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Johann Ludwig Uhland

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Academic year: 2022

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3of)cmn £ubroíg Ufylanb.

(2)

¿fünfter ВапЬ:

Щат £u6ung Urlaub.

Ш011

Ж а к M t m M j B i m . .

Sift llijlcmbâ Silbmi.

¿ / / A ?

®ntcí nub Sßerlag bou 9íec(om juit.

(3)

93051

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Johann £ubtoig Ufylanb

t>on

M a t Jtcnbljetm.

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1. ©inleitimg. Ußlattbö SNnbßeit.

(1787—1801.)

Ußlanbg Seben fällt bon Slnfang an big fnft an fein Snbe in eine politifdj lote fitterarifdj feßr betoegte 3eit, beten Sin»

flujj auf fein ®enlen imb §anbeln beutlidj ßerbortritt unb bielfadj nadfjjutoeifen ift. Sn feinet Siinbßeit ßörte er bon bet großen ftanjofifc^en Dtebolution unb ißren Sbeen, beten Sellen natiirlid) in bem ttaßen ©renjlanb Siirttemberg, fet=

nem §eimatianbe, gemattig nacbjittetten; feine Sugenbjaßre toaren erfüllt bon bem SJtamen fiiapoleon, beffen Sliacßt übet ganj ®eutfdjlanb fidj augbeßnte, beffen'©eifi in (Suropa ßerrfdjte, big Suropa ftd) aufraffte unb in ben Satiren, ba üßfanb ¿unt 2)tanne ßeranreifte, enblttß -jenen ©ematti'gen ntebertoarf. eg mar bie ¿eit, ba aucß'itt ®eutfdilanb bag getnedjtete Volt ftd) ermannte unb mit bem fremben SBebrüder jugleicß bie fMetn bon fidj toerfen moüte, in bie t)etiiiifd)e

¡Diadjtßaber feinen.©eift unb feinen ESBiKert gefcßmtebet Ratten.

3m Stampfe gegen beit gremben, ben eg gemeinfam mit fei*

nen beutfd)en Bebrüttem betämpfte, blieb e8 ©teget, im Stampf gegen biefe aber unterlag eg unb tourbe in fdjmäßticßer Die«

iltion bon neuem gelnedjtet. " 2lber eg rang metter um bte golbetie greißeit, unb in ben. Steigen feiner eifrigften, erii[t=

ßafteften, eßrlidjften (Streiter focßt muß Ußlattb. ®od) auf :in neueg, gemaltigeg Slufbäumen ber Diingenben im Saßre 1848 folgte neue Unterbrüdung unb Verfolgung, big ber Sturm fidj legte unb.bie Sogen ftd) für einige Saßre atb

¡näßlitß glätteten, fo baß in llßlanbg ©reifenatter äußerlid) Kuße unb griebe ßerrfdften unb er ftillen, gelehrten ©tubien

eine testen Saßren toibmen tonnte. @o toar bag potitifdje Setriebe in ben 75 Saßren feines Sebeng, unb faft äßnlidj lag litterarifcße. 3n ben Saßren, ba Ußlanb ein Stnabe mar,

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6 S i o g r a p ^ t e U r l a u b s .

f^tiebett ©oetfje uttb © (bittet ihre unfterbiicijen ÜJieiftettoerTe, unb ber ®ei[t ber ffaffifdjen Sichtung erfüllte ben ©dfüler;

alb et auf ber Uniberfität feine ©tubien trieb, [tauben bie 3?omantifer im fKittelpunft beb Kitterarifdjen 3ntcreffeb unb befruchteten Uhlanbb poetifd)en Stieb, bie alten Soltblieber mürben tniebet [ebenbig in „beb Snaben ffiunberhorn" unb teijten gut 9iadjahnumg; im ©egenfaft gu ben Sidjtern ber ffaffifdjen 3eit, bie in ber Slntife Schönheit unb S3egei[terung ge[ucht Ratten, toanbten [ich bie Sfomantifer bent Seutfdjtume beb ÜJiitteMterb ju, ertoedten bie großen S?olfb= unb Sunft»

epen beb elften, gloölften unb breigehnten Safirfiunbertb gu neuem ieben unb berantaßten fo ein neueb ©tubium beb Sfitbeutfdjen, feiner ©pradje, feiner ©itten unb feineb Siecfjteb, bem auch Üßfanb fo begeiftert [ich gutoanbte, baß ißm bab gorfdjen barin fdjiießiich gur febenbarbeit ttmrbe. ©päter, um bab Saßt 1830 herum, ba feine SDlufe mit ben poti=

tifdhen Scloegungen bon neuem fiof) regte, toaren bie 3ung>

beutfdfen bie Seherrfcfjer beb titterarifchen Sebenb, bab batnaib Pon getoaftigem ©inftuß toar. Sipten folgten ©nbe ber biet*

giger Saßre bte begeiftertcn greiheitbfänger, unb auch Ufjfanb, ber im ^Parlamente für Slttbeutfdjtanb unb beb 33oifeb Siechte feine Stimme erhob, hat in biefer ¿eit toemt aud) fein Sieb, boch manchen 33etb ber greiheit getoibmet. Samt, atb Meie Siidjtung bon ber Sieaftion ber fünfgiger 3apre unterbrüdl tourbe, gog ftd) ber Sichter in feine ©etehrtenfiube guriid, Siejroßert litterarifohen ©eifter, bie bamalbLjbiljur^geil feineb SoS^ihre"ffi®e'f^u[^_"birgreptag, Seiler, §ebbel,

"Stfbfotg, "(Storni, ©rotß unb anbete, [inb meift er[t nad Uhlanbb bod geloürbigt toorben unb haben^auLber alternben Sichter, befjen jnteti[dje Stber nidjt niehrjlgß,_ feun

©tntoirfiing gtfjabl, trenn eratich iijt ©Raffen mit 3ntere[fi berfolgfe. --

r "Sohattn Subtoig Uhlanb tourbe am 26. Stpril 1781 in ber Diecfarhafbe gu Sübingen geboren, ©r toar bab britb Sinb beb Uniberfttätbfefretärb 3ol;ann griebrid) lihlanb, ge

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S B t o g r a p ^ l e U f i t a n b ä . 7

boten am 11. 3ufi 1756, unb feiner ©emafitm föojtne Sit«

fabetfj, einer Softer feines SlmtgborgängerS 3afob Samuel Hofer, mit ber ft<h Sodann griebrid) am 20. SWärj 1783 bermählt hatte. Seibe ®atten entflammten alten fdjtoäbifdjen

©efehlehtern, bott benen fid) baS Uhlanbfdje bis ju bem Zimmermann Saiob Uljtanb in Hattenhofen juriidberfoigen läßt, beffen im ©ejeitiber 1658 geborener Sohlt Sohann fDlidjaet 1688 am Sürfenlriege teilgenommen unb bei ber

©imtahme ©etgrabs einen türiifdjen tpafcha niebergefdjlagen hat. 3hn hat tooht ber Urureniel im ©inne gehabt, als er ben ©djloabenftreid) fo tühn unb anfdfaultd) fchilberte, bon bem bie gamifientrabition unb ein SBilb bon ©teilt am Haufe jenes Sthnen erjä^lte, bag einen 9lrm mit einem gürfeufäbel barftellte. SiefeS tapfern Siriegerg ©itiel Subtaig Sofeph, ge=

boren am 15. SDtai 1722, ber @oI;n beS mohlhabenbett ¿auf«

mamtg Sofeph Uljlaiib in S£übittgen, geftorben am. 18. Sluguft 1772, mar ber erfte beS ©efchledjtS, ber fid) gelehrten ©tu«

bien, näntiid) ber jC^eologie, jutoaitbte unb auch als ®id)ter auftrat. @r loirb als ein SOiantt bon grofjer ©elehrfamfeit gepriefen, ber 1753 jmeiter ®ialonu8 an ber ©tiftstirdje in

®übingett, 1761 ißrofeffor ber ©efdjichte an ber Uniberfität, 1772 (SphoruS beS ©tifteS rourbe unb 1776 auf feilte Sitte bie ©rnenttung jum ifkofeffor ber SE^eologte erhielt. 9118

©eetforger unb Cefjrer ber Sugettb allgemein geachtet, ftanb er bodj itt bem fRufe, ein trodner unb pebantifcher ®elehrter 3tt fein, unbeholfen unb im 9llter boK fonberbarer ©rillen...

SBon feinen ©ebidjten haben ftd) biele erhalten unb bietteidjt auch ben Sniel in feinen Snabenjal;ren ¡ur SJladjahmtmg an«

gefpornt, ber gemifj beS ©rofjbaterg jum Seit recht fchiouitg«

bolife ißoefien ju ®eftcht befam, bie biefer eiitft befonberS auf feine junge ©attin ©ottliebin, aus bem ©efdjfechte beS Sich«

terS ©täublin flammenb, gebidjtet hatte, einer grntt bon tie«

fem ©emiit unb lebenbiger grömntigieit, bie berftdnbiiiSboU unb treu für SDiamt unb fiinber forgte. ·

Son biefen feinen ©roheitern hat iubmig mohl feine SBaffr«

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8 ¡ B i o g r a p h i e t t § l a t t b S .

ßeit8lie6e unb Unerfcßroefenßeit, bert feften, geraben unb feinen Sinn, bas jarte ©ernüt unb ßerjlicße grommigfeit, feinen großen gleiß unb bic grenbe an tbiffenfcßaftficßer Slrbeit, aber aud) ba8 ißm atlejeit anßaftenbe etlua« ungeteilte Seneßmen geerbt. ®ie poetifcße 2lber floß übrigen« aud) in ber ©roß=

eitern ©rftgebörenem, Subtbig ©otttieb, ber in feiner Sugenb SBIüte 1777 als ©rjießer irr Sßenebig ftnrb, too er Seiter ber beutfdjen ©eßute mar. ©ein näcßjier Siruber, Subtoig 3ofepß8 bierteS Stilb, ift nun ber fcßoit genannte SJater itnfere« 2)tcß»

ter8, ein ernfter, bieberer 2Kamt, bem ba8 SBoßt feiner Sin»

ber feßr am fperjen tag unb ber ipäter, äßulicß wie ©oetßeS S3ater, luieberßolt in ben ©oßrt brang, eine fefte, gefilterte SebenSfteHung in feinem Serufe ju eningen, aber bod) aud) rüdfiditSbolt bie Siebenten be8 @oßne8 gegen unioürbige ©im neSbeugung eßrte unb anertannte. Sßnlicß, nur toeidjer unb jartfüßlenber jeigte fuß aud) bie beforgte SJtutter, bie immer unb immer tote fdjon ben Sttabert, fo ttadjßer ben Süngtiug unb SKaitn ju tiebebotlem Siefen ermaßnt, ißn anfpomt, feine

©eßroffßeit, feine ©djeu im Umgang mit anbent abjulegen, freunblid), ßofticß, lebßaft ju fein, freiließ oßne bamit bei bem feften ©ßaralter be« ©oßne8, ber tßre gute SIbftcßt feßr luoßt bannte unb eßrte, biet aitSjuriciftett. ®iefe ©eßeu aber ßaftete ißm troß feiner SBilbßeit fdßon bon früßer Sugenb auf an;

bieKetdjt ift fte mit batauf jurüdjufüßren, baß er feßon als Sinb boit erroadp'eiten Sietanriten unb SSerrpanbten immer gleicßgültig beßanbelt unb offentunbig ßinter feilten um jtoei Saßre älteren S3ruber, ben „lieben griß," ber ein fdjöner, aufgehtedter Sunge mar, juriiefgefeßt hrarbe. Stber bestnegen ließ er fuß botß bie Sugenbluft nießt berberbeit; munter tollte er umßer, mar ein füßner unb mutiger Springer, ©dßtotmmer unb ©cßlittfeßußtäufer, ber nießt gern ftill ßinter bem Dfen faß, fonbern am liebften in ber freien Statur fetner fcßönen

