , fnft benn b u - f g o n einmal bort geroefen — tm ¡Mittelalter?" " .

„©eroiß. ©ine gange Macßt. M a g S i f g roitl i g btr'S ergäßlen; i g bin birf'ößtteßin ¡Renange fgntbig für bag ©eßeitmtig, bag bu mir geftern anoertraut ßaft."

g r a u ©rigitte, gultang n o g immer r e g t ßübfge, fgioägligigarte Sebenggefäßrtin, fant mit gn fragen, ob mir braußen ober brtnnen effen wollten. 2Btr

ßloffett, im m - i j·· ß f r ' - - · benn

¡ w SZEfiED < 1

(12)

10 Giite Siadjt im Biiltclaller mtb anbere ©e(ßißlen.

¡Regen ftörte nicfjt. ®er ©ifd) reurbe geöerft, bie Sampe gebracht; ber ¡ßoftbote fam m i t Briefen unb Rettungen, bie tiod) ftücfjtig burcpgefefjett mürben, benor ba§ ©ffen fam. ®ie§mat mar e§ eine-anfepti- Iidje «poft mit oielen SReuigfeiteit, au§ benen ficfj ein rege§ SEifdqgefpräcf) ergab, ©c fam e§, baß id), at§

g r a u Brigitte gemohnterroeife ihrem Scanne friii)- geitig ben ©utenad)tfuß gab unb ftcf) gitriidgog, gar nicht tneßr an meinei greunbe§ SRuSflug in§ Sltttet- alter barfjte. ©r aber begann fofort: „ ® i e ©efcf)icf)te, bie icf) bir unter beut ©iegel ber Berfcijrciegenfjeit mitteilen miH, mürbe groar aud) meine g r a u lebhaft interefßeren, aber e§ ift ttod) beffer, menn fie nie etma§

banott erfährt. ¡Benit bu, alter Burfcpe, bocß mal heiraten fotiteft, rcirft bu fcfjon feI6ft erfahren, baß bie ¡pprafe, ©heleute bürfteu fein ©ei)eimni§ oor ein- anber hoben, ein Unftitn ift. ¡Beim ade ßeute plötgticf) atte§ erführen, maS hinter ihrem ¡Rücfen gefprodjen unb getan roorben ift, mürbe fein ÜRettfcf) mehr mit feinen Befanuten nerfehreu roollen, aud) feine g r a u mehr mit ihrem Statute."

gcf) unterbrach ihn mit lebhaftem SSBiberfprudje;

er aber nahm ruhig bie glafdje au§ bem Kübel, mit mir ba§ ®ta§ gu füllen, itnb fuhr fort: „Steine ©he ift fefjr g(üdiid), ba§ roetßt bu roohr. ¡¿Iber in ben erften galjren ha t bie ©adje nicht fttmmen motten.

®te ©djulb tag an beiben, benn bei aü ihren Bor- gügen hatte meine g r a u bamatS einen argen gehler, fie mar f d ) m o t l f ü d ) t i g . ©djon a uf §ocf)geit§- reife fing ba§ an, in Benebig. Sa, bamatS gab ftcf) ba§ ja balb, aber nach ben glttterroodjen mürbe ba§

©ihmotlen djrortifdf). ¡Benn mir irgenb einmal ein lautet ¡Bort entfuhr, ober roeitn ich äu fpät gum

(13)

Eine Stapl im Stittelalter unb anbete ©efpipten. 11 SDtittageffen fam — unb, wie fie und) flüchtiger Brüfung behauptete, nach grühfdjoppen rod), fofort fchntoUte fte bis gum nädjften Sag. 5Dtand)UiaI be=

gann fte auch fpontan gu fct)moiten. Anfangs oer=

broß mich bas, aber batb, baS war baS ©chtimmfte, imttbe itf) oon biefer übten ©eioohnheit meiner g r a u angefteeft: id) fanb eS bequem, tttitjufdjmollen, mich um fie nicht fümmem gu muffen. ©o oerfd)ufterten mir eine unüberfehbare Diethe oon Sagen unb Bochen.

Ach, btefe ©djmolttgrauen toiffen gar nicht, toaS für

©efaßren fte heraufbefchtpöreit.

B i e eS gugtng, xft nebenfädjltd), gaftunx xft, baß ich ptößiich giüifcßen einer füßen itttb einer fartren g r a u fiattb. ®ie ©xtße mar bie ©attin eine» Kollegen, bie ©aure mar Brigitte. B a S man bIBbftnniger=

itteife ,etn piatonxfdjeS BerhättniS' nennt, baS ettt=

fpaun ftdj giotfdjen mir unb ber füßen grau. ®te f. E. war fo tiebenSioürbig, bie heftige Beiter=

eutroiettung unferer poftlagernben ©eetenfreunbfchaft gu oermittelxx.

g n ttnferem Brxefioechfet mar oft oon einer fernen grünen gnfet bie Diebe, at§ bem giele unferer gemeinfamen ©ehnfudjt. Diacß unb ttad) aber einigten mir unS, baß eS ja tttdjt uitbebittgt eine gnfet fein müßte, unb baß feßon baS ein reigenbeS ©rtebniS märe, roettn mir xrgenbroo auf bem geftlanbe gxoei, bret Sage lang in ftiller Abgefchiebentjeit gufantmen fein tonnten, fern ber läfterfttcptigen ©ippfeßaft, bie fein BerftänbniS hat für bie ©ubtititäten einer ptato»

ttifchen ©eelenfreunbfdhaft. ®er DJiattn meiner ©eeten»

freunbin mar feßr befcljrcinft. ©ineS SageS naßm er ineinen Diat in Anfprud). ©eine g r a u mar oon einer fchxoertranfen Saute in Ungarn, oon ber er bis baßin

(14)

12 (Sine 9?«(f)t im SKittcIaiter unb anbere ©efcfjicfiieu.

gar nidgtS gemußt hatte, bringenb j u einem SBefudje etngelaben roorben. D b er l i r t a u b nehmen unb mit=

fahren fotte, fragte micf) ber gute 2Jtann. 2tber laß fte bod) ruhig allein fahren! riet id) ihm. © r fah ein, baß bie§ ba§ befte märe, unb eS mar m i r fefjr lieb, baß er ba§ etnfaf)."

„geh oerftehe," unterbrach ici) gutian. „ ® u unb bie füge g r a u , tf)r hattet baS eingefäbett, um gufammen baS ©lüct ber ©infamfett gu genießen. ©eich ein Stbgrunb uon SSerroorfenljeit öffnet ftd) m i r . "

„2lbgrunb non SSerroorfenheit," roiebei'hotte Qutian tangfam, „ j a , baS tft baS richtige © o r t . 3tu§ einem teiblid) anftänbigen SJienfdjen mar ich " t furger g e i t ein abgefeimter Sügner, feuchter, g n t r i g a n t geroorben.

Unb ber braue Sftann rnerfte nicht baS minbefte, als id) balb nach be t Sibreife feiner g r a u plögitd) nad)

© i e n reifen mußte. ®er S3orroanb mar m i t fatt»

btütiger Sicherheit gefunben tuorben. SSrigitte mar fo gärttich unb beforgt, baß ftd) mein ©eroiffen letfe gu regen begann, aber m i t Diücfftd)t auf bie ißiatonität ber gangen ©efchidjte brachte id) baS ©eroiffett gum

©djroeigett. Slußerbem: e§ erfd)ien m i r boch gang unmöglich, jetgt rote ein bumnter gunge auSgufneifen unb meine ©eeienfrettnbin, ttad)bein id) fte ttad) Ungarn gefchtdt hatte» bort oergebltd) auf mid) roarten gu iaffen.

Slnfiatt ber grünen SMrdjettinfel, non ber rotr geträumt hatten, mar ein elenbeS ungartfdjeS Sfteft ber

©djauplag beffen, roaS nun fomrnen foHte. geh roetß nur noch, t>aß eS utele ©etbenbäume bort gibt längS eine§ 83ad)e§, utele ©djtneine, utele Sßfütgett, aber bie

©onne hatte blanfeS ©olb in bie ip fügen geftreut, ein fthöner biauer £>intntel breitete fid) über bem

(15)

Eine Maeßt im ¡Mittelalter unb attbere ©efcßiiitt'n. 13 fgniußigett Stieße au§ unb reigenber bettu je, mit auggebreiteten Armen, tn Itgtent ©ommerfleibe fatn meine ©eeiettfreunbin mir entgegengeeilt, gutngenbeS

©orßetiuieß frößtig ßinter tßr ßer. §anb in §anb, wie Süitber gingen mir ben wetbenbefäuntten ffieg baßtu, angeftaunt oon ben ©ingeboreneu, bie bort ben gangen Sag in UnterUeibern ßerumgeßett. @ie nannte t n i g ¡Paul unb i g nannte fte ©trgtitta — eS mar retgenb. Unb bann füßrte fte n t t g in ba§ SöirtSßauS, mo fte bereits bie befte ©tube, bte freilief) n o g immer fgltmrn genug auSfaß, für un§ beibe gemietet ßatte.

©ort faßen mir abenbS bet einer g l a f g e SEBein unb fgergten mtb Jagten — ba p o g t eS an bie Sin- ti nb ßeretn t r i t t ein langer magerer fierf, ein ¡panbur.

