• Nem Talált Eredményt

Wir stehen der anorganischen Natur viel machtloser gegenüber als den belebten Wesen. Während bei diesen durch tausendjährige Zucht und Arten-Veredlung die ursprünglichen Geschöpfe in solche Gestalten und Formen umgewandelt wurden, welche unseren Bedürfnissen am besten •genügen, während auf die Verbreitungsbezirke der Thiere und Pflanzen und auf die Vermehrung derselben unaufhörlich eingewirkt wird, sind uns alle diese Mittel der starren Erdkruste gegenüber versagt. Dennoch ruht die Menschheit auch in ihren Beziehungen zu den Mineralschätzen unseres Planeten keineswegs, der Wirkungskreis der intellectuellen Machtentwicklung ist nur enger begrenzt.

Insbesondere z w e i Sphären sind es, welche den Fortschritt auf diesem Gebiete bezeichnen. Zuerst die q u a n t i t a t i v e Zunahmein der Production der wichtigsten A r b e i t s s t o f f e : Kolile und Eisen, und der wichtigsten G e l d s t o f f e : Gold und Silber. Dann das Streben, in den vorhandenen Mineralvorräthen n e u e n ü t z l i c h e E i g e n s c h a f t e n zu entdecken-und dieselben durch vorgeschrittene Technik immer mannigfacher auszunützen.

Hieher gehört die erst in der neuesten Zeit so mächtig herangewachsene P e t r o l e u m I n d u s t r i e und eine Reihe von n e u e n A r t e n d e r V e r w e r

-I Kohle und deren Consum. 9 7

t . h u n g mineralischer Stoffe. Auf diese Gesichtspunkte werden wir uns bei der folgenden Umschau beschränken.

I. DIE KOHLE UND DEREN CONSUM,

Unter den zehn Millionen Menschen, welche im Jahre 1867 das Mars-feld besuchten, um ihre Neugierde zu befriedigen oder ihr Wissen zu erwei-tern, haben gewiss nur wenige den Kohlenblöcken und Kohlenmustern ihre Aufmerksamkeit geschenkt, welche hie und da im Parke und im Aus-stellungspalaste zerstreut umher lagen. Kaum Einer aus diesen Millionen aber hat versäumt, die blendenden Schmuckkästen mit Diamanten, Juwelen und Geschmeide zu bewundern, die in schöner Ordnung neben einander gereiht, ein Meer von Glanz bildeten; kaum Einer ging an der Goldpy-raniide Australiens vorüber, ohne den Reichthum anzustaunen, welchen sie vorstellte. Und dennoch! Die Werthe der Diamanten und des Goldes treten heute weit zurück hinter die Bedeutung der Kohle. Nach einer, wahr-scheinlich zu gering gegriffenen Schätzung ist der jährliche Gesammtertrag aller Kohlengruben doppelt so hoch, als das Erträgniss aller Gold- und Silberminen der Erde, und ebenso ist über allen Zweifel erhaben, dass wir viel eher ohne Diamanten, Gold und Silber, als ohne Kohlen das gegen-wärtige Culturleben fortsetzen könnten.

Die beiden principiellen Betrachtungen, an welche sich das höchste Interesse knüpft — die Betrachtungen über die V e r g a n g e n h e i t und Uber die Z u k u n f t der Kohle, über das Entstehen jener grossen Brennmaterial-Vorrät.he, aus denen wir gegenwärtig schöpfen, und über den Zeitpunkt, in welchem selbe aufgezehrt sein werden — gehören strenge genommen nicht

hieher. Die Ausstellung liess nur ein Moment erkennen, welches mit diesen wichtigen Fragen im Zusammenhange steht: den während der letzten Jahre sich unendlich steigernden Kohlenbedarf.

Allerdings haben geologische Untersuchungen uns darüber beruhigt, dass die Kohlenmenge, welche der Schoss unserer Erde birgt, eine recht erkleckliche ist. Man hat in Europa vom 37. bis zum 56., in Amerika vom 32. bis zum 50.

Breitegrade Kohlenlager in mehr oder weniger grosser Ausdehnung gefunden und ebenso in Australien, Neil-Seeland, auf Bornco, in China und Japan, ja jüngst in Natal und· auf Madagascar Steinkohlen, und in einzelnen Staaten

Siidamerika's Lignite entdeckt, und auch schon mit deren Abbau begonnen.

Allein die eigentliche Steinkohlenformation nimmt doch nur einen verhält-nissmiissig kleinen Theil der Bodenfläche, J/,0 in England, i/l s in Belgien,

</100 in Frankreich ein; auf Grundlage von Durchschnittszahlen will man

Einleitung. 7

98 Einleitung.

berechnet haben, dass nur '/7 5 0 der ganzen Oberfläche unseres Planeten Steinkohlenlager umschliesst und „dass alle Kohlenvorräthe der Erde, gleich-mässig auf derselben ausgebreitet, nur eine Decke von 5 Centimeter — kaum 2 Zoll — geben würden *)."