§eimat fieß tummelte unb fogar jur 2öinter«jeit im ¿immer ben Ruften unterbrüdte, um nur nießt ju §aufe ßoden ju müffen. ¿ u feinen liebften ©pielgefäßrten geßörten feine um

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S i o 8 * < < I > b 'e U f j l a t t b ä . 9

menige Saßre jüngeren Bafen Sitßelmine unb grieberile, bie älteften ®öd)ter bon feirteS Baterg jüngerem Bruber ©ott»

ßolb, beb „Dütet ®oKor," ber aig Dberamtgarjt ben jtoeiten

©tocf begfelben §aufeg in ber Epoftftra^e jn ©übingen be»

moßnte, in bag Submigb eitern balb nacß beffen ©eburt ge»

jogen maren. Dbgleidf Kein unb bon unfcßeinbarem Slußern, mar er ben SRäbdjen bodß aHejeit ein ritterlidjer Befdjüßer gegen bie Unarten anberer Stnber unb ein tapferer Keiner

£elb bei ben Sriegbfpieten mit feinen Sameraben, toobet feine großen, blauen Singen lebßaft funlelten unb er boKet Suft Ketterte unb tämpfte. Sie traurig muß eg ißm ba ju 2Rute gemefen fein, afg er im griißjaßre 1794 gletdj feinem Bru- ber gißt ber ber tüdifdjen Sranfßeit erlag, am ©djarladj»

fieber eriranfte unb für längere 3eit Bett unb 3ünmer ßüten mußte, iRäcßft ber freien SRatur mar fein Sieblingbaufentßalt ber Boben beg großbäterlidjen §aufeg, mo er gern mit bem

©erümpet unb alten Bücßern fein ©piel trieb unb feine Bßan»

tafte erfüllte mit ben Bifbern alter fReifemerie unb ®arftel»

tungen merfmürbiger äRenfdjen, munbetbarer ®iere ober irie»

gerifdjer ©reigniffe. Bei all btefem ©inn für 9fatur unb lorperlicße Übungen, fiel ißm bodj aucß bag Semen in ber

©dßule leidft, fo baß er faft immer ber ©rfte in ber Stoffe mar. Slber and) fonft naßm er gern ein Bud) jur §anb unb faß lefenb oft in ©roßbater Ußtanbg fcßön gelegenem §aug»

garten, unb lern Sunbet ift'g, baß bem für Iriegerifcßeg

©piel fo empfänglidjen Stlbfang bamalg bie fRitterromane ber

©pieß unb ©ramer fo biet ©efdjmacf abgemannen, an beren

©teile fpäter bie ernfieren, geßaltbolleren ®icßtungen Offiang unb §'oltpg traten. Stuf feinen Sanberungen burcß bie an»

mutige Umgebung ®übtngen8 mit bem Karen gluffe unb ben bemalbeten §ößen beg freunblidjen fRecfartßaleg, in bem er balb mit gleichaltrigen Sameraben in froßern ©piel ßerum»

jagte, balb an ber ©Kern Seite meitere ©pajiergänge unter»

naßm, ßat ficß fcßoit früß in bem empfänglichen ©emüt beg

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1 0 ¡ B i o g r a p h i e U l j i a n b ä .

ihm bis inS h°f)e Siftct h'tle'n treu geblieben tfl unb il;n attejeit bie lebhafte greube an ber Statur hat empfinben laffett, bie auch in feinen Sichtungen oft fo fdhön, fo frifch unb echt jum SluSbrucf iommt. @r mag Wof)t auch fchon als $nabe hie unb ba berfudjt haben, fein ©efütji bafiir in ©etfe ju Jleiben, ift bodj belannt, bah 'hm baS ©erfefchmieben fchon in ber ©cbitljeit leicht bon ftatten ging, tnenn ber Üelfrer ber Satetnfchule, Keftor Kaufmann, ein tüchtiger fßhibolog, bon ben ©dpilem lateinifche ©erfe anfertigen unb bellamieren lieh, eine Slufgabe, bie Subwig fo fpielenb löfte, bah er oft noch minber begabten Änaben Reifen muhte. So aber ein«

mal, tote hier, bie 9uft an ber Sichtung geWecft Inar, ba blieb es natürlich nicht bei lateinifchen Heyametern allein, ba tour«

bett alsbalb auch ©ег[пфе itt ber 2Яийег|"ргафе unb in leih«

terem, befhloingterem ©erSmafj unternommen. Unb ftcher finb eS nicht bie aflererften ©еффе geroefeu, bie ber jugenb«

liehe Sichter jufammenjutragen anfing unb im Saljre 1800 in ein iiettteS fjeftcheit einfhrieb, ©erfuhe freilih ohne alles inbibibueKe ©epräge, harmtofe, Itnblthe Ketmereten, bie er beim auch fpeiter nicht tueiter ber Seahtuttg für mert gehalten unb bon ber Aufnahme, tn ferne ju bruefenbe ©ammlung aus»

gefhloffen hat. Slber bie gühigfeit hat fth bann rafh bei ihm entwtcfelt, unb fchon baS ©ebicht, baS er im grühfahre 1801 im bierjehnten Sebensjahre fertigte unb паф einer alten

©itte ber schob anatolica, Шопаф einer ber erflen unter ben

©hülern im Kamen ber älteffen klaffen in felbftgebihteten

©erfen ben ebangeltfhett Seian um bie ©rlaubnis jur ©afanj bitten muhte, bem ©hulborftaube bortrug, jeigt feine @e«

luanbtheit, bot KhhthinuS ju Ье!)егг[феп, ben Keim ju finben unb oft reht hübfhe ©ilber ju erftnnen. ©in toohl auS bent«

felben 3ahre ftammeitbeS in Sifticben gefhriebeneS ©ebihthen

„3m Sannenhain" jeigt bagegen einen fo büfteren, fd)Wer=

mutigen ©rnft, bah es bei ber Sugeitb beS ©erfafferS faft fomifh Wirft; eS ift barin Wohl bie Sirfung ber bon bem Snaben поф nicht recht berbauten Offiattfdfett ©efeinge ju

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S l o g r a p l j t e U f ) I a n b S . 1 1

fpiiren. Sagegeu haben hoch fbon bie nädiften 3al)re neben manchem Sribiaten aub ©ebicpte unb SBerfuche gu größeren Sffierien, fo g. 33. ©iiggen gu einem ©pog „Stiboin" in meiern nach ißaulug Siaionug, gegeitigt, bie fib Wohl feßen laffen lönnen.

2. ©tubienjett. 3tt fßart3.

(1801—1811.)

SngWifben aber hatte fib in Subwigg äußerem Sehen etwas geänbert, mag für feine ¿Jiihmft omt hoher ©ebeutitng Iiierben foltte. @r hatte eben im §erbfie 1801 eine äiafattg»

reife gu 33ertoanbten nad) töradenheim angetreten, aig feinem SSater für ben ©ohn ein beträbtfibeg ganiilienftipenbium am geboten Würbe, beffen ©ettuß afteröingg bebingte, baß ftd) SubWtg fbon jeßt auf ber UniPerfität iufiribieren ließe unb entmeber £he°i°9'e °öer bie Siebte ftubiere. Siun hatten aber

•bie ©itent fbolTTange bie 9l6fid)t anägefproben, ben @oijn bereinft üiiebtgin ftubieren gu laffen, unb Subtoig, ber freilid) am liebften bie ipfpiologie erwählt hätte, hatte fib aitd) mit bem ©ebanfen bereitg "Pertraut gemabt, ber bom „Dnfet Softor" freubig unterftüfjt Würbe. Sitrb bag Slnerbieten jenes berlodenben ©tipenbiumg aber Würbe ber gange fd)öne ifSlan mit einem SKale gerftört. ®er faum 14l/o jäl)rige Snabe mußte fib plöfclib für einen Sebettgberuf entfbetben unb Wählte nab ben 33orfiel(ungen beg Saterg, ber ihm ben ©r*

trag beg ©tipeubiitmg gu einer iünftigen Sieife aufgu6etoaf)ren berfprad), bag ©tubium ber SiebtgWiffenfbaft. @o lant eg, baß fib Subroig nad) ber Siiidfeßr bon feiner Serienreife am 3. Dltober 1801 atg Surift auf ber Uniberfität infiribieren ließ. Slfferbingg begann bamit für ißn burbaug ntoßt gieid) bag ernfte juriftifbe ©tubium. 3unäd)ft Würbe ber abge»

brobene ©buluuterribt bttrd) ipribatunterribt Weiter geführt unb namentiib bie SenntniS ber alten @prad;en, für bie Uhlaitb biet Sntereffe hatte, geförbert. SDitt @ifer unb 33er»

guügen tag er bie Stofftier unb mad)te aub gern für ben

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1 2 ¡ B i o g r a p h i e U l j i a n b ä .

©roßbater SJeujaßrSgebidßte in £orajifcßen Sßerfen, fo baß er balb bei allen möglichen ©etegenßeiten mit feiner ©abe als gamilienbiißter ßerßalten mußte, tote benn and) bie geliebten

©itern bon ißm am SleujaßrStage ftets mit einigen SSerfen begrüßt mürben. Sieben ben iUaffilern ber Sitten unb einigen Soeften jeitgenöffifcßer ®idßter, bie ißm junäcßft SInregung ju feinen Serfudjen gaben, lernte er aber in biefer ¿eit au<ß fdjon einige ber altbeutfcßen fpetbenlieber, mie baS Sieb bom atten

£itbebranb unb ben in Täteiiufdjen §epametern abgefaßten SBattßariuS, iennen uitb, fagt er fpäter barü6er, „toaS bie llaffifißen ©idjtmerie troß meines eifrigen SefenS mir nicßt geben tonnten, meit fte mir ju itar, ju fertig baftanben, loa«

icß an ber neueren ißoefie mit alt tßrem rßetorifcßen ©cßntude bermißte, baS fanb id; ßter: frifcße Silber unb ©efiatten mit einem tiefen §intergrunbe, ber bie ißßantafie befcßäftigte unb anfpradj." SBaßrßaft begeiftert mar er bon biefem Sucße, auf baS ißn eine Sorte)ung feines SeßrerS, beS SßrofefforS

©eßbolb, über Spornet ßingemiefen ßatte unb baS er in ber erflen greube fogar abjufdjrei6en begann. 3n ben Sibtio*

tßefen feiner Seßrer, bie ißm jur Senußung offen ftanben, ba er natürlicß nicßt imjlanbe mar, ftcß bie ioftbaren ©djäße äffe fet6ft anjufcßaffen, ßat er überßaupt fo mamßes SBerl gefuitben, baS einen ßoßen, unbertöfdjbaren ©inbruct auf ißn macßte, fo 3. 33. aucß in ber Sibtiotßef beS ©efcßidjtSpro*

fefforS fRöSter ben ©apo ©rammaticuS in ber Überfeßung bon SDlüHer unb bie §elbenfage, tnorauS bann feine Sortiebe für bie norbtfcßen SKßtßen entleimte. ¿u biefen ©cßäßen fam nun im Saßre 1805 als ein ßerrtidjeS ©ut „beS Änaben SBunberßorn" ßinju; aucß §erberS SolfStieberfammlung mürbe ißm jeßt befannt unb berantaßte ißn jum ©tubium ber fram jöftßßen, englticßen, fpanifcßen unb ber norbtfcßen ©pradjen, um bie alten Sieber im llrteyte lefen ju tonnen.

