• Nem Talált Eredményt

Verliältnissmässig am geringsten ist die Ausbeute, welche die Ausstel-lung hinsichtlich der Einführung neuer Thierarten oder der Verwendung neuer thierischer Producte bot.

Es scheint, dass die Acclimatisirung im eigentlichen Sinne nicht berufen ist, die in wirthschaftlicher Beziehung wichtigen Thierarten zu vermehren;

wenigstens hat die letzte Epoche Nichts gebracht, was als Beleg dafür ange-führt werden könnte. Die bisherigen Versuche haben allerdings einige wissen-schaftlich interessante Resultate und Curiositäten geschaffen ; allein absolut

*) Wir kommen in einem späteren Capilel auf die bezüglichen statistischen Daten z u r ü c k .

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neue Arten, welche an Nützlichkeit mit unseren alten einheimischen l-latis-thieren wetteifern könnten, sind nicht eingebürgert worden. Desto erfolg-reicher sind die Bemühungen, solche Tbiergattungen einzuführen, welche schon anderwärts unter Lebensbedingungen vorkommen, die den ihnen zu bietenden ähnlich sind; also die Ü e b e r t r a g u n g ; nicht dieAcclimatisirung;

— ferner die Bestrebungen der heutigen Landwirtschaft, einheimische Racen durch Inzucht und Kreuzung zu vervollkommnen. Die fortg&etzte Auswahl der vorzüglichsten Individuen und die richtige Erkenntniss derjenigen natür-lichen Bedingungen, unter welchen gewisse Eigenschaften fortgepflanzt werden: Klima, Nahrung und Verwendungsart, haben die animalische Pro-duetion namhaft gehoben und gewissermassen die A r b e i t s t h e i l u n g in die Viehzucht eingeführt; und zwar in doppeltem Sinne. Erstens in d e r Art, dass sich einzelne Landwirthe immer ausschlicssender nur mit gewissen Specialitäten befassen und dadurch ebenso, wie es in der gewerblichen Arbeit der Fall ist, vorzügliche Qualitäten produciren. Dann aber auch in d e m Sinne, dass man nicht alle Vortheile zugleich aus der Viehzucht erwar-tet, sondern vorwiegend auf ein einzelnes bestimmtes Ziel zusteuert. So sehen wir eine immer bewusstere Sonderung der Racen, je nachdem sie als Mast-vieli? zur Milcherzeugung, als Arbeitsthiere, zur Wollegewinnung u. s. w.

bestimmt sind; ja um diese consequenter durchzuführen, geht man sogar von gewissen Nebennutzungen der Hausthiere ganz ab und concentrirt die gesammte Sorge auf Erzielung einzelner vorzüglicher Eigenschaften *). Auf solchem AVege ist man denn auch zu Leistungen gelangt, welche in jeder Beziehung staunenerregend sind. Die Preislisten aller jüngsten Viehausstel-lungen zeigen Gewichtsangaben von Mastvieh, welche wolil ein Landwirth aus dem Anfange unseres Jahrhundertcs für schwindelhafte Uebertreibungen halten würde **). Die an einer anderen Stelle des Berichtes enthaltene

Milch-*) In E n g l a n d ist Beispielsweise das P f e r d fast d u r c h g ä n g i g an die Stelle des Avheitsoclisen g e t r e t e n , um nicht auf die Z u g k r a f t , s o n d e r n nur auf den Milchreiclithum o d e r die Mastlähigkeit d e r Rinder das Hauptaugenmerk richten zu müssen. (Vgl. den Bericht des Herrn. P r o f . Dr. F u c h s , X., Seite 2 6 2 . Aehnliches e r w ä h n t hinsichtlich d e r Geflügelzucht H e r r llaron W a s h i n g t o n , X., Seite 2 7 3 ) . Jedem Schaf/dichter ist bekannt, dass das feine Wollschaf z u r F l e i s c h p r o d u c t i o n u n b r a u c h b a r i s t ; weil man nun die Wolle l e i c h t e r aus fernen Gegenden z u f ü h r t , als das Fleisch, sieht man in E n g l a n d hauptsächlich auf g u t e Mastschafe und Einige b e h a u p t e n s o g a r , dass, wenn man d o r t eine Art Schafe ganz ohne Wolle h e r v o r b r i n g e n könnte, dies die v o r t h e i l h a f t e s t e V e r w e r -tlning derselben w ä r e . (Vgl. Dr. C . v . S e h e r z e r , coniui. stat.Theil des N o v a r a - W e r k e s , II. S . 2 5 4 ) . Die Vielen noch als Ideal g e l t e n d e V e r b i n d u n g z w e i e r v o r z ü g l i c h e r Qualitäten in den Individuen e i n e r Race wird stets Halbheiten z u r F o l g e haben.