Schon im Jahre 1829 hat das englische Parlament, welchem die Ge-fahren der Kohlenerschöpfung in einer übertriebenen Weise geschildert worden waren, die Kohlenausbeute einige Zeit hindurch Beschränkungen unterworfen. DieseMassregeln wurden wieder aufgehoben, als T a y l o r und B u c k -l a n d nachzuweisen suchten, dass bei Verdopp-lung der dama-ligen Produc-tionsmenge die vorhandenen Kohlenlager noch 1500 bis 2000 Jahre aus-reichen würden. Allein nicht bloss die geologischen Annahmen dieser Rech-nung, sondern auch die wirtschaftlichen haben sieb als irrig erwiesen.

Neuere Untersuchungen sollen nämlich gezeigt haben, dass dig englischen Kohlenlager nur mehr 80.000 Millionen Tonnen abbaufäliiger Kohle enthalten, und wir wissen positiv, dass die Kohlenconsumtion Englands seit jener Zeit nicht verdoppelt, sondern s i e b e n Male so gross geworden ist **). Indem J e v o n s und S i r Wi 11 i a m A r m s t r o n g in der jüngsten Zeit diese Lebensfrage der englischen Industrie abermals aufnahmen, kamen sie zu dem erschrecken-den Resultate, dass die Erschöpfung nacli der Ansicht des Einen in 100, nach der Meinung des Andern in 212 Jahren eintreten müsse; dabei ist ange-nommen, dass es nicht möglich sein wird, die Flötze auf eine grössere Tiefe als 4000 Fuss abzubauen***), dass man keine neuen Kohlenlager mehr entdecken und dass der Verbrauch in demjenigen Verhältnisse auch fernerhin zunehmen wird, in welchem er während der Jahre 1 8 5 3 — 1 8 6 0 tatsächlich zugenom-men hat, nämlich um 2=/4 bis 3 M i l l . Tonnen per Jahr. Alle Anzeichen.

*) Die R e c h t f e r t i g u n g dieser, etwas kühnen Annahme überlassen w i r u n s e r e m , s o n s t wohl a c e r e -ditirten Gewiihrsmanne Ch. AI e η e fMonitevr scient. 1867, pag. 66!) sq.}. P r o f . R ο g e r s hat in seiner Aufseilen e r r e g e n d e n Selirift (Description of the coal fields of the North-America and flreat Brilain) die Yerhiiltnisszahlen zwischen Kobleuflöt/.eu und Bodenfkiche a n d e r s b e s t i m m t , und z w a r wie f o l g t : Nordamerika ' / ,8, Belgien '/-·, firossbritannien Frankreich '/2 0 0. J e d e n f a l l s haben w i r f ü r die fernste Zukunft unseren Rliek nach dem unermesslicben K o b l e u r e i e b t b u m e d e r neuen W e l t zu richten. Air. ß u r e l e y h a t in einem Berichte an den englischen Gesandten in W a s h i n g t o n d i e g e s a m m t e FHichenausdehnung d e r amerikanischen Kohlenfelder mit 133.132 e n g l i s c h e n O u a d r a t m e i l e u a n g e g e -b e n , während j e n e von Grosshritannien und Irland nur 12.000 e n g l i s c h e Oiiadratmeilen -b e d e c k e n ! (Mining Almanack, 1867, pag. 84). .

**) Nach T a y l o r ' s Bericht b e t r u g d e r Kohleneonsum Englands im J a h r e 1829 n u r l ü ' /s Alill.

T o n n e n , w o g e g e n die heutige P r o d n c t i o n 101 Alill. T o n n e n ü b e r s c h r e i t e t

***) Die griisste Tiefe , w e l c h e bisher e r r e i c h t w u r d e , d ü r f t e j e n e in den K o h l e n g r u h e n von Whitehaven sein, w o man mit dem Abbau w e i t e r als 1000 Aleter a n t e r die Aleeresoherfliiche d r a n g . Zunehmende Erilwiirme, s c h w i e r i g e W e t t e r f ü h r u n g (Ventilation) und b e d e u t e n d s t e i g e n d e r L u f t -druck setzen allerdings bisher dem lläuer eine unterirdische Grenze.