®tefe8 eifrige unb tiebebotle Serfenfeu in ernfte ©egem ftänbe, biefeS tiefe 3nterefje für bebeutenbe ®inge unb müo bige ©efprätße, ßatte moßl aber aucß jur golge, baß er fidj

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S i o g r a y b l e U r l a u b s . 1 3

feinen leidjter gefittnten, frößlidjen 8llter«geuoffen meßt ent»

frembete, ineßr mit ficß nnb feinen ©tubieit atiein blieb, too»

burcß ficß feine Unbeßolfenßeit im Berfeßr mit anbertt nodf berftärite, e6enfo eine gemiffe ©феи in ber ©efettfdfaft nnb eine bietleicßt nicßt beabfidjtigte, aber untoillKirlidje ©äßtneig»

famteit ba, mo e« ficß um leicßte« ©etänbel ßanbelte, №o er fiircßteit mußte, für feine Siebßabereien fein Sntereffe gu ftit»

ben. ®aß er troßbem fein giufterlmg unb ®udmäufer mar, ja bei guter Saune unb im Steife feiner greunbe recßt au«»

getaffen unb luftig fein fonnte, ba« ift folnoßl in bieten Üußerungeu anberer über ißtt überliefert, al« audj au« saßt»

reicßen feiner eigenen ßeiteren, jbumor burdßtrcinften Boefien, fßrofajiude unb Briefe ju etfeßen.t-Bisb-greube ßat er in feiner Sugettb aucß am 3eid)nen nnb SRalen gefitnbeit, unb al« fpäter biefe Befdjäfttgung bor anbeten Slrbeiten in ben

§intergrunb gebrängt mürbe, ßat er bocß nodj al« SRann an deinen ¿eicßnungen für feine Steffen ben ißm innemoßnenben

©inn für gornten unb garben beutlicß erfenneit laffen. Slucß für bie Sunft ber ®öne ßatte er ein ricßtige« Oßr imthjiel

©inn unb ©efüßl, obgleid) et nie fetbft ein Snftrument ge»

fptelt ßat. Sm frößlidjen Steife aber beteiligte er ficß gern unb lebßaft am ©efang ber ©efetifcßaftäticber unb ßat aucß, mie belannt, fetbft meßtete foldjet Sieber gebidjtet. ®a« eigent»

ließe Surfcßenleben ßat er aHerbing« nur feiten rnitgemadjt;

and) al« er ba« Sittel Ьази erreidjt ßatte unb mit mirltidjen

©tubenten berießrte, ßat er fidj bod) bon beni flotten bur»

feßifofen ®reibeu meift fern geßalten unb ba« fnnppe Safcßen»

gelb, ba« ißm ber Bater betoilligte, öfter für Biidfer al« für 3edjgelage bermenbet. ®rautem Berleßr aber mit gleidjge»

finnten ©enoffeit ßat er fteß nicßt entzogen, unb al« im Saßre 1804 Suftinu« Serner nad) ¿nbingen tarn, ben er fdjon früßer bei genieinfdjaftltdjen Berroanbten fennen gelernt ßatte, ßat beffen jutraulidje« SBefen aud) auf ben surüdßaltcnben Ußtanb al«Oalb einen günftigen ©inftuß geßabt unb ißn bent froßen Steife junger Sente jugefüßrt, ber fid) um biefen bilbete.

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1 4 ¡ B i o g r a p h i e U l j i a n b ä .

ifatl SRaper, Heinrich S'öftfin, ©eorg Säger, Sari SRofer ge«

hörten 311 biefem; gtiebridj Hnu9> ®· ^ßtjiltpp ¿0113, ©. ©d)ober, griebrtd) bon Horpprecht 3U ben fonftigen näheren ©efcmnten Uljlatibg.

Siefer greitnbeSireig, bon gemeinfamen, tnSbefonbete fit«

terarifdfen Sntereffen sufamuieitgehaften, enttoidelte fid) baib 3U einer 2lrt Sitteratnrgefetlfdjaft, beren SRitglieber bei ihren Zufammcntünften im ©afif)ofe junt roten Ddpen ober and) in bcr Sohitung eines ber ©enoffen ihre eigenen neucficn

©oeften einnnber mitteiiten unb befpradien ober bie Ze't be«

toegenbe litterarifdje grngen erörterten, ©ie fanben fiih babei am meifteit hingesogen 3U ben Slnfdjaitungen ber Sungroman«

titer, bie in Hribetberg fid) 3ufammenfanben, bon too and)

„beS Sttaben ©Sunberborn" augging, unb bie in ber ©e«

tämpfung beS antifen ©eificS, rote er in ben tlaiftfdjen Sich«

tungen ©oetheS, namentlich a6er ©djitterS gum 9luSbrttd ge«

iommen toar, eine Kcaftiou ¿u (Sanften ber Komantif beS 3RitteiatterS erftrehten, ein eöoaS mhftifdjeS, untlareS ©am«

metfnrium fdj№ätmerifd)er Sbeen für Befreiung bon allen geffetn in tjßoefte unb Sehen. Sbnen entgegen bertrat baS bon bem ©erleget ber Slaffifer, greiherrn bon Sotta, in ©tutt«

gart gegrünbete unb bamafS bon griebrtd) <Shv'ftof)^ SSeiffer geleitete „2Rorgenblatt für gebitbete ©tänbe" ben ©eift ber 9lntife unb ber üiufftärung. Sie Sü6tnger greunbe aber, bie lein öffenttidieg Organ für fid) in 9Infprudj nehmen tonnten, unb bodj ihrem ©efüht, ihrer ©egnerfchaft in ©oepe unb

©rofa, in ©rnft itnb ©pott StuSbrud gehen rooHten gegen bie

©tattiften, roie fie bie ihrer ©efinnung roiberfirehcnben 2Rit=

arheiter beS „9RorgenWatte8" nannten, grünbeten 5U biefem Zhtede in ihrem Keinen Steife ein banbfdjriftlicb bon einem jum anbern toanbernbeS ,,©onntagS6tatt," baS atlerbingS nur turse Zeit, born Sanuar 6i8 Dftern 1807 6eftanb, roeit bann ber Keine StciS burch ben ©Seggang mehrerer 9Rit«

gtieber bon Sü6tngen ftdj 3erftreute. ©01t biefem ©onntagS«

hfatte, tn baS aud) llf;fonb unb Seruer tnie bie anbern unter

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( B i o g r a p h i e U h t a n t > § . 1 5

befonberen ®id)teutamen, btefer als ©tatug, jener als jjlo«

renS, mehrere namhafte Sichtungen lieferten, fßreibt Ußlanb 1807 au jpofrat ßßaper: „@8 ift ein jugeitblißeS Unter«

nehmen, wie es gu gefdjehen pflegt, fdjnett mtb ohne große Sorbereitung ausgeführt. @S foK ein ®enfmat ber fdjöneit, fraßen Sage fein, bie Wir hier im bertmuten Steife berichten."

Über feinen 3nßalt berußtet er im felben Saßre an Seo bon

©edenborf: „@8 fott ein gcmeinfchaftlidjer SSevein unfeter Sugenbpoefie fein, ©efpräße über berfßiebene ©egenftänbe,

©ebießte, ?luffäße über ißoefie, ©atiren u. f. w. ßnb ber 3m ßalt. Sind) SDiufifalien, ¿eißnungen bon einem unferer greunbe, ber nidjt geringes Satent gut Sarifatur befißt, finb beigefügt." ©eine bnmaligc Stufißt bon ber Siomantif, ber baS Slatt biente, hat Ußlanb jclbft in einem üluffaß über baS ßfotnantifße, beit er barin nieberfßricb, ausführlich bar«

gelegt. @ie gipfelt tu ben 2tnfangS« unb ©nbfäßen beSfelbett, bie ba tauten: „®a8 Unenbtiße untgiebt ben üRenfßett, baS

©eheimnis ber ©ottheit unb ber SÜBelt. SffiaS er felbft War, iß unb fein Wirb, iß ißm berßüllt. ©iiß urtb fureßtbar finb biefe ©eßeimniffe. . . ®ie Stomanti! ift nißt bloß ein pßam taftifßer SBaßn beb 2)?ittelalter8; fie ift ßoße, ewige fßoefie, bie im Silbe barßctlt, Was SBorte biirftig ober nimmer aus«

fprctßen, fie ift baS Sud) boll feltfamer ¿auberbilber, bie uns im Serfeßr erßalten mit ber bitnieln ©eifterWelt; fte iß ber fßimmcrnbe ßiegenbogen, bie Sriide ber ©ötter, worauf, ltadj ber ©bba, fie gtt ben ©terblißen ßerab« unb bie Slugerwäßlten gu ißneit entporfteigen . . . ßiun, fo laßt uns ©d)W'drmer ßeißett unb gläubig eingehen in baS große romantifße SBum berteiß, Wo baS ©öttliße in taufenb berilärten ©cftalten um«

ßerWanbelt!" ©ine anbere romatrtifdje ©djwärnterei, bie gu«

gleiß UßlanbS inniges SerßältntS gut Statur trefflich be«

lcud)tet unb ißu auch auf ben ißfaben jugenblißer, ibealer Siebe Waubelnb geigt, ift in einem feiner Sriefe an Sari (¡Kaper gu lefen, ben bertrauten Sugettbgenoffen, ber ebenfalls bon 1803 bis 1807 in Sübingen bie ßießte ftubierte unb

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1 6 ¡ B i o g r a p h i e U l j i a n b ä .

Ußtanb bi8 ju befjen ®obe eilt getreuer greuitb blieb. 2ln ißtt fdjreibt Ußlanb am 21. Dftober 1807: „2Ber fräße ber Statur, atS feinet Sertrauten, fid) angefcßtoffen, meit riodj niißt mannigfacße ¿erftrenungen ißrent fanften Umgang ent=

ftembet, bem lnirb ber Sedjfel bet SaßreSjeiten tiicßt oßne

©inftuß auf bie Setoegungen beb tßätigeu SebenS fein. ®ie

©efüßle, fo bie ertoadjenbe ober entfcßlummernbe Statut feiner ftiUen ©eele giebt, er Wirb fie in8 Seben ßinübertragen, unb bie SRenfeßen, an bie er feine ©nipftnbungeu fnüpft, werben 3U berfcßiebenen SaßreSjeiten in einer berfd)iebenen, ßetieren ober trüberen SeTeueßtung an ißm borüßergeßen. Slber roirf»

ließ änbern and) bie toecßfelnben SaßreSjeiten mancßeS in ben meujeßtidjen Scrßältniffen . . . ®iefe8 feimenben grüßtingd Silb, Wie e8 ßiev bor mir liegt, icß faß' e8 auf in ben Weit*

meit fieberubcit Suten, unb. trag' c8 mit mir unb Inff'e es an ber ©otrne ber ®id)tung aufßlüßen 311111 ätßerifdjen SSuu«

bergarten, unb glaube bann, baß jener juriidgetaffene grüß*

ling gerabe ¡0 ober noeß fdjöner fei, als mein pßantnftifdjer, unb feßne mtdj naeß bet ßeimatlidjen glut mit jener unenb*

lidjen ©eßnfmßt, bie feine ©egenwart füllt . . . Sldj itnb fieße, toer manbelt bort ßerbei! ©ie, ber itß nur feiten trau*

itdj mieß naßen burfte, aber, tnie all bie freunbtidjen Sidßter ben §immel berflären, fo mar fie ber ©tanj meiner Sugenb*

tage: beg Sltorgeng, SRorgenftern; beS SlbenbS, Slbeitbröte.

