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BEWEGTE INSPIRATION

In document DOKTORI DISSZERTÁCIÓ (Pldal 107-115)

Nächtliche Kutschfahrten durch das Bewusstsein

Bewegung ist für Ady wie auch für Rilke der Aggregatzustand der Wahrheit. Beide leben ein Übermaß an Unstetigkeit, um sich in einen Zustand zu katapultieren, der ihnen die Chance bietet, sich selbst in völliger Erneuerung zu begegnen, und sei es auch nur im Hauch eines Augenblicks, streifend. Bei beiden hat Unruhe und manisches Reisen nichts zu tun mit der neuzeitlich wachsenden Sucht nach Mobilität, dem gefräßigen Drang, überall mittendrin und zugleich zu sein, sie sind vielmehr einzig getrieben von dem nur auf den ersten Blick bescheidener daherkommenden Wunsch, den Ort und den Moment einer inneren Wahrhaftigkeit zu finden, da sie sich endlich nicht blockieren lassen durch ihre Verletzungen und nicht nur wie ein Bruchstück ihrer selbst empfinden, sondern für kurze Zeit ganz und in Frieden mit sich selbst.

Nur dann nämlich entwickeln sich die Kraft und das Gespür, diesen Moment sprachlich neu und glaubwürdig fassen zu können. So jagen sie wie die Gejagten nach dem Ort und dem Augenblick der Inspiration. Das Ziel ihrer Getriebenheit, ihrer unruhigen Suche, aller Bewegung und aller Reise, liegt nicht in der Außenwelt, sondern irgendwo versteckt im Labyrinth ihrer eigenen seelischen Spannungen.

Nicht das Faustische „Verweile doch, du bist so schön“ macht sie zu so bewegten Jägern des Augenblicks, sondern der Wunsch nach einer sprachmächtigen Ankunft bei sich selbst, die dann für Sekunden alle Schmerzen und Selbstzweifel in reine Fähigkeit verwandelt. Die Nähe zu solchen Momenten macht beide leidens- und entsagungsfähig, in chancenloser Ferne von diesen Augenblicken der Erfüllung aber werden Ady und Rilke auf ganz ähnliche Weise zu unglücklich Erstarrten, um deren Gesundheit zu fürchten ist, weil gerade die dem Tod direkt in die Arme läuft. „Zeige dich, hier bist du wahr!“, so etwa könnte die Formel ihrer Ankunft heißen. Diese trieb sie an und erzog sie zu Grenzgängern ihrer Zeit und ihres Raumes.

Zwei Gedichte mögen von dieser manischen Lust auf bewegte Begegnung mit sich selbst zeugen, Gedichte, deren Sujet sich sehr zu gleichen scheint, die aber umso deutlicher aussagen, wie gravierend verschieden Ady und Rilke ihre Versuche anbahnen, nach sich selbst zu fahnden.

Nächtliche Fahrt Sankt Petersburg

Damals als wir mit den glatten Trabern (schwarzen, aus dem Orloff´schen Gestüt) –, während hinter hohen Kandelabern Stadtnachtfronten lagen, angefrüht, stumm und keiner Stunde mehr gemäß –, fuhren, nein: vergingen oder flogen und um lastende Paläste bogen in das Wehn der Newa-Quais, hingerissen durch das wache Nachten, das nicht Himmel und nicht Erde hat, – als das Drängende von unbewachten Gärten gärend aus dem Ljetnij-Ssad aufstieg, während seine Steinfiguren schwindend mit ohnmächtigen Konturen hinter uns vergingen, wie wir fuhren –:

damals hörte diese Stadt auf zu sein. Auf einmal gab sie zu, daß sie niemals war, um nichts als Ruh flehend; wie ein Irrer, dem das Wirrn plötzlich sich entwirrt, das ihn verriet, und der einen jahrelangen kranken gar nicht zu verwandelnden Gedanken, den er nie mehr denken muß: Granit – aus dem leeren schwankenden Gehirn fallen fühlt, bis man ihn nicht mehr sieht.100

Dieses Gedicht findet sich im Band Der neuen Gedichte anderer Teil aus dem Jahre 1908 und ist typisch dafür, wie Rilke in einer Mischung aus dunkler Andeutung und eigenwilliger Deutung neue Wahrheiten produziert, die eher musikalisch als rational überzeugen.