**) Die mit der P a r i s e r W e l t a u s s t e l l u n g v e r b u n d e n e Viehschau in Billalicourt w a r ziemlich v e r -u n g l ü c k t , kann also nicht z -u r A n f ü h r -u n g von Beispielen dieneil: d e n n o c h kamen a-uch d o r t einzelne p r ä c h t i g e Mastthiere v o r : ein A ' / . j ä h r i g e r Normanne mit 1320 K i l o g r . , ein 42 T a g e altes Kall) mit 275 K i l o g r . , ein 17 Monate altes Y o r k s h i r e - B e r k s h i r e r Schwein mit 3 3 5 Kilogr. (X., S. 25'J u. 2 6 5 ) .

I Fleischconservirung etc. 3 7

ertrags-Tabelle ist ein Nachweis des klaren Einblickes, welchen man in diese Seite der Viehwirthschäft gewonnen hat, und wie man heute durch richtige Inzucht und Paarung bei gleichem Futteraufwande zu weitaus höherem Ertrage gelangt, als bei dem blossen Empirismus der früheren Zeit *).

ANIMALISCHE NAHRUNGSMITTEL.

1. FLEISCH-ZUFUHR TOD CONSERVIRUNG. — FLEISCHEXTRACT.

Die liier angedeuteten Richtungen sind weder die einzigen, noch die wichtigsten, nach welchen wir heute die Frage der aus dem Thier-reiche zu ziehenden Nahrungsmittel behandelt sehen. Mindestens eben-bürtig, wenn nicht überragend ist das auf der Pariser Ausstellung mannigfach repräsentirte Streben der Gegenwart, die Viehzucht jener Gebiete, welche ausgedehnte Weiden und niedrige Bodenpreise haben, für den Markt der dichtbevölkerten Staaten Europa's auszunützen.

Die verbesserten Communicationsmittel nehmen daran einen grossen Antheil, insoferne sie die Zufuhr von Vieh auf grosse Entfernungen ermög-lichen oder erleichtern. Der seit Jahren regelmässig eingerichtete Transport von Vieh aus dem Nord-Osten nach dem Westen und Süden Europa's bietet dafür einen deutlichen Beleg; denn man rückt im Zusammenhange mit der Vergrös-serung des Eisenbahnnetzes und der Vermehrung der Wasserstrassen immer zu entfernteren Bezugsquellen vor. Allein die grossartigsten Fort-schritte der neuesten Zeit sind noch in anderer Richtung zu suchen.

Die Wissenschaft hat es schon ermöglicht, unsere Fleischnahrung von den Prairien Südamerika's undtheilweise auch aus Australien zu beziehen. Wir entnehmen dem Fleische des am La Plata und in Chili weidenden Büffels die Nahrungsbestandtlieile, und führen sie in concentrirter Form nach Europa, um den Reichthum der freigebigen Tropenwelt liier zu gemessen und die karg bemessenen Bodenkräfte unseres Landstriebes einer anderen, intensiveren und deshalb einträglicheren Nutzung vorzubehalten. Nicht nur, dass der Viehstand jener transatlantischen Gebiete ein sehr grosser ist, sondern — und das fällt hier zumeist in die Wagschalc — die Produetionskosten des

In einem Berichte iiher die :un 4. Mai 1842 in Wien abgehaltene Viehaiisstellung finden wir die A n g a h e , das.s die v n r/. ii g l i e Ii s t e n n n g a r I s c Ii e n M a s t o c h s e n im Durchschnitte 834 Kilo- ( j grannn w o g e n ! IJie IJilTerenz, ist Interessant g e n u g .