©in iluß bon ißr, ein Mbfdjiebgfuß! unb ftnb mir uns nidjt beffimmt für® Seben, fo mögen mir 11118 boiß beftimmt fein für einen fiuß. Unb gilt fold; ein Suß uidjt and) ein Seben?"

Slber er ßat nid;t nur anbädjtig geßßmärmt mit feinen ro*

mantifißen gtcunben; er ßat aud) feinem §umor, feiner ©pott*

luft bie ¿ügel munter fdjießeit laffen, menti e8 galt, ben ftoljen ißlattiften eins au83umifd)en. Stamentlicß üßer beren Spereinjießung ber ©ötter be8 griedjifd)en unb röntifd)en Sllter*

tuins in ißre ®idjtungcn ßat er fiel) gern luftig gentadit, meil e8 ißn — unb ba8 moßt bielfacß mit Siedjt — tädjerlid) bünfte, bei jeber, aueß ber profaifdjfteit Seranlaffung immer

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S B t o g r a p f j i e U f i l a n b S . 1 7

bon Slpoll itrtb ben Btufen, bon ,3eu« unb ÜJlirterba, bon fSßemi« unb SDierlur unb bergleicßen reben 31t ßören. Sie

mißig er ba fpötteln tonnte, jeigen tnandje feiner treffltcßen : Briefe au« jenen Sagen.

; Bei alt tiefen litterarifcßen Steigungen, bei feiner befon»

beten Borliebe für Bßilologie unb ©efißicßte, beten ©tubium ißn in ben erften 3aßren feine« Uniberfität«Ieben« befonber«

feffelte, ßat er aber feit 1805 attcß feiner eigenttidjen gacß»

miffenfcßaft, ber Surisprubenj, gebenten unb einen großen Seit ber 3ett mibmen muffen, obgleich ißm biefe Befcßciftigung nie §eräen«facße gemefen ift. Sie gerieti ßat er jumeift auf tteineren ober größeren StuSflügen berteöt, bie ißm mancherlei

«jene« unb Sntereffante« brachten, menn e« aucß näßt immer nacß feinem ©efdjmade mar. @o faß er mäßrenb ber §erbft=

batanj 1805 in Stuttgart Saifer Stapoteon, Bturat unb ©ob baten oßne ¿ißt bie ju einer großen Stebue bort sufammen»

liamen, oßne befonber« babon gefeffelt ju merben. 3m §erbfi 1806 unternaßm er mit ben gteunben ©eorg 3äger, beut SRebiäiner unb Dtaturforfcher, ber 1866 als Dberntebjsinalrat in ©tnttgart ftarb, bem Botaniier fjoißftetter nnb Sinb an«

©ßur eine gußreife bureß bie ©eßmeij, bie atierbing« ungleich meßr ©inbruet auf ißn ntaeßte unb noeß in fpäteren Saßren lebßaft in feiner ©rtnnerung mar. Btertmürbigermeife ßat fie jeboeß, mie e« feßeint, ietnen anbern. poetifcßen ©rguß' feiner

©efüßle gejeitigt, al« ba« aueß erft im Sannar 1810 in Berfe gebrachte au« menigen Sifticßen befteßenbe ©ebießt „Seil«

Blatte," ba« atterbing« fißon früßet in Brofmenttborfen iroorl ben mar. Unb boeß ift gerabe in ben Saßren 1805 unb 1806 feine Btufe reeßt ergiebig gemefen. Sie reieß bamal« feine

poetifeße Slber floß unb mie töftlicß ber ©oft mar, ber ißr entftrömte, geigt bie große Slnjoßl feiner Sichtungen, bie er lau« jener 3eit fpäter felbft tn bie ©ammlung fetner ©ebiißte

aufgenommen ßat. ©0 ftantmen, außer einer großen 3nßl 'bon BaHabeU unb Bornan^en, au« bem Saßre 1805 bie

Siißtungen: „Sin . ben .Stob," „fparfner am §ocßäeit«maßle,"

2

(19)

1 8 ¡ B i o g r a p h i e U l j i a n b ä .

„Ser Sönig auf bem Sumte," „Kiaiflage," „Sieb eine«

Siemen," bie neben finniger Katur« unb ©timmunggfdiitbe«

rung auch bie unb ba fdjon ben ©attabenton erlernten laffen, ferner „®efang ber Sünglinge," baS freilich als Sieb ber Sugenbluft oiel ju feierlich Hingt, baS totmberfiübfche atlbe»

fannte Keine ©ebidjtdjen „Sro6en flehet bie Sapelte," bann

„SKeitt ©efang," „SKöndj unb ©djäfev" unb bor allein bie fo liebltd) jarten Sichtungen „Sie fanften Sage," „Schäfers

©onntagslteb" unb baS aus bem folgenben Sah« ftammenbe, noch heute biet gefungene „SeS Snaben ©erglteb," bie alle prächtige, gefdjloffene, einfadf fd)öne Katurbilber bieten, ohne bamtt jemals in nüchterne Katurbefdjreibung ju berfallen.

Sem Sab« 1806 gehören noch an: „©efang ber Können"

unb „Sieb beS ©efangenen." 916er auh bie folgenben Saijve ber.'Stubieiijett bis 1809 jcitigten noch eine größere ülnjaljl, fo baS Safjr 1807, in bem feine Zugehärigleit jur Komantii am fiärffien betont lourbe, baS iurje mefobtfdje „Brautgefaitg,"

baS einigermaßen im ©olfSliebtone gehaltene „Sauf berSMt,"

ferner „SBalblieb," „©eltger Sob," „Untreue," „Sie Slbge«

fcbtebenen"; baS Sahr 1808: „Sie ¿ufrtebenen," gleichfalls' älteren ©oltstiebern nachgeahmt, „§ohe Siebe," „KadhtS";

baS Sabr 1809: baS recht tribiale „Käbe," „©orabenb,"

„Ser ©ommetfaben," „@djlimme Kadjbarfcbaft," „Str

©hmieb," „SeS Hirten SBiitterlteb," bie entgegen allen bis«

herigen lotrHicfie Sie6eStbrif atmen, fo baß faft anzunehmen ift, Uhlanb bn6e bamals trgenb einem 2Jiäbd)en eine ftiUe, innige Ketgung gehabt, fie bei fetner ©hroeigfamieit aber nur in Stebern laut toerben laffen. 9luS allen btefen Sichtungen geht hrrbor, baß Uhlanb burdjauS lein grübterifdjer, ntpftifcber

©djtoärmer für bie Komantii War, fonbern ficfj ©infachheit unb Katürlichfeit bewahrte, fid) bon aKen Übertreibungen, lleinlichem

©djelten unb ©ebäfftgieiten gegen bie Sßertreter beb SlafftctS«

muS fern hielt. Shn 30g öon aUent, toaS bie Komatttifer trie»

ben unb erftrebttn, am meiften bereu ©erfentung in baS beutfdje SKittelalter mit feinen Kitterbich turtgen unb in baS ©otlslieb

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S i o g r a p p i e U p I a t i b S . 1 9

an, unb in bieten Sefttebnngen hat er benn auch eifrig mitge«

Wirft, ja fiß tßatfäßliß fo in fie hinein bertieft, baß fie ißn fßließliß für fein ganges Sefien gefangen genommen unb ben naßßattigfien Einfluß auf feine ®ißtuugeu ausgeübt haben.

Kitt Weißem ©ruft unb Weißem ©ifer fiß ber noß nißt Swaugigjährtge in ba« @tttbium beS bcutfßen Slltertum§ ber»

fenfte, geigt neben einer Keße Bebeutenber ®ißtungen ein längerer ©rief, ben er ©nbe beS 3aßreS 1806 an Seo grci«

ßerrn bon ©ecfenborff rißtete. ®artn ßeißt e§: „@o feßr mir baS ©tubium ber altbeutfßen ißoefie am ®ergen liegt (unb am tpergen lag gu einer ba bie Setnüßungen ber Steueren noß nißt öffentliß ober mir WenigftenS noß nißt Befannt Waren), fo feßr iß Wünfße, miß in Serßältntife ber«

feßt gu feßen, Wo auß iß gut ¿Bieber-Belebung unferer poe»

tifßen Sorgeit mein ©ertnges Beitragen tonnte — fo Wenig faß iß miß 6i§ßer imftanbe in btefem gaße gu Wirten . . . Setber liegt gwifßen uns unb ben Seiten, Wo folße Klären im ©attge Waren, eine altlluge Ißertobe, Weiße auf jene ro»

manttfßen Sunben beraßtenb ßeraBfaß, unb fie ber SBetgeffen«

ßeit überließ, ober gar geWaltfam in biefelbe ßmabftieß. ilnt fo ernfter follte man in unferen ®ageit barauf benfen, gu retten, Was noß gu retten ift . . . " Stoß ift ißm aber ittßt reßt Kar, Womit er (iß auf btefem ©ebiete befßäfttgen foü, unb er bittet besßalb ©ecfenborff, ißm ©egenftänbe mit«

guteileu, an benen er feine Sräfte auf angenehme unb freie SBeife ü6en fönite. 3n äßnlißer Stimmung fßreibt er im 3anuar 1807 an feinen ianbSmann ©ßriftoph grtebrtß Sart Solle (geb. 1781, geft. 1848), ber fiß bamals in fßariS auf«

ßielt: „Klein poetifßeS Seben ift jeßt ein Umßerfßwetfen bon einem Entwürfe gum anbern. ®ringenb füßle iß babei ben Klangel an ©toff gu poetifßer Bearbeitung." ®ann aber fäßrt er begeiftert fort: „3ß fann mir lein größeres ©lüd benfen, als naß Woßf entworfenem ißlane, in einer fiß felbft ge=

gebenen ©renge, aus bem unenbltßett ©ebiete bes ©ßönen nnb ©roßen, ber innern unb ber äußern SSelt, ©eftalten aller

2 *

(21)

2 0 B i o g r a p h i e U f j l a n b S .

Slrt wie in einem ¿außerlreih ßerborgurufen. ©in ®tama, ein ßtoman, roetcßeS ©ntjiicten muß e8 fein, fo Wag Portabel bot ftß ju feßen, ein ßößeteg Seßen, ein gcftaltenbeg ©emiit!

geftgegrünbet nnb ing UnenbXicße beutenb."

Unb boß ßatte et in jener ¿eit nnb ben boraufgegangenen Saßren außer ben oben ermäßnten Stebern feßon eine ganje Stnjaßl borjügliß gelungener Satlaben uttb atomaren ge=

fßaffen, bon benen berfßiebene ¿um ©enteingut be§ Solteb geworben finb. ©o flammt aub beut Saßre 1804 bie erfte gaffung beg fpäter (1814) alletbtngg umgearbeiteten ©ebißteg

„®er ßltnbe Sönig" („2Ba8 fteßt ber norb'fißen gelter ©cßar

§oß auf beg SReereg Sorb?"); bem Saßre 1805 geßören an:

„©ntfnguug," „®ie Stonne," „SerSranj," „®er ©cßäfer,"

„®iefterßenben§elben," ,,©et@<mgtr," „©reißeng greube,"

„®ag ©cßloß am SReer," „Som treuen Sattßer"; bem Saßre 1806: „®et Pilger," bag §anbWeri8burfßenlieb „Stbfßieb,"

ferner „®eg Änaben ®ob," „®er ©raunt," „®rei gräulein,"

„®er fbßtnarje 9titter," „®er Siofengarten," bie, in gang ber*

fßiebenem Sergmaße geßaften, fnß neben nteßreren ber folgen*

ben Saßre bon ben SaUaben feiner fpäteren ¿ett fioffltß ba*

burß unterfßeiben, baß bie meiften bon ißnen bie Siebe ¿um

©egenfianbe ßaben, aber bodj auß fßon bielfaß auf alte bentfße ober norbifße ©ageu gurücEgeßen. Sn einer ®ißtung beg Saßreg 1807, „®ie Siebet ber Sorgeit," Weift er fetbft auf feine fräße Sefßäftigung mit jenen ©agenftofjen ßin unb Wie er gu ißnen gelommen ift: ·

„3113 JlnaSe flieg t<h in bie gaffen Betiajiner Burgen oft hinan;

®urih alte Stäbte tpät i<h Klaffen Unb fah bie hohen SWiinfier an.