100 Rilke: SW I, S. 601 f

Angesichts der überragenden Bedeutung, die Rilke Russland für seine Person zuwies als gefundene Heimat, als Ort, mit dem er sich über alle Maßen bis an sein Ende identifizieren konnte, hat dieses Russland vergleichsweise wenig Spuren im Werk des Dichters hinterlassen.

Um so genauer sollten wir schauen, was er hier tut. Das Gedicht entstand zwischen dem 9. und 17. August 1907 in Paris101, ist also in großer zeitlicher und räumlicher Distanz zur biographisch selbst erlebten nächtlichen Fahrt geschrieben, ja nach sieben Jahren wohl geradezu konzipiert worden, denn es bezieht sich wahrscheinlich auf Rilkes zweite Russlandfahrt mit einem Aufenthalt in Sankt Petersburg vom 26. Juli bis zum 22. August 1900.102

Petersburg ist der Tiefpunkt in Rilkes begeisterter Russlandaufnahme, denn hier glaubt er, auf eine Versteinerung des Unrussischen schlechthin gestoßen zu sein, in dieser künstlich-diktatorisch hingepflanzten Hauptstadt versammelt sich in seinen Augen die ganze Fatalität der vor allem im Stunden-Buch so heftig verdammten großen Städte, in denen es weder menschliches Leben, noch menschliches Sterben gibt. Alles Menschliche wird durch ihre fatalen Kräfte ins Unmenschliche manövriert. Spricht überhaupt etwas für diese Stadt, so ist es der Umstand, dass hier seine Geliebte Lou Andreas-Salomé geboren wurde, die ihn nach Russland führte und so zum entscheidenden Schlüssel seiner wahlheimatlichen Begeisterungen werden konnte. Doch er weilt in der Stadt, und gerade dort drohen schweres Zerwürfnis und Trennung, wie sich einem ängstlichen Brief aus dem Jahre 1900, undatiert, an Lou entnehmen lässt. In diesem Brief bettelt er fast um ihre Nähe, er klagt über Petersburg, spricht von «den fast feindlichen Eindrücken dieser schweren Stadt»103 und wird am Ende des Briefes genauer:

«Du glaubst nicht, wie lang die Tage in Petersburg sein können. Und dabei geht doch nicht viel hinein. Ein fortwährendes Unterwegssein ist das Leben hier, wobei die Ziele alle leiden. Man geht, geht, fährt, fährt, und wo immer man auch ankommt, ist der erste Eindruck der der eigenen Müdigkeit. Dazu kommt, daß man die weitesten Wege fast immer umsonst macht.»104

Und es gibt auch in diesem Brief immerhin eine Petersburger Nacht, die er lieb hat, auch wenn es wohl nicht die Nacht der Kutschfahrt ist, denn er ist allein und zu Fuß:

101 Siehe Rilke: SW I, S. 868

102 Siehe Schnack I (1990), S. 106 ff

103 Rilke: Briefe I, S. 18

104 Ebd. S. 19 f

«Die Mondnacht von Mittwoch auf Donnerstag hab ich auch lieb. Ich ging noch spät an die Newa, an meine Lieblingsstelle, gegenüber der Isaakskathedrale, wo die Stadt am einfachsten und größten ist. Dort war auch mir (und zwar ganz unerwartet) friedlich, froh und ernst zumute…»105

Das hätte er der Stadt nicht zugetraut, dass sie ihn friedlich, froh und ernst stimmt, diesem Fremdkörper des ungeliebten urbanen Westens in dem ihm so heilig gewordenen östlichen Russland. Zu sehr ist Rilke befangen im Muster seiner Verdammung der Stadt, doch er ist eben auch zu sehr Rilke, um nicht jederzeit öffnungsfähig zu sein für sinnliche Überwältigung, für seinen Weg der Entdeckung.