¡Mit gebieterifgen ©ebärben ntagt er unS begreif«

l i g , baß mir ißm folgen mögen. ©untmeS ¿eng! fo ruf i g uttb bitte meine greunbin, bagubletbett mtb meine ßtücffeßr abguroarteit. Atiein ber ißanbur be«

fteßt barauf, baß rotr beibe mitgeßen, unb iurg — er füßrt utt§ gutn Stußlrigter. ©tefer, ein luftig auS«

feßenber ©err mit roter Stiafe unb nngeßeuer langen ftetfen ©gnurrbartfpitjen, fragt nn§ n a g Mauten unb

©erfuttft, wöbet er unS frtfg»frößlig bngt. g g feige ißm auSeinanber, baß e§ f t g um ein biSfret aufgu«

faffenbeS Abenteuer ßanble, unb baß i g übergengt fei, er als ©ertreter beS ritterligen SöiaggaretrooIfeS roerbe unfer gnfogntto begreifen unb mürbigen.

© a r ü b e r l a g t er unbdnbig unb roieberßolt fortroäßrenb baS Sßort „gnlognito". ©ann fteßt er eine SRetße oon gragen, bie f t g um einen ©inbrugSbiebftaßl breßett. ®a§ gibt ein Unglüd! flüftert meine Sgicf«

falSgenoffiit. g g beruß ige fte unb eriläre bem ©tußß r i g t e r , baß i g jeben Augenblict in ber Sage märe,

(16)

14 Gine Kadjt im ©littetaiter unb anbete ©efßißten.

bie ©nmMoftgfeit beS KrgroohuS, ber pdf tu feinen gragett äußere, gu beroeifen, unb baß i ß m i t ®nt=

rüftung gegen jebe leichtfertige B e r b ä ß t i g u n g btefer 2irt Berroahrung einlegen müßte, d a r a u f h i n rotrb ber offenbar roetnfelige © t i ß i r i ß t e r nur immer luftiger, g a r t o f ß ! ^BifcEjta! © a b o r ! r u f t er unb erteilt ben her- beteilenben urroüßftgen ©efetten Aufträge in magpa- rifdjer ©praße. SRan führt unS b u r ß einen ©ang, einige ©reppen hinab, öffnet eine g a ü t ü r unb ftößt utt§ bie Stufen hinunter. ß i ß t w i r b gebraßt, i ß befinbe m i ß i n einem bumpfen KeHerraum, t n roelßem i ß allerlei fonberbare ©eräte unb SBerfgeuge fehe.

SSettte Begleiterin rotrb i n einen Sebenraunt geführt, ©ollen m i r uttfere Samen nennen? ruf i ß ihr n o ß gu. Sein, lieber fterben! antwortet fte. Unb attß m i r mar eS jefct fiar, baß, roa§ immer fomnten ntöge, unfere Samen nnb unfere § e r l u n f t ©ehetmniS bleiben müßten, ¡über rote i ß jet)t bie ®tnge rings- um f ß ä r f e r tn§ 2luge faffe — heiliger ipuumet: ba§

ftnb golterroerfgeuge! g d j hotte fßott gehört, baß itt Ungarn hin unb roieber n o ß m i t gang mittelalter- Itßer © t r a m n ß e i t gefoltert mirb, aber i ß hotte n t ß t boratt gloubett motten, geht aber befanb i ß m i ß gu meinem ©ntfehen in einer m i t allem Komfort beS SSittetalterS auSgeftatteten golterfammer. ®er ©tuhl- r i ß t e r faßte m i ß freunbltß beim ülrme, führte m i ß herum unb erllärte m i r atteS. fiter bie ®aunt- fßrauben, bort bie fpanifßen ©tiefei ufro. Sogar eine eifertte g u n g f r a u mar ba. ßaßenb oerfpraß m i r ber © t u l j l r i ß t e r , baß td) ba n i ß t hineinfommeti werbe; bie fßweren © a ß e n feten nur gur ©eforatiou ba. SDte leißteren goltergrabe feien heutgutage oott- loinmen auSreißettb. , ® u w i r f t b i ß baoott felbft

(17)

Eine Nacfjt int Stittelalter mib att&ere ©efpipten 15 übergettgett', fügte er gutmütig ijmgu. gci) fing an gu hoffe«, ba§ ©attge fei bloß ein ©piel fräftigen ungarifcheit £>untor§, bocij nur attgubalb tourbe ich au§ biefern B a h n Ejerauggeriffett. A u f einen B i n f beS ©tuljtridjterS padten mich bie ©cffetgen, fcfjnürten ntith auf eilte B a n t unb begannen m i t Diohrftäbdjen auf mich eittguhauett. gwifdjenbrunter roieberbolte ber rotnafige Unßolb feine gragett: O b id; meine Seiinahnte an bem ©inbrudjSbiebftabl i n ber §aupt=

ftabt geftehen wolle? B i e meine SOtüfdjulbigett hießen?

B o bie aitS beut guroeieittaben geraubten ©djututf*

fachen fid) befättbeu? Unb fo weiter. Unb bie Ant*

w o r t auf meine UitfchiilbSbeteuerungen mar jebeSmaf eine ©rtteuerung ber §iebe.

,geßt in bie Samenabteilung!' rief baS ©djeufai.

geh blieb gefeifeit auf ber B a n t liegen, uttb batb er*

tönten au§ bem Diebenraume gantmerrufe meiner

©eelenfrettttbin unb baS Stiatfdjeu gasreicher §iebe.

@S gerriß m i r baS §erg. S a n n tarnen fte roieber unb fdjidteit ftd) an, ntid) regelrecht gu foltern, ©o brachte« fte e§ benn batb bahin, baß id) aße§ geftanb, maS fte wollten, gei) geftanb beu ©inbrudjSbiebftabt, ich Seftnnb, Ntitgfieb einer roeitoergmeigteit tuter*

nationalen Berbredjerbanbe gu fein, id) geftanb, meinen Staub irgettbroo i n einem B a t b e oerftedt gu hoben, ich 009 alleS gu, maS ba§ Ungeheuer oon mir oer*

langte. S a r a u f b i n mürbe id) loSgebunbett unb i n ein iterfertod) gebracht. S o r t faß bereits auf einent

© t r o h f a d meine ©eelenfreunbin fdjludjgenb uttb hänbe*

ringenb, ein B i l b be§ gammerS. geh rooüte ihr mit trBftlidjem g u f p r u d j ba§ roirre § a a r auS ber ©tirne ftreidjen. ©ie mehrte etttfdjiebeu ab unb teilte mir mit, baß fte, roäljrenb matt fte prügelte, baS ©etübbe

(18)

16 ©ine Sladjt int 9Tiitie(ol(er unb anbete ©efcfjidjteit.

getan, fütberijin ein ftreug tugenbljafte! fiebett gu führen.

®od) genug ooit biefer fürchterlichen 9tadjt! grüf)5

morgen! öffnete ftd) bie ®ür, ber @tuhtrid)ter erfdjieit mit einem geitung!blatte unb ergäf)Ite u u ! , er fei geftern i m ®range ber ©efdjäfte nicht bagu gefommen, bie geituitg gu lefen, a n ! ber er leib er erft nach5

träglich erfahren habe, baß bie ®äter be! Verbrechen!, um b a ! e! fidj hanbelte, i n ber £anbe!£)auptftabt Iängft ©djloß unb Dtiegel fäßen. © i r feien alfo bie Dpfer eine! Sötißoerftänbniffe! getoorben, ba! er lebhaft bebaure. g u fetner ©ntfchulbtgung geigte et un§ bie Photographie irgenbeine! ©amter!

ttnb feiner ©eliebten, bie gu ber ©tnbredjerbanbe gehörten. ®te gufättig frappante SÜhnltdjfeit jener Velber mit uttferen pgtjftognomien gälten ihn, al§

er u n ! t u ! ©afthau! gehen fai), gu bem bebauertichen g r r t u m oerleitet. Nota bene: bie Silber geigten auch nicht bie atfergeringfte 2tgnlid)feit mit mir unb meiner ßeiben!genofftn. © a ! tun? © i r roitlfagrten ber Sitte be§ trefflichen ©tuljlrtdjter!, bie ©efchichte nidEjt an bie große ©Iocfe gu hängen» ba mir felbft ein auSreidjenbe! gntereffe baran hatten, baß fte unter u n ! bleibe. "®er magtjarifdje Viebermattn ließ einen

©agen fomrnen, ber u n ! gur Sahn bringen foUte.

©ine ©tunbe lang bauerte biefe ©agenfahrt. Söteine

©efährttn faß ba, eigne mich eine! S3licfe! gu toürbigen.

Unbehagen unb Unruhe oerriet ftch tn ihren ÜJttenen unb Vetoegungen. SUiatt fah, ba! ©igen tat igt roeg.

SUtir auc£) · ®agu bie holprige ©traße! 91 d), tote boch alle! gang anber! gefommen mar! © i r fpradjen fein © o r t . 911! ber g u g fam, nahmen toir mit ftummer Verneigttng oonetnanber 9lbfd)teb. geh flieg

(19)

Eine Madjt im ¡Mittelalter itttb auberc ©efdjidjten. 17 in ein Maugcoupe ttnb lümmerte n t t g n i g t weiter um fte.

„Sörigitte hatte, wie i g n a g meiner Mücifcßr er«

fußr, in jener M a g t böfe ©räume geßabt. Oßne mir helfen gu f ¡innen, faß fie m i g r o n mtlben ©efeßeit umgeben, bie m i g mißßanbetten. @ie äußerte tßre greube barüber, baß baS nur ein ©raunt gewefen.