® a toat e3, baß mit ftiffem Süahnen

» e r ©eift ber Bortoelt bei mir fiattb,

® a lieg er frühe fdjon miih ahnen, ffiaä fpäter i<h i n Bildnern fanb."

Unb im Sanitär 1809 fßreißt er an Sari Stoßet bie bebeu- tunggboHe SRaßnung: „3ß empfeßte jebem ®ißter, fiß reßt

(22)

S t o g r a p p t e I t l f t a n b ä . 2 1

innig in bie ©ßriften beutfßen Slltertum« ju berfeitlen unb feine Bilbnng ait« bem Stamme be« beutfßen Baterlanbe«

ertoaßfen ju laffen."

3toei tocitere Sißtungen be« Saßre« 1807: „Sie bret Sieber" („3n ber ßoßen £atl' faß iförttg ©tfrieb") unb „Ser junge SBnig unb bie ©ßäferin" („3n biefer SDJaientoonne, gier auf bem grünen Blon") gemaßnen trofj ber böHigen Ber»

fßiebenßeit tßre« Sone« an bie Seifen alter BoliStieber unb jetgen, tote bertraut ber junge Sidjter in btefett Saßren fßon bantit toar, tote feßr tßm biefe Stange fcßon in gleifß unb Blut übergegangen, tote tief er in bie gornten unb ben ©eift ber Borjeit bereit« eingebrungen toar.

greiltß ßotte er auß einen großen Seil fetner 3eit bie»

fen Sie6lütg«ftubien getoibntet uttb fetner eigenttißen gaß»

roiffenfßaft endogen, tnenn er biefe anß nißt gerabe bernaß»

[äffigt ßatte. 311« nun im folgenbett Saßre ba« gafultät«»

eyatnen ßerannaßte, mußte er ftß aber boß eingeßenber at«

bisßer bantit befßiiftigen unb unb Slltertum auf bie ültußeftunben befßränfen. Bian merft e« beutliß, tote er felüfi biefe SRottoenbigleit empfinbet, toenn er im Sanuar 1808 an Sari SDiaßer, feinen eßemaltgen ©tubiengeitoffen unb greuitb in SlpoK, ben naßmaltgen Dberjuftijrat, fßreibt: „Scir' iß fleißiger gctoefett, fo ßätt' iß früßer abfolbieren lönnen. Stoß je^t bin iß nißt fleißig, aber e« giebt boß immer auß biete untoittfürliße §inberrttffe." Sie anßaltenbe Bcfßnftigung mit ben trocfenen Sompenbien ber Siffenfßaft, ber er ftß „totber feine« §erjen« Srang befliffen," tnirite natürliß oft nieber»

brütienb auf feine Stimmung unb ließ toieberßolt bie ©eßtt»

fußt naß Befreiung bon biefem geiftigen ¿Jtoanße laut f e

Den. „Sa« bie Stimmungen betrifft," llagt er bem greunbe üRaßer nißt lauge bor bem erften ©yamen, „fo bin iß jeßt eigentliß in gar letner, Hanglo«, tote ein ©tein, ober nißt tote ein ©tein, benn biefer ßat boß Sieberßalt," unb noß im §erbjle be«felben Saßre«, al« bie erfte Brüfung tängft über»

[tauben toar, bie ¿mette aber noß ernfte« ©tubium erforberte,

(23)

2 2 ffltographte U $ I a n b S .

fßreibt er fßmcrglid) an benfelèen: „SBie feßne iß miß naß ber Seit, Wo iß Don bem @yomen«mefen befreit Bin, Wo iß für greunbfßaft, fßoefte, Katur einmal wieber frei erwarmen lann." Unb biefe ©eufger tarnen au« einer gequälten Bruft,' bie fiß unglüdliß füßlte in folßem SmnngSftubium; fie waren nißt ängftliße Sammertöne eine« llnwiffenben ober Stögen, ber feine Seit mit Kißtigleiten unb Stltotria totgefßlagen ßatte. ®a« BeWeift fßon bie immerhin gute Kote „cum laude," bie Ußlanb im SKai im gafultätSeyamen erhielt; im römifßen Keßt, fßreiBt er, War'« ißm batet am Beften, im tanonifßen am fßlimmften ergangen. . Kun reißte er fdjon im Suti auß bie Bittfßrift gut Sulaffung gurn Slbbofaten«

eyamen ein unb ßatte wieber mäßtig bamit gu thun.

Unter biefen'Umftänben tonnten freitiß bie Söiufeu feine fonberliße greube an ißm haben, unb ber SBunfß tritt bon neuem ßerbor, „baß Wieber einmal eine poetifße Stimmung in mir waß würbe." Sam aber Wirlliß einmal eine folße über ißn, fo War fie batb barauf Wieber berfßwunbeu, fo baß nißt« ©ange«, nißt« ©inheittiße«, nißt« Bollenbete« guftanbe fam. ©« ftnb benn tßatfäßliß auß au« biefem nieberbrüden«

ben Saßre fo gut Wie gar feine ©ebtßte be« jungen Poeten borßanben, beffen SDiufe noß furg Porßer fo Biete« unb ©ßö=

ne« gu ®age geförbert ßatte. Unb boß trofa alter ©yamen«

arbeiten War biè $oefie nißt gang liegen geblieben, ffiurbe auß nißt« bottenbet, fo Würbe boß mancherlei angefangen;

e« Würben tptäne gefaßt unb entworfen unb in gtüdfißen

©tunben auß ftüdweife gut lugfüßruug gebraßt. @o ging bem ®ißter ba« ®rauerfpiel „Sllfer unb Sturuna," ba«

ißn bereit« im borigen Saßre befßäftigt hätte unb gu bem auß ba« Sieb „Brautgefang" („®a« §au« benebei iß unb pteif e« laut"), ba« 1807 entftanb, geßörte, im Sopfe ßer=

um, unb er braßte auß glüdliß ßunbert Berfe fertig. Bon bem erften®eil be« märßenßaften®rama« „Söntg ©gilt«

ßarb" Würben aßt ©cenen itt tßrofa entworfen, gerner ge«

ftaltete fiß ißm im §er6ft beSfelbeit Saßre« ber tptan gu einem

(24)

• BiOürappie UtflanbS. 23 Koman „Hermann Oon ©ad)fenhetm. ©in ©tüdihett

ber gteb' unb Sreue," ein phantafttfcb romantifher Kitter»

rontan, in bem ber $}üt> jttrn ©enuS6erge jtebt. Sabon tarnen junädjji fünf furge, fe^r jugenbticb an gouque gemalpienbe Sapitel juftanbe. 3m fotgenben Sa^re fing er bann an, bie«

fen Kornau tu Komanjeu umjubiditen; er |atte beren zroanjtg ober mehr int ©inne (Wobott noch ein ffierjeiehnis Oorbanben ift), bod) teurbett nur einige Wirtlich bottenbet. Zlt ber ©e« . fchäftigung mit ber ©oefie ift nicht ntiuber ju rechnen bte ·

„reinticf;e Slbfdjrift fetner brauchbaren ©ebidjte," bte Uhtanb im 2tpril, aifo turj bor bem ©yamen uttternommen hatte, nttb bte ©rupptcrmtg berfelben in brei ©üdjer: 1. reftettierenbe

©ebiibte, 2. Komanjeu, ©attaben unb Oerroanbte unb 3. eigent«

liebe Sieber, ©pigramme u. f. »., ein Zci<bttt bafür, baß er ftdj fcßon bamals mit einer ©efamtauSgabe berfelben trug, rote aucb aus einem ©riefe bom 11. ©tärj an SuftinuS Serner berborgeßt. ©inen Seit babott, bte ©attaben, fdjicfte er noch im ©ommer 1808 in bte Oon SIchim Oon Slrnim h«ouS«

gegebene „Zeitung für ©infiebter," bte bei SKobr ttnb Zimmer in Heselberg erfcbien unb ifjn bon Knfattg an Ie6baft tnter«

effierte, Weil fie ben ©eift ber alten Zeit Pflegte ttnb „ein

©eift ber greihett" in ißr ßerrfcbte, ber ifirn, bem fretbenten«

ben ©djroaben, bon Herjen fpmpathifd) toar. Sann aber feffette ißn roieber für längere Zeit bte ©orbereitung jum jtoeiten

©yamen, bis er es im Dftober ettblicb gtüdlicb überftanbett ßatte unb jloar fo, „baß er aufrieben fein tonnte, wenngleich .

nicht fptenbib." A Kadjbem biefeS Hemmnis befeitigt war, wäre er am lie6<

ften gleich auf Keifen gegangen, Wie bte meifieu greunbe, bte fchon im Saßve borßer Sübingen berlaffen ßatten unb ftdß nun aus ber gerne ebenfo nach ißnt feßnten, Wie er nach ißnen. ©cßon tm ge6ruar ßatte er einmal eine Keife nad)

©aris im ©inne geßabt, bod) oßne nocb feft entfdßtoffen ju fein, ob er nidßt lte6er einer folcßen burd) Seutfdjtanb ben

©orjug geben foHte. 216er ber ©ater, bon bem ja bodj bte

(25)

2 4 ¡ B i o g r a p h i e U l j i a n b ä .

(Sutißeibung abßing, wollte borlüuftg Weber gu biefer, noß gu jener bie ©ntoiftigung geben, bebor bet ©oßtt fiß nißt auß ben Sboltorßut erworben ßatte, nnb fo blieb tiefem nißtS übrig, at§ fiß barein gu ergeben unb bon neuem jus gu trei»

ben. Sieben ber Strbeit an ber ©iffertation, bte ißm, Wie alle jitriftifßen, nißt reßt bon ber §anb geßen Wollte, ßatte ftß Ußlanb nun auß prattijß ber Slbbofatur guguwenben, Wag ißm natiirliß ebenfomenig greube maßte. ®oß fo fange noß greunbe Wie Serner, gu benen im §crbft 1808 auß Sari Sluguft SBamßagen bon @nfe ßingugefommen war, in ©ü*

hingen Weiitett, war ißm aUeg bieg noß feine Dual. Sm Steife fofßet ¡©ißtergeiioffen unb gleißfirebenber, wenn auß nißt immer gleißbenfenber greunbe War eg ißm allegeit Woßf.

Unb ob er gleiß auß in beten SRttte fein guriidßaltenbeg, fßwetgfameg SESefen nur fetten ablegte, fo War er boß bon allen geaßtet unb Woßlgelitten. Batnßagen bou ©nfe, ber gewanbte SESeftmann unb SRenfßenfenner, ber ßier in ©übingen burß Serner bie perföttliße Befanntfßaft Ußlanbg maßte unb bon feinen ©icßtungen, bie er für goctßifß — b. ß. in gteißem Sffierte mit ©oetßeg Siebern fteßenb — erflärte, entgüdt War, auß feine Baterlanbg* unb greißeitgliebe prieg, fagt über ißn:

„St ift ber entfßtoffenfte, ßartnäcfigjte ©ßweiger, ber mir noß borgetommen . .. Seine Bertegenßeit, leine Slngft Wirft auf ißn, er Wartet eg ab, wag braug werben möge, unb fßweigt.