Für dieses Bild der Fremde, von Rilke erlebt in Sankt Petersburg, gilt ganz besonders die scharfsichtige Diagnose Gert Mattenklotts, mit der er seinen Aufsatz Der geistige Osten bei Rilke und Kassner eröffnet:

«Die Bilder der Fremde entstehen immer um einen sentimentalischen Impuls, zumeist einen Seufzer: nicht mehr, noch nicht, weit von hier oder anders von Natur und Wesen. Es mögen Bilder von Sehnsüchten oder Verneinungen sein oder – vielleicht am häufigsten – von sehnsüchtig Verneintem: immer sind es doch Phantasmagorien, die zuerst und am meisten über uns mitteilen, die wir sie erinnern, und erst dann und wann auch etwas über das Ferne und Andere, das sie ausmalen, darüber vielleicht nicht einmal Nennenswertes.»106

Auch das Gedicht der nächtlichen Fahrt verrät mehr über Rilke als über Sankt Petersburg, und weil das so ist, verrät es mehr über Paris als über die Hauptstadt des nach Westen schielenden Russland. Denn Rilke kämpft 1907 eng verbunden mit Malte Laurids Brigge um Paris, das schon längst nicht mehr nur die Stadt ist, von der er eher meinen würde, es stürbe sich hier.107 Paris ist mit der Arbeit am Malte längst zum schmerzhaft geliebten Widerstand gereift, ein harter, aber gerade deshalb idealer Partner auf dem schweren Weg der Selbstfindung. Und so fällt ein entsprechend nachsichtigerer, gnädigerer Blick auch auf das ungeliebte Sankt Petersburg, dem dieses Gedicht die Chance einer Selbsterlösung einräumt. Petersburg wird aus zeitlich und örtlicher Ferne verstanden wie eine Person, die sich gerade im Moment ihrer lebensentscheidenden Katharsis befindet, in jener bedeutungsschweren Nacht, in der sie aufhört zu sein, um neu zu werden. Die Stadt wird endlich geständig, immer nur geprahlt zu haben, ein

105 Rilke: Briefe I, S. 20

106 Mattenklott, Gert: Der geistige Osten bei Rilke und Kassner, in: Blätter der Rilke-Gesellschaft, Heft 15/1988, Sigmaringen 1989, S.21

107 Rilke: SW VI, S. 709

zu Stein gewordener Wahnsinn gewesen zu sein, und mit diesem Geständnis geschieht auch schon das Wunder von Absolution und Erlösung: das leere schwankende Gehirn der Stadt wird von seiner ungeheuren Belastung befreit, Lüge zieht sich aus dem Granit zurück, die Steine der Stadt werden fähig, wirkliches Leben in sich aufzunehmen, aus toter Schwere wird lebendige Kraft. Der Zauber der Erlösung geschieht in einer der hellen, der nicht dunkeln wollenden Nächte. Magisches Licht – Stadtnachtfronten lagen, angefrüht, / stumm und keiner Stunde mehr gemäß – bereitet die Wandlung vor. Die Beobachter sind Teil des Beobachteten, auch sie erleben die Wandlung, sind gleichsam Ministranten ihrer Wirkung: sie fuhren, nein: vergingen oder flogen, sie sind hingerissen durch das wache Nachten, / das nicht Himmel und nicht Erde hat.

Die Welt vergeht, um im Moment der geglückten Ekstase einer neuen Platz zu machen, aus unbewachten Gärten drängt ein Leben in die totgesagte Stadt. Und dieser Zauber geschieht in der Bewegung der Augenzeugen. Das Auge ist bewegt, um zu bewegen. Ein statisch fixiertes Sehen hätte vielleicht von dem Wunder dieser Verwandlung nichts geahnt.

Hätte Rilke in Paris nicht sehen gelernt, er hätte diese Umwertung des einst Erfahrenen wohl kaum vollziehen können. Hier wurde der im Malte niedergelegten Poetik gemäß etwas vergessen und gewartet, bis es dann wieder aufsteigen kann, um erst jetzt vielleicht zum Ausgangspunkt wirklicher Poesie zu werden.108 Das ist das Wesen eines poetischen Ortswechsels, den Sankt Petersburg in dieser Dichtung erlebt.