I Kohle und deren Consuift. 9 9

sprechen indessen dafür, dass vorläufig noch die Steigerung des Consums viel rapider vor sich geht, als sie in irgend einer früheren Periode vor sich gegangen ist, während andererseits wieder nicht zu zweifeln ist, dass die

Schätzungen Uber das gesammte Kohlenquantum unsicher sind und dass die Kohlenpreise selbst in der Folge den Regulator der Production und

Con-sumtion bilden werden. · Nicht bloss in dem Inselreiche, dessen industrielle Grösse auf Kohle

und Eisen gebaut ist, nein, in allen Theilen der civilisirten Erdhälfte ist das Treiben und Drängen so ungeahnt, so fieberhaft geworden, dass wir durch-aus noch keinen Anhaltspunkt kennen, um mit einigem Schein von Berech-tigung zu sagen, wie viel Kohle dieses oder jenes'Land in den nächsten Jahren benöthigen wird. Immer neue Hohöfen, neue Schmelzwerke werden errichtet und brauchen Steinkohle statt des ehemals verwendeten Holzes.

Immer neue Dampfmaschinen verlangen die Kohle zur Feuerung und in fast überstürzendem Eifer verdrängen diese gefügigen und kräftigen Motoren die schwache Menschenhand und die nicht mehr hinlängliche bewegende Kraft des Wassers und der Luft. Immer neue Legionen von Locomotiven werden auf die Schienenstränge gestellt und' benöthigen Kohle zur täglichen Nahrung. Immer neue Dampfschiffe verdrängen das Segelschiff aus seiner alten Bahn und erfordern Kohlen *). Dazu kommt der Haushalt, welcher sich bei den steigenden Holzpreisen und bei den verbesserten Heizungs-Einrichtungen mit zunehmender Vorliebe des fossilen Brennstoffes bedient.

Es tritt dazu das Bediirfniss nach Comfort in der Beleuchtung, welches,

— von den Hauptstädten in die kleineren Flecken, ja schon auf das Land wandernd, — statt des Oellämpchens die Gasflamme haben will und abermals nach Kohle ruft. Diesen Consumenten gesellt sicli endlich eine in den letzten Jahren rasch beranwaclisendeFarbenindustriebei und unterwirft die schwarzen Diamanten einer trockenen Destillation , um aus denselben alle Farben des Sonnenspectrums zu erzeugen. Nicht genug an diesen grossen und gross-gezogenen Consumenten, es kommen noch die kleinen hinzu, welche die Kohle zur Erzeugung von allerhand Schmiermitteln, flüchtigen Oelen, Kerzen, oder

*) Man hat für (las Jahr 1800 b e r e c h n e t , dass die [damals u n t e r den Dampfkesseln v e r b r a n n t e Koble eine K r a f t e r z e u g t , w e l c h e d e r von 83 Millionen Menseben gleichkommt. Die transatlantischen Dampfschiffe, welche von Liverpool und anderen britischen Häfen auslaufen, consuiniren j ä h r l i c h 13—20 Millionen C e n t n e r . ( U n s e r e Zeit. 1866 p. 3 4 0 ) . Nach einem a n d e r e n , aus d e r neuesten Zeit stammenden Anschlage w ü r d e die in Grossbritannien g e w o n n e n e Koble, wenn man sie nur in b e w e g e n d e K r a f t umsetzen und nicht auch a n d e r w e i t i g v e r b r a u c h e n w ü r d e , im Jahre 1 8 6 7 die A r b e i t s -k r a f t von 132 Millionen Menschen repriisentirt haben.

' 7 *

gar als Baustoff oder endlich als Solimiickgegenstand verarbeiten. Und sie alle, die wir liier vorgeführt haben , verlangen heute nach dem nämlichen Stoffe, von welchem wir mit einem bekannten Stichworte sagen können:

zum Betriebe der Grossindustrie gehören gegenwärtig drei Dinge — Kohle, Kohle und Kohle.

Die Zahlen, welche über Erzeugung und Verbrauch dieses unschätz-baren Minerals gesammelt werden, illuslriren in ihrer lakonischen aber viel-sagenden Kürze jene Progression, deren Ende noch nicht abzusehen ist.

Nehmen wir nur die letzten zehn Jahre,· in dieser Zeit hat die Kohlen -Prodnetion.in Belgien um mehr als ein Drittel, in Grossbritannien und Frank-reich mn mehr als die Hälfte zugenommen und sich in Preussen und

Oester-reich mehr als verdoppelt.

Um sich die gegenwärtige Ausdehnung der Kohlenindustrie richtig vor-zustellen. muss man eine sehr lebhafte Phantasie besitzen; denn so rund sich die Zahlen lesen, in welche wir diese Thatsachen kleiden, so schwer würde es halten, jenen Koloss, welchen alle im letzten Jahre gewonnenen Kohlen, auf einen Fleck getragen, bilden würden, mit irgend einem Menschenwerke zu vergleichen. Soweit verlässliche Quellen reichen, haben wir uns bemüht, die Totalziffer zu finden; sie stimmt so ziemlich mit Schätzungen überein, welche von anderen Seiten gemacht wurden *) und wir haben auch deshalb allen Grund, die Richtigkeit unserer Angaben für zweifellos zu halten.