*) L a d , v. W a g n e r iiher Classe 69, (VIL, S. 4 1 ) ; die j ä h r l i c h e Milchgewinnniig, auf g l e i c h e Qualität r e d n e i r t , b e t r ä g t hei der ungarischen Bace nur 771, hei der Holländer dagegen 3006 Liter. .

Fleisches stellen sich dort weitaus niedriger, als in den europäischen Staaten*).

Man glaubt fast Märchen aus „Tausend und Einer Nacht" zu lesen, wenn man die Berichte über die Viehzucht jener reich gesegneten Länderstrecken vor sich hat. Nichts ist gewöhnlicher — lieisst es in einem derselben über U r u g u a y — als Heerden von 8 —10.000 Rindern anzutreffen. Einzelne Eigenthümer haben bis zu 100.000 Stück Hornvieh; aber viele besitzen

20 — 50.000 Stück. Man hat Schafheerden in der Stärke von 30.000 Stück gesehen. Es ist nicht lange her, dass der stärkste Ochse um einen Piaster (circa 2 Frcs.) verkauft wurde. In der a r g e n t i n i s c h e n Republik soll eine Quadrat-Legua (2700 Hectaren) guten Weidelandes der Pampas 2000 Stück Hornvieh sammt. den zum Wirthschaftsbetriebe nöthigen Pferden, Maultliieren und Eseln ernähren, und eine gleich grosse Fläche genügt zur Fütterung von 12.000 Schafen. In C h i l i wird angenommen, dass der Besitzer von Horn-vieh auf einen jährlichen Zuwachs von 30 Percent (!) rechnen kann, so frei-gebig ist die Natur, und dort reichen 2000 Hectaren Luzerner Boden, ohne

dass sie einer eigentlichen Cultur bedürften, als Weide für 4000 Rind er aus. Da nun bei der dünnen Bevölkerung die Grundstücke verhältnissmässig sehr geringen Preis haben, und die Kosten der Stallfütterung dort ganz entfallen, so sind begreiflicher Weise auch die Fleischpreise sehr niedrig. Bevor die europäische Cultur diese Gegenden berührte, hat man deshalb dort nur Fleisclinabrung und gar kein Brot gekannt; eine grosse Anzahl von Tliieren wurde nur der Häute wegen geschlachtet, ja am La Plata haben die Einge-borenen die Feuerung der Ziegelöfen mit lebenden Thieren versehen, welche sie für ein ökonomisches Brennmateriale (!) hielten, und noch jetzt wird ein Theil des Fleisches wegen ünverkäuflichkeit zur Bereitung eines künstlichen Guano verwendet **). Gegenwärtig wird die Zahl der in den verschiedenen Staaten Siidamerika's jährlich geschlachteten Rinder auf 3,600.000 Stück

*) Der g r ö s s t e Viehstapel g e h ö r t a l l e r d i n g s R u s s l a n d a n ; die Zahl d e r R i n d e r w i r d auf 2 71/ . Mit]., j e n e d e r o r d i n ä r e n Sehafe auf 43 Mill., der Merinoschafe auf f i ' /2 ATill., d e r S c h w e i n e auf 10 Mill. Stück a n g e g e b e n . Zunächst f o l g t dann das Becken des L a P l a t a mit 18 Mill. Stück Rornvieh und 60 Mill. Stück Schafen. Die V e r e i n i g t e n S t a a t e n von N o r d a m e r i k a h a b e n an eigentlichem Schlachtvieh g e g e n 15 Mill. Stück, an Rindvieh ü b e r h a u p t g e g e n 2 51/ . Mill. Stiiek, an Schafen n u r 2 2 % Mill. Stück. F r a n k r e i c h zählte im Jahre 1862 14 Mill. Stück Rindvieh und 3 3 Mill. Stiiek Schate. In O e s t e r r e i c h w u r d e nach dem letzten Census ( 1 8 5 7 ) die Zahl des R i n d -viehes ( S t i e r e , Ochsen, Kühe und J u n g v i e h ) mit 14 Mill. Stück, j e n e d e r Schafe mit 17 Mill. Stück ( o f f e n b a r zu niedrig und u n r i c h t i g ) a n g e g e b e n . F ü r G r o s s b r i t a n n i e n w u r d e im J a h r e 1866 d e r Stand des Rindviehes mit 8 % Mill.,-der Schafe mit 2 6 % Mill. S t ü c k e r h o b e n . S p a n i e n s historisch b e r ü h m t e r Viehstand b e s t e h t g e g e n w ä r t i g nur m e h r aus circa 3 Mill. Stück Rindvieh und 22 Mill. Stück Schafen, und P r e n s s e n z ä h l t e im Jahre 1 8 6 6 ü b e r 7 % Mill. Stück Rindvieh und 2 2 ' /2M i l l . Stück Schafe.