Eine nächtliche Kutschfahrt ganz anderer Art begegnet uns bei Endre Ady in seinem Gedichtband Szeretném ha szeretnének (Ich möchte geliebt sein), der im Jahre 1909 erschien.

Kocsi-út az éjszakában Milyen csonka ma a Hold, Az éj milyen sivatag, néma, Milyen szomorú vagyok én ma, Milyen csonka ma a Hold.

Minden Egész eltörött,

Minden láng csak részekben lobban,

108 Siehe Rilke: SW VI, S. 724 f

Minden szerlelem darabokban, Minden Egész eltörött.

Fut velem egy rossz szekér, Utána mintha jajszó szállna, Félig mély csönd és félig lárma, Fut velem egy rossz szekér.109 Wagenfahrt bei Nacht Wie verwundet ist der Mond, Diese Nacht, wie wüst sie ist und leer, Wie traurig ich heute bin, wie schwer, Wie verwundet ist der Mond.

Alles Ganze ist zerschellt, Alle Feuer brennen bloß verhalten, Alle Liebenden sind gespalten, Alles Ganze ist zerschellt.

Ach, mich zieht ein schlechter Wagen, Von hinten Klagen und Verderben, Tiefe Stille und lautes Lärmen, Ach, mich zieht ein schlechter Wagen.110

Auch bei Ady liegt Zauber in der Nachtluft, aber ein dämonischer, ein böser, ein fataler Zauber.

Hier geht es nicht um Erlösung, sondern um Verhängnis. Das Gedicht erfährt keine räumliche Bestimmung, es mag eine Kutschfahrt in Paris, in Italien, in Budapest oder sonst wo heraufbeschwören, doch es geht hier nicht um den Ort, vielmehr ist die gesamte Existenz des lyrischen Ich aus jedem Raum enthoben und selbst so verletzt wie die Welt, die ihre seelische Verfassung in dieser mondbeschienenen Nacht dem kutschfahrenden Ich vollkommen entblößt.

Universum und Ich sind ein und derselben Krise unterworfen und ausgeliefert. Wie bei Rilke ist

109 Ady: Dichtungen, S. 278 f

110 Ady: Gib mir deine Augen, S. 107

auch in diesem Gedicht die Bewegung das Medium der Wahrheit, hier wie dort wird innere Bewegtheit durch äußere Bewegung initiiert und freigesetzt.

Die Gleichzeitigkeit von tiefer Stille und lautem Lärm signalisiert bei Ady den magischen Moment. Ach, mich zieht ein schlechter Wagen, so heißt die erste Zeile der letzten Strophe, als sei der Wagen schuld und der Fahrende nur durch ein äußeres Gewaltverhältnis mit diesem fatalen Wagen verknüpft, das sich vielleicht auch wieder lösen ließe. Gibt es eine Hoffnung gegen das universale Verhängnis, so liegt sie hier, im Ausstieg aus dem schlechten Wagen.

Noch auf einer zweiten Ebene besteht Hoffnung: Alles Ganze ist zerschellt. Um die allgegenwärtige Zerbrochenheit des menschlichen Universums beklagen zu können, braucht es einen Sinn für das Ganze. Und dieser Sinn für das Ganze ist im Fahrenden ausgeprägt, sein Leid als schmerzvoll erfahrenes ist zugleich eine kämpferische Forderung nach Umkehr. Also haben wir es auch hier mit dem Moment einer Katharsis zu tun, zu deren schönsten Eigenschaften zählt, nicht wissen zu lassen, was diese radikale Reinigung zukünftig bewirken könnte.