A u g t g würbe m i g in jener M a g t feßr gefreut ßaben, wenn bte§ afleS nur ein ©raunt meiner g r a u gewefen wäre. gebenfaßS war fte überglücflig, m t g wieber gu ßaben. SSeibe blieben w i r feitßer lieb unb nett, fte unb i g . "

„Unb jene anbere?" fragte t g .

„ A u g fie lebt jeßt feßr glüctlig mit tßrem SMattne,"

antwortete guliatt.

„ © o ift eng betbett ber Augftug tn§ ¡Mittelalter bog r e g t ßetlfam gewefen?"

„©igentltg j a ! " fagte gulian. „©§ war eine moraltfge Moßiur, aber fte war uoit ©rfolg."

© e t f ^ w a t j e

©er Sönig hatte bie gange M a g t oortreffltg ge=

fglafen, unb als er morgens auS feinem ¡ßrunfbette ftieg, hatte er n i g t bie geringfte Aßnung, baß i n biefer felben M a g t an ißrn ein arges ©erbregen begangen werben w a r : eine Königsbeleibigitng!

Um ¡Mitternagt näntlig ßatte f t g im oberen 2Btrt§«

ßaufe be§ ©orfeS Babenberg bei ©reilingen folgenbeS gugetragen. ¡Maß, ber junge ©rünnßofbauer, unb

2

(20)

18 ©ne Dtacfjt im 9RitteMter unb anbete ©eißitpten.

einige anbete «Ortsbewohner waren i n eine ebettfo umfaffenbe wie grünbliße Befpreßung ber äußeren unb inneren potitifßen Sage geraten. 2lm fßärfften ging ber Stoß inS ¿eng. ©S hat niemals genau feft- geftettt werben fömten, 6eim roieoielten ©tafe eS ge- fßat), gleißotel, ber Brünnhofbauer f ß l u g mit feiner großen gauft auf ben © i f ß unb beging mit bonnerro ber Stimme baS Berbreßen ber KönigSbeleibigung.

®aß er babei gang nüßtern gewefen wäre, bagegen f p r i ß t immerhin einiges. Selten fehnt ftß ein Stenfß, ber ein jungeS roftgeS SSeib fein eigen nennt, unb ber auß fonft n i ß t f ß i e ß t aufgehoben ift, feiten fehnt fiß ein folßer Slenfß auS ber greßeit inS Kriminal.

Unb fetbft wenn er einmal ben ®rang in f t ß fpürt, etwas BlihbummeS, worauf i n ben ©efctßüßern ein fßwerer ¡Paragraph gefegt ift, gu fagen — fetbft bann wirb er — int nüßternen ¿uftanbe über einen fotßen unheimtißen ©rieb fierr werben, wenn argtiftig taufßenb ein getnb bafßt ant ©ifße nebenan.

®er getnb am Sebentifße, baS ift ber ©obinger

©oni, ber oor gahreSfrift mit bem Brännhofbauer auSeinanbergeraten war. Sßegen einer Kteinigfett, tann man wohl fagen. ®er reiße Statt hatte foeben bie fßöne SJBawt geheiratet, bem arnten ©obinger blieb nißtS als bie ©rinnerung an eine fuße ©tunbe im fieu.

„Kreugroibiroum ftolg iSfteworben,unfer2BaroerI!"

fagt einmal ber ©obtnger gum Staig.

„ U n f e r ift fte n i ß t — m e i n ifi fte," lautet uro w i r f ß bie SIntroort.

®rauf laßenb ber anbere: „Sang' eh' fte bem war, war fte mein. Unb fßöit ift'S g'toefen bantalS im .fielt, Kreugrotbiwum." .

(21)

Eine Nacpt im Atittelalter unb attbere ©efpipten. 19 S a gibt ber SJiatg bem Soni mit bent SSierglafc einen §ieb aufs Sacf), baß ber ©etroffene bie ©ttgel im §immet fingen hört. ((£§ wirb rooßt 9Jtuft! art§

„Cavalleria rusticana" gewefen fein.)

Sag§ brauf tiad) jenem £ieb auf§ Saci) fcijritt ber Sobinger über bett Stofterplaß in Sreilittgen — grabauS auf ba§ ©erid)t§= unb ©efängniSfjauS gu, um bort ben SRaß wegen ©ßreniränfung gu oerfiagen.

war ltämltd) nur ba§ garte ©fugefüßl, nicijt aber ber harte ©djäbel burd) ben §ieb uerietjt warben.

Aber oor ben oter ©tufen am Saufe bleibt er ftehen unb benft eine B e i l e nad). B a S iann ba§ ©eridjt bem SRaß bewilligen? Bahrfcf)einlidj eilte ©etbftrafe, bie ber SOtatj mit Bergnügen berappen wirb. Stein, nein! B a r t e n wir'S ab. Biefletdjt falgen w i r ihm mal toaS ein, wa§ mehr wert ift al§ eine ©etbftrafe.

©o iehrt ber Soni um unb läßt ben §ieb auf§ Sacß oorläufig auf ftd) beruhen.

Vorläufig! Aber wie jeßt ber SJiaß

mit feiner ungefd)iad)ten StönigSbeleibiguug, ba lacht fein geittb am i i f d j e nebenan oergnügtid) itt fid) hineilt. „Streugwibtwum, jeßt g'hörft m i r ! " lacht ber Sobinger.

llnb am näd)ften Nachmittag geht ber Sobinger wieberitut über bett iidofterplat) grabauS auf ba§

©trafhaitS gu, ba§ fid) redjtwinielig an bie redjtS ftehettbe SHofterfirdje anfdjließt. SteSmal wirb fici)'S lohnen, bieSmal ift nicht ber Anton Sobinger, bieSmal ift ber Söntg beleibigt worben. Sreugwibiwunt!

<S§ ift ein grämlicher, grauer Sag. S a unb bort fleht matt ein blaffeS ©eficht hinter einem ber ©ttier*

fenfter be§ §aufe§. A n ben langen generiertem, bie wagredjt unter einem Borbache beS ©erid)t»£)aufe§

2*

(22)

20 (Sitte 9}acf)t itn ÜKittetalter unb anbete ©efcgicgten.

oerforgt ftnb, turnen bie rot Iben „petemSuben", bte

©öfjne be! Serfermeifter!. ©itt arte!, flapperbürre!

Vetfhtoefterlein fniet auf ber ©tufe am „ Ö l b e r g " .

® a ! ift ein büftere! ©elaß an ber Sfußenfette ber Sircf)e. g n breitem §albbogen befdjirmt eine ®ür m i t ®ral)tnegfenfter bte! ftiHe §etltgtttnt.

®te totlben gungen unter ben Seitern ftnb etnanber brüHenb in bte §aare geraten. g i ) r Vater, ber Serfer=

meifter Peter, ein langer, haftiger SDtenfd), erfdjetnt auf ben ©tufen oor ber ®itr be! ©erid)t!gaufe! unb fchteubert gornig einen großen ©djlüffelbunb i n ben Snäuel ber fämpfenben Knaben. ® a n n fährt er ben

®obinger an, ber bemütig grttßenb bie ©tufen hinan*

fteigen toitt. ©r fod feine „ V o r l a b u n g " geigen. Ohne

®ofument barf fetner herein. Sonnte jeber fomrnen unb ©intaß begehren i n ! Srttninal.

®er Sobtnger antwortet gaghaft, baß er felber gar nicht b r i n bleiben, fonbern n u r einen angetgen rotH, ber eine Sönig§beleibiguug begangen hat. ®te Vubenrotte ift unterbeffen an!etnanbergeftoben, peter holt fhtchenb feinen ©djlüffelbunb unb toenbet ftch batttt ein toentg gulbootler an ben Stobinger: „ ® a ! ift fehr fchön oon ©ucfj, aber g h r mußt b a ! ber

©taat!amoaltf<haft bort bräben melben." @r tote!

auf eine! ber § ä u f e r , bie gegenüber ber Sirdje bett p t a g Sanfteren, gog bte ®afd)ettuf)r herau! unb fagte:

„ g ß r müßt noch e>ne Vtertelftunbe toarten, bie 2lmtie=

ruttg fängt um brei Uhr an."

„SBohl, rooht," fagt ber Sfobtnger unb t r i t t ben SRücfgug an. Vet bem „ D l b e r g " hält er. ® a ! ift eine gute ©elegenheit für etliche Vaterunfer. grömmig*

feit ift ber befte geitoertreib. © r fniet nieber neben bie alte g r a u , briicft bte SUafe an b a ! ®rahtnegfenfter

(23)

Eine Madjt im Slittelalter ittib ait&eie ©efdjidjtcn. 2 1

unb uertieft f t g tn ben Anblicf ber lebensgroßen bunt«

bemalten goigfiguren.

© o r t oon 9BoIfen umgürtet ©ott ©ater mit ber roeißen ©tirniocfe. Uber tßm fgwebt ber geilige

©eift. ©arunter eine rote ©laSlampe. gnmitten ber

©rotte ber geiiattb auf ben Knien, ©ein Aittliß nnb bie gefalteten gänbe erfgetnen r e t g l i g mit ©IntS«

tröpflein bebecft, rote eS bei SutaS 22, 44 gefgriebett fteßt: „Unb fein ©groetß roarb rote ©ropfen ©luteS, ba§ auf bie ©rbe rann." Auf ber anberen ©ette bie fglafenben günger. ®em ©obinger ift, at§ grüßte ißn ©ott ©aterS Antliß großenb, unb al§ tönte eS auS ber ©rotte ßerauS: „geßt ift ber gubaS a u g ba!