In den letzten Jahren (1864 —1866) ergaben

Stein- und Braunkohlen

die Bergbaue in E u r o p a . . . . 157.361,000 Tonnen, ,, „ A m e r i k a . . . 22.700,000 „

„ A u s t r a l i e n . 774,000 „

„ .. „ A s i e n 391.000 „ Die jährliche Kohlenausbcute der

gan-zen Erde schätzt man daher auf' 181.226,000 Tonnen, d. i. 3624 Mill. Ctr.

"Wenn man den Werth dieser jährlichen Ausbeute noch so gering ver-anschlagt, kommt man zu dem Betrage von 550 bis 600 Millionen Gulden.

Allein noch ein grelleres Licht auf den cultiirgeschichtlichcn Einfluss der Kohle wirft die Untersuchung der Zahl von Arbeitern, welche bei der

*) Vgl. namentlich die Angaben des Herrn Prof. llr. von H o c h s t e t t e r im VI. Hefte dieses W e r k e s , S. 30, dann den ßuildir J a h r g . 1868, den Bericht des f r a n z ö s i s c h e n J u r y - M i t g l i e d e s Da ubree und den Haihrag, Banking, Mining etc. Almanack for 1867. a

I Kohle und deren Consum. 101 Kohlengewinnung beschäftiget sind und der Löhne, welche an dieselben jährlich gezahlt werden. In den vier Staaten, welche hier den ersten Rang einnehmen — Grossbritannien, Preussen, Frankreich und Belgien — finden gegen 600. ÜOO Menschen fortwährend durch den Kohlenbergbau ihren Unterhalt, wobei ihnen an Löhnungen jährlich mein- als 200 Millionen Gulden zufliessen *).

In dem heutigen Haushalte gibt es nur wenige Artikel, deren Geste-hungskosten nicht von dem Preise der Kohlen mehr oder weniger abhän-gen ; in jedem Kleidungsstücke zahlen wir die Kohle, welche nöthig war, um die Spinnmaschine und den Webstuhl zur Erzeugung des Stoffes zu bewegen;

ja selbst bei den Nahrungsmitteln vergüten wir stets auch die Kosten ihres Transportes und diese werden im Grossen und Ganzen wieder von den Frachtsätzen der Hauptverkehrsadern, der Eisenbahnen und Dampfschiffe, bestimmt, welche ihrerseits mit den Kohlenpreisen im innigsten Zusammen-hange stehen. Jede Erhöhung der Kohlenpreise kann also, zumal für die wirthschaftliche Lage des Mittelstandes, nicht ohne gewisse nachtheilige Folgen bleiben und umgekehrt bewirkt die Erniedrigung der Kohlenpreise, dass der allgemeine Wohlstand gefördert wird.

Vergleiche zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zeigen nun zwar, dass die Preise der Kohlen seit Anfang des J a h r h u n d e r t e s allent-halben sehr bedeutend gesunken sind; sie lassen aber erkennen, dass während der letzten zwei J a h r z e h n t e die P r o d u c t i o n s k o s t e n a n d e n G r u b e n in England, Frankreich und Oesterreich tlieils gestiegen, theils auf der

näm-*) Von dem üesniuuilujuauluin d e r Production enllalit auf die e.iii/.elnen Stouten : 1. Europa.

I. GrusshriLuniiieii ( 1 8 6 6 ) Preussen . . F r a n k r e i c h . Belgien . . Oesterreich . Siidd. Staaten Sachsen . . Spanien . ..

Rilssland . . Italien . . Schweden . P o r t u g a l . .

(I860)

( 1 8 6 6 ) ( 1 8 6 4 ) ( 1 8 6 6 ) (1860) (186.7) ( 1 8 6 1 ) ( 1 8 6 3 ) ( 1 8 6 4 ) (I860) ( 1 8 6 5 )

Tonnen zu 20 Uli-. 101,630.060

2 4 , 3 1 3 . 0 0 0 12,000.000 11,158.000

4 , 3 4 7 . 0 0 0 2 , 1 0 7 . 0 0 0 2 , 0 4 0 . 0 0 0 451.000 129.000 43.000 40.000 13.000 zusammen 157,361.000 d. 1. 311J Mill. Ctr.