Siebet er aber, fo ift, wag er fagt, gebiegen, flar, gWedmäßig unb möglißft furg; oßue alle Slbfißt unb ¿tererei ift eg fo, aug freier Slatur. Sft bag nißt fßön ? Unb fo iß ber gange SReitfß. ©eine Stebtißfeit, §oßßergigfeit unb ©reue preift jeber, ber ißn feitnt, alg uuerfßütterliß uttb probeßaltig."

SESie waßr unb treffenb biefe Beurteilung beS bamatg erft im gwangigften Sebengjaßre ©teßenben War, ßat bag fpätere Seßen, bie uttetmüöltße Slugbauer uub ©reue Ußlanbg offenfunbig gegeigt. SESie feßr er aKegeit an feinen liebften greuttben ßing, beweift auß bie ¿perglißfeit uub SfiSaßrßaftigfeit feiner ©riefe, bie er au tiefe rißtete, oft freitiß erft, naßbem fte ißrn fefbft

(26)

S t o g r a p p t e U f i l a n b S . 2 5

meßrmaf« geißrieben unb um ülntVDort gebeten ßatten. Unt Qfiern 1809 berließ nun auß Serner bie Uniberfität Bübingen, fo baß fiß Ußlanb jeßt tßatfäßliß einfarn füßlen tonnte; ging boß in ißrn, bern gutraulißen, leißtbetoegtißen nnb babei bon einem innigen ©ernüt befeelten jungen Btebiginer, einer feiner bertrauteften greunbe bon ßnt. Übrigen« berließ gieißjeitig auß Sarnßagen, mit bem ißn jeboß fein engere« greunb»

fßaftsbanb berbunben ßatte, Bübingen toieber, um naß Sien gu geßen. Bber boäßrenb Ußlanb mit biefem nun 3unößft gang auSeinanber tarn, ber6anb ißn mit Serner auß ferner»

ßtn ein anfangs giemliß reget unb inßaftreißer Briefmeßfet.

3n ißrn nimmt ba« Sitterarifße ben meiffeit Bannt ein; bie greunbe erjnfiien fiß bon ißren eigenen Sfrbeiten unb bon benett tßrer Befannten unb teilen fiß ©tücte barait« mit;

aber auß über ba«, boa« fie jüngft gelefen ßaben, unterßalten fie fiß jejjt brieftiß, unb ttantentliß Ußlanb tann ba feßr eingeßenb fein; er teilt bem greunbe gern feine SBeinung über ba« ©elefene mit unb unterrißtet ißn bon allem litterarifß SJierttoürbigen, toa« fiß in Sürttemberg ereignet, bon jebem neuen Stlmanaß unb jebem neuen Blatte; mit größtem Sit»

tereffe berfoigt er auß, toa« Serner ißm an« feinen „Beife»

fßatten," biefen origtneüeit, ßumorifiifß»iatirifßen Blättern, mitteilt, tobt, tabelt, maßt ißm neue SRitteilnngen bagu unb

•giebt ßnt gute Batfßläge. Unb auß Serner prüft unb be»

urteilt bie Sißtuugen, bie ißm ber greunb gufßicft, fo baß man in biefer ¿feit faßt bon einem ¿itfammenarbeiten .betber Sißter fpreßen lann, 3U beren greunbfßaftSbunbe al« Sritter noß Sari SBaßer 31t reßnen ift.

Sin poetifßen ©rgeugniffen ifi ba« 3aßr ber Siffertation«»

arbeit unb ber erften abbotatorifßen Brayi« für Ußlanb nißt gerabe befonber« reiß geboefen. Slußer- einigen Heineren ®e»

bißtßen bon tiebartigem Gßarafter in leißtem, reßt gefälligem Bßptßmu« ftnb im Saufe biefe« Saßre« nur menige türgere Bomangen int ©til ber Bomantil entftanben; unb boß tann gualitatib auß biefe 3eit al« eine ergiebige bejeießnet boerben,

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2 6 ( B i o g r a p h i e U r l a u b s .

ftnb boß, allerbmg« erjt im §erbft unb juv SBeißnaßtggeit, in ißr gerabe bie beiben Sieber Ußlanb« gebißtet Worbeit, bie Woßl bon aßen beit bolfgtümlißften ©ßarafter tragen uitb bie größte Verbreitung gefuubeu ßaben: „®er gute Samerab" unb

„®er Sirtin ®oßtertein." 3n biefen beiben ift ber Voll««

ton getroffen, fo boti unb rein, wie e« nur feiten einem ge«

feßrten ®ißter gelingt; ba ift nißt« bon gefußter Komantif, nißt« bon erßeußelter ©efüßlgfeligieit gu fpiiren, jebeS Sort ift fßlißt unb einfaß, Wie e« bem iiberbollen §ergen ent=

ftrömt, fein« gtt biel unb fein« bon faifßem ®oit. gloffen fonft in biefem Saßre bie Sieber« unb Battabenberfe nur fpär«

iiß, fo ftnb bafür eine 21ngaßl bramatifßer ißläne unb ©nt«

würfe gu bergeißnen, bie beb ®ißter« Khife befßäftigten unb gum ®eil woßl anß bon anberen Sißtungen abßielten. @o geßören ßierßer: ba« bramatifße Klärßen „ ©ßitbei«,"

eine Weitere in Blaniberfe gefaßte 2lu«füßrung be« im borigen Saßre entworfenen ©tüde« „®ie ©ntfüßrung," bann ba«

ßübfß angelegte 3<wbertnärßen „®amtan unb Sännet,"

bon beut leiber nur ber Slnfang auSgefüßrt ift, ber a6er boß fßon biet ®ute« erlernten läßt, nantentliß einen anfpreßen«

ben, ßarmlofen §umor, ber fiß bei ber Eßarafterifierung be«

tölpelßaften ®fener« ®ßoma« ©ßaiefpearefße 2Irt gum SDtafter nimmt; ferner ber tn tprofagefpräßen ntebergefßriebene ©nt«

Wurf be« feßr etegifß geftimmten ®rauerfpiel« „Benno,"

beffen Snßatt bietfaß an ©ßitter« „Braut üon Kleffina" er«

innert. Ußlanb hatte ba« ©tüd, Wie er am 21. Sanuat 1810 an Serner fßreibt, in gWet ®agen gefertigt, „an einem au«gefonnen, am anbern gefßrieben." „216er Wold) ein

®rauerfpiel!" fäßrt er bann fort, „faum ßalb fo groß al«

ber Bär, in tfSrofa unb grell, o grell! ®er §elb ift ein ob«

gelebter ©reis. 3m gweiten 2llte ftirbt er, im Mitten, teß«

ten, agiert feine Seiße." ®er ßier erwäßnte „Bär" ober, Wie er ba« ©tüd (päter nannte, „®er Bärenritter" enb«

iiß, an bem Senter ein gut ®eit mit gearbeitet ßat, ift fein

©ntWurf gu nennen, fonbern fann al« fertige furge ijßoffe gelten

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B i o g r a p h i e M h t a n k B . 2 7

boK föftlidjent, berbent Humor. Sie Drbnung unb ©idftung feiner jämtlidjen ©ebidite, bie llbianb, inte bereits erwähnt, Stnfang beS SabreS 1809 borgenommen bat, ergab fdjon ein redjt hübfdjeS Kefultat uub herleitete ißn, obgleich er fie in neuerer Zeit mit jtemlicb mißtrauifd)en Slugen betrad)tete uub bas ©efübl §atte, als ob mautbe® barin itiibt ©oefie Wäre, loaS er fonft bafiir hielt, bod) ju bem ©ebanlen, biefe ©e*

bießte gefamtnelt ber Öffentlidjteit jit ü6ergeben. greilicb mußte er at86alb bie ©nttäufdjung erleben, bon Sotta, bem er fie angeboten hatte, „loegen ber ©tage feiner Unternehmungen uub ber Zeitumficmbe," Inte biefer febrieb, abgeioiefeit ju wer«

beu, obgleich „es ißnt fonfl ein ©ergniigen getnefeit toäre."

©lit ber Siffertation freiließ, bereu enblicße gertigftellung ißnt fo am Herjeu lag, batnit er toieber frei aufatmen tonnte, ging es, ba er beu Sopf botl btdjterifcßer ©ßne ßatte uub ftdj lieber in bas ©tubium beS germanifdjen SHtertumS als in baS beS römifdjen KeibtS uub ber ©rojeßatten Oertiefte, nur laugfam bortoärts. ©ie imttbe ju oft unterbrochen uub bann nur mit fdjwerem ©eufjer toieber aufgenommen, ©üb«

ließ, am 6. gebruar beS folgenben SaßreS, tonnte er mit einiger ©rleicßterung an ©taper berieten: „@o toeit bin tep nun freilich fortgeriidt, baß id) mit ber 2l6fd)rtft ber Siffer«

tatiou anfangen werbe; aber oft ift mir, als foüte eS anberS fein. Sie bejle Zeit fo ju berberben! Uitb boib — tonnt' tdj anberS?" Ser äBunfd) unb ©5i£le beS ©aterS, bon beffen

©ntfdjeibung ja feine nädjfte Ztanft, 6efonber8 bie erfeßnte größere Keife abßiug, mußte eben erfüllt werben, unb nun er einmal foWeit War mit ber juriflifdjen Krbeit, nun ging'S and;

rafdjer borwärtS. 2tm 1. ©icirj 1810 übergab er bem ©räfeS ber juriftifdjen gatultät bie Ootlenbete Siffertation „De juris Bomani servitutum natura dividua vel individua," in ber er Ü6rigen8 gute jurtfiifcbe Senntniffe bewies, Wie berühmte gaebteute, fo ber ©aubettift ©augeroW, lobeub anertannt haben.

Slnt 3. Slpril fanb bie SiSputation ftatt, bie gleichfalls gur Zufriebeußeit ber ©eteiligten ausfiel, unb nun war ber junge

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2 8 B i o g r a p h ' ^ U h t a n b ä .

Doctor juris gunäßft frei bott allen brüdenbeu ©orgen, nun fonnte er für bie uäßfie ¿eit feines jpergeng ®rang folgen unb ßinauggicßen iit bie SBett, bou ber er fo bieteg für feine

¿ulunft, feine Wiffenfßafttißen ©tubien unb feine bißterifßen Blatte erßoffte.

©ein ©inn war auf ißariS gerißtet, bag ¿tel unb bte

©eßnfußt fo bietet feiner ¿eitgenoffen unb Sanbgteute, ber

©tabt, Wo bte ïofibarften ©ßäße ber fünft unb Sitteratur im ttRufeunt unb ber Bibtiotßel aufgeftapelt tagen, bem ©iße einer attberiißmten Uniberfität, bem ©tße neuerbingg auß eineg glangbotten Satferßofeg unb ber §auptftätte für bie Un*

terWeifung in bem neuen IReßte, bem Code Napoleon, ber feit ber ©rünbuttg beg fRßeinbunbeg auß in einem großen Seite ®eutfßtanbg bag getteube 9ießt War. SBemt auß Ußlanb mit ber 2l6fißt naß Sßarig gu geßett nur feßr Wenig beu

¿wed berbattb, ftß bort bon neuem in jurtftifße ©tubien gu bertiefen, fo War boß ber Bater mit jener Slugfißt, baß ber

©oßn ba an ber Duette bag große ©efeßbuß unb feine §anb*

ßabung etngcßenb ftubieren Jönne, um fo leißter für biefeu Blau gewonnen. Slaßbem-er bie für eine Sßeife tug 2lug»

taub bamatg erforbertiße lönigliße ©rtaubnig auf fein 9ltt=

fußen erßalten ßatte, Würbe am 6. ÜDlai, einem ©onntage, mit frifßem SRute bie gaßrt angetreten. Big Sartgraße gaben ißrn bte ©ttern unb ©ßwefter Suife bag ©eteite; ßiet Würbe noß einige Sage bei Dnlel §ofer, bem Bruber feiner SRutter, ber ßiet atg §ofrat (ebte, fRaft gemaßt, ©te ßatte eine in*

tereffante Belanntfßaft für Subwig gut gotge, ba er bon feinem greunbe Sötte, ber jeßt Slbjuntt Soßann Beter §ebetg bafetbft war, bei bem atemannifßen ®ißter eingefüßrt würbe.