©er gubaS bift bu!"

®ie ©ebanfen ©obingerS fgroeifen, wäßrenb bie Sippen beten, weit ab oont rooßlgebaßnten ©ater»

tmfer=3Bege. gft baS etn gubaSroerl, roenn man etn

©erbregen entßüHt? g a t n t g t ber ¡Mann mit bent

©glüffelbunbe fein ©orßaben getobt? Unb b o g — warum gefgießt'S? AuS regtfgaffener ©mpörung ober anS boSßafter © u g t , einen STHtmenfgen ins Ungtücf gu ftürgen? Unb bie Sffiaroi ftürgt m i t . . . gmrner fefter brücft er bie Mafe an baS ©raßt«

geflegt, nnb Iebenbig wirb oor ißtn ein unßeütgeS

© ü b : ©aS ßeimlige © l u d im gen! Sang, lang fniet er ba unb träumt, roäßrenb bie Sippen beten . . .

©ann erßebt er ftcß, w i f g t f t g bett ©taub oon ben Knien unb geßt. Aber n i g t bent gaufe gu, baS tßm ber Kerfermetfter begeignet ßat. geimroärtS toiß er fgreiten. ©in fgrißer ¡Pfiff oom ©trafßauS ßer reißt tßn ßerum. ©ort fteßt ber lange Sßeter unb pfeift unb rotnft unb f t i r r t mit bem ©glüffelbunbe.

Sangfam folgt ber ©obinger bem ßeftigen 2Binfen.

(24)

22 Eine Slűdjt im 3Jtittetcilter mib an&ere ©efßißtcn.

„BorroärtS," f ß r e i t ber Kerfermeifter, „ber fierr Staatsanwalt ift fdjoti b a ! "

* #

#

®er Brünutiofbauer faß ijinter ©d)loß uitb Siegel.

®en Dr. Sofenfarb fann fein Borrourf treffen; roaS menfßenmögltß w a r , ben ¡Hngeítagten herauSgureißen, atleS fjatte ber auSgegetßnete Bnroalt aufgeboten.

BergebenS! K u ß bie ¿engen würben bem ¡ S a h j a gern geholfen haben, bod) über beit © ß w u r , n i ß t S gu nerfßroetgen unb alles gu fagen, unb über bie ÜIngft oor ber SSeineibSftrafe hebt a u ß baS greuitb- fßaftSgefüfjl n i ß t l e i ß t hinweg.

®er ©obinger, non allen gemieben, hat ben O r t nerlaffen, nur feine alte ¡Sutter ift i n ihrem fiäuS- lein am ©nbe beS ®orfeS oerblieben, © r felbft hat f t ß al§ Ktteßl nerbiugt i n ©ßöblerSgrün, nnb wenn er feine ¡Sutter befußt, w e i ß t er ben Seutett aus unb nimmt — bie ßanbftraße fßneibenb — ben 2öeg umS ® o r f herum.

2tn einem Sooemberabenb geht er benn rnieber einmal querfelbein n a ß ©ßöblerSgrün gurüd. geht gieljt er ein ©tüct ßanbftraße bafjin, um bet bem näßften gelbroege auf ber anberen ©eite abgubiegen.

© r benft an ben Brünnhofbauer, ber feit oier Üßoßen i m ©trafhauS ftht unb n o ß neunmal fo lang bort ftheit foU, weil a u ß ber lehte B e r f u ß beS Dr. Sofen- farb, ein ©nabengefuß, erfolglos w a r . Unb er benlt an bie Brünnhofbäuerin, bie jeht eine junge ¡Sutter ift. ©o faittt fte ftß eiitftmeilen bie ¿ e i t oertreiben m i t bent fleinwingigen Brünnhofbauer, bis ihr ¡Sah fertig ift m i t feiner ©itgerei.

(25)

Eine Macßt im ¡Mittelalter unb "anbeve ©efcßicßten. 23

©orroärtS fgreitet ber ©obinger, Kreugwtbiromn, roa§ w a r ba§ bort? K i g t S . © a r l ü g t s . ©er ©o»

btnger fängt gu fingen att, wierooßt '§ ißnt n i g t r e g t oorn geigen geßt. ® a ßört er feinen Kanten rufen.

Unb niemanb ift gu feßeit. ©ott oben, au§ ber Suft fontmt ber ¡Ruf.

Aber jeßt (oft f t g aus bent bunflett Aftioerf eine! faß»

lenKaftanienbaumeS eine®eftatt unb neigt f t g n t e b e r . . .

„gefjaS, ber ¡Maß!" entfäßrt eS bent entfeßten

©obinger. @r näß fließen unb ift feftgebannt. Sang»

fam fteigt bie ©eftatt ßerttnter unb t r i t t ßart an ben gttternben ©obinger ßerau. g i m m t i f g e ©üte, ba§ tft w i r f ( i g ber ¡Maß! K u r attberS i n feinem SJBefen — fteif unb feterltg . . . ;

„ g g foß ber SMaß fein?" fagt jeßt rußtg ber

«Maß. „SGBo benfft bu nur ßin, greunberl? ©er ¡Maß fißt jeßt i m K r i m i n a l . ¡Mußt eS b o g roiffen, ßaft tßm b o g feß)ft ßineingeßolfeit."

©em ©obtnger wacfelt ber SRttnb, er bringt nur etn ©tößnen ßerattS. Unb ber SMaß fäßrt f o r t : „ g a , gremtberf, ber ¡Maß ift übel bran. Aber n o g meßr berbarmft b u m i g . Unb weißt bu, w a r u m bu m i g berbarmft? SBeß btt gu üöeißnagteit fein' fgwargeu g i f g mit Knobeln friegen wirft."

©er ©obinger groingt f i g gu lagen i n fetner gergenSangfi. Offenbar ein fpaßiger ©eift, bem mau bie froße Samte n t g t oerberben barf.

„geßeße. Unb w a r u m . . . w a r u m foß i g bemt bieSmal fein' fgwargen g i f g m i t Knöbein friegen gn SEBetßnagten?"

® a blicft tßm ber SMaß traurig in bie Augen unb antwortet: „SBeil bie f r t f g e n Seigen i m f r i f g e n ©rab feine fgwargen g t f g ' m i t Kttöbeln effett!"

(26)

24 (Sitte 9Jadjt im TO itteralter imb anbete ©efcgidjteu.

®er ®obittger glaubt, eS w i r f t tljn um. ®ie ©r*

fheinuitg mirtft ihm, ftd) gu entfernen. ®er SEobinger taumelt bem gelbroeg gtt uttb fällt in ben (Straßen*

graben, llnb er rafft ftd) auf unb rennt roeiter. . .

©r rennt ßerum bte gange Stacht unb w i r f t fldj immer wieber hin unb rauft ftd) bte §aare. 9lu§ ift'S mit tfjm! Sttapp titer ©odjen hat er noch 5K leben, benn in ber fröhlichen, feltgen, gnabenbrtngenbeit

©eihitadjtSgett wirb er als frtfd)e Seth' im frtfchett

©rabe liegen . . .

3lber bte SJtorgenfonne bringt auch ihm nach biefer qualootten Stacht einen goffmtngSfhtmmer. „2lu§=

fommen" — entflohen fann er ja fein, ber Vrünnhof*

batter. gäf), wie er ift, fann er oon ber ©ehnfudjt nach feinem ©etbe unb bent ©ofjntein, ba§ ihm in*

gwifdjett geboren worben, gur glucfjt au§ bem Kriminal getrieben worbett fein, g f t ba§ ber g a l t , bann war ber ©eift auf bem Vaume fein ©eift, fonbern ber SJlag, uttb bann war and) bte SEobanfage weiter nidjtS al§ Uttftnn uttb VoSheit.. .

„SJiarjunbjofept)!" rief — ihn einholettb — bte alte Stofel, bte mit bem Sdarftforbe n a h ©d)öbterS=

grün gurüdfehrt. „ ® u UnglücfSntetifh, wo bift btt gewefett heut n a h t ! ©iehft au§ wie ba§ graue ©lettb!"

®abet f h l u g fte bie §ättbe gufammett ein über ba§

anbere üflat.

„ g a , mir ift r e h t albertt, O t o f e l . . . ©ag nur meinem Vetter, baß id) heut wegbleiben muß. gd) geh' n a h Dreilingen unb hol' mir SebenStropfett...

ober ttad) SJtaria ©nabelt gur SJtuttergotteS . . . ober gum 3roie§linger ® o f t o r . . . "

* * *

(27)

Eine Nadjt im SRittelalter intb anbete ©efdjipten. 25 Nach Sreilittgen ging et — aber nicht in bie Sipo*

theie, fonbern über ben Slofterplaß. g t t ber S u r be§

©trafhaufeS fdjnaubt ihn ber tätige Beter att: „ B o r * labung geigen!"

„ g d j bitt', ich w o l l t ' nur fragen, ob ber SRathtaS BfIBcfner noch ba ift, ber Brünnhofbauer au§ Saßen*

berg."

„ g a Sötlteufel überetnanb, natürlich ift er ttod) ba, wo fott er benn fein?"