Erstaunlich ist die anhaltende Wirkung dieses Gedichtes unter den Ungarn. In einer einzigen Woche im Frühsommer 2003 ist es mir gleich zweifach laut und lebendig begegnet. Der auch in Deutschland durch übersetzte Romane bekannte Schriftsteller László Márton wollte Hamburger Kulturreisenden wenigstens eine akustische Vorstellung von Ady geben und zitierte dieses ihm offensichtlich gegenwärtige Gedicht unter dessen Denkmal auf dem Franz Liszt Platz in Budapest vor der kleinen und erstaunten Gruppe, um es dann nicht weniger spontan gleich ins Deutsche zu übersetzen. Vier Tage später saß ich in einer Runde vorwiegend junger Leute, man sprach über Lyrik – in Ungarn geschieht dies häufiger als in anderen Ländern, bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts war die Lyrik auch in der öffentlichen Wirkung die bedeutendste Gattung der ungarischen Literatur, um erst dann durch die Prosa abgelöst zu werden – und jeder sagte einen Lieblingsvers. Eine neunzehnjährige Lyrikerin rezitierte diesen von der nächtlichen Kutschfahrt. Bei beiden Vorträgen wurde überaus deutlich, dass die Vortragenden an die Möglichkeit und unbedingte Notwendigkeit des Ganzen glaubten, dessen Zerfall Ady so eindrucksvoll beschwört. Die Beschwörung der Dunkelheit wirkt weiter, als Quelle des Lichts.

Vergleicht man die beiden Gedichte, so wird ein gravierender Unterschied deutlich, der sich auch auf das Gesamtwerk der Autoren beziehen ließe. Ady gewinnt seine Wahrheit, indem er alles auf sich bezieht, er subjektiviert die Welt. Dass diese Ver-Ichung der Welt nicht immer

glücken kann, beweist die Vielzahl seiner schwachen Gedichte, die aufgeblasen, manieristisch und bedenklich größenwahnsinnig wirken, weil sie dem Pathos ihrer eigenen Geste sprachlich nicht gewachsen sind. Hier liegt auch der Kern des kaum zu lösenden Problems, Ady in andere Sprachen zu dolmetschen, weil auch seine guten Gedichte, wo die ihm eigentümliche, starke Geste Ungarisch zu einer überzeugenden Sprache wird, in der Fremdsprache häufig überzogen wirken und kaum mehr als ein verlegenes Mitleid entsteht für einen Autor, der so laut und grell leidet, nicht aber wie im Ungarischen ein immer noch teilbares Leid, das durch die empfindliche Benennung in den Gedichten den ersten Schritt seiner Heilung einleitet.

Rilke hat ähnlich ambitioniert angefangen. Der Titel seines frühen Bandes Mir zur Feier weist ausdrücklich darauf hin. Dann aber hat er die entscheidende Wendung vollbracht, sich und seine Sprachfähigkeit zum Instrument einer Wahrheit zu machen, die er im doppelten Sinne außer sich sah und spürte. Dadurch wurde er außergewöhnlich aufnahmefähig und ausdrucksmächtig, Dinge, die in der Luft lagen – für jedermann spürbar, aber unfasslich –, auszusprechen und zu verdichten. Er wurde zum Objektivierer seines Ich, er machte aus dem Ich ein Wir und schuf kommunizierbare Wege in eine sprachmagisch geöffnete Wirklichkeit. Es ist somit durchaus kein Zufall, dass wir es bei Ady auf nächtlicher Fahrt mit seinem Ich zu tun haben, bei Rilke aber mit einem mehrschichtigen Wir. Doch ist das ungarische Ich bei Ady gleichfalls kommunikationsfähig geworden, die geradezu erlösende Kraft, die er unter seinen Lesern freisetzte und bis heute freisetzt, ist mit der eigentümlichen und ebenfalls immer noch anhaltenden Rilke-Wirkung durchaus vergleichbar, wenn auch mit dem vielsagenden Unterschied, dass Adys Ausstrahlung nicht zuletzt wegen dieser Konzentrierung auf das eigene, ungarische Ich geradezu ausschließlich auf ungarische Leser beschränkt bleibt, während Rilke international zu bewegen vermag.

7. EIN DORF VERSUCHT JUGENDSTIL

In document DOKTORI DISSZERTÁCIÓ (Pldal 107-115)