**) Vgl. über diese D a t e n : Les etats Americains pur L. Teure, Paris 1867, d a n n : La confe-derution Aryentine d l'expos. ttniv. Paris 1867 und Republique de l'Uruyuay, Puris 1867.

I TMoischconservinnig et c.. 3 9

geschätzt. Die Grösse dieser Prodnction wird· am besten anschaulich, wenn, man damit vergleicht, dass die gesammte Mehrausfuhr Oesterreichs an Rind-vieh (Ochsen, Stiere), in den letzten Jahren zwischen 10 und 30.000 Stück betrug.

Auch A u s t r a l i e n bietet ähnliche Schätze an Fleisch durch seine zahl-reichen Schafheerden. Diese haben in den letzten sechs Jahren um 50 Percent zugenommen. Auch hier schenkt die Natur ihre Gaben in reichem Masse; der Squatter hat keine Mühe auf die Urbarmachung· oder Bearbeitung des Bodens zu wenden; wie er ihn findet, so treibt er sein Vieh darauf und die natürliche Weide reicht zur Fütterung völlig aus. Nicht einmal eingefriedet waren diese

„stations" oder „rum" in der ersten Zeit und erst jetzt beginnt, man in Victoria deren gegenseitige Abgrenzung vorzunehmen. Gegenwärtig schätzt man die Zahl der Schafe in ganz Australien auf 30 Millionen; ihre Verwer-thung aber war bisher grossentheils auf die Wolle beschränkt und noch jetzt wird das Pfund Hammelfleisch von reisenden Schlächtern mit 1 Penny (4'/4 kr.) bezahlt.

Um die grossen Fleischvorräthe dieser fernen Gebiete den europäischen Märkten zugänglich zu machen, hat man nun verschiedene Mittel ersonnen, deren einige in jüngster Zeit schöne Erfolge zeigen und deshalb schon eine ausgedehnte Anwendung finden. Die empirische Praxis der Landwirthe Cliili's verstand es nur, durch Trocknung und Einsalzung das Fleisch für die nächsten Consumtionsorte: Peru und die Küstenländer des stillen Oceans transportfähig zu machen. Schon zweckmässiger ist die in Uruguay übliche Zubereitung des Tasajo und Cliargue, welche die Versendung des Fleisches nach Brasilien, dann bis nach Cuba, als Hauptnahrung der Neger der IJavana, und endlich selbst nach Europa ermöglichte, aber demselben noch immer den grössten Theil des Nahrungswertlies entzieht, daher auch keinen besonderen Aufschwung nimmt. Eben so wenig scheint das Fleisch-Biscuit aus Texas berufen, in der Approvisionirung Europa's irgend eine Rolle zu spielen.

Desto mehr versprechen aber die vielfältigen, auf richtigen chemischen Grundsätzen beruhenden C o n s e r v i r u n g s - M e t h o d e n und die Gewinnung des F l e i s c h e x t r a c t e s . Es wird über diese wissenschaftlichen Fortschritte an anderer Stelle des Berichtes *) so ausführlich gesprochen, dass wir uns hier auf wenige Worte beschränken können. '

Alle C o n s e r v i r u n g s - M e t h o d e n bezwecken die Beseitigung der-jenigen Factoren, welche eine Zersetzung· der organischen Substanzen

ein-Vgl. diu chemisch technischen Angehen ¡11 dem Berichte des Herrn Prof. Dr. B a u e r (VII., Seite »2 ff.).