„Nichts f ü r ungut, geh ßab' nur g'tneint, ob er nicht vielleicht gufättig auSfommen ift heut nacht."

Ser lange Beter burdjbohrt ben arnten SJietifcfjett m i t einem fürchterlichen Bitcf unb fdjrett: „ B e i uttS fommt ntemanb gufädig heraus, oerftanben!"

„ B i t t ' um Bergeihung, bann war'S halt eittegrruitg.

geh hnö' nämlich geftern abenbS einen gefehn, ber ihm ein btffel ähnlich w a r . A u f einem B a u m an ber ©traße ift er gefeffen unb . . . "

„ U n b einen Naufcfj hobt g h r gehabt," fdjrie f«cf)§*

teufelSwilb ber Serfermeifter. „gdh w i l l ©ucf) mag fagen," fügte er bann einbringlidj hingu, „jeßt habt g h r bie B a ß t : entweber fchiebt g h r jeßt augenblicf*

lieh ab unb fpredjt ©uer fiebenlang nie wieber eine fo bltßblaue ©felei — ober g h r föititt gleich babletben itt Unterfucfjuugghaft wegen Beletbigung föniglicßer Behörbett. S a n n fönnt g h r leidjt erfahren, ob eine föntgltche ©trafanftalt ein SaubenhauS ift, oott wo bie ©efangenett nach Belieben herausfliegen unb fid) auf bie Bäume feßen föntten."

S e r Sobinger nenteigte fteß tief unb entfernte fid) mattfettben ©chritteS. S a g w a r bog enbgüttige SobeS*

urteil, ootiftreefbar uor Beihnadjten. geßt ift eg fonnenilar, baß eg feinen feßwargen SffieiljnachtSfiidh

(28)

26 Eine Kacpt im Mtelalter unb atiben ©e[tpicf|teii.

mit Knöbeln für ihn mehr geben lutrb. ¿ u m Ölberg roauft er hin, fallt auf bie Knie unb ftiert hinein in bie heilige ©rotte, g e h t fühlt er e§ tiefinnerft, rote bem ©ottmenfßen bartn gumute ift i n ber bangen BorauSftßt ber nahen ©obeSfßretfen. geht beten n i ß t bie Sippen ©obtngerS, jeht betet fein fierg. ® u himmlifßer Bater bort i n ben ¡Bolfen, bu gütiger fieilanb, ber angftoott fleht, baß biefer Kelß an ißm oorübergehen möge, unb bu fieiliger ©eift, ß r alle roiffet e§, baß ber ©obinger ©out ben Brünnhofbauer n i ß t oerraten hätte, mürbe ihn n i ß t ber ¡Pfiff be§

©efängniSroärterS gurüiigerufen haben . . .

©tunb' auf ©tunbe oerrinnt, bie Kbenbbämmerung oerroifßt ba§ farbige Seben, unb n o ß immer fniet ber ©obinger oor bem Ötberg. © a fährt er auf.

©iite fianb hat f t ß fanft auf feine © ß u t t e r gelegt,

© i n fleiner, ftrammer ¡ K a n n i m SJlöttßsgeroanbe f p r t ß t ihm freunbltß gu uttb läbt ihn ein, mitgu- gehen, © r führt ihn gum fiauptetngang ber Klofter- f i r ß e , fte treten i n bett Kreuggang ein. „ g ß bitt ber grater gofeph, ber K o ß unb ©ärtner btefeg KtofterS," faßt ber fleine ¡Kann. „ ® i r liegt etroa§

©ßtoereS auf bem fiergen, unb toettn i ß a u ß nur ein Saienbrnber bin unb bir feine B e i ß t ' abhören fattn, fo m ö ß t ' i ß b o ß erfahren, roa§ b i ß fo arg banieberbrücft."

g n ein matt erteußteteS Kämmerlein i m ©rb=

gefßoß führt er ihn unb läbt i h n ein, f t ß nieber- gufehen. ® a n n hott er ©elter, ¡Keffer unb ©abel herbei unb einen gtttbiß unb ftcHt ein halboolleS

©ta§ Sottoein hin. ©ierig greift ber ©aft banaß, uttb fettfam: ber ¡Bein fließt n u r bt§ gum ¡Raub be§ ©lajeS, aber n i ß t über bie teßgenben Sippen.

(29)

Eine Macßt im ¡Mittelalter unb anbete ©efdjidjten. 27 ' g r ö ß l i g l a g t ber grater über baS oerblüffte Aittliß feines ©afieS. „©ießft bu, baS ift bie locfenbe Seit»

freube, bie mir unS i m Ktöfter oerfagen müffen."

Aber balb befennt er, baß a u g ein S e i n ßter

»orßanben, ben man aßerbittgS trtnfen fann. Qttr

¡probe bringt er ein leeres ©Ia§ unb eine ooße g l a f g e , unb w i r f [ i g : eS, ift ein ßögft trtnfbarer S e i n . Unb wäßrenb ber arme © g e l m f t g g ü t l t g tat, ßört ber grater n i g t auf gu brängen, baß ber bußfertige ¡Mann tßm anoertraue, was tßn belaftet, fet'S eine © g u l b , fet'S ein Ungemag. „ © i e ß e i g i ßilft btr unfer ©uarbtan. Unfere gäben beßnen f t g über ben gattgen ©rbbaß anS. S i ß f t bu etroaS в о т Kaifer oon ßßina, roitlft bu etroaS t n ¡Rom — fag' eS getroft. ©ießetgt w i r b bir gu ßelfen fein."

Sang fträubte f t g ber ©obtuger. S u ß t ' er bog, baß felbft ber Katfer oon ©ßtna tßm n i g t gu bem nerrairftett fgwargen g t f g e oerßelfen fönnte. © n b l i g tat tßm b o g ber freunbltge g u f p r u g unb ber eble S e i n baS gerg auf. ©on bem g b q f l i m g e n begann er gu ergäßten, baS ber Ausgang aßen UttßetlS war.

® a fanb ber grater lein ©nbe m i t eifrigen Qwtfgen»

fragen. S i e alt bte S a m t bantalS unb wie fie be»

fgaffen gewefen fei? günfgeßn gaßre, ЫопЬ unb f r t f g unb »oß unb rofenrot. SiS tnS iietnfte ßtneiit mußte ber gergattg gefgitbert werben. Unb als er aßeS gang genau erfaßren ßatte, fgnupfte ber Saienbruber g e m ä g t i g auS fetner ®ofe, ßielt biefe beut ©obinger ßin unb fagte: ,,©i woßt, mein Steher, wenn'S weiter n t g t S ift, fo faffe guten SRut. S e g e n biefer © a g e braugeit w i r n t g t bis n a g Я о т gttm ¡ßapft gu geßen."

„ g a , wenn'S nur btefeS m ä r ' ! " fenfgt ber ©obinger.

Unb nun ergäßlt er ba§ Seitere. S i e er ben gteb

(30)

28 Eine 9?ad)t im TOittctalier itni> anbere ©efcgicijten.

auf ben Kopf befontmett unb ftd) nachmaß an bem Srünnfjofbauer gerächt. 916er al§ er aucf) oott bent Seift auf bem Saume berichten wollte, unterbrach ihn ber gute grater: „®en ©eift, ben wollen w i r ruhig auf bem Saume ftgen laffen. Sllit ben ©e*

fpenftern oerhält e§ ftd) wie mit bem ©etnglaS, au§

bem bu h«ft triufen lönnen. ® a ! © l a s hat eine ®oppelwanb, ba btin ift ber ©ein. ©§ fleht au§ wie gejerei unb ift bocf) nur SEäufdjung. ®ie

©efpenfter muffen a u ! bem (Spiele bleiben, bte würben unferm ©uarbtan nur Sltißtrauen einflößen, aide!

anbere magft bu ihm morgen ergäljlen. geh 6tn, wie gefagt, nur ein armer Saienbruber unb weiß nicht, ob e§ eine ©itnbe ift, baß bu baS Serbrechen beine!

geinbeS oenaten haß· STiicht jebe ©ünbe ift eine

©emeinheit, nicht jebe ©emeinheit ift eine ©ünbe.

gmmerbtn, unfere gäben reichen auch 6 i ! gum Seicht*

oater ber Königin, unb wenn bu unferm ©uarbiau bte Hauptfach« offenbarft, baß eS bidj tief gereut, tit bltnber Stachgier betuen ©egner i n ! Unglücf gebracht gu haben, bann weiß er otelletcht 9tat unb § i l f e für bich unb für ihn."

* * s

Über bem ©eitenpfortenbau ber Kirche, wo tiefe an ba§ ©trafhau! ftößt, fteht auf bent ®äcf)leiii ein .^eiliger a n ! §olg mit oorgeftreeftem 9Irnte.