Stm naßften ©onntage berabfßieböte SubWig ftß enbtiß bou ben ©einen unb fußt mit beut BoftWagen Weiter naß grau!*

furt, bann am folgenben Bormittage mit bem ÜRarltfßiffe naß SRaittg unb bon ßier weiter naß Sobteng, ü6eratt unter*

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29 B i o g r a p h ' ^ U h t a n b ä .

Weg« bie @eßen«roürbigieiten auffußeitb unb betraßtenb. 9lm greitag barauf ging'« bann weiter mit ber Siligence üBer Srier, Suyembttrg, 2Reß, Berbun, ©ßalott« u. f. to. naß Bari«, Wo er am 25. Biai antam.

§ier fanb er fogteiß Hnfßluß an eßemalige ©tubien»

genoffen, bie fßtm feit längerer 3eit in ber frangöfifßen §aupt=

fiabt lebten, unb bnrß jene toieber 2lnfßtuß an beren neue Belannte. Seit SRnfeen, ber Botre=©ame*Sirße, ben SDtann»

firiptenbepot« ber Bibliotßei galten neben bem Umßerfiretfen in ben ©traßen unb 2lu«ftügen in bte näßere Umgebung bie erften unb in ber gotge auß bie ßäufigften Befitße, nißt gu bergeffen ber Bnßßänbter am ©eineauat, 6ei beiten er mit befonberer Borliebe alte BoliSromane anfftöberte. ©ang Be»

gtüdt teilt er einmal Sernet mit, baß er „bie §eßmon«linber, gortunat, Btagelone, ©enobeba, |obann Histoire de Jean de Paris, Histoire de Valentin et Orson, noß in giemliß alter ©praße" gefunben ßabe unb freut fiß, auß unter ben Biannffripten ber Bibliotßei bergleißen, fotote Bitterromane, bie fßtoere Btenge, gu finben, bte er nun mit ben beutfßen Bearbeitungen biefer ©toffe bergleißen tritt, ©eine jpaupt»

arbeit ift be«ßatb jeßt, fiß Slbfßriften bon ben Blanuffripteit gu neßmen unb naß treiteren ©ßäßen biefer Slrt gu fußen;

ab unb git, trenn ein merlwürbiger gatt borlam, ging er aber auß, trie er ben ©ttern gur Bcrußigung fßrieb, in ba«

palais de Justice. Stbenb« !am er meift mit ben greunben unb Befannten, beren er balb immer meßr gewann, gnfam»

men, unb ©onntag« würben ßäuftg gemeinfßaftliße SluSftiige auf« Sanb unternommen, gretliß bie ©iibinger greißeit unb grifße ber Batur fanb er ßier nißt, bafür aber fam er nun auß in größere ©efettfßaft, maßte ein geft ber ©arbe mit itnb amiifierte fiß töfttiß, baß er bagu wie bte anbent in Battenrod, Sefte uttb ©egen antreten mußte. 2lm 30. Sunt traf er in ber ©alerte be« Soubre plößliß mit Barnßagen 3ufammen, ben er noß in Sien bertnutete; bitrß ißn maßte er nun bie Beianntfßaft Sßamiffo«, ber ißnt at«6alb ein lieber

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3 0 ( B i o g r a p h i e l l h l a n b S .

greunb Würbe, leiber nur ißati« fßon atfgubalb wteber ber«

ließ. ®er Verießr mit Sßflmiffo, bein geborenen grangofen, ßatte noß ben 6efonberen Vorteil für Ußtanb, baß er baburß fßneüer unb leißter mit ber frangöfifßen ©praße bertraut würbe, Wogu auß noß ber Umgang mit Sourbain, bent @e=

iretär beö ©rafen fjauterine, beitrug, bem Ußtanb beutfßen Unterrißt gab unb für ben er auß Überfeßungen au« bem

©eutfßen anfertigte, bie jener bann jorgfältig burßjah- ®a eine große Stngaßt ber altfrangöftfßen ©ißtungen unb Sagen, mit benen fiß Ußlanb in ipari« bornehmiiß befßäftigte, auf fbanifße Duellen gurüdgingcn, auß fpanifße Originale in ben ßtefigen Sammlungen borhanbeit Waren, fo Würbe ißm auß bie Seuntni« biefer ©praße gut Kotwenbigieit. @r 6e«

gann alfo fßon in ben erften Soßen feine« karger Slufent«

ßalte« fpanifße ©rammalif gn treiben, Worin il;n fpäter, Pon

©nbe Kobember ab, ber sipf)tlorog Sntmanuel Vetter, mit bem er enge greunbfßaft jßloß unb Vrüberfßaft maßte, Weiter füßrte. Sie (afen gufammen fpanifße Serie unb tarnen auf bie Seife auß halb bagu, bem ißottugiefifßen näßer gu treten.

Sitte btefe Stubien, namentliß aber bie Slbfßrift altfran«

göftfßer unb fpanifßer ©ißtungen, bie Ußtanb mit Eifer be«

trieb, regten ißn auß gu eigener poettfßer iprobuttion unb gu poetifßen Überfeßungen unb Umarbeitungen lebßaft an, fo baß wäßrenb feine« ißnrtfet Slufentßalte« wteber eine Slngaßl

©ißtungen entftanb, eine größere aber im Entwurf al« ©po«, Koman unb ®ranta angefangen Würbe, Wopon Piele« fpäter freiliß liegen blieb. Über bie meifien ber barnal« entffanbe»

nen ober geplanten ®ißtungen finben fiß hirge Kotigen in Ußtanb« „Sagebuß," ba« er in ben Saßren Pon 1810 bi«

1820 führte (herausgegeben bon 3. § entmann, Stuttgart 1898). Sitte Kobentbet gelangte er bann 31t einer befitmrw teren Sluffaffung ber ©enbeng feiner altfrangöftfßen ffloeften, über bie et jagt: „ßauptfäßliß Sage, §etbenfage, Kationab jage, tebenbige Stimme, mit fbintanfeßnng be« Sünfitißen, Vürgerlißen :c." Sie Wenig aber Pon alle bem wäßrenb

(32)

B i o g r a p h i c U f j t a u b ä . 3 1

feilte? ©arifer lufentßalteS bottenbet wotbeit ift, läßt bie ge«

ringe Singafit ber ©ebidjte erlennen, bie auS jener Zeit ber fpäteren ©efamtauSgabe feiner Siebtungen etnberleibt Würbe.

Unter ben Siebern fittbet fidj ntdjt eins, baS ber ©arifer Zeit entflammte, unter ben ©attaben unb Komangen nur Wenige, bon benen jebocf) leine einzige größere ©ebeutung bat; bagegen finb einige borjüglidj gelungene Überfefnmgen altfranjöftfher

©ebidjte ju nennen, fo „Sie HöntgStodjter" unb baS aus ZWet Seilen befteßenbe ,,©raf Ktdjarb Dßnefurdjt," beffen erfter Seil (,,©raf Kidjarb bon ber Kormanbte ©rfcbra! in feinem Seben nie") Weitere ©erbreitung gefunben ßat. ©ieleS aűer«

btugS, z« öem ßier ber ©ame gelegt Würbe, ift erft fpäter aufgegangen. 2lu8 ißnt ift aucb bie treffliche Slbbanblung

„Über baS aftfrauzöfifcbe ©poS" erblüht, bie 1812 in gouque'S unb KeumattttS 3ettfcfyrift „Sie ©fufert" erfdjien, eine Slbßanblung mit reiößßaltigen, bon Ußlanb überlebten

©roben aus feinen ©artfer Slbfdjriften, worin er zu zeigen ber«

fndßt, „Wie jene ©ebicljte burdj Sarfieffung einer mädjtigen Helbenjeit, burd) ©itbung eines umfaffenben Sretfes bater«

länbtfcßer Sunben, butcß Dbjeftibität unb ntbige ©ntfaltung, fowte burdj angemeffene Haltung beS ©tils unb ©eftättbtg«

fett ber ©etsweife, enbliib burd) ©eftimmung fiit ben ©efang fidj als ein Slnalogon ber bomertfdjen ©efänge unb beS Kibe«

lungenlreifes bewäßren." @r ßat ßierin, wie Saßn in fetner

©ißrift über Ußlanb treffeitb bemerít, guerft beit Unterfcßteb ber gefangenen färlingtfdßen chansons de geste unb ber un«

gefungenen bretontfcßen contes erfannt, audj ift ein Seil ber jeßt feftftebenben Katurgefeßtcßte beS boliSmäßigen ©poS in Ußtanbs ©bßanblung guerft jurn ©orfcbein gelommen. SBoran ißm fonft bei feinen Arbeiten in ©aris gelegen War unb Was er bier nodß Oor6ereitet hnt, baS erbeKt aus einer ©teile fei«

neS ©riefeS bom 18. Dftober 1810 an fierner, Wo eS beißt:

„Sind) ifi nun mein Sunfd), bie überall gerftreuten Sieber (bon benen biete tn Sltmanadßen, Safdßenbüibern unb Zeit«

fdjriften erfcßienen Waren) enblicß einmal in eine Sammlung

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3 2 ¡ B i o g r a p h i e U l j i a n b ä .

gu bringen, ©6ettfo wünfßte iß eine ©ammtung altfran*

göfifßer, etwa auß fpanifßer Sißtungen guftanbe gu bringen, ba biefe Singe eigentliß nur in Blaffe reßt Wirten, Wie man bei ben beutfßen Boltgtiebern gefeßen; ßerbeigefßafft ßab'iß meßrereg, auggearbeitet nur Wenigeg, Wag bietteißt beffer naß meiner ¿urüdfunft gcfßießt. Angefangen ßab' iß bie Be*

arbeitung (im Baffabenton) eineg norbfrangöfifßen Bolig*

romang: La terrible et épouvantable vie de Robert le Diable."

9111 biefe rege 9lrbett an feinen Sieblinggftubien, bie Be*

•fanntfßaft mit neuen, anregenbenBerfönlißteiten ließen Ußtanb feinen Slufentßalt in ber frangöftfßen fjauptftabt feßr frud;t=

bringenb unb Woßitßuenb erfßeinen naß ben plagen mit bent unliebfamen juriftifßen Sfeinfram. 9tuß bie ©Item empfan«

ben mit greube bag Sßoßlbeftnben. ißreg ©oßneg, bag jeßt ang feinen Briefen atmete. Soß fonnte bie gute, beforgte Blutter, bei aller Anerfemrang, bie fte für bag Seben unb

©reiben ißreg Sitbwig in B^iS ßatte, ftß nißt berfagen, ißm ab unb gu auß einmal eine ernfte Blaßnung unb gute Seßre gutonmten gu taffen, lannte fte boß bte ©ßwäßen unb Blänget ißreg Siebtingg ant beften. „©otttob, lieber iouig !"

fßreibt fie ißm am 30. Sunt fo reßt aug bottent Çergen befriebigt, „baß betne Briefe immer fo gut lauten, foWoßl in Slnfeßung beiner ©efunbßeit, alg auß, baß bu betne ¿eit fo angeneßm gubringeu lannfi, unb Wie iß ßoffe, auß nüßliß.