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leiten oder begünstigen. Luftdichter Verschluss, sei es in Büchsen oder in Hüllen von Paraffin ( R E D W O O P ' S Patent), Behandlung mit schwefliger Säure, schwefligsauren Salzen, Kochsalz und anderen die Oxydation hemmenden Stoffen bilden das Wesen dieser, für die Nalirungsindustrie so bedeutenden Bestrebungen. In London hat man bereits nach M. C A L L ' S und S L O P E R ' S

Metbode conservirtes Ocbsenfleiscli aus den Pampas Südamerika^ das Pfund zu 4 Pence (17 kr.) verkauft; die Ausstellung zeigte ebenso australisches Hammelfleisch' und Rindfleisch der Meat-preserviny faetory in Melbourne, und in jüngster Zeit soll bereits Fleisch aus Australien in London um 5 Pence ( 2 1 k r . ) zu haben sein; grossartige und ununterbrochene Zufuhr wird von dort, namentlich von Victoria in allernächste Aussicht gestellt; eine auf

REDVVOOD'S Patent basirte englische Gesellschaft endlich hofft demnächst Fleisch aus Südamerika in Paraffin eonservirt um den Detailpreis von 4 — 6 Pence (17 — 25i/2 kr.) das Pfund auf den europäischen Markt zu bringen.

Um einen bedeutsamen Schritt weiter geht man bei der Erzeugung des F l e i s c l i e x t r a c t e s ; hier erreicht man nicht bloss den Vortlieil, das Fleisch aus billigen Produetionsgebieten den dichtbevölkerten und Consumtionsländern mit hohen Preisen zuzuführen, sondern man erspart auch die, bei einfach con-servirtem Fleische auflaufenden Kosten der todten Fracht für die Faserstoffe und leimgebenden Gewebe, indem man lediglich die unersetzbaren Nahrungsbestand-tlieile des Fleisches in alle Welt versendet, das Uebrige minder werthvolle aber am Productionsorte zuriicklässt. Es ist bekanntlieh das Verdienst des Freiherrn von L i e b i g , durch zwanzigjährige unermüdliche Thätigkeit die Fabrikation von Fleischextract in's Leben gerufen zu haben. Der Fleiscli-extract entnimmt den in so geringem Werthe stehenden Rindern ferner Erd-theile dasjenige, was wir. im Westen Europa's nur mit grossen Kosten pro-duciren können und'was für uus den höchsten Werth hat: die Baustoffe des menschlichen Körpers. In der Form des Fleiscliextractes erhalten wir von dort das Kreatin, Kreatinin und Sarkin mit den organischen nicht kristal-lisirbaren Stoffen und Salzen, d. h. diejenigen Extractivstoffe, welchen die Fleischbrühe ihren Geschmack und ihre Wirksamkeit verdankt und welche, mit Eiweisskörpern vegetabilischen Ursprunges gemengt, uns den vollen Nährwerth des Fleisches verschaffen *). '

Die in Fray-Bentos bestehende Fabrik der englisch-belgischen Actien-gesellschaft: „Liebig Extract of meat Company"· erzeugte im J. 1867 bereits täglich 2000 Pfund Extract und gedenkt das Productions-Quantum im J. 1868 auf 1 Mill. Pfund zu steigern; andere Fabriken derselben Gesellschaft in

*) Näheres d a r ü b e r in dein o. a Berichte (VII., S . CO (f.).

I Künstliche Fischzucht, Austernzucht etc. 41 Entre Rios unil der Provinz Rio grande, dann kleinere amerikanische Etablissements in .Buenos-Ayres und Montevideo, und das australische Etablissement· von A L L E N & H A N B U R Y in Sidney versprechen für Europa eine reichliche Zufuhr dieses wichtigen Nahrungsmittels. Bedenkt man, dass die Technik des Verfahrens noch in der Kindheit steht und fortwährend Verbesserungen eingeführt werden, dann dass die ökonomischen Bedingungen der Production noch stets richtiger organisirt, daher auch die Preise des Extractes unausgesetzt erniedriget werden, so wird man die ganze Trag-weite dieser modernen Errungenschaft einsehen. Die geniale Idee ist einmal gegeben; mag auch ihre praktische Anwendung noch keine erhebliche und ausgedehnte s e i n , so wird sie es bald w e r d e n .

2 . H E B U N G D E S F I S C H Z U C H T , A U S T E E N Z U C H T u . s . w .