©in gahr, beoor ber ©eift auf bem Saume an ber ©traße faß, ba ftanben einmal frühmorgens bte Seute in jener ©efe beS ptageS uttb ftaunten ein großes 2od) an, baS über Stacht an ber ©trafhauS*

gaffabe oberhalb bei eben erwähnten ®äd)leiuS ent*

ftanben war. gerner ftaunten fie an, wa§ oott bem

(31)

Eine Kacpt im ¡Mittelalter unb aubere ©efijidjteti. 29 auSgeftreciten Krnte ber fieitigenftatue E»erimter£)irtg:

tote gu einem ©eil waren ©tiicfe eines gerfßnittenen SeintußeS oerfttüpft. K u ß bie fierren oom © e r i ß t roaren bereits ba unb peilten feft, baß i m Saufe ber S a ß t ber B a r o n ©ßarfenegg auS bem ©efängniffe entfprungen fei. ©igentliß mar biefer angebltße B a r o n etn Sump ohne © t a m m b a u m , unb roierooi)l bie fierren com © e r i ß t e f i i g l i ß hätten froh fein bürfen, ber langwierigen ©ßreibarbeit, bie f t ß auS ben Betrugereien btefeS argen fioßftapterS ergeben hätte, oorläuftg enthoben gu fein, ftectten fte boß ftintrungelnb bie Köpfe gufammen unb ftretften ßin uttb triebet m i t einem fßarfen Blicf ben hößft auf- geregt herumfßießenben langen Vete r·

S e t ©erißtSpräßbent, ein fonft feßr milber alter fierr, nahm naßher ben ¡ßeter beifeite unb fagte ernft: „ g ß fürßte, Sie werben f t ß boß n o ß ben fiatS breßen, mein lieber Veter. ©enug lang brücfett w i r alle ein Kuge gu, um n i ß t gu merfen, roaS £per an SB ein, Bier, Braten unb K u ß e n hereittgefßtmtggelt w i r b . Siemattb oon unS w i l l eS auf f t ß nehmen, einen Bater oon groötf Kinbern umS B r o t gu bringen.

Dl II ein poßen ©ie n i ß t aUgufehr auf gijre groölf Kinber, mein lieber ifMer. SBettn ©te biefern ©ßarfenegg n i ß t gerabegtt h'uftu§geholfen ha&en, fo Kegt gu- minbeft eine unglaubliße V P ^ o ^ f ä u m u n g oor."

®er Kerfermetfter fßrour bei allen fietligett — aber ber alte fierr ließ ihn n i ß t gu ©ttbe fßwörett unb prägte bem Qwölfftnberoater nur noßmatS ein, baß er bie ffiaritung beljergigen möge.

®iefe ernfte Unterrebung fam bentt a u ß bem Keriermeifter i n ben ©inn, als etn g a f j r fpäter feine neue präßtige K u n b f ß a f t , ber Brünnhofbauer, mit

(32)

30 Eine Nadjt im Mittelalter unb anbete ©efcfjidjten.

einer gar gu ftarfen ßumuturtg an ißn herantrat.

S e r Ntenfd) ift j a nie gufrieben unb hat immer noch ädertet B ü n f d j e , auch menn'S i h m gut geht. Unb bem Sftaß ging e§ feßr gut i m S r i m t n a l . ©ffen burft' er unb trinten, waS immer fein fperg begehren moeßte, unb ber Beter mar fogar fo freunbtich, feinem liebroerten Bflegebefohlenen babei gu helfen. Auch für bie grooif Sitiber fchieti ein golbeneS geitalter aitgu*

brechen. Aber als bie Nachricht fam oon ber Nieber*

f ü n f t fetne§ BeibeS unb bem fleinroingigen B r ü n n * hofbauer, w a r bem Ntaß alle greube au feinem üppigen Seiferieben oertau. g a , fetbft gu wüten uttb gu toben fing er an: „geh muß mein B e i b fehen unb mein S i u b ! " S a n n wieber fing er an, ben fangen Beter m i t Socfungen gu bebrängen. A u f ein fchöneS ©tücf ©elb fod'S nicht anfommen, wenn er ihn, ben Brünnhofbauer, nur ein eingigeS SNal in aller ©tide unb §eimlichfeit freilaffeti fönnte für eine Nacht, © o grob ber Beter äußerlich fein fonnte, fo weich fonnt' er inwenbig werben, befonberS einem fdjönen ©tücf Selbe gegenüber. Aber wie gefagt, jener ernfte BerweiS be§ Bräßbenten nach ber glucht beS ©cßarfenegg f a m bem Bet e r i n ben © i m t .

„geh w i d ©ud) waS fagen," Ienft er enbtich ein,

„wenn tch'§ roirffief) t u , weif ich als Bater ©ure

©eßnfucht ermeffen fann, unb wenn g h r bie geringfte Unoorfid)tigfeit begeht unb bie ©adje fommt heraus, ober wenn g h r ©uern Urtaub auch n u r fünf Nlinuten überfcfjreitet unb ich e' « oertorener SNann bin, bann merft wohl — bann häng' ich meine gwölf Sinber auf unb mich fetbft bagu. SNein ©hrenwort!"

AIS ber AuSftug beS ©efangenen m i t äußerfter Borficht inS B e r f gefeßt worbeit w a r unb ber Ntaß

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Eine Madjt im ¡Mittelalter imi> atibere ©efdjirfjteii. 31 auf ber (Straße i n bem ftngeitb etnßerfommenben

¡Manne feinen geiub erfannte, ba war'S ber erfte

©ebanfe beS Srttnnßofbauern, ben ©obinger nieber»

gufglagett unb gu erwürgen, benn ftarf bagu füßtt' er f t g ja. ¡Regtgeitig fiel ißm ein, baß bteS fein etngelner © o t f g i a g wäre, fonbern fogufagen ein

¡Maffenmorb, weil ißm j a ber Kerfermeifter baS

©ßrenwort oerpfänbet hatte, f t g felbft farnt ben gwölf Kinbern itmgubringen n a g einem fgiefen Aug»

gang beS Abenteuers.

. ®iefer ®roßwtg eingeben! gog ber ¡Maß eS oor, f i g lieber gu tierbergen, waS j a bie ®unfelßeit l e t g t guließ. A u f bem Saume befann er flg etneS Seffern,

©o farn er bagu, als fein eigener ©eift, eine abge»

fetmte ¡Rage gu tießmen an bem ¡Manne, ber i g t inS Uttglücf geftürgt.

* «

®er Sögel ftßt wieber i m Käfig, aber troßbem fein ßeißer S t u t f g erfüllt ift, troßbem ber ¡Maß fein S e i b unb fein Kittb gefeßeit ßat, fgmecft ißm bie fgmacfßafte Kerferfoft n i g t rneßr.

® a ftürgt eiueS ©ageS i n ber fiebenten S o g e feiner g a f t ber fange ¡ßeter i n feine ¿eße m i t einer froßenSot»

f g a f t , © g o n oor einigen ©agen ßatte ißnt ber grater gofepßuS angefünbtgt, baß etwas irnguge fei gugunfteit beS Srünnßofbauern. geßt ift bie Segnabtgnng ge»

fontmeu, ßeute mittags w i r b er fretgelaffen werben, unb fein erfter S e g , fo läßt ißm ber grater fagen, muß in§

Klofter gum ©ttarbtan füßrett, bem bie Sefretung gu bauten ift; ¡Rur barf barüber ntgtS laut werben.

S i e bann ber ¡Maß w i r f l t g oor bem ©uarbiait fteßt unb feinen ® a n f ßerftottert, beutet ber würbige

(34)

32 ©ine Stacht int TOittelaftev 11116 an&ere ©efcfjicfjtcn.

©otteSmann [ädjehib auf einen üJtann int ^ i u t e r * gruitbe unb fpricf)t: „ ® i e 3 ift ber SJiautt, auf beffett gürfprad) Qgr ©ttabe gefunben habt. 3 h m müßt g ß r banfett."

Ser Dobittger t r i t t cor unb fd)ütielt bem 3Jtag bte £ a n b . ©tefer b l i t f t ihm i n bie Siugett unb fagt:

,,©enn ei fo ftetjt, bann fotl atte§ oergeffen fein, bann roitt auch bid) foSfpredjen, bann follft bu beinen fcfjmargen g i f d ) m i t Knöbetn gu ©eihnadjten haben!"

©in freubtger ©lang fliegt über DobtitgerS Stutltg.

©ine fdjroere, fchroere Saft fällt ihm oott ber Vruft, er feufgt auf unb fagt: „Vergelt'S © o t t taufenbmal!"

i b e r r ß i l i e n f t e n g e t .

®ic §erren i m VegirfSgeridjte gu Dberbirfenberg haben baS gange liebe ginburch ungeheuere (Schreibereien wegen ber nieten Ohrfeigen, m i t benen ber bortige p r i o a t i e r £ e r r Sifienftenget fortwäfjrenb heimgefudjt wirb, g t t ber 9Imt§regiftratur bilben bie Sitten über bie Silienftengelfchen Ohrfeigen=2IttgeIegen=

heiteti bereits eine eigene, großmächtige Abteilung, g e r r Silienftenge! fcEjeint bie ©adje förmlich f Ports»

mäßig gu betreiben, unb abergfäubifche Seute be=

haupteit, er müffe eine ^ o r n l j a u t i m ©eftdjte haben, ähnlich wie einftmatS ber gehörnte ©iegfrieb, ttnb beShatb fpüre er audf nidjtS unb mache ftcE) nichts barauS, wenn er eittS über! O h r befomme.

V o r ungefähr einem gaijre mar £>err Silten*

fteuget nach Dberbirfenberg gefontmen. Über feiner

(35)

. Eine Kacpt im ¡Diittelaltcr uitö anbere ©e[ci)ic(|tat. 33 Kergangenßeit fßroebte ein geßeimitiSooIler ©ßleier, uttb auci) fonft erfuhr man lange ¿eit nicpts über ißn, al§ baß er ein ungemein hämifßer, boSßafter

©efetle fei. O b er f t ß gu ben Stberalen ober beit Klerifalett, gu ben Konferoatioen ober Sabtialett be- fenite, tonnte nie jemanb erfaßten, roietooßl Stlien- ftengel atlabenbliß i n ben SBirtSßäufern an ßoßpoti- tifdjen ¡Bortgefeßten eifrig teilnahm, ©r fpöttelte über alles uitb jebeS, mtb fo hatte er f t ß auS allen ntögltßen pßarteitaßern Sealinjitrieu ber oben auge- führten ©attuug gitgegogen.