IL. Amerika.

' T e n n e n zu 20 Ctr j 1. Vereinigte Staaten ( 1 8 6 6 ) . 2 2 , 0 0 0 . 0 0 0 2. Englische Colon. ( 1 8 6 6 ) . 5 6 0 . 0 0 0 3. Chili . . . . ( 1 8 6 5 ) . 140.000

zusammen I I I . A u s t r a l i e n . N e u - S ü d - W a l e s ( 1 8 6 6 ) . LV. Asien.

1. Indien ( 1 8 6 6 ) 2. China ( 1 8 6 6 )

2 2 , 7 0 0 . 0 0 0 7 7 4 . 0 0 0 390.000

1.000

zusammen 391.000 d a h e r E о Ii i e n p г о d u с t i о n

d e r g а и z e и E r d e . . . d. i. 3621 Mill. Ctr.

181,226.000

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liehen Höhe geblieben sind, und nur in Preussen fortwährend gleichmässig herabgehen. Die Erhöhung des Arbeitslohnes und die Ausdehnung des Kohlenhaues auf weniger ergiebige oder schwieriger zu betreibende Gruben hat offenbar in den drei erstgenannten Staaten die Ermässigung der Geste-hungskosten unmöglich gemacht, während Preussen besonders günstige Berg-bauverhältnisse gefunden hat und deshalb eine Ausnahme bildet *).

Wenn dennoch in den meisten grossen Städten und Fabriksplätzen eine Erniedrigung der Marktpreise der Kohlen zu beobachten ist, so verdanken wir dies lediglich der Entwicklung des Verkehrswesens und des Kohlen-handels. Auch Oesterreich, wo die berechtigten Klagen über die Höhe der Kohleiifrachtsätze seit länger als einem Jahrzehnt an der Tagesordnung stehen, hat trotzdem, dass von Seite der Transport-Unternehmungen verhält-nissmässig so wenig geschehen ist, doch schon namhafte Fortschritte in dieser Beziehung aufzuweisen **).

*) So liegen f ü r E n g l a n d A u f s e h r e i h u n g e n von Seile d e r iiireciioii des G r e e n w i e h e r H o s p i -tals v o r , aus denen die c o n l r a e t m ä s s i g e u L i e f e r u i i g s p r e i s e der Koble seit dem J a h r e 17dl) zu e r s e h e n sind. Diese Listen z e i g e n , dass die Preise im J a h r e 1800 noch 4 i Shilling- p e r T o n n e b e t r u g e n , im Jahre 1840 auf 1 9 % Shilling und 1849 auf 14%, Shilling sanken. S e i t h e r ist a b e r die e n t g e g e n g e -s e t z t e T e n d e n z b e m e r k b a r ; am L o n d o n e r Markte Warden die K o h l e n p r e i -s e in den letzten J a h r e n ( 1 8 6 6 — 1 8 6 7 ) — wenn man die Stadt-Acoise ( l Sh. 1 d.) a b z i e h t — j e naeli d e r Qualität, mit 16 bis 1 7 ' / , S h i l l i n g notirt. (Mac Cutloch, cominerciat dictiunarij, pay. 304 und Mitling etc. Altnanack 1867, pay. 102). •

Aehulichen Verhältnissen b e g e g n e n wir in F r a n k r e i c h ; die K o h l e n p r e i s e an den G r u b e n , welche im Jahre 1847 durchschnittlich auf 811 ceut. f ü r den m e t r i s c h e n C e n t n e r ( 1 0 0 K i l o g r a m m ) standen, e r h o b e n sicli bis zum J a h r e 1837 auf 1 FTc. 2 3 cent. und sind in den letzten J a h r e n nur auf 1 F r e . 14 cent. h e r a b g e g a n g e n . (Block, Stalistiquc de la Trance lt., patj. 16!!. Annuaire da TEco-nomic pnlilique 1866, pay. 188).

Auch in O e s t e r r e i e b ist diese E r s c h e i n u n g d u r c h die olficiellen R e n d i t e d e r B e r g h a u p t -mannschafteu n a c h g e w i e s e n ; während die Preise in den Jahren 1 8 3 8 — 1 8 6 2 s a n k e n , k e h r t e n sie in.

den J a h r e n 1864 bis 1868, wenigstens hei S t e i n k o h l e n , fast auf j e n e Höhe z u r ü c k , w e l c h e sie vor 10 Jahren eingenommen hatten. Es b e t r u g uiimlich der P r e i s a n d e r G r u b e p e r C e u t n e r :