Den Bestrebungen, welche wir bisher geschildert haben, stehen jene Fortschritte würdig zur Seite, welche die Vervverthung des Fischfleisches als N a h r u n g s m i t t e l einerseits durch Erhöhung des Fischreichthums der eige-nen Gewässer und andererseits durch Zufuhr der in fereige-nen Meeren und Strömen gewonnenen geniessbaren Wasserthiere bezwecken. Es bedarf in der ersten Beziehung nur des kurzen Hinweises auf die seit ungefähr zwei Decennien prak-tisch angewendete Methode der k Ii n s 11 i c h e n F i s c h z u c h t, dann auf die An-strengungen zur künstlichen Zucht der Au s t e r n , Hummern, Langusten, Krab-ben und Seesterne, der Miesmuscheln und anderer geniessbaren Mollusken um in uns das Bewusstsein zu wecken, wie sehr die intellectuellen Fortschritte geeignet sind, der Natur immer neue Gaben abzuringen *). Der Mensch ver-nichtet wohl häufig Lei e i n e r Mahlzeit die Keime und Embrios von Tausen-den dieser kaltblütigen Geschöpfe des Wassers, aber sein Erfindungsgeist weiss auch mit e i n e m Handgriffe neue tausend Eier zu befruchten und hier zu ersetzen, was er dort zerstört.

Welche Modificationen miissteMalthu s heute an seinem; einst Europa ge-spensterhaft bedrohenden Populationsgpsetze vornehmen, wenn er hören würde, dass wir es in unserer Macht haben , Flüsse und Seen wieder zu bevölkern und diesen Tlieil der organischen Natur fast zu einer Werkstätte zu machen, in welcher man willkürlich producirt, was man benöthiget?

Frankreich, England, Deutschland und Oesterreich haben tlieils durch öffentliche Fischzuchtanstalten, wie jene von Hüniiigen, Stormontfield (bei

*) S. die Berichte der Herren Dr. L o r e n i. und Bar. W a s h i n g t o n (X., Seile 299 ff. u. 312 ff.).

Pertli in Schottland) München, Salzburg, die Etablissements von Concarneau, Arcachon, Ile délié, Oléron u. A., theils durch Fischzuchtvereine und zahl-reiche Privatunternehmungen schon vorzügliche Erfolge aufzuweisen.

Neben der künstlichen Fischzucht und Hand in Hand mit ihr gelten die Acclimatisationen der Fische fremder Gewässer. Endlieh danken Schottland, Irland, Frankreich, Schweden und Norwegen eine beträchtliche Vermehrung des Fischreichthums ihrer Flüsse den L a c h s-S t e g e n , Anlagen, deren ver-besserte Modelle die Ausstellung uns ebenfalls vorgeführt hat. Liegen auch leider noch keine genaueren statistischen Angaben über dasjenige vor, was durch diese vereinten Bestrebungen schon thatsächlich erreicht wurde, so können wir doch aus einzelnen Daten darauf sehliessen.

Die kaiserliche Fischzuchtanstalt in Höningen hat seit ihrer Gründung weit Uber hundert Millionen Eier in alle Welt versendet und würde von diesen auch ein beträchtlicher Theil (15 — 20 Percent) verloren sein, so haben wir doch von dieser e i n e n Seite schon einen namhaften Zuwachs des Fisch-reichthums der Gewässer zu verzeichnen. Die Anzahl der in den Parks von Arcachon am 1. Jänner 1867 befindlichen Austern wurde auf mindestens 34 Millionen Stück geschätzt, und die Menge derjenigen, welche zur Anlage neuer Austernbänke oder zu anderen Zwecken schon abgegeben wurden, zählt ebenfalls nach Millionen. Verlässliehen" Angaben zufolge trägt eine Hec-tare des Austernparks den Oonccssionären mindestens 1000 — 1 5 0 0 Francs Reingewinn. Die Insel Oléron besitzt seit 1863 über 2000 Productions-Parks, welche einen jährlichen Ertrag von 30—70 Millionen Stück Austern, je nach der Gunst der Umstände, abwerfen. Längs des ganzen

französi-schen Littorale-bestehen bereits 55.000 Etablissements zur Anzucht von Müscheltliieren aller Art und 25 Fischbassins mit einem Flächeninhalt von mehr als 600 Ilectaren. Von den auf der englischen Insel Hayling und ihrer Umgebung angelegten Austernparks ergab die eine Hälfte, als man im September 1867 eine Stichprobe anstellte, die zuversichtliche Aussicht auf eine in den Jahren 1870 —1872 zu ziehende Ernte von mindestens 80 Milli-onen Austern und man vermag dort dem Begehre nach solchen Seegriinden, welche zur Anlage von Parks geeignet sind, gar nicht nachzukommen*).