¡Beim eS bunlet gu roerben begann, oerließ fierr Siltenftenget feilte ¡Bohttung, um auf bie Dhrfeigett- jagb attSgugehen, ltnb gegen SMitternadjt fam er ge- wöhnlich beutebelaben n a ß fianfe. Dberbirfenberg ift groar ttnr ein fleineS ©täbtßeu, aber wegen ber nieten roißtigen Bteßmärfte, bie bafelbft ftattfinben, hat eS geioöhnliß einen feßr regen grembeitgttfluß, unb infolgebeffen fteßen rooßl ein ®ußenb ¡BirtSßäufer auf bent Staritplahe. ®tefe mürben oon Silienftengel in ber Segel ber Seihe n a ß burßgemaßt. ¡ S i t rafdjem B l i d e ntufterte er beim (Eintritte itt bie

©aftftube bie Situation, ©aß er einen m i t einem befonbereit fatalen ¡ K e r l m a l , tote g. B . einer roten Safe ober einem Kaßlfopf, fo feßte er f t ß mit freunblißem ©ruße gu ißm, erfunbigte f t ß ßöfltd) n a ß Samen unb fierfunft, fing oon ber SBitternng an uttb tarn bann m i t einem iüßnen Übergang auf ben Seibfßabett beS Betreffenben gu fpreßett. Dßne feinem ¡Partner greifbar naßegutreten, mußte er nament- I t ß m i t fiilfe fetneS ßämifßen, fßtteibenben ©eläd)- terS benfelben attgemaß fo gu ärgern, baß ber anbete f a t t i f ß eine 8ammSblut-®ranSfufton burßgemaßt

3

(36)

34 Giue ÜJtnpt im Mittelalter unb anhexe ©cfpipten.

haben mußte, wenn er baritber nicf)t fd)ließii<h i n 2But geriet. § e r r Sitienftenget begann 3 . 93. bannt, baß er fid) oon bem guten SRantie be§ tätigen unb breiten über ben ©tanb ber SBinteifrucht berichten ließ. B e ß l i c h fällt § e r r Silienftengel bem Ntanne i n bie Nebe. ,,©ie haben inivtUd) eine recht ßübcfctje Nafe," fagte er, „aber oiel gu rot ift fte, oielguoiel r o t . "

S e r Notnaftge bemerft mit fanerem Sätfjeln, baß er fdjon oiet bagegen probiert, baß aber nichts oer=

fangen habe.

S a § ©efpräcf) fommt wteber auf bie ©aaten, unb roie ber anbere roteber ein wenig gefprädEjig w i r b , fieht ihm .gerr Sitienftenget ftarr in§ ©efidjt utib fängt heitaaf tu lachen an. „93ergeihen ©ie," fagte er, „eS ift wirtlich merfwiirbig; ich habe fcf)on oiele rote Nafeu gefeheit, aber fo r o t , fo Tot wie bie g h n g e · · ·"

„ § e r r , ich bitte ©ie," fagt ftirnrungelnb ber anbere,

„taffen ©ie meine Nafe i n griebeit; ich ®ebe nid)t gerne baoon."

„ N a , nichts für ungut," fagt § e r r Sütenftengel.

SaS ©efpräd) fommt wieber oott ber Nafe auf bie Sanbwirifchaft.

„ B i f f e n © i e , " fdjaltet nach e'n e r ¿Seile ß e r r Siiienftengef mit harmlofer SDßietie ein, „wtffen ©ie, gfjre werte Nafe ift eigentlich gar nicht rot, fonbern bräunlich; auch hat fie einen Strich inS Beiidjen*

blaue."

„Sonnerwetter, § e r r , nctd) foppen ©ie nicht, ober e§ geht ghnen übel!" ©0 r u f t ba§ D p f e r be§ § e r r i t Silienftengel, unb ba§ feurige N o t ber Nafe oer*

breitet ßd) über baS gange ©eßd)t. g e aufgebrachter aber ber Ntann wirb, befto mehr fchüttelt ftch £>err

(37)

Eine Madjt im ¡Diiitclaltev un& cmbcvc ©cfcßidjten. 35 Siitenflengel oor Sagen, unb wie ber ©efoppte etib»

l i g anfängt m i t Dßrfeigen gu broßett, ba miß g e r r Sßienfteugel f g i e r oor Sagen gerpiaßeit. geßt reißt bein anbeten f g t i e ß ß g bie ©ebuib unb — ¡ p a t f g !

— ßat er feine «Drößling o e r i o i r i t i g t .

® a n i m m t g e r r Sitienftengel gang faßblütig fein Motigbug ßerauS, notiert f t g bie Dßrfetge uttb bie beim Seginn be§ ©efprägeS auSgefunbfgaftete Abreife be§ ©penberS, t r i n f t fein Sier auS, empfteßlt ß g ßöfßgft unb geßt roieber um ein g ä u S g e n weiter.

Öfter m a g t er ß g a u g i m „©otbenen So wen"

ober i m „©rttnen A b t e i " an ben g e r r e n t i f g , wenn e§ bort f g o n etwa§ tebßafter ßerging unb baS ©e»

f p r ä g auf ein „ßößereS", wiffenfgaftligeS ©ßenia f'ant. Anfangs tat er ba immer ungeßeuer unter»

tänig, aber balb f u g t e er f t g beS großen SorteS gn bemägtigen unb ertiärte aße§ für „Uitftnn" unb

„ S ä g e r l i g f e i t " . S e m t enblig fo ein rabiater ©utS»

pägter ober Serwatter aufftanb, baS ©faS auf ben

© t f g f g l u g unb ißm SRuße gebot, bann tat g e r r Stßenftengel n o g ungeftümer, unb baS ©übe oom Siebe w a r gewößulig wieber, baß ißm fünf ginger tnS © e ß g t flogen.

®aS ift ißm g. S . einmal fettenS be§ Soweit»

ApotßeferS pafftert, uttb gwar wegen ber Seigen»

oerbtennung, für bte g e r r Sitienftengel m i t waßrem geuereifer eintrat, © i n anbevntal befarn er wieber wegen ber oon ißm beftrittenen Unfterbltgfeit ber

©eele eine „SDRorbSroatfgen" oon bem. Silbenauer Dberförfter. g a fogar über ben ßogwürbigen g e r r u

¡Pfarrer, ber bantalS für ben geratet f g w ä r m t e , fam einmal berart ber ßeilige gorneSeifer, baß er beut Sßieuftenget magtooß eins überS D ß r ßieb, weit

3 *

(38)

36 (Sine Siacfjt im TOittcialter unb anbere ©efdjidjfen.

tiefer erfiärt hatte, bie Sintifemiten foile adefaint ber I f f holen.

geben ©amStag fam bann ß e r r Silieufteitgel m i t einem p ä d Ktagefdjriften aufs SSegirßgeridjt, um ade bie Steadnjurien, bie ihm int Saufe ber © o d j e gugeftoßen waren, ber ftrafeuben ©eredjtigfeit gut Kenntnis gu bringen. ®te Sittentäter würben t a t i n tu gerfütnmlidjer © e i f e oerurteitt, fünf bis geh«

©ulbett ©trafgeib für bett SirmettfonbS gu ertegen.

® a (am etttcS SIbenbS §jerr Silieufteitgel in einem feitfameit Singttge in bett „©oibeiten Sömen". © t a t t fetneS geroögnlidjett fchäbigett OiöcfieinS trug er einen uralten g r a d ; an feinem .gaife prangte eine große weiße Krawatte, ttnb mit ber beganbfcgttgteii Siebten fchwenite er einen aitmobifchen g p i i t b e r g u t . SJiit uiigctgdgcn Verbeugungen trat er i n baS ©aftgimmer ttnb ttahnt befcgeibeit in einer ©cfe p ( a g . ©er bide Söwenwirt ging briiiitntenb i)iii«u§ mtb erteilte beut Kedner bie © e i f u t t g , bem unioidfommeiieu ©afte wie gewögitlid) ein ©laS ticfunterfter „Steige" uor»

gufegen. 3tm iiebftett würbe ber Söwenwirt £ e r r t i Siiienftenget tjinaitSgetworfett haben, aber er wußte wogt, baß tiefer ignt bafür eine Sieaiittjurietdiage anhängen würbe.

g m ©aftgünnter faßett außer § e r r u Siiienftettgei mir ttod) einige ©tammgafte am ©rtratifd). ®aS große © o r t fügrte ber ade penfionierte SJtajor Vranbenfteiit, eilt glügeitber Veregrer beS großen Stapoteon. © i e bte ©äfte ben eiiitreteitben Sitien*

ftetigei — ber bereits bte meifteit oott igiten oor

©evicgt gebrad)t gatte — crbtidten, fanbten fte igttt fofort ein Krettgfetier grimmiger V t i d e gu. ®er SJtajor gatte tiibeffen eine giafdje DtübeSgeimer anfagrett

(39)

Eine Nacfjt im Mittelalter imb anbere ©efdjidjlcu. 37 (äffen; er w a r gerabe mitten in ber ©djilberung ber Setpgiger Bötferfcßiadjt unb feßte mit rottenbeu Augen auSeiuaitber, wie ber granjofenfaifer, obgleich er gegen hoppelte geinbeSübermacßt gu fäntpfeit hatte, benitod) bei einem § a a r bie ©djtacßt gewonnen haben würbe.