3ß bin berußigt, ba iß bir fo gute ©runbfäße gutraue, baß betne Bloralität burß leinen böfen ©influß leiben Werbe;

aber," fäßrt fie bann weiter unten ntüticrfiß beforgt fort,

„iß bermiffe feßr bag Außerliße an bir, bag gWar Sieben*

jaße ift, aber um fortgulomnten, einmal erwartet Wirb. Su mußt miß aber nißt mißberfteßen ; iß Witt nißtg ©ßmeiß*

lerifßeg, beine Senïart fott burßaug ißre Sfeinßeit beßalten, nur meine iß, bu fotttêft, Wag itt bir ift, auß anbern oßne Braßlerei meßr geigen tonnen, bu fotttefl gefällige, Woßl*

Wottenbe ©eftnnungen auß äußerliß meßr geigen tonnen, aug

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B i o g r a p h i e U t i l a i i b ä . 3 3

©efättiglcit gcfpriißiger feilt. ©icfe Bußenfeiteit Wirft boit ben grangofeu ablernen löntten. Bur mußt leine fo ge-- fßwäßige ©efettfßaft fußen, wie S. ttub bie bor, gwei reben ttitb btt nißt gtutt Sorte lontmen lanitft. Surg bcine äußere Btibung foff auf ber Beife gewinnen." Sn biefer Hoffnung ßat fiß bie Btutter freiliß getäufßt; beim ber Soui«

ift fein Sebtag ein ftiller, in fiß geleßrter, äitßerliß etwa«

unbeßolfener Blenfß geblieben.

Bon bem Suitfße befeett, feinen Slufentßalt in IßariS ttoß ntöglißft lange auSbeßtten gu lönnen, um bie reißen

©ßäße ber Bibliotßelen griinbliß ausbeuten, War er ge»

nötigt, fßon int Dltober in Bübingen bie Beriäitgeruug fei», nebtpafje« ttaßgufußen, oßtte bie er nißt blet6en burfte. git feinem SeibWefen erfüllte fiß biefe fpoffnuttg nißt; ein Brief ber ©ftern melbete ißitt im ©egember, baß ber Sönig bie ©r=.

laubni« nißt gegeben ßabe unb er beSßnlb in gwei Btonateu guriicffeßren ntüffe. @o blieb ißnt beim nißt« übrig, at« in ber gWeiten §älfte beg Sanuar 1811 feine Slrbeiten auf ber Bi6tiotßel abgufßtießen unb ©nbe be« Bionat« bie fpeimreife angutreten. UnterWeg« ßielt er fiß in ©traßburg gwei ©age auf, um ba« Blünfier unb bie ©tabt aitgufeßeit, bann bout 1. 6i« 8. gebruar in Sarteruße bei Sötte unb Beßfue« unb ein paar ©age bei Serner in Silbßab, Wo fiß biefer ingwifßen als 2lrgt niebergetaffen ßatte. Baß einem Befnße ber ©tabt Salm langte er am 14. gebruar wieber in ©übingen an.

3. Ußlanö alä Suvtft ttt ©übtttgett unb ©tnttgart.

(1811—1819.)

Bttn faß llßlanb Wieber, baßeint unb Wußte nißt.reßt, Wag er anfangen, Wag an« tßm Werben fottte. Sie greunbe unb früßeren ©tubiengenoffen, mit benen er fonft fö manße anregenbe ©tunbe berbraßt ßatte, Waren nißt meßr in ©ü»

hingen, unb fo woßltßuenb auß bog· Steberfeßen ber geliebten

©Item, ber ©ßmeffer, ber munteren Baten unb be« Datei«

War, fo mußte Cr boß bie Borteife unb ba« bewegte Sebeu

3

(35)

3 4 S B i o g r a p h ' e U h t o n b S .

ber großen ©tobt, bie Hilfsmittel für feilte Sieblingfifmbten, bie ißni in Bari« itt (o reichem Säße gur Bemtßung ftanbeit, nun in ©iibingcn feßr bermiffen. 2luß traten bie Slnfprüße beS bürgerlichen Sehens meßr an ißn heran, toährenb er boß fo feßr gewünfßt hätte, ber SluSarbeitung beS in Baris ©e»

fammelten ungeteilt feine ¿Jett toibmen 311 tonnen. Unb biefe Slnfprüße beS bürgerlichen ieben«, b. ß- feines jurifitfßen Berufe«, waren eS ja gerabe, bie ißm fo unerträglich fßietten, Weil fte fo gong unb gar feiner Ketgung wiberftrebten. ©ßon Wenige ©age naß feinem ©tntreffen in ber Heimat, naßbem Fautn bie greube beS Sicberfeßen« mit ben ©eliebten Per«

raufßt, bie ©eßnfußt naß ber lieben Hetwat gefüllt War, gewann bie trübe, unbefriebigte Stimmung wieber bie Ober«

ßanb bei ißm. 3n fßmergerfüHten Sorten Fingt er bereit«

in einem Briefe Pont 23. gebruar an Sari Saper fein ©lenb.

„Seit aßt ©agen," heißt e« ba, „bin iß Wteber ßter unb füßle miß entfeßliß einfam. ©« ift gwar noß nißt au«»

brütffiß Pon ber ©aße gefproßen Worben, allein e« fßeint mir, baß iß ßter bleiben unb feiner 3ett Btolurator werben Werbe; e« ift mir, Wie Wenn tcß in bie®i«wüften Don ©i6t=

rien hineinliefe."

3n biefen ©eelenqualen War e« ein ©fücF für ißn, baß jeßt ber junge Vaüabenbißter ©uftab ©ßwab, ber im Hcrtfte 1809 in ba« ©übinger ©tift getomnten War, ftß näßer an ißn nnfßtoß unb ißn auß mit einigen gleißftrebenben greun»

ben belannt maßte, befonber« mit bem ©tubenten ber Keßte Sluguft Söftltn, einem Bruber bon Ußtanb« greunb, unb mit Sari Saper« Bruber Stuguft, ber 1812 mit Kapofeon naß Kußlanb gießen mußte unb bort fein Sehen ließ. Sit biefen jungen greunben Farn er auß öfter« in ba« Hau« beS Br0s

feffor« ©ßrabet unb be« SlbboFaten Dr. S6erßarb grtebriß Heßl, beren Itebengwürbige, für Boefte empfättgliße ©attinnen bie jungen ©ißter gern um ißren ©ßeetifß berfantmelten unb auß bie Bevanlaffuttg gu Ußtanb« „©ßeelieb" waren, einer Hulbigung att bie grauen ber ©aftgcber, wie fte fonft bei

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tßtanb fo gart unb galant faum tutebergufinbeit ifi. Über»

laupt ift er in ben erften SBodjen nad) feiner Küdfefjr Oon Paris redjt eifrig poetifdj tf)ätig gewefen, wie bie Kotigen in einem Sagebitdje auSloeifen. Unb biefe ©efdjäftigung I;at iljn Dobt am nteiften aufred)t erhalten in ben brüdenben ©tun«

ieit unb ii6er mandje teidjter hinweggeholfen, and) als er fid) um allmäßlidj bequemen mußte, juriftifcbe ^Berufsarbeiten gu i6erneßmen. Ke6en bieten berfdjiebenen Arbeiten, bem Sin«

ertigen Oon ©rogeßaiten, poetifcben Ü6nngen, SKptbeu« unb Sagenforfdjuitgen, fanb ficß in biefern Saßre ungefmnbenen

!e6enS für ihn nodß reichlich Zeit gu Ausflügen unb Keinen Reifen in bie Umgebung Sü6ingenS unb ©tuttgartS, wie gum Befud) naber ©erwanbter unb lieber greunbe, fo baß bieS fahr troß aller letbigen ©efüßte unb ©timnmngen immer web gu einem erquidticßen unb a6we(bfelungSreidjen fid) ge«

tattete.

3m ©riefwecbfel mit ferner, farl 3Raßer, bem ©rafetf Dtto Heinridj Oon £ö6en, ©erfaffer bon Kitterromanen, mit icm Siditer griebridj be la Klotte gouque, Amalie ©djoppe, liofa ©iaria ©ansagen, mit ber ©nielin ber Sidjterin Suife iarfdj, §elmiua Oon Sßegt), Würben bor allem poetifibc gra«

jen erörtert, bie eigenen Sidjtungen gegenfeitig mitgeteilt, iefprod)en, Anregungen unb Aufmunterungen gegeben unb i6er bie Aufnahme unb ©erfenbung ber ©eifteSprobulte in Rlmanadje unb 3eitfd)riften berbanbelt. @o erfdfienen Oon Ibtanb in jeuer Zeit ©ebidjte in ben bon KeßfueS ßerauS«

gegebenen „©iibbeutfcben SRiSteden" (1811), in gouqueS Beitfdßrift „Sie SRufen" (1812), 33 ©tüd in bem bon ferner jeröffeutlicßten „©oetifdjen Almanad) auf baS 3abr 1812,"

>ie Ubtonb teils mit feinem Kamen, teils mit ber Sßiffre —b,

;eils mit bem ©feubonßm ©olfer untergeicbnet hatte; weitere 10 publigierte er im folgenben 3aßre in bem gteid)fall8 Oon lerner ßerauSgegebenen „®eutfd)en Sid)terwatb." Zu eine*1

ügenen Ausgabe feiner gefammetten ©ebidjte, bie er fo gern pi üeranfialten wimjdjte, (am eS freilid) and) in biefen Saßreu

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Hivatkozások

KAPCSOLÓDÓ DOKUMENTUMOK

Ich hatte mich damals zu genau an das vorgesohriebene Mass gehalten.- Ioh bin jetzt bei Gut ist, dass er sich sehr bequem liest,aber auf d.Dauer wird er für mich

mal, baß er in ber leßteu Qeit immer großfpreßerifßer geworben fei. Bon bem Augenblicf oerfeßrte er gar nißt meßr bei mir [oerließ er. meine ©efeüf ßaft] unb iftjeßt

®er |&gt;err,' ber biSffer ftill gefeffeu ffatte, ließ einen ¡Blid auf bie alte grau fallen, bie ficff noeff' an berfeiben ©teile befanb, beu Kopf wie uorffin naeff beiben Seiten

&#34; ins Sluge fällt. SBie ftaunten bie Surgfßaufpieler, als ße bei ber Eröffnung bes neuen ©peaters einen ©ouffieur- faßen erbiitften, beinape meterpoß, mit bergoibeten

„3ß begreife, baß es bir fßwer Würbe, mit Bon beutet ueuerlißen Vetpören ju fßretben. 3ept iß es nißt Weife nötig, unb iß Weiß· ben ganjen fpergang ber ©aße attS ben

«tb bort anlangen, wo ber S a l b bes ©alfeS gegen fte ßer gaut. ©ie näßerten ftg bem S a l b e , gingen auf feinem ffiege atlgemag übet bie Erßößung ßinan unb tarnen, eße

So ßanb e8 ißm fßon 1851 feß, unb int 3aßre 1853 würbe bie ©ißtung, für bie er bie einjig entfpreßenbe gorm an ber weffenben Quelle felbß, ben Stabreim ber ©bba

3urütffja(tuttg gegenüber atien DteuernngSent würfen auf bem ©ebiete ber SSertoaitung fannte; in Setrejf ber ©epartementgsdljefg, weit mir bie ©emait be§ ©remialentfiuffed auf