Ein bekannter irländischer Landwirth äussert sich, es sei einträglicher, Fische zu züchten als Schafe, und das Ergebniss des Fischfanges der Graf-schaft Galway hat sich in einer Periode von 16 Jahren verzehnfacht. Aus

*) Wir r e g i s t r i r e n hier, ohne uns ein Urtheil anzunmssen, j e n e T h a t s a e h e n , w e l c h e wir g l a n h -wiirdigen Quellen entnehmen k o n n t e n . Ein ö s t e r r e i c h i s c h e r Fachmann soii freilich hei e i n e r j ü n g s t e n Bereisung dieser Gegenden die Verhältnisse ganz nnders v o r g e f u n d e n hohen, als sie g e m e i n i g -lich g e s c h i l d e r t w e r d e n , dessen Bericht ist edocli noch nicht pnldicirt.

I Künstliche Fischzucht, Austcrnzucht etc. 43 Schottland hören wir, dass in wenigen Jahren der Ertrag der Lachsfischerei · im Tayflusse um 10 Percent gesteigert wurde; ein Grossgrundbesitzer erzählt selbst, dass die Fischerei im Speyflusse, welcher vor Kurzem noch steril war, jetzt jährlich 2000 Pf. Sterling einbringt, und in Australien ist es gelungen, den Lachs, einen bislang dort unbekannten Leckerhissen, durch künstlich bebrütete Eier aus den englischen Gewässern heimisch zu machen *).

Auch die in Oesterreich**) durch die „erste Centralanstalt für künstliche Fischzucht" in Salzburg und durch die rühmenswerthesten Bestrebungen ein-zelner FischzUchter bereits erzielten Erfolge berechtigen zu den schönsten Hoffnungen.

Der andere Weg, um den Fischreichthum der Erde gehörig auszunützen, besteht in der Conservirung der auf grosse Entfernung vom Consumtions-gebiete gefangenen Fische, um deren Transport zu ermöglichen. Die Behand-lung der Schellfische in Norwegen, der grossartige Häringfang in den nördlichen Meeren ,' die Marinirung der Lachse, Forellen und Sardinen, sind längst bekannte Methoden des Conservirens; sie werden gegenwärtig nur insoferne ökonomisch gefördert, als ihnen die Verbesserung des Ver-kehrswesens namhaft zu Statten kommt. Grösstentheils ihnen dankt Norwegen eine jährliche Einnahme von nahezu 50 Millionen Francs und Russland nahezu 70 Millionen Francs.

Ein neuerer Fortschritt aber, welchen wir hier hervorzuheben wünschen, ist die Anwendung anderer, in vieler Beziehung vorzuziehender Arten der Aufbewahrung. Zuerst gehört hielier die Conservirung der Fische in Eis;

beinahe ein Drittel aller in Russland zur Versendung bestimmten Fische soll im gefroreneu Zustande auf die Schiffe geladen werden; ebenso haben seit einigen Jahren (1860) englische Speculanten ihr Augenmerk auf die Makrelen Norwegens gerichtet und, um diese Fische nicht zu mariniren,

*) Der T r a n s p o r t d e r E i e r e r f o l g t e in eisgekiihllen Biiehsen. T r o t z d e r dreimonatlichen Reise blieben die E i e r so g u t e r h a l t e n , dass sie in Australien b e b r ü t e t w e r d e n konnten.