„Napoleon", fdjrie Sj^r alte Stieget, „ w a r , ift unb bleibt ber.genialfte SNaitn oon ber B e t t ! "

© i n halb uuterbrüclteS Sadjen unterbrach ben iNajor. AHeS faß nad) Silienftengel hin, ber gerabe baS ©taS aitgefeßt hatte unb bem jeßt oor Sachen baS Bier au§ SJtunb unb Nafe fprubelte. §ocßerregt unb mit noch lauterer (Stimme wieberholte ber SJiajor feine Behauptung. Silienftengel frümmte ftcf) Eid)eritb itnb hielt ein großes, roteS Safdjentud) oor ben SNunb.

„ § a t man oielleicßt etwas bagegeit einguwenbeit?"

rief ber SRajor ßerüber.

Silienftengel fprang auf unb trat läd)elnb an ben

©tammtifeß. „ ¿ a l t e n gu ©naben," lifpelte er, „aber ber § e r r SNajor geruhen boeß moßl nur gu feßergen.

B o n Napoleon ift eS ja allgemein betannt, baß er gwar ein feßr tapferer SNaitn war, aber . . . "

§ e r r Silienftengel beutete läcßelnb an bie ©tirne.

„SNan quetfeße fteß beutlicher aitS!" fcßric ber SNajor gornrot.

,,©i nun," antwortete ber anbere, „icß meine nur, baß Napoleon i n geiftiger £>inftd)t notorifcß feßr be=

feßränft war, — fo, wie man fagt, nid)t reißt bei Srofte."

„ B e r ift nidßt bei Srofte?! ©ie fetbft fmb meßt bei SErofte!" brüllte ber SNajor.

„Aber erlauben gur ®üte, eS ift ja boeß fonfta*

tiert . . ."

„©eßweigen, fage id), ober eS gefeßießt ein Uuglücf!"

(40)

38 Güte DIodjt im Biitielnltev unb anbete ©ejdjicpton.

„¡Uber entfßulbigen © i e , bie neuere © e f ß i ß t S - f o r f ß u n g . . . "

©o flogen r a f ß ttoß einige ¡Borte ßitt unb ßev, bis enbiiß — itatfd) — fierr Sitienftengel roieber eine i m © e f t ß t ßatte.

Silienftenget atmete ßoß a u f j unb eine merfroürbtge Sföanblung ootlgog f t ß i n feinem ©efißte. ©eine fonft fo ßämifßen, boSßaften ¿üge geroantten m i t einem SERate einen rüßrenb freunbtißen, roeßmütigen ÜtuS- brud. „¡Keinen ßerglißften ® a n f , fierr ¡ffiajor; baS mar bie ®reißunbertfte!" ©o f p r a ß Silienftenget m i t einem tiefen BitcUittg, inbem er fein Kotigbuß ßerauSgog.

l l n b a(S er bie Dßrfeige notiert ttnb baS B ü ß - lein roieber eingeftedt ßatte, ßiett er fotgenbe 9In=

fpraße an bie erftauuten ©äfte: „ g a , meine fierren, baS mar bie breißnnbertfte Dßrfeige, bie i ß erßalteit ßabe, unb roentt ©ie m i ß bieSmal i m fefilißett ©e- roanbe ßier feßen, fo ift ber ©rttnb baoon fein anbercr, aiS baß i ß ßeute fogufagen als Dßrfeigen-gubttar oor gßnen fteße. g ß banfe bent © ß i d f a l bafür, meine fierreu, baß eS m i r ßeute ettbliß »ergottitt, i m roaßren Sißte oor gßtten gu erfßemen, naßbem i ß fo lange ¿eit fßeinbar aiS boSßafter, ßcmbelfußtiger

¡Kenfß unter gßnen ßerumgeroanbelt bin. fieute famt i ß eS gßnen fagen, baß i ß gßre B e r a ß t u n g n i ß t oerbiene, meine fierrett; beim ßeute ift ber ¿tjfluS ber breißunbert Dßrfetgen, bie gu befommen i ß m i r gur SebenSaufgabe gemaßt ßabe, abgefßloffen."

fierr Silienftenget gerbrüdte eine ©räne unb fußr fort: „®aS © ß i d f a l ßat m i ß n i ß t m i t ©tüdS- gütertt gefegnet, aber eS gab m i r ein fierg, baS roarm f ß l a g t für baS große ¡Kenfßeneienb. SKand)mal i n

(41)

Eine Macßt im ¡Mittelalter imb anbete ©cfcßicßtcn. 39 fglummertofen K ä g t e i t ftet e§ mir genttterfgwer aufs gerg, baß i g fo gang ltuftißig fei, etwaS gur Stube»

rung ber fgrecfligen Kotlage gu t u n , unter bereit

®rucf fo oiete Unglücfltge f g m a g t e n . ©rbarmltgev,

— fagte i g mir, — roogu bift bu auf ber S e i t , wenn bu n i g t ba§ geringfte tun fannft f ü r alt bie trinfein»

ben S i t r o e n unb S a t f e n ? ! — ® a einftmatS in einer f o l g e n ©tunbe gucfte m i r ein ©ebanfe burgS g i r n .

@S mar ber ©ebanfe, baß bie bei gnjuttenprogeffen oerßängten ©trafgelber tu bie Arntenfaffe fließen unb baß bei einer fgfiemattfgen AuSttüßung biefeS Um»

ftanbeS otel, riet getan werben fönnte für bie arme, notteibenbe Seoölferung. S o ß t a n ! — fagte i g jubetnb gu m i r , — bu ßaft gwar n i g t ©elb unb © u t , aber btt ßaft gwet gefunbe, fräftige S a n g e n ; geß ßtn, Sitten»

ftenget, unb taffe b i g gunt Seften ber Armen oßr»

feigen! war ein bomenootter S e g , bett t g betrat, meine gerren! g g , ber fanftmüttge, woßtwottenbe SMeufgenfreunb, mußte meine gange K a t u r umftüipen, burfte fortan feine ©etegenßeit, geoßrfeigt gu werben, unbeuüßt ooriibergeßeit taffen, mußte i m ©egenteit f o l g e ©elegenßeiten fogar bei ben gaaren ßerbet»

gießen, ©retßitnbert Dßrfeigen gu erßalteit — ba§

w a r ba§ 3tei, wetgeS i g m i r für mein SMargriunt gefeßt ßatte, unb ßeute ßabe i g biefeS erveigt.

S o ß t ßabe i g otel bulben unb tragen müffen, woßt ßabe t g m i g i n oerfgiebenen D r t f g a f t e n gattg tut»

i n ö g l i g gemagt, woßt bin i g at§ ein aitfgeinenb wiberwärtiger unb unteibtiger KJenfg a t t g gßrer A g t u i t g unb g r e u n b f g a f t oerluftig worbett, meine gerren, aber ber ©ebanfe au bie nieten ©reinen, bie i g getroefnet, ßat m i g für alles ba§ r e i g t i g eitt»

fgäbigt. Uttb wenn i g ßeute enbtig Kuße fittbe

(42)

40 ©tue Jladjt im Stiticlatter mit) anbere ©cfdjidjten.

für mein tniibeS § a u p t , fo gefegiegt eS in bem er*

gebettbeti Vewußtfein, ben Slrnten eine Summe oott über gweitaufenb ©ttlben gugeroenbet gu gaben."

© i n ©cgimmer ber Verilärutig leuegtete über SilienftengelS ©eficgt, als er geettbet gatte. Kein Slttge mar roägrenb feiner ©rgägtung troefett ge*

blieben. Der alte SJtajor ftanb auf unb fdjüttelte igm tiefbewegt bie § a n b . „ V r a o o ! " fagte er, ,,©ie finb ein roaeferer, ebter SJtann, negmen ©ie ge<

fäfligft p t a g in itnferer SJiitte." Stafcg würben uocg ettiege gtafegen © e i n gerbeigefegafft, unb batb entfaltete fug eine fo froggerügrte ©ttntniuiig, baß bem fo lange oeriannten Viebermatin ade um ben

§a(S fielen.

SJtitten i n bem adgemeinen gttbel flog ein leiegter

©egatten über beS SJtojorS ©tirne. „ A propos", fagte er, „betreffs beS Stapoteon muß irf) fpevrtt Sitien*

ftengel fdjott erfutgen, gu reoogieren!"

„SJtit Vergnügen, fadS ber § e r r SJtajor bie bei unterem oorigen ©ortroecgfel oerwirtteu gegn ©ulbett für bte Sinnen gu erlegen gerttgett."

Der SJtajor beponierte fofort baS ©ctb, unb § e r r Citienftenget rief, fein ©faS ergebettb: „ D e r gettialffe SJJatui oott ber ffiett, Kaifer Stapoteon I., fod tebeit, Vioat gocgü"

„Hub ber gute, braoe § e r r Sitienftenget ba*

neben!" rief ber SJtajor, bem oor Stügritng bte gedett Dräuen über bte Vacfett liefen.

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