Steinkohle Braunkohle

im J a h r e 1836 . . . . 19-8 kr. ö. W. 18 9

„ „ 1861 . . . . 1 8 1 „ „ „ 12-2

„ „ 1863 . . . . 19 0 „ „ „ 13 0

In P r e u s s e n dagegen nahmen die G e w i u n u n g s - und F ö r d e r u n g s k o s t e n - P r e i s e d e r Steinkohlen i ii dem letzten Decemiium ( 1 8 8 8 : 14 S g r . 1 Pf. per Tonne ; 1 8 6 4 : 10 S g r . ) e b e n s o nb, als j e n e d e r Braunkohlen ( 1 8 6 0 : 4 6 S g r . ; 1 8 6 4 : 4 S g r ) . (Näheres in Ii i e u e n g r ä b e r s Statistik des Z o l l

-vereins, IL, S. 260 und 2 6 6 ) . •

**) Beispielsweise b e t r u g e n nach d e r „amtlichen S t a t i s t i k " , w e l c h e die „ A u s t r i a " r e g e l m ä s s i g p u b l i c i r t , die Durchschnittpreise d e r Steinkohlen p e r Ctr. ;

E n d e 1855 S e p t e m b e r 1868 in Wien . . 32 k r . bis 1 11. 33 . . . 0-61 — 0 90 ö. W.

„ P r a g . . 61 „ „ 0 84 . . . 0 - 8 4 — 0 - 6 6 „ „

„ Brünn . . — „ 0-84 . . . 0 - 7 6 — 0 - 8 4 „ „

I Kohle und deren Consum. 103 Diejenigen t e c h n i s e h e n Vervollkommnungen, welche auf die Kohlen-produetion Bezug haben und auf der Pariser Ausstellung repräsentirt waren, sind keineswegs von hoher Wichtigkeit, Wir erinnern nur kurz an die beson-ders in England mit grösstem Eifer betriebenen, jedoch noch nicht zum Abschlüsse gelangten Versuche, die kostspielige und schwere Arbeit des Häuers durch Maschinen zu ersetzen, und erinnern ferners an die verbesser-ten Apparate zur Erzeugung von Kohlen-Briquettes.

Was die ersteron betrifft, so waren die englischen Schrämm-Maschinen von J O N E S & LKVICK und von C A R E T T , MARSCHALL & COMP, (der eiserne Mann) auf der Ausstellung zu sehen *); da man in der Tiefe der Kohlengruben den Dampf als Motor vermeiden muss, wird die bewegende Kraft für jene Meissel, welche die Haue des Arbeiters automatisch vertreten, entweder durch comprimirte Luft, die zugleich zur Ventilation der Grube dient, oder durch Wassersäulen geschaffen. Während die höchste, überhaupt bisher erreichte tägliche Leistung des Häuers 40 bis 60 Centner Kohlen ist, soll nach Angabe der Erfinder die Sclirämm-Mascbine von J O N E S & LEVICK sieben-zehn Häuer ersetzen, die zweitgenannte Maschine aber eine Arbeitsleistung von 13'/a Meter in der Stunde ergeben.

Die Briquette-Maschinen, unter welchen jene von E V R A R D , dann von

MIDDLETON und M A Z E L I N E als die besten gelten und beispielsweise in den grossartigen Werken von D E U A Y N I N bereits jährlich gegen 4 Mill. Centner Bri-quettes erzeugen **), dienen bekanntlich dazu, um da,s Kohlenklein — die vielen, oft als Halden sehr lästigen und werthlosen Abfälle, welche bei der Gewinnung und Förderung der Kohle bald in geringerer, bald in grösserer Menge entstehen — durch Pressung in cylinderförmige oder prismatische Ziegel für die Feuerung überhaupt verwendbar und zugleich leicht transpor-tabel zu machen. Die ökonomische Frage der Erzeugungskosten und des ßrennwertiies der Briquottes ist durch diese Maschine in Verbindung mit den neueren Kohlenwäsche und Trocken-Apparaten ***) auf ganz vorzügliche Weise gelöst.

Unter den österreichischen Kohlengewerkschaften haben sich mehrere

— voran jene in Fünfkirchen, Mährisch-Ostrau und Rossitz - - mit Erfolg auf die Briquettes-Erzeugung geworfen, und es werden gewiss die auf der Pariser Ausstellung bekannt gewordennen Verbesserungen der dazu erforderlichen Maschinen nicht unbeniitzt bleiben, um diesen einträgliehen Productionszweig zu erhöhen.

*) Bericht iles Herrn Min.-R. v. Rittinger (VI., S. 151).

**) Bericht des Herrn Prof. Dr. v. Schrötter (VI. S. 502 IT.)

*•*) S. Ben o. a. Her. von Herrn Min.-R. v. Rittinger (VI.. S. 100—101).