**) Was O e s t e r r e i c h betrifft, findet man umfassende Angaben in dem Berichte ü b e r die l a n d -und f o r s t w i r t h s c h a f t l i c h e Ausstellung vom Jahre 1866 ( S e i t e 375—üS.'i) -und Statistisches auch in d e r F e s t s c h r i f t : „ D i e B o d e 11 c u l t u r v e r h ä l t i l i s s e O e s t e r r e i c h s , " Wien 1868. W i r f ü g e n n u r einige n e u e s t e , uns durch die Güte des H e r r n Direetors N a w r a t i l z u g e k o m m e n e Daten hinsichtlich d e r „ersten ö s t e r r e i c h i s c h e n Central-Anstalt f ü r künstliche F i s c h z u c h t in S a l z b u r g " hei. D i e s e s j u n g e Institut h a t in der 1. Cainpague n a h e z u 100.000 E d e l f i s c h - E i e r , in der 2. nahezu 200.000, in der 3.

nahezu 300.000 E i e r im Kaiserstaate v e r s e n d e t und in den eigenen Bassins die Aufzucht und K r e u l z u n -g e n ebenso e r f o l -g r e i c h b e t r i e b e n . Die zur Anstalt -g e h ö r i -g e n freien Fischwässer zei-gen t r o t z d e r J u g e n d der C u l t u r b e s t r e b u n e e n doch schon in F o l g e d e r rationelien Bewirthschaftung schöne Accli-niatisations- und Z ü e h t u n g s r e s i i l t a l e ; so gedeiht beispielsweise der Rheinlachs ganz e n t s p r e c h e n d iin Wallersee und d e s s e n F l u s s g e h i e t .

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, grosse Eismagazine an der norwegischen Küste erbaut, in welchen sie die Makrelen aufbewahren, bis die Conjunetur es räthlich macht, dieselben — auf eigenen Eisschiffen — auf die Märkte Englands zu bringen *). Endlich seien diejenigen Conservirungs Methoden auch hier erwähnt, welche für Fleisch überhaupt angewendet werden, und an einer anderen Stelle dieses Berichtes ausführlich besprochen sind **). Mit Hilfe der chemisch-physikali-schen Fortschritte, auf welchen alle diese rationellen Bestrebungen basirt sind, vermögen wir, ohne den Nahrungswerth des Fischfleisclies zu zerstören, dessen lange Aufbewahrung zu sichern,· auch in dieser Beziehung stellt uns also die Intelligenz und das Wissen hoch Uber jene Naturmenschen, welche, wie die Warraus-Indianer ihre Fische nur räuchern können.

3. MILCH, MILCH-CONSERVEN, EI-CONSERVEN, NEUE KÄSE.

Wir dürfen unsere Umschau im Kreise der aus dem Thierreiche gezo-genen Nahrungsmittel nicht schliessen, ohne noch jener Fortschritte zu gedenken, welche uns in der Versorgung mit Milch und den damit zusam-menhängenden Producten von localen Verhältnissen immer unabhängiger machen.

Bis vor Kurzem war es das Privilegium der nächsten Umgebung grosser Städte, diesen Milch und Milcliproducte zu liefern,· der bekannte T h ü n e n unterschied noch mit Reeht Zonen der Cultur, deren intensivste:

Gemüse- und Futterbau er den Consumtionsceiitren am nächsten legte.

Heute sind diese Gesetze nur halb oder gar -nicht mehr richtig. Wir lassen das Milchvieh ferne von den grossen Knotenpunkten des Verkehrs züchten und füttern, und führen nur das Ergebniss dieser Viehzucht in con-servirter oder concentrirter Form den Consumenten zu; den Grund und Boden in der nächsten Nähe der Städte aber, welcher oft den zehn- und mehrfachen Werth jenes in der Gebirgseinöde oder auf der Puszta gelegenen hat, ver-wenden wir zu Bauten, industriellen Anlagen, Gärten, und ziehen aus ihm iiier und dort den höchsten Nutzen. Erzeugung und Verzehrung, Grundrente und Lebensmittelpreise werden dadurch von den örtlichen Umständen immer weniger abhängig und die eigentliche Aufgabe der Volkswirtschaft wird immer vollständiger erreicht.

Die Mittel, durch welche sich diese, beiden Theilen, dem Landwirthe und dem Städter, so ungemein vorteilhafte Wandlung vollzieht, danken wir

*) S. den Bericht des Herrn Dr. L o r e n z Seile 2 9 2 — 2 9 8 ) .

" ) Lr. A. IL, il e r (VII, Seite 36 IT.).