104

Was uns die nächste Zukunft in der Kohlenfrage bringen wird, hängt aber nicht bloss von diesen Momenten, sondern wie uns scheint, viel-mehr davon ab, dass der K o h l e n h a n d e l Ökonomischund technisch richtig organisirt und dass die Kohlcnconsumtion in einer mehr rationellen Weise geregelt wird, als es bisher der Fall war. E r n i e d r i g u n g d e r E i s e n -b a h n - F r a c h t s ä t z e ist das Feldgeschrei, welches schon so oft und von so vielen Seiten ertönt, dass es kaum nöthig ist, sicii zu demselben noch aus-drücklich zu bekennen. Sicher bilden die Transportkosten bei diesem Artikel einen höheren Theil des Marktpreises, als bei irgend einem anderen Gegenstande des Massenconsums; allein die Grenze, bis zu welcher auf dem Wege der Frachtermässigung eine Preisherabsetzung der Kohle gehofft werden kann, wird wahrscheinlich überall bald erreicht sein und dann müssen noch andere Hilfsmittel zu Käthe gezogen werden, um uns jenen Lebensstoff der heutigen Grossindustrie billig zu schaffen. Diese in's Auge zu fassen, ist die Aufgabe, welche unmittelbar an uns herantritt. Die genaue B e r e c h n u n g d e s B r e n n w e r t h e s der verschiedenen Kohlengattungen im Verhältnisse zu ihren Grubenpreisen bleibt stets der erste Schritt, an welchen sich erst die weiteren anreihen dürfen. Der Kenntniss des Brenn-werthes muss, unserer Ansicht nach, die Calculation darüber folgen, aus welchen Kohlenrevieren überhaupt die Versorgung der grossen Consumtions-.

orte am billigsten geschehen kann, und dann müssen alle jene verschwende-rischen Ausgaben entfallen, welche man noch heute fortwährend vornimmt, indem man aus Vorliebe, Gewohnheit oder Bequemlichkeit selbst bei den grossartigsten Feuerungsanlagen solche Köhlen brennt, welche im Verhält-nisse zu ihrem Preise keineswegs den höchsten Heizeffect geben. Wie sehr graphische Darstellungen des Kohlenhandels, ähnlich den preussischen Karten, dazu beitragen , eine Uebersicht in diese oft sehr verworrenen und irra-tionellen Beziehungen zu bringen, ist leicht einzusehen. Ein Blick auf jene, in dem Ausstellungspalais befindlichen Karten hat gezeigt, welche Wege die Kohlen von der Grube bis zur Feueresse nehmen, wie sie im ganzen Lande vertheilt werden, und welch' grosse Mengen oft ganz Uberflüssig auf weite Entfernungen verfrachtet werden, während sie viel näher zu beziehen wären.

Nicht minder als eine solche, auf wirthschaftlichen Grundlagen ruhende Organisation des Kohlenhandels wird aber die E i n r i c h t u n g d e r Con-s u m l i o n Con-selbCon-st mittelbar dieKolilenpreiCon-se erniedrigen. BeCon-sCon-sere ConCon-struction der Feuerungsanlagen, Verminderung der unverbrannt bleibenden Rückstände und der nutzlos vergeudeten Feuerungsgase ist jenes lohnende Feld der

I Kohle und deren Consum. 105 Technik, von welchem wir noch höhere Erfolge erwarten, als von allen anderen hier bisher in Betracht gezogenen Factoren.

Die möglichst vollständige Ausnutzung des Brennmatcriales bildet auch in der Tliat eine jener Aufgaben, deren Lösung gegenwärtig zu den Lebens-bedingungen der Grossindustrie gerechnet werden darf. Wir sehen durch R a u c Ii v e r z e l i r u n g s - Ap p a r a t e der verschiedensten Art schon sehr nennenswertheResultate erzielt; ein von DE CIIODZKO eonstruirter „Fumivore"

soll, indem er eine höhere Oxydation, daher vollständigere Verbrennung der Coaksschichten bewirkt, durchschnittlich 20 Percent an Brennstoff ersparen; bei den von dem Oesterreicher ZEII angegebenen Feuerungsanlagen mit beweglichen Rosten wird selbst Kohlenklcin und Kohlenstaub fast vollkommen verbrannt und es bleibt nur reine Asche zurück ; ein von T I I I U R K Y erfundener Apparat bewirkt durch Anfachen des Feuers mittelst Strahlen überhitzten Dampfes, dass mit dem nämlichen Quantum von Brennmateriale der Wärmceffect, wie

T H I E I U I Y angibt tun 40 Percent, wie neuere Versuche zeigen um 13 Percent gesteigert wird *). ,

Wenn diese wenigen Beispiele in einer Beziehung unsere allgemeine Behauptung illustriren mögen, so sehen wir andererseits durch sinnreiche

Verbesserungen der Apparate für die G r o s s h e i z u n g das nämliche Ziel erreicht. Wir nennen nur H O F M A X N ' S Gircularofen, welcher zum ununter-brochenen Brennen von K a l k , Coment, Ziegeln , Tcrracotten u. s. w.

dient und gegenüber den bisher üblichen Ofenconstructioncn bis zu 7 5 Per-cent an Brennmateriale ersparen soll**). Wir erinnern ferners-an die in der Metallurgie und bei vielen chemischen Industrien schon fast unersetzlich gewordenen, aber auch in der Glas- und Thonwaaren-Fabrikation und zahl-reichen verwandten Gewerben eingeführten SiEMENs'schen Gasöfen; die-selben erzeugen nicht nur die höchsten Temperaturgrade, sondern verviel-fältigen auch den Nutzeffeet der Brennstoffe. Und endlich nennen wir eine österreichische Erfindung, welche auf dem Champ de Mars selbst erprobt wurde und die Ersparniss von Brennmateriale in ein Gewerbe verpflanzt, welches bisher sehr-verschwenderisch damit umging: W O C I I E N M A Y R ' S Back-ofen ***).

Schon aus dieser flüchtigen Revue des Hervorragendsten wird ersichtlich, dass privatwirthschaftliehe Rücksichten selbst dazu gedrängt h a b e n , die

*) Vgl. den Berieht des Herrn Prof. K. J eil n v (IV. S. 51 ff.).

**) n i e a u s f ü h r l i c h e Beschreibung findet mau in dem Berichte des Herrn lug. ß ö m e h e s (IV. S. 3 2 7 ) . .

* * ' ) Vgl. den Berieht des Herrn H. Ulli (VII. S. 2 2 2 ) .

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Consumtion des Brennstoffes nach rationelleren Methoden zu regeln. Gerade darin aber dürfen wir auch ein wesentliches Vorbeugungsmittel gegen das Entstehen einer allgemeinen Kohlennoth erblicken.

Und was dann, wenn alle diese Mittel erschöpft sein werden und die Kolilenvorräthe unseres Planeten ihr Ende erreichen? Es ist nicht schwierig, sich über diesen Tlieil der Zukunftswirthschaft unserer Epigonen zu trösten.

Schon kennen wir mehrere neue Ersatzmittel der Kohle; das Petroleum ist das jüngste, aber nicht das letzte. Schon arbeiten geschäftige Geister, um dieses, Jahrhunderte lang unbeachtet gebliebene Product nicht bloss als Beleuchtungs-, sondern auch als Belieizungsmateriale zu verwenden. Andere kühne Forscher wollen die mythische That des Prometheus zur Wahrheit machen und die Wärme der Sonnenstrahlen selbst als bewegende Kraft aus-nützen. So wird auch liier die intellectuelle Macht einst ersetzen, was die physische nimmer zu leisten vermöchte.

2. EISEN UND STAHL. DIE EISENVERSORGUNG DER ZUKUNFT.

Es ist bekannt, dass der Gehrauch des Eisens die gegenwärtige Epoche der Menschheit gegenüber dem vorangehenden St und Bronze-Zeitalter ein-geweiht hat. Wir haben uns in dieser Eisenzeit aber schon so lange auf der Erde breit gemacht, dass das Bediirfniss nach ewigem Wechsel und der uner-müdliche Fortschritt auch hier keine Ruhe gestatten. So gehen wir denn festen Schrittes eben jetzt in eine neue Culturperiodc, in die S t a h l z e i t über.

Wenn den Archäologen kommender Geschlechter aucli nur stumme Zeugen der Geschichte vorliegen sollten: aus den metallenen Denkmälern, welche wir ihnen hinterlassen, werden sie immerhin auf den Charakter unserer gesummten Entwicklung schliessen können.

Trotz dem Flitter und Tande, trotz der Massenwaare und Imitation darf die Gegenwart doch das Verdienst für sich beanspruchen, auch der Solidität und Dauerhaftigkeit gebührend Rechnung zu tragen.

In dem Streben, namentlich bei den g r o s s e h Werken unserer Zeit, das schlechtere Materiale stets durch besseres zu ersetzen, spielen eben Eisen und Stahl die erste Rolle. Wir bauen allerdings nicht mehr Pyramiden, welche, einer Idee zum Opfer gebracht, Jahrtausende lang das Staunen der Menschen erregen sollen, aber wir bauen Verkehrsmittel, Paläste, Stadttheilc aus Eisen und Stahl.

Diese Richtung der modernen Technik ist eine der Hauptursachen des ungeheuer steigenden Eisenconsums und sie rechtfertiget auch, dass man das Eisen heute als eine der wichtigsten Existenzbedingungen der